Von verschiedenen Seiten werden heute erneut Forderungen an den deutschen Staat gestellt. Es geht um die Rückzahlung der durch Plünderungen, Raub, Betrug und Diebstahl durch die Nazis während der deutschen Besatzung in den okkupierten Ländern entstandenen Schäden. Und es geht um eine Wiedergutmachung der im Interesse deutscher Konzerne begangenen Verbrechen. Wie kürzlich bekannt wurde, fordert die Jüdische Gemeinde von Tessaloniki von der Deutschen Bahn als Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn einen Schadenersatz in Höhe von 89.455.280 EURO. Zwar werden dadurch die Toten nicht wieder lebendig, und die Mörder nicht verurteilt, doch kann damit wenigstens ein Teil der Kriegsschuld des deutschen Faschismus abgetragen werden. Die geforderten Beträge sind wahrlich geringfügig im Verhältnis zu dem zusammengeraubten Profiten des Konzerns.Über 20 Organisation u.a. aus Polen, Rußland, der Ukraine und Weißrußland richteten bisher ihre Forderungen an die Deutsche Bahn. Angesichts der brennenden Aktualität des nachfolgend geschilderten Sachverhalts zitieren wir hier aus einer Expertise, welche durch „German Foreign Policy“ bekanntgemacht wurde:
„German Foreign Policy“ schreibt: „Der größte deutsche Staatskonzern (Deutsche Bahn) beschweigt das Erbe seines Logistikunternehmens DB Schenker und läßt die internationalen Geschäftspartner über Milliardenschulden aus Plünderungen von ‚Schenker‘ in der NS-Zeit im Unklaren. Dies geht aus einer Expertise hervor, die der Deutschen Bahn eine systematische Verschleierung ihrer von ‚Schenker‘ hinterlassenen finanziellen Verpflichtungen vorwirft. Demnach hat ‚Schenker‘ europaweit an ‚Entjudungen‘, Raub-, Mord- und Deportationsmaßnahmen teilgenommen, unter anderem in Griechenland und in Frankreich. Die daraus erzielten Einnahmen wanderten in die Kassen des deutschen Staates und wurden nie zurückgezahlt. Heute zählt DB Schenker zu den weltweit führenden Logistikern mit bedeutenden Niederlassungen in den USA oder in Israel. Zu den Einnahmen des DB Konzerns trägt DB Schenker mit rund 20 Milliarden Euro jährlich zu 50 Prozent bei.“
Hier nur ein Beispiel aus der umfangreichen Expertise:
Der antisemitische Rassismus, den „Schenker“ im Verbund mit der deutschen Bahn auch in seine europäischen Filialen exportierte, forderte zu Protesten heraus. In Großbritannien wurden Aufrufe zum Boykott des Unternehmens laut. Die „Schenker“-Niederlassung in der Londoner Queen’s Road brannte unter ungeklärten Umständen aus. „Schenkers“ Geschäftsbericht vermerkt 1938 Gewinneinbrüche, auch in Ungarn und Rumänien, weil einheimische Kunden „Schenker“ zu meiden begannen. Die Spedition galt jetzt nicht nur als rücksichtsloser Wirtschaftskonkurrent bei der „Neuordnung“ Europas. „Schenker“ war auch an den rechtsradikalen „Säuberungen“ beteiligt, die den deutschen Größenwahn begleiteten und den SS-Mann Veesenmayer im Überwachungsausschuss von „Schenker“ gegen Juden wüten ließen.
Krieg
Der zivile „Schenker“-Mantel half Veesenmayer bei der Unterminierung des Kontinents. Im August 1939 befand er sich in Danzig, wo er im Schatten der „Schenker“-Filiale als „Agent provocateur die deutsch-polnischen Spannungen“ anheizte“.[14] Anschließend wurde er „mit der Planung von Geheimunternehmungen beauftragt, um die Iren zu einem Aufstand gegen Großbritannien zu bewegen.“ Wie zufällig gründete Berlin eine „Schenker“-Niederlassung in der irischen Hauptstadt. Über Dublin sollte der englische Handelsboykott gegen „Schenker“ aufgefangen werden. Nach dem deutsch-irischen Komplott tauchte Veesenmayer in Zagreb auf, einer weiteren „Schenker“-Niederlassung, und war an der klandestinen Vorbereitung des Angriffs auf Jugoslawien beteiligt. Bis Ende 1944 behielt Veesenmayer seine Funktion bei „Schenker“ bei und arbeitete gleichzeitig für das Auswärtige Amt in Berlin.
Massenmorde
Im Juni 1944 meldete Veesenmayer seinen Berliner Dienstherren den „Abtransport“ von „insgesamt 289 357 Juden in 92 Zügen“ aus Ungarn.[15] In „je 45 Wagen“ der deutschen Bahn, an die „Schenker“ seine Gewinne überwies, erreichten die Todgeweihten nach einer mehrtägigen Fahrt Auschwitz. Ihre Ankunft hielt ein SS-Mann in einer Fotoserie fest. Es sind erschütternde Dokumente über die Komplizenschaft mehrerer Mordabteilungen des deutschen Staates, zu denen die Bahn und „Schenker“ als Beihelfer gehören. Diese Zusammenhänge werden von DB Schenker heute konsequent beschwiegen, obwohl die Auftraggeber des international führenden DB Schenker-Unternehmens ein Anrecht hätten, über die ethischen Traditionen ihres Dienstleisters informiert und von dessen Schuldenabtrag überzeugt zu werden.
Quelle: German Foreign Policy vom 28.04.2015
Verweise im Text:
[14] Hermann Weiß (Hg.): Personenlexikon 1933-1945. Wien 2003.
[15] Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main 2005.
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