Blickpunkt: Die USA-Militärstrategie

ApokalypseIm „The Chicago Council on Global Affairs“ hielt Georges Friedman einen Vortrag über die Militärstrategie der USA. Ganz ungeniert plauderte er bei dieser Gelegenheit darüber, mit welchen Mitteln die USA ihre potentiellen Gegner  zu schwächen bzw. „fertigzumachen“ gedenken. Schon einmal stand ein aggressiver imperialistischer Staat wegen einer gegen den Frieden gerichteten Verschwörung vor dem Gericht der Völker. Eine ganze Regierung wurde verurteilt wegen eines „auf die Erringung der Weltherrschaft gerichteten Gewaltunternehmens“. Das war 1945. Doch die deutsche Wehrmacht war nach verlustreichen Kämpfen im Mai 1945 durch die sozialistische Sowjetunion vernichtend geschlagen worden. Und einige der Nazi- und Kriegsverbrecher wurden dafür durch den Nürnberger Gerichtshof zum Tode verurteilt. Die USA-Militärstrategie ist nun eine Weiterentwicklung dieser nazistischen Weltmachtbestrebungen.  Das große Karthago führte drei Kriege …

Moderator: Mein Name ist Dick Brand und ich bin der Direktor der gemeinsamen Programme bei „The Chicago Council on Global Affairs“. Danke Ihnen , daß Sie gekomen sind. Ich nutze diese Möglichkeit für die Begrüßung von George Friedman hier bei „The Chicago Council“. Ich denke, er ist zum ersten Mal hier. Danke, daß Sie bei uns sind.

Friedman

George Friedman: Kein Ort kann auf Dauer friedlich bleiben. Auch die USA nicht, ich meine wir (die USA) werden von Kriegen begleitet bzw. betroffen. Europa wird, wie ich vermute, zwar nicht zu den großen Kriegen zurückkehren, aber es wird wieder zum menschlichen Normalfall zurückkehren: Es wird seine Kriege haben, seine Friedenszeiten, und es wird seine Leben verlieren. Es wird keine 100 Millionen Tote geben, wie im letzten Krieg, aber die Idee von der europäischen Auserwähltheit wird, wie ich denke, dazu beitragen. Es wird Konflikte in Europa geben, es gab schon Konflikte in Jugoslawien – und jetzt in der Ukraine.

Europas Beziehungen zu den Vereinigten Staaten – wir haben keine Beziehungen mit „Europa“. Wir haben Beziehungen mit Rumänien, wir haben Beziehungen mit Frankreich, aber es gibt kein „Europa“, mit dem die USA Beziehungen haben.

Bitte der Herr dort.

Frage: Ist der islamistische Extremismus die Hauptbedrohung für die Vereinigten Staaten, und wird er absterben oder wird er auch weiterhin fortbestehen?

George Friedman: Er ist ein Problem für die Vereinigten Staaten, aber keine existentielle Bedrohung. Man muß sich damit befassen. Man muß sich damit angemessne befassen. Wir haben andere außenpolitische Interessen. Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland. Weil vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann. Unser Hauptinteresse galt, sicherzustellen, daß dieser Fall nicht eintritt.

Wenn Sie ein Ukrainer sind, werden Sie Ausschau danach halten, werr Ihnen als Einziger helfen kann. Und das sind die Vereinigten Staaten. Letzte Woche, oder etwa von 10 Tagen war der Oberbefehlshaber der amerikanischen Bodentruppen in Europa, General Ben Hodges, zu Besuch in der Ukraine. Er kündigte dort an, daß die US-Militärberater („US-Trainers“) demnächst offiziell in die Ukraine kommen sollen. Eigentlich hat er dort Medaillen an die ukrainischen Kämpfer verteilt, obwohl das militärische US-Protokoll verbietet, daß Medaillen an Ausländer verliehen werden. Doch er tat das, weil er damit zeigen wollte, daß die ukrainische Armee seine Armee ist. Dann ging er weg.

Die USA liefern Waffen und umzingeln Rußland

Und die Vereinigten Staaten liefern an die baltischen Staaten Waffen, Artillerie und andere Militärausrüstungen. Die baltischen Staaten, Rumänien, Polen, Bulgarien – das ist ein sehr interessanter Punkt. Und gestern haben die Vereinigten Staaten angekündigt, daß sie vorhaben, Waffen an die Ukraine zu liefern. Das wurde dementiert, aber sie tun das. Die Waffen werden geliefert. Bei allen diesen Handlungen agieren die Vereinigten Staaten außerhalb der NATO. Weil – die NATO-Entscheidungen müssen von allen NATO-Mitgliedern einstimmig getroffen werden. Der Punkt bei der ganzen Sache ist, daß die USA ein „Cordon Sanitaire“, einen Sicherheitsgürtel um Rußland herum aufbauen. Und Rußland weiß das. Rußland glaubt, die USA beabsichtigen, die Russische Föderation zu zerschlagen. Ich denke, wir wollen sie nicht töten, sondern nur etwas verletzen bzw. ihr Schaden zufügen. Jedenfalls sind wir jetzt zurück zum alten Spiel.

Und wenn Sie einen Polen, Ungarn oder Rumänen fragen, sie leben in einer ganz anderen Welt als die Deutschen. Und die Deutschen leben in einer anderen Welt als die Spanier. Also es herrscht Uneinigkeit in Europa. Aber was die Ukrainer bevorzugen werden, das das werde ich Ihnen genau sagen: Sie werden versuchen, das Zischen seitens der USA zu vermeiden.

Die USA als Weltgendarm

Die Vereinigten Staaten kontrollieren aus ihrem fundamentalen Interesse heraus alle Ozeane der Welt. Keine andere Macht hat das jemals getan. Aus diesem Grund intervenieren wir weltweit bei den Völkern, aber sie können uns nicht angreifen. Das ist eine schöne Sache! Die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die Ozeane und im Weltall begründet unsere Macht. Der beste Weg, die feindliche Flotte zu besiegen, ist es, zu verhindern, daß diese gebaut wird. Der Weg, den die Briten gegangen sind, um sicherzustellen, daß keine europäische Macht die Flotte bauen konnte, ist, daß die Europäer einander bekämpften.

Die Politik, die ich empfehlen würde, ist die, die Ronald Reagan im Iran und Irak angewendet hat. Er unterstützte beide Kriegsseiten, so daß sie gegeneinander kämpften (Iran-Irak-Krieg 1980-88) und nicht gegen uns. Es war zynisch, es war nicht moralisch vertretbar, aber es hat funktioniert. Und das ist der Punkt – die Vereinigten Staaten sind nicht in der Lage, ganz Eurasien zu okkupieren. In dem Moment, wo unsere Stiefel den Boden berühren, sind wir demographisch zahlenmäßig unterlegen. Wir können eine Armee zerschlagen, aber wir sind nicht in der Lage den Irak zu besetzen. Die Idee, daß eine 130.000 Soldaten starke US-Armee ein Land mit 25 Millionen Menschen Bevölkerung okkupieren würde… das Verhältnis zwischen der Anzahl der Polizisten und der Einwohner von New York ist größer, als das Verhältnis zwischen den US-Soldaten und der irakischen Bevölkerung war.

Die Militärstrategie der USA

Also, wir sind nicht in der Lage, überall militärisch zu intervenieren, aber wir sind in der Lage

  1. die gegeneinander kämpfenden Mächte zu unterstützen, damit sie sich auf sich selbst konzentrieren können,
  2. sie politisch, miltärisch zu unterstützen, ihnen Waffen zu liefern und US-Berater zu senden. Und
  3. in außerordentlichen Fällen, wie wir in Japan vorgegangen sind, nein – in Vietnam, Irak und Afghanistan mit Präventivschlägen („spoiling attacks“) zu intervenieren. Die Taktik der Präventivschläge beabsichtigt nicht, den Feind zu besiegen, sondern sie verfolgt das Ziel, den Feind aus der Balance zu bringen. Das versuchen wir in jedem Krieg, wie z.B. in Afghanistan brachten wir Al-Qaida aus der Balance.

Das Problem, das wir haben, seit wir so jung und dumm sind, seit wir die Feinde aus der Balance bringen, anstatt uns zu sagen: „Wir haben den Job gut gemacht, laßt uns nach Hause gehen!“ – sagen wir: „Mann, das war aber leicht, laßt uns hier noch eine Demokratie aufbauen!“ Das war dem Moment der Geistesschwäche, von der wir befallen wurden.

Gezielte und selektive USA-Interventionen

Deswegen lautet die Antwort darauf: Die USA können nicht überall in Eurasien miltärisch intervenieren. Man muß selektiv intervenieren und möglichst selten. Eine militärische Intervention stellt für uns einen Sonderfall dar – die letzte Möglichkeit. Wir können nicht schon im ersten Schritt US-Truppen aussenden. Aber wenn wir die US-Truppen schicken, dann – und das haben wir schon aus Erfahrung klar verstanden – muß die Intervention eingeschränkt erfolgen, und nicht gigantische Ausmaße erreichen. Hoffentlich haben wir das für dieses Mal verstanden. Gewöhnlich dauert es eine Weile, wenn die Kinder im Unterricht lernen. Aber Sie haben absolut recht, wir als Imperium können das (nämlich überall intervenieren) nicht tun. Die Briten haben Indien damals nicht okkupiert. Sie haben einfach die einzelnen Staaten Indiens genommen und ließen sie gegeneinander kämpfen. Die Briten haben britische Offiziere bei der indischen Armee installiert.

Die alten Römer haben auch keine Truppen in entlegene Regionen außerhalb des Römischen Imperiums entsandt, sondern sie haben pro-römische Könige dort eingesetzt. Diese Könige wurden durch Rom eingesetzt, die im Dienste für das Römische Imperium in anderen Ländern regierten. Und diese Könige waren verantwortlich für die Aufrechterhaltung des (pro-römischen) Friedens an den Grenzen (des Imperiums). So war es z.B. bei dem Parther-Reich.

Also die Imperien, welche versuchen, direkt in den okkupierten Gebieten zu regieren, solche Imperien scheitern, wie es mit dem Nazi-Imperium der Fall war. Weil niemand soviel Macht hat, um direkt zu regieren. Da muß man schon klug vorgehen. Wie auch immer, unser Problem ist jetzt nicht das, sondern das bedeutet, daß wir ein Imperium als solches sind.

Wir sollten aber deswegen nicht denken, daß wir uns entspannen können, nach Hause gehen und uns über nichts mehr Sorgen machen. Wir sind erst etwa im dritten Kapitel des Buches.

Frage: Ich habe Sie so verstanden, daß die europäische Währung nicht überleben wird….

Und jetzt läßt Friedman die Katze aus dem Sack…

George Friedman: Die Frage, die jetzt für die Russen auf dem Tisch liegt, ist, ob man die Ukraine als Pufferzone zwischen Rußland und dem Westen haben will, die wenigstens neutral bleiben wird.. Oder wird der Westen so weit in die ukraine vordringen, daß der Westen (also die NATO) nur 100 Kilometer von Stalingrad und 500 Kilometer von Moskau entfernt sein wird. Für Rußland stellt der Status der Ukraine eine existentielle Frage dar. Und die Russen können bei dieser Frage nicht so einfach weggehen und loslassen. Für die USA gilt: Wenn Rußland sich weiterhin so an die Ukraine hängt, dann werden wir Rußland stoppen.

Pilsudski ZwischenmeerlandDeswegen starten die USA solche Maßnahmen, wie die, über die kürzlich General Hodges (der für Blamagen bekannt ist) gesprochen hat, und zwar über Eingreiftruppen in Rumänien, Bulgarien, Polen und in den baltischen Staaten. Damit begründet man das „Intermarum“ (das „Zwischenmeerland“), das Territorium zwischen dem Schwarzen Meer und der Ostsee. Dieses Konzept arbeitete Piłsudski aus. Und das ist die von den USA bevorzugte Lösung.

Und die Sache, worauf wir keine Antwort parat haben, ist die Frage: Was wird Deutschland in dieser Situation unternehmen? Die reale unbekannte Variable in Europa sind die Deutschen. Wenn die USA diesen Sicherheitsgürtel aufbauen (nicht in der Ukraine, sondern zu dem Westen) – und der Einfluß der Russen in der Ukraine wird schwinden –, dann wissen wir nicht, wie die deutsche Haltung ausfallen wird.

Deutschland befindet sich in einer sehr eigenartigen Lage. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ist im Aufsichtsrat von Gazprom. Die Deutschen haben ein sehr komplexes Verhältnis zu den Russen. Die Deutschen wissen selbst nicht, was sie tun sollen. Sie müssen ihre Waren exportieren, die Russen können ihnen Waren abnehmen. Andererseits verlieren sie die Freihandelszone, die sie brauchen, um andere Sachen aufzubauen.

Rußland und Deutschland gegeneinander ausspielen

Für die Vereinigten Staaten ist das Hauptziel, daß russisches Kapital, russische Technologien… ich meine deutsches Kapital, deutsche Technologien und die russischen Rohstoff-Ressourcen und die russische Arbeitskraft sich zu einer einzigartigen Kombination verbinden, die die USA seit einem Jahrhundert zu verhindern versuchen.

Trennlinie

Die USA bauen einen Gürtel aus antirussischen Staaten auf, um Deutschland und Rußland voneinander abzuschneiden bzw. zu schwächen.

Also, wie kann man das erreichen, daß diese deutsch-russische Kombination verhindert wird? Die USA sind bereit, mit ihrer Karte diese Kombination zu schlagen – und das ist die Linie zwischen dem Baltikum und dem Schwarzen Meer.

Für die Russen ist die entscheidende Frage, daß die Ukraine ein neutrales Land wird – kein pro-westliches. Weißrußland ist hier eine andere Frage.

Nun – wer mir eine Antwort darauf geben kann, was die Deutschen in dieser Situation tun werden, der kann mir auch sagen, wie die nächsten 20 Jahre der Geschichte aussehen werden. Aber unglücklicherweise müssen die Deutschen immer wieder eine Entscheidung treffen. Und das ist das ewige Problem Deutschlands. Deutschland ist wirtschaftlich enorm mächtig, aber gleichzeitig geopolitisch sehr zerbrechlich. Und sie wissen niemals, wie und wo sie ihre Exporte verkaufen können. Seit 1871 war das immer die „deutsche Frage“ und die Frage Europas. Denken Sie über die „deutsche Frage“ nach, welche jetzt wieder mal aufkommt. Das ist die nächste Frage, die wir stellen müssen, was wir aber nicht tun, weil wir nicht wissen, was die Deutschen tun werden.

Kommentar:
Natürlich wissen wir im Moment noch nicht, was man in Rußland darüber denkt, aber so dumm sind die Russen natürlich nicht, daß sie die imperialistischen Bestrebungen der USA, wie sie hier von Friedman ausgeplaudert werden, nicht durchschauen würden. Es ist auch eine völlig falsche Fragestellung, wenn man die heutige Situation in einen solchen Kontext stellt und behauptet, es sei schon immer das Bestreben der USA gewesen, ein „Bündnis“ zwischen Rußland und Deutschland zu verhindern. Das stimmt einfach nicht, da Rußland und die Sowjetunion zwei völlig verschiedene Staaten sind. Ein solches „Bündnis“ gab es nicht und wird es wohl auch nicht geben. Aber das spielt hier keine Rolle. (Der Bruderbund zwischen der sozialistischen Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern war etwas völlig anderes – das kann dieser Friedman natürlich nicht begreifen!)

Es haben sich in den letzten Jahren verstärkt Strukturen herausgebildet, die denen der Nazis sehr ähnlich sind. Bei den Verbrechen der deutschen Faschisten konnte man feststellen (und die sowjetischen Richter des Nürnberger Gerichts haben das getan):

Es handelt es sich um eine gegen den Frieden gerichtete Verschwörung, um ein „auf die Erringung der Weltherrschaft gerichtetes Gewaltunternehmen“, das bei seiner Vorbereitung und Durchführung „einen konspirativ zusammengeschlossenen Teilnehmerkreis“ voraussetzt. *

Es versteht sich, daß die Finanzierer und Auftraggeber der Nazi-Diktatur, also das Großkapital alles Interesse daran hatten, sich von ihren Handlangern rechtzeitig zu distanzieren und nur diejenigen zu decken, die in Fall einer neuen Aggression mit Sicherheit wieder gebraucht würden, vor allem also die führenden Militärs. Die Auftraggeber und Sponsoren der Weltmachtstrategie der USA sitzen in den US-Konzernzentralen und denen der mulitnationalen Konzerne.

* siehe: Der Nürnberger Prozeß. Aus den Protokollen, Dokumenten…, Bd.I, S.26.


Bertolt Brecht: Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten. (23,156)


Nachtrag:
Denkbonus: Der Freudsche Versprecher des George Friedmann
Gegenstandpunkt: Die Genesis des Hauptfeindes

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12 Antworten zu Blickpunkt: Die USA-Militärstrategie

  1. tommmm schreibt:

    Wenn es ein „Bruderbund“ gewesen wäre, zwischen der Sowjetunion und der DDR, dann wäre das sowjetische Erdöl in Rubel oder DDR-Mark verrechnet worden und nicht in Dollar…..und die Technologie der DDR hätte sich mit den Rohstoffen der Sowjetunion ergänzen können und zu einem wirklichen Sozialismus führen können. So wurde die Politik der DDR zum großen Teil in Moskau bestimmt…..

    • sascha313 schreibt:

      Doch, tommmm, es war zunächst ein Bruderbund, da die DDR – ebenso wie die UdSSR – einen sozialistischen Entwicklungsweg eingeschlagen hatte und die Arbeiterklasse die Macht hatte. Die wichtigsten Produktionsmittel waren Volkseigentum geworden und die führende Partei in der DDR war ein Bündnis aus Kommunisten und Sozialdemokraten. Das war zumindest so, solange Stalin noch lebte. Als dann die revisionistische Clique um Chruschtschow an die Macht kam, begannen die Schwierigkeiten und der bisherige „Bruderbund“ ging in die Brüche! Chruschtschow und sein Gefolge diktierte, was zu tun sei…

      Noch 1953 hatte in Moskau eine Wirtschaftskonferenz stattgefunden, an der 49 Staaten teilnahmen, wo es u.a. um die Ablösung des Dollars als Weltwährung ging.
      http://sascha313.blog.de/2013/12/02/sowjetischer-rubel-anstatt-dollar-17184848/
      Nach Stalins Tod wurde alles das rückgängig gemacht und es begann eine Periode der „freundschaftlichen Zusammenarbeit“ mit dem imperialistischen Westen. Ganz klar, daß damit die bisherigen Errungenschaften des Sozialismus in der Sowjetunion und die Ergebnisse des 2. Weltkriegs (d.h. der Sieg des Sozialismus) in Frage gestellt wurden. Und so erfuhr auch der Spruch, der uns immer gesagt wurde: „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!“, seine vollständige Umkehrung ins Gegenteil – der Sturz der UdSSR riß auch die DDR mit in den Abgrund.

      • tommmm schreibt:

        Das ist interessant. Aber die DDR hat nicht gegengesteuert, weder Pieck noch Ulbricht….warum? Waren wir doch keine Partner (Genossen) oder nicht mehr?

    • jauhuchanam राम अवत कृष्ण יוחנן אליהו schreibt:

      „Das ist interessant. Aber die DDR hat nicht gegengesteuert, weder Pieck noch Ulbricht….warum? Waren wir doch keine Partner (Genossen) oder nicht mehr?“

      Stalin wurde am 5. März 1953 ermordet.
      Am selben Tag wurde das Ministerium für Staatssicherheit (MGB) (Министерство государственной безопасности/) der UdSSR „aufgelöst“. Das war natürlich keine „Auflösung“, sondern gehörte zum Staatsstreich dazu. Es gelang zwar Beria für kurze Zeit den MGB und das Innenministerium der UdSSR (NKWD, später MWD) zu verschmelzen, aber er wurde bereits am 26. Juni 1953 bei der Sitzung des Zentralkomitees der KPdSU unter Vorsitz von Nikita Chruschtschow verhaftet in seine Dienstwohnung verschleppt und dort ermordet. Schon am nächsten Tag „erschienen“ – sprich fuhren Panzer vor die Zentrale des MWD und Soldaten stürmten das Gebäude um ( – aber auch das kann ich bisher nur vermuten – ) die Führungsgruppe um ihren Chef Beria zu verhaften und zu ermorden. Jedenfalls war mit diesem Tag der von Chruschtschow lange im Geheimen vorbereitete – von seinen Freunden der CIA logistisch und finanziell unterstützte – und geführte Staatsstreich (Coup d’État; auch Putsch genannt) „gelungen“ = vollzogen.

      Schon 104 Tage nach Stalins Ermordung – am 17. Juni 1953 – fand mit Unterstützung der revisionistischen Clique um Chruschtschow in der DDR eine (gescheiterte) Konterrevolution statt, um die Bolschewiki („Stalinisten“) – also die Regierung der DDR – zu stürzen.

      Ziel dieser „Aktion“ Chruschtschows war es zum Einen,
      vom noch laufenden Putsch abzulenken, der „gut getarnt“ durch die Staatstrauer für Stalin (dessen Leichnam erst am 31. Oktober 1961 beerdigt wurde) verschleiert wurde und bei denen sich Chruschtschow als besonders guter Heuchler erwies;
      und zum Anderen, die Anhänger Chruschtschows in der DDR (ich kann da nur vermuten: die alten SPD-Seilschaften – den faschistischen Flügel der SPD – die den Zusammenschluß von KPD und SPD zur SED sowohl von der BRD aus, als auch innerhalb der DDR und der SPD bekämpften) an die Macht zu bringen.

      Ulbricht und dem MfS der DDR ist das natürlich alles nicht entgangen – vor allem aber hat Ulbricht die Zusammenhänge zwischen der Ermordung Stalins, der Liqudierung des MGB und der Konterrevolution verstanden.

      Ich sage es mal so:
      Pieck, Ulbricht und Genossen, dem ZK der SED und dem MfS der DDR blieb gar nichts anderes übrig, als
      gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
      Immerhin waren mindestens 550.000 Soldaten der Roten Armee (plus deren Familien mit Kind und Kegel) auf dem Staatsgebiet der DDR stationiert – und so schätze ich das ein – war Ulbricht klar, daß die DDR für Chruschtschow nichts mehr weiter als ein Faustpfand war; ein Faustpfand, daß jedoch Chruschtschow gegen den Westen benötigte, um seine illegitime Usurpation der Macht aufrechterhalten zu können.
      Also hat Ulbricht in dieser Situation das Richtige gemacht, nämlich gegengesteuert:

      Das Folgende ist reine Einbildung meinerseuts.

      Ulbricht an Chruschtschow: „Lieber Genosse Chruschtschow, du willst mich also ans Messer liefern – das ist in Ordnung! Ich gehe für Deutschland in den Tod und mit mir die meisten Mitglieder der KPD —
      Genosse Chruschtschow du weißt ja besser als ich, daß wir uns weder gegen die BRD verteidigen können … noch, daß wir überhaupt eine Chance haben, uns gegen die Rote Armee – die unser Schutz ist – zu erheben, …
      solltest du, mein Genosse, entscheiden, sie gegen uns einzusetzen …. —
      Wie gesagt, wir sind bereit zu sterben – aber wir werden uns bis aufs Blut verteidigen! … Dein Faustpfand DDR wirst du jedoch dabei einbüßen. (…) Also? Hilfst du uns nun … oder willst du dein Faustpfand verlieren?“
      — Einbildung Ende.

      Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte, ist, weder Mielke, Pieck noch Ulbricht waren „dumme Jungs“, sondern „mit allen Wassern gewaschen“ – die gegengesteuert haben! — hätten sie nämlich nicht gegengesteuert, wäre die „Wiedervereinigung“ bereits 1954 Wirklichkeit geworden.

  2. sascha313 schreibt:

    Das können wohl nur diejenigen genau beantworten, die involviert waren. Die Geschichte ist tückischer, als es auf den ersten Blick scheint. Kurt Gossweiler schreibt: „Walter Ulbricht ist nicht Parteigänger Chruschtschows, sondern einer von dessen verhaßtesten Gegnern, der einen Hauptanteil an der erfolgreichen Unschädlichmachung der trotzkistischen Verschwörung (gemeint ist die Moskauer Beratung 1960, N.G.) hat. … Damals war Walter gegen die Banditen noch in der Defensive. … die Lösung der Westberlin-Frage – das wird die furchtbarste Niederlage für sie sein. Aber das ist zugleich die komplizierteste und explosivste Frage, deren Bereinigung wir seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Angriff genommen haben. Ohne die absolut unerschütterlich feste Unterstützung jedes Schrittes, der von uns (d.h. der DDR.Führung, N.G.) unternommen wird, durch die SU-Regierung und die KPdSU, kann dieser Schritt ein Schritt in den Krieg sein.. Es darf also Chruschtschow keine Möglichkeit gegeben werden, mit dem Hinweis auf eine etwa zweifelhafte Loyalität Ulbrichts oder eine abenteuerliche Eigenmächtigkeit von dessen Seite eine Unterstützung unseres Vorgehens zu hintertreiben.“ (K.Gossweiler: Taubenfußchronik, Bd.II, S.351f.) – Die Sache war also durchaus ernst. Und die Intriganten vom Schlage eines Chruschtschow waren äußerst gefährlich. Wie weit die Verstellung der Antikommunisten in der KPdSU ging, beschreibt Kurt Gossweiler in „Zwiebel Gorbatschow„. – Leider ist das einigen Genossen – deren Stalinfeindlichkeit schon krankhaft ist – bis heute noch nicht klar geworden! (Sie ist das übrigens größte Hindernis bei der Einigung der Kommunisten und aller Antiimperialisten gegen solche Kriegstreiber wie diesen Friedman. Denn sie verhindert eine sozialistische Perspektive.)

  3. mariano karbe schreibt:

    Vielen Dank für das, was ich bisher auf der Seite lesen konnte. Aber DEIN Beitrag bzw.der Kommentar von 07:00 Uhr liessen mich aufhorchen und haben mich den ganzen Tag beschäftigt. Ich weiss nicht, ob man 2 Themen nochmals etwas intensiver von DEINER Seite aus darstellen kann.

    1.Das was wenig bekannt, wenn überhaupt, ist diese Dollarvormacht und deren Ablösung schon im Jahr 1953 seitens der UdSSR diskutiert wurde. Ich habe DEINEN sehr interessanten Link dazu gelesen und war ehrlich gesagt baff.
    2.Dann bin ich in diesem Zusammenhang ( bitte nicht fragen wie) auf die Geschichtsfälschung von Katyn gestossen und da wäre jetzt meine Frage, steht dies im Zusammenhang mit dem Absturz von Smolensk? Ich bin kein Verschwörungtheoretiker aber für mich ergibt sich ein ABER.
    Ich will auch jetzt nicht dumm klug daher reden, aber Gorbatschow ist für mich die Spitze des Eisbergs, sprich des UdSSR Ruins und Jelzin….. .
    Hinter welchen Leuten sind wir da hinterher gerannt, und wessen Zucht war das wenn wir mit Chruschtschow anfangen, ich bin einfach sprachlos.

    • sascha313 schreibt:

      Ja, da bist Du nicht der einzige, der da sprachlos ist. Vor allem angesichts der Folgen, die diese Katastrophe der Zerstörung des Sozialismus für uns alle hatte (für die Kapitalisten und ihre Lakaien natürlich nicht!) – was man ja hätte ahnen können!
      Danke Dir also für die Anregung, noch mal auf die Wirtschaftskonferenz von 1953 zurückzukommen! Und was den Absturz in Smolensk betrifft, so gibt es m.E. nur Vermutungen. Es war bekannt, daß dieser Kaczynski äußerst herrisch und rechthaberisch war und vor niemandem (auch nicht vor einem Piloten Respekt) hatte. Ein fanatischer Antikommunist! Andererseits gibt es auch in Polen aufrechte Patrioten und ebenso Kommunisten. Und die sind für ihre Selbstlosigkeit bekannt…
      Du hast recht – der Gorbatschow ist nur die Spitze des „Eisbergs“ eines antikommunistischen Putsches – dieses Gesindel beschäftigt heute reihenweise Fälscher, die sich im Kapitalismus wohlfühlen, wie die Sau im Schlamm.

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