Wladimir Iljitsch Lenin war ein weitsichtiger und kluger Denker, ein Jurist und marxistischer Theoretiker. Zugleich war er der geniale Führer der russischen Arbeiterbewegung, der 1917 die Große Sozialistische Oktoberrevolution zu ihrem heroischen Sieg führte. Nicht ohne Grund befürchtete die russische Großbourgeoisie, daß er, der die Interessen des arbeitenden Volkes sehr genau kannte, eines Tages in den Köpfen und Herzen der Menschen einen Sturm entfachen würde, der den gesamten Staat der Ausbeuterklasse mitsamt all seinen Lakaien und Beamten hinwegfegen würde. Und genauso geschah es dann auch. Noch während der Verbannung im Jahre 1897 begann Lenin ein klares und verständliches Programm zu entwickeln, das die revolutionären Ideen von Marx und Engels im Handeln der Massen zur Realität werden ließ. Doch welche Aufgaben haben nun Kommunisten in unserer Zeit?

W.I. Lenin (1870-1924)
Die Lehren des wissenschaftlichen Sozialismus propagieren
Beginnen wir mit der sozialistischen Tätigkeit. Man sollte meinen, daß der Charakter der sozialdemokratischen Tätigkeit in dieser Hinsicht vollständig klar sei, seitdem der sozialdemokratische „Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse“ in St. Petersburg unter den dortigen Arbeitern seine Tätigkeit entfaltet hat. Die sozialistische Arbeit der russischen Sozialdemokraten besteht darin, die Lehren des wissenschaftlichen Sozialismus zu propagieren, unter der Arbeiterschaft die richtigen Begriffe zu verbreiten
- über die gegenwärtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung,
- über ihre Grundlagen und ihre Entwicklung,
- über die verschiedenen Klassen der russischen Gesellschaft,
- über ihre Wechselbeziehung,
- über den Kampf dieser Klassen untereinander,
- über die Rolle der Arbeiterklasse in diesem Kampf,
- über das Verhältnis der Arbeiterklasse zu den untergehenden und den aufsteigenden Klassen, zur Vergangenheit und zur Zukunft des Kapitalismus,
- über die geschichtliche Aufgabe der internationalen Sozialdemokratie und der russischen Arbeiterklasse.
Agitation unter den Arbeitern
In untrennbarem Zusammenhang mit der Propaganda steht die Agitation unter den Arbeitern, die unter den gegenwärtigen politischen Verhältnissen in Rußland und bei dem Entwicklungsniveau der Arbeitermassen naturgemäß in den Vordergrund rückt. Die Agitation unter den Arbeitern besteht darin, daß die Sozialdemokraten
- an allen spontanen Äußerungen des Kampfes der Arbeiterklasse teilnehmen,
- an allen Konflikten zwischen Arbeitern und Kapitalisten wegen Arbeitszeit, Arbeitslohn, Arbeitsbedingungen usw. usf.
Unsere Aufgabe besteht darin, unsere Tätigkeit mit den praktischen, den Alltagsfragen des Arbeiterlebens zu verschmelzen,
- den Arbeitern zu helfen, sich in diesen Fragen zurechtzufinden,
- die Aufmerksamkeit der Arbeiter auf die gröbsten Mißbräuche zu lenken,
- ihnen zu helfen, ihre Forderungen an die Unternehmer genauer und zweckmäßiger zu formulieren,
- in den Arbeitern das Solidaritätsgefühl, das Bewußtsein der gemeinsamen Interessen und der gemeinsamen Sache aller russischen Arbeiter als einheitliche Arbeiterklasse, die ein Teil der Weltarmee des Proletariats ist, zu entwickeln.
Bildungszirkel zu organisieren
Die Organisierung von Zirkeln unter den Arbeitern, die Schaffung geregelter und konspirativer Verbindungen zwischen diesen und der zentralen Gruppe der Sozialdemokraten, die Herausgabe und Verbreitung von Arbeiterliteratur, die Organisierung einer Berichterstattung aus allen Zentren der Arbeiterbewegung, die Herausgabe und Verbreitung von Flugschriften und Aufrufen, die Ausbildung eines Stammes erfahrener Agitatoren – das sind in allgemeinen Umrissen die Erscheinungsformen des sozialistischen Wirkens der russischen Sozialdemokratie.
Quelle:
W.I. Lenin: Die Aufgaben der russischen Sozialdemokraten. In: W.I. Lenin „Über den Parteiaufbau“, Eine Sammlung ausgewählter Ausätze und Reden. Dietz Verlag Berlin, 1958, S.11. Geschrieben in der Verbannung Ende 1897. (Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)
Daraus können wir alle noch etwas lernen:
Wer Lenin nur kopiert, hat ihn nicht verstanden.
Was Lenin schrieb bezieht sich nicht auf „unsere Zeit“, sondern auf die Zeit um 1900. Sicher ist auch Lenin heute hochaktuell. Doch gibt er uns ein Werkzeug in die Hände (Köpfe), das umgesetzt werden muß ins Jahr 2018! So einfach damals konspirative Treffen waren, geht das heute nicht mehr. Jede noch so kleine Organisation / Zusammenkunft wird heutzutage unterwandert. Heute stehen die Aufgaben etwas komplizierter vor uns. Auch die Arbeiterklasse von 1897 hat sich bis heute geändert. Es gibt keine Massen an Arbeitern mehr in den Werkhallen, in denen man schnell Informationen austauschen konnte.
Nein, freilich kann man Lenin nicht kopieren. Eine Kopie ist meist schlechter als das Original. Doch abgesehen von „konspirativen Verbindungen“ (es ist ja heute schon „konspirativ“, wenn zwei sich treffen und das Handy zu Hause gelassen haben) – welcher von den Punkten wäre denn noch entbehrlich?
Natürlich kann man heute nicht mehr in Werkhallen gehen und ein Meeting abhalten. Kontakte zur Arbeiterklasse sind nicht mehr so einfach. Es steht ja keinem auf die Stirn geschrieben. Aber Denkende und Nachdenkliche gibt es genug. Man muß ja nicht gleich „mit der Tür (Marx) ins Haus fallen“! Und – Spitzel gab’s früher auch…
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt.
1700 Beiträge..ich hab noch lange nicht alle durch, aber hab dennoch schon so viel Neues erfahren. Hast du dir schon mal überlegt all das in Buchform zu veröffentlichen??
Die Zensur im Internet wird künftig sicher noch schärfer werden und ich fände es gut etwas in der Hand zu haben das nicht so einfach weggenommen werden kann.
Ist sicher ’ne gute Idee, doch wer soll das machen?
Vielleicht kann die KPD und Mitglieder helfen? Evtl kann man Arbeiten auf Freiwillige auslagern?
Die Zensur des Internet soll übrigens noch stärker werden:
https://www.nachdenkseiten.de/?p=44517
…warum nicht! Ein Vorschlag wäre: Suche Dir doch mal die aus Deiner Sicht besten Beiträge zu einem abgegrenzten Thema heraus. Und wenn eine kleine Broschüre dabei herauskommt, die man in die Hand nehmen bzw. mal verteilen kann, wäre schon viel erreicht…
Das ist eine gute Idee von Achim!
Von „Kommunisten online“ ist ja in der Öffentlichkeit auch nicht viel übrig geblieben.
Es wäre natürlich auch ein Zeitzeugenbericht der besonderen Art.
Vielleicht bei grin.com im Bereich Geschichte. Aber da kenne ich mich auch nicht mehr so aus.
Zumindest wäre es wichtig, sinnvoll und auch notwendig.
So eine Plattform wie „Sascha“ ist ja auch eine einmalige Geschichtsquelle für unsere ideologischen Nachkommen.
Vielleicht sollte man das Thema mal ausdiskutieren.
Pingback: Über die Meinungsverschiedenheiten in der kommunistischen Bewegung | Sascha's Welt
Pingback: Das zentrale Lenin-Museum in Moskau | Sascha's Welt