Geschichte: Die Wirtschaft der DDR im Jahre 1953

Emblem DDR

Über die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik wird in Schulbüchern der BRD viel Unwahres und viel Demagogisches verbreitet. Beispielsweise wird da behauptet, „die sowjetische Führung“ hätte die Teilhabe der „Ostblock“-Staaten an der Marshallplanhilfe verhindert.  Ja, natürlich, aber warum wohl? Laut Marshallplan setzten die USA Waffen, Ausrüstungen für die Rüstungsfabriken und Verbrauchsgüter, die auf anderen Märkten keinen Absatz finden, in Westdeutschland ab. [1] Welche Ziele verfolgten die USA mit dem sog. Marshallplan? Es waren dies: die „Ausnutzung der politischen und ökonomischen Schwierigkeiten der im Krieg geschwächten Länder, um die amerikanische Vorherrschaft über Europa zu errichten, die politischen und ökonomischen Voraussetzungen für einen gegen die Sowjetunion und die volksdemokratischen Ländern gerichteten Militärblock zu schaffen, den kalten Krieg zu verschärfen, die Reaktion in den westlichen Ländern zu stärken und den Einfluß der demokratischen Kräfte in diesen Ländern zurückzudrängen“. [2]

Desweiteren sei die Schwerindustrie in der DDR  „auf sowjetischen Druck“ hin mit Vorrang und „ohne Berücksichtigung der wirtschaftlichen Notlage“ aufgebaut worden, was die Versorgung der Bevölkerung „außerordentlich erschwert“ habe. Warum wurde in der DDR angeblich „vorrangig“ die Schwerindustrie aufgebaut? Es gab da noch ganz andere Probleme zu bewältigen, aber das geht aus dem nachfolgenden Text hervor. Im Jahre 1947 erreichten volkseigene und SAG-Betriebe zusammen einen Anteil von 56% der Industrieproduktion. Der volkseigene Wirtschaftssektor ermöglichte erstmals eine planmäßige, proportionale Entwicklung der Volkswirtschaft. Das verbesserte die ökonomischen Entwicklungsmöglichkeiten der sowjetischen Besatzungszone erheblich. Ohne Schwerindustrie wäre das nicht möglich gewesen. [3] Soviel vorweg. Hier nun ein kurzer Abriß der Geschichte aus der Anfangszeit des ersten sozialistischen deutschen Arbeiter- und Bauernstaates:

Die volkseigene Industrie wurde zur führenden Kraft der Wirtschaft der DDR

Auf dem Gebiete der DDR sind die Monopole restlos beseitigt, so der Hüttenkonzern von Flick, die elektrotechnischen Monopole der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft (AEG) und von Siemens, der Göring-Konzern, die I.G. Farbenindustrie u.a.: ihre Betriebe sind in die Hände des Volkes übergegangen. Das Eigentum der Kriegsverbrecher und aktiven Nazis wurde beschlagnahmt; Volkseigentum sind die Banken, die wichtigsten Verkehrsmittel, der größere Teil der Industrie und ein Großteil des Handels. Durch diese demokratischen Maßnahmen wurden fast alle führenden Industriezweige in den volkseigenen und ihnen gleichgestellten Betrieben konzentriert (Kraftwerke zu 99%, Bergbau zu 98%, die Hüttenindustrie zu 87%, die chemische Industrie zu 84%, der Maschinenbau zu 78% usw.). Die volkseigene Industrie wurde zur führenden Kraft der Wirtschaft in der DDR. Schon 1950 lieferten die volkseigenen und ihnen gleichgestellten Betriebe 73,9% der gesamten Industrieproduktion. Die Zahl der in der volkseigenen Industrie beschäftigten Personen erhöhte sich von 675.000 im Jahre 1948 auf 1.200.000 Anfang 1951.
 Karl-Marx-Stadt

Die demokratische Bodenreform

Von größter Bedeutung war die demokratische Bodenreform, die im Herbst 1945 begann. Es wurden (ohne Entschädigung) 6986 Güter sowie 3280 Besitzungen von Kriegsverbrechern und Naziführern konfisziert. Ins gesamt wurden 1945 bis 1948 3,1 Mill. ha konfisziert (einschließlich des dem Hitlerstaat, der Nazipartei und anderen verbrecherischen Organisationen gehörenden Landes). Aus diesen Ländereien wurden 2 Mill. ha an 543.000 landarme und landlose Bauern als Eigentum übergeben. Auch den Umsiedlern aus Polen und der Tschechoslowakei wurde Boden zugeteilt. Aus dem beschlagnahmten Vermögen der Gutsbesitzer erhielten die Bauern ferner: 180.000 Wohn- und Wirtschaftsgebäude, 441.000 Stück Vieh, 6.000 Traktoren und 260.000 verschiedene landwirtschaftliche Maschinen. Die ehedem landlosen Bauern erhielten zur Einrichtung ihrer Wirtschaft langfristige Vorzugskredite in Höhe von 367 Mill. DM. Ein Teil des konfiszierten Landes (7,2 %) diente der Errichtung von mehr als 1.000 volkseigenen Gütern, die den Bauern die Vorzüge einer gesellschaftlichen Bodenbestellung und der fortschrittlichen Agronomie vor Augen führen. Im Zuge der Bodenreform sind in den Dörfern bäuerliche Organisationen – die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe – gegründet worden, die bei der Durchführung der Reform und der Demokratisierung des Dorfes tatkräftige Hilfe leisten.
Bodenverteilung
Die im Jahre 1949 geschaffenen Maschinen-Ausleih-Stationen (MAS [jetzt: Maschinen-Traktoren-Stationen = MTS]) unterstützen die Bauern bei der maschinellen Bodenbearbeitung.

Faschisten zerstörten die Betriebe, den Rest plünderten die Amerikaner

Die Wiederherstellung der Friedenswirtschaft Ostdeutschlands erfolgte unter außerordentlich schwierigen Verhältnissen. Die unter den Schlägen der Sowjetarmee zurückweichenden Faschisten zerstörten die Industrie und das Verkehrswesen. Ausrüstungen, technische Unterlagen und ein Teil des technischen Personals wurden nach dem Westen verschleppt. Auch einen großen Teil des Viehs hatten die Faschisten nach dem Westen abgetrieben. In den diesseits der Elbe gelegenen Gebieten Deutschlands wurde die Industrie von den Amerikanern schwer in Mitleidenschaft gezogen, deren Armee diesen Landstrich in der Zeit von April bis Juli 1945 besetzt hielt. Die Schwierigkeiten erhöhten sich, nachdem die amerikanisch-englisch-französischen Imperialisten das Ruhr- und Saargebiet (die Kohle, Eisen, schwere Ausrüstungen usw. lieferten) von Ostdeutschland abschnitten, ferner durch die Schädlingstätigkeit von Agenten der englisch-amerikanischen Imperialisten und deutschen Reaktionäre auf dem Gebiet Ostdeutschlands.

Unter Führung der SED begann der planmäßige Wiederaufbau

Ungeachtet dieser Schwierigkeiten hat das Volk unter der Führung der Sozialistischen Einheitspartei (SED), die sich an die Spitze des Blocks der antifaschistisch-demokratischen Parteien und Organisationen stellte, und mit starker Unterstützung seitens der Sowjetischen Militärverwaltung die Wiederherstellung und später auch den Neuaufbau energisch in Angriff genommen und beachtliche Erfolge erzielt. Von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands nach dem Kriege ist die konsequente Demokratisierung des gesamten politischen Lebens und die Aktivierung der Volksmassen. In den volkseigenen Betrieben hat sich die von dem sächsischen Bergmann Adolf Hennecke ins Leben gerufene Aktivistenbewegung entfaltet.
Kulturpalast Karl-Marx-Stadt
Da der Hauptteil der großen Industriebetriebe und der Banken, des Verkehrswesens und Handels in die Hände des Volkes überging und das gesamte öffentliche Leben demokratisiert wurde, war es möglich, zur geplanten Wirtschaft überzugehen. Der für die Jahre 1949/50 aufgestellte Zweijahrplan wurde vorfristig erfüllt. Hinsichtlich der Bruttoproduktion der Industrie wurde der Plan bereits Anfang August 1950 zu 106,8% erfüllt. Die Gesamtinvestitionen in der Volkswirtschaft beliefen sich 1948 auf 0,5 Mrd. Mark, 1949 auf 1 Mrd. und 1950 um mehr als 2 Mrd. Mark.

Erfolgreicher Aufbau der Industrie in der DDR

Im Jahre 1950 hat die Industrieproduktion Ostdeutschlands den Stand von 1936 um 12% überschritten. Sämtliche Industriezweige haben einen Aufstieg zu verzeichnen. Von 1946-1950 hat sich die Produktion der chemischen Industrie verdoppelt, die des Bergbaus stieg um das Zweieinhalbfache, der Textilindustrie um das Dreifache, der Hüttenindustrie um das Dreieinhalbfache, des Maschinenbaus um das Sechsfache. 1950 belief sich die Braunkohlenförderung auf 132 Mill. t, die Steinkohlenförderung um 3 Mill. t und die Stromerzeugung auf 18 Mrd. kWh. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Entwicklung des Eisenhüttenwesens. Die Stahlproduktion betrug 1950 mehr als 1 Mill. t. In Riesa, Hennigsdorf und in der Maxhütte sind Walzstraßen und Martinöfen errichtet worden.
Stalinstadt
In der Nähe von Frankfurt/Oder wurde mit dem Bau des großen Eisenhüttenkombinats J.W.Stalin begonnen, dessen erster Hochofen 1951 angeblasen wurde; im gleichen Jahre wurde auch der erste Ofen des· Eisenhüttenkombinats West an der Saale in Betrieb genommen. Der Maschinenbau hat nicht nur eine schnelle Zunahme zu verzeichnen, sondern wird auch entsprechend dem Bedarf der Volkswirtschaft gestaltet. Erstmalig werden in Ostdeutschland Traktoren gebaut (Werke in Brandenburg, Nordhausen und Zwickau); die chemische Industrie mit dem größten Werke Deutschlands, dem Leunawerk, wird wiederhergestellt; es produziert Mineraldünger, Farbstoffe und verschiedene Halbfabrikate, die in anderen chemischen Fabriken weiterverarbeitet werden. Auch der Schwermaschinen- und der Schiffbau haben einen Aufschwung zu verzeichnen; in Stralsund, Warnemünde und Wismar werden Werften für den Bau von Fischdampfern eingerichtet; die Textilindustrie und andere Zweige der Leichtindustrie nehmen schnell zu.

Systematische Verbesserung der Lebensmittelversorgung

Auf Grund der Bodenreform und dank der Aktivierung der werktätigen Bauern steigt auch die landwirtschaftliche Produktion. Durch den Krieg und den Abtransport der Herden seitens der Faschisten hatte sich der Rinderbestand in Ostdeutschland um 36% und der Schweinebestand um 80% verringert. Gegenwärtig wird der Viehbestand in schnellem Tempo wieder aufgefüllt. Von 1947 bis 1950 hat sich der Rinderbestand von 2.783.000 auf 3.650.000 und der Schweinebestand von 2.077.000 auf 5.700.000 erhöht. Die Anbaufläche belief sich im Jahre 1950 auf 5.010.000 ha und erreichte damit den Stand von 1938; davon entfielen auf Getreide 2.903.000 ha, auf Kartoffeln 821000 ha, auf Zuckerrüben 225.000 ha und auf Futterkulturen 705.000 ha. Die Getreide-, Kartoffel- und Zuckerrübenerträge er reichten schon 1950 den Vorkriegsstand. während sie ihn 1951 wesentlich überstiegen; 1951 betrug die Roggen- und Weizenernte 4.488.000 t (gegenüber 3.614.000 t Jahresdurchschnitt für 1934 bis 1938), die Kartoffelernte 15.200.000 t (gegenüber 13.600.000 t) und die Zuckerrübenernte 6.230.000 t (gegen 5.412.000 t). Die zunehmende Bedeutung der volkseigenen Güter, die Errichtung der MAS (1951: 540 MAS mit 16.000 Traktoren) und die große Hilfe, die der Staat den Bauern erweist, sichern die Entwicklung der Landwirtschaft und erhöhen ihre Produktivität – ein Umstand, der es ermöglicht, die Lebensmittelversorgung der Werktätigen in der Stadt systematisch zu verbessern. Seit 1948 wird die Rationierung allmählich aufgehoben. Im Jahre 1948 wurden Kartoffeln und am 1.Januar 1951 Mehl- und Getreideerzeugnisse sowie andere wichtige Lebensmittel freigegeben. Hand in Hand damit erfolgt eine systematische Preissenkung.

Freundschaftliche Zusammenarbeit mit anderen sozialistischen Ländern

Der Außenhandel dient dem Wiederaufbau und der Weiterentwicklung der Friedenswirtschaft. Dem hohen Stand der industriellen Entwicklung entsprechend, besteht die Ausfuhr zu drei Viertel aus Industrieerzeugnissen, während in der Einfuhr die industriellen Rohstoffe (70%) überwiegen. Das gesW1de Verhältnis zwischen Ein- und Ausfuhr bewahrt die DDR davor, versklavende Anleihen aufnehmen zu müssen. Im Außenhandel nehmen die wirtschaftlichen Beziehungen mit der UdSSR und den Volksdemokratien, auf die mehr als 80% des Außenhandelsumsatzes der DDR entfallen, einen zentralen Platz ein. Von besonders großer Bedeutung sind die Lieferungen von Erdöl und Erdölerzeugnissen, Eisen- und Manganerz, Traktoren, Lastkraftwagen, Baumwolle,
Leipziger Messe
Wolle u.a. aus der UdSSR. Im Jahre 1950 hat sich der Außenhandel der DDR im Vergleich zu 1949 um 42,9% erhöht; dabei überstieg der Warenverkehr mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken und den Volksdemokratien den Umsatz von 1949 um 56%. Im September 1950 wurde die DDR in den Rat der Gegenseitigen Wirtschaftshilfe aufgenommen. Eine außerordentlich große Bedeutung für die weitere ökonomische Entwicklung der Republik haben die auf freundschaftlicher Zusammenarbeit beruhenden, mit der UdSSR und den Volksdemokratien (Rumänien, Ungarn, Bulgarien, Polen, Tschechoslowakei, Albanien und. China) geschlossenen Wirtschaftsabkommen, so das langfristige sowjetisch-deutsche Abkommen über gegenseitige Warenlieferungen vom 27. September 1951.

Ungeachtet eigener Schwierigkeiten senkte die UdSSR die Reparationen

Im Mai 1950 senkte die Sowjetregierung im Einvernehmen mit der Regierung der Polnischen Republik die restliche Reparationssumme auf die Hälfte und setzte eine Leistungsfrist von 15 Jahren fest, dadurch wurde das Industriewarenkontingent für Exportzwecke wesentlich erhöht. Der Anteil der Reparationen an der gesamten Industrieproduktion Ostdeutschlands wurde von 9,8% im Jahre 1948 auf 8,3% im Jahre 1949 und auf 4,4% im Jahre 1950 gesenkt. Gleichzeitig übergab die Regierung der UdSSR dem deutschen Volke eine Reihe von Industriebetrieben, die auf Grund der Beschlüsse der Potsdamer Konferenz als Reparationen an die UdSSR übergegangen waren. Die wohlwollenden Beschlüsse der Sowjetregierung über Senkung der Reparationen und Übergabe der Industriebetriebe trugen zur Wiederherstellung und Weiterentwicklung der Friedenswirtschaft der DDR und zur Hebung des Lebensstandards der Bevölkerung bei. Indessen wirtschaften die Westmächte ohne jede Kontrolle in Westdeutschland und plündern das Land unter dem Vorwand von Reparationen aus. So hatten, nach Angaben der deutschen demokratischen Presse, die USA, England lind Frankreich bereits bis Mitte 1950 Werte von mindestens 22 Mrd. Dollar aus Deutschland entnommen.

Stabile staatliche Finanzen

Die Währung der DDR ist stabil, die Menge des im Umlauf befindlichen Geldes (3,2 Mrd. Deutsche Mark) hat sich seit 1948 nicht vergrößert; die Kaufkraft der Mark nimmt dank der Steigerung der Arbeitsproduktivität lind der Senkung der Preise ständig zu. Die 1948 durchgeführte demokratische Geldreform erfolgte im Interesse des werktätigen Volkes und war auf eine möglichst schnelle Wiederherstellung und Weiterentwicklung der deutschen Friedenswirtschaft gerichtet. Die Banken der DDR befinden sich in der Hand des Volkes. Die zentrale Staatsbank ist die Deutsche Notenbank. Ferner gibt es in der DDR eine Investitionsbank für langfristige Kredite und die Deutsche Bauernbank. Nach dem Staatshaushalt der DDR für 1951 belaufen sich die staatlichen Einnahmen auf 24.313 Mrd. Mark lind die Ausgaben auf 24.299 Mrd. Mark. Der Anteil der Steuern, auf die vor dem zweiten Weltkriege 80% der gesamten Einnahmen entfielen, wurde im Jahre 1948 auf 60% und im Jahre 1949 auf 48% gesenkt. Mit der 1949 durchgeführten demokratischen Steuerreform wurde die Besteuerung der Werktätigen um 30% gesenkt. Im Jahre 1951 wurde die Besteuerung der Werktätigen erneut vermindert. Der größere Teil der staatlichen Mittel dient der Entwicklung der Friedenswirtschaft und der Kultur sowie der Hebung des Lebensstandards der Werktätigen.

Erste sozialpolitische Maßnahmen in der DDR: keine Arbeitslosigkeit, kostenlose ärztliche Betreuung, unentgeltlicher Unterricht, gleiche Löhne für Männer und Frauen…

In der DDR nimmt die Zahl der beschäftigten Arbeiter und Angestellten von Jahr zu Jahr zu; allein im Jahre 1950 hat sich die Anzahl der Arbeiter in der volkseigenen Industrie um 260.000 erhöht. Der Reallohn steigt. In den Jahren 1946-49 hat der Verbrauch von Brot, Zucker, Fleisch und Fisch um das Anderthalbfache und von Fett um das Doppelte zugenommen. Von großer Bedeutung sind die konsequente Durchführung des 8-Stundentages, die einheitliche Sozialversicherung, die kostenlose ärztliche Betreuung, der unentgeltliche Unterricht und die Festsetzung gleicher Löhne für Männer und Frauen. Der auf dem III. Parteitag der SED im Jahre 1950 angenommene, von der Volkskammer und der Länderkammer der DDR im Jahre 1951 bestätigte Fünfjahrplan für die Jahre 1951-55 sieht eine weitere Entwicklung der Friedenswirtschaft und Hebung des Wohlstandes der Werktätigen vor.
Kulturhaus Seelow
Vom schnellen Anstieg des Volkseinkommens der DDR zeugen die folgenden Angaben (in Prozent von 1946): Der Fünfjahrplan für 1951-55 sieht Investitionen in Großbauvorhaben in Höhe von 28,6 Mrd. Mark vor. Diese Investitionen ermöglichen es, die Industrieproduktion im Vergleich zu 1936 zu verdoppeln. Gegen Ende des Fünfjahrplans wird die jährliche Förderung von Braunkohle bis auf 225 Mill. t, von Eisenerz bis auf 3,65 Mill. t, von Kupfererz bis auf 2,65 Mill. t und von Kalisalzen bis auf 1,5 Mill. t ansteigen. Die Stromerzeugung wird sich im Jahre 1955 auf 33,4 Mrd. kWh belaufen. Es ist ferner geplant, die Roheisenproduktion auf 2 Mill. t und die Stahlproduktion auf 3,1 Mill. t zu erhöhen. Der Maschinenbau hat eine allseitige Entwicklung zu verzeichnen.
Autobahnbrücke
Dem Fünfjahrplan zufolge ist auch eine schnelle Produktionssteigerung in den übrigen Industriezweigen vorgesehen. Im Jahre 1955 werden 24 Mill. Paar Lederschuhe, 525 Mill. qm Gewebe, 172.000 t Kunstfaser usw. hergestellt werden. In den volkseigenen und ihnen gleich gestellten Betrieben wird die Arbeitsproduktivität im Verlauf des Fünfjahrplanes um 72% steigen. Hand in Hand mit dem schnellen Aufbau großer Industriebetriebe vollzieht sich die planmäßige Wiederherstellung der zerstörten Städte der Republik.

Der Fünfjahrplan sieht eine schnelle Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion vor, die den Vorkriegsstand wesentlich überschreiten wird. Im Jahre 1955 werden 750 MTS mit einem Bestand von 37.500 Traktoren vorhanden sein. Die bessere technische Ausrüstung der Landwirtschaft ermöglicht es, den durchschnittlichen Hektarertrag bei Getreide von 16 auf 25, bei Zuckerrüben von 230 auf 315 und bei Kartoffeln von 154 auf 205 Doppelzentner zu erhöhen. Die gesamte Getreideernte wird sich auf 7,3 Mill., die Kartoffelernte auf 17 Mill. und die Zuckerrübenernte auf 6,8 Mill. t belaufen. Der Rinderbestand wird auf 4,4 Mill. und der Schweinebestand bis 7,6 Mill. Stück erhöht. Die Bedeutung der volkseigenen Güter als hochproduktive mechanisierte Wirtschaften nimmt zu.
Hohenwartetalsperre
Der Fünfjahrplan sieht auf Grund der wachsenden Friedensproduktion eine beträchtliche Hebung des Lebensstandards der Werktätigen vor. Bei gleichzeitiger Senkung der Warenpreise um 28% wird die Lohnsumme um 31% erhöht. Der Verbrauch von Fleisch, Zucker und anderen Lebensmitteln wie auch von Industriewaren pro Kopf der Bevölkerung nimmt beträchtlich zu. Der Fünfjahrplan basiert auf freundschaftlichen Beziehungen und einer engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der Sowjetunion und den übrigen Ländern des demokratischen Lagers. Bei der Wiederherstellung und Weiterentwicklung der Friedenswirtschaft der DDR spielt die Unterstützung seitens der UdSSR eine besonders große Rolle. »Auf allen Gebieten fühlen wir die fürsorgliche und kameradschaftliche Unterstützung seitens der großen Sowjetunion und ihres Führers, des Genossen Stalin«, betonte Wilhelm Pieck in dem Rechenschaftsbericht an den III. Parteitag der SED. [4]

Noch eine Bemerkung zu Westdeutschland

Die wirtschaftliche Lage Westdeutschlands wird durch die dem deutschen Volke feindliche Politik der imperialistischen Mächte bestimmt, die den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz zuwiderläuft. Entgegen den Beschlüssen dieser Konferenz bestehen in Westdeutschland die kapitalistischen Monopole nach wie vor weiter. An Stelle ihrer Auflösung haben die Besatzungsmächte nur eine »Schein-Dekartellisierung« durchgeführt. Der Chemie-Trust I.G.Farben setzt seine Tätigkeit aus Tarnungsgründen durch die Gesellschaften der Bayer-Werke (Leverkusen), der Badischen Anilinfabrik (Ludwigshafen) und der Farbenwerke (Höchst) fort. Auf Anordnung der amerikanisch-englischen Behörden sind die Kohlen-und Hüttenmonopole des Ruhrgebietes nicht nur wieder in ihre alten Rechte eingesetzt worden, sondern haben noch an Bedeutung ge­wonnen. Der auf Befehl der Wallstreet geschaffene Hütten-Superkonzern umfaßt 86% der gesamten Stahlproduktion des Ruhrgebietes. Nach Westdeutschland sind die Monopole übersiedelt, die gezwungen waren, ihre Tätigkeit in Ostdeutschland einzustellen, so die AEG, Siemens u.a. Die Unternehmerverbände sind wieder ins Leben gerufen worden. Mit er­neuter Aktivität wirken der frühere Finanzdiktator Hitlers, Schacht, die Rädelsführer der Kohlen- und Hüttenmonopole Stinnes, Krupp (der von den amerikanisch-englischen Behörden 1951 aus der Haft entlassen wurde), Reusch, Kost, Dinkelbach, Zangen, Pferdmenges und andere Vertreter der deutschen Monopole…

Quelle:
Jürgen Kuczynski/Wolfgang Steinitz (Hrsg.): Deutschland, Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin 1953, S.41-54. (Zwischenüberschriften von mir, N.G.)

Zitate:
[1] Kuczynski/Steinitz: Deutschland, a.a.O., S.60.
[2] Sachwörterbuch der Geschichte Deutschlands und der deutschen Arneiterbewegung, Dietz Verlag Berlin, 1970, Bd,2, S.69f.
[3] Vgl. Geschichte, Klasse 9, Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1988, S.250-252.
[4] „Neues Deutschland“ v. 21. Juli 1950, Nr.167.

Siehe auch:
Gab es einen Sozialismus in der DDR?
Erich Honecker: Über den Sozialismus und seine Zukunft
Der Sozialismus und die SED
Die DDR war ein Rechtsstaat
Benjamin fragt: Was denkst du eigentlich über die DDR und über Stalin?
Die DDR – ein kinderfreundliches Land!

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23 Antworten zu Geschichte: Die Wirtschaft der DDR im Jahre 1953

  1. prkreuznach schreibt:

    Hat dies auf Was war die DDR ? rebloggt und kommentierte:
    Dieser Beitrag ist sehr informativ. Das ist guter Lehrstoff, um über die ersten Jahre der DDR etwas zu erfahren.

  2. olivia2010kroth schreibt:

    Wie erfreulich, detaillierte Informationen über die DDR zu erfahren, statt nur immer die demagogische Polemik der Westblätter gegen alles, was „kommunistisch“ ist oder war, lesen zu müssen.

  3. sascha313 schreibt:

    Danke, Olivia, die DDR war mein Heimatland. Hier bin ich aufgewachsen, habe gelebt, gelacht, geliebt, studiert, gearbeitet…

  4. olivia2010kroth schreibt:

    Wieso „selbst verspielt“? Hierzu bitte ich um Erläuterungen.

    • prkreuznach schreibt:

      Anstatt die „Mauer“ umzureißen hätten die Leute ihre Betriebe, ihr Volkseigentum verteidigen müssen. Die Regierung war handlungsunfähig. Da hätte vor dem Staatsrat demonstriert werden und eine neue Regierungsmannschaft gefordert werden müssen. Es fing doch schon Sommer 1989 an. Die Leute sind nicht mehr aus dem Urlaub zurückgekommen.
      Bei aller berechtigten Unzufriedenheit, die DDR als ganzes, der Sozialismus als System wurde abgelehnt. Die guten Seiten wurden als selbstverständlich gesehen. Man war sich dessen nicht bewusst, dass die Errungenschaften des sozialistischen Systems der DDR verteidigt werden mussten.
      Das meine ich mit „selbst verspielt“.

  5. Harry 56 schreibt:

    „selbst verspielt“ wurde der Sozialismus in der DDR nach allen inzwischen zugänglichen Informationen spätestens ab 1970/71, in anderen sozialistischen Ländern zum Teil noch früher.(UDSSR, Polen, Ungarn etc…)
    Wer wäre da wohl 1989 noch ernsthaft bereit gewesen, die DDR, das sozialistische Volkseigentum zu verteidigen, nachdem die Leute seit fast 20 Jahren fast nur noch von Honeckers „gutnachbarlichen Beziehungen zur BRD“ hörten, sogar, „nun erst recht!“ nach der NATO-„Nachrüstüng“ ab 1983?
    Nee, 89′ waren wohl so ziemlich alle Züge schon abgefahren, und eben leider nicht nur in der DDR.
    1989 war das neue 1914 der internationalen Arbeiterklasse, Revival!

    • prkreuznach schreibt:

      Harry 56, Du hast vollkommen recht. Die sozialdemokratische „Entspannungspolitik“ war mehr zum Schaden, als zum Nutzen. Otto Winzer prägte den Begriff. „Konterrevolution auf Filzlatschen“.

  6. olivia2010kroth schreibt:

    Danke für die Erklärungen, prkreuznach. Wenn man so will, hat die Sowjetunion sich 1991 auch „selbst verspielt“. Das Ende hatte sich bereits viel früher erkennen lassen. Warum konnte niemand es aufhalten?

  7. sascha313 schreibt:

    Das ist schon eine gute Frage – die sollte man denen stellen, die dafür Verantwortung trugen. Als den meisten klar geworden war, was hier – also in der Sowjetunion und später bei uns – ablief, war es auch schon zu spät. Seit der heimtückischen Ermordung Stalins gab es innerhalb der KPdSU nicht wenige Kämpfe. Das wurde dann auch offenkundig durch die verbrecherische Rede Chruschtschows auf dem XX.Parteitag der KPdSU, damit kamen auch Abweichungen vom sozialistischen Aufbau (d.h. vom Marxismus/Leninismus) zustande, die man nicht anders als Sabotage aus niedrigen Beweggründen bezeichnen kann. (siehe auch: http://sascha313.blog.de/2010/10/16/demontage-9633604/ ) Die Folgen für Dutzende Millionen Menschen sind katastrophal!

  8. olivia2010kroth schreibt:

    Das von der Ermordung Stalins lese ich zum ersten Mal. Weiss man, wer ihn ermordete, warum und wie? Dass Josef Stalin viele Feinde hatte, ist klar. Aber er war so gut bewacht, wer hätte in seine Nähe kommen können, um ihn zu ermorden? Das ist eine spannende, wenn auch traurige Geschichte. Ich persönlich denke, dass Stalin Hervorragendes für die Sowjetunion geleistet hat. Gerade deshalb wurde und wird er immer noch heute im Westen diffamiert. Er sah das selbst voraus und sagte: „Wir werden den Preis für unseren Sieg im Grossen Vaterländischen Krieg zahlen müssen. Man wird uns verleumden …“

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  10. Da weint die NAZI-BRD immer noch drüber.
    Hier konnten die faschistischen Kapitalisten nicht, was denen von 1807 – Befreiung der Deutschen von der Sklaverei durch Napoleon – bis 1850 gelang: die hatten sich nämlich die Auslösung jedes deutschen Sklaven teuer bezahlen lassen. Sie erhielten a) Kapital, b) Schuldverschreibungen und auf diese c) Zinsen und Zinses-Zinsen. Diese „Kapitalisierung“ lief bis Ende des 19. Jahrhunderts.
    Ab 1871 gelang es den Banken jedoch auf „rechtlicher“ Ebene alle Sklaven wieder einzufangen. Seit dem sind alle Deutschen, aber auch viele andere Völker das Eigentum für das sie Zinsen und Zinses-Zinsen erhalten.

    „Von größter Bedeutung war die demokratische Bodenreform, die im Herbst 1945 begann. Es wurden (ohne Entschädigung) 6986 Güter sowie 3280 Besitzungen von Kriegsverbrechern und Naziführern konfisziert. Ins gesamt wurden 1945 bis 1948 3,1 Mill. ha konfisziert (einschließlich des dem Hitlerstaat, der Nazipartei und anderen verbrecherischen Organisationen gehörenden Landes). Aus diesen Ländereien wurden 2 Mill. ha an 543.000 landarme und landlose Bauern als Eigentum übergeben. Auch den Umsiedlern aus Polen und der Tschechoslowakei wurde Boden zugeteilt. Aus dem beschlagnahmten Vermögen der Gutsbesitzer erhielten die Bauern ferner: 180.000 Wohn- und Wirtschaftsgebäude, 441.000 Stück Vieh, 6.000 Traktoren und 260.000 verschiedene landwirtschaftliche Maschinen.“

  11. Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt und kommentierte:
    Da weint die NAZI-BRD immer noch drüber.
    Hier konnten die faschistischen Kapitalisten nicht, was denen von 1807 – Befreiung der Deutschen von der Sklaverei durch Napoleon – bis 1850 gelang: die hatten sich nämlich die Auslösung jedes deutschen Sklaven teuer bezahlen lassen. Sie erhielten a) Kapital, b) Schuldverschreibungen und auf diese c) Zinsen und Zinses-Zinsen. Diese „Kapitalisierung“ lief bis Ende des 19. Jahrhunderts.
    Ab 1871 gelang es den Banken jedoch auf „rechtlicher“ Ebene alle Sklaven wieder einzufangen. Seit dem sind alle Deutschen, aber auch viele andere Völker das Eigentum für das sie Zinsen und Zinses-Zinsen erhalten.

    „Von größter Bedeutung war die demokratische Bodenreform, die im Herbst 1945 begann. Es wurden (ohne Entschädigung) 6986 Güter sowie 3280 Besitzungen von Kriegsverbrechern und Naziführern konfisziert. Ins gesamt wurden 1945 bis 1948 3,1 Mill. ha konfisziert (einschließlich des dem Hitlerstaat, der Nazipartei und anderen verbrecherischen Organisationen gehörenden Landes). Aus diesen Ländereien wurden 2 Mill. ha an 543.000 landarme und landlose Bauern als Eigentum übergeben. Auch den Umsiedlern aus Polen und der Tschechoslowakei wurde Boden zugeteilt. Aus dem beschlagnahmten Vermögen der Gutsbesitzer erhielten die Bauern ferner: 180.000 Wohn- und Wirtschaftsgebäude, 441.000 Stück Vieh, 6.000 Traktoren und 260.000 verschiedene landwirtschaftliche Maschinen.“

  12. walterfriedmann schreibt:

    Hat dies auf Forum Politik rebloggt und kommentierte:
    Die Wirtschaft der DDR

  13. Pingback: Walter Ulbricht: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen…“ | Sascha's Welt

  14. Pingback: Ein Lehrer aus Kamsdorf (Bezirk Gera/DDR) berichtet… | Sascha's Welt

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