Humor im Netz: „Rudolf Diesel und die ,Wirkraft’…“ – oder: Sollen wir wirklich erst eine Revolution machen?

Manchmal gibt es ja Sachen im Internet, die sind so, daß man vor Lachen bald nicht in den Schlaf kommt. Das beweist uns wieder einmal, daß Helvétius völlig recht hatte, als er sagte: „Wenn unter gesitteten Völkern die Dummheit der gewöhnliche Zustand der Menschen ist, dann nur deshalb, weil dies die Wirkung eines verderblichen Unterrichts ist, weil man von falschen Gelehrten erzogen wird und weil man geistlose Bücher liest.“ [1] Daß aber der folgende Ausspruch eines gewissen Rudolf Diesel (1858-1913), der ja zweifellos ein kluger Erfinder war, ein Ausdruck von DUMMHEIT ist, kann man als gebildeter Menschen wohl kaum bestreiten. Vielleicht ist Diesel auch deshalb ertrunken, weil er seine Intelligenz überschätzt und seine Schwerkraft unterschätzt hat…

Diesels Dummheit

Hahaha… Natürlich war es nicht Rudolf Diesel, der die soziale Frage gelöst hat [2]. Die „soziale Frage“ ist, wie der Name schon sagt, eine gesellschaftliche Frage. Und da muß man sich auch mit den Gesetzmäßigkeiten der Gesellschaft befassen und nicht nur mit technischen Fragen oder mit Automotoren. Aber kommen wir zur zweiten Frage: Sollen wir wirklich erst eine Revolution machen? Darüber sollte man – wie Helvétius schon lange zuvor richtig erkannt hatte – etwas lernen, die richtigen Bücher lesen und folgendes wissen:

Was ist eine Revolution?

Revolution: grundlegende Um­wälzung im Leben der Gesell­schaft, die im allgemeinen durch den Übergang der politischen Macht aus den Händen einer re­aktionären in die einer progres­siven Klasse und durch die Be­seitigung einer überlebten und die Errichtung einer neuen, hö­heren Gesellschaftsformation cha­rakterisiert ist. Im übertragenen Sinne wird der Begriff auch auf grundlegende Umwälzungen an­gewandt, die sich in einzelnen Bereichen oder Sphären des ge­sellschaftlichen Lebens vollziehen (z. B. industrielle Revolution, wissenschaft­lich-technische Revolution).

Was sind soziale Revolutionen?

Soziale Revolutionen sind in der antagonistischen Klassen­gesellschaft eine gesetzmäßige Erscheinung, die mit Notwendig­keit aus dem Konflikt zwischen den sich entwickelnden Produk­tivkräften und den überlebten Produktionsverhältnissen hervor­geht. Dieser Konflikt ist die so­ziale Grundlage des Klassen­kampfes zwischen den aufstre­benden und den reaktionären Klassen, welche die überlebten Produktionsverhältnisse und die darauf beruhende soziale und po­litische Ordnung mit allen Mit­teln, insbesondere der Staatsge­walt, verteidigen. Die soziale Revolution ist der Höhepunkt des Klassen­kampfes.

Wie verlaufen soziale Revolutionen?

In der Revolution wird die Macht der herrschenden reaktio­nären Klasse gestürzt und die Herrschaft der revolutionären Klasse errichtet. Jede soziale Revolution ist zugleich eine politische Revolution. Ihre Grundfrage ist die Frage der poli­tischen Macht; erst nach der Er­oberung der Staatsmacht können die überlebten Produktionsver­hältnisse beseitigt werden, und mit der ökonomischen Basis der Gesellschaft wälzt sich der ganze Überbau allmählich um, so daf als Ergebnis der Revolution eine neue, höhere Gesellschaftsformation entsteht. Soziale Revolutionen sind daher „die Lokomotiven der Geschichte“ (K. Marx).

Wann ist die Zeit reif für eine Revolution?

In revolutionären Epo­chen erfolgt eine gewaltige Be­schleunigung der gesellschaft­lichen Entwicklung; in den Revolution tritt die geschichtsbildende Kraft der Volksmassen in besonders hohem Maße hervor. Ihre Orga­nisiertheit und Disziplin (subjek­tiver Faktor der Revolution) wachsen. Die Spontaneität der gesellschaft­lichen Entwicklung wird weit­gehend durch die bewußte, orga­nisierte Tätigkeit der Massen ab­gelöst. Der Charakter einer Revolution wird durch ihre historischen Aufgaben und ihre Triebkräfte, durch die Klassen, die sie tra­gen, und deren politischen Reife­grad bestimmt.

Wer hat die „soziale Frage“ beantwortet?

Die marxi­stische Revolutionstheorie, die auf den objektiven Gesetzen der gesellschaftlichen Entwicklung beruht, wurde von Karl Marx und Friedrich Engels begründet und von Wladimur Iljisch Lenin entsprechend den neuen Bedingungen des proleta­rischen Befreiungskampfes in der Epoche des Imperialismus in An­knüpfung an die Gedanken von Marx und Engels weiterent­wickelt. Diese Aufgabe löste Le­nin in seinem Werk „Zwei Tak­tiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution“ (1905) und in anderen Schriften.

Was sind die Unterschiede zwischen einer bürgerlichen und der bürgerlich-demokratischen Revolution?

Zwischen den bürgerlichen Revo­lutionen des 18. und 19. Jahrhunderts, deren Aufgabe die Beseitigung des Feudalismus und die Siche­rung der freien Entwicklung der kapitalistischen Gesellschafts­ordnung war, und den bürgerlich­-demokratischen Revolutionen in der Epoche des Imperialismus bestehen grundlegende Unter­schiede. Der Kapitalismus war in das Stadium seines Niedergangs und Verfalls eingetreten. Die Bourgeoisie hatte ihre Fähigkeit verloren, Führer des gesellschaft­lichen Fortschritts zu sein, sie hatte sich in eine reaktionäre Klasse verwandelt. Die Arbeiter­klasse aber war eine starke politische Kraft geworden und bildete den Vortrupp im Kampf um den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft.


Imperialismus und Revolution

Mit dem Ein­tritt in die Epoche des Imperia­lismus wurden alle Fragen des Kampfes um den Sozialismus auf neue Art gestellt. Imperialismus bedeutet Negation der Demo­kratie auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens. Der Kampf um Demokratie, um demo­kratische Umgestaltungen auf antiimperialistischer Grundlage erlangte entscheidende Bedeutung für den Kampf der Arbeiterklasse um den Sozialismus. Der Kampf um antiimperialistische, demokra­tische Verhältnisse wurde in im­perialistischen Staaten für die Arbeiterklasse zur historischen Notwendigkeit im Kampf um den Sozialismus.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein?

In diesem Kampf muß die Arbeiterklasse unter Führung ihrer revolutionä­ren Partei sich organisieren und schulen, ihre Einheit schaffen, ein festes Bündnis mit den Mas­sen des Volkes herstellen und die günstigsten Bedingungen, den besten Kampfboden für den Übergang zur sozialistischen Re­volution schaffen. Lenin beant­wortete die Hauptfrage jeder Re­volution, die Frage der Macht, auf neue Art. Er begründete, daß die bürgerliche Revolution nicht mehr wie früher die Herrschaft der Bourgeoisie errichten könne, sondern daß im Ergebnis der siegreichen bürgerlich-demokrati­schen Revolution, deren Führer und Haupttriebkraft die Arbeiterklasse ist, eine revolutionär-demokratische Diktatur der Arbei­terklasse und der Bauernschaft in Form der demokratischen Repu­blik errichtet werden müsse.

Die „Diktatur des Proletariats“

Auf­gabe der revolutionär-demokrati­schen Diktatur der Arbeiterklasse und der Bauernschaft ist die Ver­eitelung aller Anschläge der ge­stürzten Kräfte des Imperialis­mus auf die errungene Freiheit, wobei sie sich auf das bewaffnete Volk stützt, die revolutionäre In­itiative der Massen entfaltet und deren Aktionen sichert. Die de­mokratische Revolution, die die Herrschaft des Imperialismus ge­stürzt hat, wächst nach Maßgabe der Kraft des klassenbewußten und organisierten Proletariats in die sozialistische Revolution hin­über. Die Idee der Hegemonie der Arbeiterklasse in der bürger­lich-demokratischen Revolution bildet den Grundgedanken der marxistisch-leninistischen Revolu­tionstheorie.

Warum bedarf es der Führung durch eine kommunistische Partei?

Die Arbeiterklasse kann aber nur dann Hegemon werden, wenn sie von einer revo­lutionären, marxistischen Partei geführt wird, die fähig ist, die ideologisch-politische und organi­satorische Selbständigkeit der Ar­beiterklasse zu sichern und eine wissenschaftliche Strategie und Taktik auszuarbeiten. Eine solche Partei neuen Typus muß alle Formen und Methoden des revo­lutionären Kampfes beherrschen und es verstehen, sie im richtigen Moment anzuwenden und mitein­ander zu verbinden. Lenin ent­wickelte in Anknüpfung an Marx die in sich geschlossene Theorie vom Hinüberwachsen der bürger­lich-demokratischen Revolution in die sozialistische Revolution und beantwortete damit zum ersten­mal konkret die Frage, auf wel­chem Weg die Arbeiterklasse ihre Macht errichten kann.

Die größte und wichtigste  Umwälzung in der Geschichte

Die sozia­listische Revolution ist die größte und tief­greifendste Umwälzung in der Menschheitsgeschichte, da sie die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen und jede Form der Unterdrückung beseitigt und die antagonistische Klassengesell­schaft aufhebt. Sie vollzieht den Übergang zu einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrük­kung, in der die Menschen zum erstenmal ihre eigene Geschichte bewußt, mit Einsicht in die ge­sellschaftlichen Bewegungsge­setze, gestalten.

Welche Rolle spielt die Arbeiterklasse?

Die führende Kraft der sozialistischen Revolution ist die Arbeiterklasse, die auf Grund ihrer objektiven Stellung in der gesellschaftlichen Entwicklung die historische Aufgabe hat, den Kapitalismus zu stürzen und den Sozialismus zu errichten. Unter der Führung ihrer revolutionären Kampfpartei erobert sie im Bünd­nis mit allen Werktätigen die po­litische Macht und errichtet die Diktatur des Proletariats, die wichtigste Bedingung für den Sieg der Revolution und das Instrument zum Aufbau der neuen Gesell­schaft.


Der Beginn einer neuen Epoche

Die Eroberung der politi­schen Macht ist nicht der Ab­schluß, sondern der Beginn der sozialistischen Revolution, deren Haupt­aufgabe nun der ökonomische, politische und kulturelle Aufbau der sozialistischen Gesellschaft wird. Die Große Sozialistische Oktoberrevolution (1917) war die erste siegreiche sozialistische Revolution, sie leitete die Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialis­mus im Weltmaßstab ein. Seither hatte die sozialistische Revolution bereits in vielen Ländern gesiegt. Das sozialistische Weltsystem war ent­standen.

Der revolutionäre Weltprozeß

Die sozialistischen Revolution, die bürgerlich-demokratischen Revolution, die nationalen Befreiungs-Revolutionen und die demokratischen Bewegungen ver­schmelzen in der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus im Weltmaßstab immer mehr zu einem revolutio­nären Weltprozeß, in dessen Verlauf der Kapitalismus untergra­ben wird und weitere Länder den Übergang zum Sozialismus voll­ziehen.

Wie verläuft die sozialistische Revolution?

Die sozialistische Revolution ver­läuft in verschiedenartigen For­men, die durch nationale Beson­derheiten, historische Traditionen und andere Umstände bedingt sind. Jedoch ist ihr grundlegen­der Inhalt überall der gleiche, weshalb sie unabhängig von den besonderen Formen bestimmten allgemeingültigen Gesetzen unter­liegt. Einen ausgeprägt antiimperia­listischen Charakter haben die nationalen Befreiungs-Revolutionen der ehe­mals kolonialen oder abhängigen Länder, denen je nach dem Anteil der Werktätigen eine mehr oder weniger starke Entwicklungsten­denz in Richtung zur sozialisti­schen Revolution immanent ist. (→ Klas­senkampf)

Quelle:
Kleines politisches Wörterbuch, Dietz Verlag Berlin 1967, S.563-566. (Zwischenüberschriften eingefügt, N.G.)

[1]Claude-Adrien Helvétius (1715-1771): „Vom Menschen, von seinen geistigen Fähigkeiten und von seiner Erziehung“. Aufbau Verlag Berlin und Weimar, 1976, S.14.
[2] Das Zitat ist ein Fundstück von folgender Website: https://wirkraft.org/

Der Schlachtruf!

Schlachtruf Montag

(Danke an coronahysterie 😉 )

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5 Antworten zu Humor im Netz: „Rudolf Diesel und die ,Wirkraft’…“ – oder: Sollen wir wirklich erst eine Revolution machen?

  1. gunst01 schreibt:

    All die Fragen sind überflüssig. Eine kriminelle Bande von Oligarchen und Politikern raubt die Staaten aus und deshalb ist jetzt der Zeitpunkt gekommen!

  2. jena schreibt:

    Ob das Zitiat wirklich von Diesel ist, ist bei der Quelle nicht belegt.
    Diesel schrieb 1903 ein Büchlein unter dem Namen „Solidarismus“, das sich nur in sehr wenigen Exemplaren absetzte (bei einer Auflage von 10.000 Exemplaren wurden einige hundert verkauft, höchstens 10 sind Bibliotheken erhalten), das aber inzwischen wieder aufgelegt wurde. Die „Lösung“ von Diesel ist ein Genossenschaftsmodell ähnlich der Methode Raiffeisen und eine kapitalmäßige Beteiligung der Arbeiter an den Genossenschaftsunternehmen, allerdings
    . Im Unterschied zum Sozialismus sei der Solidarismus „im Rahmen bestehender Gesetze, in friedlicher Entwicklung bei vollkommener individuellen Freiheit“ zu erlangen, im Unterschied zum Kapitalismus beruht er nicht auf dem Spiel der Marktkräfte, sondern „auf dem natürlichen Spiel der solidarischen Kräfte“.
    https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/rekorde/die-utopie-solidarismus-rudolf-diesel/
    Im Gegensatz zum wissenschaftlichen Sozialismus von Marx/Engels, der auf Abschaffung des Privateigentums, Enteignung und Vergesellschaftung abzielte, wollte Diesel durch neue Wege Kapital aufbauen und neue soziale Bedingungen schaffen. Ohne Gewalt und Zwang basiert sein Modell auf Freiwilligkeit und auf der Überzeugungskraft seiner ökonomischen Berechnungen. Diesel hoffte auf Unterstützung durch die Gewerkschaftsbewegung, wurde aber enttäuscht.
    https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1000979549
    Damit ist eigentlich alles gesagt. Der „Bourgois-Sozialismus“ des Herrn Diesel wurde also damals auch von den Gewerkschaften nicht angenommen zu offensichtlich waren die Zwecke die damit verfolgt worden sind. Der „Solidarismus“ wurde dem vergessen überlassen und das ist ganz gut so.

    • sascha313 schreibt:

      Danke, jena, für die Ergänzungen. Es gab ja schon etliche solche Amateurphilosophen. Nicht zuletzt hat sich auch Henry Ford zu mehreren solchen geistigen Ergüssen berufen gefühlt. Das alles ist zurecht vergessen! An Karl Marx und Friedrich Engels führt kein Weg vorbei! Gerade heute…

    • Erfurt schreibt:

      Die Idee mit den Genossenschaften ist nicht neu und auch in der DDR gab es Genossenschaften. Die Genossenschaften in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung sind jedoch immer von privaten Interessen getrieben und genau das ist der wesentliche Unterschied zu den PGH’s, ZGE’s und LPG’s in der DDR.

      Denn in der DDR standen gesellschaftliche Erfordernisse im Vordergund nämlich die Befriedigung von Bedürfnissen und keine Gewinnerzielungsabsichten und schon gar nicht der Profit. Der Chef einer PGH wo ich den Ferien (DDR) oft gearbeitet habe, sagte mal so ganz beiläufig zu mir:

      Wenn mir der Laden gehören würde, wäre ich ein Millionär. Aber was hätte ich davon? Die Wünsche meiner Kunden zu befriedigen ist mir viel wichtiger!

      Mittlerweile hat er die 90 weit überschritten. Ja, wir hatten glückliche Zeiten! Sagte er als ich das letztemal mit ihm telefonierte.

  3. Erfurt schreibt:

    Das ist ungefähr so, als würde ein bestimmter Bauhaus-Stil dazu führen daß es keine Obdachlosen mehr gibt. Und allen Ernstes ist sowas schon im Kölner Treff diskutiert worden.

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