Der Faschismus ist subtil. Nicht immer können wir gleich erkennen – ist das schon faschistisch, oder nicht? Viel ist darüber schon berichtet worden. In der DDR gab es unzählige Bücher von Verfolgten des Nazis-Regimes und Opfern des Hitlerfaschismus. Diese Bücher waren im Westen streng verboten. Der Besitz eines solchen antifaschistischen Buches konnte in der BRD harte Strafen – bis zu Gefängnis – nach sich ziehen. Diese Art Literatur erschien in der DDR in Millionenauflagen und wurde sogar zur Pflichtlektüre in allen allgemeinbildenden Schulen unseres Heimatlandes, der DDR. Darüberhinaus gab es Verfilmungen und Theaterstücke zu diesem Thema. Beim Lesen eines Buches muß das Gehirn die eigene Phantasie bemühen. Lesen ist ein aktiver Prozeß. Anders als beim Anschauen einer Fernsehdokumentation, wo man durch die Fülle der wechselnden Bilder oft nur einen flüchtigen Einbdruck bekommt, der sehr bald aus dem Kurzzeitgedächtnis wieder verschwunden ist. Manchmal braucht der Mensch ein konkretes Beispiel, um aus der Erfahrung lernen zu können…
Sehr bekannt wurde das 1933 entstandene Schauspiel „Professor Mamlock“, geschrieben von dem Arzt und Kommunisten Dr.med. Friedrich Wolf. Er schrieb rückschauend:
Das Stück „Professor Mamlock“ und die kämpferische Haltung dieses mutigen jüdischen Arztes, dieses deutschen Humanisten und Patrioten, sollte … mit dazu helfen, die braune Schande vom Angesicht unseres Volkes wieder abzuwaschen. Mamlock hat sich anfangs als typischer Deutscher den idealistischen Selbsttäuschungen hingegeben, die bedingt waren durch seine Erziehung und durch die allseitige konventionelle Einstellung der „reinen“ Wissenschaft. Aber er müßte außerdem nicht Arzt sein, dem das Schicksal des kranken Menschen über alles geht; er müßte nicht der tapfere Soldat seiner Überzeugung sein, dem … das Schicksal des jüdischen Krankenwärters Simon höher steht als seine Auszeichnung und seine persönliche Sicherheit. Er müßte nicht ein Mensch sein mit einem heißen Gerechtigkeitgefühl, der am Schluß des Schauspiels, den Rücken gegen die Wand, den offenen Kampf aufnimmt gegen die ganze Nazimeute und das Heer der Feiglinge vor ihm… Kämpferische Humanität gegen die Hitlerbarbarei, den Nationaldünkel und Rassenwahn, das ist die Haltung des Professors Mamlock.
Quelle: F. Wolf, Professor Mamlock. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig (DDR), 1982, Rücktitel.
Den folgenden Text schickte uns eine Leserin:
Der Prof betritt den Hörsaal. Er schaut sich um.
„Sie da in der 8. Reihe. Können Sie mir Ihren Namen verraten?“ fragt er eine Studentin.
„Ich heiße Sandra“ sagt eine Stimme.
Der Prof fordert sie auf: „Verlassen Sie bitte meinen Hörsaal. Ich möchte Sie nicht in meiner Vorlesung sehen.“
Alle sind leise. Die Studentin ist irritiert, packt langsam ihre Sachen und steht auf.
„Schneller bitte.“ wird sie aufgefordert.
Sie traut sich nicht etwas zu sagen und verläßt den Hörsaal.
Der Prof schaut sich weiter um.
Die Teilnehmer sind verängstigt.
„Warum gibt es Gesetze?“ fragt er in die Runde.
Alle leise. Jeder schaut auf die anderen.
„Wofür sind Gesetze da?“ fragt er erneut.
„Gesellschaftliche Ordnung“ hört man aus einer Reihe
Eine Studentin sagt: „Um die persönlichen Rechte eines Menschen zu wahren.“
Ein anderer sagt: „Damit man sich auf den Staat verlassen kann.“
Der Prof ist unzufrieden.
„Gerechtigkeit“ ruft eine Studentin.
Der Prof lächelt. Sie hat seine Aufmerksamkeit.
„Danke sehr. Habe ich mich vorhin ungerecht Ihrer Kommilitonin gegenüber verhalten?“
Alle nicken.
„Das habe ich in der Tat. Warum hat niemand protestiert?
Warum hat niemand von Ihnen versucht, mich zu hindern?
Warum wollten Sie diese Ungerechtigkeit nicht verhindern“ fragt er.
Niemand antwortet.
„Was Sie gerade gelernt haben, hätten Sie in tausend Vorlesungsstunden nicht verstanden, wenn Sie es nicht miterlebt hätten. Nur, weil Sie selbst nicht betroffen waren, haben Sie nichts gesagt. Diese Einstellung spricht gegen Sie und gegen das Leben. Sie denken, solange es Sie nicht betrifft, geht es Sie nichts an. Ich sage Ihnen, wenn Sie heute nichts sagen und nicht für Gerechtigkeit sorgen, dann werden Sie eines Tages ebenfalls eine Ungerechtigkeit erfahren und niemand wird sich vor Sie stellen. Gerechtigkeit lebt durch uns alle. Wir müssen dafür kämpfen.“
Im Leben und im Beruf leben wir oft nebeneinander statt miteinander.
Wir trösten uns damit, daß die Probleme anderer uns nichts angehen.
Wir gehen nach Hause und sind froh, dass wir nicht betroffen waren.
Aber es geht auch darum für andere einzustehen. Jeden Tag passiert eine Ungerechtigkeit im Unternehmen, im Sport oder in der Straßenbahn. Sich darauf zu verlassen, daß irgendjemand das schon regeln wird, reicht nicht aus. Es ist unsere Pflicht für andere da zu sein. Für andere zu sprechen, wenn sie es selbst nicht können.
Quelle: anonym
P.S. Das erinnert ein bißchen an Pastor Niemöller: „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen…“ – wenngleich es idealistisch ist, ein Lichtlein anzuzünden, anstatt eine Revolution zu machen. Und so ist auch die Enttäuschung des sowjetischen Hauptmanns Trebugow zu verstehen, wenn er sagte: „Mich, den einfachen Soldaten der Roten Armee von 1941, haben die deutschen Arbeiter und Bauern sehr enttäuscht. Nehmen Sie mir das nicht übel!“
Siehe auch:
Mordkommandos in der Ukraine, vom Westen unterstützte Faschisten ermorden Menschen!
Das vereinigte Europa – eine Idee des Faschismus!
Die faschistische „Schwarze Internationale“
Dr.med. Friedrich Wolf: Ptofessor Mamlock (S.64f.):
Wie aktuell!! Beim Lesen lief mir tatsächlich ein Schauer über den Rücken…
Hat dies auf Der Saisonkoch rebloggt und kommentierte:
Heute lernen Sie vom Genossen Sascha, was Courage, Solidarität und Mitgefühl bedeutet. Lesen Sie es bitte vier bis fünf Mal durch und legen Sie derweil die Bibel bei Seite. Die verstehen Sie so und so nicht.
Und noch ein schönes Beispiel: Ilja Richter mit 10 beim SFB. Seine Westberliner Kumpels fragen ihn: What musste da saje?“ (was musst du da sagen)
Also ich hätte gefragt was er da machen muss. Was Gesetze betrifft, die sind im Kapitalismus nur Durchführungsbestimmungen zur Durchsetzung von Profitinteressen und haben mit Gerechtigkeit nicht das Geringste zu tun.
Und was der Professor vergessen hat zu sagen ist, daß es eine gesellschaftliche Entwickung gibt nämlich dahingehend daß sich die Menschen auf breiter Front gegen Ungerechtigkeiten wie Ausbeutung und Unterdrückung wehren werden. Und daß diese Entwicklung gesetzmäßig ist.
Und so werden Menschen irgendwann selber lernen nicht nur das zu sagen was sie sagen sollen oder wann sie schweigen müssen.
MFG
Allzuviel kann man da natürlich nicht erwarten. Immerhin zeigt diese fiktive Geschichte, daß Erleben besser ist als nur Reden.
So lange die gesamte ökonomische und öffentliche Gewalt (Staatsmacht plus gesamtes Bildungswesen und manipulierende Massenmedien ! ) unangefochten in den Händen einer kleinen, aber ungeheuer effektiv organisierten Oberschicht/Elite liegt, so lange ist jedes „irgendwann“, zusammengebracht mit einem unter diesen Bedingungen stattfindenen „Lernen“ sollen eine schöne selbstgerechte, sich selbst und andere nur einlullende Träumerei.
Unter diesen realen Machtverhältnissen lernen die Menschen von Kindesbeinen an vor allem eines: Sich in diesen festbetonierten Verhältnissen wie auch immer einzuordnen, unterzuordnen, mit dem Strom so unauffällig wie möglich mitzuschwimmen, möglichst nirgends anzuecken.
Soz. Grüße !
Hat dies auf Muss MANN wissen rebloggt.