Bekanntlich ist auch ein Krieg ohne Geld nicht zu machen, und ebenso wissen wir (nach einer Definition der Kommunistischen Internationale vom Nov./Dez. 1933): „Der Faschismus an der Macht ist die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals.“ Das Finanzkapital spielt also im letzten Stadium des Imperialismus eine gewichtige Rolle. Sicher sind die hier dargelegten Zusammenhänge für den Nichtfachmann nicht immer einfach zu verstehen. Doch es wird deutlich, mit welchen Methoden die Bourgeoisie vorgeht, um die Bevölkerung ihrer Länder und die fremder Länder bis aufs letzte Hemd auszuplündern. Der nachfolgende Text beschreibt, mit welch raffinierten Transaktionen sich die herrschende Ausbeuterklasse immer wieder die notwendigen finanziellen Mittel ergaunert, um ihre Profite zu erhöhen und sich vorübergehende Liquidität zu verschaffen…
Am Ende des ersten Weltkrieges war die deutsche Währung bereits stark entwertet. Nach dem Kriege stieg die Belastung des Haushalts aber noch weiter an. Die Auflösung des Heeres, der Schuldendienst für die Anleihen und Schatzanweisungen, die Umstellung der Kriegswirtschaft auf Friedensproduktion erforderten gewaltige Summen. Hierzu kamen die immensen Lasten, die das Versailler Diktat Deutschland auferlegte. Nach der Niederschlagung der Revolution nutzte zudem die Bourgeoisie diese Entwicklung aus, um die Lasten des Krieges und des Versailler Diktats völlig auf die Werktätigen abzuwälzen, selbst aber an dieser Not und diesem Elend noch zu profitieren.
Geldemission und Entwertung der Mark
Durch eine Finanzreform wurden die Einkommen- und Körperschaftsteuer, die bisher den Ländern überlassen waren, auf das Reich übertragen. Aber die hauptsächlichste Finanzierungsquelle des Reichshaushalts bleibt auch nach dem Krieg die Diskontierung von Schatzanweisungen, das heißt die Geldemission. Das bedeutete aber die offene Inflation.(…) Die Finanzierung des Haushalts durch immer neue Geldemission führte zur Entwertung der Mark und damit zu neuem Finanzbedarf des Haushalts, der seinerseits durch weitere Geldemission befriedigt wurde. Geldemission und Entwertung der Mark bedingten sich gegenseitig und steigerten das Tempo der Inflation ins Unermeßliche.
Eine hohe Staatsverschuldung
Ende 1919 betrug
die fundierte Staatsschuld 92,4 Milliarden Mark
und die schwebende Schuld 86,4 Milliarden Mark,
die Gesamtverschuldung also 178,8 Milliarden Mark. [1]
1923 war diese Schuld auf 496 Trillionen Mark angewachsen. Der Zahlungsmittelumlauf war in ähnlicher Weise ins Ungeheure gestiegen. Er betrug Ende 1919 35,7 Milliarden Mark, im September 1923 dagegen 28.229 Billionen Mark. Hinzu kamen noch die vielen Notgeldausgaben der einzelnen Provinzen, Kreise und selbst der Gemeinden. Ihre Gesamtsumme war noch höher als die Summe der umlaufenden Banknoten. Die Währung war vollkommen zerrüttet, was sich auf die Wirtschaft äußerst hemmend auswirkte.
Wird es eine Goldwährung geben oder nicht?
Nach der blutigen Niederschlagung der revolutionären Erhebung der deutschen Arbeiterklasse festigte das Monopolkapital erneut seine Macht in Deutschland und wälzte in der Stabilisierung die ganze Last auf die Werktätigen ab. Die revolutionäre Arbeiterbewegung war niedergeschlagen, die Kapitalisten waren bei der Stabilisierung der Währung völlig unter sich. Ihre Interessen gingen aber auch auseinander. Die Großgrundbesitzer, deren Vertreter Helfferich war, erstrebten eine Währung, die angeblich ganz vom Golde gelöst sein sollte und sich auf landwirtschaftliche Produkte, insbesondere auf den Wert des Roggens, beziehen sollte. Demgegenüber erstrebten die Vertreter der Industriemonopole die Rückkehr zu einer Goldwährung. Dieser Forderung schloß sich weitgehend Schacht mit seinen Vorschlägen an. (…)
Die Schaffung der Deutschen Rentenbank
Am 15. Oktober 1923 wurde die Verordnung über die Errichtung der Deutschen Rentenbank erlassen. Durch diese Verordnung wurde im wesentlichen der Plan Helfferichs durchgeführt, wenn auch in vielen Punkten abgeändert.
Die Rentenbank gibt „real fundiertes“ Geld aus, die Rentenmark. „Real fundiert“, weil die Rentenmark durch den Grundbesitz und das übrige Betriebsvermögen gesichert wird. Die Rentenmark beruht auf Gold, wird aber nicht durch Gold gedeckt. Ihre Ausgabe erfolgt von der Rentenbank auf Grund von Grundschulden und Schuldverschreibungen, die auf Goldmark lauten. Es werden 3.200 Millionen Goldmark je zur Hälfte als Grundschuld auf alle land- und forstwirtschaftlichen Grundstücke und als Schuldverschreibungen an die Gewerbe-, Industrie- und Handelsbetriebe aufgeteilt. Nach Schaffung einer Grundreserve von 800 Millionen Rentenmark werden 2.400 Millionen Rentenmark ausgegeben, davon 1.200 Millionen für den privaten Kredit.
Soweit die Verordnung. Zur Durchführung dieser Maßnahmen wurde ein Reichswährungskommissar ernannt. Dieser Reichswährungskommissar war Schacht, ein entschiedener Gegner der Rentenmark.
Die infamen Tricks des Reichswährungskommissars
Bei der Durchführung dieser Verordnung ging es vor allem darum, zu welchem Kurs zur Papiermark die Rentenmark ausgegeben werden sollte. Und hier trieb Schacht sein Spiel! Er trieb den Dollarkurs in wenigen Tagen immer weiter in die Höhe. Dadurch verschwand die innere Staatsschuld fast völlig, sie sank zu einem Nichts zusammen. Die Geldbesitzer aber, d.h. die breite Masse der Werktätigen, verloren in diesen Tagen den Wert von 244 Millionen Goldmark.
Der Dollarkurs betrug
am 14. 10. 1 US-Dollar = 1.263.150 Millionen Mark,
am 24. 10. 1 US-Dollar = 4.210.500 Millionen Mark.
Am 25. 10. 1923 wurde die Mark zum Kurs von 4.200 Milliarden Mark für einen Dollar stabilisiert; eine Rentenmark wurde gleich 1 Billion Mark festgesetzt.
Ausplünderung der Mehrheit der deutschen Bevölkerung
Am Anfang von Schachts Tätigkeit als Reichswährungskommissar stand also ein Raubzug auf die Taschen der Mehrheit der Bevölkerung. Dieser Raubzug konnte nur gelingen, weil die revolutionäre Erhebung der in sich gespaltenen Arbeiterklasse niedergeschlagen worden und damit die einzige Kraft beseitigt war, die ihn hätte verhindern können. Der Deutsche Staat konnte auf Kosten der Werktätigen seine Schulden loswerden. Die Rentenmark wurde schließlich allgemein anerkannt und die Inflation kam zum Stehen. Infolge der Schrumpfung der Produktion war der Geldumlauf in Goldmark umgerechnet Ende 1923 sehr niedrig. Das Auseinanderklaffen der Entwicklung der Preise und der Entwicklung der Löhne hatte zu einer katastrophalen Lage für die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung geführt.
Das Einwirken des USA-Kapitals
Ein neues Moment, das für die Entwicklung der deutschen Währung von Bedeutung wurde, war das Einwirken amerikanischen Kapitals. Schacht, der im November 1923 auch noch Reichsbankpräsident wurde, und der im Gegensatz zu den Ansichten Helfferichs stand, forderte einen möglichst schnellen Übergang zur Goldwährung. Dabei orientierte er sich auf England und vor allem auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Schacht verfolgte das Ziel der Gründung einer Geldnotenbank mit ausländischer Kapitalbeteiligung.
Gründung der Deutschen Golddiskontbank
Schließlich wurde im März 1924 die Deutsche Golddiskontbank gegründet. Das Grundkapital dieser Golddiskontbank betrug 10 Millionen Pfund Sterling, von denen 5 Millionen die Reichsbank und 5 Millionen ein Konsortium der deutschen Privatbanken übernahm. Die Einzahlungen mußten in Devisen geleistet werden. Hinzu kam ein Kredit der Bank von England an die Reichsbank. Auf gabe dieser Golddiskontbank sollte es sein, der deutschen Wirtschaft aus eigenen Mitteln und durch Inanspruchnahme von Rediskonten im Ausland Gold zuzuführen. Diese Aufgabe wurde im wesentlichen erfüllt. Im Laufe der Entwicklung wurde die Deutsche Reichsbank die alleinige Besitzerin der Deutschen Golddiskontbank.
Die Trennung der Reichsbank vom deutschen Staat
Damit erhielt Schacht als Reichsbankpräsident Einfluß auf das gesamte deutsche Währungswesen. Allerdings bestand damals noch die Deutsche Rentenbank. Im Zusammenhang mit den Reparationsverhandlungen wurde ein Sachverständigen-Gutachten über die deutsche Finanz- und Währungslage abgegeben und Maßnahmen vorgeschlagen, die unter dem Namen „Dawes-Plan“ bekannt sind. Auf Grund des Sachverständigen-Gutachtens wurde die Reichsbank 1924, in „eine vom Reich unabhängige Bank“ verwandelt, die juristische Person des privaten Rechtes war.
Einfluß des deutschen Monopolkapitals auf das Bankwesen
Mit der Umwandlung der Reichsbank durch das Bankgesetz vom 30. August 1924 [3] hatte Schacht sein Ziel erreicht, das er im Interesse des deutschen Monopolkapitals verfolgt hatte.
Im § 31 des Bankgesetzes wurde bestimmt, daß die Reichsbank ihre Noten jederzeit gegen Gold umtauschen muß. Der § 52 besagt aber, daß ein besonderer Beschluß für das Inkrafttreten dieses Paragraphen erforderlich ist. Dieser Beschluß wurde nie gefaßt. Die Reichsmark war in der nun folgenden Periode der relativen Stabilisierung des Kapitalismus eine Goldkernwährung.
Ein völlig zerrüttetes Finanzwesen
Betrachten wir abschließend die Inflation in Deutschland in den Jahren 1914 bis 1923, so ergibt sich zunächst, daß sie objektiv bedingt war durch die notwendige Deckung des Haushaltdefizits. Die unproduktiven Kriegsausgaben führten zu erhöhter Notenausgabe und damit zur Entwertung des Geldes. Die Geldentwertung wurde dadurch verstärkt, daß auf der anderen Seite die Produktion und damit der Warenumsatz immer mehr zurückgingen. So war am Ende des Krieges die Inflation bereits gegeben, die Währung selbst aber war noch nicht zerrüttet. Die Ausplünderung Deutschlands, die die Westmächte im Versailler Diktat festlegten, sowie die Anforderungen an den Haushalt im inneren überstiegen bei weitem die Leistungsfähigkeit der durch den Krieg geschwächten deutschen Wirtschaft. So mußte sich die Inflation weiter verschärfen und schließlich zur völligen Zerrüttung der Mark führen.
Der Staat ist schuldenfrei – die Ersparnisse sind weg!
Diese objektiven Erscheinungen machte sich das deutsche Monopolkapital zunutze. Nach der Niederwerfung der revolutionären Erhebung der deutschen Arbeiterklasse wälzte es die gesamte finanzielle Last des Krieges und der Reparationen auf die Werktätigen ab. Die Methode dazu war die künstliche Weitertreibung der Geldentwertung kurz vor der Stabilisierung. Dadurch wurde der Staat von seinen inneren Schulden völlig befreit, die breiten Massen des Volkes aber hatten ihre gesamten Ersparnisse verloren. Die Kapitalisten dagegen behielten ihre Sachwerte, sie erzielten darüber hinaus zusätzliche Gewinne durch Spekulationsgründungen und Börsengeschäfte, die während der Inflation vorübergehend wieder stärkere Bedeutung erhielten. Auf diese Weise wurde durch die Inflation das Nationaleinkommen zu Lasten der Werk tätigen und zu Gunsten der Monopole bis zur völligen Enteignung der Werktätigen umverteilt.
Ziel ist die Expansion nach dem Osten
Die Stabilisierung der deutschen Währung im Jahre 1923 fiel zeitlich zu sammen mit dem Beginn der Periode der relativen Stabilisierung des Kapitalismus. In dieser Periode begann der deutsche Imperialismus erneut seine Expansion auf dem Weltmarkt. Er wurde daran zwar beträchtlich gehindert durch die Verpflichtungen zu weiteren Reparationszahlungen, die übrigen imperialistischen Mächte konnten aber sein erneutes Vordringen nicht völlig verhindern. Im Gegenteil, sie mußten mit Deutschland verhandeln. Ausdruck dieser Verhandlungen war der Locarno-Pakt von 1924, in dem Deutschland vor allem freie Hand gelassen wurde zur Expansion nach dem Osten. Deutschland sollte als imperialistischer Wall gegen die sozialistische Sowjetunion die Errungenschaften der Arbeiterklasse in der Sowjetunion beseitigen helfen.
Stabilisierung der Banken
Um die finanziellen Auswirkungen der Reparationszahlungen auf die deutsche Währung auszugleichen, wurden Deutschland verschiedene Anleihen gewährt. Aus Mitteln der Dawes- und Young-Anleihen, aus dem schwedischen Streichholz-Monopol u. a. flossen Deutschland Gold und Devisen aus dem Ausland zu. Im Innern kam es zu einer Belebung in allen Wirtschaftssphären. So konnte für die Reichsbanknoten erneut eine Deckung festgelegt werden. Es wurde bestimmt, daß diese zu 40 Prozent durch Gold und Devisen und zu 60 Prozent durch Warenwechsel zu decken seien. In dieser Zeit setzte sich auch der Konzentrations- und Zentralisationsprozeß des Bankkapitals weiter fort. Neben der Einbeziehung vieler kleiner und mittlerer Banken in die Großbanken ist hier vor allem die Fusionierung der Darmstädter Bank und der Nationalbank zur Darmstädter- und Nationalbank (Danatbank) zu erwähnen, die bereits 1922 stattfand, sowie die Fusionierung der Deutschen Bank mit der Discontogesellschaft.
Die Weltwirtschaftskrise
Eine relativ stabile Währung und die weitere Zentralisation des Bankkapitals waren die wesentlichen Züge des Geld- und Kreditwesens in der Periode der relativen Stabilisierung des Kapitalismus. Das änderte sich mit dem Einbruch der Weltwirtschaftskrise grundlegend. Die lang- und vor allem kurzfristigen Auslandsanleihen, die zu 50 Prozent aus den USA kamen, flossen in immer stärkerem Maße ins Ausland zurück. Die Mittel dieser Anleihen waren aber in der Produktionssphäre angelegt und konnten nicht immer sofort flüssig gemacht werden.
Die Geldkrise brach aus, als am 12. Juli 1931 die Danatbank nicht mehr in der Lage war, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Sie schloß ihre Schalter. Das gesamte deutsche Finanzkapital wurde von diesem Zusammenbruch betroffen. Am 14. und 15. Juli waren sämtliche Banken in Deutschland geschlossen. In diesen beiden Tagen griff das Reich ein, um auf Kosten der Steuerzahler die Verluste der Monopolbanken zu decken. Die Dresdner Bank war selbst ebenfalls nahezu zahlungsunfähig. Sie übernahm die Danatbank, nachdem sie vom Reich gestützt worden war. Das Aktienkapital der Dresdner Bank wurde von 100 Millionen RM um 300 Millionen RM erhöht, die Aktien übernahm das Reich als Vorzugsaktien und stellte dafür Schatzanweisungen zur Verfügung, um die Liquidität der Dresdner Bank wiederherzustellen.
Von den 100 Millionen RM alten Aktienkapitals wurden 33,3 Millionen RM Aktien, die im Besitz der Bank waren, eingezogen, die restlichen 66,7 Millionen RM wurden 10 : 3 zusammengelegt auf 20 Millionen RM. Die 300 Millionen Vorzugsaktien des Reiches wurden sofort in 200 Millionen Stammaktien umgewandelt, 100 Millionen RM stellte das Reich der Bank kostenlos zur Verfügung. Das Aktienkapital der Bank betrug also nach dieser Manipulation 220 Millionen RM, wovon 200 Millionen RM Aktien dem Reich gehörten. 300 Millionen RM Schatzanweisungen stellten die Liquidität der Bank wieder her, 1932 wurde das Aktienkapital der Dresdner Bank auf 150 Millionen RM herabgesetzt, und 1939 kaufte die Dresdner Bank aus „stillen Reserven“ die Aktien des Reiches zurück. Die Bank wurde „reprivatisiert“, d. h., die Gewinne flossen wieder in private Taschen, die Verluste waren dagegen auf Kosten der Steuerzahler „sozialisiert“ worden. Der Bankenkrach 1931 leitete die chronische Entwertung der deutschen Währung ein, die für alle kapitalistischen Währungen in der zweiten Phase der allgemeinen Krise des Kapitalismus typisch ist.
Die allgemeine Krise des Kapitalismus ist eine allseitige Krise, die auch das gesamte kapitalistische Währungssystem erfaßt. Die Ursachen der Währungskrise des Kapitalismus sind die Verschärfung der Widersprüche zwischen dem Umfang der Produktion und den Möglichkeiten der Konsumtion im Inneren der einzelnen kapitalistischen Länder, die ein Ausdruck des Widerspruchs zwischen Arbeit und Kapital sind; ferner die Zerrüttung der internationalen wirtschaftlichen Beziehungen als Folge der ungleichmäßigen Entwicklung der kapitalistischen Länder, die sich in der Unmöglichkeit offenbart, die Zahlungsbilanzen auszugleichen. Dies ist Ausdruck des Widerspruchs zwischen den imperialistischen Mächten.
Machtübertragung an die deutschen Faschisten
So war der Bankenkrach in Deutschland nichts Isoliertes, er beschränkte sich nicht allein auf Deutschland. Er war die spezifisch auf Deutschland zutreffende Erscheinung, infolge der die Goldkernwährung beseitigt und durch die Papierwährung ersetzt werden mußte. Parallele Erscheinungen dazu waren die Kurssenkungen einer Reihe abhängiger Agrarländer im Sommer 1931, die Aufhebung der Einlösungspflicht für die englischen Banknoten im September 1931, die Dollarabwertung im Januar 1934 und die Abkehr der sogenannten Goldblockländern Frankreich, Italien usw. vom Goldstandard im Jahre 1936.
Der freie Handel mit Devisen
Die unmittelbare Folge der Zahlungseinstellung der Danatbank war die Aufhebung des freien Devisenverkehrs, der seit 1924 auf der Grundlage der Goldkernwährung in Deutschland wieder bestand. Die Reichsbank hatte bis zuletzt versucht, durch Interventionen den freien Devisenverkehr aufrechtzuerhalten. Zu diesem Zwecke mußte sie von Ende Mai bis Mitte Juli 1931 fast 2 Milliarden RM Gold und Devisen abgeben. Am 15. Juli 1931 wurde die Devisenbewirtschaftung eingeführt. Damit war die Reichsmark zu einer reinen Papierwährung geworden.
Die Devisenbewirtschaftung ist ein Instrument der in den Händen der Monopole befindlichen kapitalistischen Staaten geworden, um der wirtschaftlichen Aggres sion anderer Staaten zu begegnen oder auch selbst im Außenhandel aggressiv aufzutreten. Die Methoden der Devisenbewirtschaftung wechselten dabei häufig entsprechend der gegebenen Situation. Besonders der faschistische deutsche Staat verstand es, mit Hilfe der Devisenbewirtschaftung – in Verbindung mit zahlreichen anderen Maßnahmen – abhängige Länder auszuplündern und den Außenhandel völlig für die Rüstungswirtechaft auszunutzen. Kennzeichnend dafür ist Schachts „Neuer Plan“ von 1934. Sein Inhalt war kurz gesagt: Überwachung der Einfuhr bei forcierter Ausfuhr. Eingeführt wurden nur noch Rohstoffe, die für die Rüstung notwendig waren, dagegen wurde die Einfuhr von Lebensmitteln und anderen Bedarfsgütern fast völlig unterbunden. Dabei gingen aber die Devisenbestände der Reichsbank immer weiter zurück.
Der deutsche Faschismus bemächtigte sich des Bankensystems
Der Zusammenbruch der Goldkernwährung mit dem Moment der Zahlungseinstellung zog aber auch innerhalb Deutschlands eine Entwicklung nach sich, die dem Finanzkapital eine weitere Ausdehnung seiner Herrschaft über das Geld und Kreditwesen brachte, Der deutsche Faschismus bemächtigte sich 1933 auch des Geld- und Kreditsystems, um im Interesse des Monopolkapitals diesem den Maximalprofit sichern zu helfen.
Das faschistische „Reichsgesetz über das Kreditwesen“
Ausdruck dieser Tatsache ist das Reichsgesetz über das Kreditwesen vom 3. Dezember 19341 mit den Änderungen von 1935, 1938, 1939 und 1944. Die Ereignisse von 1931 wurden zum Anlaß genommen, um durch staatliche Bestimmungen die Liquidität der Banken zu sichern, damit solche Zusammenbrüche sich nicht wieder ereignen. Dabei wurde von vornherein auf die angebliche „Überbesetzung“ des Kreditwesens hingewiesen, die die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen würde. Ein Untersuchungsausschuß für das Bankwesen nannte in seinem Bericht folgende Aufgaben, die das Kreditwesengesetz zu lösen habe:
1. Beaufsichtigung aller Kreditinstitute,
2. Unterwerfung aller Kreditinstitute unter einen Genehmigungszwang,
3. Sicherstellung einer ausreichenden Liquidität,
4. Trennung von Geldmarkt und Kapitalmarkt und damit Besicherung des Spargeschäfts,
5. Sicherstellung eines geordneten Zahlungsverkehrs,
6. Überwachung des Kreditgeschäfts und weitgehende Publizität,
7. zweckmäßige Zusammensetzung des Aufsichtsrats. [4]
Das ist die offene Sprache der Faschisten, die im Interesse des Monopolkapitals das gesamte Geld- und Kreditwesen reglementieren.
Vollständige Kontrolle über die Banken
Das Kreditwesengesetz brachte die volle Herrschaft der Großbanken über den gesamten Geld- und Kreditverkehr. Sie übten die Aufsicht aus (Pkt. 7) über alle Kreditinstitute. Sie gewannen somit Einblick in die Geschäftstätigkeit der kleineren Banken (Pkt. 6) und hatten auf diese Weise die Möglichkeit, sie zu lenken und evtl. zu stören oder gar niederzukonkurrieren. Alle Banken wurden einer Aufsicht unterworfen (Pkt. 1); Neugründungen (auch Eröffnung von Filialen) waren genehmigungspflichtig (Pkt. 2), wobei besonders die „Eignung der Leiter“ eingehend geprüft wurde.
Mit dem Kreditwesengesetz schuf sich der faschistische Staat das Instrument, mit dem er das deutsche Geld- und Kreditwesen im Interesse seines Auftraggebers, des Finanzkapitals restlos beherrschte. Die Großbanken konnten im Verein mit der Reichsbank unbehindert die Kriegsvorbereitungen – und später die Kriegsführung – finanzieren und die Lasten auf die werktätige deutsche Bevölkerung abwälzen.
Wie deckte der faschistische Staat seinen Finanzbedarf?
Als lie Faschisten in Deutschland die Macht an sich rissen, war die Weltwirtschaftskrise bereits wieder im Abklingen. Der faschistische Staat mußte seinen Finanzbedarf zunächst über den Staatshaushalt decken, dessen Einnahmeseite (in der Hauptsache Steuern und Zölle) begrenzt war. Das Haushaltsdefizit wurde gedeckt durch lang- und kurzfristige Schulden des faschistischen Staates. Die Schulden des Staates konnten eingehen in die Deckungsmasse für die in Umlauf gegebenen Banknoten, soweit sie lombardfähig waren.
Bau der Autobahnen und Rüstungsaufträge
Zur Finanzierung der Autobahnbauten wurde in den ersten Jahren der faschistischen Herrschaft die „Gesellschaft für öffentliche Arbeiten“ geschaffen. Auf diese Gesellschaft wurden sogenannte Öffa-Wechsel gezogen, die von der Gesellschaft eingelöst und über den Staatshaushalt finanziert wurden. Diese Wechsel wurden als erstklassige Warenwechsel anerkannt und zur Deckung des Geldumlaufs zugelassen. Damit trat eine Ausweitung des Banknotenumlaufs ein. 1935 wurde die „Gesellschaft für öffentliche Arbeiten“ aufgelöst und die „Metallurgische Forschungsgesellschaft“ gegründet. Auf diese Gesellschaft mußten die Unternehmen, die Rüstungsaufträge hatten, Wechsel ziehen, die sogenannten Mefo-Wechsel.
Die Schulden des Nazireichs
Bis 1939 wurden diese Wechsel aus dem Staatshaushalt gedeckt über die regulären staatlichen Einnahmen und durch die lang- und kurzfristige Reichsschuld. Diese Wechsel konnten von der Reichsbank als Deckungsmasse für das um laufende Geld verwendet werden. Der kurzfristige Staatskredit konnte dagegen zunächst nicht als Deckungsmasse fungieren. Im Juni 1939 erfolgte insofern eine Änderung, als der tatsächliche Zustand juristisch fundiert wurde. Jetzt konnten kurzfristige Schulden des deutschen Staates in die deckungsfähige Masse der Reichsbank eingehen.
Der faschistische Staat hatte nun die Möglichkeit, die lnflation zu forcieren, ohne an die früher gültigen Rechtsnormen gebunden zu sein. Eine besondere Rolle spielen in diesem Zusammenhang die kurzfristigen Schatzwechsel. Auf dieser Grundlage entwickelte sich die kurzfristige Schuld außerordentlich rasch. Sie betrug 1940 bereits 17,7 Milliarden und im Mai 1945 225,5 Milliarden RM. Bei Fälligkeit wurden die kurzfristigen Schulden in langfristige Schulden umgewandelt, so daß auch die langfristige Schuld des Reiches anwuchs.
Die lautlose Kriegsfinanzierung
Mit diesen Methoden führte der Faschismus eine lautlose Kriegsfinanzierung durch, d. h., er finanzierte sich zunächst durch kurzfristige Verschuldung. Die Umwandlung in langfristige Schulden vollzog sich durch Ausgabe von Anleihen, die nicht öffentlich zur Zeichnung aufgelegt wurden. Mit Hilfe dieser Anleihen zog der Staat vielmehr die Mittel aller Finanzinstitute an sich, d. h., er raubte die Banken, Versicherungsgesellschaften, die Anstalten der Sozialversicherung sowie die Sparkassen aus und zog auf diese Weise die Mittel der Werktätigen an sich.
Der Geldumlauf
Die Reichsanleihen, die von diesen Institutionen gezeichnet werden mußten, wurden mit dem Untergang des faschistischen Staates wertlos. Die Reichsanleihen dienten zugleich – neben den kurzfristigen Mefo-Wechseln – als Grundlage der Banknotendeckung. So erhöhte sich der Geldumlauf vor dem zweiten Weltkrieg und während seiner Dauer beträchtlich. Von 8 Milliarden RM 1933 stieg er auf 12,2 Milliarden RM 1939 und wuchs dann während des Krieges besonders rapid; 1943 betrug er 33,7 Milliarden RM und 1945 über 60,0 Milliarden RM.
Die verschleierte Inflation
Die faschistische Geld- und Kreditpolitik führte zu einer Inflation, die in ihren Ausmaßen kaum hinter der von 1914 bis 1923 zurückstand. Sie wies jedoch gegenüber dieser bedeutende Unterschiede auf, die das Wesen einer Inflation verschleierten. Die wichtigsten Unterschiede waren:
- Die Inflation erfolgte bei zwangsweisem Lohn- und Preisstop in Verbindung mit einer Rationierung aller Konsumtionsmittel für die Bevölkerung. Das ermöglichte den Kapitalisten, die Löhne zu drücken. Infolge der Rationierung und der ständig zurückgehenden Versorgung der Bevölkerung konnten die Arbeiter durch zusätzliche Verdienste – Überstundengelder – ihren Lebensstandard nicht erhöhen. Es entstand ein ständig steigender Geldüberhang, der einerseits zur Bildung eines schwarzen Marktes führte, andererseits zur Abschöpfung dieses Geldüberhangs durch die verschiedensten Methoden, wie das „eiserne Sparen“, „Volkswagenfinanzierung“ usw., wodurch wieder Mittel für die Rüstungsfinanzierung beschafft wurden. Die Spareinlagen stiegen z. B. von 1931 bis 1944 um das 9,5fache.
- Während des Krieges wurden die besetzten Gebiete schamlos aus ausgepündert. Der faschistische Staat forderte von den besetzten Ländern Besatzungskosten, die Wirtschaft erzwang Lieferungen, die Monopole rückten hinter den Truppen her und rissen die wertvollsten Produktionsmittel an sich, jüdische Betriebe wurden zwangsweise „arisiert“ usw. Hinzu kam die Ausplünderung durch die einzelnen Soldaten, die große Mengen von Konsumtionsmitteln in die Heimat schickten. Durch all dies wurde die Warenmenge in Deutschland erhöht und damit die Inflation bis zu einem gewissen Grade gemindert.
- Es wurde ein sogenannter Dividendenstop in Höhe von 6 Prozent festgesetzt. Dividenden, die 6 Prozent überschritten, sollten in Staatspapieren angelegt und der Erlös dieser Staatspapiere sollte wiederum zur Kriegsfinanzierung benutzt werden. Die Folge dieser Maßnahme war, daß die Monopole ihre stillen Reserven erhöhten und die nicht ausgeschütteten Gewinne in Sachwerten anlegten. So erhielten sie die Möglichkeit, die Folgen der Inflation von sich abzuwenden. In Westdeutschland wurde dies nach der Währungsreform offenbar. Während Bargeld wie auch Spareinlagen im Verhältnis 10 : 0,6 umgewertet wurden, konnten die Monopole ihr Aktienkapital durch Offenlegung dieser stillen Reserven nicht selten 1 : 1 oder gar noch günstiger umstellen.
Das finanzielle Fiasko nach dem Sturz des Hitlerfaschismus
Mit dem Zusammenbruch des Faschismus im Jahre 1945 wurde die monetäre Situation, in der sich Deutschland befand, offenbar. Die Inflation, bis dahin versteckt gehalten durch die Methoden der lautlosen Kriegsfinanzierung, wurde jedem deutlich. Der Geldumlauf war auf über 60 Milliarden RM gestiegen, die Verschuldung des Reiches betrug 225,5 Milliarden RM. Demgegenüber stand die Vernichtung fast aller materiellen Werte und eine völlig daniederliegende Produktion.
Jetzt galt es, dieses Erbe zu übernehmen und das vom Faschismus hinterlassene Chaos durch eine neue Ordnung zu beseitigen. Deutschland mußte sich entscheiden, das Geld- und Kreditwesen entweder noch einmal zu Lasten der Werktätigen neu zu gestalten oder aber die Monopolherren und Junker endgültig zu verjagen und gemeinsam mit allen Werktätigen in deren Interesse ein völlig neues Geld- und Kreditwesen aufzubauen. Beide Wege wurden in Deutschland gegangen. Dementsprechend war auch die Währungspolitik verschieden. Im Westen wurden erneut alle Lasten auf die Werktätigen abgewälzt, die Überwindung der Inflation durch die Währungsreform 1948 zeigte wiederum alle Merkmale der Ausbeutung und Neuverteilung des Nationaleinkommens zu Gunsten der herrschenden Monopole und zu Lasten der Werktätigen. Das Finanzkapital hat sich erneut gefestigt und ist dabei, die letzten Reste einer vorübergehenden Dezentralisierung zu beseitigen, um die Herrschaft über die westdeutsche Wirtschaft und den westdeutschen Staat unumschränkt ausüben zu können.
Die DDR war eine reale Alternative
Im Osten unseres Vaterlandes dagegen wurden die Monopole entmachtet, es gibt sie nicht mehr. Das deutsche Volk hat selbst die Macht übernommen und baut unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer Partei einen Staat auf, in dem auch das Geld- und Kreditwesen einen neuen fortschrittlichen Inhalt erhalten hat, der vorbildlich ist für das kommende einheitliche demokratische Gesamtdeutschland.
Quelle:
Zimmermann/Fraas/Rätzer: Geld und Kredit in der Deutschen Demokratischen Republik, Verlag Die Wirtschaft Berlin, 1957, S.29-40. (Zwischenüberschriften eingefügt; den letzten Absatz muß man allerdings in der Vergangenheitsform lesen. N.G.)
Anmerkungen:
[1] Unter schwebender Schuld versteht man kurzfristig rückzahlbare Schulden eines Staates (z.B. Schatzanweisungen), fundierte Schulden sind langfristig rückzahlbare Schulden (z.B. Anleihen).
[2] vgl. RGBl.I, S.963.
[3] Vg!. RGBl.I, S.235.
[4] Pröhl: Reichsgesetz über das Kreditwesen, Kommentar, 2.Aufl.1939, S.7f.
DOWNLOAD: Deutsche Währung (pdf-Datei)
Hallo Sascha,
ich habe eine Frage zum Geld und hoffe du kannst evtl. einen Artikel dazu schreiben. Ich lese immer wieder, dass es in der kommunistischen Gesellschaft kein Geld mehr geben soll. Ich hielt das aber bisher für Quatsch, da Geld erstmal „nur“ ein Tauschobjekt darstellt. Kannst du mir da bitte Klarheit verschaffen?
Gruß
Doed
Doed, es gibt viel Unsinn, der über den Kommunismus verbreitet wird, einer davon ist: Da soll es kein Geld mehr geben! (Da müßten ja einige heute schon im Kommunismus leben.) Über den Kommunismus erfährt man am besten etwas, wenn man das „Kommunistische Manifest“ liest. Oder aber hier: https://sascha313.wordpress.com/2015/08/16/warum-ist-der-kommunismus-gut-fuer-die-menschen/
Und was das liebe Geld betrifft … es dient im Sozialismus (der ja eine Vorstufe des Kommunismus ist) der ständigen Verbesserung des Verhältnisses von Aufwand und Ergebnis in allen Bereichen des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses. Und es dient der gesellschaftlichen Rechnungslegung und Kontrolle über das Maß der Arbeit und das Maß des Verbrauchs. Sicher wird es im Kommunismus andere Möglichkeiten geben, wo sich jeder nach seinen Fähigkeiten einbringt und nach seinen Bedürfnissen leben kann. Aber das wird wohl noch einige Generationen dauern, bis es soweit ist.
Nachtrag: ein bißchen verspätet, aber dafür ausführlicher
„Geld und Währung in der DDR und im Kapitalismus“
Sascha313, bist Du bei diesem Thema zu neuen Erkenntnissen gekommen?
kG
siehe: Nachtrag
Habe ich gelesen. Ich meine die Aussagen im Kapital, dass Geld an Warenproduktion gebunden ist. Im entwickelten Kommunismus (also nicht in seiner ersten Phase Sozialismus) hebt sich der Warenwert auf. Es werden nicht mehr Waren produziert. Damit hebt sich die Funktion des Geldes auf. Es verschwindet.
…auch schon im Sozialismus hat das Geld eine andere Bedeutung. In der volkseigenen Wirtschaft wirkt das Wertgesetznur in bestimmten Grenzen regulierend. Durch die bewußte Anwendung des Wertgesetzes bildet sich der Wert aller Waren planmäßig, wobei die technsich-ökonomischen Normen ausgenutzt werden. Der Wert der Waren drückt sich in festen Planpreisen aus. Die spontane Herausbildung der Werte (wie im Kapitalismus) war in der DDR-Wirtschaft eingeschränkt, aber nicht beseitigt. Im modernen Kapitalismus ist es den Monopolen infolge ihrer uneingeschränkten Beherrschung des Marktes möglich, Preise festzusetzen, die über den Wert der Waren hinausgehen.
Pingback: Milliardenbetrug: Die Goldfälscher in den USA | Sascha's Welt
Pingback: 3 Gründe warum Wald das bessere Gold ist « Grünes Geld News
„Im Westen wurden erneut alle Lasten auf die Werktätigen abgewälzt,“ komisch nur, dass ich keinen Wessi kenne, der diesen „Lasten“ gerne durch eine Übersiedlung in die DDR entkommen wäre.
Es war der westliche „Werktätige“, der seinem Bruder im Osten Pakete mit Luxusgütern geschickt hat, nicht umgekehrt. Man sollte nicht vor lauter Begeisterung für die Ideologie die Realität ignorieren.
Ja, ja für die die armen Brüder und Schwestern in der Zone! Komisch nur, daß die überlagerten Bananen und Apfelsinen oft schon schimmlig waren, als sie im „Osten“ ankamen und der Kaffee war reinste Dreck. Schöne Luxusgüter waren das, die abgetragenen Klamotten aus dem „Westen“ und die Sarotti-Schokolade für 50 Pfennige aus dem Aldi…
Vor Begeisterung über das Wirtschaftswunderland vergißt man leicht, daß die spätere SBZ zuvor von den Amerikanern bis auf die letzte Werkzeugmaschine ausgeplündert wurde, und die Amis vor ihrer „Abreise“ lieber ihre überflüssigen Lebensmittel auf einen Haufen warfen und verbrannten, anstatt sie der hungernden Bevölkerung zu geben. Sollen sich die Russen an der Oder doch totschießen lassen vom letzten Aufgebot des „Führers“.
Ja, wir hatten’s nicht leicht in der DDR. Dafür haben wir uns alles selbst geschaffen, was wir zum Leben brauchten, trotz Embargo und Sabotage, trotz Abwerbung wichtiger Fachkräfte und von Ärzten, trotz Nichtanerkennung und pausenloser antikommunistischer Hetze über RIAS, Deutschlandfunk und Ochsenkopf-Fernsehen.
Das kann man natürlich nicht wissen, wenn man im Westen gelebt hat. Und die Auswanderer kennt man auch nicht. Aber dafür gab es ja italienische Gastarbeiter, die dann die Drecksarbeit machen durften. Die biederen Deutschen haben früher auch „nicht gewußt“, was die Nazis alles angestellt haben – mit den Kommunisten, in den KZ und in „Rußland“. „Flüsterpropaganda“ nannte man das damals … „sei still, sonst wirste abgeholt!“ Und „Ideologie“ machen ja immer nur die Kommunisten. Dafür leben wir ja heute in einer Demokratie, wo die Reichen immer reicher werden, und die Renten zum Leben oft nicht reichen!
Geboren und aufgewachsen bin ich im Westen, in einem klassenbewußten Arbeiterhaushalt mit sieben Personen jeden Alters, die in zwei kleineren Zimmern und einer Mini Küche täglich ums Überleben kämpfen mussten. Das Klo befand sich unten im Block der Arbeitersiedlung und wurde von den Bewohnern, die dort wohnten mitbenutzt. Eine Vielzahl an Alltagsproblemen haben unser aller Leben in erheblicher Weise beeinflusst.
Die fünfziger, sechziger bis in die siebziger Jahre waren für Millionen von Arbeitern alles andere als ein „Finger schlecken“. Der Vater hatte einen Arbeitstag im Straßenbau, der in der Regel mehr als die acht Stunde hatte. Er trotzte Wind und Wetter, um die Mäuler zu stopfen, es war der ständige Kampf ums Überleben.
Es ist immer richtig und wichtig, vor der eigenen Türe zu kehren und die gesellschaftlichen Bedingungen zu erkennen, in denen gelebt wurde. Adenauers Gruselkabinett mit dem Faschisten Globke als seinen Staatssekretär, was zur Rehabilitierung eines Systems beigetragen hat, dass die Menschheit in Angst und Schrecken versetzt hat, ist eine Verneigung vor dem Faschismus. 1956 Verbot der KPD. Und kommen sie mir bitte nicht, mit der „Freiheit“ des Westens, die teuer von den Amis erkauft ist, bis heute.
Als Kinder waren meine Geschwister und ich oft krank. Unsere freundliche und sensible Mutter hatte schwer an den Folgen des Krieges, den sie mit vier kleinen Kindern überlebt hat, zu kämpfen. Ich wurde um einiges später geboren. Hilfe bekamen wir keine, und so manchesmal denke ich darüber nach, wie die Eltern das alles geschafft haben. Nun, es gab in der Arbeitersiedlung Frauen und Männer, die im Widerstand waren, die meist genau wussten, was in schwierigen Lebenssituationen zu tun ist, mein Vater war einer von ihnen.
Man war füreinander da; im Leben und im Sterben. Nie werde ich ihnen das vergessen, was für uns Kinder mit getan wurde von anderen Leuten. Die Mutter war schwer herzkrank, so übernahmen es die Nachbarn, wenn wir aus der Schule kamen: das warme Mittagessen, die Einkäufe, die Wäsche. Für mich wurden Kleider, Röcke und Mäntel genäht, z.T. aus Gardinenstoffen und es hieß: Wo sieben, acht oder mehr Leute satt werden, kommt es auf einen oder mehrere, die dazukommen nicht mehr an. Eine Wärme ging von den Menschen aus, auch wenn die Wohnungen nur unzureichend beheizt werden konnten. Meine Zuneigung für diese Menschen, die meist den Faschismus, dem Tod knapp entronnen sind ist und bleibt grenzenlos. Was Sie schreiben, dass spielte überhaupt keine Rolle, denn der Überlebenskampf, der wurde vor Ort, in den Haushalten, in den Firmen, in den Betrieben gekämpft und der Zusammenhalt hat seinesgleichen gesucht.
Warum ich das schreibe ? Weil es immer wichtiger wird, dass diejenigen erzählen, wie die Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit gewesen ist und nicht, wie einige sich das zurechtzimmern und allzugerne das übernehmen, was dem jeweiligen Zeitgeist entspricht. Eines unterliegt nie dem Zeitgeist, der Antikommunismus als Staatsraison !
Der „Aufschwung“ der BRD dank des us-amerikanischen Koreakriegs. Da konnten die Nachfolger des 3. Reichs ihre Rüstungsbetriebe wieder hochfahren. Und beim Vietnamkrieg auch der Hersteller des Zyklon B, der Konzern Bayer, machte ein schönes Gemeinschaftsunternehmen mit Monsanto namens MoBay bei dem man das agent orange herstellte.
Als Vasall der USA konnte die BRD auch die 3.Welt gut ausbeuten und billigste Rohstoffe auf Kosten der dortigen Werktätigen einkaufen.
Und Reparationen an die UdSSR? Da war die BRD auch fein raus.
Es kann Vorteile haben skrupellos zu sein. Das kommt aber nicht für jeden in Frage.
NICHT so pathetisch!!! … lieber Achim!
Wir haben Das bessere ZU TUN!!!
Pingback: Kleines Lexikon: Geld und Währung in der DDR und in den kapitalistischen Ländern. | Sascha's Welt