Helmut Klein: Wissenschaftlichkeit des Unterrichts in der DDR

Womacka_HdL

Walter Womacka – Fries am Haus des Lehrers in Berlin, Hauptstadt der DDR

Ein Wesensmerkmal des Lebens und Handelns der Menschen in allen Bereichen der sozialistischen Gesellschaft besteht darin, daß es von wissenschaftlichen Erkenntnissen und wissenschaftlich begründeten Grundsätzen bestimmt wird. Im Marxismus-Leninismus besitzen wir das wissenschaftlich begründete, objektiv wahre Instrument, die Grundlage, um die Realität zu erkennen und auch alle Probleme der gesellschaftlichen Entwicklung zu bewältigen. Nirgendwo im sozialistischen Leben treffen wir auf metaphysische Begründungen. Sittliche Normen zum Beispiel, die in der Vergangenheit vielfach religiös motiviert waren, hat der Marxismus als objektive Bedürfnisse des Zusammenlebens der Menschen unter bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen erkannt und bewiesen.

In der sozialistischen Gesellschaft werden alle Menschen befähigt, mitzuarbeiten, mitzuplanen und mitzuregieren. Die allgemeinbildende polytechnische Oberschule bereitet sie darauf vor: Sie eignen sich umfangreiches Wissen und Können an und werden im Sinne der Weltanschauung der Arbeiterklasse erzogen. Das ist nur möglich, wenn die Wissenschaftlichkeit – als Grundzug des sozialistischen Lebens – auch ein Grundsatz des gesamten Unterrichts ist.

Das Prinzip der Wissenschaftlichkeit

In diesem Sinne bedeutet das didaktische Prinzip der Wissenschaftlichkeit vor allem folgendes: Alles, was im Unterricht gelehrt wird, muß objektiv wahr sein. Alle Begründungen und Beweisführungen im Unterricht müssen wissenschaftlich einwandfrei sein.

Manche Pädagogen interpretieren dieses Prinzip in noch umfassenderem Sinn. Sie ordnen ihm auch die berechtigte Forderung nach pädagogisch-psychologisch richtiger, das heißt wissenschaftlicher Gestaltung des Unterrichts unter. Dadurch würde dieser Grundsatz aber praktisch die gesamte Didaktik umfassen und nicht mehr dem spezifischen Charakter eines didaktischen Prinzips entsprechen (s. Didaktische Prinzipien). Erst in der sozialistischen Gesellschaft sind alle Voraussetzungen gegeben und besteht auch die Notwendigkeit, die Wissenschaftlichkeit des Unterrichts allseitig zu verwirklichen.

Unwissenschaftlicher Unterricht in der BRD

In den Schulen kapitalistischer Länder muß sie notwendigerweise verletzt werden. Besonders deutlich wird das am Beispiel des Schulwesens in Westdeutschland. Dort werden den Schülern – besonders in Geschichte, Sozialkunde, Deutsch, Erdkunde – zum Teil objektiv falsche Dinge und Schlußfolgerungen gelehrt, etwa über den Faschismus in Deutschland, über die Freiheitsbewegung in den afro-asiatischen Staaten, über die sozialistischen Länder, aber auch über den westdeutschen Staat selbst, dessen Klassencharakter ebenso negiert wird wie die Ausbeutung. Auch die immer stärkere religiöse Durchdringung des Unterrichts, besonders an den westdeutschen Volksschulen, führt zu großen Unwissenschaftlichkeiten.

Die Schule im Sozialismus

In der sozialistischen Schule ist der Lehrer nur der Wissenschaft verpflichtet, und hierin liegt seine echte Freiheit, für deren Verwirklichung viele hervorragende Pädagogen der Vergangenheit eingetreten sind. Erst in der sozialistischen Gesellschaft besteht die Möglichkeit hierzu. Der Wissenschaft verpflichtet zu sein bedeutet zugleich, für das Wahre und Gute Partei zu ergreifen. Wissenschaftlichkeit des Unterrichts ist unvereinbar mit jeder Form des unverbindlichen Objektivismus und fordert, daß der Lehrer parteilich ist und auch seine Schüler zur Parteilichkeit erzieht.

Das Prinzip der Wissenschaftlichkeit bedeutet, die Erkenntnisse im Unterricht wissenschaftlich zu begründen, die Einheit von Theorie und Praxis zu verwirklichen. So kommt es auch im Unterrichtstag in der Produktion darauf an, den Schülern technische, naturwissenschaftliche oder politisch-ökonomische Grundlagen ihrer Tätigkeit bewufit zu machen, wozu eine enge Verbindung zwischen Unterrichtstag in der Produktion und dem Unterricht der übrigen Fächer notwendig ist.

  • Ein besonderes didaktisches Problem ist das Verhältnis zwischen dem Prinzip der Wissenschaftlichkeit und dem der Faßlichkeit. Man wird nicht in jedem Fall die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaften im Unterricht lehren können. Manches wird man nur vereinfacht darstellen oder elementar behandeln. Auch in diesen Fällen darf man nicht gegen die Wissenschaftlichkeit verstoßen, nichts in einer Weise erläutern, die später eine Korrektur notwendig machen würde. Ergänzungen und intensivere Behandlung in höheren Klassen sind natürlich möglich und häufig auch notwendig.
  • Besonders wichtig ist der wissenschaftliche Unterricht für die politisch-moralische und weltanschauliche Bildung und Erziehung der Schüler. Im Prozeß des Überzeugens und Gewöhnens ist es beispielsweise notwendig, die Forderungen an das sittliche Verhalten der Schüler wissenschaftlich zu begründen. Das braucht nicht unbedingt sofort zu geschehen, wenn die betreffende Forderung zum erstenmal an die Schüler gestellt wird.
  • Zeitpunkt und Art der Begründung hängen unter anderem vom Alter der Schüler und vom Entwicklungsstand des Kollektivs ab. Ferner kommt es darauf an, bestimmte wissenschaftliche Erkenntnisse zu Überzeugungen zu entwickeln und ihre Bedeutung für die marxistische Weltanschauung bewußt zu machen.

Das Prinzip der Wissenschaftlichkeit verlangt schließlich, die Schüler selbst planmä.ßig zum wissenschaftlich begründeten Handeln anzuleiten. So muf man ihnen im Unterricht Gelegenheit geben, sich weitgehend selbständig mit Problemen auseinanderzusetzen. Stets sind sie anzuhalten, nach dem ,,Warum“ und „Wieso“ zu fragen, selbst Beweisgründe zu suchen oder in Experimenten und Beobachtungen Hypothesen zu überprüfen.

  • Im Unterricht und auch in außerunterrichtlichen Arbeitsgemeinschaften kann die schöpferische Phantasie angeregt und können spezielle wissenschaftliche, technische oder künstlerische Neigungen entwickelt werden.
  • Es kommt letztlich darauf an, jenes Merkmal einer sozialistischen Lern- und Arbeitshaltung der Schüler herauszubilden und zu festigen, das man als die Einheit von praktisch-umgestaltendem und theoretisch-wissenschaftlich durchdringendem Tun bezeichnen kann.

Das Bildungssystem der DDR

In der DDR hatten wir ein hervorragendes, wissenschaftlich konzipiertes Bildungssystem. Das Bildungsniveau in der DDR war sehr hoch. Aus einer Volkszählung von 1981 ging hervor, daß 58,6% der 31-32jährigen einen Facharbeiterabschluß hatten, 4,4% einen Meisterabschluß, 15,0% einen Fachschulabschluß, 11,1% einen Hochschulabschluß und nur 7,3% keinen der genannten Abschlüsse vorweisen konnten (3,6% hatte Teilabschlüsse). Hervorzuheben ist, daß Frauen bei der Bildung und im Beruf besonders gefödert wurden (Frauensonderstudium, gleicher Lohn für gleiche Arbeit). [1] Und es gab auch keine Analphabeten wie heute in der BRD. In der BRD gibt es etwa 7,5 Millionen Analphabeten. Die Friedrich-Ebert-Stiftung stellte sogar fest, daß die DDR im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungszahl unter allen Ländern der Welt über die höchste Zahl von Wissenschaftlern und Technikern verfügte. [2]

[1] Winkler, G. (Hrsg.): Sozialreport DDR, Daten und Fakten zur sozialen Lage in der DDR. Stuttg., 1990.
[2] Friedrich-Ebert-Stiftung: Bildung und Erziehung in der DDR im Umbruch. Die DDR Realitäten – Argumente. Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung, 1989, S.3f.

Wenn man sich heute die Lehrbücher einer deutschen Schule ansieht, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß in den mittleren Schulen das selbständige Lesen, das Denken im Zusammenhang sowie das Hinterfragen von Lehrmeinungen nicht Bestandteil des Unterrichts ist. Man legt großen Wert auf eine „geschlechtergerechte Sprache“, auf „Inklusion“ und „mehrdimensionales Lernen“ und dergleichen, verzichtet im Gegenzug aber auf Systematik und Wissenschaftlichkeit des Unterrichts. Doch wie sollte es auch anders sein, wo doch im Kapitalismus billige Arbeitskräfte gebraucht werden, die nicht zwingend eine hohe Allgemeinbildung haben müssen.


Warum ist die DDR trotzdem untergegangen?

Die Bewertung des historischen Bedeutung der DDR hängt natürlich vom Klassenstandpunkt ab. Für die Kapitalisten und ihre Helfershelfer von der antistalinistisch-antibolschewistischen Front war und ist die DDR die Pest, für die Arbeiterklasse und ihre natürlichen Verbündeten hingegen die Verwirklichung ihres jahrhundertealten Traums der Befreiung von der Ausbeutung, von der allseitigen Realisierung der Menschenwürde.

Die DDR war kein „Fehler“

In Diskussionen gibt es manchmal, vor allem bei jüngeren Genossen, Erstaunen darüber, daß die DDR, d.h. der real existierende Sozialismus, die Zukunft für ganz Deutschland ist. Genauso gibt es in der Bevölkerung die Ansicht, der Sieg der Konterrevolution, die Zerschlagung der DDR sei durch die in der DDR gemachten Fehler verursacht worden. Und im übrigen hätte der Stärkere (der Imperialismus) über den Schwächeren (den Sozialismus) gesiegt. Um neu anzufangen, müßte man selbstkritisch die in der DDR gemachten Fehler analysieren.  Doch schon hier zeigen sich einige Denkfehler!

Wo liegt der Denkfehler?

Für die Verfechter des Kapitalismus war die gesamte DDR ein Fehler, ein historischer Irrtum, ein den Deutschen aufgezwungener stalinistischer Staat. Daß es in der DDR keine Klasse der Kapitalsten mehr gab, war für diejenigen natürlich „ein großer Fehler“. So erklärte LAFONTAINE, daß die Kapitalisten doch gebraucht werden, ohne sie gäbe es keine effektive Wirtschaft. Abgesehen davon, daß die DDR 40 Jahre lang das Gegenteil bewiesen hat, haben Marx und Engels festgestellt:

„Der Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte anzueignen, er nimmt nur die Macht, sich durch diese Aneignung fremde Arbeit zu unterjochen. Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigentums werde alle Tätigkeit aufhören, und eine allgemeine Faulheit einreißen. Hiernach müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zugrunde gegangen sein; denn die in ihr arbeiten, erwerben nicht, und die in ihr erwerben, arbeiten nicht.“

Diejenigen, die behaupten, die Kapitalisten würden gebraucht und es wäre falsch, ja sogar Unrecht, privatkapitalistischen Eigentum an den gesellschaftlichen Produktionsmitteln in gesellschaftliches Eigentum zu überführen – selbst das Eigentum der Nazi- und Kriegsverbrecher, so wie es MICHAEL BRIE von der Rosa-Luxemburg-Stiftung behauptet, stehen damit auf dem Standpunkt, privatkapitalistisches Eigentum, Kapital,  bürgerliche Freiheit und Demokratie seien objektiv notwendig und daher nicht abschaffbar. Da liegt der entscheidende Fehler!

(nach E.Collet: „Die DDR – ein sozialistisches Meisterwerk“, ISSN 1861-2954)

Die DDR ist nicht „aufgrund ihrer Fehler“ zu Grund gegangen, sondern infolge der gesamten historischen Situation – auf Grund einer Reihe innerer und äußerer Faktoren. Die DDR wurde bewußt zerstört. Dazu gehört auch, daß sich der Klassenkampf zwischen Sozialismus und Kommunismus nach 1945 erneut verschärft hatte, daß der Imperialismus jegliche Vereinbarungen mit den sozialistischen Ländern brach (z.B. das Potsdamer Abkommen) und daß beginnend in der UdSSR nach 1956 wissenschaftliche Prinzipien des Marxismus-Leninismus gravierend mißachtet wurden (z.B. daß das Sein das Bewußtsein bestimmt).

Erst im Sozialismus ist echte wissenschaftliche Bildung für alle Kinder des Volks möglich. Dem Sozialismus gehört die Zukunft!


Siehe auch:
Margot Honecker: Bildung ist die wichtigste Waffe im Kampf gegen den Imperialismus

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Eine Antwort zu Helmut Klein: Wissenschaftlichkeit des Unterrichts in der DDR

  1. Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt und kommentierte:
    „Der Kommunismus nimmt keinem die Macht, sich gesellschaftliche Produkte anzueignen, er nimmt nur die Macht, sich durch diese Aneignung fremde Arbeit zu unterjochen. Man hat eingewendet, mit der Aufhebung des Privateigentums werde alle Tätigkeit aufhören, und eine allgemeine Faulheit einreißen. Hiernach müßte die bürgerliche Gesellschaft längst an der Trägheit zugrunde gegangen sein; denn die in ihr arbeiten, erwerben nicht, und die in ihr erwerben, arbeiten nicht.“ Marx/Engels

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