Lenin: Die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus

LeninAlle Krisen legen den Kern der Erscheinungen oder der Prozesse bloß, fegen das Oberflächliche, Nebensächliche, Äußerliche hinweg, offenbaren die tieferen Wurzeln des Geschehens. Man nehme z. B. so eine ganz gewöhnliche und ganz unkomplizierte Krise auf dem Gebiet der ökonomischen Erscheinungen, wie sie jeder Streik darstellt. Nichts offenbart so die wirklichen Beziehungen zwischen den Klassen, die wirkliche Natur der modernen Gesellschaft, das Unterworfensein unabsehbarer Bevölkerungsmassen unter die Macht des Hungers, den Appell der besitzenden Minderheit an die organisierte Gewalt zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft.

Man nehme die Handels- und Industriekrisen: Nichts widerlegt so anschaulich alle möglichen Reden der Apologeten und Apostel der „Interessenharmonie“, nichts offenbart so plastisch den ganzen Mechanismus der modernen, kapitalistischen Gesellschaftsordnung, die ganze „Anarchie der Produktion“, die ganze Zersplitterung der Produzenten, den Krieg eines jeden gegen alle und aller gegen jeden.

Man nehme endlich eine solche Krise wie den Krieg: alle politischen und sozialen Institutionen werden einer Revision und einer Prüfung „durch Feuer und Schwert“ unterworfen. Die Stärke bzw. die Schwäche der Institutionen und Einrichtungen jedes Volkes wird durch den Ausgang des Krieges und seine Folgen ermittelt. Das Wesen der internationalen Beziehungen unter dem Kapitalismus: die offene Ausplünderung des Schwachen, enthüllt sich in absoluter Klarheit. …

Leider stecken sich die meisten beteiligten und handelnden Personen der Krise – zum Teil bewußt, zum Teil aus Unverstand oder weil sie dem Schematismus oder der Tradition nachhängen – nicht das Ziel, die Krise zu erklären, ihre wahren Ursachen und ihre Bedeutung aufzuzeigen, sondern suchen im Gegenteil aus Leibeskräften die Krise durch Phrasen, Phrasen und nochmals Phrasen zu verschleiern.

Quelle: W.I. Lenin, Werke, Dietz Verlag Berlin, 1963, Bd. 17, S.175f.

Siehe auch:
Wir befinden uns in einer Krise
Karl Marx/Friedrich Engels: Über die Folgen einer Krise
Die Illusion von der Überwindung der Krise

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6 Antworten zu Lenin: Die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus

  1. giskoe schreibt:

    Wie wahr diese Aussage noch heute ist!
    Einfach Klasse dieser Klassiker!

    Danke für diesen Beitrag!

    • sascha313 schreibt:

      nichwahr – manchmal findet man eben auch was… war reiner Zufall! Ich lese ab und zu und staune selber!

    • Harry56 schreibt:

      Diese Aussagen sind natürlich auch heute noch wahr, da die politische Ökonomie des Kapitalismus mit seinen objektiven Gesetzten weiterhin wirkt, unabhängig von allen Phrasen, Beschönigungen, Huldigungen.

      Aber, worauf ich eigentlich hinaus möchte, ist in diesem Fall ein anderer, sehr konkreter Punkt!
      Seit Jahrzehnten hören wir, in was für einem „reichen Land“ wir doch leben, wie „gut“ es uns doch geht, untermalt gern mit rein heuchlerischen Besschreibungen, Illustrationen von Armut und Elend in anderen Regionen („Dritte Welt“) der nun wieder gesamt-kapitalistischen Welt.

      Was nun auch immer hinter dieser Corona-Geschichte stecken mag, ob es wirklich eine Krise ist oder nicht, so zeigt uns diese Geschichte, wie es in so „reichen Ländern“ wie der BRD oder Österreich etc…, wirklich aussieht.
      Nur 1 – 2 Monate Verdienstausfall oder nur erhebliche Verdienstminderungen (ALG, Kurzarbeitergeld, in der Regel 60% bzw. 67%) führen Millionen von Lohnabhängigen, Kleingewerbetreibenden in die Zahlungsunfähigkeit, Mieten, Pachten, Kredite können nicht mehr bezahlt werden, alle schreien nun nach der Hilfe des Staates, sein Eingreifen zum Schutz aller dieser bisher ach so gern bezeichneten „Wohstandsbürger“, „Gutgeher“.

      Was für ein Reichtum bzw. Wohlstand soll denn da herrschen, wo bereits ein kurzer Verdienstausfall, eine Verdienstminderung zu halber Verzweiflung und Geschrei führen, was für ein „reiches Land“ sollen wir denn so repräsentieren?

      Meine Schlußfolgerung ist, wir sind vor allem ein „Land der Reichen“, unter deren Herrschaft Millionen Menschen bestenfalls eine eher scheinbare Existenz als „Wohlstandsbürger“ fristen, in wackeligen Kartenhäusern hausen, welche mitunter schon bei kleinsten Lüftchen einer welchen „Krise“ auch immer schnell zusammen zu stürzen drohen.

      Soz. Grüße!

      • sascha313 schreibt:

        So ist es! Vier von fünf Kleinunternehmen stehen kurz vor der Pleite. Die Firmeninhaber haben alle ihre Rücklagen, die Arbeiter jedoch nicht. Und der Staat redet von „Solidarität“, läßt Mundschutzmasken kostenlos von Hausfrauen herstellen, hält Hunderte gespendeter Mundschutzmasken aus Rußland fest, um noch Tausende Euro Zollgebühren dafür zu kassieren (ja, die Gesetze sind halt!)…

        Was haben sich schon damals beim angeblichen „Wirtschaftwunder“ in der BRD die einfachen Leute die Nasen an den Schaufensterscheiben plattgedrückt, weil sie es sich doch nich leisten konnten, was dort an tollen Waren so angeboten wurde…
        Was ist das für ein verbrecherisches System!

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