Das faschistische Konzentrationslager Buchenwald

Buchenwald
„Ich bin zurückgekehrt an den Ort furchtbarer Erinnerungen“, schrieb Klaus Trostorff, der Direktor der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald im Jahre 1980, „weil ich nicht schweigen kann und nicht will, daß sich solches wiederholt, daß heutige und künftige Generationen erkennen, warum Buchenwald und Auschwitz und Ravensbrück und auch Vietnam und die faschistischen Verbechen in Chile erfolgen konnten.“  Am 11. April 1945 befreiten sich die Häftlinge des KZ Buchenwald selbst und öffneten die Tore des Lagers.

Heute müßte man hinzufügen: der faschistische Massenmord in Kiew, in Odessa und Mariupol, im Donbass und im Gaza-Streifen, die Kriegsverbrechen des westlichen Imperialismus im Irak, in Libyen und Syrien und dergleichen. Erinnert sei an den Schwur von Buchenwald: „Noch leben die Mörder unserer Kameraden! Noch laufen die sadistischen Peiniger frei herum! … Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“ 

Antifaschistischer Widerstand im KZ Buchenwald

Die KPD war die einzige Partei in Deutschland. die ihren Kampf gegen den Faschismus konsequent unter illegalen Bedingungen auch im Konzentrationslager fortgesetzt hat. Die Kommunisten, die mit den ersten Transporten aus den KZ Lichtenburg. Sachsenburg und Sachsenhausen noch dem neuerrichteten KZ Buchenwald kamen, begonnen hier sofort unter streng eingehaltener Konspiration illegale KPD-Gruppen aufzu­bauen. Sie umfaßten drei bis fünf Mitglieder nach Städten oder Län­dern. An der Spitze der Parteigruppen standen die Funktionäre Walter Stoecker, Dr.Theodor Neubauer und Albert Kuntz.
Walter Stoecker Theodor Neubauer Albert Kuntz
Die Kommunisten Walter Stoecker – Dr. Theodor Neubauer – Albert Kuntz

Nach dem Tode Walter Stoeckers im März 1939 in Buchenwald und der Entlassung Dr.Theodor Neubauers im April des gleichen Jahres – er wurde im Juli 1944 erneut verhaftet und am 5.Februar 1945 in Brandenburg hin­gerichtet – wurden der KPD-Reichstagsabgeordnete Ernst Busse und August Thöne Mitarbeiter in der illegalen Parteileltung. Als Albert Kuntz zu seiner eigenen Sicherheit von der Parteiarbeit befreit wurde, nahmen Ernst Brandt und Harry Kuhn seine Stelle ein. Im Oktober 1939 wurde Walter Bartel in dos KZ Buchenwald eingeliefert und zur illegalen Parteiarbeit herangezogen. Nach der Entlassung von Ernst Brandt und der Verschleppung von Albert Kuntz in Außenlager – er wurde am 23. Januar 1945 im KZ Dora-Mittelbau ermordet – lag die Parteileitung bis nach der Selbstbefreiung der Häftlinge in den Händen von Walter Bartel, Ernst Busse und Harry Kuhn.

Die illegale Tätigkeit der Kommunisten

Die erste politische Tätigkeit, die die Kommunisten im Lager ausübten, bestand in der Hilfe für kranke und ältere Antifaschisten und im Erfahrungsaustausch über den Kampf gegen die SS und ihre Helfer, die kriminellen Häftlinge, Spitzel und Provokateure. Es wurden politische Diskussionen in kleinsten Gruppen im Freien, im Häftlingsrevier und anderen Kommandos geführt. Die Genossen wurden über die Be­schlüsse der KPD und der internationalen Arbeiterbewegung, über den Kriegsverlauf und wichtige politische Ereignisse sowohl durch neu eingelieferte Kommunisten als auch durch zuerst sporadisches, später systematisches illegales Abhören ausländischer Sender, insbesondere aus Moskau und London, informiert. Walter Bartel berichtete nach seiner Einlieferung vor den illegalen Parteigruppen über die Beschlüsse des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale, die Beschlüsse der Brüsseler Konferenz der KPD 1935 und über die Entwick­lung der Volksfrontbewegung in den verschiedenen Ländern sowie über die politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung in der Sowjetunion.

Politische Bildung und Ermutigung

1943 vertiefte ein Teilnehmer des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale und der Brüsseler Konferenz der KPD die Kenntnisse der Genossen über Strategie und Taktik der illegalen KPD im Kampf zum Sturz des Faschismus. Die Kommunisten im Konzentrationslager konnten auf Grund der erhaltenen Information die Generallinie der KPD und ihres Zentralkomitees in ihrer Arbeit verwirklichen. Unter Ausnutzung des möglichen Schulungssystems und durch weltanschauliche Diskussionen in kleinen Zirkeln wurden sie zu einer politisch richtigen Haltung befähigt. Sie beschäftigten sich mit Fragen des Leninismus, der nationalen Frage, dem Programm des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ und anderen Themen. Die Genossen vermittelten ihr Wissen überwiegend aus dem Gedächtnis. An marxistischer Literatur standen ihnen das aus der Makulatur gerettete „Manifest der Kommunistlschen Partei“ von K. Marx und F. Engels und der vom Außenlager eingeschmuggelte „Materialismus und Empirio­kritizismus“ von W.I. Lenin zur Verfügung. In der Häftlingsbibliothek konnten die dort tätigen Kameraden heimlich marxistische Zitate aus faschistischen Zeitungen und Büchern ausschneiden und zur Auswer­tung zur Verfügung stellen.

Widerstand und internationale Soldarität im KZ Buchenwald

Die Kommunisten bildeten die progressive Kraft, die führend für den illegalen Widerstand und die internationale Solidarität zur Erleichterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge unter SS­-Repressalien tätig war. Die illegale Parteiarbeit wurde unter erschwer­ten Umständen durchgeführt, weil ständig die Entdeckung durch die SS und der Verrat durch Spitzel gefürchtet werden mußten. Es ist der guten konspirativen Arbeit und Disziplin der Genossen zu verdanken, daß die illegalen Parteikader in einer durch Berufsverbrecher provo­zierten Aktion der SS gegen politische Häftlinge im März 1942 nicht ermittelt und vernichtet werden konnten. Die Antifaschisten entschie­den diesen Kampf zu ihren Gunsten: Sie erreichten die Auflösung einer aus 70 politischen Häftlingen zusammengestellten Sonderkompanie und die Besetzung von Lagerpositionen durch zuverlässige Häftlinge. Die Kommunisten führten ihre ideologische Arbeit gegen die SS und solche Häftlinge, die die Prügelmethode der SS zu ihrer eigenen machten. Hiervor galt es, in kameradschaftlicher Weise besonders die ausländischen Häftlinge zu schützen.

Lagerinformation, Sabotageaktionen und Vorbreitung zur Selbstbefreiung

Die Autorität der illegalen KPD, in deren Reihen kampferprobte Arbeiterfunktionäre standen, gegenüber ausländischen Häftlingen führte zu festen Kontakten mit Mitgliedern der kommunistischen Parteien und mit Widerstandskämpfern anderer Nationen: Es wurden an sie politische und Lagerinformatio­nen weitergegeben und im Zusammenwirken mit den illegalen nationalen Komitees, die auf Initiative der deutschen Genossen gebildet waren, Lagerpositionen mit ausländischen Häftlingen besetzt. In den Arbeits- und Außenkommandos wurde die ideologische Arbeit beein­flußt. Die Kontakte mit den Außenkommandos dienten der Nachrichtenübermittlung von und nach Buchenwald bei Überstellungen von Häftlingen und auch der Kontaktsuche mit Zivilisten sowie in eini­gen Fällen zu Widerstandsgruppen außerhalb des Lagers.
Rundfunkempfänger
Rekonstruktion eines illegalen Rundfunkempfängers

Es wurden verallgemeinerte, in Buchenwald gesammelte Erfahrungen über Wider­stand und Sabotage verbreitet. Von großer Bedeutung und Bestandteil der Arbeit der illegalen Parteileitung waren Fragen der militärischen Organisation, der Waffen­beschaffung und der Ausbildung militärischer Kader. Die illegale Parteiarbeit wurde im KZ Buchenwald auf der Grundlage der Erfahrungen und Gesetzmäßigkeiten des Klassenkampfes der internationalen Arbeiterbewegung im Geiste des proletarischen Internationalismus geführt. Die entscheidende Kraft in einem jahrelangen opferreichen Kampf war die Partei der Arbeiterklasse, die sich auf die erprobten Erfahrungen der bolschewistischen Partei stützte und ein festes Bündnis aller antifaschistischen Kräfte geschaffen hat.

Tiefe Dankbarkeit den Kommunisten und den anderen Antifaschisten

Am 19. April 1945 bestätigten die Vertreter der kommunistischen Parteien Buchenwalds in einer Resolution die geleistete Arbeit. In den Abschiedserklärungen der nationalen Komitees beim Verlassen des Lagers wurde die tiefe Dankbarkeit gegenüber den deutschen Antifa­schisten ausgedrückt. In Buchenwald „lernten wir die bewußten Antifaschisten kennen; wir lernten kennen die Besten und Kampferprobtesten – die deutschen Kommunisten. Sie ließen sich nie von SS-Taktik verführen, um die Einheit der deutschen Genossen mit den ausländischen mittels verschiedener Versprechungen, Positionen, Privilegien und mittels verschiedener Theorien über höhere und niedere Völker und Rassen zu zerstören. Die internationale Solidarität war ihnen wichtiger, als die persönliche Sicherheit. Die deutschen Kommu­nisten im KZ Buchenwald erfüllten ihre Pflicht, sie verpflichteten uns.“ (Aus der Abschiedserklärung des Jugoslawischen Komitees)

aus:
Gitta Günther: Buchenwald, Weimar – Tradition und Gegenwart, Heft 25, 1977, S.31-33

Siehe auch:
Lebensbedingungen im KZ Buchenwald

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