Karl Marx in London

VictorIn einem kleinen Büchlein, geschrieben für Kinder, erzählt der Publizist und Schriftsteller Walther Victor Episoden aus dem Leben des berühmtesten Deutschen, Karl Marx. Dieser war in vielerlei Hinsicht ein Vorbild für die Jugend. Marx war nicht nur ein fleißiger und gründlicher Arbeiter, ein Revolutionär, ein genialer Wissenschaftler und unermüdlicher Kämpfer für soziale Gerechtigkeit und für den gesellschaftlichen Fortschritt der Menschheit, sondern auch ein humorvoller, geselliger Mensch und herzensguter Familienvater, der seine Kinder über alles liebte. Das war es auch, was wir in der DDR den Kindern und Jugendlichen auf ihren weiteren Lebensweg mitzugeben versuchten. Karl Marx – der Mann, der die Welt veränderte… Und die Welt hat sich verändert. Auch nach der einstweiligen Niederlage des Sozialismus: Es gibt die Erfahrungen und das Wissen über den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft, und es gibt die Warnungen, nicht nachzulassen im Kampf gegen die Ausbeuterklasse und zu lernen aus den Fehlern, die wir machten!

Wer etwas Neues schaffen will, der muß zunächst einmal das Alte genau kennen. Wer eine neue Wissenschaft begründen wollte, der mußte also die alte Wissenschaft durch und durch beherrschen. Das meinte auch der große Freund der Jugend, Lenin, als er zu den Komsomolzen, den sowjetischen Jugend­freunden, sprach. Alles, was von der mensch­lichen Gesellschaft geschaffen worden ist, sagte er, hat Karl Marx kritisch verarbeitet und nicht einen Punkt unbeachtet gelassen. Seine Leistung war nur möglich nach dem gründlichsten und tiefsten Studium der Ausbeutergesellschaft und alles dessen, was die frühere Wissenschaft gegeben hatte.

In der Bibliothek

Deshalb arbeitete Marx viele Jahre lang täglich zehn Stunden in der Bibliothek des Britischen Museums in London und dann zu Hause weiter bis in die Nacht hinein. Über 1.500 Bücher las er nur zur Vorberei­tung für sein „Kapital“, machte Auszüge, schrieb Inhaltsangaben über sie, Notizen, die schon allein wieder zahlreiche Bände füllen würden.

…bis zur völligen Klärung

Alles, was es nur gab, vor allem Geschichte, Wirtschaftsprobleme, Natur- und Rechtswis­senschaften, Physik, Chemie, Mathematik – in der er ein Meister war –, Sprachen, Grammatik und Literatur, studierte er. Jeden neuen Gedanken, der in ihm auftauchte, verfolgte er mit der größten Gewissenhaftigkeit bis zur vollständigen Klärung. Über nichts würde er je geschrieben haben, versichert uns sein Freund Friedrich Engels, ehe er dar­über mit sich klar war, daß er kein Buch ungelesen, keinen Einwurf unerwogen ge­lassen, daß er jeden Punkt vollständig erschöpft habe.

Erkenntnisse!

Lernen! Lernen! Das war seine Parole, die er auch seinen Anhängern und Schülern immer wieder zurief. Alles Wissen, das er nur erlangen konnte, verschaffte er sich. Und wenn er gewonnene Erkenntnisse nieder­schrieb, so war er nicht eher zufrieden, änderte und feilte, verbesserte und schrieb er so lange von neuem, bis auch Sprache und Ausdruck seinen Ansprüchen genügten. „Das Kind glattlecken“, nannte er diese Arbeit ein­mal in einem Briefe an Engels.

Diskussion im Kollektiv

Neben der Ausdauer und Gründlichkeit, neben der Gewohnheit, über alles Nieder­schriften zu machen, interessante Stellen in Büchern anzustreichen, so daß er sie leicht wiederfand, war jedoch eines der wichtig­sten Merkmale der Marxschen Arbeitsweise sein Bedürfnis nach Diskussion, nach gemein­samer – lateinisch: kollektiver – Erarbeitung von Erkenntnissen. Niemals wurde er müde, Meinungsverschiedenheiten über ein ihn interessierendes Thema mit seinen Freunden und Besuchern zu diskutieren, und wenn es bis in die frühen Morgenstunden ging.

Lebenserfahrungen der Arbeiter

Besonders gern suchte er die Londoner Lokale auf, in denen die deutschen Flüchtlinge, Arbeiter und Handwerksgesellen verkehrten, setzte sich zu ihnen und fragte sie nach ihrer Meinung, versuchte sie zu überzeugen, lernte aber auch begierig von ihnen, weil er wußte, welche große Weisheit und Lebenserfahrung im Alltag, im Arbeitsdasein gewonnen wird.

Quelle:
Walther Victor: Der Mann, der die Welt veränderte. Karl Marx – sein Leben und sein Werk. Der Kinderbuchverlag Berlin (DDR), 1962, S.61-65. (Einband und Illustrationen: Helmut Kloss, Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)

Siehe auch:
Wer war Karl Marx?

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