Jetzt wissen wir, warum von dem auch nichts mehr zu hören ist
(wie schon von Goethe, den Marx den größten Deutschen nannte):
„Den russischen Kommunismus mit dem Nazifaschismus auf die gleiche moralische Stufe zu stellen, weil beide totalitär seien, ist bestenfalls Oberflächlichkeit, im schlimmeren Falle ist es – Faschismus. Wer auf dieser Gleichstellung beharrt, mag sich als Demokrat vorkommen, in Wahrheit und im Herzensgrund ist er damit bereits Faschist und wird mit Sicherheit den Faschismus nur unaufrichtig und zum Schein, mit vollem Haß aber allein den Kommunismus bekämpfen.“
Thomas Mann
»Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen.«
Karl Marx
Hier ein Auszug aus einem Brief von Thomas Mann an David McCoy, Vice-Chairman of “Students for Federal World Government” (1951):
…Den russischen Kommunismus auf die gleiche moralische Stufe zu stellen, weil beide totalitär seien, ist besten Falle Oberflächlichkeit, im schlimmsten Falle ist es – Faschismus. Wer auf dieser Gleichstellung beharrt, mag sich als Demokrat vorkommen, – in Wahrheit und im Herzensgrund ist er damit bereits Faschist und wird mit Sicherheit den Faschismus nur unaufrichtig und zum Schein, mit vollem Haß aber allein den Kommunismus bekämpfen.
Die Unterschiede im Verhältnis des russischen Sozialismus und des Faschismus zur Humanität, zur Idee des Menschen und seiner Zukunft sind unermeßlich. Der unteilbare Friede; konstruktive Arbeit und gerechter Lohn; ein allgemeiner Genuß der Güter dieser Erde; mehr Glück, weniger vermeidbares und nur vom Menschen verschuldetes Leid hienieden; die geistige Hebung des Volkes durch Erziehung, durch Wissen, durch Bildung – das alles sind Ziele, die denjenigen faschistischer Misanthropie, faschistischen Nihilismus, faschistischer Erniedrigungslust und Verdummungspädagogik diametral entgegengesetzt sind.
Der Kommunismus, wie die russische Revolution ihn unter besonderen menschlichen Gegebenheiten zu verwirklichen sucht, ist, trotz aller blutigen Zeichen, die daran irre machen könnten, im Kern – und sehr im Gegensatz zum Faschismus – eine humanitäre und eine demokratische Bewegung. Tyrannei? Er ist es. Aber eine Tyrannei, die das Analphabetentum ausmerzt, kann, ob sie es weiß oder nicht, im Herzen nicht gewillt sein, Tyrannei zu bleiben …Vor einigen 60 Jahren verspottete Nietzsche, ein sehr großer, nur allzu vieldeutiger Denker, die Volksbildung, indem er ausrief: „Will man Sklaven, so ist man ein Narr, wenn man sich Herren erzieht!“ Der russische Sozialismus will offenbar keine Sklaven, denn er erzieht sich denkende Menschen. Damit ist er, beinahe unweigerlich, auf dem Wege zur Freiheit. Und Amerika?
Quelle:
Thomas Mann, Essays Band 2, Politik, Fischer Taschenbuch Verlag, Originalausgabe,1977, Frankfurt/M. 1986, S.310-312.
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