
Chruschtschow und Nixon während einer Pressekonferenz
Ein Weltereignis?! Vor genau 60 Jahren, vom 15. bis 27. September 1959 besuchte auf Einladung des USA-Präsidenten Dwight D. Eisenhower erstmals ein sowjetisches Staatsoberhaupt die USA. Fast zwei Wochen lang ließ sich Chruschtschow in den USA herumkutschieren. Dabei hat er sich von der „Leistungsfähigkeit“ des USA-Imperialismus gerne überzeugen lassen – eines Landes, das nie einen Krieg erlebte, in dem niemals Bomben gefallen waren, das niemals eine Okkupation und Diversionsakte fremder Mächte erleiden mußte, wie die Sowjetunion. Ein Land aber, in dem Kommunisten verfolgt, Neger erschlagen werden und dessen Regierung sogar heute noch seine Truppen in alle Welt schickt, um fremde Länder zu überfallen und Völker zu terrorisieren! Und Chruschtschow – hielt tolldreiste Reden, wie sein Land die USA einst überholen werde. Dieser Staatsbesuch war eine der merkwürdigsten Episoden des Kalten Krieges. Merkwürdigkeiten gab es jedoch noch mehrere… Wegen angeblicher Spionage waren am 19. Juni 1953 die Kommunisten Ethel und Julius Rosenberg hingerichtet worden. Am 22. November 1954 starb plötzlich und unerwartet in New York der sowjetische Außenminister, der ehemalige Generalstaatsanwalt und Ankläger in den Moskauer Prozessen, Andrej Wyschinski, er war vergiftet worden…
Mit Chruschtschows Machtantritt gab es noch weitere ungeklärte Todesfälle. Doch Chruschtschow selbst starb nicht, er wurde noch gebraucht. Auch war die berüchtigte „Geheimrede“ zuerst in den USA erschienen, bevor sie – Jahrzehnte später! – auch in der untergehenden DDR veröffentlicht wurde. Heimtücke, Verlogenheit und Falschheit … Das sind die Haupteigenschaften der USA-Imperialisten. In seinem Buch „Die Taubenfußchronik oder die Chruschtschowiade“ beschreibt der Historiker Dr. Kurt Gossweiler den USA-Besuch Chruschtschows:
26. September 1959: Kommunique über die Besprechung Chruschtschows mit dem USA-Präsidenten Eisenhower in Camp David. Darin:
„Hinsichtlich der Berlin-Frage wurde Einverständnis erzielt, daß … Verhandlungen zur Herbeiführung einer Lösung wiederaufgenommen werden…“ [1]
Von einer Frist – keine Rede! Aber vor fast einem ganzen Jahr hatte er eine Sechs-Monats-Frist genannt!
Nachtrag zum 26. September 1959: Zum Treffen Chruschtschow-Eisenhower. Über dieses Treffen wurde der Presse auch diese rührende Episode berichtet:
„Im Laufe des Tages hatten die beiden Staatsmänner auch einen Spaziergang in die Umgebung von Camp David unternommen. ,Mein Freund und ich machten einen schönen Spaziergang und hatten ein gutes Gespräch‘, sagte Chruschtschow, als er nach ihrer Rückkehr über seine Eindrücke befragt wurde.“ [2]
Hier kommt der Sinn der Gipfeldiplomatie fast unverhüllt zum Ausdruck: Neutralisierung des Klassendenkens. Sympathiewerbung für die Häuptlinge des Imperialismus! Das wurde noch viel deutlicher, als er, aus den USA zurückgekommen, auf einer Großkundgebung in Moskau geradezu begeisterte Lobreden über Eisenhower – den Präsidenten, der die Rosenbergs hatte hinrichten lassen! – vom Stapel ließ:
„Von dieser hohen Tribüne aus muß ich vor den Moskauern, vor meinem ganzen Volk, vor der Regierung und der Partei sagen, daß der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Dwight Eisenhower, staatsmännische Klugheit bei der Einschätzung der gegenwärtigen internationalen Lage gezeigt, daß er Mut und Willen bewiesen hat. Ungeachtet der komplizierten Lage, die in den Vereinigten Staaten zu beobachten ist, machte er, der Mann, der das absolute Vertrauen seines Volkes genießt, den Vorschlag, daß die Regierungschefs unserer Länder Besuche austauschen.“
Das ist unglaublich, was da dem sowjetischen Volk zugemutet wurde: Mit der Feststellung, daß Eisenhower das Vertrauen des ganzen Volkes der USA besäße, gibt Chruschtschow doch klar zu verstehen, daß für ihn die Kommunisten der USA nicht zählen, nicht vorhanden sind, nicht zum Volk der USA gehören! In dieser Liebedienerei vor dem Spitzenpolitiker des Imperialismus wurde er nur noch von seinem Nachfolger Gorbatschow übertroffen. Doch weiter im Chruschtschow-Text:
,,Wir hatten aufrichtige und freundschaftliche Aussprachen, … ich (habe) den Eindruck gewonnen, daß (der USA-Präsident) aufrichtig den Zustand des Kalten Krieges beseitigen, normale Beziehungen zwischen unseren Ländern schaffen und zu einer Verbesserung der Beziehungen zwischen allen Ländern beitragen will. …
Wir unterhielten uns … weiterhin über den Zeitpunkt seines Gegenbesuches in der Sowjetunion… Es wäre schön, wenn der Präsident seine Gattin, seinen Sohn und dessen Gemahlin wie auch seine Enkelkinder mitbrächte. Es wäre uns eine Freude, auch den Bruder des Präsidenten begrüßen zu dürfen, der zusammen mit Herrn Nixon unser Land besucht hat.
Liebenswürdigerweise lud mich der Präsident auf seine Farm ein… Es ist eine nicht besonders reiche Farm, und auch der Boden ist nicht sehr gut. Der Präsident sagte mir aber, er bemühe sich, den Boden zu verbessern und sich dadurch ein gutes Andenken zu schaffen.“
Zur Charakteristik Chruschtschows als nur noch von einem sowjetischen Politiker – seinem späteren Nachfolger – übertroffenen Demagogen vergleiche man die Ausführungen Chruschtschows über Eisenhower nach dem Abschuß des USA-Spionageflugzeugs U2 (am 1.Mai 1960) oder z.B. seine Rede vor den Bestarbeitern im Kreml am 28. Mai 1960 (wiedergegeben in: „U2. 21 Fragen, 21 Antworten zur Pariser Gipfelkonferenz“, Kongreß-Verlag Berlin, 1960, S. 82 ff.)
[1] ND 28.9.1959
[2] Prawda 29.9.1959; Presse der Sowjetunion 118/1959, S. 2655 ff.
Quelle: Kurt Gossweiler „Die Taubenfußchronik oder die Chruschtschowiade“ (2 Bde.), München, 2005, S.270f.
Im Verlaufe seines Besuches bei seinen amerikanischen Freunden erklärte Chruschtschow:
Merkwürdig, daß man das Spionageflugzeug erst entdeckte, als es schon über Swerdlowsk (das heutige Jekaterinburg) flog. Die Stadt liegt über 1.700 km östlich von Moskau. Gab es keine Luftverteidigung mehr? Sabotage?
Bilder des Besuchs von Chruschtschow in den USA:
Quelle: Urania-Universum, II/1960, Urania-Verlag Leipzig-Jena, 1960, S.22.
Weiter notiert Genosse Dr. Kurt Gossweiler in seiner „Taubenfußchronik“:
Über seine Gespräche mit Eisenhower, soweit sie die Deutschland-Frage und den Abschluß eines Friedensvertrages betrafen, war Chruschtschow in seiner Rede auf der Moskauer Kundgebung sehr sparsam:
„Wir waren bestrebt, zu beweisen – und ich glaube, das ist uns gelungen –, daß im Westen unsere Vorschläge über den Abschluß eines Friedensvertrages falsch ausgelegt worden sind. In der Absicht, unnötige Beunruhigung zu schaffen, haben manche erklärt, es sei ein Ultimatum und dergleichen… Wie kann man den friedlichen Standpunkt der Sowjetunion so verzerren.“
In diesen Zusammenhang gehört ein Kommentar der amerikanischen „News Week“ vom I2. Mai I959, über den im Pressedienst der DDR vom 13. Mai 1959 wie folgt berichtet wurde:
„Das Nachrichtenmagazin zitiert ferner die Ansicht von Journalisten, die lange in Moskau waren und nun über die Genfer Konferenz berichten: ,Chruschtschow wird wahrscheinlich versuchen, eine größere diplomatische Entscheidung während der nächsten zwei Jahre zu vermeiden, bis die Wahlen in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik überstanden sind. Chruschtschow vertraut darauf, daß die Labour-Party in Großbritannien, die Demokraten in den USA und die Sozialdemokraten in der Bundesrepublik gewinnen. Er glaubt, daß es leichter sein wird, mit diesen Parteien umzugehen.’“
Wichtig daran ist, daß schon vor der Genfer Konferenz die Journalisten des Westens darüber informiert waren, daß Chruschtschow beabsichtigte, unter dem Vorwand der Wahlen eine Regelung hinauszuzögern, die für die DDR lebenswichtig war. Und es war offensichtlich dieser Plan, den Chruschtschow Eisenhower gegenüber bestätigte und ihn damit davon ,überzeugte‘, daß die Sechs-Monate-Ankündigung Chruschtschows kein Ultimatum, sondern nur eine Beruhigungspille für die eigenen Leute, die auf eine rasche Lösung drängten, darstellte.
Wichtig ist es, noch einmal das Datum des News-Week-Artikels vor Augen zu führen: 12. Mai. 1959! Datum der Grenzschließung: 13. August 1961! Zwei Jahre, wie vorhergesagt! Es frappiert immer wieder, wie genau die westliche Seite über die Absichten solcher „Reformer“ wie Chruschtschow und später Gorbatschow unterrichtet waren, als unsereins noch völlig ahnungslos war und die westlichen Prognosen für „Lesen im Kaffeesatz“ hielt!
19. Dezember 1959. Veröffentlichung einer Botschaft Chruschtschows an Bundeskanzler Adenauer, abgesandt am 15. Oktober 1959. Ein Brief voller Artigkeiten an Adenauer im typischen Gipfeldiplomatie-Stil (d.h. als ob die günstige oder ungünstige, freundliche oder unfreundliche Entwicklung zwischenstaatlicher Beziehungen zuallererst eine Sache des guten oder bösen Willens der Staatsmänner wäre). Darin auch beschwörende Ausführungen darüber, daß der Abschluß eines Friedensvertrages auch im Interesse der BRD liege und die Wiedervereinigung fördere.
Quelle: Kurt Gossweiler „Die Taubenfußchronik oder die Chruschtschowiade“ (2 Bde.), München, 2005, S.272f.
Und über die merkwürdigen Todesfälle im Zusammenhang mit dem Erscheinen Chruschtschows auf der politischen Bühne schreibt Kurt Gossweiler folgendes:
Das „Neue Deutschland“ vom 4.4.1979 berichtet:
„Die CIA experimentierte mit ,unverdächtigen Todesarten‘. Der USA-Geheimdienst CIA hat in den 40er Jahren mit ,unverdächtigen Todesarten‘ zur Beseitigung unliebsamer Politiker experimentiert. Es war beabsichtigt, die CIA-Morde wie ,natürliche Todesfälle‘ mit den Symptomen von Krebs oder Herzattacken erscheinen zu lassen. Das geht aus den CIA-Akten hervor, deren Herausgabe vom Washingtoner Büro für Attentatsinformationen gerichtlich erzwungen worden war.“
Als ich auf der Antifa-Schule in der Sowjetunion (I943- I947) in den Materialien der heute nur noch als „Schauprozesse“ bezeichneten Gerichtsverhandlungen las, daß Gorki und andere von Ärzten durch falsche Behandlung totkuriert worden seien, hielt ich das in der Tat für eine unglaubwürdige Konstruktion der Anklage. Aber damals wußte ich noch nichts von der Tatsache, daß auch die Medizin und die Mediziner ihre Rolle spielten, nicht nur bei Hofintrigen an feudalen Fürstenhäusern, sondern auch im Klassenkampf, wie die obigen Beispiele belegen.
Damals konnte ich auch nicht voraussehen, was mich nachträglich davon überzeugen würde, daß die damaligen Prozeß-Feststellungen über die medizinische Ermordung unbequemer Persönlichkeiten verdienen, nicht einfach als stalinistische Erfindungen vom Tisch gewischt zu werden, nämlich die Serie von „plötzlichen und unerwarteten“ Todesfällen, durch die merkwürdigerweise der rehabilitierten Ärzte. An erster Stelle: W. Wassilenko.
22. November 1954: A.J. Wyschinski (Hauptankläger in den Moskauer Prozessen, Vertreter der UdSSR in der UNO) in New York „plötzlich verstorben“ (71 Jahre).
12. März 1956: Bolesław Bierut, Generalsekretär der PVAP, „an Herzmuskelinfarkt“ in Moskau, wo er am XX. Parteitag teilnahm, gestorben. Das Gutachten der Ärztekommission über die Todesursache trägt als erstes die Unterschrift von W Wassilenko.
11. Juli 1964: Maurice Thorez an Bord des sowjetischen Schiffes „Litwa“ an Herzschlag „plötzlich verstorben“. (Thorez war auf dem XX. Parteitag der einzige, der in seiner Ansprache mit Nachdruck die Verdienste Stalins hervorgehoben hatte.)
21. August 1964 Palmiro Togliatti, auf dem Wege zu einer wichtigen Konferenz auf der Krim kurz nach seiner Ankunft in Jalta „unerwartet und plötzlich gestorben“, obwohl bei bester Gesundheit.
Mit dem Verräter namens Chruschtschow kam der Anfang vom Ende der Sowjetunion. Er hat sein Land an die USA verkauft.
…und das Erschreckende daran ist, einfache Menschen in der Sowjetunion hielten diesen Spitzbuben auch noch für witzig, als er vor der UNO mit seinem Schuh aufs Pult klopfte. Auch Gagarin fühlte sich geehrt, als Chruschtschow sich mit ihm feiern ließ… Der Dicke führte sie alle an der Nase herum. Aber Ulbricht hatte ihn durchschaut! Hoxha auch.
Chruschtschow hat viele Leute an der Nase herumgeführt. Sogar Stalin war von ihm eingenommen. Nicht einmal Stalin erkannte, was für ein Schauspieler in diesem dreisten Kerl steckte. Chruschtschow war nicht „hinten wie vorne“, populär ausgedrückt. Er log gerne, wenn es ihm zum Vorteil gereichte.
…mir ist schon auf einem Foto aufgefallen, welche devote und kriecherische Haltung dieser Gauner neben Stalin einnahm.
Chruschtschow katzbuckelte devot vor Stalin, solange dieser lebte. Als er später selbst an der Macht war, „entstalinisierte“ er die Sowjetunion.
Erschreckend, wie prinzipienlos so ein Mensch sein kann…
Wenn man sich überlegt, wie Wenige genügen, um fortschrittliche Gesellschaftsordnungen zu Fall zu bringen. Ich denke, dass solche „unverdächtige Todesarten“ weiterhin Anwendung finden, einschliesslich der Verfolgung von Kommunisten, Sozialisten. Sie denken tatsächlich, wenn man diese Leute beseitigt, werden alle, so wie diese, zu Lakaien und Feiglingen. Es wird ein sehr hoher finanzieller und propagandistischer Aufwand betrieben, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn es nicht solche Zerstörer gäbe, hätten wir schon längst konstruktiv handeln können, die durch Profitgier entstandene Umweltzerstörung beseitigen, den Hunger, ein friedlicher Planet mit einer Vielfalt von Völkern, die den Planeten zu einem Refugium machen und deren gesellschaftlichen Kräfte für Wissenschaft und Fortschritt in friedlicher Absicht nutzen und nicht, um Hass zu schüren.
Ines, Du sagst es! Besser kann man es nicht ausdrücken! Was wurde in der DDR gelehrt? Eine wissenschaftliche Weltanschauung und damit: historischer Optimismus.
Ich sah mir gerade gestern so ein Interview an mit diesem neunmalklugen Schwätzer Richard David Precht. Er verdient ein Schweinegeld damit, den Leuten seine Philosophie zu verklickern, und sich und seine Bücher verkauft er auch sehr gut (abgesehen mal davon, daß es eine Halbbildung ist).
Die Bourgeoisie braucht solche Leute, um die ungebildeten Massen weiter in Sackgassen zu treiben, aus denen es nur wieder ein Zurück geben kann: zurück zu Bildung, zurück zu Menschlichkeit, zurück zu Wissenschaftlichkeit, zurück (oder besser vorwärts!) zum Sozialismus!