Karl Obermann: Die Pleite des Kommunistenprozesses

kaEs ist aus heutiger Sicht schon amüsant zu lesen, wie die Bourgeoisie vor den Kommunisten zu zittern begann, als Karl Marx seine wissenschaftlichen Werke veröffentlichte. Mit aller Macht versuchte die deutsche politische Polizei den Kommunisten eine verschwörerische Tätigkeit nachzuweisen, man setzte Spitzel ein, verfertigte gefälschte Protokolle und setzte meineidige Zeugen ein, um so ein Verbot des gefürchteten „Bundes der Kommunisten“ zu erwirken – was natürlich mißlang. Glänzend widerlegte Karl Marx jeden einzelnen Punkt der Anklage. Alle Welt erfuhr von dem Skandal und die politische Polizei war blamiert bis auf die Knochen. Der DDR-Historiker Nationalpreisträger Dr. Karl Obermann schreibt:

In der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung spielt der Bund der Kommunisten eine hervorragende Rolle. Der 1847, am Vorabend der bürgerlich-demokratischen Revolution, unter aktiver Beteiligung von Marx und Engels gegründete Bund der Kommunisten war die erste Organisation der Arbeiterklasse, die sich in ihrer Arbeit auf den wissenschaftlichen Sozialismus stützte. Damit begann die Ära in der Geschichte, in der „der mit der Arbeiterbewegung vereinigte Sozialismus … in den Händen der Arbeiter zu der größten Macht werden“ (Stalin) sollte.

Der Bund der Kommunisten

Der von Marx und Engels geführte Bund der Kommunisten stellte in der Periode der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 und der darauffolgenden Konterrevolution die besten und konsequentesten Kämpfer für ein einheitliches, demokratisches Deutschland. In der Geschichte dieser Kämpfe steht der Bund der Kommunisten nicht nur zeitlich an erster Stelle, sondern der Kampf des Bundes für ein einheitliches, demokratisches Deutschland war von richtungweisender Bedeutung für die deutsche Arbeiterbewegung.

Das „Kommunistische Manifest“

Das „Kommunistische Manifest“, das Karl Marx und Friedrich Engels auf Veranlassung des Bundes der Kommunisten geschrieben hatten, ist, wie W. I. Lenin sagt, „ganze Bände wert: sein Geist belebt und bewegt bis heute das ganze organisierte und kämpfende Proletariat der zivilisierten Welt“ … Der erste Punkt der „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland“: „Ganz Deutschland wird zu einer einigen, unteilbaren Republik erklärt“, steht noch heute auf der Tagesordnung.

Der Innenminister schickt seine Spitzel

Als die preußische Regierung im Juli 1848 auf dieses von den Mitgliedern des Bundes der Kommunisten in Deutschland verbreitete Flugblatt „Forderungen der Kommunistischen Partei in Deutschland“ aufmerksam wurde, beauftragte den Innenminister von Auerswald den nach London zum Studium der englischen Polizeieinrichtungen reisenden Berliner Polizeipräsidendenten von Minutoli, „die Namen der Emissäre des Vereins und ihrer Bestimmungsörter sowie dessen nähere Organisation und Tendenz in Erfahrung zu bringen und mir über das Ergebnis eine schleunige Mitteilung zugehen zu lassen, um meinerseits das etwa Erforderliche veranlassen zu können“. Der preußische Gesandte in London erhielt am 18. Juli 1848 vom Außenministerium Anweisung, Minutoli bei seinen Nachforschungen über den Bund der Kommunisten jede Unterstützung zu gewähren.

Welche Methoden der Kommunistenverfolgung gab es?

Noch während der Kämpfe von 1848 sollte also die Organisation der Arbeiterklasse verfolgt werden, die allein. den revolutionären Kämpfern den richtigen Weg wies. Weil der Bund der Kommunisten die erste Organisation war, von der gesagt werden muß, daß sie das Proletariat im Kampf führte, also das tat, was einer Arbeiterpartei zukommt, bemühte sich die Bourgeoisie gemeinsam mit der feudalen Reaktion schon 1848 um die Zerschlagung dieser Organisation. Die Methoden, die zur Zerschlagung des Bundes der Kommunisten angewandt wurden, die Verfolgung der Mitglieder; die Verleumdungen und Fälschungen, die Anwerbung von Agenten, sind noch heute die Methoden, deren sich die Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse bedient.

Der Einfluß auf die Arbeiterklasse ist nicht zu vermeiden

Wie Karl Marx vom ersten Augenblick seines Auftretens an angefeindet wurde, wie der Bund der Kommunisten vom ersten Tage an verleumdet wurde, wie Lügen über den Bund und Karl Marx systematisch verbreitet wurden, um ihren Einfluß in der Arbeiterklasse zu schädigen und herabzumindern, so bemühen sich auch heute diejenigen, die nicht den Sieg der Arbeiterklasse in Deutschland wünschen, die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zu verfälschen, indem sie vor allen Dingen das Kapitel unterschlagen, das von den großen revolutionären Leistungen in der Frühzeit der deutschen Arbeiterbewegung zeugt.

Der Beginn einer großen und bedeutenden Geschichte

Alles, was groß und bedeutend ist in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, geht vom Bund der Kommunisten aus, stützt sich auf die Erfahrungen dieser ersten revolutionären deutschen Arbeiterpartei. Aus dem Bund der Kommunisten gingen zahlreiche namhafte Schüler von Karl Marx und Friedrich Engels hervor, unter anderen Friedrich Leßner und Wilhelm Liebknecht, die an der Organisierung und Entwicklung der sozialistischen Parteien und der 1. Internationale aktiv beteiligt waren. Die Lehren, die der Bund der Kommunisten vertrat, haben heute einem großen Teil der Menschheit Freiheit und Glück gebracht. Die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ist eine große und bedeutende Geschichte, weil sie mit Karl Marx und Friedrich Engels, weil sie mit der Vereinigung des wissenschaftlichen Sozialismus und der Arbeiterbewegung im Bund der Kommunisten, weil sie mit dem „Kommunistischen Manifest“ beginnt. Sie ist eine Geschichte heroischer Kämpfe.

Warum sind die Leistungen von Marx und Engels unvergänglich?

Weil mit dem Bund der Kommunisten die Periode des erfolgreichen Kampfs des Proletariats gegen seine Unterdrücker begann, der schließlich am 7. November 1917 auf einem Sechstel der Erde zum entscheidenden Siege geführt hat, bemühen sich alle diejenigen, die den Sieg der Oktoberrevolution nicht als „eine grundlegende Wendung in der Weltgeschichte der Menschheit“ (Stalin) gelten lassen, auch dem Bund der Koi:nmunisten seine Bedeutung zu nehmen.

Die Lügen der SPD-Führung über die Arbeiterbewegung

Im Karl-Marx-Jahr 1953 versuchte am 1. Mai der „Neue Vorwärts“, das Organ der rechten SPD-Führung in Westdeutschland, darzulegen, daß die deutsche Arbeiterbewegung erst 1863 mit Lassalle begonnen habe. In der „Sonderbeilage zum 90jährigen Parteijubiläum“ wurde nicht nur der 23. Mai 1863 als „das Geburtsdatum der Sozialdemokratie deutscher Zunge“ bezeichnet, nicht nur Lassalle als der „Erwecker, der Organisator und der unerreicht gebliebene Agitator der deutschen Sozialdemokratie“ gefeiert, sondern sogar die Behauptung aufgestellt, daß Marx „nur indirekt auf die deutsche Arbeiterklasse“ gewirkt habe, „ihr räumlich zu fern stand, um bei ihr populär werden zu können“.

Die SPD führte schon immer zum Opportunismus

Die Geschichte des Bundes der Kommunisten unter der Führung von Marx und Engels aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung streichen und mit dem Lassalleschen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein beginnen, heißt der deutschen Arbeiterklasse ein außerordentlich wichtiges Kapitel ihrer revolutionären Tradition unterschlagen. Eine solche Unterschlagung wird von der Absicht bestimmt, die Arbeiter einen falschen Weg zu führen, den Weg des Opportunismus, des Bündnisses mit der Bourgeoisie. Der deutschen Arbeiterklasse soll vorenthalten werden, daß die Geschichte der deutschen Arbeiterpartei mit der Anerkennung der Lehre von Karl Marx in der Arbeiterbewegung beginnt. …


Karl Marx schrieb 1875  im Nachwort zur Wiederveröffentlichung der „Enthüllungen“: „In Augenblicken der Krise wird Kopflosigkeit zum Verbrechen an der Partei, das öffentliche Sühne herausfordert.“ [1]

Der Kölner Kommunisten-Prozeß war gescheitert

Der wissenschaftliche Sozialismus, den die Kölner Geschworenen treffen wollten, den Bourgeoisie und Regierung vernichten wollten, wurde also durch Marx‘ unermüdliche Arbeit bereichert und weiterentwickelt. Während die Polizei in Deutschland den Arbeitern auflauerte, ihre Zusammenkünfte, ihre Publikationen zu verhindern trachtete, weitere Arbeiter wegen „Hochverrat“ verurteilte, saß Marx an seiner großen politisch-ökonomischen Arbeit, mit der er, wie er am 1. Februar 1859 an Joseph Weydemeyer schrieb, „unserer Partei“, also der verfolgten Partei der Arbeiterklasse, „einen wissenschaftlichen Sieg zu erringen hoffte“ [2]. Diesen Sieg konnte kein Gerichtshof und keine Regierung der Arbeiterklasse streitig machen.

„Die Geschichte lehrt, daß die Partei der Arbeiterklasse weder durch Hetze und Verleumdungen noch durch Verfolgung und blutigen Terror zu vernichten ist“, heißt es in den Thesen des Zentralkomitees der SED „35 Jahre Kommunistische Partei Deutschlands“.[3]

Mit dem Kölner Kommunistenprozeß 1852 schließt, wie Engels feststellt, die „erste Periode der deutschen kommunistischen Arbeiterbewegung“. Aber in den folgenden Perioden „…wächst täglich drohender jene Athletengestalt des deutschen Proletariats empor, die Marx schon 1844 vorhersah…“ [4]. Die immer mächtiger werdende Arbeiterbewegung ist, so betont Engels 1885 „der Sache nach eine direkte Fortsetzung der damaligen“ [5] von 1836 bis 1852. Die 1851/52 verfolgten Lehren des wissenschaftlichen Sozialismus haben hundert Jahre später die Welt verändert.

Quelle:
Karl Obermann: Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten.1849-1852. Dietz Verlag Belrin, 1955, S.5-8 u.130.

Zitate:
[1] Karl Marx: Enthüllungen … S. 121.
[2] „Die Neue Zeit“, XXV. Jahrgang (1906/07), Bd. H. S. 181.
[3] „35 Jahre Kommunistische Partei Deutschlands“, Dietz Verlag, Berlin 1954, S. 5. .
[4] Karl Marx: Enthüllungen … , S. 30.
[5] Ebenda, S. 9. 

Bild:
G.Gordon: Karl Marx und Friedrich Engels, Gemälde

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