Die sozialistische Menschenführung

Kollektiv LKIDer Sozialismus ist eine menschenwürdige Gesellschaft. Im Gegensatz zum Kapitalismus, wo allein der Profit regiert, wo auch die menschliche Arbeitskraft nur eine Ware ist, wo Krisen und Kriege unvermeidlich sind, bietet der Sozialismus dem Menschen eine helle und gesicherte Zukunft. Er schafft die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen ab, ermöglicht ein planvolles und ökologisches Wirtschaften und sichert im Endeffekt das Überleben der Menschheit auf unserem Planeten. Kurz gesagt: „An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft mit ihren Klassen und Klassengegensätzen tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist.“ [1] Unter diesen Bedingungen kommt auch der Organisation der Arbeit und Menschenführung eine völlig neue Bedeutung zu.

Die große Initiative

Um die vielfältigen sozialen und ökonomischen Aufgaben der entwickelten sozialistischen Gesellschaft zu lösen, gibt es keinen anderen Weg als das schnelle Wachstum der Arbeitsproduktivität, die rasche Steigerung der Effektivität der gesamten gesellschaftlichen Produktion“, denn eine gegenüber dem Kapitalis­mus höhere Arbeitsproduktivität ist das Allerwichtigste und letztlich ausschlag­gebend für den Sieg der neuen Gesellschaftsordnung. [2]

Die Frage der Macht

Mit der Eroberung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse und der Schaffung sozialistischer Eigentumsverhältnisse wird die Produktion den Inter­essen der Werktätigen untergeordent. Es entstehen völlig neue Möglichkeiten für die Entwicklung der Produktivität und der Effektivität. Das Niveau der planmäßigen Leitung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses beeinflußt wesentlich Umfang und Tempo der Entwicklung dieser neuen Möglichkeiten und ihre Realisierung in der Wirtschaftspraxis.

Was ist sozialistische Menschenführung?

Bei der sozialistischen Menschenführung und Erziehung kommt es nicht nur darauf an, Charaktereigenschaften richtig zu beurteilen. Die Aufgabe jedes Leiters besteht auch maßgeblich darin, durch sein vorbildliches Verhalten und seine Leistungen charakterbildend zu wirken. Er ist in hohem Maße mitverantwortlich für die Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten in seinem Kollektiv. Als Voraussetzung für eine gute Leitungstätigkeit sollten nach K.Hecht und H.Trommer nachstehende Charakter-eigenschaften bei einem sozialistischen Leiter gut ausgeprägt sein oder sogar im Einzelfalle dominieren:

1. Ideologische Klarheit und feste politische Grundhaltung

Dazu braucht der Leiter eine gründliche Kenntnis des Marxis­mus- Leninismus sowie die feste Überzeugung von der Richtigkeit der marxistischen Weltanschauung. Der feste politisch-ideo­logische Klassenstandpunkt des Leiters findet sogar Achtung und Anerkennung andersdenkender Kollegen. Der Leiter muß außerdem stets seine politischen Kenntnisse erweitern und die politische Entwicklung der Mitglieder des Kollektivs fördern. Das befähigt ihn auch, immer und überall die Beschlüsse der Partei nicht nur anzuerkennen, sondern schöpferisch umzusetzen, d.h., im Arbeitsbereich die sozialistische Demokratie voll zu entwickeln und die Werktätigen in die Planung und Leitung einzubeziehen sowie zum Denken in volkswirtschaftlichen Zusammenhängen zu führen und ihre Fähigkeit zu dialektischem Denken zu entwickeln. Natürlich muß der Leiter selbst über eine hohe politische Denkfähigkeit verfügen. Er bedarf vor allem auch der Fähigkeit des prognostischen Denkens.

2. Parteilichkeit

Das erfordert, sich eindeutig und uneingeschränkt mit den gesellschaftlichen Zielen zu identifizieren. Das bedeutet jedoch nicht, blind gegenüber Unzulänglichkeiten in der beruflichen und gesellschaftlichen Tätigkeit zu sein. Sich mit den Zielen unserer sozialistischen Gesellschaft identifizieren, schließt den ständigen Kampf um die Gestaltung des entwickelten gesellschaftlichen Systems des Sozialismus in allen Bereichen ein. Wenn Kollegen Unzulänglichkeiten kritisieren, um sie über­winden zu helfen, so drückt sich gerade darin ihre Parteilichkeit aus.. Es geht uns also um die aktive Parteilichkeit. Echte Partei­lichkeit besteht auch darin, daß man auf Informationen durch den Klassengegner verzichtet. Wer sich in seiner Freizeit vom Westfernsehen „orientieren“ läßt, beraubt sich nicht nur der Zeit für die richtige Klassenorientierung, sondern schmälert auch seine Möglichkeiten dafür.

3. Sozialistischer Internationalismus und Patriotismus

Es ist die tiefe Verbundenheit mit der Sache der internatio­nalen revolutionären Arbeiterklasse, mit der sozialistischen Staatengemeinschaft, mit dem ersten deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat, die Liebe zum sozialistischen Vaterland, die keine Opfer scheut, wenn es gilt, den gesellschaftlichen Interessen zu dienen, die ständige Bereitschaft zum Schutz und zur Weiterentwicklung der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Die ge­sellschaftlichen Interessen, die Interessen der DDR und der sozialistischen Länder müssen individuellen Wünschen überge­ordnet sein, weil der proletarische Internationalismus – und damit vor allem die innere Verbundenheit mit der Sowjet­union – eine klare und konsequente Orientierung in allen Situa­tionen des Klassenkampfs gibt. Ein Leiter, der unsere Republik nicht leidenschaftlich liebt, der nicht zwischen dem Arbeiter-und-Bauern-Staat und dem imperialistischen Bonner Staat klar, parteilich und in jeder Situation unterscheiden kann, wird seine Aufgaben nicht richtig erfüllen können.

4. Echter Kollektivgeist

Er besteht darin, daß die gemeinsamen Interessen einer Menschengruppe zum persönlichen Anliegen jedes einzelnen werden. Der Leiter muß die Freuden, Sorgen und alles, was sein Kollektiv bewegt, genauso stark erleben wie seine eigenen Gefühle und Gedanken. Das muß in jeder Lebenssituation der Fall sein, ob es Zeiten der Erfolge oder der Schwierigkeiten sind. Gerade bei Schwierigkeiten oder Mißerfolgen äußern sich die Kraft des Kollektivs sowie die Stärke des Leiters. Der Kollektiv- und Gemeinschaftsgeist ist eng mit einer humanistischen Grundhaltung verbunden. Die höchsten Ziele des Humanismus verkörpern sich im Streben und Kampf um die Vollkommenheit, das Wohlergehen und die reale Achtung und Würdigung von Menschen, die sich aus eigener Kraft menschenwürdige Lebensbedingungen schaffen.

5. Fachliche Sicherheit – Konzentration auf das Wesentliche

Ein Leiter muß auf seinem Fachgebiet Höchstleistungen vollbringen. Dabei muß er stets seine Erfahrungen und Kenntnisse vermitteln. Die fachliche Sicherheit setzt ständige Qualifizierung voraus. Der Leiter sollte jedoch nicht versuchen, in jeden Teilbereich am leistungsfähigsten zu sein, sondern die speziellen Fähigkeiten einzelner Kollegen aufspüren und planmäßig fördern, um sie für die Arbeit des Kollektivs nutzen zu können. Es ist immer günstig, wenn sich die Mitglieder eines Kollektivs spezialisieren. Bei der fachlichen und gesellschaftlichen Arbeit sowie in der gesamten Leitungstätigkeit sollte der Leiter stets auf das Wesentliche orientieren und dadurch einen klaren Überblick über den Arbeitsbereich wahren. Dadurch kann stets von größeren Zusammenhängen ausgehen und wird Nebensächlichkeiten nicht überbetonen.

6. Folgerichtigkeit

Sie ist eine Eigenschaft des Denkens, die zum Charakterzug werden und damit das Handeln des Menschen beeinflussen kann. Folgerichtigkeit ist die Fähigkeit, logisch und in geordneten Schritten vorzugehen und zu handeln. Ein Leiter, der z.B. seine Mitarbeiter einmal da und einmal dort einsetzt, ohne daß eine Ordnung und Reihenfolge gewahrt wird, handelt nicht folgerichtig. Folgerichtig handeln heißt auch, niemals den zweiten vor dem ersten Schritt zu tun und nicht das „Dach“ eines Gebäudes zu gestalten, bevor das „Fundament“ steht. Der Charakterzug Folgerichtigkeit offenbart und verlangt gute Organisationsfähigkeiten.

7. Positive Einstellung zur Arbeit

Dem Leiter muß die Arbeit ein erstes Bedürfnis sein. Er muß helfen, wo es Schwächen in der Arbeit gibt, und auf die Ent­wicklung seiner Mitarbeiter bedacht sein. Neid gegenüber Erfolgen seiner Mitarbeiter oder das Streben, sich auf Kosten des Zurückbleibens anderer in den Vordergrund zu stellen, müssen dem Leiter fremd sein.

8. Optimismus – Begeisterungsfähigkeit

Im Optimismus drückt sich die gesellschaftliche Einstellung und damit die Einstellung zur Entwicklung des Betriebes und auch zu anderen Menschen aus. Der Optimismus ist oft der beste Helfer bei der Überwindung von Schwierigkeiten. Ein Leiter, kann mit seinem Optimismus als Vorbild wirken und alle um sich herum optimistisch stimmen und zum Mitkämpfen begei­stern. Ein mit Pessimismus oder gar Skeptizismus ausgestatteter Mensch wird keine Erfolge erringen.

9. Pflicht- und Verantwortungsbewußtsein

Ein Leiter muß in jeder Situation hohes Pflichtbewußtsein und persönliche Verantwortlichkeit zeigen. Seine Verantwortlichkeit der Gesellschaft gegenüber hört nicht in den Grenzen des Bereiches seiner Leitungstätigkeit auf.

10. Selbständigkeit

Selbständig sein heißt sich von den eigenen Ansichten und Überzeugungen leiten lassen. Ein selbständiger Mensch wird nicht gegen seine Überzeugung handeln. Er ist aber dennoch bereit, Ratschläge und Hinweise anderer zu berücksichtigen, nachdem er sie kritisch verarbeitet hat. Würde jedoch ein Lei­ter jeden Hinweis anderer unbegründet ablehnen und sich un­einsichtig gegenüber Ratschlägen anderer Menschen verhalten, so wäre das Mißachtung der Erfahrungen und Kenntnisse anderer. Wer so eingestellt ist, läßt sich oftmals von der unsinni­gen Tendenz leiten, unbedingt zu widersprechen, um seine eigene Stärke damit zu demonstrieren, er handelt unvernünftig und merkt oft kaum, daß er sich sogar im Widerspruch zu seinen Ansichten und Überzeugungen befindet.

11. Initiative

Sie verlangt, daß der Leiter nicht ständig auf Anweisungen von „oben“ wartet, sondern auch entsprechend seiner Verantwortung selbständig entscheidet und handelt. Er muß vor allem ein stark ausgeprägtes Gefühl für das Neue haben und stets be­müht sein, mit Ideenreichtum Probleme zu lösen, die der Ge sellschaft dienlich sind. Wichtig ist, daß er die Aufgeschlossen heit für das Neue durch seine Leitung im Betrieb, im Kollektiv fördert und dadurch z.B. reale Voraussetzungen für die Verwirklichung der komplexen sozialistischen Rationalisierung schafft. Initiative erfordert Energie, Ausdauer, Beharrlichkeit, hohes Können und Fähigkeiten auf politischem und fachlichem Gebiet.

12. Selbstvertrauen

Ein stabiles Selbstvertrauen ist eine unabdingbare Voraussetzung des Erfolgs. Mangelndes Selbstvertrauen senkt die Entschlußfähigkeit und schränkt die Selbständigkeit ein. Der Lei­tcr muß vor allem Vertrauen zu seinen eigenen Maßnahmen haben, damit er die Maßnahmen entschieden und konsequent durchsetzen kann.

13. Entschlossenheit und Entscheidungsfreudigkeit

Entschlossenheit beweist sich besonders in schwierigen Situationen. Richtig überlegte, mit Konsequenz und Beharrlichkeit durchgeführte Entschlüsse meistern komplizierte Situationen und beweisen Entschlossenheit und Entscheidungsfreudigkeit. Entschlossenheit äußert sich darin, einen begründeten Ent­schluß konsequent, ohne Zweifel, Bedenken und Schwankungcn zu verwirklichen. Ein unentschlossener Mensch schwankt ständig zwischen verschiedenen Möglichkeiten, besonders dann, wenn ein Risiko mit erforderlichen Maßnahmen verbunden ist. Entschlossenheit heißt auch, seinen Entschluß rechtzeitig zu verwirklichen. Das kann ein unentschlossener Mensch nicht, er versucht, die Erledigung notwendiger Aufgaben immer wieder zu verschieben. Entschlossenheit heißt aber auch, unter ver­änderten Umständen seinen Entschluß entweder erst dann zu verwirklichen, wenn es angebracht ist, oder sogar auf dessen Verwirklichung zu verzichten.

14. Mut

Ein mutiger Mensch verfolgt seine Zie1e ohne Rücksicht auf sein persönliches Wohlergehen. Er kennt trotzdem das Gefühl der Furcht und Angst, aber er überwindet diese Regung, wenn er sich dabei von den Interessen der Gesellschaft leiten läßt. Die Leiter und alle Mitarbeiter müssen in der Lage sein, herangereifte Probleme mutig und kühn zu lösen. Mutig sein bedeutet nicht wildes Draufgängertum, sondern besonnenes, entschlossenes Handeln, auch wenn ein Risiko damit verbunden ist.

15. Belastbarkeit

Eine hohe psychische Belastbarkeit äußert sich u.a. in Fähigkeit, auftretende Schwierigkeiten – vor allem, wenn gehäuft auftreten – zu bewältigen, also nicht zu resignieren. der Leiter zahlreichen Schwierigkeiten ausgesetzt werden, muß er über eine hohe Belastbarkeit verfügen.

16. Bescheidenheit

Der Leiter darf nie seinen Mitarbeitern gegenüber überheblich sein. Auch sein eigenes Wissen und Können ist begrenzt, dessen sollte er sich stets bewußt sein. Ebensowenig darf er Fähigkeiten vortäuschen. Er muß auch persönliche Fehler eingestehen können. Seine eigenen Verdienste darf er nicht in Vordergrund spielen und überbewerten, während er die Leistungen seiner Mitarbeiter herabmindert. Überheblichkeit eine der schlechtesten Eigenschaften, die ein Leiter haben kann.

17. Soziale Kontaktfähigkeit und Kontaktbereitschaft

Unter sozialer Kontaktfähigkeit versteht man die Fähigkeit zum Aufbau wertvoller zwischenmenschlicher Beziehungen. Kontaktbereitschaft bezieht sich dagegen auf das Bedürfnis den Wunsch zur Aufnahme sozialer Kontakte. Der Leiter muß über beide Eigenschaften verfügen. Die Mitglieder seines Kollektivs fühlen sich in dem Maße mit ihrer Arbeit und Kollektiv verbunden, wie sie auch vom Leiter aus die wünschenswerte menschliche Nähe spüren.

18. Selbstbeherrschung und Ausgeglichenheit

Ausgeglichenheit bedeutet, sich stets gleichmäßig zu verhalten weitgehend unabhängig von augenblicklichen Stimmungen – also nicht launisch zu sein. Unausgeglichene Leiter treffen unbesonnene, objektiv nicht gerechtfertigte Entscheidungen. Selbstbeherrschung und Ausgeglichenheit stehen zwar im Zusammenhang, sind jedoch nicht identisch. Ein Mensch mit Selbstbeherrschung ist in schwierigen Situationen geistesgegen­wärtig, verliert nicht die Ruhe und vermag seine Gefühle und Stimmungen zu beherrschen.

19. Diszipliniertheit

Sich in seinem Verhalten und Handeln den gesellschaftlichen Erfordernissen und Forderungen unterzuordnen wird als Diszipliniertheit bezeichnet. Von einem disziplinierten Menschen wird die ganze Kraft und Energie für die Erfüllung eines Auftrages oder einer Aufgabe gefordert. Dabei ist er bemüht, diese Aufgabe zuverlässig, termingerecht, ordentlich und exakt zu erledigen. Makárenko schrieb: „Wir können einen Menschen als diszipliniert bezeichnen, wenn er fähig ist, unter allen Bedingungen die richtige, für die Gesellschaft nützliche Haltung einzunehmen, und wenn er in sich die Festigkeit findet, diese Haltung … bis zum Ende nicht aufzugeben.“

20. Offenheit und Ehrlichkeit

Diese Charaktereigenschaften sollten bei einem Leiter stark ausgebildet sein. Offenheit seinen Mitarbeitern gegenüber! Keine Geheimniskrämerei! Niemals Probleme, die das ganze Kollektiv angehen, hinter verschlossenen Türen abhandeln! Das alles verursacht Mißtrauen. Ehrlichkeit bedeutet, Mut zur Wahrheit zu haben, und zwar sich selbst und unserem Arbeiter-und-Bauern-Staat gegenüber.

21. Gerechtigkeit

Die gerechte Einschätzung und Bewertung ist eine schwere Kunst. Eine ungerechte Behandlungsweise ist zum Beispiel die Gleichmacherei bei Auszeichnungen und pauschale Anerkennungen, wenn in Wirklichkeit unterschiedliche Leistungen vorliegen. Ungerechte Behandlung ruft negative Gefühle hervor und kann zur Leistungsminderung der Mitarbeiter und des gesamten Kollektivs führen.

22. Achtung und Vertrauen gegenüber den Kollegen

Der Leiter muß stets die Persönlichkeit seiner Mitarbeiter achten. Alle sind gleichberechtigte Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft. Deshalb begegnet der gute Leiter seinen Mitarbeitern immer mit Achtung und Höflichkeit und bringt ihnen Vertrauen entgegen. Vertrauen verpflichtet. In einem Kollektiv darf es nicht so sein, daß vorwiegend der Leiter Sprecher ist und die Mitglieder des Kollektivs lediglich Zuhörer. Die Mitglieder eines Kollektivs müssen auch ihre Meinung sagen können. Aber ihre Meinung soll nicht nur gehört werden, sondern in der Leitungstätigkeit berücksichtigt werden. Ein Leiter muß auch sachlich eine sachliche Kritik entgegennehmen und beherzigen. Die Einbeziehung recht vieler Menschen in die Leitungstätigkeit, und zwar entsprechend den individuellen Fähigkeiten sowie der Situation, verstärkt die Kraft des Kollektivs, sichert hohe Ergebnisse in der Leitungstätigkeit und mobilisiert große Potenzen.

Zusammenfassend kann gesagt werden:

Jeder Leiter und jeder durch die Gesellschaft mit einer Führungsfunktion betraute Bürger muß die individuellen Besonderheiten der Mitglieder seines Kollektivs erkennen und berücksichtigen. Er selbst muß mit einer Reihe positiver Charaktereigenschaften ausgestattet sein bzw. sich diese wünschenswerten Eigenschaften auf dem Wege der Selbsterziehung aneignen und dabei die Kritik der Mitglieder seines Kollektivs oder der übergeordneten Leitungen nutzen. Wenn der Leiter mit den obengenannten Eigenschaften als Vorbild wirkt, so trägt er bereits durch sein Beispiel wesentlich dazu bei, gleiche Eigenschaften bei den Mitgliedern seines Kollektivs zu entwickeln. Außerdem muß er die Entwicklung dieser Eigenschaften bei den ihm anvertrauten Menschen planmäßig fördern. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten.

Quelle:
Hans-Peter Dietrich/Heinz Krüger: Temperament und Charakter. In: Psychologie in unserem Leben, Dietz Verlag Berlin , 1969, S.320-328. (Foto: Kollektiv des LKI)

[1] Karl Marx/Friedrich Engels: „Manifest der Kommunistischen Partei“. In: Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Dietz Verlag Berlin, 1977, Bd.4, S.
[2] Vgl. W.I. Lenin: „Die große Initiative“. In: W.I. Lenin: Werke, Dietz Verlag Berlin, 1961, Bd.29, S.416.


Anmerkung: Selbstverständlich ist diese zusammenfassende Aufstellung der Eigenschaften eines sozialistischen Leiters in keiner Weise übertragbar auf Führungskräfte in einem kapitalistischen Betrieb. Auch wenn heute an bürgerlichen Wirtschaftsinstituten mit vielerlei Methoden versucht wird, die überall vorhandene Ausbeutung unsichtbar zu machen, indem Regeln und Empfehlungen aufgestellt werden, womit man hofft, Arbeitsbedingungen zu schaffen, unter oberflächlich betrachtet ein gewisser „Wohlfühleffekt am Arbeitsplatz“ eintritt. Die Ausbeutung aber bleibt.

Zu früh jubeln eingeschworene und engstirnige Verteter der liberalen Marktwirtschaft, Ludwig von Mises habe die Probleme unserer Zeit vorhergesehen, der planwirtschaftliche Sozialismus sei schließlich gescheitert – man müsse nun endlich weg vom Wohlfahrtsstaat, soziale Leistungen abschaffen und zu einer „amerikanischen Demokratie“ übergehen, wo die Verfassung immer noch intakt sei und die Wähler ihre Stimmzettel  nicht unter Zwang abgäben. Wie witzig, Herr Mises! als ob Wahlen jemals die Vorherrschaft einer kapitalistischen Minderheit und deren profitorientiertes Ausbeutersystem in Frage gestellt hätten.

Nein. Erst der Sozialismus ermöglicht die freie Entfaltung der Persönlichkeit; daß das aber ohne Abschaffung des bürgerlichen Eigentums und die strikte Unterdrückung der entmachteten Ausbeuterklasse nicht funktioniert, diese bittere Erfahrung haben Dutzende Millionen Menschen nach der Konterrevolution 1990 ausgiebig machen können. Auch der schönste Sozialismus ist nur dann etwas wert, wenn er sich zu verteidigen weiß. Und dazu bedarf es eben nicht nur materieller Gewalt, sondern auch sozialistischer Führungspersönlichkeiten nach oben beschriebener Art. Immerhin haben die Autoren dieses Beitrag damit Maßstäbe gesetzt, an denen sich auch Führer kommunistischer Parteien werden messen lassen müssen…

Siehe auch:
Was ist ein Kommunist?
Erhard Gißke: „Bauen – mein Leben“
(Ein Beispiel für einen sozialistischen Leiter in der DDR)

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