Alexander Moumbaris: Ein patriotischer, antifaschistischer Krieg ist kein imperialistischer Krieg

UkrainaEs ist beschämend festzustellen, daß viele Vertreter von Parteien, die eigentlich an der Spitze der Volksmassen hätten stehen sollen, Rußlands Spezialoperation fälschlich als „imperialistische Invasion“ bezeichnen, während große Teile der unterdrückten Massen auf der ganzen Welt sich instinktiv auf die Seite Rußlands stellen, wenn es darum geht, die Ukraine von den, von der Nato unterstützten, faschistischen Kräften zu säubern. Ihr Unvermögen, den Imperialismus oder die Natur des gegenwärtigen Konflikts zu verstehen, hat schwerwiegende Folgen für die Einheit und das Handeln der kommunistischen Weltbewegung, und diese Folgen können nur noch schlimmer werden, wenn der imperialistische Drang zum Krieg gegen Rußland und China weiter eskaliert.

Die Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine

Die pseudolinken Opportunisten

Am 24. Februar 2022 leitete Rußland eine Entnazifizierungs- und Entmilitarisierungsoperation gegen das Kiewer Naziregime ein, das 2014 durch einen von der Nato organisierten Putsch an die Macht gekommen war. Zwei Tage später, am 26. Februar, beeilten sich 31 kommunistische und Arbeiterparteien, diesen Schritt als imperialistische „Invasion“, oder besser gesagt als einen Konflikt zwischen imperialistischen Staaten anzuprangern. Heute, drei Monate später, ist die Lage für die Kommunisten, die diese Erklärung unterzeichnet hatten, vielleicht klarer.

 Der faschistische Putsch in Kiew (2014)

Die Putschisten von 2014, die von der Nato organisiert und unterstützt wurden, übernahmen die Macht mit Gewalt, List, Blutvergießen und Massakern – einschließlich des Einsatzes von Scharfschützen aus Polen, Litauen, Georgien … Diese Ereignisse fanden nicht nur auf dem Majdan-Platz, sondern im ganzen Land statt. Vor 2014 hatte das vorangegangene Regime – ganz zu schweigen von der Sowjetzeit – eine Aura von bürgerlich-demokratischer Legitimität, und obwohl es in der Bevölkerung Unterschiede, wenn nicht gar Divergenzen gab zwischen: Russen und Ukrainern, zwischen unierten und orthodoxen Christen, zwischen Kommunisten und Nicht-Kommunisten … dennoch lebten sie in Harmonie – oder zumindest in Frieden.

Widerstand gegen das völkermörderische Neonazi-Regime

Angesichts der Niederschlagung des Widerstands durch die Putschisten gelang es dem Donbass – bestehend aus den Oblasten Donezk und Lugansk –, Widerstand zu leisten. Die Bevölkerung dort hat acht Jahre lang tapfer und heldenhaft gekämpft. Ihr Kampf war bis zum 24. Februar 2022 ein legitimer, patriotischer, demokratischer und volksnaher Überlebenskampf gegen das völkermörderische Neonazi-Regime, das vom Westen und von ukrainischen Oligarchen wie Igor Kolomojski gefördert und orchestriert worden war.

Der Überlebenskampf im Donbass

Es wäre unehrlich, ja würdelos, diese erste Phase des Konflikts als imperialistisch, illegitim oder für Kommunisten oder Demokraten unvertretbar zu bezeichnen. Es war ein gerechter nationaler Überlebens- und Befreiungskrieg gegen das Naziregime, der nicht nur das eigene Territorium, sondern die gesamte Ukraine und alle unterdrückten Ukrainer betraf.

Der geplante Völkermord des Imperialismus

Es gibt Beweise dafür, daß am 24. Februar 2022 ein Großangriff mit Waffen der Nato und der Europäischen Union durch die ukrainische Armee, darunter Zehntausende von Söldnern, Nazis aller Art, geplant war, mit dem Ziel, den Widerstand im Donbass und alles, was russisch war, sei es physisch, sprachlich, kulturell oder religiös, zu liquidieren. Dies wäre die Fortsetzung und Vollendung des vom Kiewer Regime begonnenen Völkermords gewesen, bei dem die russischsprachige Zivilbevölkerung als Untermenschen behandelt und bei militärischen Operationen und Belagerungen systematisch als Geiseln und menschliche Schutzschilde eingesetzt wurde.

Was hätte Rußland anderes tun können?

Morde, Massaker, Vergewaltigungen, Plünderungen… waren mehr als alltäglich, der Horror der Gesetzlosigkeit war komplett. Die Fragen, die Kommunisten und auch Demokraten zu beantworten haben, lauten daher:

  1. Hätte die Russische Föderation es zulassen dürfen, daß die Bevölkerung des Donbass durch das Neonazi-Regime ausgelöscht wird?
  2. Hätte die Russische Föderation auf die extreme Provokation und Bedrohung durch die Nato und insbesondere die USA, die an ihrer Grenze eine nukleare Hochburg errichteten, unterstützt durch Dutzende von Labors für biologische Kriegsführung, finanziert vom Pentagon, etwa nicht reagieren sollen?

Die Aggressivität des USA-Imperialismus

Dieser Konflikt war von weltweiter Bedeutung und konnte nicht als „nur“ ein Konflikt zwischen imperialistischen Staaten abgetan werden, da er das Potential hatte, zu einem dritten Weltkrieg zu eskalieren. Die Provokationen der USA waren immens und sie dauerten bereits drei Jahrzehnte an. Es muß nicht unbedingt derjenige, der einen Angriff auslöst, auch dafür verantwortlich sein. Weder Kommunisten noch Demokraten können sich einer solchen Situation entziehen.

Der Kampf der Kommunisten um eine bessere Welt

Der Charakter dieses Konflikts weist gewisse Parallelen auf: einige sind mit dem Spanischen Bürgerkrieg, andere mit dem sowjetischen Feldzug gegen Finnland 1939 verbunden, vor allem aber gibt es Ähnlichkeiten zum Großen Vaterländischen Krieg: auf der einen Seite die Nazis und ihre Anhänger und auf der anderen Seite das russische Volk, die Nachkommen des heldenhaften Sowjetvolkes, das verraten und seines Erbes beraubt wurde. Jeder Krieg hat seine Eigenheiten. Natürlich wird der Konflikt in der Ukraine nicht von Kommunisten geführt, aber er hat die volle Unterstützung der russischen Kommunisten.

Der Klassenkampf geht weiter…

Die demokratische Wiedereingliederung der Ukraine in Rußland ist weder eine Eroberung noch eine Kolonisierung. Sie wird nicht verhindern, daß die Klassenkämpfe weitergehen. Vergessen wir nicht, daß es während des Großen Vaterländischen Krieges für die Sowjetunion notwendig war, Bündnisse mit den USA, Großbritannien und anderen imperialistischen kolonialistischen Ländern zu schließen … Oft mußten Kommunisten und Patrioten unnatürliche Bündnisse eingehen, so wie die chinesischen Kommunisten mit der Kuomintang gegen Japan oder die griechischen Kommunisten mit dem Diktator Metaxas gegen die italienischen Faschisten – und es gab noch andere.

Opportunisten, Trotzkisten und andere Feinde des Volkes

Es sollte auch bedacht werden (und wir sollten nicht so tun, als seien wir so naiv), daß einige Führer der kommunistischen Parteien unter den Unterzeichnern, und nicht die wenigsten von ihnen, öffentlich die Ansicht vertreten, daß der Große Vaterländische Krieg selbst ein „imperialistischer Krieg“ gewesen sei. Was über den Nazismus in der Ukraine hinaus am schwerwiegendsten ist, ist die Unkenntnis der Geschichte und sogar der gegenwärtigen Situation in der westlichen Bevölkerung sowie das Fortschreiten der unbewußten Akzeptanz der Inhalte des Nazismus und des Überlegenheitsdenkens, unabhängig davon, ob es sich um Weiße oder eine andere Farbe oder Art handelt.

Der deutsche Faschismus und seine Wiederkehr in der Ukraine

Die Franzosen sollten sich daran erinnern, daß der Dreizack der ukrainischen Neonazis wie das Wappen der SS-Division „Das Reich“ aussieht, die für das Massaker von Oradour-sur-Glane im Juni 1944 verantwortlich war. Die Juden sollten sich auch daran erinnern, daß im September 1941 in der Schlucht von Babi Yar fast 34.000 ihrer Landsleute abgeschlachtet wurden, und die Polen an die Hinrichtung von 100.000 zivilen Landsleuten in Wolhynien im Jahr 1942.

Der Autor

Alexander Moumbaris ist ein altgedienter Kämpfer, politischer Gefangener und Ausbrecher aus der südafrikanischen Befreiungsbewegung Umkhonto we Sizwe (dem militärischen Flügel des ANC). Sein Artikel wird aus einem E-Mail-Rundschreiben mit Dank wiedergegeben.

Quelle: https://thecommunists.org/2022/07/04/news/south-african-veteran-alexander-moumbaris-anti-nazi-patriotic-war-not-interimperialist-ukraine-russia/?mc_cid=d35b287675&mc_eid=c684d42bb6

(Übersetzung: Florian Geißler – Kommunisten-Online)

pdfimage Moumbaris – Ein antifaschistischer Krieg


Stalin - Kapitalismus abschaffen

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10 Antworten zu Alexander Moumbaris: Ein patriotischer, antifaschistischer Krieg ist kein imperialistischer Krieg

  1. eger schreibt:

    kleine ergänzung zu dem, was franzosen erinnern sollten: auf dem territorium frankreichs tobten sich u.a. wlassow leute aus. „freiheits“ kämpfer von wehrmachts- und SS gnaden. die waren für die deutsche ostfront relativ ungeeignet, weil sie zu viel schiSS hatte vor der gerechten strafe ihrer landsleute. im falle, daß sie sich mit denen hätten auseinander setzen müssen. die vergriffen sich lieber an relativ wehrlose. z.b. in la france 1944.

    wlassow selbst war ein sowjetgeneral, der von stalin (als oberster befehlshaber der verteidigung, nicht als (nur) als parteichef ) zu verteidigung leningrad kommandiert worden war und bei gelegenheit seiner gefangennahme durch die deutschen staat, volk, armee verraten hat (wie die ukro oligarchen und sonstigen führer der letzten jahre). er durfte einige 10 tausend volksverräter befehligen, wurde am ende des GVKs gefangengenommen und im august 1945 in oder bei moskau hingerichtet.

  2. hb schreibt:

    Dass Kommunisten vom Großen Vaterländischen Krieg als von einem imperialistischen Krieg sprechen, ist mir unverständlich. Von Kommunisten erwarte ich eine andere Einschätzung des Charakters dieses Krieges – es sei denn, sie nennen sich nur Kommunisten. Es war ein Befreiungskrieg, der die ganze Welt vom Faschismus befreit hat. Da wird dann schlicht vom Begriff Imperium ausgegangen, die Sowjetunion wird als Imperium bezeichnet, deshalb auch die Bezeichnung „imperialistischer Krieg“. Für Kommunisten hat diese Bezeichnung eine völlig andere Bedeutung, und man kann voraussetzen, dass sie sie kennen. Nein, das sind keine Kommunisten, die den Großen Vaterländischen Krieg als imperialistischen Krieg charakterisieren. Die Sowjetunion war kein Imperium, wie zum Beispiel die USA, auch das faschistische Deutschland war kein Imperium. Die Bezeichnung „imperialistischer Krieg“ zielt also eindeutig gegen die Sowjetunion.

    Der Begriff des imperialistischen Krieges bezogen auf den Krieg in der Ukraine, richtet sich gegen das heutige Russland, als sei es noch die Sowjetunion. Aber auch Russland ist kein Imperium, es ist ein Land, das sich aus der tiefsten Demütigung durch den Westen, hier vor allem die USA,
    mit schweren Verlusten herausgekämpft hat. Heute ist Russland ein kapitalistischer Staat, zum
    Imperium würde es noch so einiges brauchen, und fraglich ist ja, ob Russland überhaupt ein Imperium werden will. Meiner Einschätzung nach ist das Gegenteil der Fall, das zeigt die Zusammenarbeit mit kleineren Staaten aus Asien, Afrika und Latienamerika. Es ist ein Partnerverhältnis von Gleich zu Gleich. Aber es ist auch keine Regionalmacht (O-Ton. Obama), zu dem es die USA machen wollten. Und da liegt meiner Ansicht nach der Grund für die Aufrüstung der Ukraine, die Nazis als Helfershelfer waren sehr willkommen, und die Ukraine hat sich mindestens seit 2014 mit Hilfe des Westens zu einem faschistischen Staat entwickelt. Der Westen bestreitet, dass es sich um Nazis handelt, die in der Ukraine bisher das Sagen hatten, angeblich seien die Nazis „patriotische Nationalisten“. Das russische Volk weiß sehr genau, was Nazis sind, niemand kennt ihre Untaten und Grausamkeiten genauer als Russland – damals wie heute. Der Westen reduziert Russland auf einen einzigen Menschen, Wladimir Putin. Ja, Putin hat sehr viel Verdienst am Wiedererstehen Russlands nach der Jelzin-Zeit. Unter seiner Leitung hat sich das Lebensniveau des Volkes seit dieser Zeit merklich verbessert und verbessert sich weiter. Wäre Russlands Ziel das Imperium, weshalb es den Krieg in der Ukraine angeblich führt, so ist doch die Auseinandersetzung mit den USA in der Ukraine auch ein Befreiungskrieg, ein Befreiungskrieg vom ukrainischen Nazismus und dem Weltherrschaftsanspruch der USA. Die USA gestehen es sich nicht ein, aber sie haben militärisch jetzt schon verloren. Aber auch nach diesem Krieg wird die Auseinandersetzung weitergehen, selbst wenn Russland die Ukraine besiegt. Wir müssen wachsam bleiben.

  3. gunst01 schreibt:

    Dieser Krieg ist abgekartet und dient einzig dazu, die Verschuldung wieder zu mindern.

  4. hb schreibt:

    gunst01, Verschuldung mindern Staaten mittels Inflation. Siehe Inflation 1923, als Deutschland
    die Kosten aus dem Versailler Vertrag zahlen musste. Je weniger wert das Geld war, um so schneller konnte man Schulden abbauen. Dass bei einer Inflation das Volk vor die Hunde geht,
    zeigte sich eben 1923 und nur Spekulanten gewannen. Der Krieg in der Ukraine trägt keine Schuld. Schuld trägt zum Beispiel Scholz mit seinem 100-Milliarden-Kredit, der auf Schulden aufgebaut ist. Aber nicht nur Scholz, sondern auch die gesamte kapitalistische Finanzstruktur.
    Du siehst ja, dass der Euro an Wert verloren hat, zum Beispiel gegenüber dem Dollar, ein Zeichen für Inflation.

    Inflation passiert folgendermaßen: Die Währung verliert durch Verschuldung immer mehr an Wert, dadurch steigen die Preise. Um auszugleichen, werden die Löhne erhöht. Dadurch hat die Währung noch weniger Wert. Ein Staat befindet sich dann in der Inflationsspirale. Das ist das,
    was gegenwärtig versucht wird, etwas zu mildern. Wie es aber aussieht, wird es noch viel
    schlimmer.

  5. karovier schreibt:

    Hat dies auf karovier blog rebloggt.

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