CHE – der Genius der kubanischen Revolution

CheGuevara„Meine Niederlage wird nicht bedeuten, daß der Sieg unmöglich war. Im Bemühen, den Gipfel des Everest zu erreichen, haben viele Niederlagen erlitten, aber schließlich wurde der Everest doch bezwungen.“
(Ernesto Che Guevara)

Die Feinde hatten Che ermordet, und sie hatten es eilig damit gehabt. Warum? Es ist völlig klar, daß seine Feinde, wenn sie einen Verwundeten, einen gefesselten Gefangenen wortbrüchig ermordeten, nicht nur die sie würgenden Rachegelüste befriedigen wollten. Der lebende, wenn auch gefangene und gefesselte, wenn auch verwundete Che war für sie immer noch eine riesige Gefahr. … Ches Tod erschütterte und bewegte die Werktätigen aller Länder. … Genosse Che Guevara gab sein Leben für die große Sache der Befreiung der Völker von Unterdrückung und Ausbeutung. Wir werden ihn für immer als mutigen Revolutionär, als einen Menschen von hoher seelischer Reinheit und beispiellosem Opfermut in unserem Gedächtnis behalten. [1]

Woran dachte Che in diesen ersten Monaten nach der Revo­lution?

Ebenso wie Fidel Castro war er der Meinung, daß in erster Linie für die Vertiefung der Revolution sowie dafür gekämpft werden mußte, den alten bürgerlichen Regierungsapparat durch einen dem Volke ergebenen neuen Apparat, die alte durch eine neue, re­volutionäre Armee zu ersetzen, deren Knochengerüst die Auf­ständischenarmee sein mußte. Es war ferner notwendig, für die Reformen, die die Positionen des USA-Kapitals und der ku­banischen Ausbeuter untergruben, darunter für eine radikale Agrarreform, zu kämpfen. Ebenso mußte die Herstellung freund­schaftlicher diplomatischer, wirtschaftlicher und kultureller Be­ziehungen mit der Sowjetunion und den anderen Ländern des sozialistischen Lagers erreicht werden.

Das Programm der Kommunisten

Dieses Programm stimmte mit dem Programm überein, für das die Kommunisten eintraten, die in der Sozialistischen Volkspartei zusammengeschlossen waren. Der Führungskern der Aufständi­schenarmee und der „Bewegung des 26. Juli“, ein Kern, an dessen Spitze Fidel Castro stand und zu dem auch Che gehörte, setzte das genannte Programm in die Tat um und überwand dabei gleichzeitig die antikommunistischen und antisowjetischen Vorurteile, in deren Banne noch ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung Kubas stand.

Die weit verbreitete Angst vor dem Sozialismus…

In seiner Rede am 22. April 1970 zum 100. Geburtstag W. I. Le­nins sagte Fidel Castro, als er auf die damals in Kuba herrschende politische Atmosphäre zu sprechen kam:

„Die Zeiten liegen gar nicht so weit zurück, in denen in unserem Lande als Ergebnis der jahrelangen verlogenen und verleum­derischen Propaganda eine antimarxistische und antikommunisti­sche Atmosphäre vorherrschte, die leider weit verbreitet war. Wollt ihr, daß ich ein Beispiel anführe? Denkt an das erste Jahr der Revolution! Wir fragten manchmal aus Neugier verschiedene Menschen, darunter auch Arbeiter:
,Seid ihr mit dem Gesetz über die Agrarreform einverstanden? Seid ihr mit dem Gesetz über die Wohnungsmiete einverstanden? Seid ihr mit der Nationalisierung der Banken einverstanden?‘
Wir stellten diese Fragen der Reihe nach, nach jedem dieser Gesetze.
,Seid ihr nicht damit einverstanden, daß die Banken, in denen sich das Geld des Volkes befindet, anstatt Privatpersonen zu gehören, in der Hand des Staates sein müssen, und daß diese Mittel für die Entwicklung der Wirtschaft, im Interesse des Landes verwendet werden und nicht, damit einige wenige Privatpersonen, die diese Banken besitzen, daran verdienen?‘
Wir erhielten zur Antwort: ,Doch, wir sind einverstanden.‘
,Meint ihr nicht, daß all die Bergwerke dem kubanischen Volk gehören müssen, nicht aber einigen ausländischen Gesellschaften, nicht irgendwelchen Leuten, die in New York leben?‘
,Doch.‘
So fand jedes einzelne dieser revolutionären Gesetze, fanden sie alle zusammen Zustimmung. Und dann fragten wir: ,Seid ihr mit dem Sozialismus einverstanden?‘
,Nein, nein, nein! In keiner Weise!‘
Es ist unglaublich, was damals in den Köpfen der Menschen vor sich ging … Das ging so weit, daß ein Mensch mit dem Wesen alles dessen, was dieses Wort enthält, einverstanden war, aber dem Worte selbst eben nicht zustimmen konnte.“

Tief verwurzelter Antikommunismus

Durch die revolutionären Umgestaltungen zogen Fidel Castro und seine Freunde das Feuer der USA-Imperialisten und ihrer ein­heimischen Verbündeten auf sich, die jede Reform als kommu­nistisch verschrien und versuchten, die Bevölkerung unter der Flagge des Antikommunismus gegen die Revolution aufzuhetzen. Die Manöver der Reaktionäre blieben jedoch ergebnislos. Die Reformen der Regierung Fidel Castro wurden im Interesse des Volkes verwirklicht und fanden die Unterstützung der Massen. Im Bewußtsein der Werktätigen assoziierte sich das Wort „Kom­munismus“ immer mehr mit den vom Volke verehrten Führern der Revolution und mit den revolutionären Umgestaltungen, die den Werktätigen den Weg zur Befreiung aus der sozialen Unter­drückung öffneten.

Subversiver Kampf gegen die Sozialisten

Um das revolutionäre Lager zu schwächen, waren Washington und seine Agenten bestrebt, die Einheit der revolutionären Kräfte, koste es, was es wolle, zu verhindern. Selbstverständlich hätten sie einem Zusammenschluß Fidel Castros und seiner Gesinnungs­freunde mit rechtsreformistischen antikommunistischen Ele­menten vom Typ des Präsidenten Urrutia, des Premierministers Miró Cardona oder gewisser „Kommandanten“ wie Hubert Matos, die sich als Revolutionäre ausgaben, keine Hindernisse in den Weg gelegt. Wohl aber arbeiteten sie mit allen Mitteln gegen ihre Einheit mit der Sozialistischen Volkspartei, die sie um jeden Preis isolieren, der sie den Weg zur Regierung verbauen, die sie nicht in die Gewerkschaften und die anderen Massenorganisationen, in die neuen Organe für Staatssicherheit und in die Aufständischenarmee lassen wollten.

Der treibende Keil der Konterrevolution

Die Isolierung der Sozialistischen Volkspartei, deren Führung und Mitglieder die Politik der revolutionären Regierung voll billigten und unterstützten, sollte nach der Ab­sicht der Reaktion ihrerseits die Positionen Fidel Castros und seiner Gesinnungsfreunde schwächen, sollte sie den Ratschlä­gen Washingtons gegenüber gefügiger machen, den Kurs der Revolution verlangsamen, um ihr schließlich völlig ihren offensi­ven Charakter zu nehmen. Von diesen gleichen Erwägungen gingen die Konterrevolutionäre in dem Bestreben aus, die Herstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen dem neuen Kuba und der Sowjetunion, koste es, was es wolle, zu verhindern.

Angefeindet vom USA-Imperialismus

Auch diese Pläne der imperialistischen Reaktion scheiterten völlig. Durch ihren erbitterten Widerstand gegen die sozialen Reformen entlarvten sich die Imperialisten selbst als schlimmste Feinde der kubanischen Werktätigen. Das kubanische Volk über­zeugte sich durch eigene Erfahrung, daß der USA-Imperialismus und seine Verbündeten sein Hauptfeind sind. Ebenso klar begann das kubanische Volk zu verstehen, daß die Kommunisten die zuverlässigsten Beschützer seiner Interessen und Rechte sind, daß seine Zukunft im Sozialismus liegt und daß die Sowjetunion sein aufrichtiger Freund und Bundesgenosse ist. Und sobald das kubanische Volk das erkannt hatte, ging Fidel Castro daran, den sozialistischen Kurs der kubanischen Revolution zu verkünden und die Kommunistische Partei Kubas zu schaffen.

Welche Rolle spielte Che Guevara?

Schwerlich zu überschätzen ist Ches Rolle in diesem re­volutionären Prozeß, als dessen Folge sich die erste sozialistische Revolution in Amerika immer mehr festigte. Beginnen wir damit, daß Che energisch alle radikalen Um­gestaltungen unterstützte, deren Ziel es war, Kuba vom im­perialistischen Einfluß zu befreien und die Grundpfeiler des Kapitalismus auf der Insel zu untergraben. Che setzte sich konsequent für die Aktionseinheit mit der Sozialistischen Volkspartei ein und verurteilte entschieden jeden Antikommunismus und Antisowjetisrnus. Er trat in Kuba als einer der ersten Revolutionäre dafür auf, daß freundschaftliche Be­ziehungen mit der Sowjetunion hergestellt wurden. Als das dann geschehen war, festigte und entwickelte er sie nach Kräften.

Gehaßt, verleumdet und ermordet…

Die Imperialisten, die Che haßten und fürchteten und ihn schließlich ermorden ließen, versuchen heute, sein Bild zu ver­fälschen und aus ihm einen Antikommunisten und Sowjetfeind zu machen, wollen ihn nach seinem Tode geradezu in ihren ideologi­schen Verbündeten und Mitstreiter verwandeln. Sie stellen ihn einmal als Trotzkisten, dann wieder als Maoisten, wohl gar als eine Art Nachfolger Netschajews [1] hin. Die Tatsachen widerlegen je­doch die üblen Verleumdungen, ausgestreut von Leuten, an deren Händen das Blut Ches klebt.

Che Guevara verurteilt den Antikommunismus

Der 1. Mai 1959 wurde erstmals in Kuba als staatlicher Feiertag begangen. An diesem Tag fanden überall Massendemonstrationen der Werktätigen zur Unterstützung der Regierung statt. In Havanna sprach Raúl Castro vor den Demonstranten (Fidel befand sich auf einer Reise durch lateinamerikanische Länder), in Santiago sprach Che. In seiner Rede rief er dazu auf, die Einheit aller revolutionären Kräfte, die Kommunisten eingeschlossen, zu festigen. Che ver­urteilte den Antikommunismus, den sich die Reaktion zunutze machte, und wies mit Nachdruck auf die Notwendigkeit hin, schnellstens eine radikale Agrarreform durchzuführen.

Enteignung der Großgrundbesitzer

In der Siedlung La Plata (in der Sierra Maestra), in der während des Kampfes gegen Batista das Agrargesetz Nummer 3 verkündet worden war, beschloß der Ministerrat der Revolutionsregierung am 17.Mai auf einer feierlichen Sitzung, an der auch Che teilnahm, das Gesetz über die Durchführung der Agrarreform. Nach diesem Gesetz wurde aller Landbesitz von mehr als 400 Hektar Größe enteignet und an landlose und landarme Bauern übergeben. Wo es wirtschaftliche Interessen erforderten, wurden auf enteigneten Ländereien Staatsgüter eingerichtet. Zur Verwirklichung dieses Gesetzes wurde das Nationalinstitut für die Agrarreform (INRA) geschaffen, zu dessen Direktor ein Kampfgefährte Ches, Haupt­mann Antonio Nún͂ez Jiménez, ernannt wurde.

Die kubanische Revolution

Die kubanische Revolution war also nunmehr offensichtlich etwas ganz anderes als eine der üblichen Palastrevolutionen, als ein Austausch von Marionetten. Selbst die konservative USA-Zeitschrift „Current History“ stellte in einem Kommentar zu den Ereignissen auf Kuba fest:

In Lateinamerika sind die Revolutionen bis zum Überdruß gleichförmig. In manchen Fällen folgen sie einer Schablone, die voraussagbar ist. Kaum daß sie begonnen haben, läßt sich ihre weitere Richtung sehr leicht erkennen. Ganz anders ist die Sachlage auf Kuba. Die Revolution Fidel Castros fügt den alten Mustern etwas Neues, etwas Wesentliches hinzu, das nicht vorausgesagt werden kann. Sie kann durchaus den Beginn einer Reihe ent­sprechender Revolutionen bedeuten, die äußerlich an die alten erinnern, sich aber in Wirklichkeit durch einen neuen Stil aus­zeichnen. Die politischen Revolutionen treten ihren Platz offenbar an soziale Revolutionen ab. –

Die Konterrevolutionäre flüchten in die USA

Die Agrarreform löste einen Wutanfall bei den kubanischen Latifundienbesitzern und den USA-Monopolen aus, in deren Händen sich Hunderttausende von Hektar kubanischen Bodens befanden. Washington überreichte in Havanna eine Note nach der anderen, worin „Entschädigungen für die Verluste“ gefordert und Sanktionen aller Art angedroht wurden. Die Reaktion in Kuba drohte offen mit Konterrevolution. Fünf Minister, die mit bürger­lichen Kreisen in Verbindung standen, traten aus der Regierung aus. Das geschah aus Protest gegen die radikale Orientierung der Regierung. Bald darauf trat auch der Präsident Urrutia zurück. Seine Stelle nahm ein standhafter Revolutionär, Teilnehmer am Untergrundkampf gegen Batista, ein: Osvaldo Dorticós Torrado. Urrutia und die zurückgetretenen Minister verschwanden schnell in die Vereinigten Staaten, von wo aus sie mit Unterstützung der dortigen herrschenden Kreise zum Sturze Fidel Castros auf­riefen. In die USA flüchtete auch Díaz Lanz, der Oberbefehls­haber der Luftstreitkräfte Kubas, der sich selbst den Titel des militärischen Führers der Konterrevolution zulegte.

Der „böse Genius“ der kubanischen Revolution

Besonders wütend stürzten sich die Reaktionäre auf Che. Für sie war er der Hauptschuldige an dem Unglück, das sie ereilt hatte, der „böse Genius“ der kubanischen Revolution, dieser Mann, der doch so „fröhlich“ war und ihnen – anfangs! – so sehr gefallen hatte. Wer ist das eigentlich, dieser Che, von Woher ist er denn plötzlich über uns gekommen? riefen sie. Ein Abenteurer ohne Heimat und Elternhaus, ein Fremder, wagt es, auf unserer Insel den Kommunismus auszusäen und sie zu einem Brückenkopf für die „kommunistische Aggression“ gegen ganz Lateinamerika und sogar gegen die Vereinigten Staaten selbst zu machen. Die reaktio­näre Presse wollte den Kleinbürgern einreden: Sobald Kuba di­plomatische Beziehungen mit der Sowjetunion aufnimmt, wird Che Botschafter in Moskau, um das Land noch mehr den „Roten“ auszuliefern.

Die gescheiterte Fernsehprovokation

Am 29. April gab Che ein Interview im Fernsehen, das unter der Kontrolle von Privatfirmen, die der Revolution feindselig gesinnt waren, stand. Der Fernsehjournalist begann damit, daß er Che provokatorische Fragen stellte:

„Sie sind Kommunist?“
„Wenn Sie meinen, daß das, was wir im Interesse des Volkes tun, ein Ausdruck des Kommunismus ist, dann halten Sie uns ruhig für Kommunisten. Falls Sie jedoch mit Ihrer Frage meinen, ob wir der sozialistischen Volkspartei angehören, dann lautet die Antwort ,nein‘.“
„Warum sind Sie nach Kuba gekommen?“
„Ich wollte an der Befreiung wenigstens eines kleinen Stückes des unterjochten Amerika teilnehmen.“
„Sind Sie der Ansicht, daß in Rußland eine Diktatur herrscht?
Wenn ja, würden Sie dorthin fahren, um gegen sie zu kämpfen? Halten Sie einen kommunistischen Umsturz auf Kuba für möglich, und würden Sie dem Widerstand entgegensetzen? Sind Sie der Meinung, daß die kommunistische Ideologie mit dem kubanischen Nationalitätsgefühl unvereinbar ist? Sind viele Kommunisten in die Regierung eingedrungen?“

Ein bezahlter Agent wird entlarvt

So fuhr der Teleprovokateur fort, seine weiteren Fragen abzuschießen. Auf alle diese Fragen antwortete Che gelassen und überlegen. Schließlich kam dann die „Kernfrage“:

„Treten Sie für Beziehungen mit Sowjetrußland ein?“
„Ich trete für die Herstellung von diplomatischen und Handels­beziehungen mit ausnahmslos allen Ländern der Welt ein. Ich sehe keinen Grund, warum Länder, die uns achten und den Sieg unserer Ideale wünschen, hiervon ausgeschlossen werden sollten.“

Am Ende des Interviews teilte Che den Fernsehzuschauern ganz unversehens mit, daß sein Interviewer ein bezahlter Agent Batistas sei. Die Fernsehprovokation war offenkundig mißglückt.

[1] aus: Josef Lawrezki: „Ernesto Che Guevara“.
[2] Russischer kleinbürgerlicher Revolutionär (1847—1882); sein Kampfprogramm wurde von Marx und Engels als „Kasernen-Kommunismus“ abgelehnt.

Quelle:
Josef Lawrezki: Ernesto Che Guevara, Verlag Neues Leben Berlin, 1974, S.230-238. Foto: Che Guevara, Color by Klimbim (https://klimbim2014.files.wordpress.com/2019/03/che-color-web.jpg)


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…und natürlich war Che Guevara ein Kommunist!


Siehe auch: Kurt Gossweiler – Chruschtschow und die Kubakrise

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2 Antworten zu CHE – der Genius der kubanischen Revolution

  1. Hanz29 schreibt:

    Auch wenn die Zeiten gerade fast weltweit sehr düster aussehen – in Lateinamerika können wir wenigstens eine deutliche Bewegung nach Links erkennen – und so sollten wir uns dann doch dieses eindrucksvolle Lied noch einmal anhören:

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