BRD: Die zweite Welle war eine „nationale Welle“. Systematische Wühltätigkeit im In- und Ausland…

Bundeswehr 1955Natürlich geht es hier nicht um die zweite „Korona“-Welle, sondern um einige Erfahrungen aus der Geschichte der sogenannten Bundesrepublik Deutschland, des imperialistischen Nachfolgestaates Hitlerdeutschlands aus dem Jahre 1960. Am 8. Mai 1945 war war dieses tausendjährige „Deutsche Reich“ nach nur 12 Jahren durch die mächtigen Schläge des ersten sozialistischen Staates in Trümmer zerschlagen worden. Und diese Schmach konnten die Faschisten, welche sich vor der Strafverfolgung nach Westdeutschland unter die Fittiche der USA gerettet hatten, nicht auf sich sitzen lassen. Eine neue Welle mußte her, eine „Nationale Welle“. Zumal die Führung der Sowjetunion ja darauf verzichtet hatte, sich für die Verbrechen der Deutschen während des 2. Weltkriegs, der Ausrottung der Völker Europas und der UdSSR, der Ausplünderung und totalen Zerstörung  ganzer Landstriche zu rächen.  Der Faschismus in Westdeutschland wurde nie beseitigt! Am Freitag, dem 8. Januar 1960 veröffentlichte die sozialistische Tageszeitung der DDR den folgenden Bericht:

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Berlin (ND). „Neues Deutschland“ enthüllte gestern die gefährliche Rolle des Bonner Kriegsministeriums, des Kriesgministers Strauß und des mtes für psychologische Kriegsführungbei der Entfessellung der Welle des Nationalismus und Faschismus in Westdeutschland. Strauß und sein Amt für psychologische Kriegführung stützen sich auf eine Unzahl von Organisationen, um ihr giftiges Gedankengut im Volk zu verbreiten und faschistische Provokationen zu starten. Wir veröffentlichen eine – unvollständige – Liste solcher Organsiationen.

Sie alle entstanden auf Wunsch der Bonner Machthaber, oder von ihnen geduldet und gefördert, durch die Bonner Gesetze begünstigt; teilweise werden sie direkt von der Regierung finanziert. Der umfänglich größte Teil dieses Apparates sind die Soldatenverbände, die direkt mit Strauß zusammenarbeiten.

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Dazu gehören:

  • Agenten- und Propagandaorganisationen: Sie werden gelenkt von den Ministerien des Inneren, Gesamtdeutsche Fragen und „Verteidigung“; sie arbeiten eng mit dem Amt für psychologische Kriegsführung und dem Bundesnachrichtendienst zusammen.
  • „Ostbüros“ [der Parteien und Gewerksch. CDU, SPD, FDP, FVP, DGB, DP]
  • Revanchistenorganisationen. Dachorganistion: Bund der Vertriebenen – Vereinigte Landsmannschaften und Landesverbände; direkt von der CDU gesteuert.
  • Ausländische Faschisten: NTS (Weißgardistische Organsiation), Zentralvereinigung der politischen Emigranten aus der UdSSR (ZOPE), Kampfbund zur Befreiung der Völker Rußlands (SBONR), Pfeilkreuzler (ungarische Faschisten), Kameradschaftsverband ungarischer Frontkämpfer, Lettischer Fürsorgeverein, XV. Kosaken-Kavallerie-Korps, Verband rumänischer Frontkämpfer u.a. Organsationen.

Die „Nationale Welle“

Ein Kommentar von Dr. K.

„Mit der Schlappheit geht es jetzt nicht mehr“, erklärte Major Sagner, der Mann des Bonner Kriegsministers im Amt für psycho­logische Kriegführung. So steht es in dem vertraulichen Informationsbericht aus dem hessischen Innenministerium. Sechs Tage später nahm die „nationale Welle“ von der Schändung der Synagoge in Köln ihren Aus­gang. Sie rollte durch die ganze Westzone und schwappte über die Grenzen. „Wir brauchen eine nationale Welle“, hatte der Major gesagt.

Die „Schlappheit“ austreiben…

Diese Redensarten kommen uns bekannt vor. Haben nicht die Nazis, als sie die Wei­marer Republik unterminierten, gegen die „Schlappheit des Systems“ gewettert? Haben sie nicht der „Schlappheit“ ein Ende gemacht, indem sie mit der Flutwelle des fa­schistischen Terrors jeden Rest von Demo­kratie hinwegspülten? Damals begann der deutsche lmperialismus mit der unmittelbaren Vorbereitung des zweiten Weltkrieges und deshalb mußte den Deutschen die „Schlappheit“ ausgetrieben werden.

Atomrüstung voran!

Und wozu brauchen die deutschen Militaristen die „nationale Welle“ heute? Ihre Kriegsvorbereitung ist mit der Atomrüstung in das entscheidende Stadium getreten. Da muß wieder mit der „Schlappheit“ – zum Beispiel des Jahrganges 1922 – Schluß gemacht werden.

Gefangene werden nicht gemacht…

Sagner meint, auf die Ressentiments des Auslandes könne man dabei keine Rück­sicht mehr nehmen. Aber sein Chef Franz Josef Strauß hat sehr wohl an die Außen­politik gedacht, als er das Stichwort gab. Bonns Hauptaufgabe ist heute die Atom­rüstung – und da kommen Leute, wollen eine Gipfelkonferenz abhalten, die Lage ent­spannen und auch noch über eine totale Abrüstung verhandeln. Da muß doch wohl etwas „gegen die Schlappheit“ in der inter­nationalen Politik geschehen. So läßt Strauß seine Welle vor allem gegen die Gipfelkon­ferenz rollen.

Erziehung der Jugend zu Grausamkeit

Für so eine „nationale Welle“ ist der Antisemitismus unerläßlich. Nicht nur, weil er – wie sich der erfahrene Antisemit Taubert er­innert – allgemein zur „nationalen Hoch­stimmung“ beiträgt. Hitler erzog mit der Judenverfolgung die deutsche Jugend zur Bestialität. Wenn Deutsche später unter sei­nem Befehl sich an die Ausrottung ganzer Völker machen sollten, so mußten sie vorher an solche Aufgaben gewöhnt werden. Die Juden waren schon vor dem Krieg das Objekt für die Ausbildung zu Haß, Men­schenverachtung, Gewissenlosigkeit und Grau­samkeit.

Ausrottung der Untermenschen

Darum greifen die deutschen Militaristen auch heute wieder auf den Antisemitismus zurück. Zumal wenn man auf den Bürgerkrieg gegen die DDR hinsteuert, müssen die Rekruten darin geübt werden, Mitbürger als Untermenschen zu behandeln. Im nationalen Wellenbad soll sich die westdeutsche Be­völkerung auf das Stahlbad eines neuen Krieges vorbereiten. Der Antisemitismus ist nur der Punkt auf das I, nachdem Militarismus und Faschismus schon lange kultiviert worden sind. Der jetzt erreichte Zustand ist das beachtenswerte Er­gebnis des zehnjährigen Bestehens der Bundesrepublik.

Wird die SPD daraus etwas lernen?

Diesem Staat und dieser Landesverteidigung hat die SPD in Godesberg ihren Segen gegeben. Wird sie begreifen, daß die faschistische Springflut die Quittung für Godesberg ist und wird sie Ihre Schlüsse dar­aus ziehen? Oder wird sie sich weiter an Strauß halten und auch auf seiner neuesten nationalen Welle mitschaukeln, bis sie sich eines Tages bei der faschistischen Riesenwelle das Genick bricht.

Dr. K.

Quelle: Neues Deutschland, Freitag, dem 8. Jauar 1960

600108 ND Bonner Zentrum

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28 Antworten zu BRD: Die zweite Welle war eine „nationale Welle“. Systematische Wühltätigkeit im In- und Ausland…

  1. Hanna Fleiss schreibt:

    Die Frage für mich: Wieviel haben die damaligen Westdeutschen davon mitbekommen? Und wieviel wissen die heutigen Westdeutschen davon? Wir in der DDR konnten es wissen.
    Der westdeutsche Staat wurde mit Wissen der US-amerikanischen Besatzer ausgerichtet zu einem faschistischen Staat, die Faschisten waren niemals weg. Sag das heute einem Westdeutschen, dass die BRD ein faschistischer Staat ist – er wird es nicht glauben. Viele dieser Institutionen bestehen ja auch nach der Annexion der DDR weiter, nun aber gegen alle Menschen ausgerichtet, die sich ein anderes Deutschland wünschen. Nie hatte ich geglaubt, dass ich jemals mit dem Verfassungsschutz zu tun haben würde, der in meiner Wohnung eine heimliche Haussuchung vorgenommen hatte und etliche Unterlagen und persönliches Eigentum heimlich entwendet hatte. Jetzt hat er von der Bundesregierung das, was er immer schon tut, die Bespitzelung der Computer sogenannter Linksextremisten, auch ganz gesetzlich zu tun. Rede mir da einer noch von Demokratie oder Freiheit oder wie die Schlagworte noch heißen! Dieser Staat, in dem ich zu leben gezwungen bin, hat sich nie geändert, er ist immer derselbe Staat von faschistischen Gangstern und Spitzeln gewesen und geblieben. Unermesslich, was wir mit der DDR verloren haben.

    • Erfurt schreibt:

      Hannilein, ich bin Jahrgang 57 also ein ganzes Stück jünger als Du. Wenn ich zurückdenke, wie wohlbehalten und gut behütet wir in der DDR aufgewachsen sind und das mit heute vergleiche kommt eine Stinkwut in mir hoch. Nein es ist nicht mein bescheidenes Alter und die verlorene Jugend schlechhin. Was mich so wütend macht, ist vielmehr das was man Bewusstsein nennt das bekanntlich durch das Sein bestimmt ist. Weil wir uns den nackten Tatsachen gegenüber eben nicht verschließen können, weil wir heute in einer Gesellschaftsordnung leben müssen die schrecklicher nicht sein kann. Genau das war mir noch nie bewusster als heute, was in mir die Frage aufwirft, warum dieses Bewusstein nicht schon früher eingesetzt hat und damit meine ich auch meine Zeit in der DDR.

      Und so habe ich erst gestern wieder zu meiner Frau gesagt: Es bringt nichts wenn wir unserer Vergangenheit samt aller Versäumnisse und Fehler die wir (und auch Andere!) gemacht haben hinterhertrauern. Vielmehr kommt es darauf an, aus Fehlern zu lernen! Es ist nie zu spät, diese Verbrecher zum Teufel zu jagen und den Sozialismus wiederaufzubauen: Auf dem geistigen und moralischen Trümmerfeld was uns der Kapitalismus beschert hat und das es zu beseitigen gilt!

      Solidarische Grüße, Stefan.

      • sascha313 schreibt:

        Danke, Stefan! Und ganz besonders wichtig ist es, daß sich die Arbeiterklasse organisiert, um vereint und solidarisch gegen die Mafia der Milliardäre und Millionäre zu kämpfen, die ihren Reichtum aus allen verfügbaren Quellen der Völker der Erde gesaugt haben. Es braucht immer einer Führung – das ist klar! Und die kann nicht „Bill Gates“ heißen, wie die Frau von der Leiter verkündet hat… Bisher hat sich nämlich nur das Kleinbürgertum aufgerafft, mit Wissenschaftler, Ärzten und Juristen die Wahrheit zu verbreiten und sich zu organisieren. Offensichtlich haben die Lohnempfänger immer noch Angst., ihren Job zu verlieren….

      • roprin schreibt:

        Danke, Stefan! Ich bin Jahrgang 53. Sofort würde ich die DDR wieder aufbauen, sofort! Doch schau Dich mal bewußt um – wieviele Menschen würden da mit anpacken? Wo ist eine wirklich kommunistische Partei, die von sich sagen kann, daß sie die Führungsrolle übernehmen kann?
        Der erste Schritt wäre m.E.: das Vergangene präzise auswerten, daraus lernen und die Theorie weiterentwickeln. Z.Bsp: kann man den Sozialismus wirklich und dauerhaft in nur einem oder in nur einzelnen Ländern aufbauen? Ohne die Sowjetunion hätte es die DDR nie gegeben. Gorbatschow hat die DDR verscherbelt und den Sozialismus auf der Welt vorerst zerstört. Niemand hat die DDR verteidigt – es gab ja keinen Befehl dazu…Auch die Sowjetunion wurde nicht vor der Zerstörung bewahrt. Die Funktionäre der ehem. KPdSU sind heute z.T. Oligarchen. Es hat nur eines Verräters wie Gorbatschow bedurft, nicht einmal eine Kampfhandlung hat es gegeben…

      • sascha313 schreibt:

        …doch eine Kampfhandlung gab es, die wurde aber sehr schnell im Keim erstickt. (…ich warte nur darauf, daß Lukaschenko irgendwann einknickt und von seinen sowjetischen Erfahrungen abrückt, oder irre ich mich da?)

  2. Erfurt schreibt:

    Angesichts dieses Artikels ergibt sich auch aus den ganzen täglichen Meldungen über private Waffenlager sowie rassistische Erscheinungen in Bundeswehr und Polizei ein ganz anderer Sinn. Nämlich der, daß das alles zu diesem System gehört und nicht etwa das Resultat irgendwelcher Gesetzeslücken ist. Und das erklärt auch das Husarenstück was kürzlich in Erfurt/Herrenberg gespielt wurde. Dem ganzen Osten wird seit 30 Jahren und insbesondere mit der Gründung der AfD ein Rechtsruck untergejubelt obwohl weder die AfD im Osten gegründet wurde, noch die ganzen Protagonisten einschließlich deren Führer in der DDR aufgewachsen sind.

    MFG

    • Erfurt schreibt:

      Die neuerlich „diskutierte“ Studie zur Erforschung rassistischer und faschistischer Tendenzen im Polizeiapparat entpuppt sich als eine weitere gut finanzierte Kampfmaßnahme gegen die Arbeiterklasse. Mit der Bespitzelung im Breiteneinsatz geht der BRD-Staat in die Offensive! Gedeckt durch eine inszenierte Pandemie werden Menschen zu einem DNA-Test gezwungen, deren Personalien erfasst und somit unter Generalverdacht gestellt. Aber nicht nur das, es werden auch sämtliche Kontaktpersonen erfasst, gestützt durch Elitetruppen der Bundeswehr, die offiziell für’s Gesundheitsamt arbeiten was natürlich sämtliche Personendaten zum BND durchreicht.

      Darüber sollten mal allediejenigen nachdenken, die immer noch glauben, daß hier eine Pandemie bekämpft wird.

      Viele Grüße und schönes Wochenende!

      • sascha313 schreibt:

        Ees ist ja schon lange so, daß in der bRD bei Erstellung von Pässen Fingerabdrücke erfaßt werden… gut vorstellbar, daß nur ein Vorwand gesucht wurde, um weitere Erkenntnisse einzuziehen.

      • Hanna Fleiss schreibt:

        Sascha, Fingerabdrücke in Pässen und Personalausweisen, das haben die Nazis eingeführt (bei denen hießen die Personalausweise Kennkarten). Meine Mutter hatte sich ihre aufgehoben, deshalb weiß ich das so genau. Da steht die BRD ganz ungeschminkt in der Rechtsnachfolge des Nazireichs. Da reichen ihnen die biomethrischen Fotos nicht, nein, da muss unbedingt auf die Nazimethoden zurückgegriffen werden. Wer aber von den Jüngeren weiß das heute noch?

      • sascha313 schreibt:

        Danke, Hanna, das wußte ich nicht!

      • Erfurt schreibt:

        Der Corona-Test liefert eines Jeden Bürgers genetischen Fingerabdruck (DNA)!

      • prkreuznach schreibt:

        Bisher ist der Fingerabdruck im Personalausweis freiwillig. Ich habe nämlich erst kürzlich einen neuen Personalausweis bekommen und da habe ich keine Fingerabdrücke gegeben.

      • prkreuznach: „Bisher ist der Fingerabdruck im Personalausweis freiwillig.

        Dennoch muß jeder der einen neuen Personalausweis oder Pass beantragt, seine Fingerabdrücke hinterlegen – wird doch elektronisch eingescannt.

  3. Atomino schreibt:

    @Erfurt: deswegen versuche ich ja auch relativ offen darüber zu reden, was z.B. mir an der DDR negativ aufgefallen ist. Nicht um zu diskreditieren oder mich im Stil eines Gaucks u.v.a. an die neuen Gegebenheiten heranzuwanzen. Die Gülle, die sie über uns auskübeln, braucht keine kritischen Zeitzeugenberichte. Die Giftkocher kommen auch ohne Steilvorlagen ganz gut klar.
    Aber ich finde, über die kleinen und großen Fehler zu reden, schafft auch eine Art Kollektivbewusstsein jenseits von „Ostalgie“ und Hoffnungslosigkeit. Meine Hoffnung ist ja noch immer, dass von den seinerzeit 16 Mio. immer mehr begreifen, was sie damals eigentlich hatten. Und wieder jene kurzzeitige Stimmung wie 89/90 aufkommt, als ein nicht unwesentlicher Anteil der Bevölkerung zwar eine Veränderung wollte, aber dem Ausverkauf an die BRD noch ablehnend gegenüberstand. (Anscheinend gab es doch schon / noch jede Menge „sozialistischer Persönlichkeiten“ ) Meinen Kindern kann ich freilich erzählen, dass damals „nicht alles schlecht war“, aber sie werden nie wissen, wie unendlich schön die Zeit im Betriebsferienlager oder die Dorfdiscos im Jugendclub / Kulturhaus waren. Der Zug ist abgefahren …

    Insofern : ja, lernen, lernen, nochmals lernen! Aber dazu gehört eben auch, das unschöne hervorzuzerren statt es aus Angst vor Missbrauch durch die Meinungsmacher unter die Teppichkante zu kehren. Die Güllekübler kübeln sowieso , aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es Millionen Ex-DDR-Bürgern gut tun würde, ihren (damaligen) Frust freien Lauf zu lassen und sich ansonsten auf das zu besinnen, was ihnen anno 90 im Handstreich genommen wurde und heutige Bauchschmerzen oder schlimmeres verursacht.

    *Die* müssen wir erreichen. Nicht mit Nostalgie a’la Goldener Henne, sondern mit behutsamer, aber schonungsloser Offenheit. Ich glaube kaum, dass da unbequemere Dinge ans Licht kommen, als ARD und ZDF nicht schon bis zum Erbrechen verwurstet haben.

    • sascha313 schreibt:

      Atomino, ich habe gerade ein Buch bekommen, das der letzte DDR-Botschafter in Moskau, Gerd König, verfaßt hat… Ich muß nach den ersten 30 Seiten schon sagen: Einfach widerwärtig!

      Wenn solche Leute in der SED in solche hohen Positionen gelangen konnten, dann wundert es mich nicht mehr, wieso die DDR so schnell von der Bildfläche verschwinden konnte.

      Dieser Gerd König war ein Antikommunist, wie er im Buche steht. Und das Verrückte daran ist: Ihm war das nicht einmal bewußt! Und darin liegt nicht nur seine ganze Abwegigkeit begründet (als Tragik kann man das nicht bezeichnen), sondern auch auch unsere damalige Unfähigkeit, Kommunisten von Mitläufern zu unterscheiden. Und das kann man schon als „tragisch“ bezeichnen.

      Er schreibt zum Beispiel vom „Überstülpen des sowjetischen Modells“ auf die DDR und von der „Gleichschaltung“ der Bündnispartner – na, wenn das kein Nazijargon ist, dann weiß ich nicht, was! Oder von den „sowjetischen machtpolitischen und Sicherheitsinteressen“ – kein Wort mehr vom Aufbau des Sozialismus, kein Wort vom Klassenkampf!

      Und dieser Mann war mal 1. Kreissekretär des MfAA der DDR. Pfui Teufel! Der Mann war ein Apparatschik durch und durch, und ein penetranter Dogmatiker von Dienstanweisungen – aber kein Kommunist. Den hätte man überall hinstecken können, nett und freundlich, wie er war. Auch im Bundestag hätte der sich zurechtgefunden…

      • roprin schreibt:

        Ja, Sascha, dieses Buch habe ich auch gelesen. Stellenweise kommt Gerd König mehr als naiv rüber, naiv und einfach dumm. Und so gab es auch andere Funktionäre, die einfach aus Karrieregründen so taten, als würden sie wissen, welche Aufgaben zu bewältigen waren.
        Und da komme ich immer wieder auf den subjektiven Faktor: man kann Menschen nicht ins Gehirn schauen, niemand weiß, was der andere denkt. So konnte der Verräter Gorbatschow an die Macht kommen; und so konnte ein Gerd König Botschafter der DDR in Moskau werden, und…, und…, und…

    • Erfurt schreibt:

      @atomino, recht haste. Hier bei @sascha ist schon der richtige Ort um Fehler zu diskutieren. Der Klassenfeind soll ja schließlich mitbekommen, daß wir ihn durchschaut haben. Denn wenn einstige SED-Genossen Mist gebaut oder gar sabotiert haben, war das i.d.R. vom Westen her initialisiert: Offenställe bauen, Kühen die Hörner absägen oder Hühnermist unters Viehfutter mischen, so dumm ist kein Bauer sowas zu tun.

      Ansonsten bin ich überzeugt davon, daß sich ein Bewusstsein bei jedem entwickelt und daß den verbliebenen DDR-Staatsbürgern längst klargeworden ist was sie verloren haben.

      Solidarische Grüße!

  4. Atomino schreibt:

    @Sascha: die Lohnempfänger stehen ( in der Masse ) politisch mittlerweile ziemlich weit rechts. (was ich so an Gesprächen auf Arbeit oder in der Kneipe mitbekomme ) Ich hoffe nur, dass deren Angst nicht wieder in Übermut umschlägt. Es wurde und wird ja viel dafür getan, Rechts-Außen als eine Art beleidigte Leberwurst hinzustellen. Die werden noch gebraucht und mit viel Aufwand auf kleiner Flamme gehalten. Ein paar geschickt lancierte Posts auf Twitter, FB oder sonstwo, und der Mob schnappt über. Vielleicht sehe ich aber auch nur zu schwarz …

    • sascha313 schreibt:

      Natürlich kann man von den (sagen wir mal) Lohnempfängern kein Klassenbewußtsein erwarten. Das proletarische Klassenbewußtsein entsteht erst durch Streiks und Klassenkämpfe, in denen sich auch die Klassensolidarität erst beweisen muß.

      Was das „Rechts-Sein“ anbetrifft, so darf man sich keinen Illusionen hingeben – sieh mal, wie fanatisch die Zuhörer im Sportpalast der Goebbelsrede gelauscht und dann im Chor gekreischt haben: jaaaa! Da waren bestimmt auch Arbeiter im Saal, die sich hinterher vielleicht gewundert haben, was da mit ihnen geschah… Oder sieh Dir Ungarn 1956 an, wie schnell da der Mob bereit war, über die Kommunisten herzufallen und Lynchmord zu begehen… Der Antikommunismus ist nicht nur eine „Torheit“ (wie Thomas Mann richtig erkannte), sondern auch das Ergebnis einer faschistischen Erziehung zu immer größerer Grausamkeit. Oder meinst Du, deutsche Soldaten würden nicht auf ihre Klassengenossen schießen, wenn’s drauf ankäme? Sie würden es tun!

      • Hanna Fleiss schreibt:

        Ohne Frage, Sascha, natürlich würden zu Soldaten gemachte Arbeiter auf Arbeiter schießen. Das taten sie ja auch im Krieg in allen Staaten, die von Nazideutschland überfallen wurden. Ich weiß nicht, wieviele Arbeiter es in der Wehrmacht gab, anzunehmen ist aber, dass sie den Hauptteil der Soldaten stellten. Es ist also keine reine Frage der Klassenzugehörigkeit, sondern des Bewusstseinszustandes der Arbeiterklasse. Diejenigen Arbeiter, die den Wehrdienst verweigern wollten, haben ja gesehen, was Wehrdienstverweigerern und sogar ihren Familien geschah. Die einzige Möglichkeit war das Überlaufen, aber solche Möglichkeiten gab es auch nicht reichlich. Obwohl spätestens seit der Schlacht im Kursker Bogen vielen Soldaten da endlich klar war, dass der Krieg verloren war und sie der falschen Sache gedient hatten. Aber selbst diese Einsicht reichte noch nicht, um sie zum Aufgeben zu bewegen, die Rote Armee machte dem Krieg erst in Berlin ein Ende.

      • sascha313 schreibt:

        …auch heute wird – angesichts der zunehmenden Arbeitslosigkeit – intensiv für die Bundeswehr geworben.

    • roprin schreibt:

      Auch das wurde nach der Wende dem Gebiet der DDR untergejubelt und organisiert: die rechte Szene, die Nazis. Ich denke nur an den Nazisumpf im sächsischen Justizapparat. Ich denke an den vom Geheimdienst der BRD organisierten NSU.

  5. Hanna Fleiss schreibt:

    Ja, Sascha, dass es tatsächlich einen militärischen Widerstand gegen die Konterrevolution in der Sowjetunion gab, habe ich auch mitbekommen. Und zwar wurde in diesen Tagen vom Westfernsehen live übertragen aus Moskau. Und als das Militär mit Panzern anrückte, um die Konterrevolution niederzuschlagen, wurden von Reportern westl. Medien Straßenpassanten befragt. Ich kann mich erinnern, dass die einhellige Meinung der Menschen war: „Das wurde ja auch Zeit!“ Also absolute Zustimmung. Gemeint war, dass das Militär eingreift. Diese Szene wurde morgens um ca. 9.00 Uhr gesendet. Den ganzen Tag gab es Wiederholungen vom Vormittag, aber stell dir vor: Diese Befragung wurde im Laufe des Tages nicht mehr wiederholt! Da hatte sich das Westfernsehen schon positioniert, und zwar auf Seiten der Konterrevolution. War ja auch nicht anders zu erwarten.

    • sascha313 schreibt:

      Die Positionierungen setzen sich fort. In verschiedenen russischen Städten werden Straßen und Plätze umbenannt nach vorrevolutionären Heiligen und weißgardistischen Verbrechern…

      • roprin schreibt:

        Man erinnere sich an die letzten olympischen Spiele in Rußland: Putin ehrte immer wieder den russischen Zaren; aber von Lenin nicht ein Wort!

      • sascha313 schreibt:

        Und Putin pflegt freundschaftliche Kontakte zu dem Pfaffen Kyrill. Über Lenin äußerte sich Putin ähnlich abfällig wie vordem schon Hitler.

    • Erfurt schreibt:

      Natürlich positioniert sich der Westen. Die EU verleiht ja schon Preise an diejenigen die am lautesten schreien. Und die neue Fernsehserie Babylon/Berlin ist das Allerletzte. Passt aber zu der ganzen Gülle die 7 / 24 ausgekippt wird. Heute beim MOMA, ich sag‘ zu meiner Frau, Du die Dunja ist doch nicht dumm. Aber kommt die sich nicht blöd vor so eine sinnlose Scheiße zu verbreiten!?

      Viele Grüße 😉

  6. Hanna Fleiss schreibt:

    Tja, Sascha, wie sollte Putin Lenin auch ehren. Er steht ja auf der anderen Seite der Barrikade. Er gehört doch zu denen, die den Marxismus-Leninismus in der Sowjetunion abgeschafft haben. Ich habe da auch mal eine Rede von ihm gelesen, wo er sich über Lenin völlig „westlich“ äußerte, mit allerlei Unterstellungen und Unverständnis der Lehren Lenins. Übrigens, ich habe mir heute die Rede Putins von 2001 im Bundestag noch einmal angesehen. Mir war es nicht möglich, sie ganz bis zu Ende zu hören, alles sträubte sich in mir dagegen. Putin musste doch bewusst sein, vor wem er seine Rede hält, dass er bei denen nicht auf guten Willen oder gar Zustimmung stoßen würde. Da hat er meiner Ansicht nach alle durchaus schon damals feindlichen internationalen Anzeichen nicht erkannt. Vielleicht, dass er jetzt begreift, mit wem er es bei der BRD zu tun hat, jetzt nach der Nawalny-Hysterie. Möglich, dass sie nötig war. Zum Leninisten wird er dadurch aber nicht. Es hat schon seinen Grund, dass Jelzin gerade ihn zu seinem Nachfolger ernannt hatte. Und der KGB hatte seinen „Lutsch“.

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