Eskalierende Gewalt: Warum gab es in Hamburg keine „Streitschlichter“?

konfliktIn deutschen Schulen gibt es sogenannte „Streitschlichter“, es gibt Sozialarbeiter und es gibt Mediatoren. Warum? Der Einsatz der Streitschlichter, so wird erklärt, trägt zur Gewaltprävention bei. Er ist eine wichtige Möglichkeit zur Konfliktbewältigung. Die Streitschlichter vermitteln und helfen eine gemeinsame Lösung zu finden, bei der jeder Beteiligte lernt, Verantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen, über soziale Beziehungen nachzudenken und sich in andere hineinzuversetzen. Dumme Frage: Warum gab es eigentlich in Hamburg bei den Protesten gegen G20 und den brutalen Polizeieinsätzen keine „Streitschlichter“? Das ist doch seltsam, nicht wahr?

Doch um welche Konflikte geht es eigentlich?

Es geht hier nicht um Streitigkeiten zwischen Kindern, die es überall auf der Welt gibt, sondern um handfeste soziale Widersprüche. Und da helfen keine „Streitschlichter“ mehr. Denn der Hauptwiderspruch des Kapitalismus bleibt bestehen: Es ist der Widerspruch zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Einfach gesagt: Es ist der Widerspruch zwischen arm und reich, zwischen der arbeitenden Klasse und den Besitzern der Produktionsmitteln, zwischen der Masse der Ausgebeuteten und ihren Ausbeutern. Es ist der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit. Und das ist auch der tieferliegende Grund für die Proteste und den massiven, brutalen Einsatz der Polizei.

Während des deutsch-russischen Krieges 1916 gab es an der Ostfront (von uns aus gesehen) zahlreiche Soldatenverbrüderungen. Lenin schreibt:

Die Kapitalisten machen sich entweder über die Verbrüderung der Soldaten an der Front lustig, oder sie fallen mit rasender Wut über sie her, sie lügen und verleumden, stellen die Sache als „Betrug“ der Deutsehen an den Russen hin und drohen – durch ihre Generale und Offiziere – mit Strafen wegen der Verbrüderung.
Vom Standpunkt der Verteidigung des „heiligen Eigentums“ am Kapital und am Kapitalprofit ist eine solche Politik der Kapitalisten durchaus richtig: in der Tat, will man die proletarische sozialistische Revolution im Keime ersticken, so muß man sich der Verbrüderung gegenüber gerade so verhalten, wie es die Kapitalisten tun.

Die klassenbewußten Arbeiter und mit ihnen, aus dem sicheren Instinkt der unterdrückten Klassen heraus, auch die Masse der Halbproletarier, die Masse der armen Bauern, haben für die Verbrüderung die stärksten Sympathien.

  • Es ist klar, daß die Verbrüderung der Weg zum Frieden ist.
  • Es ist klar, daß dieser Weg nicht über die kapitalistischen Regierungen führt, daß man ihn nicht im Bunde mit ihnen, sondern nur gegen sie gehen kann.
  • Es ist klar, daß dieser Weg das brüderliche Vertrauen zwischen den Arbeitern der verschiedenen Länder fördert, stärkt und festigt.
  • Es ist klar, daß dieser Weg die verdammte Zuchthausdisziplin des Kasernenhofes zu brechen beginnt, die Disziplin des Kadavergehorsams der Soldaten gegenüber „ihren“ Offizieren und Generalen, gegenüber ihren Kapitalisten (denn die Offiziere und Generale gehören größtenteils entweder zur Kapitalistenklasse oder vertreten deren Interessen).
  • Es ist klar, daß die Verbrüderung die revolutionäre Initiative der Massen ist, das Erwachen des Gewissens, der Vernunft, der Kühnheit der Unterdrückten

Quelle:
Lenin/Stalin: Das Jahr 1917. Ausgewählte Werke. Dietz Verlag Berlin, 1949, S.145.

Der Vorschlag Lenins ist also ein wichtiger Schritt auf dem Wege zur Einheit der Arbeiterklasse, oder wie Lenin schrieb: „ein Glied in der Kette der Schritte zur sozialistischen, proletarischen Revolution“. (S.146)

Siehe auch:
Woher kommt die kriminelle Gewalt?
Albert Norden: So werden Kriege gemacht
Ein zynisches Spiel

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4 Antworten zu Eskalierende Gewalt: Warum gab es in Hamburg keine „Streitschlichter“?

  1. Pingback: Die Angst der Mächtigen… | Sascha's Welt

  2. Politnick schreibt:

    Genau hingucken: Die Krawalle waren inszeniert. Ein Vergleich mit den Aktivitäten der SA im Deutschland der 20er Jahre drängt sich regelrecht auf und ist absolut legitim. Zumal diese Aktivitäten einer Eliteeinheit von der Polizei gedeckt wurden damals (Noske) wie heute.

    Deren Ziele sind klar wie Kloßbrühe:
    1. Die Linke diffamieren
    2. Haß gegen Kommunisten schüren (obwohl die Linke gar nicht kommunistisch ist)
    3. Entmietung eines attraktiven Wohngebietes
    3.a. Die Rote Flora muss weg
    4. von den eigenen Zielen abzulenken, Stichwort Neuaufteilung der Welt
    5. von den Inhalten der friedlichen Demonstranten abzulenken
    6. Wahlkampf

    Somit ist auch klar wer von diesen Krawallen profitiert. Feuer legen und laut schreien „Es brennt“ diese Taktik ist nicht neu. Gesiste wiederholt sis, nicht wahr Frollein Märgel?

    Die traurige Geschichte der Weimarer Republik wiederholt sich immer deutlicher!!!

    Freundschaft 😉

    • sascha313 schreibt:

      …inszeniert? Zum Teil: die Schwarzen. Doch nicht nur! Eingedroschen haben die bewaffneten Polizisten vor allem auf Wehrlose! Und die waren nicht Teil der Inszenierung.

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