„Wirtschaftswunder“: Der erste Fünfjahrplan der Sowjetunion (1928-1933)

WperjodIm Folgenden bringen wir einen Auszug aus der Großen Sowjet-Enzyklopädie von 1952, aus dem ersichtlich wird, wie und warum es der jungen Sowjetunion allein und ohne fremde Hilfe gelang, einen wirtschaftlich starken und politisch souveränen sozialistischen Staat aufzubauen. Schon von Anfang an hatten die imperialistischen Staaten in Europa und den USA den Sturz des Zarismus in Rußland mit großen Mißtrauen beobachtet. Doch nicht nur das! …Lüge, Hetze, feindliche Überfälle, Sabotageakte und terroristische Aktionen begleiteten den ersten Arbeiter- und Bauernstaat der Welt seit seiner Gründung im Jahre 1917. Lenin hatte die theoretischen und praktischen Voraussetzungen geschaffen, um diesen Staat auf ein stabiles Fundament zu stellen. Und der Enthusiasmus und das Heldentum des von Ausbeutung und jahrhundertelanger Unterdrückung befreiten Volkes bot die Gewähr dafür, daß es niemals ein Zurück in die Versklavung geben würde. Dieses Vermächtnis Lenins wurde zu Lebzeiten Stalins in Ehren erfüllt…

Der Sowjetunion droht Gefahr

Im Mai 1925 stellte der III. Sowjetkongreß der UdSSR fest, „daß bestimmte Großmächte den ge­fährlichen Versuch unternehmen, unsere Union auf verschiedene Weise einzukreisen. Für diese Absicht spricht ein ganzes System militärischer Konfe­renzen und Abmachungen, die Unterstützung von gegen die UdSSR gerichteten Maßnahmen einzelner Regierungen sowie die Inszenierung einer auf Fäl­schung und Lüge aufgebauten Hetze. Das alles muß Besorgnis bei allen Werktätigen und allen ehrlichen Bürgern der Union, aber ebenso auch beim Prole­tariat und bei der werktätigen Bauernschaft der ganzen Welt hervorrufen“. (Die Sowjetkongresse der UdSSR in Beschlüssen und Resolutionen, 1939, S.79).

Verteidigungsmaßnahmen

In den Resolutionen des Kongresses wurde unter­strichen, daß im Hinblick hierauf die UdSSR mehr denn je ein Bollwerk des Friedens und sein zuver­lässigster Garant sein müsse. Der Kongreß beauf­tragte die Sowjetregierung, für den Frieden und für die Entwicklung internationaler wirtschaftlicher Be­ziehungen einzutreten, die Interessen der UdSSR streng zu wahren und ihre Grenzen vor etwaigen Überfällen zu schützen. Ferner wurde die Regierung beauftragt, für die Festigung der Roten Armee, der Roten Marine sowie der Luftflotte Sorge zu tragen, „eingedenk dessen, daß, wie sich im Verlauf des ge­samten Kampfes um die Existenz des Sowjetstaates gezeigt hat, die faktische Stärke der bewaffneten Kräfte der Union die entscheidende Garantie gegen einen Überfall auf den Staat der Werktätigen dar­stellt“. (ebenda).

Abkommen und Verträge mit den Nachbarländern

Die UdSSR kämpfte gegen die Schaffung einer geschlossenen antisowjetischen Front und ver­teidigte die Sache des Friedens. Die Sowjetregierung bot den Nachbarländern Nichtangriffs- und Neu­tralitätsverträge an. Am 17. Dezember 1925 wurde ein Neutralitätsvertrag mit der Türkei unterzeichnet. Am 24. April 1926 wurde ein Freundschafts- und Neutralitätsabkommen zwischen der Sowjetunion und Deutschland geschlossen. Am 31. August 1926 wurde ein Nichtangriffs- und Neutralitätsvertrag mit Afghanistan unterzeichnet und am 11. Oktober 1921 ein solcher mit Iran. Am 28. September 1926 wurde in Moskau ein Freundschafts- und Neutralitäts­vertrag mit Litauen und im März 1927 ein solcher mit Lettland unterzeichnet.

Konflikte mit China

Inzwischen hatten sich nach dem Tode Sun Yatsens die Beziehungen zwi­schen der UdSSR und China verschlechtert. Die chinesischen Imperialistencliquen, in erster Linie von England unterstützt, provozierten eine Reihe von Konflikten zwischen der UdSSR und den man­dschurischen Behörden um die Ostchina-Bahn. Im Kampf um den Frieden entlarvte die Sowjetregie­rung vor den Völkern die Bestrebungen der Impe­rialisten, die Sowjetunion zu isolieren und eine neue Intervention einzuleiten. Die Sowjetunion wirkte auf dem Schauplatz der Weltpolitik tatkräftig bei der Erhaltung des Friedens mit.


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Dneproges – das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, erbaut 1927-1932.

Die UdSSR in der Periode der sozialistischen Industrialisierung (1926-1929)

Im Jahre 1926 begann in der UdSSR eine neue Entwicklungs­phase. Nach dem politischen Siege über den Kapita­lismus mußte man daran gehen, „im ganzen Lande den Aufbau einer neuen, der sozialistischen Wirt­schaft zu entfalten und damit dem Kapitalismus auch ökonomisch den Todesstoß zu versetzen“ (Geschichte der KPdSU (B), Kurzer Lehrgang, Moskau 1945, S.260; deutsch: ebenda, Berlin 1951, S.340). Am 11. Dezember 1925 beschloß der XIV. Parteitag der KPdSU (B) nach dem Referat J.W. Stalins die Industrialisierung des Landes.

,,Unser Land aus einem Agrarland in ein Indu­strieland zu verwandeln, das imstande ist, aus eigener Kraft die notwendige Produktionsaus­rüstung zu erzeugen, darin besteht das Wesen, die Grundlage unserer Generallinie“, erklärte Stalin (ebenda, S. 263; deutsch: ebenda, S. 344).

Die Bolschewiki und ihre erbitterten Feinde

Gegen die Linie der Partei der Bolschewiki und des Sowjetstaates hinsichtlich der Entwicklung des sozialistischen Aufbaus zogen alle Feinde des sozia­listischen Staates, die inneren wie die äußeren, zu Felde. Die imperialistischen Regierungen und ihre Agenten innerhalb des Landes, die trotzkistisch­-sinowjewistischen Verräter, versuchten, die Sowjet­republik in ein agrarisches Anhängsel Industrie­ Europas zu verwandeln. Sie hatten jedoch keinen Erfolg. Unbeirrbar ging die Partei der Bolschewiki den Weg der Industrialisierung des Landes. Im April 1926 wies J.W. Stalin darauf hin, daß „der Schwerpunkt sich nunmehr auf die Industrie ver­lagert habe“ (Stalin, Über die wirtschaftliche Lage der Sowjetunion, Moskau 1937, S. 5).

Welches ist der richtige Weg?

Für die Indu­strialisierung des Landes waren Mittel notwendig. Die kapitalistischen Länder waren nicht gewillt, dem Sowjetstaat Kredite einzuräumen. Sich auf ver­sklavende Bedingungen einzulassen, hätte bedeutet, die kapitalistischen Länder zu Herren unserer Indu­strie zu machen. Auch von einer Erhöhung der Landwirtschaftssteuer und der Preise für Industrie­erzeugnisse mußte abgesehen werden, weil das zum Bruch des Bündnisses zwischen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft geführt und die Entwicklung der Landwirtschaft, als Rohstoffbasis der Industrie, behindert hätte.


Die industrielle Entwicklung der UdSSR

Der neue Weg zur industriellen Entwicklung des Landes, ohne Auslandskredite, ohne Auslands­kapital lag, wie J.W. Stalin aufgezeigt hat, in der Ausnutzung der sozialistischen Akkumulation inner­halb des eigenen Landes. Die Einnahmen aus der staatlichen Industrie, dem Handel und den Banken mußten die für die Industrialierung des Landes notwendigen Mittel liefern. Das erforderte strengste Sparsamkeit, vor allem aber eine Steigerung der Arbeitsproduktivität und die Einbeziehung neuer Millionen Werktätiger in den Aufbau der Industrie­betriebe sowie zur Arbeit in den Fabriken und Werken. Partei und Sowjetstaat gingen unter Über­windung aller Schwierigkeiten diesen Weg.

a) Die wirtschaftliche Basis
Im Herbst 1926 hatte die Industrie den Vorkriegsstand bereits überschritten. Die Wiederaufbauperiode war abgeschlossen. Es begann die Umgestaltung der Volkswirtschaft auf der Grundlage der modernen Technik. Im Juli 1926 wurde in Stalingrad der Grundstein zum ersten Traktorenwerk der UdSSR gelegt. Damals bereits begann man mit dem Bau der Turkestan-Sibirischen Eisenbahn (Turksib). Der Leninsche Elektrifizierungsplan wurde in die Tat umgesetzt. Im Herbst 1926 konnte die neue Anlage des Sterowsker Kraftwerkes im Donez-Becken ihrer Bestimmung übergeben werden. Im Dezember 1926 folgte das Wolchow-Wasserkraftwerk, mit dessen Bau bereits während des Bürgerkrieges auf An­weisung Lenins begonnen worden war; ferner wurden das Elektrizitätswerk Schatursk sowie andere Kraftwerke in Betrieb genommen. Die Kapazität sämtlicher Kraftwerke betrug im Jahre 1927 bereits das 2½fache der Vorkriegszeit.
b) Die planmäßige Entwicklung der Volkswirtschaft
Große Bedeutung gewann nunmehr die Planung der Volkswirtschaft. Die erstmals im Jahre 1925/26 aufgestellten jährlichen Kontrollziffern der Volks­wirtschaft erwiesen sich für die Planung des ständig wachsenden gewaltigen Aufbaus als unzureichend. Im Hinblick auf die erzielten Erfolge beauftragte der IV. Sowjetkongreß (April 1927) die Regierung, einen Fünfjahrplan zur Entwicklung der Volks­wirtschaft auszuarbeiten, wobei er besonders auf die große Bedeutung der Planmäßigkeit in der sozialistischen Wirtschaft hinwies. Der Kongreß billigte die Regierungsmaßnahmen zur Industriali­sierung des Landes und zur Entwicklung der Land­wirtschaft und setzte sich für die Weiterentwick­lung der Industrie in den nationalen Republiken ein.
c) Landesverteidigung
Auf der Tagesordnung des Kongresses stand unter anderem der Bericht des Volkskommissars für das Militär- und Marinewesen, K.J. Woroschilow, über den Stand der Roten Arbeiter- und Bauern-Armee und der Landesverteidigung. Woroschilow wies ins­besondere auf die Notwendigkeit hin, die Ausrüstung der Roten Armee und der Flotte zu modernisieren, und betonte in diesem Zusammenhange die große Bedeutung der sozialistischen Industrialisierung des Landes.
d) Die Landwirtschaft
Der IV. Sowjetkongreß der UdSSR be­schloß, die Landwirtschaft weiterzuentwickeln, und ordnete eine Reihe von Maßnahmen zur Steige­rung der Ernteerträge an. Diese Maßnahmen er­streckten sich im wesentlichen auf die damals noch zersplitterte kleinbäuerliche Wirtschaft. Das Pro­blem der Landwirtschaft war nur durch Zusammen­schluß der kleinen Einzelwirtschaften zu großen Kollektivwirtschaften zu lösen. Demzufolge ent­schloß sich der Sowjetkongreß, die Entwicklung der Kollektivwirtschaften mit allen Mitteln zu fördern und zu unterstützen.

Die Verschärfung des Klassenkampfes.

Die Indu­stralisierung des Landes führte zu einer Verschär­fung des Klassenkampfes. Gegen die Industrialisie­rungspolitik vereinigten sich sämtliche antisowje­tischen Elemente, die Kulaken, die NÖP-Leute und die bürgerliche technische Intelligenz. Der gefähr­lichste Feind war der Kulak, die zahlenmäßig stärkste Ausbeuterklasse. Gestützt auf seine starke wirtschaftliche Position im Dorfe, versuchte er, den Mittelbauern für sich zu gewinnen, in den Sowjet­apparat einzudringen und die Maßnahmen der So­wjetmacht zu stören.

Was unternahmen die Bolschewiki?

Die Partei der Bolschewiki und die Sowjetmacht stützten sich fest auf die Dorf­armut, stärkten das Bündnis mit den Mittelbauern und führten den Kampf gegen das Kulakentum. Der Klassenkampf verschärfte sich insbesondere nach dem Beschluß des XV. Parteitages der KPdSU (B) über die Kollektivierung der Landwirtschaft und die Notwendigkeit einer stetigen systematischen Ein­schränkung der Kulaken und Privatproduzenten.

Die Machtfrage wird entschieden

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Riesige Stahlwerke entstehen fast aus dem Nichts…

Ende 1927 hatte die sozialistische Industrialisie­rung des Landes weitere beträchtliche Erfolge zu ver­zeichnen. Die Entwicklung der Volkswirtschaft ging mit Riesenschritten voran. Auf dem Gebiete der Industrie war die Frage „Wer – wen“ zugunsten des Sozialismus entschieden. Die Industrialisierung des Landes und das Anwachsen der Städte führten zu einer erhöhten Nachfrage nach Brotgetreide. Ob­gleich die Bruttoproduktion der Getreidewirtschaft das Vorkriegsniveau überschritten hatte, betrug der Marktanteil kaum die Hälfte der Vorkriegszeit. Die Gründe hierfür lagen vor allem in der technischen Rückständigkeit und in der Zersplitterung der Kleinbauernbetriebe (1928 wurden 24-25 Mill. solcher Höfe gezählt).

Die Probleme in der Landwirtschaft

Im Jahre 1928 lieferten die Kolchose und Sowchose nur etwas mehr als 2% der gesamten landwirtschaftlichen Produktion und 7% des Marktgetreides. In seinem Bericht auf dem XV. Parteitag der KPdSU (B) wies Stalin darauf hin, daß der Ausweg aus den entstandenen Schwie­rigkeiten „im Übergang der kleinen, zersplitterten Bauernwirtschaften zu großen, zusammengeschlos­senen Wirtschaften auf der Grundlage der gesell­schaftlichen Bodenbestellung, im Übergang zur kollektiven Bodenbestellung, auf der Grundlage der modernen, höheren Technik“ liege (Stalin, Politi­scher Bericht des ZK auf dem XV. Parteitag der KPdSU (B), Moskau 1937, S. 31; deutsch: Ge­schichte der KPdSU (B), Kurzer Lehrgang, Berlin 1951, s. 359).

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Ausfahrt der Traktoren zur Arbeit auf den Feldern des Kolchos

Die Kollektivierung

Nach dem Referat Stalins faßte der XV. Partei­tag der KPdSU (B) den Beschluß zur Kollektivie­rung der Landwirtschaft. Der Klassenkampf auf dem Dorf verschärfte sich im ganzen Land. Die Kulaken erklärten den Getreidestreik, verweigerten die Ge­treideablieferungen an den Staat, begannen Partei- ­und Sowjetfunktionäre ebenso wie fortschrittliche Kollektivbauern zu terrorisieren und Kollektiv­wirtschaften und Getreidespeicher in Brand zu stecken. Das war, wie Stalin im April 1928 sagte, „die erste unter den Bedingungen der NÖP erfolgte ernste Aktion der kapitalistischen Elemente auf dem Lande gegen die Sowjetmacht“ (Stalin, Über die Arbeiten des Vereinigten April-Plenums des ZK und der ZKK 1928, S.24).

Der Kampf gegen das Kulakentum

Der Sowjetstaat ergriff „außerordentliche Maßnahmen“ gegen das Kulaken­turn – und zwar Beschlagnahme von Getreide bei den Spekulanten, individuelle Besteuerung der Ku­lakenwirtschaften, Erhöhung der Landwirtschaft­steuern für Kulaken bei einer gleichzeitigen Steuer­senkung von 35% für die weniger leistungsfähigen Kleinbauernwirtschaften.

Sabotage in der Industrie

Die Verschärfung des Klassenkampfes fand auch in den von bürgerlichen Fachleuten organisierten Sabotageakten in der Industrie ihren Ausdruck, die auf Geheiß der imperialistischen Staaten und der ehemaligen Unternehmer handelten. 1928 wurde die Schachty-Affäre aufgedeckt. Die konterrevolu­tionäre Organisation dieser Spezialisten im Kohlen­revier von Schachty, welche die Kohlenindustrie zerstören sollte, führte Einstürze und Absaufen von Gruben, Explosionen, die Lahmlegung von Maschinen usw. herbei.

Die wütenden Angriffe des Klassenfeinds

Schädlinge, welche die sozialistische Industrialisierung der UdSSR zu hintertreiben und der Wiederherstellung des Kapi­talismus Vorschub zu leisten versuchten, waren selbst in den leitenden Organen der Kohlenindustrie anzutreffen. Sie standen mit den ausländischen Kapitalisten in Verbindung, die bis 1917 im Besitz des Industriekapitals des Donez-Beckens gewesen waren. Es handelte sich um eine wirtschaftliche Intervention, die darauf abzielte, den Boden für eine militärische Intervention gegen die UdSSR und die Restaurierung des Kapitalismus vorzu­bereiten.

Schädlinge und Saboteure in der Verwaltung

Die Schachty-Leute wurden unschädlich gemacht. Es stellte sich heraus, daß selbst Teile des Sowjetapparates unter dem Einfluß des Klassen­feindes standen. Anfang 1929 wurde der Sowjet­apparat von diesen verkommenen Elementen, Schädlingen, Saboteuren und den in die Verwaltung eingedrungenen Feinden der Sowjetmacht gereinigt. Im Zusammenhang mit den aus der Schachty­Affäre gezogenen Lehren stellte J. W. Stalin auf dem Gebiete der Technik die Aufgabe, eine neue Sowjetintelligenz aus den Reihen der Arbeiterklasse heranzubilden.


Der erste Fünfjahrplan.

Die XVI. Parteikonferenz der KPdSU (B) nahm im April 1929 das Stalinsche Programm des ersten Fünfjahrplans für den sozialistischen Auf­bau des Landes an. An alle Arbeiter, Werktätigen und Bauern der Sowjetunion gewandt, rief die Parteikonferenz zum sozialistischen Wettbewerb für die beschleunigte Erfüllung des Fünfjahrplans auf.

„Der Fünfjahrplan“, so hieß es in dem Aufruf, „ist der Plan des Kampfes der Arbeiter­klasse zur Überwindung der kapitalistischen Ele­mente, der Plan zur sozialistischen Umerziehung der Massen, der Plan zur Schaffung des Fundaments der sozialistischen Gesellschaftsordnung. Der sozialistische Wettbewerb ist ein gewaltiges Mittel, die Initiative der Massen für die Erfüllung des Fünfjahrplans zu entfachen und zu organi­sieren … Wettbewerb und Fünfjahrplan sind untrennbar miteinander verbunden.“ (Die KPdSU(B) in Resolutionen … Teil 2, 6. Aufl., 1941, S. 358).

Die gefährlichen Theorien der Opportunisten

Die Durchführung des Stalinschen sozialistischen Offen­sivplans gegen die kapitalistischen Elemente in Stadt und Land stieß auf den heftigsten Wider­stand der rechtsopportunistischen Bucharin-Rykow-­Gruppe, welche die Hauptgefahr in dieser Entwick­lungsetappe darstellte. Diese Kulakenagentur inner­halb der Partei forderte die Einstellung der Kollek­tivierung und der Offensive gegen das Kulakentum; sie wandte sich gegen das Tempo der sozialistischen Industrialisierung und vertrat die Theorie vom „Erlöschen des Klassenkampfes“, die Theorie des „friedlichen Hineinwachsens des Kulaken in den Sozialismus“. Im Juni 1928 führten die Rechts­opportunisten Verhandlungen mit den Trotzkisten und Sinowjewleuten über einen gemeinsamen Kampf gegen die Partei.

Was war die Hauptaufgabe des ersten Fünfjahrplanes?

Im Mai 1929 bestätigte der V. Sowjetkongreß den Fünfjahrplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft. Hauptaufgabe des ersten Fünfjahrplans war der Neuaufbau (Rekonstruktion) der gesamten Volks­wirtschaft, um die UdSSR aus einem Agrarland in ein Industrieland zu verwandeln, um eine Industrie zu schaffen, welche eine Umgestaltung der gesamten Volkswirtschaft auf sozialistischer Basis ermöglichte. Weiterhin galt es, die zersplitterten Kleinbauernwirtschaften in große Kollektivwirtschaften zu überführen; ferner waren alle notwendigen tech­nischen und ökonomischen Voraussetzungen für die wirtschaftliche Selbständigkeit und für die höchst­mögliche Stärkung der Wehrfähigkeit der UdSSR zu schaffen.

Gewaltige Fortschritte bei der Industrialisierung

Der Fünfjahrplan sah eine erhebliche in­dustrielle und kulturelle Entwicklung der nationalen Republiken vor. Auf Initiative J.W. Stalins entstand im Osten eine zweite Kohlen- und Hüttenbasis. Im ersten Jahr des Fünjahrplans begann der Bau so gewaltiger Werke wie der Hüttenkombinate in Magnitogorsk und Kusnezk. Im Ural entstanden das Werk „Ural-Maschinenbau“ (Uralmaschstroj) und die chemischen Kombinate von Berjosniki und Solikamsk. Im Donez-Becken begann der Bau der ·werke von Kramatorsk und Gorlowka; die Loko­motivfabrik von Lugansk wurde modernisiert, und der Bau des Dnepr-Großkraftwerks (Dneproges) ging mit Riesenschritten voran. In Moskau und Gorki entstanden große Automobilwerke; riesige Traktorenwerke und Mähdrescherfabriken wurden im ganzen Land errichtet. In 11 Monaten wuchs das Traktorenwerk von Stalingrad empor. In Rostow am Don entstand ein großes Werk für landwirt­schaftliche Maschinen.

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Das erste sozialistische Traktorenwerk der Welt

Das Jahr des großen Umschwungs

Der sozialistische Wett­bewerb und die Stoßarbeiterbewegung entfalteten sich auch weiterhin, die Arbeitsproduktivität stieg beträchtlich an. Das Land setzte alle Kräfte ein, um – den Weisungen Stalins folgend – in relativ kurzer Zeit „die führenden kapitalistischen Länder in technischer und ökonomischer Hinsicht einzu­holen und zu überholen“. In seinem Artikel „Das Jahr des großen Umschwungs“ (7. November 1929) schrieb Stalin: „Wir gehen mit Volldampf den Weg der Industrialisierung – zum Sozialismus, unsere uralte ,reußische‘ Rückständigkeit hinter uns las­send“.

Die Stärkung der Arbeiter- und Bauernmacht

Das enorme Tempo der sozialistischen In­dustrialisierung führte zu tiefgreifenden Verände­rungen innerhalb der Klassenkräfte des Landes. Die Arbeiterklasse nahm zahlenmäßig zu, und ihre führende Rolle den Klein- und Mittelbauern gegen­über verstärkte sich ständig. Infolge der Gleich­berechtigung der Nationalitäten und der brüder­lichen Zusammenarbeit der Völker der UdSSR ging ihre wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung mit Riesenschritten voran.

Wie verhielten sich die reaktionären Kräfte im Ausland?

Die kapitalistischen Länder er­blickten in der Festigung der sozialistischen Wirt­schaft der UdSSR eine Bedrohung des kapitali­stischen Systems. Trotz der zwischen den irnperiali­stischen Ländern bestehenden Gegensätze waren sie sich einig in ihrem Haß gegen den Sowjetstaat. Die antisowjetische Kampagne wurde erneut verstärkt, und der Apparat zur Vorbereitung eines neuen Krie­ges und einer Intervention gegen die UdSSR lief auf vollen Touren. Papst Pius XI. rief zu einem „Kreuz­zug“ gegen die UdSSR auf. Hauptinspirator und -organisator der antisowjetischen Politik war der eng­lische Imperialismus.

Quelle: Große Sowjet-Enzyklopädie (2 Bde.), Verlag Kultur und Fortschritt, Berlin, 1952, Bd.I, S.713-718. (Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)

Tabelle

…und natürlich ist es Unsinn über „unter Josef Stalin getroffene rücksichtslose und brutale staatlichen Zwangsmaßnahmen“ zu reden, wenn ein Volk sich erstmals von Ausbeutung und Unterdrückung befreit, ein Land von allen Seiten bedroht und überfallen wird, marodierende Banden die ersten freien Schritte der Sowjetmacht zu sabotieren versuchen und massenhaft Menschen im Land ermorden. Ohne die konsequente Diktatur des Proletariats wäre die Überwindung der kapitalistischen Mißwirtschaft und Sklaverei in der UdSSR niemals möglich gewesen.

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12 Antworten zu „Wirtschaftswunder“: Der erste Fünfjahrplan der Sowjetunion (1928-1933)

  1. Wolfgang Schumann schreibt:

    Man sollte aufpassen, dass falsche Überschriften richtig das Interesse am Artikel verderben können. Die jahreszahlen des ersten Fünfjahrplans sind natürlich falsch. Aber das weißt Du ja selbst.

    • sascha313 schreibt:

      Danke, Wolfgang – passiert leider, wenn’s schnell gehen soll…

    • Thomas Artesa schreibt:

      1929 – 33, alles klar. Wichtiger hier als die „Kosmetik“ ist der Inhalt lieber Leser! Die Planung begann aber schon 1928.
      Nach Wikiblödia und anderen revanchistischen Gazetten heißt es immer wieder: Die Zwangskollektivierung in der Sowjetunion fand zwischen 1929 und 1933 statt, in deren Zug ein großer Teil der Bauern gezwungen wurde, ihre individuellen Bauernhöfe aufzugeben und sich sozialistischen Großbetrieben anzuschließen. Bla, bla, bla – Stalin schreibt dazu seinen Kommentar: Von Erfolgen ganz schwindlig geworden. Großartige Leistungen in der noch jungen SU in nur kurzer Zeit. Die Kulaken mussten beseitigt und der Kapitalismus mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. Die Arbeiter in den Städten und die Rote Armee mussten versorgt werden nach dem Versuch der 14 Entente-Gauner und dem andauernden latenten Bürgerkrieg etc.

      • „Nach Wikiblödia und anderen revanchistischen Gazetten heißt es immer wieder: Die Zwangskollektivierung in der Sowjetunion fand zwischen 1929 und 1933 statt, in deren Zug ein großer Teil der Bauern gezwungen wurde, ihre individuellen Bauernhöfe aufzugeben und sich sozialistischen Großbetrieben anzuschließen.“

        Ich halte es für wichtig, daß nicht nur diese Fälschung der Geschichte zitiert wird, sondern ihr die Wahrheit entgegengestellt wird:

        In der Sowjetunion wurde der Boden vergesellschaftet. Das private Produktionsmittel zu Herstellung von Lebensmitteln (etwa Getreide und Früchte) und Baustoffen (Holz) – also der Boden – ging in Gemeinschaftseigentum über.
        Die Bauern besaßen kein eigenes Land und keine eigene Bauernhöfe mehr, von denen sie sich selber – geschweige denn ihre vielköpfigen Familien hätten ernähren können. Sie waren auf Gedeih und Verderb den Großgrundbesitzern („Großbauern“, sogenannte ‚Kulaken‘) ausgeliefert, für die sie Frondienste leisten mussten, um nicht zu verhungern oder in den strengen russischen Wintern zu erfrieren.
        Um diesen Zustand des Elends von über Einhundert-Millionen Menschen zu beenden, organisierte die Kommunistische Partei der Sowjetunion (B) all diese Zig-Millionen HUNGER-LEIDER in Kollektive = Landwirtschaftliche Produktions-Gemeinschaften und enteignete gleichzeitig die Großgrundbesitzer ihres privaten = geraubten Bodens.

        Diese über Einhundert-Millionen Menschen konnten gar nicht gezwungen werden, ihre ‚individuellen‘ Bauernhöfe aufzugeben, da sie schon lange nichts mehr besaßen, was sie hätten aufgeben können — freilich außer dem Zustand des Elends, den die Großgrundbesitzer verursacht hatten, in dem sie den Bauern durch Wucherzinsen (die kein Bauer zahlen konnte) und Frondienste (die kaum geleistet werden konnten, was zu Geldstrafen führte, die sie selbstverständlich auch nicht leisten konnten) nach und nach ihr Land raubten (‚privatisierten‚).

      • sascha313 schreibt:

        Wie schwer und wiedersprüchlich dieser Prozeß war, das beschreibt auch Scholochow in seinem Roman „Neuland unterm Pflug“ (erschienen in der DDR 1953) sehr gut.

  2. Hausmeister schreibt:

    Gestern kam ein Film über Ghandi. Die Briten haben abertausende Inder erschossen und Ghandi redet von Freundschaft. Die britischen Fabrikbesitzer sind ebenfalls in Indien geblieben aber Ghandi redet von Unabhängigkeit. Und Ghandi meinte, die Armut im Lande käme daher weil sich die Muslime nicht mit den Buddhisten, Hinduisten und Christen vertragen, usw. Man hätte gestern am Sonntag was Schöneres machen können als den Film über Ghandi zu gucken. Aber es hat geregnet gestern. Und immer wenn ich den Fernseher anmache regnet es Scheiße.

    • sascha313 schreibt:

      Es ist traurig, das für unsere Generation feststellen zu müssen, doch solange noch die dumme und falsche Erklärung kursiert, der Sozialismus sei gescheitert, wird es keine Veränderungen geben.

      • Hausmeister schreibt:

        Dass der Sozialismus gescheitert sein soll ist eine Behauptung die gar nicht bewiesen ist sondern sich lediglich auf Ereignisse stützt, die mit Scheitern gar nichts zu tun haben. Vielmehr beweist sich vor unseren Augen täglich bis stündlich, daß der Kapitalismus an vielen Dingen scheitert.

  3. Thomas Artesa schreibt:

    Gerade in der Anfangsphase des Aufbaus der Sowjetunion, der erzwungenen Konzessionen Lenins an die Kulaken (NÖP) während der Zeit des Kriegskommunismus, entwickelten sich verstärkt revisionistische Tendenzen, die den Sozialismus untergraben und offen bekämpfen wollten. Trotzkis Diversantentum, seine Nähe zum kapitalistischen Ausland, sein offener Kampf gegen Lenin und dann Stalin und sein Hass gegen die einfachen Bauern als Klasse (diese sind ja unfähig den Sozialismus aufzubauen etc. und anderes Geschwafel von ihm) ist ja bekannt.
    Ein anderer Zeitgenosse versuchte auf eine etwas subtilere Art den Sozialismus in der Sowjetunion infrage zu stellen. Stalin hat dabei seinen Mitstreiter und Zeitgenossen Bucharin im Auge gehabt, der an ein friedliches Hineinwachsen des Kapitalismus in den Sozialismus glaubte und somit den fortlaufenden wichtigen Klassenkampf auch im Sozialismus beenden wollte. Da mag man ja gerne an die manipulierte SPD seit Gerhard Hauptmann denken oder gar an der soziale Marktwirtschaft in Deutschland nach dem II. Weltkrieg.
    Stalin hat immer wieder auf Wachsamkeit gedrängt während des Aufbaus des Sozialismus in der Sowjetunion. Die Kapitalisten umkreisen das große Land und werden keine Ruhe geben. Bucharin hatte sich somit selbst delegitimiert und das Land verraten mit seinem scholastischen Infantilismus oder auch Zynismus der Sowjetunion gegenüber und musste einfach beseitigt werden wie so viele andere „Maulwürfe“ in der Zeit des schweren Aufbaus der Sowjetunion. Auch heute noch gibt es viele verdrehte Seibelköpfe (MLDP, Die Linke, DKP neben den faschistischen Grünen, der AfD und anderen bürgerlichen Parteien), die Stalin und seine Zeit nicht verstehen wollen oder können.
    Fazit: Trotzki, Bucharin, Kamenew, Sinowjew mussten einfach eliminiert werden, um Schaden von der noch jungen Sowjetunion abzuwenden. Chruschtschow, Gorbatschow und Jelzin haben es ja dann doch geschafft – diese Halunken und Stiefelknechte des globalen Finanzkapitals.
    P.S. Das Thema Bucharin sollte noch einmal in einem Artikel analysiert werden!
    Lesenswert hierbei: Michael Kubi – Zur Geschichte der Sowjetunion (Seite 68 – Zitat von Stalin etc.).

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