Michail Kalinin: Über die Erziehung zum kommunistischen Bewußtsein

KalininWir werden heute oft mit Verhaltensweisen konfrontiert, die alles andere sind als aufrichtig. Und es scheint so, als ob sich ein Lügner oder Betrüger besser durchsetzen kann im Leben. Ein bürgerlicher Publizist schrieb einmal im Titel seines Buches: „Der Ehrliche ist immer der Dumme“. Was ist das nur für ein Zynismus! Bei manchen Menschen ist tatsächlich das ganze Leben auf solchen Prinzipien aufgebaut, die man gerade Kindern gegenüber meiden sollte. Kinder haben oft ein sehr gutes Gefühl für Gerechtigkeit. Und gerade das ist es, was wir auch künftigen Generationen als Lebenswert mitzugeben haben. Es sind die Prinzipien der kommunistischen Erziehung, über die auch Michail Kalinin, der große sowjetische Gelehrte und bis fast zu seinem Lebensende im Jahre 1946 höchste Repräsentant des Sowjetstaates, schrieb.

Michail Kalinin

Die wichtigste Aufgabe des Lehrers

Ich glaube, zum wirklichen Lehrer muß man nicht nur ausgebildet, sondern auch geboren sein. Die Arbeit des Lehrers ist sehr schwierig und seine Verantwortung ist groß. Der Unterricht in dem entsprechenden Fach ist natürlich die Hauptarbeit, aber wir dürfen darüber nicht vergessen, daß sich die Schüler mit dem Lehrer identifi­zieren. Das ist der Grund, warum die Weltanschauung des Lehrers, sein Verhalten, sein Leben, die Art und Weise, wie er an jede Erscheinung herangeht, alle Schüler in jedem Falle beeinflussen. Das wird häufig gar nicht wahrgenommen.

Kinderaugen sehen mehr…

Aber damit nicht genug. Man kann ohne weiteres sagen, daß ein Lehrer mit großer Autorität bei manchen Menschen für das ganze Leben Spuren seines Wirkens hinterläßt. Deshalb ist es so wichtig, daß der Lehrer sich selbst beobachtet, daß er sich bewußt ist, daß sein Verhalten und sein Tun ständig geprüft werden. In einem solchen Maße, wie das bei keinem anderen Menschen der Fall ist. Dutzende von Kinderaugen blicken auf ihn, und wahrlich, es gibt nichts Aufmerksameres, Wachsameres, Empfänglicheres als Kinderaugen; niemand achtet so sehr auf die verschiedenen Nuancen der menschlichen Psyche, niemand nimmt alle Feinheiten einem solchen Maße wahr. Das darf man nicht vergessen.

Denkt auch an die Folgen…

Ich fürchte nur, daß ihr jetzt denkt, ihr sollt euch gezwungen benehmen. Das wäre auch schlecht, das wäre absolut falsch. Der Lehrer muß ungezwungen und ehrlich alle Fragen entscheiden, insbesondere bei der Lösung der verschiedenen Probleme der Kinder, bei der Verhängung von Strafen usw. Angenommen, ein Junge hat eine Fensterscheibe zerschlagen oder ein Mädchen gekränkt, oder ein Mädchen hat einen Jungen gekränkt. Hier darf man nicht nur von der Tatsache an sich ausgehen, man sollte auch abwägen, wie die eine oder andere Entscheidung auf die kindliche Psyche wirkt. Das ist unbedingt notwendig.

Ehrlichkeit, Mut und Kameradschaft

Kinder haben ihr eigenes „Gesetz­buch“. Angenommen, die Kinder haben sich gerauft, einem Jungen wurde die Nase blutig geschlagen, und dieser Leidtragende schwärzt nun an. Sogar ein un­beteiligter Junge würde ihn dafür verurteilen und sagen: „Du bist ein Petzer, erst willst du raufen und dann gehst du dich beschweren.“ – Das Wichtigste ist, daß man den Kindern gegenüber ehrlich ist, sich selbst beobachtet, unsere Kinder zu wirklich guten, wirklich sozialistischen Bürgern, zu ehr­lichen, mutigen Menschen erzieht, die von Kameradschaftsgefühl durchdrungen und im Rahmen der kind­lichen Psyche und der kindlichen Bedingungen diszipliniert sind.

Glückliche Erinnerungen fürs Leben

Und schließlich, Genossen, sollen die Kinder auf lange Jahre hinaus von der Schule lebhafte Eindrücke, die aller­besten Eindrücke und Erinnerungen behalten. Wenn ihr es schafft, daß eure Schüler während ihres ganzen Le­bens die Jahre der Schule als glückliche Jahre im Ge­dächtnis bewahren, dann ist das ein gutes Zeichen. Das scheint mir das Wichtigste zu sein, was man von einem Lehrer verlangen muß.

Quelle:
Michail Kalinin: Über Erziehung zum kommunistischen Bewußtsein. Dietz Verlag Berlin, 1977, S.94-95.


(Danke, Achim, für das Video!)

Wer war Michail Kalinin?

Kalinin Biografie.jpg

Apropos: Was die Lehrer betrifft, so kann man heute in der BRD nicht erwarten, daß Lehrer sich solche Gedanken und Prinzipien zu eigen machen, wie Kalinin sie hier geäußert hat. Im Gegenteil: Lehrer erziehen heute die Kinder zu Unaufrichtigkeit und Duckmäuserei, sie zwingen Kinder, sich den Meinungen der herrschenden Klasse unterzuordnen, und vermitteln eine Demokratie, die keine ist, weil sie Andersdenkende unterdrückt. Wohlgemerkt: Nicht alle Lehrer handeln so! Doch das Schulsystem ist so beschaffen. Und was soll man dazu sagen, wenn z.B. in einem Bundesland wie Thüringen mittlerweile 8.000 (achtausend!) Lehrer fehlen und ein „Kultusminister“ heuchlerisch die „hervorragende Arbeit“ der Lehrer lobt, anstatt alle Hebel in Bewegung zu setzen, um dieser selbstverschuldeten Misere ein Ende zu setzen?

Siehe auch:
M.Kalinin: Niemals das Ziel aus den Augen verlieren…
Michail Kalinin: Der Marxismus-Leninismus, eine interessante Wissenschaft mit revolutionärer Perspektive

Dieser Beitrag wurde unter Arbeiterklasse, Bildung und Erziehung, Geschichte der UdSSR, Kommunisten, Sozialistische Literatur, Was ist Sozialismus?, Wider den Antikommunismus! veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

3 Antworten zu Michail Kalinin: Über die Erziehung zum kommunistischen Bewußtsein

  1. Achim schreibt:

    Hier: Bilder und Videos zu Kalinin
    http://www.youtube.com/watch?v=J9EDzx68Sls

  2. Pingback: Helmut Stolz: Autorität und die Erziehung der Jugend | Sascha's Welt

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s