
Fritz Schmenkel (links) mit sowjetischen Partisanen
In einem Bericht über den mutigen deutschen Kommunisten Fritz Schmenkel schreibt der Autor Alexandr Semzow:
Nach dem Antifaschisten Fritz Schmenkel, dem die Sowjetregierung postum den Titel „Held der Sowjetunion“ verliehen hatte, war in Plauen eine Straße benannt worden. Damit brachte die Stadt der Textilarbeiter und Maschinenbauer die Dankbarkeit des Volkes für seinen Sohn, der im Kampf gegen die Hitlertyrannei sein Leben hingab, zum Ausdruck.
Ein deutscher Kommunist desertiert in die Sowjetunion
In der schwersten Zeit des Großen Vaterländischen Krieges, im Spätherbst 1941, verließ der vom Kommunistischen Jugendverband Deutschlands erzogene Fritz Schmenkel, Gefreiter des I. Artillerieregiments der 186. Infanteriedivision der 4. Heeresgruppe Mitte in Hitlers Wehrmacht, seinen Truppenteil und trat dem Partisanenverband „Tod dem Faschismus“ bei. Der Verband operierte im Gebiet Smolensk. In seinen .Reihen kämpfte Fritz Schmenkel gegen die Naziwehrmacht, für unser Sowjetland und zugleich auch für sein deutsches Vaterland.
Und so urteilten die sowjetischen Genossen über ihn
Hier das von Dmitri Gorskich, dem Kommissar des Verbandes „Tod dem Faschismus“ ausgestellte Zeugnis:
„Fritz Schmenkel hat aktiv an den Kampfoperationen des Verbandes teilgenommen. Ihm wurden immer die gefährlichsten Abschnitte anvertraut, und er hat stets gezeigt, daß er uns Partisanen treu ergeben ist. Dreimal war der Verband eingekesselt, schlug sich in kleinen Gruppen heraus, und Schmenkel stellte sich jedesmal mit seinem MG an dem von uns festgesetzten Sammelpunkt.“
Pjotr Filippow, der Stabschef des Verbandes „Tod dem Faschismus“ schreibt über Schmenkel:
„In den Gefechten war er tapfer, kühn und unerschrocken. Nie klagte er über Müdigkeit, schlechte Verpflegung oder Schwierigkeiten.“
Wiktor Spirin, jetzt Diesellokmechaniker in Karnyschlow, Gebiet Swerdlowsk, führte
zusammen mit Schmenkel Kampfaufträge aus. Er sagt:
„Bei den Partisanen hatte Fritz viel Autorität. Alle hatten ein gutes Verhältnis zu ihm, auch die Bevölkerung.“
Wjatscheslaw Makurow, der im Stadtparteikomitee von Jarzewo tätig ist, schließt seine Erinnerungen an Schmenkel mit folgenden Worten:
„Er war im Geiste Kommunist und ein echter Deutscher, ein deutscher Patriot.“
So liebevoll gedenken sowjetische Menschen Fritz Schmenkels. Mit seinem Beitritt in den Partisanenverband „Tod dem Faschismus“ legte er schon damals, als der Krieg noch in vollem Gange war, einen Stein in das Fundament der Freundschaft zwischen den Völkern der Sowjetunion und der Deutschen Demokratischen Republik.
Er wurde von den Nazis gefaßt und hingerichtet
Unter den Papieren über ihn befindet sich die Mitteilung eines Militärpolizeiinspekteurs der faschistischen deutschen Wehrmacht namens Krischan an Frau Erna Schmenkel, in der es heißt, daß „der Gefreite Fritz Schmenkel, geboren am 14.2.1916, vom Kriegsgericht am 15. Februar 1944 zum Tode verurteilt und das Urteil nach Bestätigung durch die zuständigen Justizbehörden am 22. Februar vollstreckt worden ist. Er ist auf dem Friedhof von Minsk begraben.“ Der Polizeibeamte teilte der Witwe mit, daß es streng verboten sei, Fritz Schmenkels Tod anzuzeigen und in der Presse einen Nachruf zu veröffentlichen.
„Ich sterbe für die gerechte Sache.“
Schmenkel war in einer Dezembernacht des Jahres 1943 zur Ausführung eines Befehls aufgebrochen und beim Überschreiten der Front von den Faschisten gefaßt worden. So fand unser treuer Kamerad Fritz Schmenkel den Tod. Die Witwe konnte einiges über seine letzten Stunden in Erfahrung bringen. Pastor Eberhard Müller teilte ihr mit, er sei bis zuletzt bei ihm in der Zelle gewesen und habe von ihm einen Abschiedsbrief an Frau und Kinder entgegengenommen. Darin schrieb Fritz: „Ich sterbe für die gerechte Sache.“
Frau Erna Schmenkel wohnte in Plauen und arbeitete in einer Spinnerei. Sie war Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. In Plauen wohnen auch seine Kinder und Enkel, arbeitende Menschen, wie er selbst es war. Für sie ist ihr tapferer Vater und Großvater gefallen, ein einfacher Arbeiter, ein Sohn des deutschen Volkes, Held der Sowjetunion, Fritz Schmenkel.
Quelle: Der Sozialismus – Deine Welt. Verlag Neues Leben Berlin, 1975, S.174-176. Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)
Im Museum des Großen Vaterländischen Krieges in Minsk befinden sich folgende Zeugnisse über den heldenhaften Kampf des Genossen Fritz Schmenkel:
Was geschah im Februar 1944 im Minsker Gebiet?
In Januar 1943 führte die faschistische deutsche Wehrmacht eine große Truppenoperation gegen die Partisanen im Minsker Gebiet durch. Diese Operation hatte allerdings nur mäßigen Erfolg. Zwar wurde die Partisanenabteilung zerstreut und erlitt großen Verluste, doch bereits nach einem Monat hatten sich die Partisanen wieder vereinigt. Ihnen schloß sich auch der deutsche Kommunist Fritz Schmenkel an. Ungeachtet an aber starker Fröste setzten die Partisanen ihren Kampf fort. Im März befreite eine Abteilung der Roten Armee das Gebiet und Genosse Schmenkel bekam seine erste Kampfauszeichnung, den Rotbannerorden.
Im Sommer wurde dann eine Diversionsgruppe von Partisanen im Raum Orscha tief ins deutsche Hinterland abgesetzt. Diese Abteilung erfüllte einen Monat lang die gestellten Aufträge, doch dann änderte sich die militärische Lage. Fritz Schmenkel wurde schwer verwundet und geriet in deutsche Gefangenschaft. Ein faschistisches Militärgericht verurteilt ihn zur Todesstrafe und das Urteil wurde am 22. Februar 1944 im okkupiertem Minsk vollstreckt.
Der sowjetische Geheimdienst klärte auf
Die Heldentat des deutschen Internationalisten wäre unbekannt geblieben, wenn es nicht eine Zufälligkeit gegeben hätte. 1961 untersuchte der KGB die Verbrechen einer Polizistenbande, die von sowjetischen Partisanen vernichtet worden war. Dabei stellte sich heraus, daß Fritz Schmenkel diese Operation der Partisanen geleitet hatte. Drei Jahre dauerten die Forschungen, es wurden Zeugen gesucht, und 1964 wurde dann dem mutigen deutschen Kommunisten für seinen Beitrag am Kampf gegen die faschistischen Eroberer der Titel eines Helden der Sowjetunion verliehen. Seine Enkel können stolz auf ihn sein.
So wurde Fritz Schmenkel in der DDR geehrt:
Das passt nicht hier her. Mich würde aber mal ein Artikel interessieren zur Unterscheidung: Gleichheit, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und zur Problematik Individualität und Einordnung ins Kollektiv. Werden die Menschen sich jemals auf der Erde einig werden bei den unterschiedlichen Interessen und Ansichten? Ist der Kommunismus ein Minimalstaat?
Danke, Mimi, ich werd‘ versuchen, demnächst mal auf dieses Thema einzugehen. Das ist eine alte Frage, die die Philosophen schon immer interessiert hat. Der Kommunismus ist nicht die „Minimalvariante“, sondern eher das Gegenteil. Der Kommunismus ist die Verwirklichung aller individueller Potenzen – nur eben plamäßig und gelenkt. Was hätte es für einen Zweck, wenn es fünftausend Sozialpsychologen gäbe, wo andererseits vielleicht fünftausend Lehrer oder Ingenieure fehlten… Lies mal den Anti-Dühring von Engels!
Der „Anti-Dühring“ ist wirklich noch immer eine der besten und unübertroffensten Einführungen in den wissenschaftlichen Sozialismus, kompakt, doch sehr verständlich.
Kann man nur immer wieder weiterempfehlen!
Beste soz. Grüße
Unterschiedliche Interessen und Ansichten resultieren in den meisten Fällen aus sehr unterschiedlichen Lebenslagen heraus. In einer jeden Klassengesellschaft sind Reichtum und die damit einhergehende gesellschaftliche Macht extrem ungleich verteilt. Daraus folgt ein ewiger Konkurrenzkampf praktisch aller Menschen untereinander, jeder gegen jeden – „homo homini lupus“ – um einen möglichst großen eigenen Anteil am vorhandenen Reichtum und gesellschaftliche Einflußmöglichkeiten.
Dieser ewige Konkurrenzkampf findet auf verschiedensten Ebenen statt, teils im Rahmen der jeweiligen geltenden Gesetze, teils auch außerhalb dieser, bis hin zur organisierten Kriminalität, schwersten Verbrechen aller Art, Begleitet wird alles dieses Treiben von einer ständigen Flut an Lügen und Heuchelei, ob rein privat oder in der Öffentlichkeit. So stehen nun mal die Dinge gerade auch im heutigen Kapitalismus. Kann es innerhalb von diesem da einen Ausweg geben, könnten unter solchen zunehmend immer barbarischeren Verhältnissen tatsächlich neuere und viel höherwertigere Beziehungen aller Menschen untereinander gedeihen? Das können wir vergessen!
Doch wie könnten da die Dinge in einem schon entwickelteren Sozialismus, gar Kommunismus aussehen? Wird es da nicht auch noch unterschiedliche Interessen und Ansichten geben? Gewiß! Da aber in dieser höheren Phase der allgemeinen menschlichen gesellschaftlichen Entwicklung die extreme Ungleichheit an Reichtum und Macht verschwunden sein werden, können die dann noch immer vorhandenen, nun aber viel geringeren unterschiedlichen Interessen und Ansichten auf eine höchst demokratische Weise ausgeglichen werden können, ohne Gewalt bzw. permanente (gesetzliche als auch ungesetzliche) ewaltandrohung, Lügen und Heuchelei, Verbrechen aller Art.
Wie im heutigen Kapitalismus wird auch in einem zukünftigen Sozialismus und Kommunismus das Sein das Bewusstsein bestimmen, ein anderes Sein aber folglich ein anderes, neues, sozialistisches und schließlich kommunistisches Bewusstsein hervorbringen. Dies alles ist eigentlich sehr einfach zu verstehen, allerdings erst und nur dann, wenn man vorwärts blickt, den kapitalistisch – bürgerlichen „Zeithorizont“ samt seinem bürgerlichen Bewusstsein bewusst und willentlich überschreitet.
Ein budhistisches „Shangrila“ wird es auf dieser Erde bestimmt niemals geben. Möglich und erstrebenswert ist aber eine wahrhaft menschliche Gesellschaft, wo die Menschen – wie es Marx & Engels bereits so schön formulierten – „aus dem Tierreich endlich heraustreten“.
In diesem Sinne beste soz. Grüße
Es ist nur schade, das über seinen Bruder Wille Paul Otto gar nichts zu lesen ist, der wurde in Hitlers Armee gesteckt, ob er wollte oder nicht.
Danke, liebe Gabriele Schmenkel, ich war schon froh, diesen Beitrag in einem Jugendweihebuch der DDR gefunden zu haben. In der Sowjetunion, in Minsk, hat man uns viel von Fritz Schmenkel erzählt. Wir waren stolz, einen solchen tapfern Genossen zu haben. Haben Sie denn etwas über seinen Bruder – wir würden das gerne veröffentlichen.
Guten Tag, Gabriele Schmenkel, Wir (VVN BdA Chemnitz) haben vorige Woche in Chemnitz die Büste Deines Bruders gefunden und wollen sie einem guten Standort zuführen. Diese (es gab in KMStadt insgesamt 3) wurde von Claus Lutz Gaedicke gefertigt und 1973 im Rahmen eines Patenschaftsvertrages und Namensverleihung im Gelände einer POS aufgestellt. Ein Kinderheim für Waisenkinder in Spremberg trug seinen Namen und hat ihm vor ca. 3-4 Jahren sogar ein Lied gewidmet, wenn auch in einem anderen, aber guten Zusammenhang. Die DVD mit dem Lied wurde mir kürzlich geschenkt. Wenn Sie dazu mit uns in Verbindung treten wollen, ich würde mich riesig freuen. Peter Blechschmidt aus Chemnitz.
Guten Tag, Fr. Schmenkel, ich melde mich mal gleich über diesen Weg bei Ihnen wieder.
Momentan arbeite ich einer russischen Journalistin aus Leipzig zu, die einen Beitrag über Ihren Onkel veröffentlichen wird. Dazu fand ich weitere Bücher aus der DDR, die mir bis dto. nicht bekannt waren und in denen von Fritz Schmenkel berichtete wurde – so auch in einem Jugendweihebuch von 1975. Ich bekomme immer Post von anderen Schulen und Chronisten, die den namen von Fritz Schmenkel trugen.
In Ihrer Anfrage von 2018 erwähnten Sie einen Bruder Wille Paul Otto. Können Sie mir dazu vielleicht ein paar Zeilen mehr schreiben? In welcher Einheit war er im Krieg? Konnte er aus dem Krieg zurückkehren?
ich hoffe, es geht Ihnen und Ihren Angehörigen gut. ich wünsche Ihnen viel Glück bei Austricksen des Virus.
Bleiben Sie gesund und fröhliche Restostern.
Ihr
Peter Blechschmidt aus Chemnitz
Ich habe mir soeben noch einmal den obigen Beitrag über einen verdienstvollen deutschen Genossen, Fritz Schmenkel, mit großer innerer Anteilnahme durchgelesen.
Einst erzogen und mitgewirkt in der KPD, wusste er sich später, unter schwierigsten Umständen richtig zu entscheiden. Er wurde von seinen sowjetischen Kampfgenossen völlig zurecht als ein wahrer deutscher Patriot angesehen, genoß bei ihnen großes Ansehen. Seine posthume Ehrung als „Held der Sowjetunion“ war zugleich eine Ehrung für nicht wenige weitere wahrhafte deutsche Patrioten, welche, auf den verschiedensten Posten auf vielen Kriegsschauplätzen, tapfer ihren Mann standen, gegen die „eigenen Deutschen“, die zumeist keine „Helden“ waren, sondern überwiegend Karrieristen, Opportunisten, Feiglinge, Mitläufer, Faschisten UND auch gegen viele von deren Handlangern in vielen Ländern, und so auch auf den zeitweise besetzten Territorien der UdSSR.
Beim nochmaligen Durchlesen dieses Beitrages dachte ich spontan an einen späteren Armeegeneral der NVA der DDR, Heinz Kessler, ebenfalls ein in der KPD geschulter deutscher Patriot und Kommunist, welcher ebenfalls nach seiner Verschickung an die „Ostfront“ den Weg zur Roten Armee fand, tapfer an ihrer Seite gegen die mörderischen Eindringlinge und Eroberer kämpfte. Seine Mutter wurde nach Bekanntwerden seines Übertritts in ein Konzentrationslager eingewiesen. In den 90er Jahren wurde er dann von der Bonner BRD-Justiz wegen „Mauer & Stacheldraht“ zu 7 Jahren(!) Gefängnis verurteilt. Was für eine Schande!
Und so wie Fritz Schmenkel, Heinz Kessler, Walter Ulbricht und viele andere deutsche Patrioten und Kommunisten, geschult in KJVD, RFB, KPD, sie alle wussten in einer entscheidenden Stunde sich zu bewähren, weigerten sich, als schäbige Mitläufer, Mitmacher zu agieren, Knechtdienste, Unterdrückerdienste, Schergendienste zu leisten. Müssten nicht alle diese Menschen auch heute noch, im heutigen Deutschland, höchstes Ansehen, Ehrung genießen, ganz besonders auch der heranwachsenden Jugend als wahre Vorbilder vorgestellt werden?
Nun….., in diesem BRD-Gebilde „Deutschland“ werden wir das ganz gewiß niemals erleben, allein schon deshalb nicht, weil im heutigen BRD- „Deutschland“ im Grunde die gleichen Machteliten die Herrschaft ausüben wie zuvor schon in den Jahren von 1871 – 1945. Vorerst müssen wir uns oft noch weiter unter dem uns von den herrschenden Eliten aufgezwungen, verlogenen heuchlerischen „Schuldkult“ wegen „Drittes Reich“ irgendwie weiter herumschlagen, immer wieder gegen Lüge und Heuchelei antreten müssen.
Guten Tag, Harry56,
ich freue mich über Dein Erinnern an Fritz Schmenkel. Auch wenn seit 1989 die Zugangsmöglichkeiten für Erinnerungs – und Gedenkarbeit stark einge -schränkt sind oder besser gesagt „worden sind“ ist der identitätsstiftende Lebensweg von Fritz Schmenkel bei vielen Menschen in Deutschland, aber auch in Russland oder z.B. in Vietnam und Spa -nien wach. Natürlich wissen gerade die letzten beiden Länder, aus internationalistischem Denken und nicht aus Proftiterwägungen entstandene Solidarität besonders zu schätzen.
Nach wie vor wird die Entscheidung von Fritz Schmenkel, als ehemaliger Wehrmachtssoldat an der Seite der Roten Armee gegen die Wehrmacht zu kämpfen, in bestimmten „rechten“ Kreisen und Foren als „Volksverrat“ diffamiert – und dass trotz der entsprechenden Rechtssprechung 2009. Aber auch in bgl. Kreisen wurde der Sieg und die Befreiung durch die Rote Armee im Bündnis mit den Alliierten 1945 immer noch nicht „verdaut“ und schürt peinlichen, selbstentlarvenden Geschichts -revisionismus wie jetzt in Polen mit der Demontage des Marschall Konew Denkmals.
Somit schaffte es auch neulich ein bgl. Militärhistoriker, Inhaber eines Lehrstuhls einer „Ost“ Uni, in einem Beitrag einer TV Zeitschrift zur Ankündigung des Spielfilms „Der Überläufer“ in keiner Weise, die patriotische Gesinnung und Motivation aller Deserteure, zu allen Zeiten, an allen Fronten als Gan – zes zu würdigen. Für ihn gab es solche außergewöhnlichen, mutigen „Feiglinge“, wie den Jungkommunisten Fritz Schmenkel nicht – außergewöhnlich nur deshalb, weil sein Handeln von politischer Einsicht, Verantwortungsbewußtsein und Humanität geprägt war.
Der Held des jetzt für die Corona Fernseh – Gemeinde vorzeitig (und damit rechtzeitig!) ausgestrahlte Film „der Überläufer“ ist ein in sich zerrissener, sich nie positionierender „Held“, der sympathisch und glaubhaft in Szene gesetzt den typischen Überläufer, den staatstreuen Soldaten präsentiert, der erst die Fronten wechselt, als er dazu in einer bestimmten Situation gezwungen wurde. Diesen Film sollen 4,6 Mio Menschen in Deutschland gesehen haben.
Fritz Schmenkel (so wie viele andere, die Du erwähntest) trennen Welten! – Ansehenswert war dieser Film allemal wegen seiner entlarvenden Wirkung. So wird der angekündigte Spielfilm des österreichischen Bauern Franz Jägerstätter – wegen Verweigerung des Wehrdienstes aus Gewissensgründen, hingerichtet 1943 im Zuchthaus Brandenburg – Görden, sicher von anderem Format sein. Titel des Films: Ein verborgenes Leben“. Lebensmotto von Josef Jägerstätte „Besser die Hände gefesselt als der Wille!“
Das Leben von Fritz Schmenkel verlief unter anderen Vorzeichen, ihn prägte die Ermordung des Vaters von SA Leuten und die polarisierende Wirkung aktiver gesellschaftlicher Betätigung als Arbeiterkind gegen den aufkommenden Faschismus. Während seiner Spezialausbildung als Militärkundschafter im Hinterland im zweiten Halbjahr 1943 erfuhr er vom Manifest des in Krasnojarsk gegründeten NKFD. Trotz der Möglichkeit, nach einer Verwundung deutsche Kriegsgefangene zu betreuen, entschied er sich für einen anderen Beitrag, den Krieg an der Seite der Roten Armee zu verkürzen.
Er verhehlte keineswegs seinen Wunsch, Frau und Kinder in einem befreiten Deutschland wieder sehen zu wollen. Seine Frau hatte er zu ihrem Schutz nicht in seine Pläne eingeweiht, aus einer „Erziehungshaft“ mit Freiwilligenmeldung an die Ostfront überzulaufen. Sie konnte sich die Gründe für sein Fernbleiben seit 1941 allerdings vorstellen. So waren die Umstände seiner Verurteilung im Minsker Wehrmachtsgefängnis 1944 auch nicht nur außergewöhnlich, sondern auch folgerichtlich.
Zu jener Zeit verließen viele Wehrmachtsangehörige an der Ostfront ihre Einheit – aber nicht unbedingt kämpfte alle Tage ein Deutscher freiwillig an der Seite der „Bolschewisten“, an der Seite der Roten Armee. Erst in letzten Moment entschied das Kriegsgericht unter größter Geheimhaltung eine Verurteilung als „Landesverräter“.
Die Ehefrau von Fritz Schmenkel hatte sich verpflichten müssen, von den Umständen der Desertion und Verurteilung ihres Ehemannes Stillschweigen zu bewahren. Da sie sowieso auch eigene Familienangehörige und Bekannte wegen der bekannten politischen Einstellung von Fritz Schmenkel mieden und drangsalierten, kehrte Erna Schmenkel mit ihren Kindern dem schlesischen Wohnort 1945 den Rücken und wurde in Plauen ansässig.
Einen weiteren Anteil daran, dass die ersten Begebenheiten und Zusammenhänge um Fritz Schmenkel in der SU und später in der DDR erst 1960 bekannt wurden, war dem Umstand geschuldet, dass auch im Interesse der Familie von Fritz Schmenkel Berichte über ihn (beispielsweise von Boris Polewoi) nur in befreiten Gebieten verbreitet wurden.
Seit ich vor zwei Jahren mit Recherchen zum Umgang mit der Erinnerung an Fritz Schmenkel im DDR Alltag und danach begann, erreichen mich dazu interessante Zuschriften und Informationen. Ihnen allen ist gemein, dass mit Ehrfurcht und Hochachtung von Fritz Schmenkel berichtet wird.
Zum Schluss ein kleines Zitat aus einem in Spremberg 2016 entstanden Song für ein ehemaliges Kinderheim „Fritz Schmenkel“ und das Heimgespenst Schmenki: „…Und wieder eine neue Zeit brach 90 dann herein, Individuum statt Kollektiv sollt´ die Parole sein. Westgeld nun statt Aluchips, die Welt stand Kopf. Und viel von dem, was vorher war, galt nun als alter Zopf.“
Lieber Harry56, solltest Du Kenntnis oder gar Zeugnisse von Erinnerungsarbeit an Fritz Schmenkel haben, würde ich sie gern mit Interesse verwenden. Leider gibt es derzeit noch keine Übersicht über alle zivilen und militärischen Einrichtungen, einschließlich Schulen, Straßen und Plätze mit dem Namen „Fritz Schmenkel“ sowie zu Dr. Richard Sorge. Ich arbeite daran.
Ich wünsche Dir viel Gesundheit und Kraft und würde mich über eine Antwort freuen. P.S. Natürlich gab es auch 2 Spielfilme über Fritz Schmenkel, 2 Tatsachenromane und viele Bericht in verschiedenen Zeitungen
So wie die Biografie von Fritz Schmenkel, gab es Dutzende anderer, weniger bekannter Antifaschisten, die sich während des 2. Weltkriegs bewußt und in voller Absicht auf die Seite der kämpfenden, sozialistischen Sowjetunion, auf die Seite der Arbeiterkalsse stellten. Die Frage ist doch. Warum taten sie das?
Wenn man heute irgendetwas aus der Geschichte und aus den Biografien dieser Helden des antifaschistischen Widerstands, aus der Geschichte der kommunistischen Arbeiterbewegung, lernen will, dann muß man deren Motive erforschen.
Gerade in einer solchen Zeit, in der die Macht des Staates über derart weit ins Privatleben der Menschen eingreifende Möglichkeiten verfügt, muß man lernen, welche Klassenunterschiede es zwischen der herrschenden (Ausbeuter-)Klasse und der lohnabhängigen (Arbeiter-)Klasse gibt. Auch der Kampf eines Fritz Schmenkel war Klassenkampf!
Es ist so, dass Hunderttausende diesen Kampf gekämpft haben und die meisten sind namenlos in den Strudel der Geschichte gewirbelt worden und zum Vergessen vergessen. Da können und dürfen sie nicht bleiben, denn ihr Kampf hat denselben Stellenwert zu erhalten, wie die, deren Namen in Ehre und Würde gehalten werden. Denn die mit Namen stehen für alle, die diesen Kampf gekämpft haben. Und natürlich ist das Klassenkampf, was soll es denn anderes sein ?
Nichts dagegen, dass einzelne Kämpfer die Würde bekommen, denn mit ihnen und den ungenannten, mit deren und durch ihr mutiges Handeln ist letztendlich die Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung mit geschrieben worden.
Das ist richtig. Aber es sind (leider) nicht Hunderttausende übergelaufen auf die Seite der Roten Armee und haben in den Reihen der Sowjetarmee gegen die Faschisten gekämpft.
Das mag sein, denn hier gab es auch genug zu tun !
Sie haben ihren Kampf in der Illegalität gekämpft und der war nicht weniger wichtig aus meiner Sicht.
Momentan ist es aber so, dass selbst ursprünglich Bekannte und Verehrte(wenn auch aus unserer zeit) dem Vergessen anheim fallen sollen, so auch Fritz Schmenkel, der immer noch als „Verräter“ diffamiert wird und nicht nur das. An derer Stelle sollen andere treten, so wie „Wlassow“ an die Stelle von Marschall Konew in Polen usw. In Heidenau wurde es gerade geschafft, den Namen „Ernst Thälmann“ zu erhalten. Wenn auch als Provokation, so wurde im Chemnitzer Stadtrat von „Pro Chemnitz“ die Ernennung eines Anschlagtäters auf einen sowjetischen Traditionspanzer, der sich inzwischen in Ingolstadt befindet, als Ehrenbürger ins Spiel gebracht. Ich denke, für eine saubere hist. Wertung von „Besiegt und befreit“ muss man solche Ausnahmepersönlichkeiten, dennoch gab es wohl 22 deutsche Helden der SU, ins Spiel bringen. Der letzte Spielfilm „Der Überläufer“ hatte da wohl etwas anderes vor. Hauptsache. Wir kümmern uns. Dir alles Gute.