Das deutsche Volk und …die kommunistischen Grundsätze

dem deutschen VolkVielleicht ist es für den heutigen (westdeutschen) Leser unverständlich, warum er sich mit kommunistischen Grundsätzen befassen soll, wo doch „bekanntlich“ die Kommunisten in der DDR ein „diktatorisches Regime“ errichtet hatten. Wer in der DDR aufgewachsen ist und beide Systeme miteinander vergleichen kann, der weiß, daß die sogenannte „Diktatur des Proletariats“ nicht eine Diktatur der SED gewesen ist, sondern die praktische und ganz reale Herrschaft der Arbeiterklasse. Und das ist deswegen so, weil die Produktionsmittel (Maschinen, Anlagen, Betriebe, Banken, Transportmittel usw.) Eigentum des Volkes gewesen sind. Im Kapitalismus dagegen gehören alle diese Dinge nicht dem Volke, wie über dem Reichstag so schön und falsch zu lesen ist, sondern einzelnen Privatpersonen, Erbengemeinschaften und Anteilseignern – der Bourgeoisie. Zur Erklärung: als Bourgeoisie [gesprochen – burʒoa’si:] bezeichnet man die herrschende Klasse der kapitalistischen Gesellschaft. Doch was gehört eigentlich dem deutschen Volke?

Nichts! Absolut nichts gehört heute dem deutschen Volke. Abgesehen von meinem persönlichen Fahrrad, meinem kleinen Häuschen im Grünen, meiner Taschenuhr und dem Staubsauger usw. gehören alle diese Dinge, die es gibt – und vor allem diejenigen, die noch dazu Profit abwerfen – , irgendwelchen Privatleuten. Und diese Privatleute sind eine absolute Minderheit im Volke. Sie sind natürlich daran interessiert, daß sich ihr Privatvermögen vergrößert.

Ein Egoismus, könnte man sagen?

Doch genauer gesagt: Es handelt sich dabei um eine Gesetzmäßigkeit.  Denn in der menschlichen Gesellschaft gibt es ebensolche Gesetzmäßigkeiten, wie in der Natur. Wer dagegen verstößt, der fällt unweigerlich auf die Nase. Und wer sie beherrscht, der besitzt die Freiheit, hat die Macht. Ja, nicht einmal das Grundstück, auf dem mein Häuschen steht, ist mein uneingeschränktes Eigentum, denn der Staat kassiert darauf  die Grundsteuer.

Warum reden wir also hier von kommunistischen Grundsätzen?

Der Kommunismus – so erklärt es uns das Jugend-Lexikon der DDR – ist als zweite Phase der einheitlichen kommunistischen Gesellschaftsordnung die höchste Stufe in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. (Der Sozialismus ist sozusagen die erste Phase.) Im Kommunismus gibt es keine Krisen und keine Kriege mehr. Der Kommunismus ist die gerechteste Form aller bisherigen Gesellschaftsordnungen.

Worauf beruht der Kommunismus?

Er beruht auf dem gesellschaftlichen Eigentum an den Produktionsmitteln, das nun umfassend als einheitliches Volkseigentum, als gesamtgesellschaftliches Eigentum, existiert und damit die Voraussetzung dafür ist, daß allmählich sämtliche sozialen Unterschiede beseitigt sein werden. Das Dorf erreicht das Niveau der Stadt, und körperliche und geistige Arbeit verschmelzen organisch miteinander.

Was ist Kommunismus?

Der Kommunismus ist eine hochorganisierte Gemeinschaft freier Menschen mit hochentwickeltem Bewußtsein sowie gesunden, vernünftigen und kulturvollen Bedürfnissen. Der objektive Gang der gesellschaftlichen Entwicklung im Weltmaßsstab führt gesetzmäßig zum Kommunismus, dessen planmäßiger Aufbau in der Sowjetunion unter Lenin und Stalin, nach 1917 und nach dem Sieg des Sozialismus, begonnen hat.

Kalinin


Was dazu notwendig ist… das beschrieb uns schon Georg Herwegh
in seinem unvergänglichen Gedicht aus dem Jahre 1863:

BET UND ARBEIT

Georg Herwegh

Bet und arbeit! ruft die Welt,
Bete kurz! denn Zeit ist Geld.
An die Türe pocht die Not –
Bete kurz! denn Zeit ist Brot.

Und du ackerst und du säst,
Und du nietest und du nähst,
Und du hämmerst und du spinnst –
Sag, o Volk, was du gewinnst!

Wirkst am Werbstuhl Tag und Nacht,
Schürfst im Erz- und Kohlenschacht,
Füllst des Überflusses Horn,
Füllst es hoch mit Wein und Korn.

Doch wo ist dein Mahl bereit?
Doch wo ist dein Feierkleid?
Doch wo ist dein warmer Herd?
Doch wo ist dein scharfes Schwert?

Alles ist dein Werk! o sprich,
Alles aber nichts für dich!
Und von allem nur allein,
Die du schmiedst, die Kette, dein?

Kette, die den Leib umstrickt,
Die dem Geist die Flügel knickt,
Die am Fuß des Kindes schon
Klirrt – o Volk, das ist dein Lohn.

Was ihr hebt ans Sonnenlicht,
Schätze sind es für den Wicht;
Was ihr webt, es ist der Fluch
Für euch selbst – ins bunte Tuch.

Was ihr baut, kein schützend Dach
Hat’s für euch und kein Gemach;
Was ihr kleidet und beschuht,
Tritt auf euch voll Übermut.

Menschenbienen, die Natur,
Gab sie euch den Honig nur?
Seht die Drohnen um euch her!
Habt ihr keinen Stachel mehr?

Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will.

Deiner Dränger Schar erblaßt,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke lehnst den Pflug,
Wenn du rufst: Es ist genug!

Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!

Quelle: Walter Nowojski/ Horst Ullrich/ Helmut Wolle (Hrsg.). „Vom Sinn Deines Lebens. Sozialistische und bürgerliche Moral. Eine Anthologie“. Berlin 1959, Verlag Neues Leben. Buch zur Jugendweihe in der DDR (Hervorh.- N.G.)

P.S. Das Beten können wir getrost vergessen, denn

„Es rettet uns kein höh’res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen,
können wir nur selber tun!“

Text: „Die Internationale“ – Kampflied der Arbeiterklasse.

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3 Antworten zu Das deutsche Volk und …die kommunistischen Grundsätze

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  3. Erfurt schreibt:

    Ähhm, wie kann man hier eigentlich von einer Demokratie reden wo doch alles von privaten Interessen bestimmt ist? Also Privatpersonen entscheiden was in in- und exportiert wird und was in die Läden kommt? Und Privatpersonen aufgrund ihrer privaten Interessen entscheiden wer einen Job bekommt und wer nicht? Und Privatpersonen entscheiden ob eine Klinik geschlossen wird, ob Mietwohnungen leerstehen oder vermietet werden? Also abstrakt gesehen Privatpersonen über Leben und Tod entscheiden? Wo Privatinteressen über das Schicksal ganzer Völker entscheiden?

    Ja, ne, is klar. Sowas kann keine Demokratie sein.

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