Dietrich Lade: Ein guter Stil!

StudiumEin bekannter Ausspruch eines bekannten Mannes lau­tet: „Der Stil ist alles!“ Soweit möchten wir natürlich nicht gehen. Aber daß der Stil viel, sogar sehr viel aus­macht, davon sind wir überzeugt – und Sie hoffentlich auch. Jedoch zwischen dem Überzeugtsein von der Rich­tigkeit und Wichtigkeit einer Sache und dem Beherrschen und der richtigen Anwendung eben dieser Sache liegt doch recht häufig eine erhebliche Kluft. Das trifft für den guten Stil auch zu. Gerade im Studium kann aber auf ihn nicht verzichtet werden. Unser Anliegen in diesem Beitrag· besteht deshalb darin, Ihnen behilflich zu sein, einen guten Stil zu erwerben oder Ihren Stil zu verbessern. Der Autor dieses Beitra­ges ist Dietrich Lade. Er schreibt:

Kein Mensch wird sich im Ernst vornehmen, schwerfäl­lig, hölzern, schwülstig zu schreiben oder papieren, un­beholfen, geschraubt zu sprechen. Und doch trifft nicht selten eines dieser Attribute zu. „Ein Deutsch ist das!“ stöhnen Sie dann, meine Leser. Wie kommt das?

Es reicht nicht aus, schlechten Stil vermeiden zu wollen. Erforderlich ist der Wille zu einem guten Stil. Wir ver­stehen darunter den richtigen, zweckmäßigen und tref­fenden Gebrauch der Sprache, und das ist keine Zutat, kein Luxus, sondern eine unabdingbare Voraussetzung für jeden bewußt denkenden und handelnden Menschen.

… so wie der Schnabel gewachsen ist.

Nun höre ich schon von manchem den Einwand, er sei froh, wenn er etwas zum Thema zu sagen wisse, auf das Deutsch könne er nicht auch noch achten. Das inter­essiere ja weiter niemand. Zumindest werde es nicht zensiert.

Welch ein Irrtum! Gewiß, eine Note für Stil wird es bei schriftlichen Arbeiten oder Seminarreferaten nicht ge­ben, aber heißt das, daß der sprachliche Ausdruck unbe­rücksichtigt bleibt?

Ich kann an dieser Stelle die von Herrn Lade aufgeworfene Frage ganz konkret am Beispiel meiner Hochschul­praxis beantworten. Eine schriftliche Examensarbeit wird nie mit sehr gut gewertet werden können, wenn sie trotz des sehr guten Inhalts erhebliche Schwächen im sprachlichen Ausdruck aufweist. Damit mangelt der Arbeit ganz einfach die erforderliche wissenschaftliche Exaktheit und nachzuweisende Reife. Herr Lade schreibt weiter:

Sie werden sich bestimmt nicht mit einem ungepflegten Äußeren ins Seminar set­zen. Das fiele ja auf. Genausowenig dürfen Sie das Kleid Ihrer Gedanken, die Sprache, vernachlässigen! Das fällt auch auf, und zwar unangenehmer als mancher glaubt. Was wir schreiben, trägt unsere Handschrift, läßt ein Stück unseres Wesens erkennen. Mit einem Vergleich gesagt: Der Stil ist die Visitenkarte Ihrer Persönlichkeit.

Die hohe Sprachkultur Thomas Manns

Thomas Mann charakterisiert in seiner Novelle „Mario und der Zauberer“ die Sprachkultur der Italiener als einen Ausdruck der Lebensfreude.

„Es sind vorbildliche Ehren, in denen das nationale Bindemittel der Mutter­sprache bei diesen Völkern steht, und etwas heiter Vor­bildliches hat die genußreiche Ehrfurcht, mit der man ihre Formen und Lautgesetze betreut, Man spricht mit Vergnügen, man hört mit Vergnügen – man hört mit Urteil. Denn es gilt als Maßstab für den persönlichen Rang, wie einer spricht: Nachlässigkeit, Stümperei erre­gen Verachtung, Eleganz und Meisterschaft verschaffen menschliches Ansehen.“

Schlechter Stil wird übelgenommen

Die Worte Thomas Manns sind für uns des Nachdenkens wert. Wir empfinden tatsächlich Vergnügen, wenn eine Formulierung, ein Satz gelungen ist. Andererseits bleibt man selber bewußt oder unbewußt unbefriedigt, wenn es nicht gelang, die sprachliche Form zu meistern. Eleganz und Meisterschaft darf sich deshalb auch der Studierende zum Ziel setzen. Er entgeht damit am ehe­sten der Versuchug zu klimpern. Einem Pianisten wird das Klimpern übelgekommen, einem Schreiber auch.

Liederlichkeit ist eine Zumutung

Es ist eine Ungezogenheit, zumindest aber eine Nicht­achtung, wenn wir dem anderen sprachliche Liederlich­keit zumuten und – das sei wiederholt – zugleich zu unserem eigenen Schaden. Denn ungereimtes Zeug stößt ab, und statt der gewünschten Sympathie für unsere Arbeit erregen wir Abneigung. Vielleicht amüsiert sich sogar jemand hinter unserem Rücken.
Haben wir selber nicht auch schon die Stilblüten aus fremder Feder belächelt?

Guter Stil ist erlernbar

Wer „keine Ahnung vom ,Duden‘ und Blasen“ hat, offen­bart nun einmal mangelhafte Allgemeinbildung und eine gute Portion Bequemlichkeit. Ein Sprachbuch ist meist im Hause, man muß nur hineinschauen. Sprachge­fühl ist erwerbbar, sprachlicher Ausdruck erlernbar. Schlechter Stil verrät vor allem auch Trägheit des Schreibers beim Denken. Miserables Deutsch – da dür­fen wir mit Fug und Recht auf ebensolche Gedanken schließen; denn seit Karl Marx wissen wir um den Zu­sammenhang von Sprache und Denken.

Gegen die „Dampfplauderei“

Ein Aphorismus läßt den Gedanken aufblitzen: „Wo über weniges viel gesagt wird, wurde über vieles wenig ge­dacht.“ Mit anderen Worten: Es wurde ins unreine ge­sprochen, die Reinschrift blieb uns vorenthalten. Pustet jemand gar Banalitäten wie Luftballons auf, reiht er Phrasen und Schwulst aneinander, dann wurde dem Gehirn bestimmt nur ein geringer Teil der möglichen Leistungen abverlangt. Sprachbombast und Gedankenarmut gehen Hand in Hand.

„Erst denken sie nicht, und dann drücken sie es schlecht aus“,

glossierte es Kurt Tucholsky

Klischee- und Modeworte vermeiden!

Fade Klischees sind auch ein untrügliches Zeichen für die Ängstlichkeit des Schreibers. Man spürt, daß er fertigge­stanzte Formulierungen nimmt, weil sie in Mode sind und weil er sich dadurch sicherer fühlt. Die konfektio­nierte Sprache ermöglicht es ihm, einem eigenen Stand­punkt auszuweichen.

Mit ,eigentlich‘ bekennt der Ängstliche seine Unsicher­heit; die Angstwörter ,praktisch‘, ,faktisch‘, ,in etwa‘ öff­nen ihm eine Hintertür. Nicht zu vergessen das Mode­wort „Problem“, das heute in den unmöglichsten Zusam­menhängen auftaucht und in seinem Vielgebrauch gera­dezu ein Muster für Wortarmut und Gedankenlosigkeit ist.

Gedankenreichtum und eine kluge Wortwahl

Wortreichtum dagegen bezeugt Gedankenreichtum, läßt erkennen, daß der Studierende in der Lage war, das Thema zu ergründen, Zusammenhänge zu erkennen und Schlüsse zu ziehen. Gut geschrieben ist gut gedacht! Wem es gelingt, einen Sachverhalt einfach, treffend und logisch mit eigenen Worten zu sagen, wer die sprachliche Form meistert, der beweist damit zugleich, daß er den Inhalt beherrscht.

Mancher meint: „Ich weiß es, ich kann es bloß nicht ausdrücken.“ Damit macht er sich zum Opfer eines frommen Selbstbetruges. Oder aber er stellt sich ein Armutszeugnis aus. Die deutsche Sprache um­faßt etwa 300.000 Wörter; eine vor kurzem erschienene Sammlung weist 15.000 deutsche Verben aus. Es herrscht kein Mangel, sondern ein Überfluß. Und wie groß ist unser aktiver Wortschatz? Fragen wir lieber: Wie klein ist er? Manch einer kommt über ein paar hundert Wör­ter nicht hinaus. Goethe gebrauchte rund 20.000.

Nach einem Wort Jean Pauls ist die deutsche Sprache die Orgel unter den Sprachen, Man kann sie aber auch – hat einmal jemand gesagt – auf die Klangfülle einer Trillerpfeife zusammenhauen.

Gut gemeint – ist nicht immer gut gesagt!

Wortarmut führt zu einer vagen Ausdrucksweise. Man begnügt sich mit dem ersten besten Wort, das durchaus nicht immer das beste ist, und sucht nicht nach dem Aus­druck, der allein dem Sachverhalt entspricht. Ein viel­deutiges Wort, ein Schwammwort, ist stets schnell bei der Hand, nur trifft es eben nicht den Kern der Aussage. Willkür in der Wortwahl verstößt aber gegen die Haupt­forderung an den Stil: Das Gesagte muß mit dem Ge­meinten millimetergenau übereinstimmen!

Fort mit den alten Sprachgaloschen!

Wer erst anderen erklären muß, was er hat sagen wollen, bei dem klaffen Absicht und Ergebnis auseinander; er darf sich getrost zu den Sprachsündern zählen. Guter Stil braucht keine Erläuterung; er ist Verständigung ohne Umweg, ohne Zeitverlust. Darum muß jeder sei­nen Ehrgeiz daransetzen, das rechte Wort zu finden. Fort mit den alten Sprachgaloschen! Was der Studierende braucht, das sind Eindeutigkeit, Unverwechselbarkeit, begriffliche Schärfe.

Nehmen wir ein Beispiel aus dem Alltag. Jemand sagt, ein schöngeistiges Buch sei inter­essant. Dieses Klischeewort läßt vieles offen. War das Buch spannend, erregend, war es konfliktreich, ergreifend, war es unterhaltend, humorvoll, satirisch? Der genaue Ausdruck dessen, was gemeint ist, muß als eine gesellschaftliche Notwendigkeit anerkannt werden. Präzision gilt als Voraussetzung für das Gelingen jeder Arbeit im Studium, sei es ein Konspekt, eine Klausur oder ein Seminarreferat.

Alles Unpräzise hemmt die Verstehbarkeit des geschrie­benen oder gesprochenen Wortes. Nicht selten beginnt ein Rätselraten: Rückfragen werden erforderlich, ganz zu schweigen von möglichen Mißverständnissen.

Eindeutige Wortwahl anstreben!

Roda Roda prägte den satirischen Gedanken: „Die Menschheit zerfällt in zwei Teile: der eine drückt sich falsch aus, und der andere mißversteht es.“ Nun ist es zwar kein Beinbruch, wenn jemand im Geschäft eine Lampe verlangt und eine Leuchte meint; der Irrtum wird sicher schnell aufgeklärt. Spricht jemand aber in seiner Studienarbeit von Prognose und meint Perspek­tive, dann hat er schon mehr Unheil gestiftet.

Meist ist der ungenaue Ausdruck in der Umgangssprache zu Hause, die – nach einem geflügelten Wort – immer dann entsteht, wenn man mit der Sprache nur so um­geht. Damit soll natürlich die Sprache des Alltags nicht in Bausch und Bogen verdammt werden. Sie hat ihren Platz im privaten Bereich; nur: Geht es um Wissenschaft und Technik, um Fachbereiche, dann versagt die Alltags­sprache ihren Dienst.

Die Fachbegriffe richtig verwenden!

In Studienanleitungen kann es schwerlich heißen: Pau­ken, büffeln oder ochsen Sie Kapitel 10 Abschnitt 2. – Ein Handelsfachmann beispielsweise darf nicht Kauf­haus sagen, wenn er Warenhaus meint. Die Begriffe sind in der Fachsprache streng voneinander abgegrenzt. So ist unter Kaufhaus eine Großverkaufsstelle mit minde­stens 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und höchstens drei Branchengruppen zu verstehen. Das Warenhaus da­gegen hat über 2.500 Quadratmeter Verkaufsfläche und mindestens vier Branchengruppen.

Wir sehen: Erst das Fachwort kann einen Gegenstand oder Vorgang vollständig, genau und kurz bezeichnen. Die Sprache der Wissenschaft, der Technik oder eines Fachbereichs entspricht den praktischen Bedürfnissen der Fachleute und ermöglicht ihre bestmögliche Ver­ständigung.

Eine Sprachkrankheit: Substantivitis.

Das wissenschaftlich-begriffliche Denken der Wissen­schaftler und Fachleute läßt zwangsläufig das Substan­tiv in den Vordergrund treten. Sein vermehrter Gebrauch schließt den Effekt sprachlicher Schönheit nicht von vorn­herein aus, nur darf der Gebrauch kein Mißbrauch sein, sonst droht die Gefahr der Substantivitis.

Sollen beispielsweise jemandem Ratschläge für ein Refe­rat gegeben werden, könnte das im Sprachgebrauch mancher Zeitgenossen so aussehen: Beachte die Bedeu­tung der Rolle deines überzeugenden Auftretens als einer echten Persönlichkeit und widme dem Zeitfaktor besondere Aufmerksamkeit! Martin Luther sagte:
„Tritt keck auf! Mach’s Maul auf! Hör bald auf!“

Anschaulichkeit und Methodenwechsel

Stil ist immer Ausdruck unserer sprachlichen Ent­scheidung, die wir bewußt oder leider oft unbewußt fällen. Solche Entscheidungen werden von uns nicht nur bei der Wortwahl verlangt. Unsere Sprache hält neben dem Wortschatz auch eine nicht übersehbare Zahl von Möglichkeiten im Satzbau bereit. Der einfache Satz braucht nicht – wie so häufig – mit Satzgliedern genudelt zu werden. In diesem Fall empfiehlt sich das Satzgefüge. Der Aussagesatz dominiert zwar, aber muß deshalb der Fragesatz aus der wissenschaftlichen Abhandlung ganz und gar verbannt sein? Hat die Anschau­lichkeit in der Betrachtung des Wissenschaftlers keinen Platz?

Was uns die Klassiker lehren…

Bei Friedrich Engels heißt es nicht: „Bereits der Beginn der Lösung von Problemen des Alltags kann eine echte Frage der Analyse sein.“ Nein, einen solchen Stil hat Engels niemandem zugemutet. Er schrieb: „Schon das Zerbrechen der Nuß ist der Anfang der Analyse.“ Oder in der Polemik gegen Eugen Dühring: „Wenn ich eine Schuhbürste unter die Einheit Säugetiere zusammenfasse, so bekommt sie damit noch lange keine Milchdrüsen.“ Karl Marx fand gleichfalls eine Fülle anschaulicher Ver­gleiche, so im „Kapital“ diesen: „In jeder Aktienschwin­delei weiß jeder, daß das Unwetter einmal einschlagen muß, aber jeder hofft, daß es das Haupt seines Nächsten trifft, nachdem er selbst den Goldregen aufgefangen und in Sicherheit gebracht hat.“

Sprachliche Holprigkeit und gedankliche Umwege

Alles, was wir aussprechen wollen, läßt sich auf diese oder jene Weise formulieren. Genauso wie ja auch bei­spielsweise ein Ausflugsziel auf diesem oder jenem Weg erreichbar ist. Eine Straße, übersät mit Schlaglöchern, oder einen Riesenumweg wird man nur ungern in Kauf nehmen. So etwas ist ärgerlich. Man merkt es selber am besten. ‚

Ist jemand bei der sprachlichen Gestaltung einen schlech­ten Weg gegangen oder hat er einen weitschweifigen, un­nützen Umweg eingeschlagen, so bekommt er es selber und der Leser oder Zuhörer zu spüren. Sowohl schlechte Wege als auch Umwege kosten das, was wir alle am we­nigsten haben, nämlich Zeit. Das Verstehen ist erschwert, weil sich die Worte als schwer entwirrbare Gedanken­knäuel vor der Hirnpforte drängen und große Mühe ha­ben, hineinzugelangen. Gewiß, verwickelte Dinge, mit denen es der Studierende ja zu tun hat, lassen sich nicht simpel ausdrücken, aber man kann sie einfach sagen. Sprachökonomie lautet die Forderung des Tages. Was sich mit einem Wort sagen läßt, dafür dürfen wir nicht zwei verschwenden. Das ist unrationell.

Nennen wir ruhig einmal zum Schluß unserer Betrachtung solche Platzfresser beim Namen. Da gibt es zunächst die Vor­reiter. Wenn wir formulieren: „Es ist eine allgemein bekannte und von niemandem bestrittene Tatsache, daß…“, dann haben wir schon mehr als eine Zeile ge­füllt, bevor überhaupt etwas zum Thema gesagt wird. Beliebt ist auch das Passivverfahren. Formulieren wir: „Es wurde vom Verfasser der vorliegenden Arbeit die Beobachtung gemacht…“, so ist das fünfmal so lang wie der schlichte Sachverhalt: „Ich beobachtete…“

Nicht unerwähnt dürfen die Streckverben bleiben. „Zur Erledigung bringen“ heißt nichts anderes als „erledigen“, „in Erwägung ziehen“ nur schlicht „erwägen“ und „in Fortfall kommen“ „fortfallen“.

Wieviel gebildete Menschen braucht der Sozialismus?

Auf wieviel sprachlichen Ballast könnten wir verzich­ten! Manchmal sind in einem Dutzend Wörter noch zwölf zuviel. Wird ein Gedanke kurz, einfach und – wenn möglich – anschaulich ausgedrückt, wirkt er durchaus nicht schwächer, sondern im Gegenteil stärker. Verschreiben wir den geschwollenen Adjektiven kalte Umschläge! Geben wir den vollgestopften Sätzen ein Abführmittel! Pflegen wir die Verben, die unsere Sprache lebendig bleiben lassen! Wer gebildet sein will – und: Wieviel gebildete Menschen braucht der Sozialismus? – kann an der Beherrschung unseres wichtigsten Kommu­nikationsmittels nicht vorbeigehen!

Ich möchte sogar behaupten: Die Sprache in Besitz zu nehmen, das wird dringlicher denn je zuvor, weil sich mit dem Studium unser Wissen und zugleich der Bereich dessen erweitert, was wir sowohl aufnehmen und verstehen als auch aus­drücken und verstehbar machen müssen. Je umfassender der einzelne schöpferisch und verantwortlich am sozia­listischen Leben teilnimmt, desto größer werden die For­derungen an seine sprachlichen Fertigkeiten und damit an seinen Stil.

Soweit die Ausführungen unseres Kollegen Lade.

Ich bin überzeugt, meine Leser, sie haben Ihnen neben einer gewissen Vergnüglichkeit vor allem den Genuß eines guten Stils selbst‘ bereitet und – das ist dabei das Wichtigere – Ihnen klar vor Augen geführt, wie schnell und wie häufig die Gefahr gegeben ist, in einen schlech­ten Stil abzugleiten. Da hilft nur eins, sich immer wieder zu vergewissern, sich immer wieder ernsthaft zu prüfen, ob den Erforder­nissen eines guten Stils auch tatsächlich entsprochen wurde. Und .dann muß eben emsig geübt und immer wieder geübt werden. Nur so kann man Meisterschaft auch im guten Stil erreichen.

Quelle: Autorenkollektiv: Du und dein Studium, Verlag Tribüne, Berlin, 1970, S.139-145.

(Aus gegebenem Anlaß: Dieser Text ist entnommen einem kleinen Handbuch für Studenten in der DDR. Die Zwischenüberschriften wurden eingefügt. Das Autorenkollektiv bestand aus sechs bekannten Wissenschaftlern: Dr. Herbert Smitmans (Leitung), Dr. Karl Hecht, Dr. Karl Schubarth, Dieter Lade, Rudi Teske und Werner Sütterlin. Auf unterhaltsame Weise konnten sich Studenten und Fachschüler auf diese Weise mit den Methoden einer rationellen, wissenschaftlichen Arbeitsweise vertraut machen. Die Broschüre kostete nur 3,60 Mark und war somit für jeden erschwinglich. Bildung war eben in der DDR kein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit.)

pdfimage  Dietrich Lade – Ein guter Stil

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3 Antworten zu Dietrich Lade: Ein guter Stil!

  1. Hanna Fleiss schreibt:

    Was ich hier manchmal lese, abgesehen von dem Vakuum an Rechtschreibung und Interpunktion,
    war bestimmt nicht von Studenten der DDR geschrieben. Wobei es hier einige Kommentatoren gibt, die – vielleicht, ohne dass sie den Lade-Text jemals gelesen haben – sehr nahe am guten Stil sind. Aber Lade schreibt für Studenten, und es gibt verschiedene, durchaus legitime Sprachebenen, und ich habe es ganz gern, dass ich, wenn ich einen Kommentar lese, auch gern den Schreiber an seinem Stil erkennen will. Da kann er durchaus mal mir als Leserin sozusagen auf die Schulter klopfen. Ich nehme an, Studenten sind hier vermutlich weniger vertreten. Ich habe auch nichts gegen Dialektbegriffe, ich bin sie gewohnt, und mir machen sie Spaß. In der DDR haben ich mit einigen sächsischen Landsleuten zusammengearbeitet und war immer wieder begeistert darüber, welchen Witz die sächsische Sprache hat. Ich bin der Ansicht, der Reiz der Sprache liegt bei ihren kleinen Fehlern. Was ich aber nicht verzeihe, wenn es – wie ich es hier auch schon gelesen habe – mit der Rechtschreibung danebengeht. Das würde ich als Nachlässigkeit bezeichnen.

    Danke, Sascha, der Wink mit dem Zaunpfahl (sollte er denn einer sein) ist manchmal angebracht. Also liebe Mitschreiber, keiner muss hier wie Thomas Mann schreiben, am besten ist, er schreibt, wie er Herrn Lade ein Dankschreiben schreiben würde.

    Um noch mal auf das Sächsische zurückzukommen: Ich hatte einen Kollegen, der ärgerte sich, weil man ihn hinter seinem Rücken den „Sachsen“ nannte. Eines Tages beschwerte er sich:
    „Jetzt läbsch schon dreißsch Joahre in Berlin und bin immer noch der Soachse!“ Der Lacher war ihm sicher.

    • Erfurt schreibt:

      Es lebe die Dialektik 😉
      Nun, meine Tante Lene aus Gotha hat mich da auch etwas geprägt. In den frühen 60ern verbrachte ich jede Ferien bei ihr und jedesmal wenn da ein Hippie mit langen Zotteln unseren Weg kreutze, sagte meine Tante mit Bestimmtheit: Der ist nicht aus Gotha.

      Und heute, wenn ich Fernsehberichte aus meiner Heimat Thüringen sehe, geht es mir genauso wie meiner Tante aus Gotha. Denn jedesmal wenn da einer zu Wort kommt, entfährt es mir: Der ist nicht aus Thüringen.

      Freundschaft!

  2. Rolf schreibt:

    Leider hatte ich in Deutsch auch nur eine „Zwei“ …
    Meine liebe Frau erinnert mich bei Schreiberei manchmal daran …
    Ich versuche aber auch im www die Rechtschreibung beizubehalten.
    Den Anfang hat die Rechtschreibung bei Google gemacht, nicht einfach alles „klein“ eintippen.

    In einer kurzen Berliner Zeit wurde ich oft als „Suhler“ bezeichnet ….
    Eigentlich bin ich ja Thüringer, na ja, halt Ostthüringer, also genau gesagt Vogtländer, dass liegt westlich von Sachsen … Greiz ist meine Geburtsstadt …

    Rolf

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