Das Schauspielhaus Berlin (DDR)


Schauspielhaus2Viele wunderbare Bauwerke wurden in der Deutschen Demokratischen Republik geschaffen, restauriert und erneuert. Und das geschah ausschließlich im Interesse und zum Wohle unseres Volkes. An erster Stelle stand dabei vor allem das Wohnungsbauprogramm, um allen Werktätigen und jeder Familie einen angemesssenen und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ein gigantisches Vorhaben, wenn man bedenkt, daß nach 1945 vor allem im Osten Deutschlands fast alle größeren Städte durch die anglo-amerikanischen Bombengeschwader zum Teil völlig zerstört worden waren. 1989 wurde das Wohnungsbauprogramm in Ehren erfüllt. Von besonderer Schönheit war das zum 35. Jahrestag der Gründung der DDR fertiggestellte „Schauspielhaus“.

Kunst und Kultur standen in unserem Land allen Werktätigen zur Verfügung, und die Eintrittspreise waren so gestaltet, daß ein Bauer aus Dedelow oder ein Arbeiter aus Merseburg, sich einen Konzertbesuch mit Peter Schreier, Igor Ojstrach oder den Wiener Philhamonikern ohne weiteres leisten konnte. In seinem Vorwort zum Konzertführer der 1985/86 Saison äußerte der Intendant des Schauspielhauses der DDR, Dr. Hans Lessing, folgende Gedanken:

„Das Schauspielhaus Berlin, tief in den Traditionen der Geschichte unseres Volkes, der Geschichte der Kunst und der Musik verwurzelt, eröffnete im 35. Jahr des Bestehens der Deut­schen Demokratischen Republik unserer Stadt und unserem Land einzigartige Möglichkeiten für die Pflege des Erbes und des zeitgenössischen musikalischen Schaffens. Das programmatische Grundanliegen des Schauspielhauses wurde im ersten Jahr besonders durch die dem Erbe verpflichtete Gestaltung von Zyklen zum Schaffen von Bach, Händel und Schütz sowie Felix Mendelssohn Bartholdys deutlich.
Neben spezifischen Sonderkonzerten gaben dem Haus besonders die Auf­führungen im Rahmen des Berliner Orchesterzyklus das Gepräge. Ber­liner Orchester, namhafte Klangkörper aus der DDR und führende Orchester des sozialistischen und nichtsozialistischen Auslands musi­zierten unter vergleichbaren Be­dingungen. Das bot dem Publikum interessante Vergleichsmöglichkeiten und beflügelte den Wettstreit der Interpreten.
In der zweiten Konzertsaison werden die Profillinien des Schauspielhauses Berlin weiter ausgeprägt. Im Mittel­punkt stehen die Vertiefung der Erbe­pflege, die Pflege des zeitgenössi­schen Schaffens und Clubprogramme mit einer interessanten und unter­haltenden Präsentation musik- und zeitgeschichtlicher Themen. Neue Dialogformen mit dem Publi­kum und Ausbau unserer Kontakte zum Publikum werden dazu beitragen, geistig-kulturelle Bedürfnisse der Werktätigen zu befriedigen und schöpferische Kräfte freizusetzen. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei der Jugend im Konzertsaal als Hörer und Interpret.
Die große Volksaussprache zum XI. Parteitag der Sozialistischen Ein­heitspartei Deutschlands wollen wir mit den spezifischen Mitteln der Musik fördern. Die Begegnung mit großen Werken der Vergangenheit und Gegenwart ist ein Kraftquell für unser aller Empfinden, Denken und Handeln gerade heute in einer Zeit, die für die Zukunft der Menschen entscheidend ist, wie nie zuvor.“

Die Vielfalt des Angebots an Konzerten, kammermusikalischen Abenden, Clubveranstaltungen und Publikumsgesprächen im Schauspielhaus Berlin war enorm. Alles was in der Musikwelt Rang und Namen hatte, bedeutende Interpreten, Dirigenten, Orchester und Chöre waren zu Gast in diesem berühmten, einst von Karl Friedrich Schinkel erbauten Haus. Die wiedererstandene strahlende Schönheit dieses im 2. Weltkrieg völlig zerstörten Bauwerks zeugt auch heute noch von der Kunstfertigkeit und Perfektion der Handwerker, Bauleute und Konstrukteure der DDR.

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Das Programm ließ keine Wünsche offen:

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5 Antworten zu Das Schauspielhaus Berlin (DDR)

  1. Hanna Fleiss schreibt:

    Ich war, ehrlich gesagt, noch nie im restaurierten Schauspielhaus, kenne es aber noch als Ruine, und dort waren wir als Kinder drin, was nicht einfach war, es war alles abgesperrt, und spielten Verstecken. Wir sind dann auf den Löwen geritten, haben sie mit Hüh und Hott angefeuert, aber die Kolosse rückten nicht von der Stelle. Später stand ich dann auf den Stufen, als dort eine Demo war in den neunziger Jahren. Es war zuzeiten der DDR nicht einfach, dort Karten zu kriegen, das Schauspielhaus war nach meiner Erfahrung immer ausverkauft, wenn mich ein Konzert interessierte. Und heute? Das Schauspielhaus interessiert mich heute nur noch marginal, für mich ist es ein Symbol des BRD-Staates geworden, der sich unser Volkseigentum angeeignet hat. In den Häusern ringsum sündteure Wohnungen, die der Durchschnittsbürger nicht bezahlen kann. Aber immer, wenn ich in dieser Gegend bin, denke ich an die Löwen, auf denen wir Kinder geritten sind, und möchte sie streicheln. Und es ist ein kleiner Schmerz, den Platz heute zu sehen, der seinen alten Namen Gendarmenmarkt wieder zurückerhalten hat. Auch dies ein Symbol des BRD-Staates.

  2. Erfurt schreibt:

    Wir waren oft im Theater, im DNT Weimar. Der sog. Theaterring ermöglichte erschwingliche Preise für alle. Und natürlich fuhr da auch ein Bus nach Weimar und zurück über die umliegenden Dörfer. das war unser Schulbus der uns auch ins Theater brachte. Vor jeder Vorstellung gabs ein Programmheftchen, von daher ist mir sogar noch der Name des Bühnenbildners in Erinnerung.

    Glückliche Zeiten!

  3. Hanna Fleiss schreibt:

    Eine Frage an alle: Habt ihr schon festgestellt, dass sich der Blog https://www.german-foreign-policy.com seit heute nicht mehr öffnen lässt? Bisher hat es bei mir jahrelang geklappt, irgendwas ist anders. Könnte es sein, dass der Betreiber selbst Sperren eingefügt hat? Oder schlägt hier der Zensor zu?

    • sascha313 schreibt:

      … ich war gerade auf der Seite, da las ich:

      „Redaktionsferien

      german-foreign-policy.com macht bis zum 18. April 2021 Redaktionsferien. Danach liefern wir wieder in gewohnter Regelmäßigkeit Nachrichten und Hintergrundinformationen zur deutschen Außenpolitik. Bitte greifen Sie bis dahin auf unser Archiv zurück. Die Redaktion“

      • Hanna Fleiss schreibt:

        Sascha, der Betreiber hatte Ferien gemacht, aber heute ist der erste Tag, wo er wieder Beiträge postet. Ich jedenfalls habe einen Beitrag in der Mailbox gehabt, der sich nicht öffnen ließ. Ich habe den Blog dann direkt angewählt, aber auch dieser ließ sich nicht öffnen. Wir werden sehen, was morgen passiert.

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