„Das habe ich doch nicht gewußt…“

Buchenwald-luto-728x726Nein, natürlich nicht. Aber Du hättest es wissen können! – Diese Redensart „…nicht gewußt!“ konnte man nach 1945 sehr oft hören, als beispielsweise Menschen aus Weimar und Umgebung im April 1945 aufgefordert wurden, nach Buchenwald zu gehen, um sich dort anzuschauen, was fast unmittelbar vor ihren Augen geschehen war (Bild links). Sie hatten weggeschaut, als im Winter ’45 die Häftlingskolonnen von bewaffneten SS-Schergen durch die Straßen und über die Landstraßen getrieben worden waren. Sie hatten weggeschaut, als die Schwachen und Stürzenden von der SS erschossen wurden. Sie hatten weggeschaut, als jemand „abgeholt“ worden war, von der Gestapo. Und sie tuschelten hinter vorgehaltener Hand: „Ja irgendwas wird schon dran sein, wer weiß…“

…und heute? Wie ist das heute? Es ist selbstverständlich, daß wir hier im Wohlstand leben (äußerlich zumindest!) – aber, ist es auch selbstverständlich, daß nach wie vor im Donbass geschossen wird, Bomben fallen, Kampfdrohnen über die Zivilbevölkerung herfallen? Ist es selbstverständlich, daß Menschen flüchten, weil ihre Häuser, ihre Städte zerbombt wurden? Ist es selbstverständlich, daß dies notwendig war? Sind Kriege überhaupt „notwendig“? – Nein. Nichts ist selbstverständlich: Kein Faschismus, kein Krieg, kein Mord und keine Verfolgung sind eine Selbstverständlichkeit. Immer stecken dahinter menschliche – besser gesagt: unmenschliche Interessen. Oder wie der DDR-Schauspieler Rolf Hoppe sagte: „Es gibt keine Guten und keine Bösen. Es sind die Menschen, die sich in solchen Situationen so oder so verhalten, und sie sind immer abhängig von ihrer Umwelt.“ Und es ist unsre Aufgabe, diese Widersprüche, und die Ursachen von Krieg und Faschismus zu erkennen und aufzudecken. WIR hätten es wissen KÖNNEN ….! WEGSCHAUEN ist ebenso ein Verbrechen, wie SICH HERAUSHALTEN …!

„Ich wäre gerne auch weise
In den alten Büchern steht, was weise ist:
Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit
Ohne Furcht verbringen
Auch ohne Gewalt auskommen
Böses mit Gutem vergelten
Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen
Gilt für weise.
Alles das kann ich nicht:
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!“

Brecht: „An die Nachgeborenen“)


Siehe auch:
Walter Barthel: Erinnerungen an Buchenwald
Die Kriegsschuld Deutschlands und die Mitschuld des deutschen Volkes

 

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45 Antworten zu „Das habe ich doch nicht gewußt…“

  1. greg tejero schreibt:

    Na, hier hat ja sogar die gute alte Bibel mal recht, wo nämlich steht: „Seid wachsam, denn der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe, zu suchen, wen er verschlinge!“ Ich weiß, das es manchen von Euch „seltsam“ vorkommt, aber ich bin nach wie vor der Meinung, das ein richtiger Christ ein Kommunist sein MUSS.

    Und das vorgeschriebene Beten im stillen Kämmerlein (u. eben NICHT in Protzpalästen aus dem Mittelalter, die ebenfalls mit Blut, Schweiß, Hunger, Tränen u. Knochenbrüchen der Dombauarbeiter gebaut wurden) entbindet eben NICHT von der Aufgabe, das Maul aufzumachen, wenn das Gewissen nicht Ruhe geben kann angesichts des teuflischen Unrechts, was allerorten geschieht. Und es entbindet auch nicht von der Aufgabe, eine friedliche u. gerechte Planwirtschaft ohne Millardenraub an der ganzen Menschheit aktiv aufzubauen u. zu gestalten.

    Die verlogenen Pfaffen, die nicht mal ihrem eigenen Papst so recht folgen wollen, werden sich im Fegefeuer, wo Heulen u. Zähneklappern angesagt ist, besinnen. Das sagt ja auch die Bibel, das alle, sowohl die Gläubigen wie auch die rechtschaffenen Heiden ins Paradies kommen werden. Die unter den Gläubigen aber, die nicht wahrhaftig (Kommunisten) sind, werden umso härter bestraft werden, in Kenntnis des Gesetztes der Göttlichkeit, welches sie nicht befolgten.

    Was übrigens die Massenmigration angeht, bin ich mittlerweile der Ansicht, das die Bourgeoisie die hier vornimmt, um den neuen Faschismus zu züchten. Ich hab schon mitbekommen, das der Begriff „tiefer Staat“ hier nicht so gut ankommt, aber Hinterzimmerpolitik hat´s in der Diktatur des Profits immer schon gegeben, u. den Kapitalisten ist in Krisenzeiten doch jeder Staatsterror recht. Hitler war da vielleicht einer, der das erwünschte „Plansoll“ nicht ganz so brachte, wie vorgesehen. Dazu hat Baschir-Al-Assad mal ein klugen Satz gesagt: „der Terror in der Hand der Dunkelmänner ist wie eine Schlange, die auch die eigene Hand mal beißen kann“.

    Was die BRD betrifft: solange es real Massenarbeitslosigkeit und Kurzarbeit gibt, kann hier von „Wohlstand“ überhaupt keine Rede sein. „Freiheit ist erst gegeben, wenn auch der Letzte befreit ist“, frei nach Karl Marx. Das in den Kolonien (heute abschätzig „Dritte Welt“ genannt) die Armut der Massen grausam ist, kann nicht bestritten werden.

    A propos Wirtschaftswachstums-Fetisch: in der sog. Dritten Welt wäre Wirtschaftswachstum möglich ohne Ende! Die Mammonberge der Billionäre müßten nur dorthin investiert werden, u. das Diktat der Hochtechnologie-Herstellung als moderne Goldgräberei gebrochen werden, um Rohstoffe u. Naturerzeugnisse angemessen zu bezahlen: es gäbe die nächsten hundert Jahre keine Wirtschaftskrisen mehr. Sozialistische Investitionspolitik könnte man das nennen. Vorher müßte man eben noch ein paar Zehntausende korrupte Bourgeois in diesen Ländern wegsperren.

  2. Hanna Fleiss schreibt:

    Henk, ich denke, geahnt haben alle Leute etwas, aber nichts wirklich Konkretes. Von den Nazis wurden ja die unvorstellbaren Schrecken weitgehend vor der deutschen Bevölkerung verborgen, aber niemals ganz gelungen. Einiges bekam die durchschnittliche Bevölkerung mit, das war nicht zu verhindern. Die Nazis waren sich aber nicht sicher über die Reaktionen der Bevölkerung, weshalb sie Buchenwald intern als Geheimnis behandelt hatten. Und als die Weimarer nun das Konkrete sahen, konnten sie sich auf das „Das haben wir nicht gewusst“ herausreden, ohne dass sie wirklich lügen mussten.

    Sieh mal, die Nazis haben in allen besetzten Ländern unmenschlich gewütet. Denk mal an die Judendeportationen aus Holland. Was haben die holländischen Bürger gewusst? Ich denke, sie haben mehr gewusst als die Deutschen. Aber haben sie etwas dagegen getan, und konnten sie überhaupt etwas dagegen tun? Es gab im Untergrund sicher sehr viele Helfer, aber sonst? Und soviel ich weiß, gab es Tausende holländische Nazis und Kollaborateure. Heute werden all diese Fragen mit Entsetzen gestellt. Dabei wird der unvorstellbare Terror der Nazis nicht bedacht. Verstehe mich richtig, ich will nichts verteidigen, aber versetz dich in die Zeit, sie muss immer mitgedacht werden.

    Vor einigen Jahren war ich in der Hinrichtungstätte in Plötzensee. Dort hingen im Vorraum im Faksimele Todesurteile aus wegen Kleinigkeiten, es reichten tatsächlich schon Witze oder Verdächtigungen, von Widerstand gegen die Nazis keine Spur. Der Terror war so allumfassend, dass tatsächlich ein falsches Wort für ein Todesurteil ausreichte. Und das wusste man in der deutschen Bevölkerung sehr genau. Zumindest erklärt das einiges.

    • Henk Gerrits schreibt:

      Danke fur diesen Bericht Hanna Fleiss. Ja, manche Hollander haben gewusst, was Faschismus bedeutet. Aber die Mehrheit leider nicht. Ausserdem die Communistische Partei Holland war eine revisionistische Communistische Partei, da waren Leute wie der Secretar der Communistischen Partei schon vor der Besetzung von die Deutsche Hitlertruppen am Gange. Aber Gute, die wir haben gehabt – wie Loui de Visser – wurden ermordert durch die Englische flugzeuge in 1945. Totbombardiert mit viele andere KZ-Gevangene. Hier meine Homepage. steht Loui de Visser drauf. Hollands grosste Communist.
      http://communistischepartijholland.123website.nl/

  3. „Das habe ich doch nicht gewußt…“

    ist der hilflose Versuch der Verarbeitung einer Kognitiven Dissonanz.

  4. Hoffmann schreibt:

    „Das habe ich doch nicht gewußt…“ traf sicher für den Großteil der Deutschen zu. Man dachte die sind in irgendwelchen Arbeitslagern im Osten und müssen dafür nicht an die Front und manche waren eher noch neidisch darauf. Auch dieser Erlebnisbericht von KZ-Häftlingen zeigt das: http://www.spiegel.de/einestages/nationalsozialismus-fabrikarbeiter-hilft-kz-haeftlingen-a-1006262.html

    „Der Ältere schaute uns eine Weile durchdringend an: „Ihr seid doch sicherlich Häftlinge aus dem Gräditzer Konzentrationslager, nicht wahr?“ Als wir ihm dies bestätigten, sagte er: „Seid froh, dass ihr nicht verkrüppelt seid wie ich. Ich habe mein Bein an der Ostfront verloren.“

    Vermutungen sind auch nicht Gewißheit. Und die, die es wußten, was konnten die dagegen tun? Nicht jeder traute sich zu helfen – wie es viele Kommunisten taten. Auf Hilfe stand die Todesstrafe und mit Sippenhaft war jederzeit zu rechnen. Ich denke es bringt nichts, die Schuld nur auf das schwächste Glied abzuwälzen: Wirklich schuld war die Monopolbourgeoise (auch die im Ausland, wie zB Bushs) und die Nazis die von Sklavenarbeit, Zahngoldhandel, Rüstung usw profitiert haben.

    • sascha313 schreibt:

      Stimmt schon! Doch wie sah man das 1945? Geschichte und Gegenwart: Die Kriegsschuld Deutschlands und die Mitschuld des deutschen Volkes
      Das erinnert mich sehr an „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers. …

      • Hoffmann schreibt:

        Dabei wollen wir aber auch nicht vergessen, daß selbst auf Regimekritik und auf Befehlsverweigerung die Todesstrafe stand. Mindestens aber Strafbataillon was mit 98%iger Sicherheit und 14 tägiger Lebenserwartung dort auf dasselbe hinauslief. Nicht vergessen darf man auch die Umerziehung und Gehirnwäsche schon ab der HJ und der gleichgeschalteten Presse. Auch hier wieder höchste Strafen für das Hören von Feindsendern. Übrigens hatte von meinen Großeltern nur ein Großelternteil überhaupt das Geld einen Volksempfänger zu kaufen und mit dem konnte man nur zeitweise Feindsender hören. Und nach dem Krieg ging (im Westen) die Propaganda doch munter weiter.

      • Weber Johann schreibt:

        Hoffmann schreibt: „Dabei wollen wir aber auch nicht vergessen, daß selbst auf Regimekritik und auf Befehlsverweigerung die Todesstrafe stand.“ – Und ich frage mich, wurden in der Alt-BRD die Mörder je angeklagt? Wenn doch, wurden sie frei gesprochen.

        Nachdenklich machte mich das Buch „Die Gehilfen – NS-Verbrechen und die Justiz nach 1945“ von Barbara Just-Dahlmann und Helmut Just, athenäum-verlag 1988. Frau Just-Dahlmann war Juristin in der „Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen Ludwigsburg“. Diese Stelle wurde erst 1958 gegründet.

        Seite 13:
        „[…] Ich, die Staatsanwältin, wurde, weil ich die polnische Sprache beherrschte, Ende April 1960 ganz plötzlich telefonisch an die »Zentrale Stelle« in Ludwigsburg abgeordnet. Am 8. Mai 1960 stand die Verjährung von Totschlag (fünfzehn Jahre seit 1945) be­vor, und gerade jetzt hatte die polnische Regierung waggonweise Aktenmaterial zu den NS-Verbrechen übersandt. Zahllose Be­richte überlebender Augenzeugen in polnischer Sprache mußten in wenigen Tagen ausgewertet werden. Für eine vorherige Übersetzung reichte die Zeit nicht mehr, denn nur noch bis zum 8. Mai konnte der Bundesgerichtshof wirksam die laufende Verjährung unterbrechen. Dafür aber brauchte er Fakten für einen hinrei­chenden Tatverdacht und Namen von Tätern … [..] Zu be­denken ist ferner, daß Ludwigsburg bis ca. Ende November 1964 nur für Auslands-, nicht aber für Inlandstaaten der NS-Zeit zu­ständig war.

        Zwar ist Ludwigsburg jetzt (ab 1. 1. 1965) personal verstärkt worden; ob aber auch hier die Zeit bis 8. 5. 1965 (4 Mo­nate) ausreichend ist, um gewichtige Komplexe (bestimmte Reichsministerien, inländische frühere Gestapo-Keller) zu -durchforsten-, ist mir mehr als zweifelhaft. Hinzu kommt, daß ganz sicher etliches Material in der DDR ist. Dies hat der Besuch der Berliner Staatsanwälte zum Komplex des RSHA bewiesen. Die Auswertung steht ja noch völlig offen: fährt man hinüber? (Wor­an offenbar – anders als im Fall Warschau – nicht gedacht ist).“

        Ich fragte meine Mutter. Warum habt Ihr (ich meinte nicht meine Mutter, sondern die Hinterbliebenen in der Alt-BRD) die Mörder eurer Ehemänner, eurer Kinder, eurer Großeltern, eurer Verwandten und Freunde nicht zur Rechenschaft gezogen. Ich verstand meine Mutter, als sie traurig nur mit ihren Schultern zuckte.

      • Hoffmann schreibt:

        „Und ich frage mich, wurden in der Alt-BRD die Mörder je angeklagt? Wenn doch, wurden sie frei gesprochen.“
        Die Antwort ist doch offensichtlich:
        Im ersten Adenauer-Regierungskabinett waren mehr Nazis als im ersten Kabinett von Hitler. Und auch in der Wirtschaft fand solcher Abschaum beste Jobs. zB Schleyer.
        http://www.gelsenzentrum.de/deutsche_nazi_karrieren.htm
        Der Führer ist gegangen, die Nazis sind geblieben
        Adenauer, Konrad (Dr.) und sein Kabinett der braunen Schergen

  5. Samy Yildirim schreibt:

    Lieber Norbert,
    Dieses Thema ist sehr wichtig und darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Mir faellt einiges ein dazu.

    # 1 // Die Selbstentschuldigungsarie:
    „Ich habe es nicht gewollt. Ich habe es nicht gewusst. Ich habe nur meine Pflicht getan. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“ Im Sommer 1945 konnte man sie ueberall in Deutschland hoeren.

    # 2 // „Hitler’s Jewish soldiers“ von Bryan Mark Rigg.
    In diesem Buch geht es um die rund 150.000 Menschen, die in Hitlers Wehrmacht dienten, trotz juedischer Abstammung, vom Gefreiten bis zu zwei Feldmarschaellen, von denen der eine, Milch, von Reichsmarschall Herrmann „Wer Jude ist, bestimme ich!“ Goering persoenlich erst zum Ehrenarier erklaert und dann zum Stellvertreten Chef der Luftwaffe ernannt wurde. Haetten diese Menschen das getan, wenn sie gewusst haetten, was ihnen nach dem „Endsieg“ bevorstand?

    # 3 // Widerstand in den Niederlanden.
    Mitarbeiter der niederlaendischen Eisenbahnen erfuhren, was „im Osten“ geschah, und informierten andere Arbeiter und die illegale Zentrale der Communistisch Partij der Nederlanden davon. Diese liess Flugbaetter drucken und verbreiten, in denen zum Widerstand gegen die Voelkermoerder aufgerufen wurde: „Staakt! Staakt! Staakt!“ [staaken = streiken] Die februaristaking begann am 25. Februar 1941. Zentren waren Amsterdam, Rotterdam, Zaandam und Groningen. Die Nazis und ihre Kollaborateure brauchten zwei bis vier Tage, um mit vel Gewalt die Erhebung niederzuschlagen. Aber noch zwei Jahre spaeter gelang es dem von der CPN organisierte Widerstand, das zentrale Bevoelkerungsregister in Amsterdam in die Luft zu jagen. Weiters stand das rote Schaf einer Bankiersfamilie, Walraven „Wally“ van Hall (1906-1945) dem Widerstand als Bankier zur Verfuegung. Das der niederlaendischen Zentralbank entwendete Geld wurde verschiedenen Zwecken zugefuehrt, unter anderem als Hilfe fuer die Hinterbliebenen von getoeteten Widerstaendlern. Bemerkenswerterweise gelang der Gestapo erst Anfang 1945 die Verhaftung und Ermordung von Leuten wie Walraven van Hall oder Hannie Schaft, der wichtigsten Kurierin. Es halten sich Geruechte, dass Prinz Bernhard, mit Zustimmung von Churchill und Montgomery der Gestapo Informationne zukommen liess, um eine Roten Fruehling zu verhindern.

  6. sascha313 schreibt:

    Danke, Samy! Es war 1996, glaube ich, und zwar in Rotterdam. Dort gibt es einen Heldenplein. Das ist der Platz, auf dem ein Denkmal zur Erinnerung an den niederländischen antifaschistischen Widerstand steht. An einem Festtag waren dort alle europäischen Flaggen aufgezogen – bis auf eine: die deutsche. Sie fehlte. Als der Vertreter der Stadtverwaltung mir das erklären wollte, sagte ich nur. „Ich komme aus der DDR!“ Da nickte er nur und – klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter…

  7. Hanna Fleiss schreibt:

    Wobei, Hoffmann, 1945 wusste man Einzelheiten noch nicht so genau, erst in den Jahren danach wurde das ganze Ausmaß der Verbrechen bekannt, zumindest in Deutschland. Und da wiederum konkreter in der Sowjetischen Besatzungszone, während in den Westzonen die ersten großen Kriegsverbrecher bereits wieder aus der Haft entlassen wurden.

  8. Greg Tejero schreibt:

    Ich fasse mich zur Abwechslung mal kurz: wer von nichts weiß, will auch nichts wissen, oder eben nur das, was seine eigene Gemütlichkeit, sein eigenes Wohlbehagen, seine eigene ZUKUNFTs-Planung (als ob die Gegenwart nicht die entscheidende Determinante für eben diese Zukunft sei) nicht erschüttert.

    Zwei Beispiele hierzu, die erläutern, was heute abgeht:
    Aberwitzige Bankenrettung? (Steuerzahler zahlt sein eigenes Guthaben eben über Steuern bzw. „Spar“programme noch mal, Nichtsteuerzahler zahlt per erzwungenem Verzicht) – regt nur ein paar „linke Spinner“ auf. Flüchtlingswellen landen in Griechenland, Spanien, Italien? (in den Ländern also, die für die eigenen Leute schon nichts haben) – regt nur ein paar „linke Spinner“ auf. Flüchtlingswellen stranden in Deutschland? Bürgertum steht Kopf. („Linksliberales“ Bürgertum möchte sie alle ans Herz drücken – billige u. willige Arbeitskraft kann man immer brauchen. Rechtes Bürgertum würde sie am liebsten massakrieren. Kriege, Massenarmut, Wirtschaftsimplosion, Korruption, Staatsentkernung, Roll-Back in den Feudalismus? Mir egal: will „mein Leben leben. „Fu*k anyone´s ass as long as it ain´t mine“ – wie die zotigen Yankees so sagen. Macht, was Ihr wollt, solang es mich nicht trifft. DAS ist der Nihilismus des Mammons. Das ist der Zeitgeist: damals wie heute.

    Mit dem Begriff „Diktatur des Proletariats“ mußte ich lange hadern – heute ahne ich, das sie unverzichtbar ist. Man läßt ja auch keine Mörder einfach frei herum laufen, um es metaphorisch zu verdeutlichen. Man muß dieser animalischen Unbewußtheit des Bürgertums mit Entschiedenheit, u. fürsorglicher Strenge entgegenwirken. Nicht aus Lust an der Despotie, sondern aus Nächstenliebe. Allen Forenteilnehmern hier Dank ausgesprochen dafür, nochmals auf die Greuel der Hitlerzeit explizit hingewiesen zu haben. Wer den Hitler verehrt, benötigt einen Exorzismus. Anders läßt sich dieser Art von Besessenheit nicht abhelfen. Angemerkt sei aber noch: die Hitler fördernde Großbourgeoisie betrachtete ihn schlicht als nützlichen Idioten. Der unsägliche v. Mises u. der psychopathische Wirtschaftsesoteriker v. Hayek sind in diesem Punkt sehr vielsagend. Wenn also heute einer kommt, u. sich „Liberaler“ nennt: Obacht!
    Grüße – Gregor

    • Hoffmann schreibt:

      Ich kenne hier in meinem Ort genug, die sehen sich die Tagesschau an und glauben alles. Mehr wollen sie nicht wissen, ansonsten nur Sport und Klatsch. Alles andere ist für sie Verschwörungstheorie. Nur deshalb erhalten die CDU u. CSU, FDP, SPD, Grünen noch immer soviel Stimmen.
      Und das im Zeitalter des Internet.

      Von 1933-45 war das nochmal ungleich schwieriger. Deshalb steht für mich fest: Die wahren Schuldigen sind die von der Monopolbourgeoisie.

  9. @ “# 1 // Die Selbstentschuldigungsarie:
    „Ich habe es nicht gewollt. Ich habe es nicht gewusst. Ich habe nur meine Pflicht getan. Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“ Im Sommer 1945 konnte man sie ueberall in Deutschland hoeren.“

    All das war eine völlig normale Reaktion — die nichts erklärt und nichts rechtfertigt.

    Mit dem Idealismus “Moral“, “Gewissen“ oder “Schuld“ kommt man dabei aber keinen Schritt weiter. Und dann wird auch die mögliche Frage, weshalb Menschen: “Ich habe es nicht gewusst“, gesagt haben – nämlich: ‚Was haben Sie denn nicht gewusst‘? gar nicht erst gestellt. Worauf haben denn die Menschen mit “Ich habe es nicht gewusst“ *geantwortet*? => Wie es in den Konzentrations- und Vernichtungslagern zugegangen ist?

    Ich habe vor ein paar Wochen *Peter Edel: Wenn es ans Leben geht gelesen; er war in verschiedenen Konzentrationslagern und wurde neben anderen Menschen von der SS dazu benutzt Dokumente, ausländische Briefmarken und ausländisches Geld zu fälschen. Zur Fälschung wurden bestimmte Pinsel und andere Utensilien benötigt, die Herr Edel bei seiner Mutter in Verwahrung hatte; er durfte ihr einen freundlichen Brief schreiben, den ein SS-Mann seiner Mutter brachte, die ihm seine Maler-Utensilien überreichte. Nicht einmal seine eigene Mutter hat irgendetwas gewusst!, außer dass ihr Sohn sich dort und dort “in Schutzhaft befindet“. Dass die Frau von Peter Edel bereits zu jenem Zeitpunkt im Vernichtungslager Auschwitz ermordet worden war, wusste weder sie noch er — auch wenn er es kurze Zeit später durch einen Berg von Dokumente, den die “Fälscher“ sortieren mussten, um die Fotos der Ermordeten zu entnehmen, bitterlich erfahren sollte.

    Das (gesellschaftliche) Sein [“Staat“, Gesellschaft, Kultur, Religion] bestimmt das Bewusstsein. – Karl Marx

    … daraus folgt: Der Mensch spricht, handelt und denkt zunächst einmal in der von einer Gesellschaft vorgegebenen Matrix und ihrer Paradigmen und wird daher auf einen von Außen kommenden “Vorwurf“ immer mit einem Ich habe es nicht gewusst kommen. Das ist ein ganz normaler Vorgang — vor allem, wenn einem klar ist, dass z.B. der hier lebende Mensch in der christlichen Schuldkultur abgerichtet, dressiert und konditioniert, sprich: empirisch vorbelastet wurde.

    Eine ’solche Antwort‘ ergibt sich also zwangsläufig, weil sie einer Jahrhunderte lang gepredigten Lehre der Organisation ‚Kirche‘ folgt, die mit den beiden Metaphern vom “Sündenfall“ und der Geschichte von “Kain und Abel“ verbunden ist: “Adam, wo bist du? … Du hast doch wohl nicht etwa von der Frucht gegessen, die ich dir verbot zu essen? (Schuldvorwurf) => Die Frau (der andere Mensch) war es (ist schuld) — Wo ist dein Bruder? Woher soll ich das wissen? Bin ich denn der Hüter meines Bruders? — Was hast du getan? Das Blut deines Bruder schreit vom Erdboden, das deines Bruders Blut aufgeleckt hat. Mit diesen Gleichnissen wächst der Mensch hier auf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Und das ist derart tief kulturell verankert, dass der Mensch fast immer genau nach diesen Denkmustern denkt, redet und handelt (wenn er überhaupt das Denken erlernt).

    • sascha313 schreibt:

      …das ist es auch, was Rolf Hoppe meint, wenn er sagt: „Das Böse ist sehr oft schön! … Das sind die Verführungen des Bösen. … Es sind die Menschen, die sich in solchen Situationen so oder so verhalten, und [Menschen] sind immer abhängig von ihrer Umwelt.“

  10. Greg Tejero schreibt:

    Ich möchte dem hier postulierten Antitheismus höflichst widersprechen. Nicht in der Absicht, irgendwie missionieren zu wollen, sondern, weil ich diese Idee, alles Übel sei aus der Religion entstanden, aus tiefster Herzensüberzeugung für grundfalsch halte. Ich stimme allerdings in dem Punkt zu, das von den Amtskirchen (schon ein sich ein Oxymoron) die Religion zwecks weltlicher Machtausübung mißbraucht wurde u. wird. In den Evangelien lesen wir, das die geharnischsten Feinde Christi die Pharisäer waren (die klerikalpolitische Oberschicht zu der Zeit). Und das Gleichnis von Kain u. Abel beschreibt doch genau, das ein Mord die Göttlichkeit entsetzt. „Das Blut deines Bruder schreit..“ – Man spricht ja auch von schreiender Ungerechtigkeit.

    Mit dem Wort „Schuldkultur“ sollte man zudem sehr vorsichtig umgehen: genauso argumentieren die Neonazis nämlich auch. So z. B. in deren abgedrehter Nationalistenesoterik vom ach so lieblichen, kraftvollen Germanentum, das es verlernt habe, sich zu wehren, weil die perfiden Christen ihm den Schuldkult eingeredet hätten, u. überhaupt sei das Christentum ja von Juden erfunden worden, um das germanische Abendland moralisch zu verderben. „Du sollst den Namen Gottes nicht mißbrauchen“ steht nicht umsonst in den zehn Geboten. Was nun den sog. Sündenfall betrifft: hier handelt es sich um eine metaphysische Symbolik für die Heranbildung der Individualität im Menschen. Geburt – Kindheit – Heranreifen – Altwerden. Selber entscheiden können u. müssen, u. lernen müssen, was gut u. was von Übel o. böse ist. Und noch eins: Kern der christlichen Religion ist die Vergebung der Sünden, nicht deren Konservierung.

    Aber mal generell gesagt: ich kann jeden verstehen, den es gruselt, wenn er das Propagandagefasel von den „christlichen Werten“ unerträglich findet. Im übrigen sehe ich für mich überhaupt keinen Widerspruch zw. Wissenschaft einerseits u. Religion andererseits. Wissenschaft erklärt das Leben vor dem Tod, u. Religion das nach dem Tod (o. vielleicht das vor der nächsten Neugeburt, wer weiß? 🙂 ). Und über Glaube läßt sich ohnehin schwerlich streiten: entweder, man erfährt ihn irgendwann, oder auch nicht. Glaube ist keine Philosophie, kann aber Philosophie beeinflussen. Glaube findet im Herzen statt, nicht so sehr im Kopf. Und nochmal: was die Kirchen machen, ist Religionsbeamtentum. Nichtsdestoweniger gibt es aber in der kath. Kirche auch wunderbare Menschen. Ich kannte in Mannheim eine schon betagte, aber noch sehr rüstige Ordensschwester, die in der Obdachlosenhilfe tätig war, die den so wunderschönen Satz mal brachte: „Sie brauchen sich nicht zu schämen, das sie arbeitslos sind – Arbeit gibt´s genug in Deutschland, es will sie bloß keiner bezahlen“. Das Marx auf´s heftigste gegen die Religion gewettert hatte, ist natürlich absolut nachvollziehbar. Eine Kirche, die den Leuten einredet, Gott hätte qua Geburt Herren u. Sklaven geschaffen, ist eine perfide Lügnerin. Richtig heißt es nämlich: „wer sich erhöht, der wird erniedrigt. Hochmut kommt vor dem Fall. Nimm all Dein Hab u. Gut, u. gibt´s den Armen, u. folge Du mir nach!“.

    Aber nichts für ungut. Was natürlich an solchen religiösen Biederbürgern wirklich zu kritisieren ist, ist dieser irrationale Fatalismus u. diese Wirklichkeitsflucht, die dann gipfelt in dem Satz: „Du kannst die Welt nicht ändern, sondern nur dich selber“. Wird ja auch vom modernen Aberglauben des positiven Denkens so verwendet. Abschließend verweise ich noch auf das Gleichnis vom Reichen Mann u. vom armen Lazarus, in dem der Reiche in der Hölle erwacht, u. wünscht, in die Welt zurück zu können, um seine Brüder, die sind wie er, zu warnen. Die Antwort: „Nichts da; sie hatten die Schrift u. die Propheten“. Ob man K. Marx nun Prophet oder Wissenschaftler, Analytiker oder Wegbereiter nennt, ist doch g´hupft wie g´sprungen. Hauptsache: verstehen, zusammenraufen, machen.

    • “Ich möchte dem hier postulierten Antitheismus höflichst widersprechen.“

      Ich habe zwar noch nicht bemerkt, dass hier der Antitheismus postuliert wurde, aber per sé ist die marxistisch-leninistische Philosophie eine durch und durch materialistische, die auf dem von Marx und Engels ‚entdeckten‘ und formulierten Dialektischen Materialismus (DIAMAT) beruht. Die griechische Präposition und Vorsilbe αντί (anti) hat die Bedeutung ‚gegen‘ oder ‚anstelle von‘. Der DIAMAT – als bisher “höchste Stufe“ der Erkenntnistheorie des Materialismus – ist nicht ‚gegen‘ sondern ‚‚tritt“ quasi ‚anstelle des‘ Theismus (“Glaube an Gottheiten“, “höhere Wesen“ außerhalb des Materiellen) und verweist ihn damit dorthin, wo er hingehört: In das endlose Reich der menschlichen Phantasie und seiner Vorstellungskraft, in die Welt der Ahnungen, Vermutungen und Träume. θεός (theos Gott), bzw. θεοί (thei Götter) sind nichts als Personifikationen materieller Erscheinungen.

      “Nicht in der Absicht, irgendwie missionieren zu wollen, sondern, weil ich diese Idee, alles Übel sei aus der Religion entstanden, aus tiefster Herzensüberzeugung für grundfalsch halte.“

      Die Idee: alles Übel ist aus der Religion entstanden, ist selbstverständlich falsch, denn der Mensch hat ja die Religion(en) gemacht, um damit das Denken anderer Menschen zu dressieren, damit er sie – ohne dass sie es (zunächst) bemerken – entsprechend ausbeuten kann. Religion “will dich eingeschüchtert und verschreckt und brav, Will dich als willenloses, stummes Schaf“. (Reinhard Mey – Füchschen von Flaschenpost)

      Religion wurde immer schon dazu verwendet, GEWALT über den Menschen auszuüben. Sie wurde “erfunden“, um ‚damals‘ wie heute die Sklaven depp und doof zu halten, um sie auf diese Weise zu einem Handeln und Tun zu veranlassen, zu dem andere Säugetiere eben nicht angehalten und abgerichtet werden können. Nicht mal unsere nächsten artverwandten Primaten, bekommt man dazu, Löcher in irgendeinen Berg zu treiben, um dort Rohstoffe abzubauen, die zum Überleben des Menschen vollkommen überflüssig sind.

      “Und das Gleichnis von Kain u. Abel beschreibt doch genau, das ein Mord die Göttlichkeit entsetzt. „Das Blut deines Bruder schreit..“ – Man spricht ja auch von schreiender Ungerechtigkeit.“

      Ja, die “Göttlichkeit“, sprich das von Grund auf Gute-Sein, welches JEDER Mensch IST, entsetzt ein Mord, denn er zerstört und vernichtet ohne irgend einen Sinn vollkommen unwiederbringlich das Gute-Sein, welches der Mensch ist.

      “Mit dem Wort „Schuldkultur“ sollte man zudem sehr vorsichtig umgehen: genauso argumentieren die Neonazis nämlich auch.“

      Ich verwende das Wort „Schuldkultur“ ausschließlich im anthropologischen Kontext und nicht im juristischen Sinne der Sekte der Philosophie Recht oder im rassistischen Sinne der Nazis.

      Die christliche Schuld-Religion mit ihrer Schuld-Philosophie Recht hat eine Schuldkultur errichtet und dazu die Sprache korrumpiert:

      „C.S. Lewis hat sich intensiv mit der „Korruption der Sprache“ auseinandergesetzt. Sprache kann heilen oder zerstören, sagte er. Die Sprache heilt, wenn sie eine Wahrheit klar ausspricht. Die korrupte Sprache dagegen ist die unverständliche Sprache …
      Die Umdeutung von Gut zu Böse, sagte Lewis, zeigt sich zuerst in der Sprache. Wenn man die Worte oder ihre Bedeutung verändert, verändert sich die öffentliche Wahrnehmung einer Sache. Ziel dabei ist es, Menschen dazu zu bringen, etwas gutzuheißen, was sie nie tun würden, wenn sie genau wüssten, worum es geht.“
      Dr. med. Christl Ruth Vonholdt (2007, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin, factum 6/2007, S.30)

      “Dass Marx auf´s heftigste gegen die Religion gewettert hatte, ist natürlich absolut nachvollziehbar.“ Ich kann ihre Aussage nicht bestätigen. Bisher habe ich bei Marx nicht gelesen, dass er gegen die Religion aufs heftigste gewettert hat; im Gegenteil, er hat sie klar und nüchtern in einer großartigen Kürze definiert:

      „Die Religion ist das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat.
      Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät.
      Dieser Staat, diese Societät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind.
      Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr encyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d’honneur, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund.
      Die Religion ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt.
      Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend.
      Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
      – Karl Marx: Einleitung zu Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie; in: Deutsch-Französische Jahrbücher 1844, S. 71f

      • Greg Tejero schreibt:

        Ja, eine wunderbar elegant formulierte Replik, Herr Löding, aber dennoch bringst Du mich damit nicht vom Glauben ab. Aber, vollkommen klar; Glaube ist Privatsache (nämlich meine,..das, was in mir selber vorgeht), u. wird auch nicht anderen aufgedrängt. Warum auch? Die Lösung der Probleme dieser Welt werden eben auch in dieser Welt eben hier gelöst, nicht in Kirchen oder privaten Kammern. Ich muß da mal hinzufügen, das ich in diesem Punkt bald schon ein wenig geschädigt bin durch die Individualwutbürgerei auf Facebook. Da kursierten ja schon Sprüche, denen zufolge man alle Religiösen einfach psychiatrisieren sollte, u. ähnlicher faschistoider Dreck mehr, u. da kommt dann eben Grauen auf. Und über die Miß- u. Falsch-Deutung der Religion, u. den seelischen Mißbrauch der Religiösen durch das institutionalisierte Religionsbeamtentum (Pharisäer, Privatsektenbetreiber, Mentalberuhiger) hab ich mich ja geäußert.

        Also mal abschließend gesagt (weil mir diese Zwietracht zw. den Ansichten hier auch unsinnig vorkommt): es gibt eben Leute, die sich mental u. emotional erleichtert fühlen mit dem Glauben o. dem Opium desselben. Wobei Opium ja außergewöhnlich gutes Wohlbehagen erzeugt, ebenfalls 🙂 Und bitte: das dann gleichzusetzen mit der allbekannten Pfaffenbotschaft: „Leute, Ihr könnt eh nix ännern, schafft weiter… das Paradies wird´s Euch lohnen“ – dagegen wehr ich mich ein wenig. Ansonsten kein Grund für Streß – Peace! (Ist alles wie in der Technomusik: für die Einen ist es Maschinenlärm u. Bumm-Bumm, für die Anderen ist es groovige Tanzmusik mit lauschigen Klängen) 🙂

      • sascha313 schreibt:

        Wir wollen ja hier keine „Glaubenskriege“ führen. Ich gebe zu bedenken, daß Kurt Gossweiler im Weißenseer Kreis von den sozialistischen Kirchenleuten sehr wohlwollend und zustimmend aufgenommen wurde…

        ► BITTE HINWEIS BEACHTEN – KURZ FASSEN !

      • (gelöscht, Bitte zur Sache – und keine persönlichen Auseinandersetzungen! Admin)

  11. Atomino schreibt:

    zu „ich habe doch nix gewusst“ und möchte gerne mehr wissen, empfehle ich Bücher von Ernst Klee und Eugen Kogon. Die ganze Abartigkeit menschlichen Wirkens in den Höllenstätten der Faschisten, brühwarm festgehalten auf Papier. Okay, Klee war nicht so direkt dabei, dafür umso beflissener, was die Aufdeckung der begangenen Untaten anging.
    Ernst Klee: „Der SS-Staat“, „Auschwitz – Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde“, „»Euthanasie« im Dritten Reich“, „Das Kulturlexikon zum Dritten Reich“, „Das Personenlexikon zum Dritten Reich“, „Deutsche Medizin im Dritten Reich“, „Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer“, „Persilscheine und falsche Pässe“, „Was sie taten – Was sie wurden“, „Dokumente zur » Euthanasie « im NS-Staat“.
    Eugen Kogon: einfach mal die Suchmaschine der Wahl bemühen, wird hier sonst zu lang.

    • sascha313 schreibt:

      Die Abartigkeiten und das Grauen zu beschreiben und der Versuch sie psychologisch zu erklären ist – bei allem Respekt! – doch i.a. wenig hilfreich, wenn man erkennen will, was wesentlich geschah: die Ursachen und Hintergründe. Auch der Wälzer „Stalingrad“ von Theodor Plivier beschreibt detailliert die schrecklichen Ereignisse der Einkesselung und die Verrohung der Sitten unter den faschistisch-deutschen Soldaten und Offizieren… doch wem nützt das?

      Welche Weisheit steckt dagegen in dem marxistischen Satz, den Rolf Hoppe aussprach: „Es gibt keine Guten und keine Bösen. Es sind die Menschen, die sich in solchen Situationen so oder so verhalten, und [Menschen] sind immer abhängig von ihrer Umwelt.“

      Bruno Apitz war Kommunist – er schrieb parteilich. Aber auch Rudolf Petershagen schrieb parteilich – und er war kein Kommunist! Die von Petershagen so treffend geschilderten Nazi-Generale gaben jederzeit vor „unparteilich“ zu sein, waren aber mehrheitlich die ärgsten Feinde des Proletariats, Feinde ihrer Soldaten und der einfachen, arbeitenden Menschen. Diese giftige, chauvinistische Verachtung der „Russen“ und die Arroganz dieser Klasse, zu der sie gehörten, ist mehr als widerlich!

      Und nur mal so nebenbei: Es hat durchaus seinen Grund, wenn man nicht den Begriff „Nationalsozialismus“ (oder NS) verwendet, wenn es um die Nazi-Zeit geht. Es war Faschismus – also weder antional noch sozialistisch!

    • Weber Johann schreibt:

      Warum immer nur Literatur aus dem Westen.
      Habt Mut und schaut einmal in die entsprechende Literatur aus der DDR zu solchen Themen. Hier ein Beispiel:

      „SS im Einsatz – Eine Dokumentation
      über die Verbrechen der SS“

      Kongreß – Verlag Berlin 1957.
      Unter dem Kapitel „Der faschistische Terror gegen die Kommunistische Partei Deutschlands“ ist zu lesen:

      „Der innere Feind verfiel bei unseren Altvordern der Acht und wurde ehrlos, rechtlos und friedlos, vogelfrei, jeder Volksgenosse konnte ihn offen erschlagen, sofern er sich nicht auf geweihter Stätte befand. Die rest­lose Ausrottung des inneren Feindes gehört zur Wiederherstellung der deutschen Ehre. An ihr kann der deutsche Strafrichter durch großzügige Auslegung des Strafgesetzbuches teilnehmen.“
      Landesgerichtspräsident Dr. Dietrich, Juni 1933

      • Atomino schreibt:

        @Weber Johann : ich hab den Oschi als aktuellen Reprint (8.Auflage) vom Verlag Edition-Ost hier. Sollte in keiner antifaschistischen Schrankwand fehlen !

  12. Atomino schreibt:

    Es geht ja gerade um „das habe ich nicht gewusst“. Für die junge Generation heutzutage dürfte der Faschismus irgendwas mit Hitler, Wehrmacht und Krieg sein. Vielleicht noch Auschwitz. Aber viele der widerwärtigsten Verbrechen unter Hitler haben einfache Deutsche wie der nette Hausarzt von nebenan begangen. Vorher noch Rezepte geschrieben, meldete er jetzt dienstbeflissen Kriegsversehrte, Behinderte und Geisteskranke an die Berliner Tiergartenstraße, welche die Patienten abholen und vernichten ließ. Ich behaupte einfach mal: Stünden solche Bücher auf dem Lehrplan, sähe es mit dem Antifaschismus in Deutschland deutlich besser aus.

  13. Damit ich mich selber nicht irgendwann mit einem „das habe ich nicht gewusst“ heraus lügen muss, kläre ich über das „was ich weiß“ auf — nämlich, dass der Kapitalismus Menschenverachtend und Böse ist!.
    Der Faschismus — vor allem der “deutsche“ Faschismus in der Maskerade eines “wissenschaftlichen“ Rassismus hat sehr offen seine Ziele formuliert und propagiert. Da wir wissen, wie er geendet ist, ist der Mensch, der hier aufgewachsen ist, relativ immun gegen den Faschismus, obwohl er in der Bevölkerung allgemein sehr weit verbreitet ist und tief in ihr schlummert.

    Und so wichtig es ist, über den Faschismus aufzuklären, wird damit im grunde etwas betrieben, was nicht gewollt ist:
    Der Kapitalismus kann damit nämlich wunderbar von seinem eigenen widerlichen, perversen und abscheulichen Wesen ablenken. Ja, es wird sogar so getan, als ob der Kapitalismus uns vom Faschismus schützen könnte, — klar, denn er nennt sich ja auch nicht ‚Kapitalismus‘, sondern “Demokratie“ oder “Westliche Wertegemeinschaft“ —
    obwohl der Kapitalismus – Metapher: der schlechte Baum ist, der die verdorbene Frucht Faschismus und viele andere widerliche Früchte hervorgebracht hat!
    Nicht auf die verdorbenen Früchte muss man ständig hinweisen – und nur wenig auf die Früchte, die von vergangenen Generationen geerntet wurden und die Völker vergiftet haben.
    Nein! Auf den schlechten, faulen und verdorbenen Baum selbst — den Kapitalismus — muss man hinweisen und sich daran beteiligen, ihn zu Fall zu bringen.
    — immer noch Gleichnis: „Als er am Morgen in die Stadt zurückkehrte, hatte er Hunger. Da sah er am Weg einen Feigenbaum und ging auf ihn zu, fand aber nur Blätter daran. Da sagte er zu ihm: »In Ewigkeit soll keine Frucht mehr an dir wachsen.« Und der Feigenbaum verdorrte auf der Stelle. Als die Jünger das sahen, fragten sie erstaunt: «Wie konnte der Feigenbaum so plötzlich verdorren?» Jesus antwortete ihnen: »In Wahrheit sage ich euch: Wenn ihr Vertrauen habt und nicht zweifelt, dann werdet ihr nicht nur das vollbringen, was ich mit dem Feigenbaum getan habe; selbst wenn ihr zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer!, wird es geschehen. Und alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr erhalten, wenn ihr glaubt.« (“eurer eigenen Macht vertraut“) – Matthäus 21,18–22 EU

  14. Ich freue mich, dass meine beiden letzten Kommentare weder Widerspruch noch Kritik erfahren haben! Ich fasse es aber nicht als Lob oder Bestätigung auf! Gerne möchte ich aber auch dazu die Auffassung von Greg Tejero erfahren!

    Also, Greg! was ist dran an meiner Aussage »wenn ihr glaubt.«
    = eurer eigenen Macht vertraut ???

  15. Eleonore Kraus schreibt:

    @ Johann Weber: Mehr von der „Weber“ Qualität.
    Vielen Dank und meinen Vater würden diese substanziellen und an den Fakten orientierten Beiträge besonders freuen, auch wenn in der Rückschau mich immer der Schmerz des frühen Verlustes piesakt, ist der heldenhafte Kampf der KPD trotz Verfolgung, Adenauer Knast, Demütigung, politischer Verfolgung unvergessen und ich werde dieses Erbe mit aufrechtem Gang und Klassenstandpunkt zu verteidigen wissen.
    Die Berufsverbote, der Radikalenerlass von 1972, den Brandt, der „Friedensfürst“ unterschrieben hat, ein weiteres Kapitel der reaktionären Politik der Bundesrepublik, nach 1945.

    • Weber Johann schreibt:

      Liebe Eleonore Kraus,
      wir dürfen die über 500.000 Verfolgten aller Alt-BRD-Regierungen nie vergessen. Sie wurden verfolgt, vor Gericht gezerrt. Viele gingen ins Gefängnis. Der überwiegende Teil verlor seinen Arbeitsplatz. Nie wurde ermittelt, wie viele von den Verfolgten erlitten einen sozialen Absturz. Diesen Menschen wurde viel Leid angetan, nur weil sie sich für Frieden, Wiedervereinigung, gegen die Remilitarisierung, einen Friedensvertrag, mehr Rechte für die arbeitenden Menschen, für einen Meinungsaustausch mit den Menschen in der SBZ und der DDR einsetzten, usw..

      Die Hamburger Bürgerschaft hatte am 22.8.2018 das Thema Radikalenerlass auf der Tagesordnung. Wer mehr über die Sitzung der Hamburger Bürgerschaft wissen will, hier der link. Auszug aus dem Protokoll von der Sitzung vom 22.8.2018:
      https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/63958/.pdf#page=72

  16. Pingback: Was geschah in der DDR mit den Nazi- und Kriegsverbrechern? | Sascha's Welt

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