Der Herbst kam heran. Die letzten Dampfer eilten in die Winterhäfen, die Hafenplätze starben aus, es war keine Arbeit mehr am Strom zu finden. … Gorki war bereit, jede beliebige Arbeit zu ergreifen, wenn sie ihm nur eine Zufluchtsstätte gewährte. Für drei Rubel im Monat nahm er eine Stelle als Bäckergehilfe in der Brezelfabrik von Semenow an. … Semenow plagte seine „Jungs“ nicht nur mit erschöpfender vierzehnstündiger Arbeit, er machte sich auch unausgesetzt über sie lustig, er schlug sie und bestrafte sie, als sei die Bäckerei tatsächlich eine Arrestantenkompanie.
Grausamkeit und die Ergebenheit der Arbeiter
Doch nicht die Grausamkeit setzte Gorki in Erstaunen, er hatte sie zur Genüge im Leben gesehen. Ihn verblüffte etwas anderes – die Ergebenheit, ja die Bereitwilligkeit der Arbeiter, die Gerissenheit Semenows zu bewundern. Gorki dachte anders über seinen Meister, und er sprach offen und mutig mit seinen Kameraden darüber. … Semenow hörte einmal ein solches Gespräch mit den Arbeitern an. Gorki wurde bestraft: er mußte eine Woche lang ununterbrochen Teig kneten. …
Semenow mußte sich davon überzeugen, daß bei ihm … ein Mensch war, den zu brechen ihm nicht gelingen würde. Sogar bei der Arbeit trennte sich Gorki nicht von seinen Büchern. Er verfertigte sich aus Holzstäbchen eine Art Ständer und stellte das Buch darauf. Dies gestattete ihm zu lesen, während er die Brezeln in Formen legte.
Als Semenow einmal unerwartet die Bäckerstube betrat, überraschte er Gorki beim Lesen eines Werkes von Lew Tolstoj. Der Meister wollte das Buch in den Ofen werfen.
„Ein Buch darf man nicht verbrennen!“
sagte Gorki und ergriff Semenow bei der Hand. Diese Wort waren mit soviel Nachdruck gesagt worden, daß Semenow ihm das Buch zurückgab und schweigend hinausging…
Quelle: A.Roskin „Maxim Gorki“, SWA-Verlag, Berlin 1948, S.29f. (gekürzt)
Was können wir von Maxim Gorki lernen?
Maxim Gorki wurde später zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der Sowjetunion. Er war eine Persönlichkeit, die nicht nur von Millionen Lesern geliebt, verehrt und geachtet wurde, sondern ebenso von Lenin und Stalin. Warum? Gorki war nicht nur ein hochgebildeter und tatkräftiger Mensch, der mit seinen Werken seine Leser zu überzeugen und zu motivieren verstand. Gorki war ein Revolutionär! Und nicht wenige seiner Leser nahmen ihn zum Vorbild und folgten seinem Beispiel.
Das einmal erworbene Wissen muß unverzüglich nach einem ausgearbeiteten Plan praktisch verwertet werden. Wissen ist immer nur dann von echtem Wert, wenn es in den Dienst einer großen Aufgabe gestellt wird.
(Napoleon Hill: „Denke nach und werde reich“, Ariston Verlag Genf/München, 1991, S.76. )
Zum Begriff des Lernens
Der Begriff des Lernens ist sehr umfassend. Ein Lernvorgang liegt sowohl dem Erwerb der Sprache oder dem Laufenlernen des Kleinkindes als auch den Dressurleistungen von Tieren zugrunde. Der Begriff des menschlichen Lernens bezieht sich auf zwei eng miteinander verbundene Sachverhalte.
- Die Bildung und Veränderung aller psychischen Eigenschaften der Persönlichkeit vollzieht sich durch das Lernen. Es ist der Grundvorgang der Persönlichkeitsentwicklung, durch den sich der Mensch die gesellschaftlichen Erfahrungen, die menschliche Kultur im individuellen Lebensweg aneignet.
- Der Begriff des Lernens wird zugleich auch im Sinne einer speziellen Tätigkeit gebraucht. Subjektives Ziel dieser speziellen Lerntätigkeit ist der Aneignung gesellschaftlichen Wissens und Könnens. Sie vollzieht sich vor allem und in besonderer Weise in der Schule.
Die Wesensmerkmale menschlichen Lernens sind damit auch aufgezeigt. Es unterscheidet sich von Lernen des Tieres grundsätzlich, „indem es bewußt erfolgt, dank der Sprache verbale Belehrung erlaubt, unentbehrlicher Bestandteil sozialer Kommunikation ist und über Anpassung an vorgefundene Verhältnisse hinaus deren aktive, zielbestimmte, planmäßige Veränderung ermöglicht und unbedingt erfordert.“ (Wörterbuch der Psychologie, 1976, S.313)
Quelle: E.Erlebach/U.Ihlefeld/K.Zehner: „Psychologie für Lehrer“. Volk und Wissen, Volkseigener Verlag Berlin, 1978, S.359.
Das Lernen in der sozialistischen Gesellschaft
Lernen entstand aus den Bedürfnissen der sich entwickelnden menschlichen Gesellschaft, die Menschen auf die immer komplizierter werdende Produktionstätigkeit und auf das Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. Lerntätigkeit erfordert – im Unterschied zum Spiel – eine Arbeits- oder Aufgabenhaltung, das heißt, das Lernen wird nicht unbedingt und in jedem Fall durch die Freude an dieser Tätigkeit selbst stimuliert, sondern durch ein mehr oder weniger deutlich ausgeprägtes Pflichtbewußtsein. Lernen bedeutet immer Ausführung bestimmter Aufgaben.
Lernen durch die Arbeit
Von unschätzbarer Bedeutung ist das Lernen durch die Arbeit, im Prozeß der Arbeit, das in den ersten Anfängen bereits im Kindergarten auftritt, besonders ausgeprägt aber in der Schule im Rahmen der polytechnischen Bildung und Erziehung entwickelt wird. Durch die Einbeziehung der Arbeit in den Lernprozeß haben die Schüler die Möglichkeit, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten in der realen praktischen Tätigkeit anzuwenden (nicht nur in schulischen Übungen, deren Sinn die Schüler nicht immer erkennen, sondern in einer richtigen Arbeitstätigkeit mit dem Ziel, bestimmte Produkte herzustellen, die wirklich gebraucht werden). Dieses qualitativ neue Element im Bildungs- und Erziehungsprozeß bietet vielfältige Möglichkeiten, das Lernen der Schüler intensiver und zielgerichteter zu gestalten.
Quelle: Joachim Lompscher „Psychologie des Lernens“. In. Pädagogische Enzyklopädie (2 Bde.), VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1962, Bd.2, S.584ff.
Das Lesen und das Lernen
Was ist Literatur?
Literatur im weitesten Sinne ist alles schriftlich Überlieferte. Dazu gehört die allgemein mitteilende (z.B. der Leitartikel in der Tagespresse), die wissenschaftliche (z.B. Karl Marx „Das Kapital“), die populärwissenschaftliche, die künstlerische oder die religiöse (z.B. die Bibel) Literatur. Künstlerische Literatur trägt zur ästhetischen Erkenntnis und Aneignung der Welt bei, lehrt den Leser, „sich etwas vorzustellen, vorauszusehen und Neues zu erschaffen“ (Gorki). Literatur trägt stets Klassencharakter.
Werke des sozialistischen Realismus gestalten das Bild jener Kräfte, denen in der weltweiten Klassenauseinandersetzung zwischen Sozialismus und Kapitalismus die Zukunft gehört. Der Gestaltung von Arbeitern, die bewußte Schöpfer ihrer Lebensumstände sind gilt die besondere Aufmerksamkeit der sozialistischen Nationalliteratur.
Quelle: Sachwörterbuch für den Literaturunterricht. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1975, S.100.
Was ist Kitsch?
Als Kitsch (entstellt aus engl. sketch – Skizze, Entwurf) bezeichnen wir Produkte, denen es im Unterschied zur Kunst an Wahrheitsgehalt und echter Empfindung fehlt. Beispiele für Kitsch liefern die Werke der Trivialliteratur (lt. trivialis – alltäglich, wertlos, abgedroschen) mit ihren serienweise produzierten Wildwest-, Frauen- und Heimat – u.a. Romanen und ihren Verfilmungen. Der Gartenzwerg und die Schlagerschnulze sind andere Erscheinungsformen von Kitsch. Billige Massenprodukte erfüllen einen doppelten Zweck. Sie bringen schnellen Gewinn und helfen, die Ausbeuterverhältnisse zu verschleiern und damit vom Klassenkampf abzulenken. Der Verzicht auf die Darstellung von gesellschaftlich Bedeutsamen, die Verwendung von Klischees, d.h. die schematische Wiederholung immer der gleichen Grundsituationen, Figurentypen usw. in den verschiedenen Werken, die geistige Anspruchslosigkeit sind kennzeichnend für diese Produkte.
Quelle: Sachwörterbuch für den Literaturunterricht. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1975, S.82.
Was ist Schund?
Wie der Kitsch gehört auch der Schund zu jener literarischen Massenproduktion im Imperialismus, in der sich der moralische und kulturelle Verfallsprozeß der herrschenden Klasse besonders deutlich ausdrückt. Wir verstehen darunter solche Erzeugnisse, die geeignet sind, bei Kindern und Jugendlichen Neigungen zu Rassen- und Völkerhaß, Grausamkeit, Menschenverachtung, Gewalttätigkeit, Mord oder andere Straftaten sowie geschlechtliche Verirrungen oder Zügellosigkeiten hervorzurufen. Bereits nach der Gründung der DDR wurde die „Verordnung zum Schutz der Kinder und Jugendlichen“ erlassen, nach der bestraft wird, wer derartige Produkte einführt, herstellt oder verbreitet. Zugleich wurden Maßnahmen beschlossen und durchgeführt, die wesentlich zur Entwicklung einer Kinder- und Jugendliteratur auf der Grundlage der Weltanschauung der Arbeiterklasse und bewährter humanistischer Traditionen beitrugen.
Quelle: Sachwörterbuch für den Literaturunterricht. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1975, S.166.
Was gehört zur Sowjetliteratur?
Sowjetliteratur ist die künstlerische Literatur der Völker der UdSSR. Sie entwickelte sich nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution in allen Unionsrepubliken, Autonomen Republiken, Gebieten und Kreisen des Landes. 1972 gab es 7.280 Schriftsteller in der Sowjetunion, die in 75 Sprachen schrieben. Etwa 3.500 Autoren bedienten sich der russischen Sprache. Die Sowjetliteratur ist eine multinationale, sozialistische Literatur. Die russische, ukrainische, georgische, armenische, belorussische, aserbaidschanische und andere Sowjetliteraturen stellen in ihrer Gesamtheit eine qualitativ neue Stufe in der Geschichte der Weltliteratur dar. Nie zuvor gab es eine Literatur dieses internationalistischen Typs, deren Ideenreichtum und künstlerische Vielfalt aus so vielen Quellen gespeist wurde.
(Dazu gehören u.a. Majakowski, Fadejew, Ostrowski, Gorki, Tolstoj, Kolas, Aschajew, Scholochow, Simonow, Bykau, Ehrenburg…)
Erst kürzlich ließ ich mir von meinem Enkel Schulbücher geben, um zu sehen, was er in der Schule lernt. Ich war schockiert! Lehrbücher der 7. Klasse! Mir wurde bewußt, daß diese Generation die Schule verläßt und dumm ist. Ich denke, dieser Staat will seine Menschen absichtlich unwissend lassen. So lassen sie sich besser manipulieren und ausbeuten.
So ist es, ropri!
Mein Sohn (17) – seine Mutter aus Afrika – besucht gerade die Berufsschule. Er erzählte mir, daß er nicht gerne dort hingeht, weil ihn das überhaupt nicht weiterbringt und er dort nichts lernt: „Viele können nicht mal die Rechenaufgaben der 4. Klasse lösen; also würde das gelehrt.“ Und dabei handelt es sich um Berufsschüler, die einen ESA und sogar einen MSA bestanden haben. Zehn Jahre Schule und dann Rechenaufgaben der 4. Klasse nicht lösen können. Menschenfarm DEUTSCH im Jahre 2020!
Der heutige gesellschaftsbedingte Bildungsstand ist leider auch hierin begründet:
Gorki: „Ihn verblüffte etwas anderes – die Ergebenheit, ja die Bereitwilligkeit der Arbeiter, die Gerissenheit Semenows zu bewundern. “
Rolf
Eben. Das war mir auch aufgefallen!