Zwar möchte man sich hier eines Kommentars vorerst völlig enthalten, doch ganz ohne Nachdenken und ohne Kenntnis der Geschichte geht es eben doch nicht. Bekanntlich ist Südkorea ein kapitalistisches Land, welches unter dem direkten Einfluß der USA steht, während Nordkorea einen sozialistischen Entwicklungsweg eingeschlagen hat: Die Produktionsmittel und die Macht befinden sich in den Händen des Volkes. Das dümmliche Gerede vom „Machthaber Kim“ lassen wir hier einmal beiseite. Es stimmt einfach nicht. Viel interessanter ist eigentlich die Frage: Wie kam es zur Spaltung Koreas und welche Rolle spielten dabei die USA. Gehen wir den Dingen einmal auf den Grund…
Ein Blick zurück in die Geschichte
Die Befreiung Koreas vom japanischen Faschismus
Im August 1945 waren mit der Zerschlagung der japanischen Guandong-Armee durch die Sowjetarmee auch die Voraussetzungen für die Befreiung Koreas geschaffen. Der 15. August 1945 ist der Tag, an dem die japanischen Verbände kapitulierten. Die sowjetischen Soldaten, untersützt durch koreanische Partisanenverbände, hatten Freiheit und Unabhängigkeit auf die Halbinsel gebracht. Tausende Sowjetsoldaten mußten in diesen harten Kämpfen ihr Leben lassen. Das befreite Korea setzte ihnen in den am stärksten umkämpften Städten Denkmäler.
Ewiger Ruhm den Helden der Sowjetunion
Im Zentrum der Hauptstadt erhebt sich auf dem Moranbong- Berg ein Obelisk, auf dem in russischer und in koreanischer Sprache eingemeißelt ist: „Ewiger Ruhm der heldenhaften Armee der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, die das koreanische Volk von japanischer Knechtschaft befreite und Korea Freiheit und Unabhängigkeit sicherte. 15. August 1945“. Entsprechend den alliierten Vereinbarungen besetzten USA-Verbände im September 1945 das Gebiet südlich des 38. Breitengrades. Die Moskauer Außenministerkonferenz von 1945, an der die UdSSR, die USA und Großbritannien teilnahmen, faßte den Beschluß, Korea als unabhängigen, demokratischen Staat wiederherzustellen.
Die bürgerlich-demokratische Reform im Norden
Noch im Befreiungsjahr entstanden überall im Norden der Halbinsel Volksausschüsse als örtliche Organe der neuen Staatsmacht. Die Führung in diesen Ausschüssen hatte die Arbeiterklasse, die sich auf das Bündnis mit der werktätigen Bauernschaft stützte. Im Februar 1946 wurde das Provisorische Volkskomitee Nordkoreas unter Vorsitz von Kim Il Sung gegründet. In Übereinstimmung mit dem Moskauer Beschluß kam es zu umfangreichen Reformen: zur Bodenreform sowie zur Nationalisierung von Industriebetrieben, Verkehrseinrichtungen, Banken und Nachrichtenmitteln.
Stop der Revolution im Süden
Demgegenüber verhinderten die USA im Süden der Halbinsel eine demokratische Entwicklung. Dort konnten sich reaktionäre Kräfte konsolidieren, die alle antiimperialistischen und demokratischen Bestrebungen im Keime erstickten. Der amerikanische Journalist Edgar Snow schrieb am 30. März 1946 in der „Saturday Evening Post“, daß die Mehrheit der südkoreanischen Bevölkerung für die Volksmacht eintreten würde. „Eines der wichtigsten Ergebnisse unserer Besatzungspolitik in Südkorea besteht darin, daß wir hier die Revolution unterbrochen haben.“
Die USA-Besatzer erpressen Südkorea
Vom ersten Tag an ließen die USA in Südkorea keinen Zweifel daran, daß sie in diesem Gebiet das entscheidende Machtwort zu sagen haben. In dem sofort nach der Besetzung erlassenen Befehl Nr.1 des USA-Oberkommandos wurde der Bevölkerung strengste Bestrafung angedroht, falls sie sich nicht widerspruchslos den Befehlen der USA-Truppen beuge. Im Mai 1949 inszenierten die USA Separatwahlen zu einer „Nationalversammlung“, die am 15. August 1948 die „Republik Korea“ im südlichen Teil proklamierte. Als „Präsident“ setzten sie ihre Marionette Li Syng Man ein, der in den USA ausgebildet und 1945 von dort als „Berater“ des amerikanischen Militärgouverneurs nach Südkorea geholt worden war. Damit war von seiten Washingtons der entscheidende Schritt zur Spaltung Koreas getan.
Der Versuch einer Einigung Koreas
Entgegen dieser Politik versuchte die junge Volksmacht im Norden, die nationale Einheit wiederherzustellen. Diesem Ziel diente auch der Beschluß, im August 1948 demokratische Wahlen zur Obersten Volksversammlung in ganz Korea durchzuführen. Im nördlichen Teil stimmten über 98 Prozent aller Wähler für die Kandidaten der demokratischen Einheitsfront. In Südkorea, wo die Wahlen illegal durchgeführt werden mußten, gaben 77,5 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme für die demokratischen Kräfte. In die erste Oberste Volksversammlung Gesamtkoreas wurden 360 Abgeordnete aus dem Süden und 212 aus dem Norden gewählt. Diese Ergebnisse wurden jedoch vom Süden nicht anerkannt, zumal dort von amerikanischer Seite die Spaltung des Landes Mitte August vollzogen worden war.
Ein Programm zur friedlichen Vereinigung
Die erste Tagung der von Nord- und Südkoreanern gewählten Obersten Volksversammlung proklamierte die Koreanische Demokratische Volksrepublik. Am 9. September 1948 wurde die Regierung unter Ministerpräsident Kim Il Sung bestätigt. Ihr gehörten jeweils zehn Vertreter aus Nord und Süd an. Zum ersten Mal in seiner Geschichte hatte das koreanische Volk die Macht in seine Hände genommen. Noch auf dieser ersten Tagung, auf der auch die Verfassung angenommen wurde, schlug die Oberste Volksversammlung der KDVR ein Programm für die friedliche Vereinigung und die Gründung eines einheitlichen demokratischen Korea vor. Zugleich wandte sich die Regierung an die UdSSR und die USA mit der Bitte, ihre Truppen aus Korea abzuziehen, um auch durch diesen Schritt die Vereinigung zu fördern.
Einseitiger Truppenabzug der Sowjetarmee
Die Sowjetunion entsprach dieser Bitte und zog bis Ende 1948 alle Truppen aus Nordkorea ab. Die USA hingegen beantworteten dieses Ersuchen nicht und beließen ihre Truppen weiterhin im Süden. Mittels des Li-Syng-Man-Regimes setzte Washington seine Spaltungspolitik fort, festigte in Südkorea die bestehenden Wirtschaftsverhältnisse und förderte eine prokapitalistische Entwicklung. Aufgrund dieser Situation konnte sich nur im Norden der Halbinsel eine demokratische Entwicklung vollziehen, und auch die aus gesamtkoreanischen Wahlen hervorgegangene Oberste Volksversammlung wurde nur im nördlichen Teil wirksam.
USA-Aggression gegen die junge KDVR
Der Krieg der USA gegen den Norden Koreas

John Foster Dulles vor dem Überfall der USA in Schützengraben am 38. Breitengrad
Am 25. Juni 1950 entfesselte Sòul im Bunde mit dem amerikanischen Imperialismus einen Aggressionskrieg gegen die KDVR, der die demokratische Entwicklung im Norden der Halbinsel rückgängig machen und ganz Korea in eine Aufmarschbasis gegen das sozialistische Lager verwandeln sollte. Einige Monate vor dem Angriff hatte Li Syng Man in einem Interview mit der amerikanischen Agentur UPI erklärt, daß die südkoreanische Armee Phjòngjang in drei Tagen nehmen könne. Man werde die „Leute Kirn Il Sungs in die Berge treiben und dort dem Hunger preisgeben“, hatte er lauthals verkündet. Kurz vor dem 25. Juni des Jahres 1950 besuchte John F. Dulles, zu jener Zeit ranghoher Vertreter des USA-Außenministeriums, das Gebiet am 38. Breitengrad und kontrollierte persönlich die Bereitschaft der Truppen zum Feldzug nach Norden. Li Syng Man erklärte damals: „Wenn wir die Demokratie nicht im kalten Krieg schützen können, werden wir einen Sieg im heißen Krieg erfechten.“
Niederlage der südkoreanischen Marionettenarmee
Der feige Überfall der Sòuler Armee auf die KDVR führte nach einigen Anfangserfolgen die· südkoreanischen Marionetten an den Rand des Abgrundes. In wenigen Wochen stand das Regime vor dem Zusammenbruch. Nur ein kleines Gebiet um Pusan im Süden – fünf Prozent des gesamten Territoriums – war den Angreifern verblieben. Die USA und deren Statthalter in Sòul hatten die Kampfbereitschaft und die Stärke der Koreanischen Volksarmee völlig unterschätzt.
Barbarische Bombardierungen durch die USA
Die unerwartete Niederlage war für die herrschenden Kreise in den USA ein alarmierendes Signal. So griffen sie bereits am 27. Juni 1950 offen in das Kriegsgeschehen ein und versuchten, durch barbarische Bombardierungen koreanischer Städte und Dörfer den Rückzug der Li-Syng-Man-Truppen zu beenden. Sie entsandten die 7. USA-Flotte und Teile der USA-Pazifikflotte in koreanische Gewässer, verlegten die 8. Armee von Japan nach Korea. Mit 45.000 Mann landeten sie von See aus, unterstützt von 400 Flugzeugen, im Rücken der koreanischen Volksarmee.
Heldenhafte Verteidigung gegen den übermächtigen Aggressor
In der KDVR wurden alle Kräfte für die Verteidigung mobilisiert. In einer Rundfunkansprache am 26. Juni 1950 hatte Ministerpräsident Kim Il Sung die Bevölkerung zur Verteidigung der Heimat aufgerufen. Heldenhaft kämpfte das koreanische Volk gegen den übermächtigen Aggressor, dem es beim damaligen Kräfteverhältnis in der UNO noch gelungen war, die Vereinten Nationen für den brutalen Feldzug zu mißbrauchen. So nahmen seit Herbst 1950 unter dem Schirm einer sogenannten UNO-Polizeiaktion außer den USA mehrere Staaten am Krieg gegen das koreanische Volk teil.
Bestialischer Mordaufruf: „Tötet möglichst viele Asiaten!“
Mit welcher Brutalität diese Aggression seitens der USA und ihrer Marionetten geführt wurde, verdeutlicht der Befehl des Oberkommandierenden der 8. US-Armee an seine Soldaten, in dem es heißt: „In Korea, in diesen wilden Bergen und Wäldern, verteidigst Du die hohe Ehre aller Nationen. Du verlegst dem Kommunismus den Weg aus Asien und vom Ozean her. Der Krieg ist grausam, und Du mußt, um Dein Leben zu retten, möglichst viele Asiaten töten. Deine Hand darf nicht zittern, selbst wenn Du einen Knaben, ein Mädchen oder einen Greis vor Dir hast.“
Die Schreckensherrschaft der USA
Die USA-Söldner übersäten das Land mit einem riesigen Bombenteppich und scheuten auch nicht vor dem Einsatz biologischer und chemischer Waffen zurück. Entsetzlich wüteten die Aggressoren unter der Zivilbevölkerung. Für immer wird der Name des Ortes Sintschhòn im Gedächtnis der Koreaner bleiben. Diese Stadt im Südwesten des Landes war vom 17. Oktober bis zum 7. Dezember 1950 von USA-Truppen besetzt. Deren Kommandeur, General Harrison, gab die Order, „alles Lebende“ in Sintschhòn zu töten, wenn seine Befehle nicht eingehalten würden. Mit sadistischem Gehorsam wurden seine Anordnungen ausgeführt. In Sintschhòn und Umgebung wurden in den 50 Tagen Schreckensherrschaft 35.383 Menschen, vor allem Frauen, Greise und Kinder, umgebracht. Das war ein Viertel der gesamten Bevölkerung des Kreises.
General Harrison läßt 400 Frauen und 102 Kinder ermorden
Jetzt ist in diesem Ort eine Gedenkstätte eingerichtet, in der zahlreiche ergreifende Dokumente jener Zeit aufbewahrt sind. Erschüttert stehen die Besucher vor zwei schlichten Grashügeln, vor denen je eine schmale Stele steht. Sie tragen die Inschriften: „Grab der 400 Mütter“ und „Grab der 102 Kinder“. Im Dezember 1950 waren auf direkten Befehl von General Harrison 400 Frauen und 102 Kinder im Alter von einem bis zu neun Jahren zusammengetrieben und in zwei ehemalige Munitionslager gepfercht worden. Nachdem man die Kinder gewaltsam von ihren Müttern getrennt hatte, übergossen die entmenschten Söldner die Speicher mit Benzin und zündeten sie an.
Nordkorea – ein einizges Trümmerfeld
Nach drei Jahren Krieg war Korea ein einziges Trümmerfeld. Nichts als Schutt und Asche hatten die Eindringlinge hinterlassen. Insgesamt waren allein im Norden der Halbinsel 8.700 Fabriken und Werkstätten, 5.000 Schulen, 1.000 Krankenhäuser und Ambulatorien sowie eine Gesamtwohnfläche von 28 Millionen Quadratmetern zerstört worden. Dem Aggressor war es zwar gelungen, das Land total zu verwüsten, aber er konnte das tapfere koreanische Volk nicht in die Knie zwingen. Gestützt auf die aktive Solidarität der sozialistischen Bruderländer verteidigte es heldenhaft seine Unabhängigkeit. Eine mächtige Solidaritätsbewegung entwickelte sich in den sozialistischen, aber auch in anderen Ländern.
Die Solidarität der Sowjetunion, Chinas und der DDR
Die Sowjetunion lieferte unter anderem große Mengen an Getreide, um die Mindestversorgung der Bevölkerung zu garantieren. In der DDR wurde am 9. September 1950 der Zentrale Korea-Hilfsausschuß unter Leitung von Prof. Karl Linser gebildet. Durch Spenden der Werktätigen konnten Sanitätseinrichtungen, Medikamente, Lebensmittel, Kleidung und Lastkraftwagen dem kämpfenden koreanischen Volk geschickt werden. Große Unterstützung leisteten die chinesischen Volksfreiwilligen, die vom 25. Oktober 1950 an gemeinsam mit den Soldaten der Koreanischen Volksarmee bis zum Abschluß der Waffenstillstandsverhandlungen gegen den Aggressor kämpften.
Waffenstillstand von Phanmundshòm
Der heldenmütige Kampf der koreanischen und chinesischen Soldaten zwang die USA schließlich an den Verhandlungstisch. Am 10. Juli 1951 begannen in Käsòng in der Nähe des 38. Breitengrades Waffenstillstandsgespräche, die letztlich trotz vieler Störversuche der USA zum Erfolg führten. Nach mehr als zweijährigen Verhandlungen wurde am 27. Juli 1953 in der kleinen Ortschaft Phanmundshòm, 12 Kilometer von Käsòng entfernt, das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte mußte die amerikanische Armee eine Niederlage einstecken. USA-General Clark erklärte damals: „Ich bin der erste Kommandeur der US-Armee, der einen Waffenstillstand ohne Sieg signiert.“
Picassos Friedenstaube
Damals, 1953, wollte die amerikanische Seite die Unterzeichnung außerhalb des Verhandlungsgebäudes in einem kleinen Zelt durchführen, das dann hätte schnell wieder abgebaut werden können. Die koreanische Seite akzeptierte den ersten Teil der Forderung. Die Unterzeichnung fand nicht im Verhandlungsgebäude statt. Aber innerhalb von fünf Tagen baute sie daneben ein großes festes Steinhaus, dessen Gipfel symbolisch Picassos weiße Friedenstaube schmückt. Heute ist das ehemalige Unterzeichnungsgebäude Museum, das von zahlreichen in- und ausländischen Gästen besucht wird.
Weltweite Solidarität mit dem koreanischen Volk
Alle Möbel sind im Original erhalten geblieben, die Anordnung ist die gleiche wie im Juli 1953. Zwei Kopien des Abkommens in koreanischer und englischer Sprache liegen auf den Tischen unter Glasplatten. Zahlreiche erschütternde Bilddokumente über die Verbrechen der Aggressoren erinnern dort an diese schwere Zeit des koreanischen Volkes. Wir finden aber auch Beweise der weltumfassenden Solidarität mit dem kämpfenden Korea. Fotos von den Demonstrationen in Berlin während des Festivals 1951 und von Spendenaktionen in der DDR sehen wir in einer Reihe mit Bildern aus vielen anderen Ländern.
US-amerikanischer Zynismus…
In seiner Botschaft an das koreanische Volk am 28. Juli 1953 hatte Kirn Il Sung erklärt: „Die moralisch-politische Unterstützung durch die Völker des Lagers des Sozialismus und der Demokratie, ihre materielle Hilfe für unser Volk und die Teilnahme der chinesischen Volksfreiwilligen am Koreakrieg sind einer der entscheidenden Faktoren für den Sieg unseres Volkes über die amerikanischen Aggressoren.“
Zynisch hatten nach dem Krieg amerikanische Strategen „prophezeit“, daß es mindestens 100 Jahre dauern würde, bis das Land wieder aufgebaut sei. Auch hier hatten sie sich gründlich verrechnet: Ebenso wie während· des Kampfes hatten sie nicht an den Mut und die außerordentliche Opferbereitschaft des koreanischen Volkes gedacht. Mit tatkräftiger Unterstützung der sozialistischen Bruderländer begannen die Koreaner den Wiederaufbau des Landes. Zahlreiche Fabriken, Straßen und Wohnviertel sind Zeugen der internationalistischen Zusammenarbeit. Schritt für Schritt wurden die Zerstörungen des Krieges beseitigt. Seit 1953 begeht alljährlich die fortschrittliche Menschheit der ganzen Welt vom 25. Juni bis zum 27. Juli den Monat der Solidarität mit dem antiimperialistischen Kampf des koreanischen Volkes.
Kontakte zwischen Nord und Süd
Nach dem Krieg blieben die USA-Truppen weiterhin auf südkoreanischem Boden stationiert, und in der neutralen Zone von Phanmundshòm patroullieren amerikanische Soldaten. Seit Kriegsende existieren zwischen Nord/ind Süd keine Beziehungen auf wirtschaftlichem, kulturellem oder sportlichem Gebiet. Auch Eisenbahn- und Postverkehr zwischen beiden Teilen besteht nicht. An gutem Willen seitens der KDVR, diesen Zustand zu verändern, hat es in den vergangenen Jahrzehnten nicht gefehlt. Mehr als 200 Vorschläge zur Normalisierung der Lage hat sie Südkorea und den USA unterbreitet – die ersten bereits kurz nach Kriegsende. Aus der Fülle dieser Initiativen seien hier einige genannt:
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April 1954: Der Außenminister der KDVR schlägt auf der Genfer Konferenz vor, alle ausländischen Truppen innerhalb von sechs Monaten abzuziehen, ökonomische und kulturelle Kontakte zwischen Nord und Süd aufzunehmen, die Truppen im Norden und Süden zu reduzieren und gesamtkoreanische Wahlen durchzuführen.
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November 1960: Die Oberste Volksversammlung der KDVR wendet sich an das südkoreanische Parlament sowie an Parteien und Massenorganisationen, um einen Wirtschafts- und Kulturaustausch in Gang zu bringen.
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Dezember 1963: KDVR-Regierung schlägt Abschluß eines Nichtangriffsvertrages zwischen Nord und Süd vor.
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September 1971: Auf Initiative der KDVR kommt es zu ersten Kontakten zwischen Vertretern der Rotkreuzgesellschaften zur Behandlung humanitärer Fragen.
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Oktober 1980: Der VI. Parteitag der Partei der Arbeit Koreas unterbreitet ein Zehnpunkteprogramm zur Reduzierung der Spannungen und zur Bildung der Konföderation Korjö auf der Halbinsel.
Die südkoreanische Marionettenregierung lehnt ab
Diese Vorschläge stießen jedoch fast immer auf Ablehnung durch die südkoreanische Seite, oder sie wurden gar nicht zur Kenntnis genommen. Eine Ausnahme bildeten lediglich die Anfang der 70er Jahre aufgenommenen Gespräche zwischen den Rotkreuzgesellschaften, die jedoch damals zu keinerlei konkreten Ergebnissen führten. Trotzdem ließ die Regierung der KDVR nichts unversucht, um mit der südkoreanischen Seite zumindest ins Gespräch zu kommen.
USA-Besatzer beherrschen Südkorea
Daß dabei auch die USA mit einbezogen werden müssen, liegt auf der Hand, da ja im Süden der Halbinsel nach wie vor 40.000 amerikanische Soldaten mit modernster Kriegstechnik stationiert sind. Systematisch hat Washington Südkorea zu einer hochgerüsteten Militärbasis ausgebaut und dort 1.000 nukleare Sprengköpfe gelagert. Nach Pentagonplänen ist auch die Stationierung von Cruise Missiles und Pershing II vorgesehen. In den vergangenen Jahren wurde die südkoreanische Armee mit einer Acht-Millionen-Dollar-Spritze weiter modernisiert. Nach Angaben der „Washington Post“ zählen die rund 600.000 Mann starken Streitkräfte Südkoreas ohnehin zu den am besten ausgerüsteten der Welt. Gegenwärtig (1987) verschlingt der Rüstungshaushalt Sòuls fast 40 Prozent der Ausgaben des Landes.
Die USA wollen keinen Friedensvertrag
Die Regierung der KDVR wandte sich Anfang 1984 an die südkoreanischen Behörden sowie an die Regierung der USA und schlug ihnen dreiseitige Gespräche vor, um einen Friedensvertrag und einen Nichtangriffsvertrag abzuschließen sowie einen Plan zur Reduzierung der Streitkräfte in Nord und Süd auszuarbeiten. Vertreter der USA, Südkoreas und der KDVR sollten sich an einen Tisch setzen, um gemeinsam darüber zu beraten, wie man zu einer Normalisierung auf der Halbinsel gelangen könnte. Doch aus Sòul und Washington-kamen negative Reaktionen.
Der beiderseitige Wunsch der Völker nach Vereinigung
Allerdings mehren sich in Südkorea die Stimmen, die für Verhandlungen mit dem Norden eintreten. Breite Kreise der Bevölkerung verlangen immer nachdrücklicher die Aufnahme von Beziehungen zur KDVR. Diese Stimmung innerhalb der südkoreanischen Bevölkerung war es auch, die Tschon Tuhwan im Sommer 1984 veranlaßte, das Hilfsangebot der KDVR für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe anzunehmen. So lieferte das nordkoreanische Rote Kreuz im Herbst 1984 den betroffenen Einwohnern Südkoreas 7 200 Tonnen Reis, 100.000 Tonnen Zement, 500.000 Meter Stoff sowie Medikamente. Das war eine einmalige Aktion, die auch im Ausland große Beachtung fand.
Erste Schritte der Annäherung
Im folgenden Jahr kam es dann zu einem ersten und bis jetzt einzigen Besucheraustausch. Für vier Tage reisten im September 1985 Delegationen aus den jeweiligen Landesteilen nach Phjòngjang beziehungsweise Soul. Künstler, Journalisten und auch Personen, die ihre Verwandten treffen wollten, gehörten den Abordnungen an, die unter Leitung der Rot-Kreuz-Gesellschaften des Nordens und des Südens standen.
Auch die bald darauf begonnenen Gespräche zwischen Wirtschaftsexperten aus der KDVR und aus Südkorea waren ein Novum auf der Halbinsel. Zur Diskussion standen die gemeinsame Erschließung von Rohstoffen, was für den Süden ein äußerst günstiges Angebot war, denn bislang bezieht Soul Steinkohle aus Australien. In der KDVR jedoch gibt es große Lagerstätten an hochwertiger Kohle, die entsprechend dem Vorschlag gemeinsam genutzt werden könnten. Außerdem sollte über eine Zusammenarbeit im Fischfang und in der Landwirtschaft verhandelt werden. Die Öffnung von jeweils zwei Häfen und die Wiederinbetriebnahme der durch den Krieg zerstörten Eisenbahnverbindung sollten weitere Themen der Gespräche sein.
Erneute Provokation der USA: „Team-Spirit 86“
Diese guten Ansätze wurden schon bald von südkoreanischer Seite zunichte gemacht, als das südkoreanisch-amerikanische Militärmanöver „Team-Spirit 86“ die Weiterführung der Gespräche verhinderte. Wenige Tage vor Beginn der Kriegsübungen hatte die Regierung der KDVR beschlossen, keine großangelegten Manöver mehr durchzuführen, um günstige Bedingungen für die Verhandungen zu schaffen. Südkorea und die USA wurden aufgefordert, diesem Schritt im Interesse des Dialogs zu folgen.
Entspannungsversuche seitens der KDVR
Die erhofften Reaktionen blieben jedoch aus. Trotzdem hat die KDVR auch in der folgenden Zeit immer wieder Vorschläge zur Minderung der Spannungen und zur Aufnahme von Gesprächen auf unterschiedlichen Ebenen unterbreitet. Im Herbst 1986 zog sie 150.000 Militärangehörige aus der vordersten Linie an der entmilitarisierten Zone zu Südkorea ab. Zugleich bekundete sie ihre Bereitschaft, noch weiterreichende Schritte in diese Richtung zu unternehmen, wenn die USA und Südkorea darauf positiv reagieren und ihrerseits ebenfalls wirksame Maßnahmen zur Friedenssicherung und zur Wiederaufnahme der Gespräche ergreifen würden.
Große internationale Aufmerksamkeit hat im Sommer 1986 der Vorschlag der KDVR-Regierung hervorgerufen, die gesamte Halbinsel in eine atomwaffenfreie Zone umzuwandeln. Die KDVR hatte sich in diesem Zusammenhang bereit erklärt, einseitig auf Erprobung, Herstellung, Einfuhr und Stationierung von Atomwaffen zu verzichten und auch den Tranport solcher Waffen durch ihre Gebiet nicht zuzulassen. Washington und Sòul wurden aufgefordert, die Einfuhr von Atomwaffen zu stoppen und schrittweise die bereits stationierten abzubauen, um somit eine friedliche Entwicklung auf der Halbinsel zu fördern.
(Doch daran hatten die USA kein Interesse. Sie ignorierten den Vorschlag und bereiteten weitere Kriegsmanöver vor…)
Quelle:
Dr.phil. Anne-Kathrein Becker: Korea (KDVR), Verlag Die Wirtschaft Berlin, 1988, S.13-21 (Zwischenüberschriften eingefügt. N.G.)
Ein weiterer Hinweis:
Der britische Anwalt Denis Nowell Pritt (1887-1972) entlarvte die Verbrechen der USA in Korea. Er wandte sich 1950 an den USA-Präsidenten Truman, um ihm einige Dokumente einer unabhängigen Juristen-Kommission über Verhöre von Gefangenen zu übermitteln. Pritt konnte zahlreiche Beweise für die verbrecherische USA-Aggression in Nordkorea vorlegen. Er stieß damit allerdings bei dem Kriegsverbrecher Truman auf taube Ohren. Pritt veröffentlichte daraufhin seine Erkenntnisse und zahlreiche Dokumente über die Kriegsverbrechen der USA in Korea in seinem Buch: „Neue Tatsachen über Korea“. Original-Titel „New Light on Korea“ (1951)
Siehe auch:
Der Koreakrieg und die Folgen
Hintergründe des Koreakriegs
Ich bin über die Annäherungsverhandlungen ziemlich gespalten. Denn ich denke, das kapitalistische Korea wird Nordkorea schlucken wie die BRD die DDR. Zumal in Südkorea die USA das Sagen haben. Sollte es tatsächlich zu einer Vereinigung von Nord- und Südkorea kommen, wird das unter US-dominiertem Vorzeichen geschehen, die Bevölkerung Nordkoreas wird dem kapitalistischen System schutzlos ausgesetzt, wie das hierzulande geschah. Dieses ganze Versöhnungs- und Freundschaftstheater vor Kameras in seiner nationalistischen Intention entbehrt doch jeder praktischen Grundlage. Und dass ich mit meiner Einschätzung nicht ganz falsch liegen kann, beweisen der Jubel und die Euphorie des bundesdeutschen Fernsehens, das selbstverständlich keinerlei Interesse daran hat, in Südkorea den Sozialismus eingeführt zu sehen, und sehr genau weiß, wie es kommen wird: Wieder ein sozialistisches Land neutralisiert und dem Kapitalismus zugeführt.
Mir geht es ebenso. Da fällt mir sofort die SPD-Parole „Wandel durch Annäherung“ ein und der Satz von Erich Honecker, daß man Feuer und Wasser niemals vereinigen könne. Ich kann mich nicht entsinnen, daß Genosse Honecker jemals einen BRD-Regierungschef umarmt hätte…
Tja, …hoffen wir, daß Du irrst. Die USA werden niemals kampflos ihre Positionen in Fernost aufgeben, die Intrigen und Falschspiele sind noch nicht beendet. Und – wer ist eigentlich dieser Südkoreaner? (Ich habe hinter die Überschrift ein Fragezeichen gesetzt.)
Ich teile diese Meinung zu 100 %. (Hatte meinen Beitrag geschrieben, bevor ich diesen gelesen habe.)
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt.
Pingback: Korea: Ein historischer Moment? – – Sascha Iwanows Welt –
Es scheint, als würde Nordkorea dasselbe Schicksal ereilen wie einst die DDR. Bisher gefiel mir die konsequente Politik Kim Jon Uns. Was ist passiert, daß er diese Konsequenz aufgibt? Diese Annäherung wird für das Volk Nordkoreas verheerende Folgen haben.
es ist immer wieder erhellend mit anzusehen, wie die westlichen medien scheinbar grundlos anfangen zu lügen und zu hetzen, wenn es um themen wie „karl marx“, krisenursachen, „venezuela“ oder „nordkorea“ geht. da bringt es doch tatsächlich ein kommentator der tagesschau fertig, die ankündigung nordkoreas, sein atomwaffenprogramm einzustellen und niemals einen erstschlag zu verüben, wörtlich als „attacke“ zu bezeichnen.
im dazugehörigen TV block erzählt uns der sprecher dann, der koreanische präsident würde dauernd die USA bedrohen – während im hintergrund bilder von donald trump laufen, in denen der gerade korea mit völliger vernichtung droht. die texte scheinen schon vorher festzustehen und werden nur noch vom blatt abgelesen, und man macht sich noch nicht einmal mehr die mühe, wenigstens ein paar gefälschte bilder dazu zu erfinden. und solche beiträge enden dann meist mit der kritik an der massiven propagandalügenmaschine von korea. es ist grotesk. wenn man korea ist, kann man einfach machen und sagen was man will, im regelfall wird es im westen entweder nicht gesendet oder notfalls bis zur unkenntlichkeit verdreht.
man kann ja über den nordkoreanischen nationalismus, über den konformismus, die mängel in den individualrechten, über massenaufmärsche in uniformen und atombombentests denken, was man will. aber mit einem land wie der USA, die korea seinerzeit ohne völkerrechtliche grundlage mit illegalen chemiewaffen dem erdboden gleichgemacht haben, bin ich nicht bereit über die fehler von korea zu diskutieren. donald duck und die NATO sollten mal damit beginnen vor der eigenen haustüre zu kehren.
Danke für diesen erschütternden Artikel! Mögen die Fakten auch all jene erreichen, die schon die Vereinnahmung des sozialistischen Koreas feiern wollen.
Hoffentlich hat die KDVR gelernt aus dem, wie es der DDR mit der Konterrevolution erging und wie es heute den DDR Bürgern unter der BRD Besatzung ergeht. Mögen die Menschen in der KDVR ihren sozialistischen Aufbau verteidigen. Internationale Solidarität wird aber wohl nicht zu erwarten sein.
Warum stimmt Nordkorea z.B. einer Besichtigung seiner Atomanlagen durch die USA zu. Würden die USA dasselbe auch von Nordkorea zulassen? Wohl doch nicht! – Der erste Schritt ist die Öffnung der Grenzen, der zweite die Entwaffnung und der dritte die Enteigung: fertig! Das kennen wir!!!
Danke – für die „Wahren Worte“!
Rolf
Laut der Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP):
Liegt die deutsche Wirtschaft „in Lauerstellung“.
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7619/
Na, daß die sich mal da nicht irren! So dumm werden die Koreaner doch nicht sein, das Szenario von damals zu wiederholen…
Wieder mal was von der Friedrich-Naumann-Stiftung,
diesmal aus Südamerika ….
German-Foreign-Policy.com: Newsletter – Putschversuch in Caracas
(Eigener Bericht) – In Venezuela werden schwere Vorwürfe gegen eine Kooperationspartnerin der Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP) laut. Hintergrund ist ein Putschversuch: Nach einem Bericht der US-Nachrichtenagentur Bloomberg hatten oppositionelle Offiziere geplant, den Präsidentenpalast in Caracas zu stürmen, Präsident Nicolás Maduro festzusetzen und die Präsidentenwahl am 20. Mai zu stoppen. Das Vorhaben wurde aufgedeckt, diverse Putschisten wurden Mitte Mai festgenommen. Laut Ermittlungen des zuständigen venezolanischen Militärgerichts soll die Oppositionspolitikerin María Corina Machado in den Putschversuch verwickelt sein. Machado, der große Popularität im Militär zugeschrieben wird, streitet dies ab. Sie führt die Partei „Vente Venezuela“, die im vergangenen Herbst einem von der Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP) initiierten und von ihr begleiteten Netzwerk beigetreten ist. Dem Netzwerk „RELIAL“ gehören mehrere Parteien an, die in der Vergangenheit demokratisch gewählte Regierungen gestürzt oder dies versucht haben, etwa in Honduras (2009) sowie in Paraguay (2012).
Einzelheiten:
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7660/