Der Staatsbürgerkundeunterricht in der DDR gehörte zu den wichtigsten Unterrichtsstunden im Schuljahr, obwohl wir das damals nicht so sahen. Erst viel später wurde uns das bewußt, manchem aber auch nie. Herr K., unser Stabü-Lehrer, ein ehemaliger Werkzeugmacher, der noch in den 1950er Jahren eine Lehrerausbildung absolviert hatte, erklärte uns, wie das ist in der Gesellschaft, wer die Macht hat und welche Rolle die Arbeiterklasse dabei spielt. Und natürlich lasen wir auch das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels. Absatz für Absatz wurde durchnummeriert und besprochen…
/Entzifferung der einzigen erhaltenen Originalseite des Entwurfs zum
„Manifest der Kommunistischen Partei“/
[Handschrift von Frau Marx]
13)
[Prole]tarier, für die 10 Stunden Bill ohne ihre Illusionen üher die Resultate dieser Maßregel zu teilen.
[Handschrift von Karl Marx]
Wir haben übrigens gesehn:
Die Kommunisten stellen keine neue Theorie des Privateigentums auf. Sie sprechen nur die geschichtliche Tatsache aus, daß die bürgerlichen Produktions- und damit die bürgerlichen Eigentumsverhältnisse der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktionskräfte nicht mehr und daher und in d.
Aber streitet nicht mit uns, indem ihr an Euren bürgerlichen Ideen von Freiheit, Bildung usw. die Abschaffung des bürgerlichen Eigentums meßt! Eure Ideen selbst sind Erzeugnisse der bürgerlichen Produktions- und Eigentumsverhältnisse, wie Euer Recht nur der zum Gesetz erhobene Wille Eurer Klasse ist. Ein Wille, dessen Inhalt bestimmt ist durch die materiellen Lebensbedingungen Eurer Klasse.
Die interessierte Vorstellung, Eure Produktionsverhältnisse und Eigentumsverhältnisse aus geschichtlichen (und nur) vorübergehenden, einer bestimmten Entwicklungsstufe der Produktionskräfte entsprechenden Verhältnissen in ewige Natur- und Vernunftgesetze zu verwandeln, teilt Ihr mit allen untergegangenen herrschenden Klassen!
Was Ihr für das Feudaleigentum begreift, begreift Ihr nicht mehr für das bürgerliche Eigentum. Und doch könnt Ihr die Tatsache nicht leugnen, daß mit dem Entwicklungsgang der Industrie der einseitige, auf
Die Kommunisten stellen keine neue Theorie des Eigentums auf. Sie sprechen eine Tatsache aus. Ihr leugnet die schlagendsten Tatsachen, Ihr müßt sie leugnen. Ihr seid rückwärts gekehrte Utopisten.
…und dazu ein passendes Gedicht:
DA WÄR‘ KEIN KIND, DEM EINE WIEGE FEHLT…
Wenn wir Freunde wären,
wir alle, die in Fabriken und Gruben,
am Pflug, in Büros und dumpfen Arbeitsstuben
unser Herz mit dem Bild einer glücklichen Erde nähren,
wenn wir Freunde wären,
Freunde im Denken,
Freunde im Handeln,
o wie könnten wir das Gesicht dieser Erde wandeln
und der Menschen Geschick zu hellen Gestaden lenken.
Da wär‘ kein Kind, dem eine Wiege fehlt,
kein Kriegsruf, der zum Sterben treibt,
kein Mensch, der weniger als andre zählt,
kein trüber Tag, der ohne Freundschaft bleibt.
Hans Dohrenbusch
Quelle:
Gertrud Rosenow (Hrsg.): Das Tor. Gedichte für die Grundschule. Volk und Wissen Verlag Berlin/Leipzig, 1949, S.13.
Genau so: Deiner Einleitung kann ich nur zustimmen! Als Schüler hatte ich mit konstanter Boshaftigkeit meine drei. Erst viel später kam mir das Bewußtsein der Notwendigkeit. Damals sagte ich: „Wir haben unserer Jugend unsere Ideologie zum Kotzen nahe gebracht.“
Nicht das Auwendiglernen um der Note Willen war wichtig, sondern da Begreifen der Inhalte.
Und da lag es oft an den Lehrern und der Zusammensetzung der Klasse, ob Interesse geweckt werden konnte.
Nach und nach kam mir die Klarheit. Und heute lese ich so manchen deiner Beiträge zwei- oder dreimal.
Danke!
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt.
Ja, ebenso – schönen Sonntagabend!
Pingback: Kleines marxistisches Lexikon: Der Wille | Sascha's Welt