Der Sozialismus und die SED

DDR30Wie war das Leben in der DDR? Wie war es denn nun wirklich? Gab es einen Sozialismus? Und was muß man sich darunter vorstellen? Was war die SED für eine Partei? Warum gab es „die Mauer“? Und wie ist das mit der „Stasi“? Offensichtlich sind die in den Schulbüchern, den bürgerlichen Massenmedien und die von diversen Bildungszentralen und Stiftungen vermittelten „Informationen“ nicht nur sehr einseitig, sondern sogar falsch. Hier werden angeblich „Tatsachen“ — eine Mischung von Wahrheiten, Halbwahrheiten, Lügen bis hin zu dreisten Fälschungen — präsentiert, die „richtige“ Interpretation wird gleich noch dazu geliefert. Und um den Eindruck von historischer Authentizität zu erwecken, führt man bestimmte „Zeitzeugen“ oder „Historiker“ an, die alles das auch noch „bestätigen“ können. Es ist ihre „Wahrheit“ — doch die Wirklichkeit war eben eine andere. Ohne Kenntnis der Vergangenheit haben wir keine Chance; der Weg in eine bessere Zukunft wird so kaum zu finden sein. Wir werden im Kapitalismus stecken bleiben und man wird uns weismachen, der Kapitalismus sei eben doch die beste aller möglichen Gesellschaftsformen. Wie falsch! Hier nun ein paar Hintergründe aus der Perspektive jener Zeit:

Der Sozialismus
Mit dem Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution im Jahre 1917 begann zum erstenmal in der Geschichte der Menschheit der Aufbau des Sozialismus in einem Land: in der Sowjetunion. Die Bedingungen und die Grundlagen für die Verwirklichung des Sozialismus haben Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir lljitsch Lenin erforscht Diese drei genialen Männer gaben den Revolutionären aller Länder ein wissenschaftlich begründetes Programm für den Sturz der Ausbeuterordnung. Der Sozialismus ist deshalb das Ziel des Kampfes der Arbeiterklasse aller Länder. In der DDR bauen die Werktätigen unter Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands die entwickelte sozialistische Gesellschaft auf.

Eisenhuettenstadt

Eine neue sozialistische Großstadt: Eisenhüttenstadt (links); innerstädtisches Bauen in der Bezirksstadt Frankfurt/Oder (rechts)

Die Macht der von einer marxistisch-leninistischen Partei geführten Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten ist das wichtigste Kennzeichen eines sozialistischen Staates. Im Sozialismus gehören Grund und Boden, Betriebe und Maschinen nicht mehr den Kapitalisten, sondern dem Volk. Die wichtigste Form des Volkseigentums in der DDR sind die volkseigenen Betriebe. Eine andere Form ist das genossenschaftliche Eigentum. Im Sozialismus ist das Streben der Menschen darauf gerichtet, den gesellschaftlichen Reichtum zu mehren. — Der Sozialismus ist eine gerechte Gesellschaftsordnung. Jeder kann nach seinen Fähigkeiten arbeiten und wird nach seinen Leistungen entlohnt. Alle Mädchen und Jungen haben die gleichen Möglichkeiten der Bildung. Frau und Mann sind gleichberechtigt. Ein fester Grundsatz des Sozialismus ist die internationale Solidarität und die Freundschaft mit allen Völkern.

Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)
Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands war die Partei der geeinten Arbeiterklasse in der DDR. Sie ist die stärkste und führende Partei unserer Republik. Sie läßt sich in ihrer Politik leiten von der Weltanschauung des Marxismus-Leninismus. Unter Führung der SED entstand der erste deutsche Arbeiter-und-Bauern-Staat, die DDR. Unter der Führung der SED werden in der DDR die Ideen von Karl Marx, Friedrich Engels und Wladimir lljitsch Lenin verwirklicht und der Sozialismus aufgebaut. Damit erfüllt sich, wofür die besten Vertreter der deutschen Arbeiterbewegung jahrzehntelang kämpften und große Opfer brachten. — Lange Jahre war die deutsche Arbeiterbewegung gespalten. Davon hatten nur die Feinde der Arbeiter Gewinn. So gelang es den Faschisten 1933, in Deutschland ihre Macht zu errichten.

Im Kampf gegen den Hitlerfaschismus schlossen sich Kommunisten und Sozialdemokraten immer enger zusammen. Sie kämpften in Deutschland, in den Internationalen Brigaden in Spanien und an der Seite der Sowjetunion für die Niederwerfung des Faschismus. Als der Faschismus geschlagen war, bildeten sich in vielen Orten Deutschlands Einheitskomitees, in denen kommunistische, sozialdemokratische und auch parteilose Arbeiter den Zusammenschluß der beiden Arbeiterparteien vorbereiteten. In Westdeutschland wurde die Vereinigung durch sozialdemokratische Funktionäre, die sich auf die westlichen Besatzungsmächte stützten, hintertrieben. Im östlichen Teil Deutschlands vereinigten sich im April 1946 die KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Es war eines der größten historischen Ereignisse in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, als sich Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl auf dem Vereinigungsparteitag die Hände reichten.

Abstimmung1Abstimmung2
Die Delegierten der 2.Parteikonferenz der SED beschließen den Aufbau der Grundlagen des Sozialismus in der DDR (12. Juli 1952)

Die Vereinigung der Arbeiterparteien war die Voraussetzung für alle Erfolge, die in der Deutschen Demokratischen Republik auf dem Weg zum Sozialismus errungen wurden. — Das höchste Organ der SED ist der Parteitag. Auf den Parteitagen kommen die Delegierten der gesamten Partei zusammen. Sie beschließen das Programm und die weiteren Aufgaben der Partei und wählen das Zentralkomitee (ZK). Zwischen den Parteitagen finden Tagungen des Zentralkomitees statt. Sie werden Plenum genannt. Das Zentralkomitee wählt zur Leitung der politischen Arbeit das Politbüro. — Das ganze Wirken der Partei dient einem immer besseren Leben des Volkes. Die SED steht fest an der Seite der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und der Bruderparteien in aller Welt, sie tritt ein für internationale Solidarität und Freundschaft zwischen den Völkern.

Quelle:
Von Anton bis Zylinder, Das Lexikon für Kinder, Der Kinderbuchverlag Berlin (DDR), 11. Auflage 1985, S.353f.
Bilder: oben: DDR-Plakat, mitte: Die DDR im Spiegel ihrer Bezirke – S.125, unten: Seht, welche Kraft – S.112/113


N.B. Soweit — so gut. Das ist das Buch. Wie aber war die Realität?
Die SED war, wie fast alle kommunistischen Parteien, nach der verbrecherischen Rede Chruschtschows auf dem XX.Parteitag der KPdSU in den Sog des Revisionismus gezogen worden. Die Entartungen und Abweichungen vom Marxismus/Leninismus führten zu immer größeren Verwerfungen beim Aufbau des Sozialismus. Davon blieb auch die DDR nicht verschont. Angefangen von den irrsinnigen Entscheidungen des Maisanbaus in der Schwarzerdezone der Sowjetunion bis hin zu Rinderoffenställen in der DDR, wurde mehr und mehr der Bruch in der kommunistischen Bewegung und demzufolge ein Abwärtstrend bei der Entwicklung der sozialistischen Länder sichtbar. Der moderne Revisionismus ist im übrigen auch heute noch präsent. Nicht nur deshalb gibt es also hier keinen Grund für eine nostalgische Rückbesinnung, sondern viel eher für eine kritische Bewertung des Sozialismus in der DDR, die jedoch verbunden sein muß mit der uneingeschränkten Wertschätzung des selbstlosen Kampfes unzähliger aufrechter Kommunisten, die zum Kern dieser Partei gehörten — und mit der Hochachtung vor den enormen Leistungen der Werkätigen in der DDR.

Siehe auch:
Fragen eines jungen Lesers: Benjamin fragt…
Johannes R.Becher: Die DDR — ein Menschenstaat
Der Physiker Albert Einstein: Warum Sozialismus?
Stalin: Was ist besser – Sozialismus oder Kapitalismus?
Die Oppositionellen in der SED
Inge Viett: Was war die DDR?

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8 Antworten zu Der Sozialismus und die SED

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