Georg Friedrich Wilhelm Hegel (1770-1831) war ein bedeutender Gelehrter – der Vollender der klassischen deutschen Philosophie. Ausgestattet mit einem enzyklopädischen Wissen, suchte er die Resultate aller bisherigen Philosophie und Wissenschaften sowie die Geschichte in ihrer in ihrer historisch-widersprüchlichen Entwicklung in einem objektiv-idealistischen System zu fassen und die Gesellschaft als gesetzmäßigen Selbsterzeugungsprozeß zu erklären.
Mit der Philosophie HEGELs erreichte die klassische deutsche Philosophie und mit ihr die idealistische Dialektik ihren Höhepunkt.
„Ihren Abschluß fand diese neuere deutsche Philosophie im Hegelschen System, worin zum erstenmal – und das ist sein großes Verdienst – die ganze natürliche, geschichtliche und geistige Welt als ein Prozeß, d.h. als in steter Bewegung, Veränderung, Umbildung und Entwicklung begriffen dargestellt und der Versuch gemacht wurde, den inneren Zusammenhang in dieser Bewegung und Entwicklung nachzuweisen.“ (MARX/ENGELS 20, 22f.)
Gesetzmäßigkeiten teilweise genial erraten…
So hat seine idealistische Dialektik einen sehr realen Inhalt, denn in der mystifizierten Entwicklung des Denkprozesses ist die wirkliche Entwicklung der materiellen Welt in ihrer dialektischer, Gesetzmäßigkeit teils bewußt erfaßt, teils genial erraten. HEGEL hat als erster in der Geschichte des philosophischen Denkens die allgemeinen Gesetze der Dialektik formuliert, indem er die Bewegung und Entwicklung als Übergang quantitativer Veränderungen in neue qualitative Zustände, als Entstehung und Überwindung von Widersprüchen und als Negation der Negation faßte. Im Widerspruch erkannte er die Quelle und Triebkraft aller Entwicklung.
Die größte Errungenschaft der klassischen deutschen Philosophie
HEGELS Dialektik ist die größte Errungenschaft der klassischen deutschen Philosophie; sie ist eine der wichtigsten theoretischen Quellen des dialektischen Materialismus geworden. MARX nannte sie die „Grundform aller Dialektik, aber nur nach Abstreifung ihrer mystischen Form“. (Brief an Kugelmann, 6. 3. I868). Die mystische Form besteht in ihrem idealistischen Charakter, der zur Folge hat, daß sie „in ihrer vorliegenden Form absolut unbrauchbar ist“. (MARX/ENGELS 21, 276).
Hegels System vom Kopf auf die Füße stellen…
Um die Dialektik zu einer konsequent wissenschaftlichen und kritisch-revolutionären Methode, zu einem brauchbaren Werkzeug der wissenschaftlichen Forschung und des praktischen politischen Kampfes zu machen, mußte sie vom Kopf auf die Füße gestellt, ihre idealistische Form kritisch überwunden und sie auf materialistischer Grundlage neu ausgearbeitet werden. Diese große Aufgabe lösten MARX und ENGELS, indem sie von HEGELS idealistischer Dialektik ausgehend und sie kritisch überwindend die materialistische Dialektik schufen. Dies war ein entscheidender Bestandteil des von MARX und ENGELS am Vorabend der bürgerlichen Revolution in Deutschland vollzogenen revolutionären Umwälzungsprozesses im modernen Denken.
Die Dialektik auf den Kapitalismus angewendet
Schon in den Arbeiten von MARX Zur Judenfrage, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung, und den Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie von ENGELS zeigt sich, wie MARX und ENGELS die Dialektik der gesellschaftlichen Entwicklung, des Klassenkampfes erfassen und die dialektischen Kategorien und Bewegungsformen mehr und mehr mit materialistischem Inhalt erfüllen. Sie analysieren die widersprüchliche Entwicklung des Kapitalismus, die unvermeidbar zur proletarischen Revolution drängt.
Eine allgemeingültige wissenschaftliche Theorie
Ganz wesentlich für die Begründung der materialistischen Dialektik sind MARX‘ Ausführungen im Elend der Philosophie (Abschnitt: Die Methode). Im Manifest der Kommunistischen Partei gaben MARX und ENGELS eine zusammenfassende Darstellung der dialektischen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und wiesen nach, daß die kapitalistische Gesellschaftsordnung kraft ihrer immanenten Gesetzmäßigkeit von der Arbeiterklasse beseitigt und durch die sozialistische Gesellschaftsordnung ersetzt werden wird.
Die Bedeutung von Friedrich Engels‘ „Anti-Dühring“
Von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung der materialistischen Dialektik ist das Werk von ENGELS Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft („Anti-Dühring“). Hierin bestimmte ENGELS die Dialektik als die Wissenschaft von den allgemeinen Bewegungs- und Entwicklungsgesetzen der Natur, der Gesellschaft und des Denkens, formulierte und erläuterte die Grundgesetze der Dialektik und wies an umfangreichem naturwissenschaftlichem und historischem Material die allgemeine Gültigkeit der dialektischen Gesetze nach.
Im Kampf gegen den Revisionismus
In seinem Kampf gegen den Revisionismus hat LENIN immer wieder darauf hingewiesen, daß der verrat an der Dialektik eine der theoretischen Quellen des Revisionismus ist. Die Front der Gegner der Dialektik reicht von DÜHRING, mit dem sich ENGELS noch auseinandersetzte, über die verschiedensten Schattierung der bürgerlichen Philophie in 20.Jahrhundert zum modernen Revisionismus, der geradezu eine Verköroerung des metaphysischen Denkens darstellt. Die Angriff gegen die Dialektik konzentrieren sich dabei vor allem auf das Prinzip des dialektischen Widerspruchs.
Quelle: Unter Verwendung von Auszügen aus dem BI-Universal-Lexikon, Leipzig, 1985 und Klaus/Buhr „Philosophisches Wörterbuch“, Leipzig, 1975.
Die drei dialektischen Gesetze
Als philosophische Wissenschaft erforscht sie die objektive Dialektik, d. h. die Dialektik in der Natur und in der menschlichen Gesellschaft, sowie die subjektive Dialektik, d. h. die Dialektik des Denkens und Erkennens. Den Hauptinhalt der Dialektik bilden
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das Gesetz vom Umschlagen quantitativer Veränderungen in qualitative,
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das Gesetz von der Einheit und dem Kampf der Gegensätze und
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das Gesetz von der Negation der Negation,
die sogenannten Grundgesetze der Dialektik.
Siehe auch:
Was ist materialistische Dialektik?
G.Eisler: Der Marxismus ist unsterblich
Gossweiler: Der Revisionismus – Instrument der Konterrevolution
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt und kommentierte:
Soviel ERKENNTNIS
… und dennoch so wenig TUN!
Was anderen überlassen wird!
Lieber Sascha,
der Artikel „G.F.W. Hegel und die Dialektik“ isy ohne Zweifel ein sehr guter und sehr anspruchsvoller Beitrag. Das Problem: Wir erreichen unsere jungen Menschen damit nicht. Nach 10-jähriger Betreuung von Studenten und Doktoranden in einer großen westdeutschen Universität erlaube ich mir eine derartige Schlussfolgerung. Ob wir wollen oder nicht! Wir müssen diesen Sachverhalt in unserer Agitation und Propaganda (d.h. auch das aktuelle Bildungsniveau) unbedingt beachten.
Wolfgang
Lieber Wolfgang, Du hast sicher recht. Ich gehe aber immer davon aus, daß es doch noch ein paar Menschen gibt, die wissen wollen, was Hegel wirklich geleistet hat…
Lieber Sascha, die Schrift ist so klein, dass ich sie kaum lesen kann. Für die Tippfehler bitte ich um Entschuldigung.
Danke für den Hinweis. Ich versuche aber immer möglicht „kompakt“ zu bleiben, mich kurz zu fassen, da das Lesen am Computer ohnehin anders funktioniert als im Buch.
Ich hab leider das Zitat von Rousseau noch nicht gefunden, wo er sagt: (zitiert nach Grysun)
«Хула – очень удобная вещь: нападают с помощью одного слова, а нужны целые страницы для защиты».
„Verleumdung – eine bequeme Sache, man wirft ein Wort dahin, zur Verteidigung aber braucht man ganze Seiten.“
…was freilich stimmt!
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