In Dresden am Kulturpalast gibt es ein wunderbares Wandbild. Es wurde 1968 von einem Kollektiv der Hochschule für Bildende Künste unter Leitung von Prof. Gerhard Bondzin hergestellt und heißt: „Der Weg der roten Fahne“. Ganz bewußt haben die derzeitigen Machthaber heute eine Reihe von Bäumen davor angepflanzt, damit es von niemandem mehr in voller Größe fotografiert werden kann. Denn die rote Fahne ist das Symbol der Arbeiterklasse. Sie wehte dem revolutionären Volk stets voran. Unter ihrem Banner befreite sich das Proletariat von Ausbeutung und Unterdrückung. Es überwand die Macht der Bourgeoisie. 1917 entstand das erste sozialistisches Land – die Sowjetunion. In schweren und opferreichen Kämpfen besiegten die Arbeiter, Bauern und Matrosen die feindliche Intervention, sie zerschlugen die Banden von Denikin und Koltschak. Und sie trieben schließlich auch die deutschen Okkupanten 1945 nach Berlin zurück und überwältigten den deutschen Faschismus. Unter der roten Fahne setzte die Sowjetunion danach unbeirrt den Aufbau des Sozialismus fort. Fast ein Menschenleben lang war die blutrote Fahne das Symbol der Sieges der Arbeiterklasse und ein Zeichen für den gesellschaftlichen Fortschritt. Auch in unserem Land wehten damals wieder rote Fahnen. Die DDR wurde zum ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden. Erst mit der Preisgabe der Macht endete 1989 der Siegeszug der roten Fahne. Doch eines Tages wird sie wieder wehen, die Fahne des Proletariats!
In der DDR gab es das URANIA-Universum, einen Almanach mit vielen interessanten populärwissenschaftlichen Beiträgen. Ingenieure, Wissenschaftler und Forscher bereicherten mit ihren neuesten Erkenntnissen die Allgemeinbildung der Bürger der DDR. Von jeder Ausgabe wurden etwa 50.000 Exemplare gedruckt. Manchmal erschienen 2-3 Auflagen. Der Preis betrug 15 Mark der DDR. Am Anfang eines jeden Buches stand zumeist ein Artikel eines Gesellschaftswissenschaftlers, eines Historikers oder Philosophen, der sich zu weltanschaulichen oder politischen Fragen äußerte. Im Band 17 von 1971 schrieb Prof. Dr. Werner Horn zum Thema „Sozialismus, Arbeiterklasse und Partei“. Hier ist ein Auszug aus seinem Aufsatz:
Der ewige Traum von Frieden und sozialer Sicherheit
Seit Jahrtausenden träumen die Menschen von einem glücklichen Leben in Frieden und sozialer Sicherheit, erfüllt von Menschlichkeit und Lebensfreude. Das Sehnen und Hoffen ungezählter Generationen wird in unserer Epoche, der Epoche des Übergangs der Völker vom Kapitalismus zum Sozialismus, Wirklichkeit. Diese Weltenwende wurde von der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution eingeleitet. Die Völker der Sowjetunion errichteten als erste und unter kaum vorstellbar schweren Bedingungen die gesellschaftliche Ordnung des Sozialismus, in der die Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen beseitigt ist. Sie schufen das Grundmodell jener Gesellschaft, in der durch die politische Macht der Arbeiterklasse, das gesellschaftliche Eigentum an den wichtigsten Produktionsmitteln und die sozialistische Ideologie die objektiven Bedingungen dafür gegeben sind, daß die werktätigen Menschen ihre Talente und Fähigkeiten frei entfalten und ihre wachsenden materiellen und geistigen Bedürfnisse immer besser befriedigen können.
Der Sozialismus verkörpert die Zukunft der Menschheit
In der Periode seit dem Sieg der Sowjetunion über den faschistischen deutschen Imperialismus haben die Völker einer Reihe anderer Länder die sozialistische Revolution vollzogen und die neue Staats- und Gesellschaftsordnung des Sozialismus aufgebaut. Das sozialistische Weltsystem wuchs zur stärksten Kraft im Kampf für Frieden und Demokratie, nationale Unabhängigkeit und Sozialismus heran. Der Sozialismus verkörpert die Zukunft der ganzen Menschheit. Der Verlauf der Geschichte seit Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt augenscheinlich: Die Arbeiterklasse vermag im Bunde mit den anderen Schichten des werktätigen Volkes ihre politische Macht nur zu errichten und ihre historische Mission als Schöpfer der sozialistischen Gesellschaft nur zu erfüllen, wenn sie sich eine Partei von neuem Typus schafft. Nicht allein der Sturz der Bourgeoisie und die Beseitigung des Kapitalismus, sondern noch mehr der Aufbau des Sozialismus können nur von einer revolutionär handelnden Arbeiterklasse vollbracht werden, die von einer marxistisch-leninistischen Partei inspiriert und geführt wird.
Wie ist das in den kapitalistischen Ländern?
In den letzten fünf Jahrzehnten waren in zahlreichen kapitalistischen Ländern Europas und anderer Teile der Welt Vertreter sozialdemokratischer Parteien mehr oder weniger lange Zeit in den Regierungen vertreten, entweder allein oder als Koalitionspartner bürgerlicher Parteien. Aber in keinem dieser Länder ist dadurch die Arbeiterklasse dem Sozialismus auch nur einen Schritt nähergekommen. Die sozialdemokratischen Führer und Minister tasteten den Kapitalismus nicht an. Im Gegenteil, sie haben aktiv und auf vielfältige Weise — von hochtönenden Reden über soziale und freiheitliche Demokratie bis zum offenen konterrevolutionären Terror und Mord — geholfen, das imperialistische System zu verteidigen, zu beschönigen und zu erhalten.
Welche Rolle spielt die Sozialdemokratie?
Die Sozialdemokratie stellt keinesfalls „eine Bewegung für die stetige Erweiterung der Freiheitsrechte und Entfaltungsmöglichkeiten aller arbeitenden Menschen in einer demokratischen Ordnung“ dar. Sie ist vielmehr seit langem, wie W.I. Lenin schon im Jahre 1915 schrieb, zum „organisierten Werkzeug der Bourgeoisie innerhalb der Arbeiterbewegung“ geworden. Sozialdemokratismus bedeutet in Theorie und Praxis die Spaltung der Arbeiterbewegung, die politische und ideologische Entwaffnung der Arbeiterklasse, die Auslieferung der Volksmassen an die bürgerliche Ideologie und ihre Unterwerfung unter die reaktionäre Macht und aggressive Politik der imperialistischen Bourgeoisie. Seit dem Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution war und ist der Sozialdemokratismus Werkzeug der imperialistischen Konterrevolution gegen den real existierenden Sozialismus.
Wie ist das aber mit den Kommunisten?
Je mehr die Sowjetunion und die Gemeinschaft der sozialistischen Staaten erstarken und voranschreiten, desto mehr verstärken die Feinde der Arbeiterklasse und der Volksmassen ihre Angriffe gegen die marxistisch-leninistischen Parteien, vor allem in den sozialistischen Ländern. Die marxistisch-leninistische Lehre von der Partei neuen Typus sei in den industriell entwickelten Ländern mit „starken demokratischen Traditionen“ nicht anwendbar; sie passe überhaupt nicht mehr in die „moderne Welt“, weil sie durch die Entwicklung der Wissenschaft und Technik überholt worden sei und ähnliches mehr. Alle diese Behauptungen halten weder der historischen Erfahrung noch einer wissenschaftlichen Einschätzung der Gegenwart und der Zukunft der menschlichen Gesellschaft stand. Die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei ist keine subjektive Anmaßung der Kommunisten. Sie ist ebenso keine vorübergehende, zeitweilige oder nur für bestimmte historische Umstände zutreffende Erscheinung, sondern vielmehr eine objektive Gesetzmäßigkeit des gesellschaftlichen Fortschritts.
Mit Marx und Engels begann der Siegeszug der roten Fahne
Die sozialistische Revolution ist die tiefste und radikalste Umwälzung der menschlichen Daseinsbedingungen, die alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens erfaßt Sie beseitigt die jahrtausendealte Gesellschaft, die auf der Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen beruhte, und eröffnet die eigentliche Geschichte der Menschheit. Die Begründer der wissenschaftlichen Theorie der Arbeiterklasse kennzeichneten die Ablösung des Kapitalismus durch den Sozialismus als den Sprung der Menschheit aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit. Mit der Errichtung der politischen Macht der Arbeiterklasse und der Verwandlung der Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum, schrieb Friedrich Engels im „Anti-Dühring“, wird es möglich, daß die Menschen die Gesetze ihres eigenen gesellschaftlichen Tuns mit voller Sachkenntnis anwenden und damit beherrschen. „Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewußtsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben.“
Wozu braucht das Proletariat eine revolutionäre Partei?
Um diese gewaltige gesellschaftliche Umwälzung durchführen zu können, schafft sich die Arbeiterklasse eine eigene, von der Bourgeoisie unabhängige Klassenpartei, die mit der Theorie des Marxismus-Leninismus ausgerüstet ist. Diese Partei leitet und organisiert als höchste Form der politischen Organisation der Arbeiterklasse den Kampf der Klasse und ihrer Verbündeten; sie macht ihnen die objektiven Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung bewußt, vereinigt die Bestrebungen der Arbeiterklasse und der anderen Schichten des Volkes und lenkt sie auf ein Ziel. Entgegen den Behauptungen imperialistischer und sozialdemokratischer Ideologen und moderner Revisionisten, daß die Entwicklung der Wissenschaft und Technik keinen Platz mehr für eine „ideologiebestimmte Gesellschaft“ lasse und demzufolge die marxistisch-leninistische Partei überholt sei, wächst die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei beim Aufbau des Sozialismus gesetzmäßig.
Rückfall in den Kapitalismus?
Es bedarf einer immer schärferen Abgrenzung unserer sozialistischen Ordnung von dem antihumanen und antidemokratischen System des Imperialismus, besonders der BRD. Der Aufbau des Sozialismus vollzieht sich in einem unversöhnlichen, sich verschärfenden Kampf mit dem historisch zum Untergang verurteilten Imperialismus. (…) Was würde es unter diesen Bedingungen bedeuten, die führende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei in den sozialistischen Ländern einzuschränken oder gar aufzugeben und sie durch den „politischen Pluralismus“ zu ersetzen? Das wäre nichts anderes als eine direkte Unterstützung der imperialistischen Konterrevolution; denn sie hat ihre Versuche nicht aufgegeben, das Rad der Geschichte zurückzudrehen und bedient sich heute vor allem des Sozialdemokratismus, um in die sozialistischen Länder einzudringen.
Jede Herabminderung der führenden Rolle der Arbeiterklasse setzt die politische Macht, das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln und die damit verbundenen sozialistischen Errungenschaften und Freiheiten des werktätigen Volkes aufs Spiel. Lenins Erkenntnis, daß jegliche „Verneinung des Parteibegriffs und der Parteidisziplin … gleichbedeutend (ist) mit völliger Entwaffnung des Proletariats zugunsten der Bourgeoisie“, hat nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Die Preisgabe der führenden Rolle der Arbeiterklasse in den sozialistischen Ländern würde nicht zuletzt auch bedeuten, der Arbeiterklasse und den anderen demokratischen Kräften in den noch kapitalistischen Ländern in den Rücken zu fallen und ihnen die Perspektive ihres Kampfes gegen das Monopolkapital, für eine antiimperialistische Demokratie und den Sozialismus zu nehmen.
Quelle:
URANIA-Universum, Bd. 17, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin, 1971, S.8-15.
Anmerkung:
Das wurde geschrieben 1971. Hier zeigt sich, daß die marxistisch-leninistische Partei nicht nur das moralische Rückgrat des Proletariats, sondern zugleich auch deren „Achillesferse“ ist. Zu keiner Zeit haben konterrevolutionären Kräfte es unversucht gelassen, die Einheit und Reinheit der Partei zu untergraben und deren Kampfkraft zu schwächen. Nach der Ermordung Stalins kam mit Chruschtschow erstmals ein Antikommunist an die Spitze der größten kommunistischen Partei. Es gelang ihm, zwar nicht sofort, aber doch allmählich, die Partei zu zerstören. Die Abweichungen vom Marxismus-Leninismus und die Entartungen beim Aufbau des Sozialismus führten 1990 schließlich zur Auflösung der UdSSR und zum Zerfall des Sozialismus im Weltmaßstab. Doch eines Tages wird die rote Fahne erneut über den Dächern der Hauptstadt wehen!
Siehe auch:
Der Sozialismus und die SED
Gibt es heute noch eine Arbeiterklasse?
Wer gehört eigentlich zur Arbeiterklasse?
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