Kleines Lexikon: Was ist Imperialismus?

imperialismus

Als Karl Marx noch lebte, gab es den Imperialismus noch nicht. Doch heute sind wir mittendrin. Wir erleben jeden Tag, was Imperialismus ist, doch nur wenige können sich eine klare Vorstellung darüber machen, wie alle diese damit verbundenen, komplizierten gesellschaftlichen Probleme überhaupt gelöst werden können. Sie scheinen unlösbar zu sein…

Täglich werden uns neue Horrormeldungen aus aller Welt präsentiert: die Deutsche Bank will weltweit 18.000 Stellen abbauen, die drei Vorstände dieser Bank dagegen erhalten rd. 26 Millionen für ihren Abschied; der VW-Chef gibt zu – in der Abgasaffäre: „Das, was wir gemacht haben, war Betrug, ja!“ – und weiter: 1,8 Millionen Arbeitskräfte wurden in der BRD um ihren Lohn betrogen – sie erhielten weniger als den gesetzlichen Mindestlohn; mittlerweile arbeiten 25 Prozent der Beschäftigen im Billiglohnsektor; das Ergebnis des Chemiegiganten BASF sackte um 47 Prozent auf eine Milliarde Euro ab – 6.000 Stellen werden abgebaut; Der Autohersteller Ford baut allein in Köln 3.800 Jobs ab; die Pkw-Produktion sank im Juni um 24,4 Prozent zum Vorjahresmonat; 7,1 Millionen Menschen in der BRD sind überschuldet – vor allem Mietschulden; es gibt aber andererseits 1,3 Millionen Millionäre und 228 Milliardäre in der BRD usw. …allein in Thüringen fehlen über 800 Lehrer, dafür werden aber 35 Lehrer verbeamtet – ist das der Beitrag zur Bildung? Die BRD befindet sich schon seit ihrer Gründung im Stadium des Imperialismus!


Was ist Imperialismus?

Der Imperialismus ist das höchste Entwicklungsstadium der kapitalistischen Gesellschaftsformation. Der Übergang zum Imperialismus vollzog sich in den fortgeschrittensten kapitalisti­schen Ländern um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die erste umfassende wissenschaftliche Analyse des Imperialismus nahm W.I. Lenin in seiner Schrift „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ (1916) vor.

Die fünf Merkmale des Imperialismus

Der Imperialismus unterscheidet sich von dem Sta­dium des Kapitalismus der freien Konkurrenz durch folgende wesentliche ökonomische Merk­male:

  • Konzentration der Pro­duktion und des Kapitals und Bil­dung von Monopolen, deren Herr­schaft den Grundwiderspruch des Kapitalismus in bisher unbe­kanntem Maße verschärft;
  • Ver­schmelzung des Industrie- und Bankkapitals zum Finanzkapital und, darauf basierend, Ent­stehung einer Finanzoligarchie;
  • der Kapitalexport gewinnt gegenüber dem Warenexport vor­rangige Bedeutung;
  • Heraus­bildung internationaler Mono­pole und Monopolistenverbände, die die Welt unter sich in Einflußsphären und Märkte aufteilen;
  • die territoriale Aufteilung der Welt unter den imperialistischen Großmächten ist abgeschlossen; infolge des Wirkens des Gesetzes der ungleichmäßigen ökonomi­schen und politischen Entwick­lung im Kapitalismus führen die imperialistischen Mächte einen ständigen erbitterten Kampf um die Neuaufteilung der Welt.

Was verstehen wir unter Monopolkapitalismus?

Das bestimmende Merkmal des Imperialismus ist die unumschränkte ökonomische und politische Herrschaft der Mo­nopole, weshalb er auch als Monopolkapitalismus bezeichnet wird. Seiner historischen Stellung nach ist der Imperialismus faulender, parasi­tärer und absterbender Kapitalis­mus. Er ist der Vorabend der proletarischen Revolution.

Warum muß der Imperialismus beseitigt werden?

  1. Verschärfung aller Widersprüche. Der Imperialismus verschärft alle Widersprüche des Kapitalismus, vor allem den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit, so daß die Beseitigung des Imperialismus und der Übergang zum So­zialismus zu einer historischen Notwendigkeit werden.
  2. Unterdrückung der Demokratie. In politi­scher Hinsicht bedeutet der Imperialismus Re­aktion auf allen Gebieten. Er ist bestrebt, die bürgerliche Demo­kratie zu beseitigen, alle demo­kratischen Bewegungen, insbe­sondere die Arbeiterbewegung, zu unterdrücken und offen diktatorische Herrschaftsformen zu errichten (→ Faschismus).
  3. Erhöhte Aggressivität. Der Imperialismus ist weiter durch seinen aggressi­ven, expansionistischen Charak­ter gekennzeichnet, der aus dem Streben der Monopole und der imperialistischen Mächte nach neuen Rohstoffquellen, Absatz­märkten, Kapitalanlage-Möglich­keiten, Einflußsphären und Mili­tärstützpunkten erwächst und den → Militarismus in außer­ordentlich starkem Maße ent­wickelt. Imperialismus und Militarismus sind untrennbar miteinander verbun­den.

Wer kann den Imperialismus beseitigen?

Die Beseitigung des Imperialismus und die Errichtung des Sozialismus ist die historische Mission der Ar­beiterklasse unter Führung ihrer marxistisch-leninistischen Partei im Bündnis mit allen vom Imperialismus aus­gebeuteten, unterdrückten und in ihrer physischen Existenz be­drohten Klassen und Schichten des Volkes.

Warum ausgerechnet die Arbeiterklasse?

Die Arbeiterklasse rückt in das Zentrum der histori­schen Entwicklung; ihre gesellschaftliche Rolle wächst bedeu­tend. Indem sie die Volksmassen zur Beseitigung des Imperialismus führt, er­weist sie sich als die fortschritt­lichste Kraft des Volkes, deren Interessen mit den Lebensinter­essen der ganzen Nation überein­stimmen.


Imperialismus des 20. Jahrhundert

1. Die Große Sozialstische Oktoberrevolution

Mit der Großen So­zialistischen Oktoberrevolution (1917), die die Front des Weltimperialismus durchbrach und den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialis­mus in der ganzen Welt einlei­tete, gelangte die → allgemeine Krise des Kapitalismus zur vol­len Entfaltung. Sie verschärfte sich erheblich durch die Heraus­bildung des sozialistischen Welt­systems nach dem zweiten Welt­krieg, durch die Ausdehnung der nationalen Befreiungsbewegung, den Zerfall des imperialistischen Kolonialsystems und das Erstarken der internationalen Arbeiter­bewegung und der Weltfriedens­bewegung. Das Wachstum und die zunehmende Überlegenheit des sozialistischen insbesondere der erfolgreich kommunistische Aufbau in der UdSSR, der Kampf der internationalen Arbeiterbewegung und der nationalen Befreiungs­bewegung lassen die Fäulnis, den Parasitismus und die Menschen­feindlichkeit des Imperialismus besonders hervortreten.

2. Verschärfte Auseinandersetzungen

Um seinen Verfall aufzuhalten, mobilisiert der Imperialismus seine Kräfte im Wettbewerb mit dem Sozialismus. Die Ausbildung des staatsmonopolistischen Kapitalismus, die diesem Ziel dient, führt zur Verschmelzung der Macht der Monopole mit der Staatsmacht und soll der Finanz­oligarchie die Möglichkeit geben, das gesamte gesellschaftliche Leben unmittelbar zu beherrschen. Durch staatsmonopolistische Regulierungsmaßnahmen in der Wirtschaft, durch die völlige Unterordnung aller Klassen und Schichten unter die Interessen des Monopolkapitals, durch die Schaffung internationaler staatsmonopolistischer Organisationen, durch Ausnutzung der Ergebnisse der wissenschaftlich-technischen Revolution und andere Maßnahmen versucht der Imperialismus, seine überlebte Herrschaft aufrechtzuerhalten. Dadurch können zwar Teilprobleme gelöst werden, aber die antagonistischen Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft bestehen weiter und verschärfen sich.

3. Die Aggressivität des deutschen Imperialismus

Die Widersprüche haben sich so zugespitzt, daß die Verflechtung der Macht der Monopole mit der Macht des Staates objektiv zur einzig möglichen Exi­stenzbedingung des Imperialismus von heute geworden ist. Der deutsche Imperialismus trug von Anfang an besonders aggressive und reaktionäre Züge, was auf den starken Expansions­drang des deutschen Monopol­kapitals zurückzuführen war, dessen ökonomischer Kraft der politische Einfluß in der Welt nicht entsprach; als Deutschland begann, Kolonien zu erobern, war die Erde größtenteils bereits aufgeteilt. Der Hauptinhalt der Politik des deutschen Imperialismus seit seiner Herausbildung war die Vor­bereitung des Krieges um die Neuaufteilung der Welt zu seinen Gunsten. Zugleich ergab sich der ausgesprochen reaktionäre und aggressive Charakter des deutschen Imperialismus aus seiner junkerlich-bourgeoisen Klassengrundlage (→ Deutsches Reich, → Junker).

4. Der erste und der zweite Weltkrieg

Die Politik des deutschen Imperialismus mün­dete in den ersten Weltkrieg. Aus dem Bestreben, die Ergeb­nisse seiner Niederlage im ersten Weltkrieg zu revidieren, den ersten sozialistischen Staat der Welt, die UdSSR, zu vernichten und seine Weltmacht zu errichten, brach er den zweiten Welt­krieg vom Zaun. Seine Nieder­lagen in den beiden Weltkriegen waren gesetzmäßig. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden auf dem Gebiet der DDR Imperialismus und Mili­tarismus vollständig; in Westdeutsch­land dagegen konnten Imperialismus und Mi­litarismus wiedererstehen und eine höhere Machtkonzentration erreichen als je zuvor.

5. Die Entstehung des sozialistischen Weltsystems

Das Zen­trum des Welt-Imperialismus bildet der USA­, mit dem der westdeutsche Imperialismus eng verbündet ist. Der west­deutsche Imperialismus stellt die Hauptgefahr für die Erhaltung des Friedens in Europa dar. Er strebt nach Hegemonie über Europa und nach Revision der Ergebnisse des zweiten Weltkriegs, nach Erobe­rung der DDR und anderer sozia­listischer Staaten Europas. Im In­teresse seiner Expansionspolitik ist er bestrebt, die bürgerlich-par­lamentarische Demokratie in der Bundesrepublik zu beseitigen und seine formierte Herrschaft zu errichten. Er hat erneut eine mächtige Militärmaschine aufgebaut und strebt nach atomaren Waffen. Durch die daraus erwach­senden Gefahren gewinnt der Kampf der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten erhöhte Be­deutung.

Quelle:
Kleines politisches Wörterbuch, Dietz Verlag, Berlin, 1967, S.283-285. (gekürzt)

7. Die Niederlage des Sozialismus und das Wiedererstarken des Imperialismus im Weltmaßstab

„Die Amerikaner und Engländer haben uns einen großangelegten Geheimkrieg erklärt… sie haben ihn übrigens seit dem Sieg der Oktoberrevolution niemals eingestellt.“ (J.Stalin)

Man sagt, die Perestrojka in der UdSSR habe ohne einen strategischen Plan begonnen. Das behaupten jedenfalls bürgerliche Politiker, die den Zerfall der UdSSR bedauern. Doch das ist falsch. Diese Politiker wissen entweder nicht, oder sie geben sich den Anschein, es nicht zu wissen, daß lange vor dem Beginn der Perestrojka ein strategischer Plan zur Umgestaltung der UdSSR auf kapitalistische Art entwickelt worden war. Das hatte zur Vernichtung der Sowjetunion und zur Bildung einer Reihe kapitalistischer Staaten aus den ehemaligen sozialistischen Sowjetrepubliken geführt.

Es herrschten bereits objektive Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus

Ein Grund aller politischen Ereignisse ist letztendlich ein ökonomischer. Die UdSSR war infolge der raffinierten Legalisierung des Kapitalismus zerstört worden. Und kein „politischer Wille“, nicht einmal die „ideologische“ Führung der UdSSR hätte diese „umgestaltende“ Vernichtung der UdSSR aufhalten können, weil hier schon unerbittlich die objektiven, d.h. die vom Willen, von den Absichten und vom Bewußtsein der Menschen unabhängigen Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise herrschten.

Existenzkampf der kapitalistischen Länder

Seit der Zeit des Niedergangs der UdSSR sind in der Welt große Veränderungen geschehen. Es sind neue kapitalistische Staaten entstanden: Rußland, China, Indien, Brasilien, die Republik Südafrika, die Staaten des Nahen Osten, die gestern noch von den alten kapitalistischen Staaten (England, USA, Frankreich, BRD und Japan) ausgebeutet wurden, haben sich jetzt selbst in den Kampf um die Weltherrschaft eingereiht. Dadurch wurde der Kampf um die Weltherrschaft zum allgemeinen Kampf, also zum Kampf um die Existenz eines jeden dieser Staates. In diesem Sinne ist auch der Kampf des heutigen kapitalistischen Rußland um die Weltherrschaft eine Frage seiner Existenz, die sich nicht dadurch entscheidet, ob seine oberste Führung über den politischen Willen verfügt, sondern dadurch, ob sie im Vergleich zu anderen Ländern über die natürlichen (die Ressourcen) gesellschaftlichen (die Produktivkräfte) Voraussetzungen für die Produktion verfügt. (Quelle: Rafik Kulijew „Wie kam es zur Perestrojka…?“)


Wie ist die Situation ?

Die Widersprüche auf allen Gebieten, vor allem der Grundwiderspruch zwischen Kapital und Arbeit, verschärfen sich. Es besteht eine erhöhte Kriegsgefahr. Unter den Bedingungen des staatsmonopolistischen Kapi­talismus wird unvermeidlich eine erneute Weltwirtschaftskrise eintreten. Der ökonomische Kampf der Werktätigen wird einen politischen Charakter annehmen. Der Kampf um die Sicherung des Friedens durch die Abwehr der Diktatur der einflußreichsten imperialistischen Länder (allen voran der USA) wird immer vordringlicher. In dieser Ausein­andersetzung muß die Arbeiter­klasse ein festes Bündnis mit allen demokratischen und friedlieben­den Kräften schaffen, das fähig ist, die staatsmonopolistische Herr­schaft zu überwinden und damit den Weg für den gesellschaft­lichen Fortschritt frei zu machen. Das wird nach allen bisherigen Erfahrungen in der BRD vorläufig nicht der Fall sein.

Die Monopolbourgeoisie…

monopolbourgeoisie391

Wer anders als die Arbeiterklasse
sollte sie stürzen?

Quelle: Staatsbürgerkunde, Klasse 11/12, Dietz Verlag Berlin, 1979, S.505 und S. 391.

Siehe auch:
Was macht den Imperialismus so gefährlich?
Warum ist der USA-Imperilalismus so menschenverachtend?

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8 Antworten zu Kleines Lexikon: Was ist Imperialismus?

  1. Meinen Beitrag zum Thema „Kapitalismus und Imperialismus“ finden Ihr auf meiner Internetseite (hier auf Deutsch):

    Klicke, um auf Kapitalismus_-_das_ist_materieller_Wohlstand.pdf zuzugreifen

    Den Titel habe ich fuer meine deutschen und russischen Studenten bewusst so gewaehlt! (hier auf Russisch):

    Klicke, um auf Kapitalismus_-_das_ist_materieller_Wohlstand_russ.pdf zuzugreifen

    • sascha313 schreibt:

      Danke, lieber Wolfgang!
      Erst jetzt bin ich dazugekommen, beides zu lesen. Eine sehr anschauliche und verständliche Präsentation. Unbedingt zu empfehlen! Also nachmals: Vielen Dank!

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