W.S. Molodzow: Das Prinzip der Parteilichkeit

Lenin Ergebnisse und Tatsachen

„Der sozialistische Journalist“, schrieb 1965 der langjährige Dekan der Leipziger Fakultät für Journalistik, Prof. Dr. Hermann Budzislawski, „braucht den Marxismus, erstens um seinen Beruf fachgerecht auszuüben. Er braucht ihn zweitens, um seinen Beruf in seiner gesellschaftlichen Bedeutung zu verstehen. Der dritte, alles überragende Grund ist aber darin zu sehen, daß der Journalist seinem Volk und der Menschheit kontinuierlich widerspiegelt, was sich begibt. … Will er der Aufgabe gewachsen sein, im Wirrwarr der Tagesereignisse die bestimmenden Linien nachzuziehen, so muß er stets von neuem um die Aneignung des Marxismus-Leninismus ringen, der selbst nicht stehenbleibt, sondern neue Erkenntnisse hervorbringt.“ Und weiter stellt er fest: „Für uns Journalisten ist der tägliche Kampf um die Wahrheit wesentlicher Teil unserer Berufsarbeit“ [1] Dabei ist ein parteilicher Klassenstandpunkt (auf der Seite der Artbeiterklasse) von höchster Bedeutung. Für einen heutigen Journalisten im Kapitalismus ist das nicht so wichtig. Er schmiert das aufs Papier, was sich am besten verkaufen läßt – ob wahr oder gelogen, spielt dabei keine Rolle. Und wenn immer wieder die DDR oder nun auch Rußland mit Schmutz beworfen werden, umso besser, denn das wird extra honoriert. Der sowjetische Philosoph W.S. Molodzow schreibt über das Prinzip der Parteilichkeit.

Kürzlich schickte uns ein russischer Genosse aus der Kommunistischen Allunionspartei (Bolschewiki) mehrere Artikel der BBC, der Deutschen Welle (DW), von RadioLiberty und schließlich einen Auszug aus der New York Times, in der behauptet wurde, Rußland sei ein faschistischer Staat, der allein an Eroberungen und an der Erweiterung seiner Machtposition in der Welt interessiert sei. Nun muß man sagen: dies ist die Meinung der bürgerlichen Medien. Aber ist sie auch wahr? Nein, sie ist nicht wahr. Sie ist falsch und gelogen und wurde im Auftrag der imperialistischen Meinungsmacher fabriziert. Rußland ist ein kapitalistischer Staat. Mehr muß man dazu nicht sagen. Die „Entnazifizierung“ der Ukraine ist heute ein sehr berechtigtes Anliegen im Interesse des gesellschaftlichen Fortschritts.

W.S. Molodzow

Das Prinzip der Parteilichkeit

Aus dem revolutionären Geist der marxistischen Philosophie entspringt unmittelbar ihre parteipolitische Bestimmtheit und Tendenz. Die Parteilichkeit ist das Grundprinzip des dialek­tischen und historischen Materialismus. Dieses Prinzip der marxi­stischen Parteilichkeit ist in den Werken von Lenin und Stalin ausführlich und allseitig ausgearbeitet.

Die Wahrheit ist stets konkret

Der Marxismus lehrt, daß es in der Klassengesellschaft keine über den Klassen stehende Wissenschaft und Philosophie gibt. Jedes philosophische System spiegelt nicht nur den Standpunkt einer bestimmten Klasse, sondern auch einer bestimmten Partei der Klasse wider. Der Kampf zwischen den verschiedenen philo­sophischen Systemen spiegelte folglich den Kampf der Klassen, den Kampf der Parteien wider. Lenin, der den parteilichen Cha­rakter der modernen bürgerlichen Philosophie aufdeckte, schrieb:

„Die neueste Philosophie ist genau so parteilich wie die vor zweitausend Jahren. Die kämpfenden Parteien sind dem Wesen der Sache nach, das durch gelahrt-quacksalberische neue Namen oder durch geistesarme Unparteilichkeit verhüllt wird, der Materialismus und der Idealismus.“ [2]

Die käuflichen Professoren

An einer anderen Stelle, an der Lenin die käuflichen Profes­soren der Bourgeoisie entlarvt, schrieb er:

„In einer Gesellschaft der Lohnsklaverei eine unparteiische Wissenschaft zu erwarten, wäre eine ebenso törichte Naivität, wie etwa von den Fabrikanten Unparteilichkeit zu erwarten in der Frage, ob man nicht den Arbeitern den Lohn erhöhen sollte, indem man den Profit des Kapitals herabsetzt.“ [2]

Das verlogene Prinzip der „Objektivität“

Am häufigsten verschleiern die bürgerlichen Ideologen bei der Lösung politischer und theoretischer Fragen ihre Klassentendenz, ihre parteiliche Tendenz mit dem sogenannten objektiven Her­angehen. In Wirklichkeit ist aber der Objektivismus der Ideo­logen der Bourgeoisie nur eine bequeme Form der Verschleierung des Klassencharakters der bürgerlichen Ideologie. Es gab und gibt keine über den Klassen stehende, unparteiliche Wissenschaft.

Rechtfertigung des überlebten kapitalistischen Systems

Bei der Kritik Struves und anderer Apologeten des Kapitalis­mus zeigte Lenin in seiner Schrift „Der ökonomische Inhalt des Narodnikitums und seine Kritik im Buche des Herrn Struve“ überzeugend auf, daß sich hinter dem Objektivismus dieser Herren nur der Wunsch verbirgt, das Regime der bürgerlichen Ordnung zu rechtfertigen.

Warum werden Tatsachen oft verschleiert dargestellt?

Dem Objektivismus der bürgerlichen Wissenschaft, der sich den Anschein gab, über den Klassen zu stehen, betrachtete Lenin als ein Instrument der Bourgeoisie, das darauf gerichtet ist, das Klassenbewußtsein des Proletariats zu trüben, seine politische Wachsamkeit abzustumpfen. Lenin, der die Verlogenheit des „Objektivismus“ der bürgerlichen Wissenschaft und Philosophie entlarvt hat, sagte, daß der „Objektivismus“ der bürgerlichen Gelehrten nur eine der Erscheinungsformen der Parteilichkeit der bürgerlichen Theorie ist, deren Sinn in der Rechtfertigung und Verewigung der bürgerlichen Ausbeuterordnung besteht.

Sie lügen im Interesse der herrschenden Monopolisten…

Die Ideologen der Bourgeoisie, die bestrebt sind, die Herrschaft der Ausbeuterklasse zu verewigen, die bürgerliche Ordnung zu rechtfertigen, sind in der Tat unfähig, in der Analyse der gesell­schaftlichen Erscheinungen wirklich objektiv zu sein. Sie miß­deuten, da sie sich von engen Klassenzielen leiten lassen, die Erscheinungen der gesellschaftlichen Wirklichkeit, entstellen ihrer Klasse zuliebe die Tatsachen und Ereignisse der geschichtlichen Vergangenheit und besonders des gegenwärtigen Lebens der Menschheit. Sie sind gezwungen, ihre engen Klasseninteressen als allgemein menschliche auszugeben, wobei sie auf diese Weise ihren politischen und theoretischen Schlußfolgerungen den An­schein der Objektivität verleihen; denn sie begreifen, daß der wahre Sinn der bürgerlichen Ideologie in unverschleierter Form völlig klar und unzweideutig zutage tritt.

Die Bourgeoisie ist ihrer Lage in der Gesellschaft nach nicht an der Aufdeckung der wahren Gesetzmäßigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung interessiert, darum geraten ihre Philosophie und ihre Wissen­schaft in Gegensatz zur objektiven Wirklichkeit.

[1] H. Budzislawski: „Sozialistische Journalistik“, VEB Biliographisches Institut Leipzig, 1966, S.53/61.
[2] W. I. Lenin, ,,Materialismus und Empiriokritizismus — Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie“, Dietz Verlag, Berlin 1949, S. 349.
[3] W.I. Lenin, „Marx, Engels, Marxismus“, zweite erweiterte deutsche Ausgabe, Moskau 1947, S. 55.#

Quelle: W.S. Molodzow: „Der grundlegende Unterschied zwischen der marxistisch-leninistischen Philosophie und der bürgerlichen Weltanschauung“, Dietz Verlag Berlin, 1950, S.12-13.

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(22.Mai 2022)

Dieser Beitrag wurde unter Kommunisten, Marxismus-Leninismus, marxistisch-leninistische Philosophie veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Antworten zu W.S. Molodzow: Das Prinzip der Parteilichkeit

  1. hb schreibt:

    Ich war noch sehr jung damals, ich war 17, da entdeckte ich genau diese Folgerung aus der bürgerlichen Objektivität, die Lenin erwähnt, ohne sie zu kennen. Ich hatte über einen Westrundfunksender eine Sinfonie von Mozart (Dirigent Herbert von Karajan) gehört, und dann fragte ich mich, warum der Westsender ausgerechnet Mozart brachte, Mozart, den ich mit allen menschlichen Aussagen in Verbindung brachte, der gefühlmäßig für mich nichts mit der westlichen Politik im Sinne hatte. Nun wohnte ich in Berlin, kannte natürlich viel von westlicher Propaganda, die ich durch die offenen Grenzen noch überprüfen konnte. Noch nicht so fundiert wie später, aber immerhin. Und ich stellte für mich fest, dass sich dahinter ein Zweck verbarg. Nämlich der Versuch, uns Ostberliner auf die westliche Seite zu ziehen, indem man sagte: Seht her, wir sind doch gar nicht so, wie euch gesagt wird, wir pflegen die deutsche Kultur, nicht nur den Rock’n Roll. Die DDR-Kultur bestrahlt euch mit „Rotlicht“, ihr dürft nicht objektiv sein, sondern sollt die Verbrechen des Kommunismus unterstützen. Wir aber denken, dass die deutsche Kultur über der Politik steht. Mozart kannte keinen Kommunismus.

    Das waren so meine Überlegungen. Ich schrieb das in mein Tagebuch. Im Laufe der Jahrzehnte ging mir das Tagebuch verloren, was ich heute noch bedaure. Denn rückblickend kann ich sagen, meine Überlegungen zeigten meinen Reifeprozess, und es wäre ganz interessant gewesen, dies auch meinen Kindern zu vermitteln. Wenn ich in diesem Alter noch nicht völlig durchsah, so war das der Anfang der Bildung meiner Persönlichkeit. Ich glaube, jeder Mensch hat so einen Punkt aufzuweisen, an dem er sich entscheiden muss: Die oder wir. Und das ist die Situation, vor der wir an jedem Tag unseres Lebens stehen. Begriff ich auch erst später, dann aber gefestigt. Und dann musste ich mich in meinem persönlichen Leben entscheiden – und ich habe mich entschieden. Und ich denke, dass diese Mozart-Sinfonie ihren Anteil daran hatte.

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  3. Hanz29 schreibt:

    Das am Anfang des Artikels stehende Zitat Lenins war nie richtiger und aktueller als heute.
    Das wird einem ganz besonders klar, wenn man sich diesen Ablauf anschaut:
    http://www.wrongkindofgreen.org/wp-content/uploads/2022/03/NATO.mp4?_=1
    Da spürt man deutlich, wie einem die Nackenhaare aufstehen, ja einem der ganze Schopf „zu Berge steht“. Das Monster wuchs und wächst – bis hierhin und nicht weiter.

  4. Hanz29 schreibt:

    Was alles so versucht wird… Konterrevolution vom Feinsten:
    Da fiel mir auf, dass das neue Buch einer Lea Ypi herumgereicht und gelobt wird. Lea Ypi, Professorin an der London School of Economics, hoch intelligent, ursprünglich aus Albanien (Oberschicht), hat ein „geniales“, konterrevolutionäres Machwerk verfasst, mit dem hervorragend die durch und durch korrupte sog. Linke „abgefüttert“ und auf Linie gehalten werden soll. Mit einer Freundin mussten wir uns mehrere Tage damit befassen, um das richtig einzuordnen. Pseudo-links, Position zwischen Marx und Kant gebastelt, die unseren möchtegern Linken gewiss schmeckt.

    Wie heißt es oben? „Die Bourgeoisie ist ihrer Lage in der Gesellschaft nach nicht an der Aufdeckung der wahren Gesetzmäßigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung interessiert, darum geraten ihre Philosophie und ihre Wissen­schaft in Gegensatz zur objektiven Wirklichkeit.“
    Das trifft hier zu, als wäre es dafür geschrieben.
    Das nur am Rande, falls jemand auf dieses Machwerk stößt.

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