Es ist sehr aufschlußreich, wenn man die Maßnahmen liest, die Karl Marx und Friedrich Engels vorschlugen, um die Partei auf den richtigen Weg zu bringen. In manchem ist die damalige Situation durchaus mit der heutigen vergleichbar: auch heute gibt es vermehrt Unruhen in der Bevölkerung, auch heute versucht die Bourgeoisie die Protestierenden mit Gesetzen und Strafen massiv einzuschüchtern, auch heute gibt es kleinbürgerliches Denken und auch heute gibt es Opportunismus, von dem die Kommunisten sich ganz klar distanzieren müssen. Doch leider gibt es bis heute noch keine Partei, die in der Lage wäre, die proletarischen Volksmassen zu führen. Es ist nur eine Frage der Zeit!
Karl Marx und Friedrich Engels äußern sich über die Aufgaben einer proletarischen Kampfpartei. Der Zirkularbrief gehört zu den wichtigsten Dokumenten aus der Feder von Karl Marx und Friedrich Engels im Kampf um die revolutionäre proletarische Partei. In diesem Brief setzen sich die Begründer des wissenschaftlichen Kommunismus mit der opportunistischen Grundhaltung einer rechten Fraktion in der deutschen Sozialdemokratie zu Beginn des Sozialistengesetzes auseinander.
Aus dem Zirkularbrief von Marx und Engels an August Bebel, Wilhelm Liebknecht, Wilhelm Bracke und andere vom 17./18. September 1879.
Ein opportunistisches Programm
Da haben Sie das Programm der drei Zensoren [1] von Zürich. Es läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Am allerwenigsten für uns, da wir diese sämtlichen Redensarten von 1848 her noch sehr gut kennen. Es sind die Repräsentanten des Kleinbürgertums, die sich anmelden, voll Angst, das Proletariat, durch seine revolutionäre Lage gedrängt, möge „zu weit gehn“.
- Statt entschiedener politischer Opposition – allgemeine Vermittlung;
- statt des Kampfes gegen Regierung und Bourgeoisie – der Versuch, sie zu gewinnen und zu überreden;
- statt trotzigen Widerstands gegen Mißhandlungen von oben – demütige Unterwerfung und das Zugeständnis, man habe die Strafe verdient.
Konflikte nicht schönreden!
Alle historisch notwendigen Konflikte werden umgedeutet in Mißverständnisse und alle Diskussion beendigt mit der Beteuerung: in der Hauptsache sind wir ja alle einig. Die Leute, die 1848 als bürgerliche Demokraten auftraten, können sich jetzt ebensogut Sozialdemokraten nennen. Wie jenen die demokratische Republik, so liegt diesen der Sturz der kapitalistischen Ordnung in unerreichbarer Ferne, hat also absolut keine Bedeutung für die politische Praxis der Gegenwart; man kann vermitteln, kompromisseln, philanthropisieren nach Herzenslust.
Aufruf zum Klassenkampf
Ebenso geht’s mit dem Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Auf dem Papier erkennt man ihn an, weil man ihn doch nicht mehr wegleugnen kann, in der Praxis aber wird er vertuscht, verwaschen, abgeschwächt. Die sozialdemokratische Partei soll keine Arbeiterpartei sein, sie soll nicht den Haß der Bourgeoisie oder überhaupt irgend jemandes auf sich laden; sie soll vor allem unter der Bourgeoisie energische Propaganda machen; statt auf weitgehende, die Bourgeoisie abschreckende und doch in unsrer Generation unerreichbare Ziele Gewicht zu legen, soll sie lieber ihre ganze Kraft und Energie auf diejenigen kleinbürgerlichen Flickreformen verwenden, die der alten Gesellschaftsordnung neue Stützen verleihen und dadurch die endliche Katastrophe vielleicht in einen allmählichen, stückweisen und möglichst friedfertigen Auflösungsprozeß verwandeln könnten.
Spießbürgerliches Denken verbannen!
Es sind dieselben Leute, die unter dem Schein rastloser Geschäftigkeit nicht nur selbst nichts tun, sondern auch zu hindern suchen, daf überhaupt etwas geschieht als – schwatzen; dieselben Leute, deren Furcht vor jeder Tat 1848 und 1849 die Bewegung bei jedem Schritt hemmte und endlich zu Fall brachte; dieselben Leute, die nie Reaktion sehn und dann ganz erstaunt sind, sich endlich in einer Sackgasse zu finden, wo weder Widerstand noch Flucht möglich ist; dieselben Leute, die die Geschichte in ihren engen Spießbürgerhorizont bannen wollen und über die die Geschichte jedesmal zur Tagesordnung übergeht …
Die Arbeiterklasse muß sich selbst befreien
Was uns betrifft, so steht uns nach unsrer ganzen Vergangenheit nur ein Weg offen. Wir haben seit fast 40 Jahren den Klassenkampf als nächste treibende Macht der Geschichte und speziell den Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat als den großen Hebel der modernen sozialen Umwälzung hervorgehoben; wir können also unmöglich mit Leuten zusammengehn, die diesen Klassenkampf aus der Bewegung streichen wollen. Wir haben bei Gründung der Internationalen ausdrücklich den Schlachtruf formuliert: Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiterklasse selbst sein.
Keine Gemeinsamkeit mit Versöhnlern
Wir können also nicht zusammengehn mit Leuten, die es offen aussprechen, daß die Arbeiter zu ungebildet sind, sich selbst zu befreien, und erst von oben herab befreit werden müssen, durch philanthropische Groß- und Kleinbürger. Wird das neue Parteiorgan eine Haltung annehmen, die den Gesinnungen jener Herren entspricht, bürgerlich ist und nicht proletarisch, so bleibt uns nichts übrig, so leid es uns tun würde, als uns öffentlich dagegen zu erklären und die Solidarität zu lösen, mit der wir bisher die deutsche Partei dem Ausland gegenüber vertreten haben. Doch dahin kommt’s hoffentlich nicht. Dieser Brief ist bestimmt zur Mitteilung an alle 5 Mitglieder der Kommission in Deutschland sowie an Bracke …
(Karl Marx/Friedrich Engels: Werke. Bd. 19, Berlin 1962, S. 163 ff. – Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)
Aus dem Aufruf der Parteivertretung an die deutschen Sozialdemokraten vom 18. Sept. 1880
Der nachfolgende Aufruf war eine unmittelbare Folge des illegalen Kongresses der deutschen Sozialdemokratie in Wyden vom 20. bis 23. August, der die Periode der Schwankungen in der Sozialdemokratie zu Beginn des Sozialistengesetzes beendete und sie auf die von Karl Marx und Friedrich Engels vertretene revolutionäre Politik und Taktik führte. Der Wydener Kongreß (Schweiz) legte wichtige Grundlagen für den Sieg der deutschen Sozialdemokratie über das Sozialistengesetz.
Die führende Rolle der Partei
Die Sozialdemokratie, die alleinige und wahre Vertreterin des Proletariats, marschiert an der Spitze aller Elemente, welche dem herrschenden sozialen und politischen System den Untergang bereiten und ein neues, der Gerechtigkeit und unserer Kultur entsprechendes Staats- und Gesellschaftssystem aufbauen wollen.
Klarheit schaffen!
Pflicht der Partei ist es deshalb, alle Mittel in Anwendung zu bringen, um sich zu verstärken, aus halben Feinden sich Freunde, aus Gegnern, die es nicht aus Klasseninteresse, sondern aus Unkenntnis sind, sich Anhänger zu verschaffen.
Mut und Klugheit!
Diese Aufgabe ist unter den Umständen, unter denen die Partei gegenwärtig in Deutschland lebt und kämpft, eine sehr verantwortliche und schwierige. Von Feinden umgeben, die uns vernichten wollen, denen eine reaktionäre Gesetzgebung Mittel in Hülle und Fülle an die Hand gibt, uns „im Namen des Gesetzes“ [2] zu unterdrücken, kann, wir wiederholen es, nur Mut gepaart mit Klugheit uns Erfolge sichern.
Initiative ergreifen!
Unter diesen Bedingungen ist jedes Mittel recht, das Erfolge sichert, und Sache der Parteigenossen jedes einzelnen Ortes ist es, die geeigneten Mittel und Wege zu ergreifen und einzuschlagen, die ihnen zur Erreichung des Erfolges am sichersten scheinen.
Gemeinsame Beratung – gemeinsames Handeln!
Wir können nicht nach einer Schablone arbeiten, nicht in jedem einzelnen Falle die sogenannten „Führer“ befragen, aber ebensowenig soll und darf ein einzelner auf eigene Faust handeln. Gemeinsame Beratung ist notwendig, einerlei unter welcher Form, und in wichtigen Fragen gemeinsames Handeln mit dem Ganzen. Das muß für all‘ unser Tun und Lassen unsere Richtschnur sein.
Regelmäßige Absprachen!
Also organisiert Euch, einerlei wie. Die größeren, besser situierten und mehr mit geistigen Kräften versehenen Orte müssen die kleinen ihrer Umgebung unterstützen und, wenn dies die Genossen in größerer Anzahl nicht können, so müssen die Vertreter derselben .aus den verschiedenen Orten häufig in mündlichen Verkehr miteinander treten.
- Also Organisationen allüberall bis in den entlegensten Ort, wo wir Anhänger haben, und unter jeder denkbaren Form; das ist das erste Gebot.
- Das zweite ist: unermüdliche Agitation für die Verbreitung unseres Zentral-Organs, des „Sozialdemokrat“ [3], durch Gewinnung neuer Leser und Abonnenten. Unterstützung desselben durch Artikel und Korrespondenzen von Seiten der federgewandteren Parteigenossen und endlich umsichtige und ausgiebige Verbreitung der von der Partei ausgehenden Flugblätter und sonstigen literarischen Erzeugnisse, namentlich auch der vorausnahmegesetzlichen Broschürenliteratur. Das Parteiorgan muß schon deshalb überall gelesen werden, damit jeder weiß, was in der Partei vorgeht.
- Das dritte Gebot ist: das beständige Sammeln von Geldern für Agitations- und Unterstützungszwecke an jedem Ort und in jeder Form. Man warte nicht, bis dazu von irgendeiner autorisierten Seite aufgefordert wird und warte ebensowenig mit der Absendung der Sammlungen. Zum Kriegführen gehört Geld, Geld und wieder Geld, und da die Partei beständig Krieg führt, so braucht sie auch beständig Geld …
Der Sozialdemokrat (Zürich), 26. September 1880.
(Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Bd. 1. Berlin 1966, S. 609 f. – Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)
Anmerkungen:
[1] Gemeint sind Bernstein, Schramm und Hochberg, die Verfasser des „3-Stern-Artikels“, in dem die revolutionäre Politik der Sozialdemokratie kritisiert und zu einer opportunistischen Politik aufgerufen wurde. Im Zirkularbrief erteilten Marx und Engels ihnen die entsprechende Antwort.
[2] Gemeint ist das Sozialistengesetz.
[3] Der „Sozialdemokrat“, gegründet 1879, war das zentrale Organ der deutschen Sozialdemokratie unter dem Sozialistengesetz. Es spielte als kollektiver Organisator, Propagandist und Agitator eine bedeutende Rolle beim Sieg über das Sozialistengesetz.
Siehe auch:
Was ist eine revolutionäre Partei? (Die 12 Stalinschen Bedingungen)
Stalin: Über den innerparteilichen Streit der Kommunisten
Hat dies auf karovier blog rebloggt und kommentierte:
„Was uns betrifft, so steht uns nach unsrer ganzen Vergangenheit nur ein Weg offen. Wir haben seit fast 40 Jahren den Klassenkampf als nächste treibende Macht der Geschichte und speziell den Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat als den großen Hebel der modernen sozialen Umwälzung hervorgehoben; wir können also unmöglich mit Leuten zusammengehn, die diesen Klassenkampf aus der Bewegung streichen wollen. Wir haben bei Gründung der Internationalen ausdrücklich den Schlachtruf formuliert: Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiterklasse selbst sein. Wir können also nicht zusammengehn mit Leuten, die es offen aussprechen, daß die Arbeiter zu ungebildet sind, sich selbst zu befreien, und erst von oben herab befreit werden müssen, durch philanthropische Groß- und Kleinbürger…“ – Karl Marx, Friedrich Engels.
Mich wundert es ein bisschen, daß hier die Rolle des Preußischen Junkertums nicht einmal erwähnt wird. Immerhin war der damalige Reichskanzler Bismarck auch ein Junker (aus der Altmark). Somit hatte die Arbeiterklasse eben nicht nur die Bourgeoisie, sondern auch die Junker zum Klassenfeind. Was sich der preußische Staat natürlich auch zunutze machte und Adlige aus Frankreich nach Deutschland holte die in der preußischen Armee u.a. als Offiziere Karriere machten wie z.B. die Herren von Saint André (der letzte Spezie dieser Gattung fiel 1945 in Stalingrad).
Aber nicht nur Adlige, sondern auch Bürger und Handwerker aus Frankreich wurden in dieser Zeit nach Deutschland migriert, von Hitler verächtlich als Handschuhmacher (Mein Kampf) bezeichnet. Und diese Migration im 19. Jh. war, genauso wie heute, eine wichtige Maßnahme, welche die herrschende Klasse im Kampf gegen die Arbeiterklasse ergriff. MFG
„Doch leider gibt es bis heute noch keine Partei, die in der Lage wäre, die proletarischen Volksmassen zu führen.“
Ich muß dieser Aussage widersprechen!
Das mag alles auf Europa und seine „ehemaligen“ Kolonien zutreffen.
In Russland gibt es jedoch seit 1917 zunächst unter Lenin und dann von 1923 bis zur Ermordung Stalins 1953 eine solche Partei … und in China seit 1921 unter Mao … und seit dem 17. Oktober 1926 in Korea und seit dem 1. Januar 1959 unter Castro.
— auf Wikipedia muß ständig die Lüge gelesen werden: „Korea gehörte zum Japanischen Kaiserreich“ — GANZ Widerlich! Korea wurde nämlich 1905 vom *Japanischen Kaiserreich* zu einem „Protektorat“ („Schutzgebiet“) erklärt und 1910 zu einer Kolonie von Sklaven gemacht!
… mit freundlicher Unterstützung aller Banken des Kapitalismus und aller übrigen „Staaten des Kapitalismus“! —
In China GIBT ES also eine Partei, die *nicht nur in der Lage wäre*, sondern eine Partei, die mit 100 MILLIONEN Mitgliedern, nach wie vor dazu in der Lage ist, „die proletarischen Volksmassen zu führen.“
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Auch auf dem Gebiet Deutschlands gab es seit dem 8. Mai 1945 eine solche Partei: Die KPD!
„Ewig von der totalen Auslöschung durch die Kapitalisten – vor allem der SPD – bedroht“, ging die KPD unter dem militärischen Schutz der Sowjetunion mit der SPD innerhalb der SBZ einen „Burgfrieden“ ein … der ihr letztendlich 1989 das Genick gebrochen hat.
Obwohl Walter Ulbricht das Dilemma der DDR klar erkannte, welches durch die Konterrevolution in der UdSSR nach der Ermordung Stalins verursacht wurde, hatte er innerhalb der KPD nur wenige Unterstützer, um Mao = China um Hilfe zu bitten! (Genossen sind halt auch nur Menschen!).
Obwohl die angestrebte Hinwendung der DDR durch Walter Ulbricht zu China innerhalb des sogenannten „Ostblock“ und sogar innerhalb der KPD *selbstverständlich* auf Ablehnung stoßen musste … hatte Genosse Ulbricht — klar, darüber wird nicht berichtet — versucht, die DDR unter den Schutz Chinas zu stellen, um die DDR vor dem Untergang – die ihr durch die Gewalt der Konterrevolution in der Sowjetunion drohte – zu bewahren.
Der MENSCH Walter Ulbricht, der bereits in der *Weimarer Republik* KPD-Abgeordneter im Reichstag war und vor Stalingrad dazu beigetragen hat, daß nicht alle dort eingeschlossen Menschen einen SINNLOSEN Tod sterben,
wurde schließlich durch seinen „Schüler“ und (?) Freund (?) Erich Honecker mit der Hilfe der Oligarchen um Chruschtschow gestürzt!
— Irgendwie ist dann ja auch Honecker „Gerechtigkeit“ widerfahren, als er auf dem Staatsbankett für Gorbatschow zu Ehren des 40-jährigen Bestehens der DDR von ALLEN verlassen wurde. Gorbatschow und seine Frau verließen als erste den *Palast der Republik* … der Rest von IDIOTEN folgte!!! —
Dies erfolgte alles nach der „Palast-Revolution“ innerhalb der Sitzung des ZK der SED bei der Genosse Honecker wegen seiner schweren Erkrankung nicht anwesend war … und die beiden wichtigsten Stützen zur Aufrechterhaltung der DDR ‚ausgeschaltet‘ wurden:
Das Ministerium für Staatssicherheit unter dem bis zu seinem Lebensende treuen und aufrechten Kommunisten Erich Milke und
Dem Ministerium der Verteidigung der DDR unter dem deutscher Armeegeneral(*A) Heinz Keßler, der militärisch der Oberbefehlshaber der Streitkräfte und ‚untergeordnet‘ Befehlshaber der bewaffneten Arbeiter in den Betrieben der DDR war! — Heinz Keßler befand sich während dieses Putsches gegen die DDR und die Menschen – die Staatsbürger der DDR – im Ausland! … die gesamte Kommunikation zwischen MfS und Volksarmee und darüber hinaus befand sich bereits unter Kontrolle der NATO.
(*A) „Armeegeneral“ ist nicht bloß ein Titel!
Wem dieser „Titel“ zuteil wird,
IST
— in einer immer noch ***Stratokratisch formierten und organisierten Welt! —
***Julius Cäsar***
präzisiert also: „in der BRD“!