Karl Marx und Friedrich Engels verbinden die sozialistische Theorie mit der Praxis

manifest1848Im Jahre 1848 wurde erstmals ein wegweisendes Dokument veröffentlicht, das auch heute noch, nach 170 Jahren, seine Bedeutung für die Menschheit nicht verloren hat. Im Gegenteil: Das Kommunistische Manifest beweist eindeutig, daß die Lehre von Karl Marx und Friedrich Engels – die Wissenschaft vom Aufbau einer menschenwürdigen und gerechten Gesellschaft – richtig war. Es wird heute oft übersehen, ja mehr noch: es wird vertuscht, daß die extreme Ungleichheit, der Klassengegensatz und die Spaltung der Gesellschaft in irrsinnig Reiche und bitterarme, deklassierte und hungernde Menschen das Ergebnis der auf Ausbeutung beruhenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse ist. Allein das Privateigentum an Produktionsmitteln ermöglicht diese krassen Gegensätze und begünstigt Verhältnisse, die man nicht anders als verbrecherisch bezeichnen kann. Auch und gerade in unserem Land! Wie kam es zu dieser Erkenntnis?

1. Die Entstehung des Bundes der Kommunisten

Die nach dem Hambacher Fest (1832) geflüchteten deutschen Demokraten gründeten 1833 in Paris den „Deutschen Volksverein“, dem sich zahlreiche deutsche Handwerksgesellen anschlossen. Als der „Deutsche Volksverein“ durch die französische Regierung aufgelöst wurde, entstand in Paris 1834 der „Demokratisch-Republikanische Geheimbund der Geächteten“. Die deutschen Handwerksgesellen schieden 1836 aus diesem Bund aus und gründeten den „Bund der Gerechten“, der jahrelang unter dem Einfluß von Wilhelm Weidling stand.

Im Jahre 1845 gründeten Karl Marx und Friedrich Engels in Brüssel den Deutschen Arbeiterverein. Anfang 1846 schufen sie in Brüssel das Kommunistische Korrespondenz-Komitee. Mit Hilfe dieses Komitees gewannen· sie Einfluß auf den Bund der Gerechten. Auf einem Kongreß des Bundes der Gerechten, der im Sommer 1847 in London tagte und an dem auch Engels teilnahm, wurden die ersten Schritte zur Umwandlung des Bundes in eine Arbeiterpartei unternommen. Die neue Organisation erhielt den Namen „Bund der Kommunisten“. Die Losung des Bundes lautete: ,,Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ Die Ziele des Bundes waren: Sturz der Bourgeoisie, Herrschaft des Proletariats zur Aufhebung der alten, auf unversöhnlichen Klassengegensätzen beruhenden bürgerlichen Gesellschaft und Gründung einer neuen Gesellschaft ohne Klassen und ohne Privateigentum an Produktionsmitteln (Fabriken, Gruben und Rittergütern). Der Bund war eine illegale, das heißt gesetzlich nicht erlaubte Organisation, die sich die Aufgabe stellte, die breiten Massen des Proletariats für den Kampf zu organisieren.

2. Das Manifest der Kommunistischen Partei

Am nächsten Kongreß des „Bundes der Kommunisten“, der vom 29. November bis 10. Dezember 1847 in London durchgeführt wurde, nahmen Marx und Engels teil. Sie erhielten den Auftrag, ein Manifest des Bundes, das heißt eine ausführliche Erklärung des Zweckes und der Ziele des Bundes, auszuarbeiten. Dieses Manifest wurde die Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Sozialismus und der modeinen Arbeiterbewegung. Stalin bezeichnete es als „das Hohelied des Marxismus“.

Das Manifest der Kommunistischen Partei besteht aus vier Kapiteln.

Im ersten Kapitel wird gezeigt, daß sich die geschichtliche Entwicklung nach bestimmten Gesetzen vollzieht:

Auf die Urgemeinschaft folgt die Sklavenhaltergesellschaft, auf diese der Feudalismus, der durch den Kapitalismus abgelöst wird. Aber auch die kapitalistische Gesellschaft bleibt nicht ewig bestehen, sie muß der sozialistischen weichen. Die Ablösung der einen Gesellschaftsordnung durch die andere erfolgt nicht von selbst und friedlich, sondern durch Revolutionen. Im Manifest lesen wir deshalb: „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.“
Im Kapitalismus stehen die einzelnen Unternehmer im harten Konkurrenzkampf miteinander. Sie sind gezwungen, laufend bessere Maschinen und neue Arbeitsmethoden in den Fabriken einzuführen, um schneller, billiger und mehr zu produzieren als ein anderer Kapitalist. Da aber jeder Kapitalist nur die Waren produziert, von denen er sich den größten Profit verspricht, wird planlos gearbeitet, ohne Rücksicht auf den Bedarf der Massen. Dazu kommt, daß die Arbeiter von den Kapitalisten nur schlecht bezahlt werden und viele Waren, die sie dringend brauchen, nicht kaufen können. Der Absatz stockt, die Waren bleiben liegen. Ein großer Teil der Fabriken wird stillgelegt, und die Arbeiter werden entlassen. Das bezeichnet man als Wirtschaftskrise. Sie wird es immer geben, solange es den Kapitalismus gibt. Die Wirtschaftskrisen beweisen, daß der Kapitalismus zum Hindernis für die Weiterentwickluiig geworden ist. Er muß deshalb beseitigt werden. Gegen die Ausbeutung schließen sich die Arbeiter zunächst in Gewerkschaften zusammen, um durch diese Verbände ihre Forderungen durchzusetzen.
Von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Sie können sich nur dann von der kapitalistischen Ausbeutung befreien, wenn sie die Herrschaft der Bourgeoisie stürzen. Dazu brauchen sie eine Partei. Diese Partei muß einen entschiedenen Kampf gegen die Bourgeoisie führen. Sie muß sich mit all denen verbünden, die an dem Sturz‘ der kapitalistischen Herrschaft interessiert sind. Durch den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisie be­gründet .das Proletariat seine Herrschaft und eine Gesellschaft ohne Privateigentum an Boden, Waldungen, Fabriken und Gruben, Maschinen und Eisenbahnen und damit ohne Ausbeutung. Die Arbeiterklasse befreit unter ihrer politischen Herrschaft nicht nur sich selbst, sondern die gesamte Menschheit von der Ausbeutung.

Im zweiten Kapitel des Manifestes, das die Überschrift „Proletarier und Kommunisten“ trägt, kennzeichnen Marx und Engels die Kommunisten als die entschiedensten Kämpfer für die Sache des Proletariats.

Weil sie die Gesetze der geschichtlichen Entwicklung kennen, ist es ihnen möglich, die Arbeiterklasse zum Siege zu führen. Das Ziel der Kommunisten ist der Sturz der Herrschaft der Bourgeoisie und die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat zur Errichtung der klassenlosen sozialistischen Gesellschaft.
Mit beißendem Spott widerlegen Marx und Engels die· Lügenhetze der Feinde der Arbeiterklasse- gegen die Kommunisten. Sie zeigen, daß das Proletariat für die Befreiung aller Werktätigen von der kapitalistischen Ausbeutung kämpft und damit zugleich für die Freiheit und Unabhängigkeit seines Landes. Die Kommunisten sind eng mit ihrem Volk verbunden, sie teilen mit ihm Freud und Leid. Sie dienen ihm ergeben und selbstlos im Kampf gegen die Feinde des Landes. Weil sie ihr Vaterland lieben, achten sie auch die anderen Völker. Die Kommunisten sind bereit, sich mit den Proletariern aller Länder zum Kampf gegen die Unterdrücker zu vereinigen.

Im dritten Kapitel des Kommunistischen Manifestes kritisieren Marx und Engels die reaktionären Theorien, die die Entwicklung derArbeiterbewegung hemmen.

Sie entlarven jene Leute, die sich Sozialisten nennen, aber in Wirklichkeit Feinde der Arbeiterklasse sind.

Das letzte Kapitel fordert die Arbeiterklasse auf, jede revolutionäre Bewegung zu unterstützen.

Im Jahre 1848 sollten die Kommunisten in Deutschland gemeinsam mit der Bourgeoisie gegen den König und die Junker kämpfen. Das Manifest schließt mit den Worten: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“

Die Bedeutung des Kommunistischen Manifestes für die Arbeiterbewegung kennzeichnen folgende Worte Lenins: „Dieses kleine Buch ist ganze Bände wert: Sein Geist belebt und bewegt bis heute das ganze organisierte und kämpfende Proletariat der zivilisierten Welt.“


Zusammenfassung

Karl Marx und Friedrich Engels sind die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus. Der Bund der Gerechten wurde unter ihrer Leitung in den Bund der Kommunisten umgewandelt. Das Kommunistische Manifest, das im Jahre 1848 erschien, ist die Geburtsurkunde des wissenschaftlichen Sozialismus und der modernen Arbeiterbewegung. Es zeigt dem Proletariat den Weg zu seiner Befreiung von der kapitalistischen Ausbeutung. Karl Marx und Friedrich Engels· erbrachten den wissenschaftlichen Beweis, daß der Untergang des Kapitalismus unvermeidlich und der Sieg des Sozialismus unaufhaltsam ist.

Pause

Die ersten Arbeiterorganisationen in Deutschland

a) Die bürgerlichen Arbeiterbildungsvereine
In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts gründete das liberale Bürgertum Arbeiterbildungs- und Handwerkervereine. Dadurch sollten die Arbeiter vom politischen Kampf abgelenkt und der Aufbau selbständiger Arbeiterorganisationen verhindert werden. Die Bourgeoisie wollte die Arbeiter unter ihren Einfluß bringen. Mit diesen Organisationen verfolgte das liberale Bürgertum aber auch noch andere Zwecke. Die Fabrikanten benötigten gutausgebildete Facharbeiter. Deshalb verbanden sie mit den Arbeiterbildungsvereinen nach Möglichkeit Fach- und Fortbildungskurse. In diesen Arbeiterbildungsvereinen kamen Handwerker und Lohnarbeiter miteinander in Berührung. Die aus dem Ausland zurückkehrenden Hand­werksgesellen trugen die Lel:iren des utopischen Sozialismus in die Arbeiter­bildungsvereine hinein.

b) Die Arbeiter gründen eigene Organisationen
Neben den Arbeiterbildurigsvereinen entstanden Vereinigungen, in denen sich die Vertreter bestimmter Gewerbe zusammenschlossen. Diese Organisationen nannte man Gewerkvereine. Sie kämpften um bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne für ihre Mitglieder. Zuweilen schlossen sich nur die Arbeiter einer bestimmten Fabrik zusammen, oft die eines Ortes und höchst selten die eines größeren Bezirkes. Häufig erfolgte der Zusammenschluß auch nur zu dem Zwecke, einen Streik gemeinsam durchzuführen. Bei diesen Streiks kämpften die Arbeiter nicht allein um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, sondern oft auch um die Anerkennung ihrer Assoziationen (Vereinigungen). Im Krisenjahr 1857 fanden 41 Streikkämpfe statt, gegen die in den meisten Fällen die Polizei mit Waffengewalt einschritt. Es streikten die Textilarbeiter in Schlesien, die Berg- und Hüttenarbeiter im Kreis Dortmund, die Färbergesellen in Elberfeld-Barmen und andere Arbeiter. Die Zahl der gewerkschaftlichen Arbeitervereinigungen erhöhte sich seit 1850 ständig…

Working Men Association

Mitgliedskarte der I. Internationale, von Karl Marx und anderen unterschrieben.

Quelle:
Lehrbuch für den Geschichtsunterricht – 7. Schuljahr. Verlag Volk und Wissen Volkseigener Verlag – Berluin, 1955, S.224-231.

Siehe auch:
Der Sozialismus war und ist lebensfähig
Gab es einen Sozialismus in der DDR?
Das Tor zum Sozialismus ist weiterhin offen
Frauen in der DDR

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2 Antworten zu Karl Marx und Friedrich Engels verbinden die sozialistische Theorie mit der Praxis

  1. Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt und kommentierte:
    Im Jahre 1848 wurde erstmals ein wegweisendes Dokument veröffentlicht, das auch heute noch, nach 170 Jahren, seine Bedeutung für die Menschheit nicht verloren hat. Im Gegenteil: Das Kommunistische Manifest beweist eindeutig, daß die Lehre von Karl Marx und Friedrich Engels – die Wissenschaft vom Aufbau einer menschenwürdigen und gerechten Gesellschaft – richtig war. Es wird heute oft übersehen, ja mehr noch: es wird vertuscht, daß die extreme Ungleichheit, der Klassengegensatz und die Spaltung der Gesellschaft in irrsinnig Reiche und bitterarme, deklassierte und hungernde Menschen das Ergebnis der auf Ausbeutung beruhenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse ist. Allein das Privateigentum an Produktionsmitteln ermöglicht diese krassen Gegensätze und begünstigt Verhältnisse, die man nicht anders als verbrecherisch bezeichnen kann. Auch und gerade in unserem Land! Wie kam es zu dieser Erkenntnis?

  2. Pingback: Die Pandemie als Druckmittel (aktualisiert 25.4.2020) | Sascha's Welt

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