Der chinesische Revisionismus…

kitajMcDAUKP (B) – 13.04.2020. Der konsequente Marxismus-Leninismus unterscheidet sich vom Revisionismus dadurch, daß er alle Entstellungen und Abweichungen von den Grundprinzipien der marxistischen Wissenschaft, wie z.B. die dialektisch-materialistische Weltanschauung, das Verständnis des Kommunismus als Gesellschaftsformationen ohne Privateigentum, die nur auf revolutionärem Wege erreicht werden kann usw., ablehnt. Dabei wurde der Revisionismus (wie auch der Anti-Revisionismus) in den verschiedenen Varianten mit ganz bestimmten Personen und Staaten in Verbindung gebracht, von denen aus die revisionistische Position in ihre gefährlichsten Weise für die kommunistische Weltbewegung zum Ausdruck kam.

Die Bekämpfer des Revisionismus

Im Laufe der Zeit versuchten immer wieder neue Generationen von Revisionisten und neue revisionistische Regimes, sich von ihren Vorgängern zu distanzieren, indem sie diese auf jede nur erdenkliche Weise für ihr Abweichen vom Marxismus verurteilten, tatsächlich aber ähnliche Positionen einnahmen. So standen die Revisionisten des frühen 20. Jahrhunderts auf den Positionen von Bernstein und Kautsky, in den 1930er Jahren auf trotzkistischen Positionen. Die Revisionisten der 1940er Jahre standen für Tito und für Jugoslawien gegen den Rest der kommunistischen Bewegung, die der 1950er bis 1980er Jahre – für Breshnew und die UdSSR und gegen die Sache Stalins und aller kommunistischen Parteien, die tatsächlich den Kapitalismus bekämpften, gegen das maoistische China und das hoxhaistische Albanien.

Deshalb ist es wichtig, sich auf marxistisch-leninistische Positionen zu besinnen, um nicht all jenen das Wort zu reden, die bereit sind, den Revisionismus als erledigt zu verdammen, die gleichzeitig aber den Revisionismus der Neuzeit verteidigen, indem sie ihn als Beispiel für die Umsetzung kommunistischer Ideen bezeichnen.


Wie ist das nun mit China?

Nun also zurück zum Ausgangspunkt. Die sogenannte „Volksrepublik“ China ist einer der stärksten imperialistischen Staaten der Welt, mit bedeutenden Streitkräften und einer enormen Wirtschaftskraft. Sie ist einer der schlimmsten Feinde der kommunistischen Weltbewegung. Und dabei gibt es sowohl im Internet als auch unter den politischen Organisationen viele, die bereit sind, diesen Staat zu verteidigen, ihn zum Sozialismus zu erklären oder für einen Staat zu halten, der den Sozialismus aufbaut. Das Lob für China hat besonders heute zugenommen, wo chinesische Kapitalisten mit der Covid-19-Epidemie viel besser zurechtgekommen sind als die US-amerikanischen und europäischen Kapitalisten.

Viele linke und den kommunistischen Idealen nahestehende Persönlichkeiten versuchen auf dieser Grundlage, die Erfolge einiger Kapitalisten auf andere für die Erfolge des Sozialismus zu schieben, wobei sie den Arbeitern mit dieser „kommunistischen“ Propaganda gefährliche Wahnvorstellungen vermitteln.

Das „kommunistische“ China hat viele „Freunde“

Und das ist schon beinahe so, als würden wir hier über diejenigen sprechen, die bereit sind, die Sowjetunion unter Breshnew, das titoistische Jugoslawien oder Kautsky zu loben. Es ist, als würden wir hier über die offenen Revisionisten sprechen. Aber China hat viele Freunde, die sich hinter eine antirevisionistische Fassade verstecken. Beispiele für solche „antirevisionistischen“ Revisionisten sind einige Internet-Vereinigungen sowie unter den bekanntesten politischen Organisationen, die Arbeiterpartei Rußlands.

Was sie alle gemeinsam haben, ist eine idealistische, rein symbolische Herangehensweise an die antirevisionistische Rhetorik, die einen nicht ausreichend kompetenten Kommunisten verwirren kann.

Wie begann die Restauration des Kapitalismus?

Es völlig zutreffend, daß der Prozeß der bürgerlichen Restauration in der Sowjetunion bis auf die Zeit Chruschtschows zurückreicht, und auch in der Breshnew-Periode der sowjetischen Geschichte sind Schritte in Richtung auf den Kapitalismus erkennbar. Mit Recht wird gesagt, daß der heutige russische Kapitalismus nicht einfach das Produkt von Gorbatschows Verrat und der Intrigen des Auslands ist, sondern ein konsequenter Prozeß der Restauration des Kapitalismus, dessen logische Folge Gorbatschows Perestroika war.

Aber all diese zutreffenden Überlegungen gelten lediglich für die UdSSR. Doch sobald es um das heutige China geht, werden die Liquidierung der Diktatur des Proletariats und die Marktreformen geschickt von der Restauration des Kapitalismus in einen „schrittweisen Aufbau des Sozialismus“ umgedeutet.

Ist das in China eine „Neue ökonomische Politik“?

Es wird erklärt, daß das Wachstum des privaten, nichtstaatlichen Sektors der Wirtschaft, die Überflutung der Regierungspartei durch Oligarchen, die allgemeine Politik der Zusammenarbeit aller Klassen mit den Interessen des Großkapitals angeblich eine direkte Analogie zur „Neuen ökonomischen Politik“ sei. So stellt sich heraus, daß die antirevisionistische Position der Vergangenheit die Fassade ist, hinter der sich die revisionistische Position der Gegenwart und Zukunft versteckt. Auf diese Weise werden die wahren Ansichten der chinesischen „Kritiker des Revisionismus“, der nur in der UdSSR geherrscht habe, offenbar.


Worin besteht die Gefahr für die kommunistische Bewegung?

Die Kommunisten sollten immer daran denken, an alle Fragen materialistisch heranzugehen und nicht allein Chruschtschow, Breshnew oder Gorbatschow zu verurteilen, die Beurteilung der Position eines vor ihnen stehenden Genossen nicht auf Symbole, bzw. auf historische Figuren und Epochen der Geschichte, zu reduzieren. Und wir sollten nicht vergessen, daß heute nicht nur (und nicht so sehr) die revisionistischen Figuren der UdSSR, sondern die Anführer des „chinesischen Sozialismus“ Xi Jinping, die Figuren des „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ Maduro, Sjuganow, Platoschkin und andere unserer Zeitgenossen aller Länder, eine ideologische und darüber hinaus, eine politische Gefahr für die kommunistische Bewegung darstellen.

Die UdSSR ist heute nicht auf dem Globus zu finden. Sie zu kritisieren ist bequem, weil sie für den Weltrevisionismus harmlos ist. China ist auf der Landkarte zu finden, und das chinesische Kapital erobert die Märkte vieler Länder.

Der schlimmste Feind des Marxismus-Leninismus…

Sie alle – die Revisionisten des 21. Jahrhunderts – sind bereit, ihre Vorgänger aus dem 20. Jahrhundert zu verurteilen und die Anti-Revisionisten der Vergangenheit zu loben. Die KPRF ist bereit, Bernstein und Kautsky auf jede Weise zu kritisieren, während sie zugleich deren Politik fortsetzt. Sie lobt den Namen und die Sache Lenins und verherrlicht ihn auf jede nur erdenkliche Weise – und ist doch der schlimmste Feind der leninistischen Sache ist. Auch Xi Jinping ist sicherlich bereit, sich mit einem freundlichen Wort sowohl an Marx und Engels als auch an Lenin und Stalin und Mao zu erinnern, gleichzeitig aber ist er der Erbe der Restauratoren des Kapitalismus und der schlimmste Feind der kommunistischen Bewegung in China.

Die heutigen Revisionisten

Im heutigen China wird über die Akzeptanz von kleinen, mittleren und großen Unternehmen in der sozialistischen Wirtschaft argumentiert. Tatsächlich ist es für alle anderen kapitalistischen Länder das Muster einer totalen Kontrolle und des Terror gegenüber den Volksmassen. Deshalb kann der moderne Anti-Revisionismus nur ein Kampf gegen den chinesischen Imperialismus und die Anhänger des „chinesischen Weges“ sein. Und jeder Unterstützer des chinesischen Imperialismus und des „chinesischen Weges“ ist definitiv ein Revisionist.

В. Prawdoljubow

Quelle: http://bolshevick.org/kitaj-kak-indikator-sovremennogo-antirevizionizma/ (Übersetzung: Florian Geißler – Kommunisten-Online)

pdfimage  Prawdoljubow – Chinesischer Revisionismus

Siehe auch:
Das kapitalistische China

Ljubow Pribytkowa: Nennen Sie China nicht „sozialistisch“!

Dieser Beitrag wurde unter Kommunistische Partei, Marxismus-Leninismus, marxistisch-leninistische Philosophie, Wider den Antikommunismus! veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten zu Der chinesische Revisionismus…

  1. Eleonore Kraus schreibt:

    L. Pribytkowa hat außerordentlich Bemerkenswertes unter Berücksichtigung des M/L aufschlussreich zum heutigen China geschrieben, was hier auch veröffentlicht wurde. (Danke, hab’s verlinkt! Admin.)

  2. Pingback: Ljubow Pribytkowa: Nennen Sie China nicht „sozialistisch“! | Sascha's Welt

    • sascha313 schreibt:

      Danke Urs für den Hinweis! Eine Fleißarbeit mit vielen Fakten und Zahlen, unterstützt durch Zitate der Klassiker. Das unterstreicht eigentlich nur, was hier mit wenigen Worten dargelegt wurde. Bedauerlich ist nur, daß über 30 Jahre nach der Konterrevolution unter den Linken immer noch eine gewisse, verträumte Illusion von einem „sozialistischen China“ herumgeistert. (Krenz muß man nicht ernstnehmen, Köbele auch nicht.)

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