Mit dem Sozialismus das Glück des Volkes, das Glück der Menschen schaffen, bedeutet, die gesamte Entwicklung des Menschen zu sehen, seine Persönlichkeit voll zu entfalten. Dazu gehörte in der DDR, daß sich die Werktätigen allseitig bilden und ständig weiter qualifizieren. Stets hatte die Sozialistische Einheitsspartei Deutschlands (SED) als führende Kraft inj unserem Staat für jede Etappe der gesellschaftlichen Entwicklung vorausschauend die neuen Anforderungen und Aufgaben im Bildungswesen ausgearbeitet, und gemeinsam wurden die Voraussetzungen für ihre Bewältigung geschaffen. Ausgehend von der völligen Um- und Neugestaltung des Bildungswesens in zwei siegreichen Revolutionen und dem Ziel, den Sozialismus umfassend aufzubauen, stellte der VI. Parteitag der SED die programmatische Aufgabe, allseitig entwickelte sozialistische Persönlichkeiten heranzubilden und zu erziehen, für die Bürger der DDR neue, größere Fortschritte im Bildungswesen zu erreichen.
Volksbildung – Verfassungsauftrag in der DDR
Die Aufgabe lautete, ein einheitliches sozialistisches Bildungssystem zu schaffen. Nach umfassenden wissenschaftlichen Vorbereitungen und demokratischer Beratung beschloß die Volkskammer der DDR im Februar 1965 das entsprechende Gesetz. Mit der sozialistischen Verfassung von 1968 wurde dieses weitreichende konstruktive Programm, die strategische Konzeption für das Bildungswesen der DDR, zum Verfassungsauftrag. Im Artikel 26 der Verfassung der DDR heißt es:
„Der Staat sichert die Möglichkeit des Übergangs zur nächsthöheren Bildungsstufe bis zu den höchsten Bildungsstätten, den Universitäten und Hochschulen, entsprechend dem Leistungsprinzip, den gesellschaftlichen Erfordernissen und unter Berücksichtigung der sozialen Struktur der Bevölkerung.“
Bild oben: Modemes Elektronikkabinett in Greiz; Kreis Gera,; Bild unten links: ABC-Schützen mit ihrem neuen Lesebuch in der Ernst-Wildangel-Oberschule im Berliner Stadtbezirk Mitte; Bild unten rechts: September 1968 Ganztagsschule in Eisenhüttenstadt
Das Bildungssystem der DDR eröffnete allen Bürgern die Möglichkeit, die von der SED immer wieder propagierte und durch das Vorbild ihrer Mitglieder mit Leben erfüllte Forderung W.I. Lenins „Lernen, lernen und nochmals lernen“ umfassend zu verwirklichen. Das begann bereits mit der Vorschulerziehung. Mehr als 60 Prozent aller Kinder des entsprechenden Alters besuchten Kindergärten, deren pädagogische Qualität zielstrebig entwickelt wurde. Hier wurden die Kinder auf die Schule und das Leben in der sozialistischen Gesellschaft vorbereitet, spielend an das Lernen herangeführt und an bewußte Disziplin gewöhnt.
Die grundlegende Schulform und damit zentraler Bestandteil des Bildungssystems der DDR war die zehnklassige allgemeinbildende polytechnische Oberschule. Im Jahre 1959 besuchten über 1,8 Millionen Mädchen und Jungen die zehnklassigen Oberschulen. Zehn Jahre später, 1969, waren es bereits rund 2,5 Millionen. Die zehnjährige Oberschulbildung wurde im Schuljahr 1969/70 von rund vier Fünfteln aller Absolventen der 8. Klasse erreicht. Bis 1975 wurden bereits 90 Prozent der Schüler in die 9. und 10. Klasse aufgenommen werden, so daß bis 1980 die polytechnische Oberschulbildung für alle Schüler verwirklicht werden konnte.
Bewährte wissenschaftliche Grundlagen und Prinzipien
Die zehnklassige Oberschule DDR entsprach den von Karl und Friedrich Engels entworfenen Grundsätzen für den allseitig entwickelten Menschen: Hier wurde durch Bildung und Erziehung eine solide für die volle Entfaltung aller schöpferischen Kräfte des sozialistischen Staatsbürgers geschaffen. Und damit diese allseitige und umfassende Bildung auch vollständig zum Einsatz kommen konnte, war in der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik auch das Recht auf Arbeit festgeschrieben. In der DDR gab es keine Arbeitslosigkeit, keine Obdachlosigkeit wie in der BRD. Und es gab in der DDR auch keine schmarotzende Ausbeuterklasse mehr – wie in der BRD…
Bild: Übergabe einer Zehnklassenschule mit vier Fachkabinetten
in der Gemeinde Kannawurf, Kreis Artern, Mai 1969
Quelle: Seht welche Kraft! Die SED, Tradition, Gegenwart und Zukunft. Dietz Verlag Berlin, 1971, S.242-245.
Zur Situation der Schule in der BRD
Wenn wir uns hier auf einen Beitrag aus dem Jahre 1957 stützen, so muß man sagen, daß sich das Schulwesen in der BRD im wesentlichen kaum verändert hat. Neu sind zwar die Inhalte und zahlreiche experimentelle Unterrichtsmethoden, und neu ist auch die stark propagandistisch geprägte Infiltration des gesamten Schulwesen durch antikommunistische und geschichtsfälschende Orientierungen. Geblieben ist hingegen die konfessionelle Prägung. Heute geht es den Schulverwaltungen viel mehr darum, kostspielige Belüftungsanlagen, elektronische Schreibtafeln und ferngesteuerte Beleuchtungs- und Sicherheitssysteme einzubauen, den Eltern die Anschaffung von teuren Taschenrechnern und Notebooks aufzunötigen und die Lehrerinnen und Lehrer zu zwingen, sinnlose staatliche Anordnungen (wie Maskenpflicht, Abstandsregeln und dgl.) durchzusetzen. Ausgenommen davon sind lediglich einige „Eliteschulen“, an denen das Herrschaftswissen der machthabenden Ausbeuterklasse vermittelt wird.
Die konfessionelle Zersplitterung des Schulwesens
Die Bundesregierung und bestimmte Vertreter der Kirche stützen sich in ihrer Schulpolitik auf das fragwürdige Konkordat, das zwischen dem „Heiligen Stuhl“ in Rom und der faschistischen Reichsführung in Deutschland am 20. Juli 1933 abgeschlossen wurde. Das Konkordat sah die Beibehaltung und Neueinrichtung katholischer Bekenntnisschulen, die Verwendung katholischer Lehrer in diesen Schulen sowie die Schaffung katholischer Lehrerbildungseinrichtungen vor [1]. Ferner beruft man sich auf das sogenannte „Elternrecht“, indem man das Recht der Eltern, über die Art der Erziehung ihrer Kinder zu bestimmen, für reaktionäre Interessen zu mißbrauchen sucht.
Ganz im Sinne des obenerwähnten Konkordats verabschiedete am 2. April 1952 der Landtag von Nordrhein-Westfalen ein Schulgesetz, das in der BRD typisch für den katholisch-klerikalen Machtkampf um die Schule ist. Vom damaligen Bundeskanzler zum „Modellgesetz“ erklärt, diente es der Schulpolitik in der gesamten Bundesrepublik als Vorbild. Das Gesetz sah vor, das Volksschulwesen nach Konfessionen zu trennen. Gegen das vom niedersächsischen Landtag am 14. September 1954 verabschiedete Schulgesetz, das die christliche Gemeinschaftsschule zur Regelschule erklärte, wurde hingegen vom Bundeskanzler eine Verfassungsklage beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eingereicht. Danach wurde in vielen Teilen der Bundesrepublik die Konfessionalisierung des Schulwesens in die Tat umgesetzt. Ein rapides Anwachsen der weniggegliederten Schulen war die Folge. In Dortmund wurden zum Beispiel auf Grund der eingereichten Anträge vier einklassige und vierzehn zweiklassige Bekenntnisschulen eingerichtet. Somit entstehen auch weniggegliederte Schulen in den Städten, Besonders starke Auswirkungen hatte die Konfessionalisierung auf dem Lande.
Folgende Statistik [2] weist die rückläufige Entwicklung in Bayern auf:
Das heißt: 1948/49 waren in Bayern nur 12 Prozent der Volksschulen einklassig, 1954/55 aber 27,7 Prozent. Die Lage in Bayern stellt keine Ausnahme dar. Von 28.998 Volksschulen waren 1952 in Westdeutschland (ohne Bremen, Hamburg und Westberlin) nur 4.444 (15,3 Prozent) Schulen achtklassig. Diesen standen 5.859 (20,24 Prozent) einklassige und 7.656 (26,4 Prozent) zweiklassige Schulen gegenüber [3]. Die Konfessionalisierung erstreckt sich auch auf die Lehrerbildung.
Unwissenschaftliche Bildungsinhalte
Die Konfessionalisierung der Schule ist seit jeher integrierender Bestandteil der von der politischen Reaktion verfolgten Schulpolitik gewesen. Diesem Obskurantismus gegenüber haben fortschrittliche Kräfte immer und stets den Grundsatz der Einheitlichkeit und der Weltlichkeit des Schulwesens vertreten. Jede Konfessionalisierung führte zur Senkung des Bildungsniveaus – die Zahl der kleinen Schulen hat zugenommen, und die Wissenschaftlichkeit des Unterrichts wurde aufgehoben.
Die Pädagogische Wissenschaft und die Schulversuche
Die pädagogische Wissenschaft spiegelt die Widersprüche der gesellschaftlichen und ökonomischen Situation der BRD wider. Sie ist in mannigfaltige Richtungen und „Schulen“ aufgesplittert. Ein Teil der pädagogischen Wissenschaftler rechtfertigt die Schulpolitik, die von der Bundesregierung betrieben wird, ein anderer Teil steht unter dem Einfluß der angelsächsischen Pädagogik und des Pragmatismus. Andere wiederum knüpfen an reformpädagogische Strömungen der Weimarer Republik an, nur ein kleiner Teil strebt nach einer kritischen Verarbeitung der klassischen deutschen Pädagogik. Alle diese Strömungen bestehen nicht isoliert nebeneinander, sondern gehen oft ineinander über.
Abgesehen von Versuchen einiger Pädagogen, mit Hilfe reaktionärer Begabungslehren die augenblickliche Schulpolitik in der Bundesrepublik theoretisch zu begründen und zu rechtfertigen, gehen die meisten Strömungen von der Erwägung aus, daß sich die Pädagogik in der gegenwärtigen Konzeption nicht weiterentwickeln kann. Sie erkennen, daß die heranwachsende Persönlichkeit der Einwirkung einer Vielzahl „äußerer Faktoren“ unterliegt, die den Einfluß der Erziehung und der Schule herabsetzen. Verbunden mit dem in der kapitalistischen Ordnung verbreiteten Gefühl der wirtschaftlichen Unsicherheit, das mit Vertrauenslosigkeit und Lebensangst gepaart ist, kommen Zweifel an der Richtigkeit der bisherigen Erziehungsziele und pädagogischen Ideale auf…
[1] Vgl. Schulrecht, ergänzbare Sammlung der Vorschriften für Schule und Schulverwaltung in Rheinland-Pfalz. Hermann Luchterhand Verlag, I, D 1, S. 6/7.
[2] „Allgemeine Deutsche Lehrerkorrespondenz“, 21. April 1955, Nr. 11.
[3] F.Rilker: Die Schulen in Deutschland (Bundesrepublik, Westberlin), Bad Nauheim, 1954, S.12.
Quelle: Geschichte der Erziehung. Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1957, S.469f.
Hat dies auf Der Saisonkoch rebloggt und kommentierte:
Sascha schreibt uns heute mal etwas über die Schulbildung in der DDR. In erster Linie behandelt er die gesetzlichen Vorgaben. Und damit wird auch der gewaltige Unterschied zu Heute dokumentiert.
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt.
Heute scheint es Absicht zu sein, dass die Schüler so wenig wie möglich gebildet sind, denn Menschen mit Bildung kommen auch leicht in die Versuchung zu denken, auch darüber, worüber sie nicht denken sollen. Bestes Beispiel für die Verlotterung grundlegender Bildung die hohe Zahl der Schulabbrecher. Ganz zu schweigen von den Analphabeten, die aus der Schule kommen. Bildung als Frage, aus welchem Elternhaus die Kinder kommen.
Die Gutsituierten schicken ihre Kinder nicht in staatliche Schulen, deren Etats ja immer mehr gekürzt werden. Lehrer gehen auch nicht gern an staatliche Schulen, die sind den Quereinsteigern mit der kurzen Ausbildung vorbehalten, denn immer weniger Studenten wollen in den Lehrerberuf einsteigen, was sich verständlich finde, denn die Zustände, die dort heute herrschen, können niemanden animieren, diesen Beruf zu ergreifen.
Im Gegensatz zu den Schulen der DDR haben die Lehrer heutzutage nur einen Bildungs-, nicht aber einen Erziehungsauftrag, auch wenn verantwortliche Lehrer mit Herz mehr für ihre Schüler tun, als ihnen aufgetragen wird. Bildung gehört zu den Ausgaben des Staates, an denen gekürzt werden darf auf Teufel komm raus. Und dabei soll Bildung doch angeblich das Pfund sein, mit dem die BRD international wuchern will.
Wir, die wir in der DDR gelebt haben, können von Glück reden, dass wir in eine Schule gingen, die uns die wichtigen Dinge des Lebens beigebracht hat. Ich hatte antifaschistische Lehrer, die die Nazizeit erlebt haben, und Lehrer, die für Hitlers Krieg ihre Knochen hingehalten haben. Und wenn ich eines in der Schule gelernt habe, dann dies: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus! Meine Lehrer mussten noch viel improvisieren, gerade in den ersten Jahren des Neuanfangs. Sie haben es getan, für uns, die wir uns nie wieder für etwas hergeben, das gegen das Recht des Menschen auf Leben richtet.
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