Der Arbeitergeneral Karol Świerczewski („Walter”)

Swierczewski-DenkmalIn den wilden Bieszczaden. Vor rund 80 Jahren betrat diese Wälder kaum eines Menschen Fuß. Die tiefblauen Berge und Täler der Bieszczaden-Region erstrecken sich über fast tausend Quadratkilometer des polnischen Staatsgebietes in Südosten des Landes. Ein Stück zauberhafte Wildnis, nahe der ukrainischen Grenze. Doch findet man heute in den urwüchsigen Dickichten der Bieszczaden nur noch selten Wölfe, Luchse und Wisente. Wer auf dem Bieszczaden-Ring in das Innere der Region fährt, kommt bald nach dem Städtchen Baligród in einen weiten Talkessel. Dort unmittelbar an der Straße befand sich viele Jahre ein schlichtes granitenes Denkmal: Am 28. März 1947, kaum zwei Jahre nach Beendigung des 2. Weltkriegs wurde hier der stellvertetende Verteidigungsminister Volkspolens, General Karol Świerczewski, ermordet.

Schatten der Vergangenheit…

Zwar war auch Polen von der ruhmreichen Sowjetarmee befreit worden und die Volksmacht Polens konnte mehr und mehr gestärkt werden, doch versuchten reaktionäre, faschistische Kräfte, schrittweise einen „liberalen Kapitalismus“ zu etablieren..Dies ging mit der Ermordung Tausender fortschrittlicher Menschen einher. Besonders hart tobten die Kämpfe in den Bieszczaden. Ukrainische Faschisten hatten hier mit Unterstützung der SS 1942 eine Terrororganisation gegründet, die sogenannte „Ukrainische Aufständische Armee“ (UPA), die die einheimische vorwiegend ukrainische Bevölkerung zwang, sich an den blutigen Umsturzversuchen zu beteiligen.

Beszczady1

Um diesen in zwei weitere Jahre Krieg und Terror gestürzten Menschen endlich Frieden zu verschaffen, mußte die Polnische Volksarmee hohe Opfer bringen. Eines davon war auch Karol Świerczewski. Doch nicht nur Menschenleben waren zu beklagen, auch ein völlig verwüsteter Landstrich mit niedergebrannten Städten und Dörfern, dessen Bevölkerung je nach Wunsch in anderen Teilen des Landes angesiedelt wurde, blieb zurück: Polens Hinterhof mit leeren Geisterdörfern, die die Vegetation nach und nach restlos verschlang.

Ein Mann, der sich den Kugeln nicht beugte

General Karol Świerczewski „Walter“ (geboren am 10. Februar 1897) war Generaloberst der Roten Armee und Generalleutnant der Volksarmee von Polen. In der Volksrepublik Polen wurde General Świerczewski als Volksheld verehrt. Ihm zu Ehren wurden Denkmäler errichtet, Schulen wurden nach ihm benannt, und Banknoten (50 Zloty) trugen sein Bild und Gedichte und Bücher wurden über ihn geschrieben. Darunter ein in der Grundschule bekannter Roman von Janina Broniewska „Über einen Mann, der sich den Kugeln nicht beugte“ („O Człowieku, który się kulom nie kłaniał“). 1952 erschien in der DDR die Übersetzung unter dem Titel „Der Arbeitergeneral“.

Ein würdiges Denkmal für den Helden

Pomnik SwierczewskiegoAm 28. März 1947 befand sich der General Karol Świerczewski, auf dem Weg nach Cisna, im Gebiet des zerstörten und umgesiedelten Jablonki. Er wurde begleitet von etwa 50 Soldaten und Offizieren. Dabei geriet der Konvoi in einen Hinterhalt, der von versprengten Grupperierungen der ukrainisch-faschistischen UPA gelegt worden war. Am 1. April 1947 wurde General Karol Świerczewski auf dem Soldatenfriedhof Powązki beigesetzt. Ein schlichter Obelisk am Tatort erinnerte an die Ermordung Świerczewskis. Das Politbüro der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP) verlieh ihm posthum das „Virtuti-Militari“-Kreuz und beschloß, ihm ein würdiges Denkmal zu setzen. Das über 9 m hohe Denkmal wurde von dem polnischen Bildhauer Franciszek Strynkiewicz entworfen. Es wurde 1962 in Jablonki aufgestellt.

Ermordet von ukrainischen Faschisten

In der Volksrepublik Polen war das Świerczewski-Denkmal das Ziel zahlreicher Kundgebungen und Wanderungen die zum Gedenken an den Tod des Generals durchgeführt wurden. Auch Schul- und Betriebsausflüge machten hier oft Halt. Unweit des Denkmals war ein Findling aufgestellt worden, der die Stelle markiert, wo der der tödlich verwundete Świerczewski am 28. März 1947 starb. Auf der anderen Seite der Straße wurde später ein Gebäude errichtet, das als Swierczewski-Museum geplant war. Nach der Konterrevolution 1990 wurde das Gebäude an eine Privatperson verkauft. Am 21. Februar 2018 wurde das Denkmal auf Betreiben polnischer Faschisten abgerissen.

Swierczewski gen Swierczewski


In den letzten Tagen des Krieges…

Am 20. August 1944 begann die Formierung der Einheiten der 2. Polnischen Armee un der Region von Podlasie (Międzyrzecz – Siedlce – Łuków). Ihr Kommandeur wurde General Karol Świerczewski, der Held des spanischen Bürgerkriegs, der glänzende Organisator und ausgezeichnete Erzieher der Soldaten. Auch die Formierung einer 3. Armee wurde eingeleitet. Am 9. September 1944 schloß das Polnische Komitee der Nationalen Befreiung (PKWN) Abkommen über die gegenseitige Umsiedlung der Bevölkerung mit den Regierungen der Ukrainischen und der Belorussischen SSR, am 22. September mit der Regierung der Litauischen SSR. Auf der Grundlage dieser Abkommen verließen Polen 518.219 Personen ukrainischer, belorussischer und litauischer Natonalität in den Jahren 1945 und 1946 und siedelten sich in der UdSSR an.

Faschistische Räuberbanden der UPA ermorden Karol Świerczewski

Die Besiedelung der West- und Nordgebiete war mit einer Reihe spezifischer Schwierigkeiten verbunden, vor allem aus den Kriegszerstörungen, der Verminung großer Gebiete und den Widersprüchen zwischen den unterschiedlichen Gruppen ihrer Bewohner. Nicht geringe Schwierigkeiten  und erhebliche Verluste verursachten organisierte Diebesbanden. Die weiterhin im Untergrund verbleibenden faschistischen Gruppen schmolzen rasch zusammen und verloren zusehends ihren politischen Charakter; sie verwandelten sich zumeist in gewöhnliche Räuberbanden. Lediglich im Südosten Polens, vor allem im Gebiet der Bieszczady, blieb die Lage bis zum Herbst 1947 äußerst gespannt, was auf die Umtriebe der bewaffneten Banden der UPA zurückzuführen war. Ihnen fiel am 28. März 1947 der hervorragende Funktionär der polnischen und internationalen Arbeiterbewegung, der Soldat der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution und legendäre Kämpfer im national-revolutionären Krieg des spanischen Volkes, Waffengeneral Karol Świerczewski („Walter“) zum Opfer.

Literatur:
Władysław Góra: „Volksrepublik Polen“, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1979.
Urania-Universum, Bd.23, Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin, 1977.

Siehe auch:
Bandera – die unheimliche Auferstehung eines Faschisten
Wiktor Iljuchin: Strepam Bandera und seine Gefolgschaft
Die ukrainisch-faschistischen Massaker in Wolhynien und Ostgalizien (1943-44)
Anna Kudinowa: Karl Popper und die Renaissance des Faschismus in Europa

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3 Antworten zu Der Arbeitergeneral Karol Świerczewski („Walter”)

  1. Erfurt schreibt:

    Lieber Sascha, über Polen wissen wir wahrscheinlich alle nicht sehr viel. Interessant wäre zu erfahren wie die Staatsform in Polen aussah insbesondere in der Zeit der 30er Jahre, über den 2. Wk hinweg und unmittelbar nach 1945.

    Viele Grüße!

    • sascha313 schreibt:

      Tragisch ist auch, daß die fortschrittlich gesinnten polnischen Bürger, die es ja zweifellos gibt, durch den regierungsoffiziellen Druck, durch die rußlandfeindliche und antisowjetische Propaganda, durch die von den pro-USA-Kräften (der Brandstifter und militante Antikommunist Brzezinski war ja ein Pole) immer mehr aus dem Bewußtsein verdrängt werden.

      Im polnischen Internet gibt es mit wenigen Ausnahmen nur noch sozialismusfeindliche Beiträge. Die sozialistischen Denkmäler Volkspolens und sogar sowjetische Ehrenmale werden geschändet und abgerissen. Die heldenhafte Geschichte des Kampfes gegen die deutschen Siedler und die polnische Szlachta, die Kämpfe polnischer Soldaten an der Seite der Roten Armee und der Kampf der Armija Narodowa (Volksarmee) gegen den deutschen Faschismus wird verschwiegen und soll aus der Erinnerung gelöscht werden. Und riesig aufgemachte Propaganda-Filme (wie der von A.Wajda über Katyn) verbreiten faschistische Lügen. Und der katholische Klerus mischt kräftig mit – das hat er auch schon vor 1990 getan (Wojtyla)…,

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