Die Schulbildung in der DDR war nicht nur gut, sondern auch moralisch wertvoll. Immer wurden wir Kinder im Geiste des sozialistischen Humanismus, der Kameradschaftlichkeit und Achtung vor anderen Menschen erzogen. Doch nicht nur das – wir lernten auch die Grausamkeiten des Faschismus hassen, Überheblichkeit und Egoismus zu verachten und wir konnten uns frei und ungezwungen bewegen. Wir lebten, lachten und lernten – und wir hatten Freude und Freunde. Es war die Stalin-Zeit, in der unsere Republik gegründet wurde. Und es waren unsere Eltern und Großeltern, die diesen – unseren – Staat mitaufbauten. Wir liebten das Leben, und wir wußten: Der Sozialismus bietet uns eine gesicherte Zukunft, jedem nach seinen Fähigkeiten. Und jeder bekam seinen Lohn nach seiner Leistung. Schmarotzer und Nichtstuer, die von der Leistung anderer lebten, wie in Westdeutschland, gab es bei uns nicht. Was des Volkes Hände schufen, war nun des Volkes eigen geworden…
Sicher muß man nicht unbedingt ein russisches Lehrbuch zitieren. Doch – was gab es damals schon? Sämtliche Schulbücher aus der Nazizeit mußten vernichtet werden. Völlig zurecht! Denn nicht einmal ein Mathematikbuch war frei von faschistischer Ideologie. Hier nun eine kleine Fabel aus einem Lehrbuch der russischen Sprache:
Übersetzung:
2. STREIT DER TIERE
Eine Kuh, ein Pferd und ein Hund stritten miteinander,
wen von ihnen der Hausherr mehr liebt.
„Natürlich mich“, sprach das Pferd.
„Ich ziehe ihm Pflug und Egge, fahre das Holz aus dem Wald;
und er selbst reitet auf mir in die Stadt.
Ohne mich würde er zugrundegehen.“
„Nein, mich liebt der Hausherr mehr“, spricht die Kuh.
„Ich füttere die ganze Familie mit Milch.“
„Nein, mich“, brummt der Hund. „Ich bewache ihn gut.“
Der Hausherr hörte den Streit und sagte:
„Hört auf zu streiten: Ich brauche euch alle,
und jeder von euch ist gut an seinem Platz.“
Quelle: M.A. Staats: Russische Chrestomathie. Хрестоматия. Volk und Wissen Volkseigener Verlag – Berlin/Leipzig, 1948, S.5
Siehe auch:
Eine Geschichte aus der sozialistischen Sowjetunion
Zu Besuch bei Stalin
ich bezweifle das mit dem hass-lernen. die lehre des hasses (wider den kapitalismus, die ausbeuter usw.) war eine der großen propaganda kampagnen der besatzer gegen die DDR ab 1990. besonders gern wurden reden von e. mielke als pseudobeweise herangezogen, aber auch entsprechende appelle an die jugend.
sicher haben die meisten nachgeborenen faschismus und krieg abgelehnt. aber gehaßt?
haß läßt sich schwer lehren und lehrbuchlernen. und noch schwerer, denke ich, überhaupt mittels vernunft. während haß mit hysterie und hetze, mit verblödung und verrohung, mit gedröhn und gegröle, mit alkohol und ecstasy gut bis bestens trainiert werden kann. wie er dann 1990 größtmedial abgefeiert wurde unter beteiligung vieler. die allerdings bei weitem nicht die mehrheit waren, aber durch die west-medien zu einer solchen aufgeblasen wurden.
aber genau das hat die DDR als staat und als gesellschaft ja abgelehnt! also „hysterie als gesellschaftskitt“, alkohol als lehrmeister. usw. das wort ‚haß‘ wurde gelehrt, der haß selber kaum. eher kam als ergebnis der lehre des vernünftigen haß zustande, nämlich auf die DDR. weitere soziologische voraussetzungen wurden kaum oder gar nicht erforscht und werden es wohl nie. z.b. wie viele nazi großeltern waren in der DDR an der produktion des hasses gegen die DDR beteiligt? also an der anti-DDR-einstellungen der jahn, gauck, merkel, birthler, göring, kipping usw. in welchem maße waren jesus (merkel ist ja auch eine jesustusse, gauck ein jesus propagandist usw. – beide große und namhafte hasser), in welchem maß westpop beteiligt?
in welchem maße wurde in der DDR das brd regime und dessen faschismus gehaßt, da sich die große mehrheit der DDR bürger so rasch so versöhnlich gaben und „ankommen“ wollten, wie gysi die marschrichtung vorgab. der haß der alten nazis in der brd ließ dergleichen versöhnlichkeiten jedenfalls nicht zu.
…schwierige Sache… und welche Antwort gibt man auf einen scheinbar so leichthin geäußerten Satz gegenüber den „Grausamkeiten des Faschismus“?
Kann man Karl Marx eigentlich nachempfinden, wenn er sich mit tiefster Abscheu und Verachtung, ja mit Haß, gegenüber dem Ausbeutersystem und der herrschenden Klasse äußert, wenn er dem Kapital bescheinigt, daß es „aus allen Poren, blut- und schmutztriefend“ zur Welt kommt (Marx: „Das Kapital“, Bd.23, S.788)?
Ich denke schon. Nun hat ja der „Spiegel“ gleich 1961 eine 14teilige ebenso schwülstige, wie verlogene „Geschichte“ des Kommunismus zusammengeschrieben. Und wer von den westdeutschen „Bildungsbürgern“ das gelesen hatte, der wußte Bescheid, der war „geheilt“ vom Kommunismus, der „wußte“: Haß und Menschen-verachtung, Intrigen und Lügen – das sind die Mittel und Motive der Revolutionäre aller Zeiten.
Ich weiß nicht, wie die Antwort von unserer Seite (der DDR) darauf war. Denn um den westdeutschen Leser bei Laune zu halten, waren nebst unzähligen Bildern und Geschichtchen regelmäßig Wissoll- und Hennessy-, Schwäbisch-Hall- und diverse Zigarren-Werbungen eingeflochten. Es sollte ja nicht langweilig werden. Doch was wurde damit erzeugt? Ebendieser abgrundtiefe Haß, den man Marx und Engels, Lenin und Stalin usw. immer wieder unterstellt. Gefühle dominierten, von „Argumenten“ und „Tatsachenberichten“ durchsetzt; das viel später (1997) erscheinende „Schwarzbuch des Kommunismus“ – dagegen: ein trockener, langweiliger Schmöker. Brauchte es noch weitere „Beweise“, um den Kommunismus in Bausch und Bogen abzulehnen? Für den Spiegel- und Bild-Zeitungsleser sicher nicht.
Zweierlei hatten und haben wir diesen lügnerischen Machwerken allemal entgegenzusetzen: a) unsere eigene, real erlebte sozialistische Wirklichkeit und b) die durchweg einheitliche und geschlossene marxistische-leninistische Theorie, die ja – wir wissen es – eben auch gelebte Praxis war. Wer dies 1990 so leichtfertig von sich warf, der konnte nun nach immerhin 30 Jahren lernen, daß diese so geschmähte Theorie von A-Z zutreffend ist, und daß Marx mit seiner Abneigung und Verachtung recht behielt.
Doch was wäre die Alternative gewesen? Versöhnung mit den Unversöhnlichen? Vergebung denen, die den Kommunisten nie etwas vergaben? Nein. Ganz sicher nicht! Ach ja – und was die Moral betrifft: gibt es noch Zweifel daran, daß der Geschichte des Sozialismus (bei aller Härte, die wir den Grausamkeiten des Imperialismus, des Faschismus, entgegenzusetzen gezwungen waren) eine zutiefst humanistische Weltanschauung zugrunde liegt? …eine kleine Fabel, und doch – was für ein tiefer Sinn!
Schade — oder muß ich sagen: ich bin sehr traurig???
daß es mir nicht mehr gestattet ist, hier zu kommentieren,
weil sich über mich bei Sascha313 beschwert wurde?
Wer behauptet denn daß im Sozialismus Haß gelehrt wurde!? Also ich kann Ihnen versichern, daß dies ganz sicher nicht der Fall war. Rücklickend auf unsere gesellschaftswissenschaftlichen Fächer in POS, EOS, NVA und FH kann ich sogar feststellen, daß uns die Gefährlichkeit und Brutalität des in Westdeutschland real existierenden Kapitalismus nicht eindringlich genug dargestellt wurde!
Schönen Sonntag.
Unendlich groß war unsere Freude wenn es in die großen Ferien ging. Und genauso groß die Freude, wenn die großen Ferien vorbei waren. Unvergesslich der Geruch von frisch gespitzten Bleistiften und der Geruch von blauer Tinte. Unverkennbar die Stimme unseres Direktors Wolfgang B. (1921-1995).
Montagsappell, die Großen hatten mal wieder was ausgefressen. Ich sehe sie heute noch stramm stehen und wie sie sich das Lachen verkniffen haben. Was war geschehen? Nun, sie hatten dem Bauern Ulli G. ein Hühnchen entwendet, es gerupft und in Wald gebrutzelt. Bauer G. hätte es gar nicht bemerkt wenn der Anstifter dieses Dumme-Jungen-Streichs nicht die große Fresse gehabt und damit rumgeprotzt hätte, also Strafe musste da wohl sein 😉
Meine Lieblingsbücher damals: „Zwei Freunde und 100 Ideen“, Autorenkollektiv aus dem Russischen, „Mit Spule Draht und Morsetaste“ von Martin Selber. Danke Charlotte (1923-2004) unsere Bibliothekarin. Danke an Alle.
PS: 1. 4, 2. 1 😉
Eger, in dieser Fabel geht es nicht um Hass. Es geht um Liebe, um das Gebrauchtwerden, und es geht auch um Eifersucht, aber die sollte man nicht mit Hass verwechseln.
Hass ist etwas ganz anderes. Du kennst sicher den dialektischen Lehrsatz, dass jedes Ding zwei Seiten hat. Liebe ist der Gegensatz von Hass. Beide aber bedingen einander, sie stoßen sich ab, und sie ziehen sich an. Sie sind ein Paar, ohne Liebe gibt es keinen Hass, sondern nur Lauheit. Ich will dir das an einem praktischen Beispiel erklären:
Als ich bis 1949 mit meinen Eltern in Westberlin gelebt hatte und weil mein Vater als Kommunist aus der sowjetischen Gefangenschaft zurückkam, musste ich als sehr junges Kind so einiges an Hass ertragen, auch von meinen Spielgefährten, und Antikommunismus ist ungeschminkter Hass.
Als ich, noch in Westberlin, die andere Welt kennenlernte, die „hinter dem Eisernen Vorhang“, wusste ich, dass sie die menschenfreundliche Welt ist, sie baut mich auf, sie zerstört mich nicht.
Menschen, die Kommunisten hassen, handeln immer destruktiv, weil sich ihr Handeln gegen den Menschen selbst richtet. Sie lieben das Destruktive des Kapitalismus, und aus Liebe zu ihm sind sie bereit zu töten. Sie führen Kriege, in denen Millionen Menschen gestorben sind. Und das tun sie in voller Überzeugung, das Richtige zu tun. Und weißt du, warum? Weil sie es nicht anders wissen, der Kapitalismus hat ihnen diese Gedanken beigebracht und verlangt im Namen dieses Gedankens, so zu handeln. Auch sie lieben und hassen zugleich. Womit der dialektische Lehrsatz bewiesen wäre. Das Negative, das dem Begriff des Hasses anhaftet, stimmt also nicht von vornherein, in diesem Fall aufgrund des Gegensatzes von konstruktiver und destruktiver Gesellschaftsordnung. Sie glauben, sie hätten den Kommunismus besiegt, und haben sich neue Feinde gesucht. Aber ganz sicher sind sie sich nicht. Denn eines wissen sie: Sie arbeiten mit an der Zerstörung der Welt, an der Zerstörung der Menschheit. Und mit diesen Leuten einen Konsens herstellen? Sind alle Menschen Brüder? Hat also der Hass keine Berechtigung?