
KAPITALISMUS: Menschenrechte werden vom Kapital diktiert. Das muß sich ändern!
Ist das staatsmonopolistische Herrschaftssystem am Ende? Und ist die von ihm betriebene raffinierte Manipulierung der Menschen damit zum Scheitern verurteilt? – Sie ist Ausdruck der Diktatur einer ausbeuterischen Minderheit, die zur Zeit über immense Machtmittel verfügt. Und so hängt deren Überwindung immer noch und vor allem von der Entfaltung des revolutionären Kampfes des Klassenantipoden dieser Klassenherrschaft ab: von der Arbeiterklasse. Die Stellung des Menschen als erniedrigtes Objekt gesellschaftlicher Mächte des Kapitals findet ihr Ende im Prozeß der revolutionären Überwindung der Ausbeutungsverhältnisse, der in ihnen wurzelnden und ihrer Aufrechterhaltung dienenden Herrschaftsstrukturen und -methoden, und im Kampf um die Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung, in der sich der Mensch als Persönlichkeit entfalten kann.
Einen anderen Ausweg aus dem Horror des derzeit herrschenden Kapitalismus gibt es nicht. Und wer das nicht (oder noch nicht) als Horror empfindet, der ist entweder Teil dieser ausbeuterischen Minderheit oder wurde von ihr für ein vergleichsweise lächerliches Entgelt gekauft. Denn im Kapitalismus gibt es keine Gleichberechtigung, schon gar nicht für Lohnempfänger…
Gibt es heute noch ein Proletariat?
Wie in jeder wissenschaftlichen Definition legten Marx und Engels der Bestimmung des Begriffs Proletariat nicht äußere Erscheinungsmerkmale zugrunde, sondern erfaßten das innerste Wesen dieser Klasse als „die Klasse der modernen Lohnarbeiter, die, da sie keine eigenen Produktionsmittel besitzen, darauf angewiesen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um leben zu können“.[1] Die Anwendung dieser wissenschaftlichen Definition zeigt, daß die Arbeiterklasse nach wie vor definierbar ist und daß es nicht nur unsinnig ist, vom „Verschwinden“ der Arbeiterklasse zu reden, sondern daß im Gegenteil das Wachstum der Arbeiterklasse unaufhörlich anhält. Heute, da der Prozeß der Vergesellschaftung der Produktion ein nie gekanntes Ausmaß erreicht, ist sogar nicht nur das Industrieproletariat – das nach wie vor der Kern des Proletariats ist – darauf angewiesen, seine Arbeitskraft dem Kapital zu verkaufen, sondern gerade auch die Zahl der Angestellten, Techniker und Angehörigen der Intelligenz, die diesem Zwang unterliegen, steigt stetig![2]
Die Polarisierung der Gesellschaft
Dieser Prozeß – Ausdruck der Polarisierung der spätkapitalistischen Gesellschaft – hat mehr oder weniger alle werktätigen Schichten und Berufe erfaßt: die Bauern, deren Ruinierung im Monopolkapitalismus schrittweise, aber stetig wachsend erfolgt; den Einzelhandel, in dem die Machtkonzentration der Konzerne ein Ausmaß wie nie zuvor erreichte; die Beschäftigten im Verkehrswesen, im Bereich der Dienstleistungen und des Gesundheitswesens, die nach vielen Millionen zählen. Die Interessen dieser Klassen und Schichten stimmen zunehmend überein, und ihr wachsendes Zusammenwirken bedeutet eine weitere Einengung der sozialen Basis der Macht der Monopole.
Die Klasse der kombinierten Lohnarbeiter
Wer sich mit Karl Marx und der sich im Spätkapitalismus vollziehenden Veränderung der sozialökonomischen Struktur wissenschaftlich beschäftigt, sollte auch eine in Deutschland bisher leider nicht veröffentlichte Vorarbeit zum 1. Band des „Kapital“ zur Kenntnis nehmen, weil Marx gerade auch hier in konzentrierter Weise ein Beispiel exakter sozialökonomischer Analyse und Prognose gab. Aus den Gesetzmäßigkeiten der Subsumtion der Arbeit unter das Kapital weist Karl Marx nach, wohin notwendig die Tendenz der Veränderungen im Arbeitsprozeß, in der Entwicklung der sozialen Produktivkräfte der Arbeit „auf großer Stufenleiter“, unter „Anwendung von Wissenschaft und Maschinerie auf die unmittelbare Produktion“ gesetzmäßig führen muß: Zu einem sich immer stärker herausbildenden „sozial kombinierten Arbeitsvermögen“, so daß „eine Masse von Funktionen und Tätigkeiten, die einen Heiligenschein um sich hatten, als Selbstzweck galten, gratis geschahen oder auf Umwegen bezahlt wurden (wie alle Professionals, Ärzte … )“ sich „einerseits direkt in Lohnarbeiter“ verwandeln, „so verschieden ihr Inhalt und ihre Zahlung sein mag. Andererseits verfallen sie … den Gesetzen, die den Preis der Lohnarbeit regeln.“ [3]
Es sind und bleiben also letztlich die Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise, die – auf welcher geschichtlichen Stufe diese auch immer stattfindet – dem Erscheinungsbild der heutigen kapitalistischen Gesellschaft zugrunde liegen und ihre innersten Zusammenhänge erklärbar machen.
Immer mehr Menschen sind dem Kapital unterworfen
Eine eingehende marxistische Analyse der sozialökonomischen Struktur der heutigen monopolkapitalistischen Staaten führt zu der Erkenntnis, daß unter diesen Verhältnissen „jede beliebige menschliche Tätigkeit direkt und unmittelbar dem Joch des Kapitals unterworfen wird. Das bedeutet aber auch, daß immer mehr Menschen in ihren grundlegenden Lebensinteressen mit der Macht des Kapitals konfrontiert werden. Es werden immer mehr Menschen in den großen und umfassenden Prozeß der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Imperialismus hineingezogen, sie erkennen mehr und mehr ihre gesellschaftliche Lage und beginnen, gegen die unerträgliche Unterordnung des gesamten gesellschaftlichen Lebens unter die Interessen des Monopolkapitals aufzubegehren.“[4]
Die Klassenkämpfe werden weiter zunehmen
Die bereits von Walter Ulbricht auf der internationalen wissenschaftlichen Session des Zentralkomitees der SED zum 150. Geburtstag von Karl Marx gezogene Schlußfolgerung findet ihre eindrucksvolle Bestätigung in den Klassenauseinandersetzungen in einer Reihe kapitalistischer Länder. Vor allem der im Frühjahr 1968 geführte machtvolle Massenkampf der französischen Arbeiter und anderen Werktätigen aller Schichten und Bereiche der Gesellschaft zeigte, daß in der Auseinandersetzung mit den monopolkapitalistischen Mächten eine wachsende Zahl von Menschen mehr und mehr ihre reale gesellschaftliche Lage zu erkennen beginnt.
Eine gemeinsame Streikfront
Die gemeinsame antimonopolistische Kampferfahrung, die wie nie zuvor Arbeiter, Angestellte und besonders auch Angehörige der technischen und künstlerischen Intelligenz in einer Streikfront zusammenschloß, wird in ihrem Bewußtsein bleiben. Auch die raffiniertesten monopolkapitalistischen Manöver oder spezifische Neuauflagen der „Elitetheorie“, die die subjektive Erkenntnis der objektiven Übereinstimmung der Grundinteressen des Proletariats und der Intelligenz zu verhindern suchen, können diese Tatsachen nicht ungeschehen machen und daraus in Zukunft erwachsende revolutionäre Potenzen nicht ausschließen.
Was bringt die Massen in Bewegung?
Vor allem aber zeigte der Streik der geeint kämpfenden Arbeiterklasse, daß sich in der heutigen Etappe der allgemeinen Krise des Kapitalismus in den hochindustrialisierten kapitalistischen Ländern die geschichtliche Tendenz der Entwicklung des ökonomischen Kampfes nicht nur in quantitativer Hinsicht fortsetzt [5], sondern daß dieser Klassenkampf immer häufiger beginnt, einen politischen, antimonopolistischen und gesamtnationalen Charakter anzunehmen. In diesem Prozeß wird sichtbarer denn je: Die Arbeiter – und nicht „am Rande Stehende“ – sind der Motor solcher kraftvollen Massenbewegungen, die an der Existenz des Imperialismus rütteln.
Wegweiser: Marxismus-Leninismus
Die Praxis – der Prüfstein jeder wissenschaftlichen Erkenntnis – hat in vielen Ländern der Erde die Richtigkeit und Zuverlässigkeit der marxistisch-leninistischen Orientierung auf die führende und alles entscheidende Rolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei gezeigt. Die Praxis des Klassenkampfes zeigt aber auch, daß sich diese Führungsrolle keineswegs im Selbstlauf durchsetzt und entfaltet, ja, daß es hierzu auch noch mehr als der theoretischen, historisch-materialistischen Erläuterung dieser Rolle in Auseinandersetzung mit feindlichen, revisionistischen und „linken“ Auffassungen bedarf.
Diskussion mit potentiellen Verbündeten
Jedoch ideologische Klarheit und Konsequenz ist gerade hier und auch in Diskussionen mit potentiellen Verbündeten von morgen notwendig; denn die praktische Klassenkampferfahrung ist um so revolutionierender, je enger sie verbunden wird mit prinzipieller Auseinandersetzung und Erkenntnis.
Es gab viele gute Erfahrungen aus der DDR
Wer diskutierte nicht alles bei der Inangriffnahme der antifaschistisch-demokratischen Revolution im Gebiet der DDR mit den Vertretern der Arbeiterbewegung über die führende Rolle der .stärksten Klasse, brachte ernste Bedenken und Vorbehalte zur Sprache – die später durch die gemeinsame Praxis und Erfahrung aus dem Weg geräumt wurden! In der DDR wurde das, wurden alle Fortschritte erreicht, gerade weil sich unsere Partei, die SED, stets ihrer Pflicht bewußt war, vorauszuschauen, zu führen, zu organisieren und Schwierigkeiten entschlossen und im Vorwärtsschreiten zu überwinden.*
In unserer Republik gehörte die Anerkennung der Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei zu den elementaren Grundsätzen der politischen und ökonomischen Aktivität der Intelligenz, der Bauernschaft und aller anderen werktätigen Schichten, deren gesellschaftliche Stellung und gesellschaftliches Bewußtsein sich auf dem gemeinsamen sozialistischen Weg zutiefst wandelte. In der DDR fand gerade dieses entscheidende Prinzip Verankerung im Grundgesetz der sozialistischen Gesellschafts- und Staatsordnung. In konsequenter und schöpferischer Anwendung. des Marxismus-Leninismus orientierte und konzentrierte sich unsere Partei von Anbeginn an auf die systematisch zu entwickelnde Fähigkeit der revolutionären Arbeiterklasse, die Macht zu ergreifen und das ganze Volk zum Sozialismus zu führen.
Die Verwirklichung der Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei – das ist es, was wir für „eine der ernstesten Tatsachen“ in unserer Zeit halten. Eine solche Partei gibt es derzeit nicht (mehr)! Sie muß erst wieder geschaffen werden.
Anmerkungen:
[1] Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd.4, Berlin 1959, S.462
[2] Vgl. hierzu Hellmuth Hesselbarth, Die Rolle der Arbeiterklasse in der Strategie der kommunistischen Parteien Westeuropas und Karl Marx, „Einheit“, 4/5/1968
[3] Marx-Engels-Archiv, Bd.II (VII), Moskau 1933, S.120 und S.132
{4] Walter Ulbricht, Die Bedeutung und die Lebenskraft der Lehren von Karl Marx für unsere Zeit, Berlin 1968, S.14
[5] Wurden in den 20 Jahren von 1919 bis 1939 in der gesamten kapitalistischen Welt 177 400 Streiks mit 80,8 Mill. Teilnehmern geführt, so waren es in den Jahren von 1946 bis 1966 bereits 387.600 Streiks mit 297,9 Mill. Teilnehmern. („Sowjetwissenschaft“, Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge, 6/1968, S.581)
Quelle:
Banaschak/Vorholzer: Mensch und Macht, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1969, S.208-218 (bearbeitet, N.G.)
* Anmerkung:
Schwierigkeiten beim Aufbau des Sozialismus gab es nicht wenige – nicht nur bei der Überwindung der geistigen Hinterlassenschaft des Faschismus. Einerseits war hier eine gründliche politisch-ideologische Arbeit vonnöten, um die Volksmassen noch stärker für den Aufbau des Sozialismus zu begeistern, andererseits gab es die hinterhältigen Angriffe des Klassenfeinds. Darüberhinaus gab es aber auch ständige Auseinandersetzungen mit dem Revisionismus innerhalb der eigenen Partei und im sozialistischen Lager. Der Einfluß revisionistischer und sozialismusfeindlicher Kräfte in der KPdSU, ausgelöst durch die berüchtigte Geheimrede Chruschtschows auf dem XX.Parteitag der KPdSU, bewirkte, daß allmählich die Weichen gestellt wurden für eine Restauration des Kapitalismus, was dann 1990 auch geschah.
Die Konterrevolutuion 1989/90 war die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts. Ihr fielen Millionen Menschen in den sozialistischen Ländern zum Opfer, sie zerstörte die Grundlagen dwes sozialistischen Aufbaus der Gesellschaft, vernichtete ein riesiges Industriepotential und führte zur Bereicherung zahlreicher Oligarchen. Sie Konterrevolution bewahrte eine Reihe westlicher kapitalistischer Länder vor der Krise und spülte unzählige Milliardenbeträge in die Kassen imperialistischer Konzerne.
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt und kommentierte:
Ich danke dir für deine unermütliche Aufklärung!