Die amerikanische Besatzungsmacht in einer thüringischen Kleinstadt zum Kriegsende 1945

Stadtp1Es war Ende März 1945. Die Amerikaner rückten weiter nach Thüringen vor. Die Häftlinge von Buchenwald hatten sich selbst befreit. Am Montag, den 16. April 1945 besetzten die Amerikaner die Kleinstadt Pößneck. Eine bange Frage bewegte die Werktätigen: Was wird uns die amerikanische Besatzung bringen? Eine Kommission zur Erforschung der Geschichte hatte im Kreis Pößneck begonnen, die Ereignisse der Jahre 1945/46 niederzuschreiben. Es entstanden vier kleine Broschüren, deren erste uns hier vorliegt. Daraus wurde der folgende Abschnitt entnommen. (Links im Bild: Die durch amerikanische Terrorangriffe zerstörte Trikotagenfabrik Grimm & Co. in Pößneck.)

Eine zerstörte Stadt

Beim Einzug der amerikanischen Besatzungstruppen zeigte sich insbesondere in der Kreisstadt ein trostloses Bild. Dazu hatten nicht zuletzt die sinnlosen Bombenangriffe der Amerikaner beigetragen. Hinzu kam, daß ganze Straßenzüge für die Besatzungstruppen geräumt werden mußten. Bemerkt sei noch, daß sich vor dem Einmarsch der Amerikaner der Ortsgruppenleiter der NSDAP mit seiner Familie durch Selbstmord der Verantwortung für die faschistischen Schandtaten entzog.

Erste Anweisungen der Amerikaner

Das gesellschaftliche Leben unterlag den Anweisungen, Geboten und Verboten der amerikanischen Besatzungstruppen. Wer nun geglaubt hatte, daß nunmehr die Schuldigen an diesem Unglück zur Verantwortung gezogen würden, sah sich bitter enttäuscht. Die erste Handlungsweise der Amerikaner bestand darin, daß sie den als Beigeordneten amtierenden Faschisten Freeß die Bürgermeistergeschäfte in Pößneck übertrugen. Auch der übrige faschistische Verwaltungsapparat wurde nicht angetastet. Selbst für den verschwundenen Landrat (Pößneck gehörte damals zum Kreis Saalfeld) wurde nicht etwa ein Antifaschist eingesetzt, sondern ein Unternehmersyndikus.

Kein Interesse an der Normalisierung

Die Besatzungsmacht zeigte auch kein Interesse daran, daß das Leben sich wieder normalisiert und die Produktion wieder in Gang gebracht wird. Trotz dieses Zustandes atmeten die Menschen wieder auf. Es fielen keine Bomben mehr. Niemand brauchte in die Luftschutzkeller zu gehen. Die braunen Terrorbanden waren von den Straßen verschwunden. Alle hatten das Gefühl, daß jetzt eine politische Wende eintreten muß, aber das Wie war für die meisten Bürger noch unklar.

Bildung einer Arbeiterpartei

In dieser Situation zeigten sich die Kommunisten im Kreisgebiet als die aktivsten und bewußtesten Menschen der ersten Tage. Noch vor der völligen Kapitulation fanden sich in Pößneck eine Anzahl revolutionärer Arbeiter zusammen, die bestimmte Lehren aus der Vergangenheit gezogen hatten und bildeten eine Arbeiterpartei. Die Leitung lag in den Händen der Genossen Johann Schmiedl, Kurt Meister, Volkmar Feustel, Finkeldey und einigen anderen Genossen. Es war aber noch keine Partei mit klaren ideologischen Grundsätzen und festgefügten Organisationsformen. Es kam aber der Wille zum Ausdruck, einheitlich als Arbeiterklasse vorzugehen, um den Faschismus vernichten zu helfen.

Treffen im „Bayrischen Hof“

Bereits vor der Bildung dieser Arbeiterpartei trafen sich die Genossen Alfred Neubert, Nielsen und seine Ehefrau, die Genossen Otto Schindler, Johann Schmiedl, Volkmar Feustel, Adolf Klein und Finkeldey in einem Übernachtungszimmer des ehemaligen „Bayrischen Hof“ Breite Straße, um zu beraten, was als erstes getan werden soll. Man wurde sich einig, daß als erstes versucht werden muß, eine Verbindung zum amerikanischen Stadtkommandanten herzustellen. Sobald dies erreicht sei, sollte eine Umbesetzung der Stadtverwaltung, insbesondere des Polizeiapparates, verlangt werden. Die in dieser Richtung geführten Verhandlungen mit dem Kommandanten waren bis auf unbedeutende Veränderungen ergebnislos verlaufen. Trotzdem wurde als erster Erfolg das von den Faschisten geraubte Gewerkschaftshaus in der Neustädter Straße 60 wieder in Besitz genommen und als Tagungslokal benutzt.

Ein Faschist als Bürgermeister

Obwohl die amerikanischen Besatzungstruppen die Bildung von Parteien und Gewerkschaften nicht genehmigten, ja Zusammenkünfte sogar auseinanderjagten, trat die gebildete Arbeiterpartei sehr bald mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit. In einem Flugblatt wurde der faschistische Beigeordnete Freeß, der als Bürgermeister eingesetzt war, scharf angegriffen und seine Entfernung gefordert.

An die Bevölkerung von Pößneck!
Der Krieg nähert sich dem Ende. Die amerikanischen und russischen Armeen haben sich bei Berlin und Dresden bereits vereinigt. Das bedeutet, daß der Krieg für Hitler verloren ist. Trotzdem wird von der verlogenen Hitlerbande dem deutschen Volk vorgelogen, daß der Krieg noch zu gewinnen ist. Sie verbreiten die Lüge, die Amerikaner würden gegen Rußland Krieg führen, wenn der Krieg mit Deutschland beendet ist.
Diese schamlose Verbrecherbande setzt den Krieg nur deshalb fort, um ihr eigenes Leben noch um einige Tage zu verlängern. Die werktätige Bevölkerung hat es satt, solche Betrügereien der Goebbels und Konsorten noch länger zu dulden. Jede Stunde länger Krieg bedeutet Verlängerung des Elends, weiteren Tod und weitere Vernichtung von Gut und Blut des deutschen Volkes. Daher ist die wichtigste Aufgabe für das deutsche Volk, mit dem Krieg schnell und endgültig Schluß zu machen.
Dadurch, daß Pößneck vom amerikanischen Heer besetzt ist, ist formal der Krieg für uns beendet, aber die Folgen dieses furchtbaren Völkermordens, die von Hitler und Konsorten heraufbeschworen sind, wird das deutsche Volk noch lange zu spüren bekommen.
Tausende von Städten, alle wichtigen Industrien, fast das gesamte Verkehrsnetz usw. sind zerstört. Der Aufbau Deutschlands, die Versorgung des Volkes mit den nötigsten Lebensmitteln, Schaffung von Wohnungen für die werktätige Bevölkerung, Versorgung der Kriegsversehrten, Invaliden und Hinterbliebenen, das sind Aufgaben, die ebenso wichtig wie dringend sind. Diese Aufgaben zu lösen, wird mit den alten Methoden einfach unmöglich sein. Deshalb ist es schier unerläßlich, daß alle aktiven und antifaschistischen Kräfte zu einem einheitlichen Block zusammengefaßt werden, die es einfach nicht zulassen, daß jemals wieder ehemaligen Nazis und deren Anhängern irgendwie Gelegenheit gegeben wird, im öffentlichen Leben Einfluß zu gewinnen, weil diese Verbrecherbande die Schuld an allem heutigen Elend trägt. Was spielt sich nun inzwischen in unserer Stadt ab?
Die Besatzungsbehörde hat den Nazi-Bürgermeister Freeß im Amt belassen und nimmt an, daß er Ruhe, Ordnung und Sicherheit unserer Stadt aufrecht erhalten wird. Dieses Vertrauen, das die Besatzungsbehörde in Herrn Freeß setzte, ist von diesem in schnödester Weise mißbraucht worden. Er hat die alten Nazi-Polizeibeamten im Amt belassen, darüber hinaus weitere Nazis in die Polizei beordert. Auf die Frage unserer Arbeiterpartei, ob er gewillt sei, die ehemaligen Nazimitglieder, die sich noch in der städtischen Polizei und in der kommunalen Verwaltung befinden, zu entlassen, hat Herr Freeß mit einem glatten „Nein!“ geantwortet.
Weiter werden unter den Augen des Herrn Freeß die Nazis von Tag zu Tag frecher. Ja, unter den Augen des Herrn Freeß hat sich sogar in Pößneck der „Wehrwolf“ gebildet. Wir werden den Beweis erbringen. Anstatt die Naziverbrecher in den Straßen unserer Stadt die Aufräumungsarbeiten leisten zu lassen, werden zu diesen Arbeiten von Herrn Freeß vornehmlich antifaschistische Arbeiter herangezogen. Wir sind der Auffassung, daß zu diesen Arbeiten in erster Linie diejenigen Verwendung finden sollen, die die Schuld am Kriege tragen.
Die werktätige Bevölkerung Pößnecks empfindet die Tätigkeit des Herrn Freeß als eine unerhörte Provokation. Sie verlangt von Herrn Freeß, daß er sofort von seinen Posten verschwindet. Sie wird einen Mann, der nicht nur die ehemaligen Nazis in den Ämtern läßt, sondern jene Leute noch protegiert, nicht länger an der Spitze ihrer Stadt dulden.
Wir werden Mittel und Wege finden, um den Nazi-Freeß von seinen Posten zu verjagen. Wir werden auch Mittel und Wege finden, dem noch übrig gebliebenen Nazi-Klüngel endgültig das freche Lügenmaul zu stopfen.
Darum heißt es für die Pößnecker werktätige Bevölkerung, allen Naziregungen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Mit der Herrlichkeit dieser Kriegsverbrecher muß endgültig Schluß gemacht werden. Verjagt sie aus allen Ämtern! Verjagt in den Betrieben die Nazi-Obmänner von ihren Posten und vertreibt sie überall, wo sie versuchen, sich noch breitzumachen.
Die Arbeiterpartei Pößnecks, in welcher sich alle antifaschistischen Menschen zusammengefunden haben, in der sich sozialdemokratische, kommunistische und parteilose Arbeiter und auch große Teile des Bürgertums und der Intelligenz zu einem einheitlichen Block zusammengeschlossen haben, ist Garant genug, um die Geschicke unserer Stadt zu übernehmen, für Ruhe, Ordnung und Sauberkeit zu sorgen und es niemals wieder zulassen wird, daß den Kriegstreibern und Menschenverderbern eine Möglichkeit gegeben wird, ihr schauriges Handwerk wieder in Angriff nehmen können.
Der 1. Mai wird in den von den Nazis befreiten Gebieten in diesem Jahr zum ersten Mal wieder im Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden stehen. Daraus ergibt sich von selbst, daß die Frage der Verständigung der Völker im Vordergrund stehen wird. Darum Ihr Werktätigen von Pößneck, haltet Euch für den 1. Mai bereit! Die Veranstaltung wird von der Arbeiterpartei noch bekannt gegeben.
Arbeiterpartei Pößneck

Die vorgesehene Maifeier wurde verboten

Auf Betreiben des Nazi-Bürgermeisters Freeß wurde von der amerikanischen Besatzungsmacht die vorgesehene Maifeier verboten. Durch das energische Auftreten der Arbeiterpartei war zweifellos das Interesse der Bevölkerung für politische Fragen geweckt und gestärkt. Auch die Faschisten merkten, daß jetzt ein anderer Wind weht. Einen Auftrieb erlebte die politische Tätigkeit, als der Genosse Alfred Bochert, ehemaliger kommunistischer Landtagsabgeordneter, aus dem KZ Buchenwald zurückkam und sofort die Leitung der Arbeiterpartei übernahm.

Das Informationsbüro in der Neustädter Straße

Im ehemaligen Gewerkschaftshaus in der Neustädter Straße 60 wurde ein Informationsbüro eingerichtet, um als erstes mit den verschiedenen Bevölkerungsschichten in Verbindung zu kommen. Dort wurden auch die ersten politischen Gespräche geführt und regelmäßig kamen sozialdemokratische und kommunistische Genossen zu Aussprachen zusammen. In diesem Informationsbüro entwickelte sich sehr bald ein reges politisches Leben, was auch der amerikanischen Besatzungsmacht nicht verborgen blieb. Der in der Zwischenzeit von der politischen Polizei der Amerikaner eingesetzte Genosse Kramer als Polizeileiter gab Hinweise, daß das Informationsbüro in Kürze von der Besatzungsmacht geschlossen werden soll.

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Durch amerikanische Terrorangriffe entstandene Bombenschäden an Wohnhäusern in der heutigen Ernst- Thälmann-Straße in Pößneck

Dieses Vorhaben mißlang aber, weil in der Zwischenzeit ein aus allen Schichten der Bevölkerung bestehender „Volksausschuß für Wiederaufbau und Freiheit“ gebildet wurde, der nunmehr als repräsentatives Organ gegenüber der Besatzungsmacht auftrat. Auf diese Weise gelang es allmählich, den Willen der antifaschistischen Bevölkerung Gehör zu verschaffen, den Verwaltungsapparat von den aktiven Faschisten zu säubern und in den Städten und Gemeinden Antifaschisten als Bürgermeister einzusetzen.

Bewegung für den Wiederaufbau

Auch in Neustadt, Triptis und anderen Orten des Kreises gab es die gleiche Bewegung. Dort haben sich die Genossen Georg Gibbins, Hugo Bauer, Otto Schmidt, Willy Höfer, Moritz Dolge, Walter Ludwig, Paul Patzer, Kurt Schneider, Fritz Behrenhoff, Viktor Scheidt u. a. Neustädter Genossen sowie die Genossen Hugo Biedermann, Franz Schache, Friedrich Leonhardt, Hugo Kräuter u. a. Triptiser Genossen vorbildlich für den Wiederaufbau eingesetzt und der Bewegung Ziel und Richtung gegeben.

Aufräumungsarbeiten in der Stadt

Neben der Demokratisierung der Verwaltung und der Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern, mußte die weitere Sorge dem Aufbau und der Heilung der vielen Wunden dienen, die Krieg und Faschismus gebracht hatten. Es mußte zuerst einmal aufgeräumt werden. Die Antifaschisten verlangten von der Stadtverwaltung mit Recht, daß alle ehemaligen Nationalsozialisten zu den Aufräumungsarbeiten herangezogen werden, um so einen Bruchteil von dem wieder gutzumachen, was sie bewußt verschuldet hatten.

Kriegsgefangene von der SS ermordet

Allein in der Kreisstadt Pößneck wurden 24.214 Arbeitsstunden bei den Aufräumungsarbeiten geleistet und über 200.000 DM aufgebracht. Bei den damals vorgenommenen Sprengungen von zahlreichen Blindgängern fand ein früherer Feuerwerker, der sich selbstlos freiwillig dazu gemeldet hatte, den Tod. Ein weiteres trauriges Kapitel aus der Zeit des Faschismus fand jetzt seinen Abschluß. Im Ortsteil Schlettwein, am Schmorteich, waren am 12. April 1945 durch eine SS-Streife fünf italienische Kriegsgefangene durch Genickschuß ermordet worden, angeblich wegen Plündern und Marodieren. Was hatten diese unschuldigen Menschen nach den amtlichen Feststellungen bei sich? Keine Waffen, kein Brot. Nur einige Kartoffeln und Runkelrüben. Diese Opfer der faschistischen Barbarei mußten von den Pößnecker Faschisten ausgegraben und auf dem Friedhof beigesetzt werden. Desgleichen auch die erschlagenen Buchenwaldhäftlinge, die von den SS- Bestien verscharrt worden waren. Auch sie wurden auf den Friedhof umgebettet.

Zehn ermordete deutsche Soldaten

Noch Monate später wurden an verschiedenen Stellen im Kreisgebiet von den Faschisten ermordete Zivil- und Wehrmachtsangehörige gefunden. So auch am 10. November 1945 im Vorwerk Seebach bei Wernburg. Die Ausgrabungen ergaben, daß es sich um 10 deutsche Soldaten handelte, die ermordet wurden. Schußwunden waren bei keinem der Aufgefundenen festzustellen, dafür aber eingeschlagene Schädel und auf dem Rücken gefesselte Hände. So hatten die Faschisten diese bedauernswerten Menschen noch in den letzten Stunden des Krieges ermordet und nur notdürftig verscharrt.

Die Lügen der westliche Alliierten

Auf diese Weise wurden tausende Soldaten ermordet, weil sie die Sinnlosigkeit des weiteren Kampfes einsahen. Einige Jahre danach unternahmen die Westmächte den Versuch, die begangenen Verbrechen zu vertuschen und beschuldigten die Sowjetunion, die ehemaligen Kriegsgefangenen nicht freizugeben. Diese schamlose Antisowjethetze setzte man auch dann noch fort, als bereits nach der Erklärung der Sowjetregierung alle Kriegsgefangenen entlassen waren. So wurde die Ungewißheit und der Schmerz der Angehörigen für die Entfaltung des kalten Krieges ausgenutzt.

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Der durch amerikanische Terrorangriffe zerstörte Güterbahnhof des Oberen Bahnhofs in Pößneck

Die amerikanischen Besatzer blockieren jeden Vorschlag

Während der amerikanischen Besatzungszeit war es nicht möglich, entscheidende Maßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet durchzuführen. Sie zeigten keinerlei Interesse an der Instandsetzung der Industrie oder anderen der Bevölkerung dienenden Maßnahmen. Jede vorgeschlagene Verbesserung wurde verzögert oder überhaupt unmöglich gemacht. Unter der Bevölkerung zeigte sich dadurch eine immer größere Unruhe. Zur gleichen Zeit drängten die zahlreichen Westevakuierten auf Rückkehr in ihre Heimat und auch die politisch Belasteten verließen fluchtartig das Kreisgebiet. Der Abtransport der im Kreis befindlichen Ausländer war die letzte Handlung der amerikanischen Besatzungstruppen.

Im Stadtarchiv Pößneck findet man unter der Bezeichnung „Besatzungsangelegenheiten“ noch Unterlagen, die darüber Auskunft geben, daß der amerikanische Kommandant mit den Pößnecker Kapitalisten Verhandlungen führte. All diese Maßnahmen sollten den einen Zweck haben, den faschistischen Unternehmern ihren Besitz zu sichern.

Internationale Solidarität

Ein Beispiel des proletarischen Internationalismus soll an dieser Stelle noch erwähnt werden. Als in den letzten Tagen vor dem Zusammenbruch ein größerer Zug Fremdarbeiter durch Pößneck zog, mußte dieser von Volkssturmangehörigen bewacht werden. Unter diesen „Volkssturmmännern“ befanden sich klassenbewußte Arbeiter aus Pößneck, Neustadt (Orla) und Triptis. Sie versorgten diese ausländischen Arbeiter mit Lebensmitteln und halfen so mit, ihr Los zu erleichtern. Bald darauf kamen sie wieder in ihre Heimat. Viele Jahre waren vergangen. 1958 besuchten zwei Belgier die Leipziger Messe und anschließend waren sie auch in Pößneck, um ihren ehemaligen Betreuern für ihre Hilfe und Unterstützung zu danken.

Amerikaner verbrannten große Mengen Lebensmittel

Am 1. Juli 1945 verbrannten amerikanische Soldaten am unteren Bahnhof große Mengen Lebensmittel. Ausgehungerte Kinder, die sich von diesem Haufen noch nie gesehener Eßwaren etwas wegnehmen wollten, wurden brutal mit dem Gewehrkolben zurückgetrieben. Bevor sie einem Deutschen etwas gaben, sollte es lieber vernichtet werden. Nachts zogen die amerikanischen Truppen ab und am 2. Juli rückten die ersten Formationen der Roten Armee in Pößneck ein. Ein neues Leben sollte beginnen!

Quelle:
Kreisleitung der SED Pößneck (Hrsg.): Dem Sozialismus entgegen. Brüder in eins nun die Hände. Erinnerungen an die Vereinigung der beiden Arbeiterparteien zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands im Gebiet des jetzigen Kreises Pößneck. 1961, S.35-44. (Bilder und Bildunterschriften übernommen, Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)

Siehe auch:
Walter Barthel: Erinnerungen an Buchenwald
Klaus Hesse. Leizig nach dem 2. Weltkrieg
So plünderten die Amerikaner 1945 Leipzig
EBERHARD FUNKE: Die letzten Wochen und Tage der Hitlerbarbarei in Gera und der Beginn einer neuen Zeit
Die schwierige Anfangszeit in der DDR (Erinnerungen eines Saalfelder Arbeiters)

Geschichtsfälscher: Die Lüge von der angeblichen verdienstvollen befreiung Europas durch die USA

 

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12 Antworten zu Die amerikanische Besatzungsmacht in einer thüringischen Kleinstadt zum Kriegsende 1945

  1. In Thüringen scheinen die meisten hingegen “geschichtsvergessen“ zu sein:

    Wie konnte Frauke Petry dort sonst DIREKT in den BT gewählt werden und alle anderen Parteien weit hinter sich lassen???

    • Blogger schreibt:

      In Thüringen scheinen die meisten hingegen “geschichtsvergessen“ zu sein

      Nein. Es ist jedoch so, daß die wichtigsten Ämter von Politikern aus dem Westen besetzt werden. So z.B. hat sich Ramelbodo im Fall Bischofferode profiliert.
      Die postmortale Unterstellung, daß es in der DDR Rassismus gab ist eine Propagandalüge. Ich bin vor gut 2 Jahrzehnten mal in ein Neonazitreffen in Rudolstadt hineingeraten, ganz einfach weil es keine Möglichkeit gab diese Stadt anderweitig zu umfahren. Die PKWs mit denen diese Typen angereist sind, hatten allesamt Kennzeichen der alten Bundesländer.
      Und wer im Osten zur Wahlurne schreitet, das wissen wir auch: Das Bürgertum, also eine Minderheit die zudem auch vom Westen her das Land erobert. Mitnichten also ist es der Osten der AfD wählt, vielmehr ist diese Partei auch nur der braune Abschaum der vom Westen her, wo er nie beseitigt wurde, in den Osten überschwabbt.

      http://blog.rolfrost.de/afd.html

      • sascha313 schreibt:

        Dieser „Landesvater“ hat sich auch dazu verstiegen, die DDR mit dem Nazismus zu vergleichen!!! Eine Ungeheuerlichkeit! Und richtig: alle Schlüsselpositionen sind von Westbeamten und CDU-Lakaien besetzt.

  2. Henk Gerrits schreibt:

    Schricklich gibts weiter nach bekante im Holland

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