Sicher werden sich einige DDR-Bürger noch an den Namen der ersten Kosmonautin der Sowjetunion erinnern: Es war Walentina Tereschkowa. Sie war die erste Frau im Weltraum. Viel Zeit ist seit diesem Weltraumflug im Jahre 1963 vergangen. Doch nun können wir ihren Namen getrost wieder vergessen! Warum? Diese Frau Tereschkowa ist heute Abgeordnete der russischen Duma, und sie hat sich auf besonders unangenehme Weise von ihren früheren Idealen verabschiedet. Sie wurde zur Dutzend-Liberalen und zur russisch-orthodoxen Anhängerin der zaristischen Monarchie. Was für eine seltsame Wandlung! Den folgenden Beitrag schrieb Alexander Majsurjan.
Späte Entartung: Warum setzt sich die ehemalige sowjetische Kosmonautin Tereschkowa für eine Entsowjetisierung ein?
Einige werden sich vielleicht darüber wundern: Warum hat Frau Tereschkowa so leicht alles beiseite geworfen, worauf sie einst geschworen hatte und von dessen Richtigkeit sie als Genossin Walentina Tereschkowa überzeugt war? Am deutlichsten zeigte sich das vor kurzem bei der Abstimmung in der Staatsduma für Entsowjetisierung der Stadt Tutajew. Die Heimatstadt der ersten Kosmonautin, die zu Ehren des Helden der Roten Armee, des Soldaten Ilja Pawlowitsch Tutajew [1], benannt wurde, soll von nun an wieder Romanow-Borissoglebsk heißen. Und die Frau Kosmonautin, deren Stimme hier eine besondere Bedeutung hat, gab die Stadt kurzerhand an den geliebten Zaren zurück, den die jetzigen Politprofis von Partei und Regierung eifrig auf unserem nationalen Schild herumschleppen.
Nun, möglicherweise hat sich Frau Tereschkowa auch von den neuzeitlichen, witzigen Geschichtchen der Monarchisten inspirieren lassen, daß schon Nikolaj II. Romanow die Grundlagen für die russische Raumfahrt gelegt hat, und daß ein gewisser Oberleutnant Rshewski [2] der erste Kosmonaut werden sollte?
Doch nein – das geheimnisvolle Kästchen öffnet sich viel einfacher. Die Antwort liegt in den Mitteilungen der Zentralen Wahlkomission Rußlands über die Einkünfte und das Besitztum der Abgeordneten der russischen Staatsduma, worüber die föderale Liste der politischen Parteien Auskunft gibt.
Das höchste Einkommen unter den Kandidaten von Jaroslawl hat nach dieser Liste – die erste Kosmonautin der UdSSR Walentina Tereschkowa. Im vergangenen Jahr erhielt sie 11,2 Millionen Rubel [3], ihre Einkommensquellen waren die Staatsduma Rußlands, das Ministerium für Arbeit und Soziales des Gebietes von Jaroslawl, die kommunale Bezirksverwaltung des Schtschokowsker Bezirks im Gebiet von Moskau und die Mediengruppe „Krasny Kwadrat“. Die Tereschkowa besitzt ein Grundstück von 1314 m² und zwei Wohnungen im Gebiet von Moskau mit 90,2 m² und 107,5 m², eine Stadtwohnung in Moskau mit 171,2 m², eine Immobilie im Gebiet Moskau mit 692,9 m², Aktien des großen Jaroslawler Textilunternehmen «Krasny Perekop» und zwei Autos Mercedes-Benz S 350 und Mercedes-Benz S 280 …
Und wenn ein Mensch zum kapitalistischen Eigentümer wird und seine Taschen sich mit Aktien und anderen wertvollen Papierchen füllen, so stimmt es bei ihm auch schon nicht mehr – es regiert Seine Majestät, der Geldsack, der in ihm, wie man sagt, Gerechtigkeit und Gewissen sowie alle übrigen veralteten, wie auch unsinnigen Atavismen [4] ersetzt und sie rundweg verkümmern läßt.
Darüber braucht man sich auch nicht zu wundern. Die Politik ist einfach: Willst du leben – so dreh dich. Nicht um die Erde, sondern um jenes Eigentum – das privat gezockte, wie ein Held Tschechows das nicht mit eigner Arbeit erzielte Einkommen nannte [5].
P.S. Übrigens gibt es in der Stadt Tutajew eine Tereschkowa-Straße. Es wäre ja mal interessant, wie sie vor der Oktoberrevolution hieß?
In der CDU-Zeitung „Neue Zeit“ schrieb Tereschkowa am 8. März 1985 folgenden Artikel:
Gemeinsam das Recht auf Leben verteidigen
Von Fliegerkosmonautin Walentina Tereschkowa
„…den Frieden verteidigen, den Krieg verhindern.“ Unter dieser Losung sind die Frauen aller Länder und Kontinente aufgerufen, den heutigen 75. Jahrestag des Internationalen Frauentages zu begehen; dessen Ursprung untrennbar mit dem Kampf der werktätigen Frauen für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit, gegen Militarismus und Eroberungskriege verknüpft ist.
Vor kurzem waren Arbeiterinnnen und Kolchosbäuerinnen, Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen, Vertreterinnen des staatlichen und öffentlichen Lebens sowie aller Nationalitäten und Generationen in Moskau zusammengekommen, um die Aufgaben des Komitees der Sowjetfrauen im Zusammenhang mit dem 40. Jahrestag des Sieges über den Faschismus zu behandeln. Die sowjetischen Frauen, die alle Leiden und Entbehrungen des zweiten Weltkrieges unmittelbar verspüren mußten, betrachten es als ihre erstrangige Aufgabe, alles zu tun, um eine Wiederholung der Schrecken des Krieges und des Faschismus zu verhindern.
Die neuen Generationen müssen erfahren, welche ungeheuerlichen Pläne das faschistische Deutschland und seine Verbündeten vorhatten: die Ausrottung und Versklavung ganzer Völker, die Verwandlung riesiger Räume in Wüsteneien, um sie danach zu „erschließen“ für eine faschistische „Neuordnung“. Der deutsche Faschismus und der japanische Militarismus, die über die Welt unermeßliche Leiden brachten, haben auch ihre eigenen Völker in tiefes Unglück gestürzt. Daran sollte man besonders denken, da heute mehr denn je keine Sicherheit für ein Land besteht, dessen Regierung es riskieren würde, einen neuen Weltkonflikt auf der Erde und im Kosmos zu entfesseln.
Es gibt heute für die sowjetischen Frauen und das ganze sowjetische Volk nichts Wichtigeres, als in Frieden zu leben und zu arbeiten. Die Unterstützung der Friedensinitiativen der KPdSU und des Sowjetstaates durch die sowjetischen Frauen findet in unterschiedlichsten Formen ihren Ausdruck, wie zum Beispiel in den Beiträgen zum Friedensfonds, der auf Initiative vieler gesellschaftlicher Organisationen gegründet wurde, darunter auch des sowjetischen Frauenkomitees.[….]
Danke, lieber Johann! Wie recht sie doch damals hatte! Das schrieb sie noch während der Perestrojka …aber war sie wirklich so naiv? Sie hätte doch wissen können, was geschieht, wenn der Sozialismus zerstört wird, daß es dann wieder Kriege auf der ganzen Erde gibt. Oder ist sie so skrupellos, zu denken: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“
Ja, man fragt sich da und in anderen Fällen schon, wo denen ihr Klassenstandpunkt geblieben ist. Und: Ob sie jemals einen hatten!
Ich bin fix und fertig ob dieses Sinnungswandels, wenn es denn einen solchen überhaupt gegeben hat… Das, was Walentina T. damals gesagt und geschrieben hat, kann niemals Ausdruck ihrer ehrlichen Überzeugung gewesen sein! Die wissenschaftliche Weltanschauung des Sozialismus war wohl auch für sie nicht zu verstehen und keine tatsächliche Handlungsanleitung. Sie hat ganz offensichtlich ihre Umwelt über Jahrzehnte getäuscht, um jeweils das beste Leben zu genießen und war nicht in der Lage, die tieferen Zusammenhänge zu erkennen.
Für mich entsteht der Eindruck, dass Walentina T. jetzt als „Beweis“ für den scheinbar zwangsläufigen Unterganges des Sozialismus bzw. der Sowjetunion herhalten muss oder sich sogar hergibt… Das wäre ganz schlimm!
Auch diese Seite werde ich in meinem kleinen Archiv speichern, damit meine Kinder und Enkel es immer wieder nachlesen können und um Denkanstöße zu vermitteln.
Mich kann so etwas nicht mehr verwundern!
Heute Christ – Morgen ‚Jude‘, dann Muslim und dann *Vice versa*
WIRD sogar ein „SKLAVEN Mischling“, wie OBAMA Präsident der USA!
Wieviele Wendehälse allein in Europa gab es 1945, später in den Jahren 1989-91? Wieviele Wendehälse könnten wir nach einer neuen „Wende“, wo auch immer, erwarten? Mich wundert daher das Verhalten von Valentina T. auch nicht sonderlich! Ich habe daher auch nicht das geringste Interesse an einer moralischen Verurteilung, denn es ist, wie es immer war, und wie Marx und Engels schon in einer ihrer frühen Schriften sagten: DAS SEIN BESTIMMT DAS BWUSSTSEIN!