Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Zeit, in der wir lebten…

WEMEs ist immer wieder interessant, und es lohnt sich sehr darin zu lesen, was in den noch verbliebenen Büchern über unsere Heimat, die DDR, geschrieben wurde. Ja, wir haben es erlebt! Und das besondere an einem Buch ist ja immer, daß man es ohne umständliche Hilfsmittel (wie PC, Mobiltelefon o.ä.) lesen und Anmerkungen notieren kann, und daß man es jederzeit griffbereit zur Hand hat. Ein Lob auf die Erfindung des Buchdrucks! Wie sehr hat sich doch die Technik im letzten halben Jahrhundert entwickelt! Wer heute Briefmarken sparen will und noch über ein Faxgerät verfügt, der kann sich glücklich schätzen, kurze gedruckte oder geschriebene Informationen blitzschnell über Ländergrenzen hinweg lesbar weiterzugeben. Weniger angenehm ist es, wenn man alte Filme auf Zelluloid oder VHS-Kassette ansehen oder eine der geliebten alten Schallplatten anhören will. Doch bleiben wir beim Buch! In der DDR erhielt jeder junge Mensch zur Jugendweihe das hervorragend gestaltete und interessante Buch „Weltall-Erde-Mensch“. Darin zu lesen ist auch heute noch äußerst lehrreich!

Nichts ist authentischer als der Bericht und das Urteil eines Menschen, der mit hoher Sachkenntnis ausgestattet und mit wachem Blick, die Ereignisse seiner Zeit in kurzen Sätzen zusammenfaßt und darlegt. So also auch der einleitende Beitrag des Gesellschaftswissenschaftlers, Genossen Professor Alfred Kosing. Er wurde gedruckt im Jahre 1974.


PROF. DR. ALFRED KOSING
Die Deutsche Demokratische Republik und die Zeit, in der wir leben

Jeder junge Mensch, der mit der Ju­gendweihe in einen neuen Lebens­abschnitt tritt, wird vor Fragen gestellt, die ihn früher noch wenig bewegt haben. Es beginnt der „Ernst des Lebens“: die Vorbereitung auf den Beruf, die schon in den letzten Schul­jahren einsetzt, später die Lehre und berufliche Arbeit oder das Studium an einer Hochschule, das Einfügen in eine neue Gemeinschaft, kurz: Auf­gaben und Pflichten, die anders be­schaffen sind als früher.

Ein klares Ziel vor Augen

Vor allem zeigt sich, daß der Ju­gendliche ein klares Ziel für seine persönliche Entwicklung braucht, da­mit er nicht willenlos von den Um­ständen getrieben wird, nicht passives Objekt, sondern aktives Subjekt ist, daß heißt bewußter Gestalter des ei­genen wie auch des gesellschaftlichen Lebens. Denn es erweist sich sogleich, daß das individuelle Leben auf das engste mit den gesellschaftlichen Be­dingungen und Verhältnissen unserer Deutschen Demokratischen Republik verbunden ist. Wer also sein persön­liches Leben zielstrebig und bewußt gestalten will, muß daher wissen, wie die Gesellschaft beschaffen ist, in welcher er lebt und arbeitet, welche Ziele sie sich stellt und welche Mög­lichkeiten, aber auch Verpflichtungen ihm daraus erwachsen.

Der Sinn unseres Lebens

Kann meine Arbeit mir denn Be­friedigung und Freude geben, wenn ich nicht weiß, welches Sinn sie hat und ob sie auch einer guten Sache dient? Sicher nicht, und darum wird die bewegende Frage nach dem Sinn meiner Arbeit, ja mehr noch, nach dem Sinn meines ganzen Lebens, immer wieder auftauchen und eine Antwort fordern. Diese Frage kann jedoch nicht für alle Menschen und für alle Zeiten in gleicher Weise beantwortet werden, denn im menschlichen Leben steckt ja nicht von vornherein irgendein geheimnisvoller ewiger „Sinn“, den es nur ein für allemal zu erkennen gilt.

Die humanistischen Ziele des Sozialismus

Vielmehr müssen wir Menschen un­serem Leben selbst einen Sinn geben. Doch das können wir nicht willkürlich, völlig nach eigenem Ermessen, son­dern wir müssen dabei von den vor­handenen objektiven Bedingungen unseres Lebens ausgehen, die ein Er­gebnis der ganzen vorangegangenen gesellschaftlichen Entwicklung sind. Das bedeutet konkret: Der Sinn unse­res Lebens in der Deutschen Demo­kratischen Republik ergibt sich einer­seits aus dem erreichten Entwick­lungsstand unserer sozialistischen Ge­sellschaft und ihren weiteren Zielen und andererseits aus unserer Fähig­keit, unser persönliches Leben mit die­sen Zielen bewußt in Einklang zu brin­gen, unsere Arbeit und die Entfaltung unserer schöpferischen Kräfte als sinn­volle Momente in der Verwirklichung der hohen. humanistischen Ziele des Sozialismus zu verstehen.

Verantwortung übernehmen

Der Erste Sekretär des Zentralkomitees der SED, Erich Honecker, sagte auf dem IX. Par­lament der FDJ:

,,Ein junger Sozialist trägt Verantwortung für sein eigenes sinnerfülltes Leben und für das ge­sellschaftliche Ganze. Für sich selbst verantwortlich zu sein, bedeutet, immer überall sein Bestes für die ge­rechteste Sache der Welt für den Sozialismus, zu geben und damit dem eigenen Leben einen tiefen Sinn zu verleihen.“ [1]

Wollen wir also den Sinn unseres Lebens begreifen, dann ‚müssen wir zunächst Klarheit darüber gewinnen, in welcher historischen Epoche wir leben und welchen Entwicklungs­stand die Deutsche Demokratische Republik erreicht hat. Mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution be­gann die Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus im Welt­maßstab.

Der Charakter unserer Epoche

Die Internationale Beratung der kommunistischen und Arbeiter­parteien vom Juni 1969 hat die von der vorangegangenen Beratung 1960 gegebene Definition des Charakters und Inhalts der gegenwärtigen Epoche als voll zutreffend bestätigt. Diese 1960 kollektiv erarbeitete Definition lautet:

„Unsere Epoche, deren Haupt­inhalt der durch die Große Sozialisti­sche Oktoberrevolution eingeleitete Übergang vom Kapitalismus zum So­zialismus ist, ist die Epoche des Kampfes der beiden entgegengesetz­ten Gesellschaftssysteme, die Epoche der sozialistischen Revolutionen und der nationalen Befreiungsrevolutio­nen, die Epoche des Zusammenbruchs des Imperialismus und der Liquidie­rung des Kolonialsystems, die Epoche des Übergangs immer neuer Völker auf den Weg des Sozialismus, die Epoche des Triumphes des Sozialis­mus und Kommunismus im Weltmaß­stab.“ [2]

Aufbau des Sozialismus im Weltmaßstab

Stand das erste sozialistische Land der Welt, die Sowjetunion, fast drei Jahrzehnte der Übermacht des Kapitalismus allein gegenüber, so exi­stiert heute die mächtige sozialistische Staatengemeinschaft, und der Sozia­lismus wird immer mehr zum be­stimmenden Faktor des Weltsystems.

„In der ganzen Welt entfalten sich machtvolle revolutionäre Prozesse. Im Kampf gegen den Imperialismus ver­einigen sich drei mächtige Kräfte der Gegenwart: das sozialistische Welt­system, die internationale Arbeiter­klasse und die nationale Befreiungs­bewegung.“ [3]

Von Australien abge­sehen, hat der Sozialismus bereits auf allen Kontinenten unseres Erdballs festen Fuß gefaßt, und keine Macht der Welt kann seinen weiteren Vor­marsch und seinen endgültigen Sieg aufhalten.

Eine gesetzmäßige Entwicklung

Auch auf deutschem Boden hat das neue Zeitalter begonnen; die histo­rische Gesetzmäßigkeit des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus hat ein Drittel des früheren Deutschen Reiches unwiderruflich erfaßt.

„Die Deutsche Demokratische Republik er­baut den Sozialismus in vollem Ein­klang mit jenen historischen Entwick­lungsprozessen, die unserer Epoche das Gepräge geben“ [4]

heißt es im Rechenschaftsbericht des ZK an den VIII. Parteitag der SED. Hier wurden die Imperialisten und Großgrundbe­sitzer, welche das deutsche Volk in die Katastrophe zweier Weltkriege ge­stürzt hatten, endgültig entmachtet und die Arbeiterklasse nahm – im Bündnis mit den anderen werktätigen Schichten – die politische Macht in ihre Hände.

Die DDR – ein sozialistischer Staat

Unter Führung der Sozia­listischen Einheitspartei Deutschlands schuf sie einen modernen sozialisti­schen Staat mit hochentwickelter Wirtschaft und Kultur sowie einem hohen Lebensstandard, der sich als fester Bestandteil der sozialistischen Staatengemeinschaft in engster Zu­sammenarbeit mit der Sowjetunion erfolgreich entwickelt.


Die sozialistische Demokratie

Die Verfassung der DDR, die von der überwältigenden Mehrheit der abstimmungsberechtigten Bürger durch den Volksentscheid vom 6. April 1968 angenommen wurde, hat den endgültigen Sieg der sozialistischen Gesellschaftsordnung in unserer Re­publik staatsrechtlich sanktioniert.
Das nächste große Ziel unserer Arbeit ist der vollständige Aufbau des Sozialismus. Hierdurch entstehen gleichzeitig die Voraussetzungen für den späteren Übergang zur kommu­nistischen Gesellschaft denn beide sind nur verschiedene Entwicklungs­phasen einer einheitlichen Gesell­schaftsformation.

Die führende Rolle der kommunistischen Partei

Das Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutsch­lands, das vom VI. Parteitag im Januar 1963 beschlossen wurde, gibt eine ausführliche Begründung dieser Ziel­stellung und formuliert die langfristi­gen Aufgaben, die in den verschiede­nen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu lösen sind, um das. Gebäude der sozialistischen Gesellschaft in der DDR zu vollenden. Der VIII. Parteitag der SED hat die bisherigen Erfahrungen bei der Ge­staltung der entwickelten sozialisti­schen Gesellschaft kritisch geprüft und verallgemeinert und eine um­fassende Antwort auf die neuen Fra­gen gegeben,

„die das Leben bei der Verwirklichung des Programms des Sozialismus und bei der kontinuier­lichen Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft in unserer Republik stellt“ [5].

Er hob besonders hervor, daß‘ ein höheres Niveau der Produktiv­kräfte, der sozialistischen gesellschaft­lichen Beziehungen und des soziali­stischen Bewußtseins der Menschen erforderlich sind, um den Sozialismus zu vollenden, und bestimmte die kon­kreten Aufgaben für die nächsten fünf Jahre, um dieses Ziel zu erreichen.

Planmäßige Entwicklung der Volkswirtschaft

In der vom VIII. Parteitag beschlos­senen Direktive zum Fünfjahrplan 1971 bis 1975 wurde entsprechend dieser Zielsetzung festgelegt:

„Die Haupt­aufgabe des Fünfjahrplanes besteht in der weiteren Erhöhung des mate­riellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes auf der Grundlage eines hohen Entwicklungstempos der so­zialistischen Produktion, der Erhöhung der Effektivität, des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und des Wachstums der Arbeitsproduktivi­tät.“ [6]

Was ist das höchste Ziel unserer Anstrengungen?

Das höchste Ziel aller unserer Anstrengungen besteht darin, mög­lichst allseitig entwickelte sozialisti­sche Persönlichkeiten in der soziali­stischen Gemeinschaft zu bilden und die Bedingungen ihrer schöpferischen Betätigung zu verbessern. Die soziali­stische Ökonomie, insbesondere die rasche Entwicklung der Produktiv­kräfte mittels der sozialistischen Ra­tionalisierung, ist das wichtigste Mittel, diesen humanistischen Zweck zu rea­lisieren.

Eine anspruchsvolle Aufgabe für die Jugend der DDR

Das Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und die Beschlüsse des VIII. Parteitages sind in erster Linie eine Zielstellung für die Jugend. Die ältere Generation hat unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit die Fundamente des sozialistischen deutschen Staa­tes geschaffen, die junge Generation wird dieses Werk unter weitaus gün­stigeren Bedingungen vollenden.

Alle Macht in den Händen des Volkes…

Der Anfang war schwer, und es bedurfte der langen Kampferfahrungen, der ganzen Entschlossenheit und auch der nötigen Härte der organisierten Arbeiterbewegung, um die Aufgaben zu bewältigen. Inzwischen hat die Ar­beiterklasse als die führende Kraft der sozialistischen Gesellschaft gelernt, die Macht richtig zu gebrauchen, den Staat und die Volkswirtschaft zu leiten und alle anderen werktätigen Schich­ten um sich zu vereinen.

Welche Eigenschaften sind erforderlich?

Die Aufgaben, die nun immer mehr in den Mittel­punkt rücken, nämlich die Aneignung der Erkenntnisse der modernen Wis­senschaften, die rationelle Anwen­dung der modernen Technik in der Produktion, die Steigerung der Effekti­vität und andere, sind eigentlich so recht nach dem Sinn der Jugend. Sie erfordern Wissensdurst und Wahr­heitsliebe, Begeisterung und Phanta­sie, jugendlichen Elan und Beharrlich­keit, um alle Hemmnisse des Fort­schritts beiseite zu räumen.

„Unsere Zeit stellt hohe Anforderungen an die junge Generation. Sie sind nicht ge­ringer; oftmals sogar komplizierter, als sie es in den zurückliegenden Jahren waren. Aber auch heute gilt, daß jeder Erfolg, jeder Schritt nach vorn von an­gestrengter Arbeit und vom Kampf, von der Überwindung von Schwierig­keiten und Hemmnissen abhängen.“ [7]


Werden wir es gemeinsam schaffen?

Wird die heutige Jugend morgen imstande sein, diese Verantwortung zu übernehmen? Zweifelt nicht man­cher ein wenig daran? Gewiß, der Schulunterricht und die Berufsaus­bildung vermitteln den Jungen und Mädchen in der DDR die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten, denn das sozialistische Bildungswesen unserer Republik gehört ohne Zweifel zu den fortgeschrittensten im Weltmaßstab.

Die Voraussetzungen sind vorhanden…

In dem Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungswesen und in der Verfassung der DDR sind alle er­forderlichen Maßnahmen festgelegt, um zu sichern, daß auch künftig Bil­dung und Erziehung den sich ver­ändernden Bedingungen der wissen­schaftlich-technischen Revolution entsprechen. Von dieser Seite her ist die Jugend besser als jemals zuvor gerüstet, die verantwortlichen Auf­gaben bei der Gestaltung der ent­wickelten sozialistischen Gesellschaft zu übernehmen. Aber wie steht es mit der dazu ebenfalls erforderlichen politischen Reife, mit der eindeutigen Entschei­dung für den Sozialismus, ohne die auch das andere Wissen nicht aus­reicht?

Ist das politische Bewußtsein vorhanden?

 Manche älteren Menschen, die diese Frage stellen, übersehen oft, daß die heutige Jugend der DDR, die be­reits unter den Bedingungen der so­zialistischen Gesellschaft aufgewach­sen ist, ihre Entscheidung für den Sozialismus in anderen Formen zum Ausdruck bringt, als das früher der Fall war. Ob Sozialismus oder Kapi­talismus – das ist doch für die Jugend der DDR längst eine gelöste und ge­klärte Frage.

Für die sozialistische Zu­kunft spricht sich die Jugend nicht durch Deklarationen, sondern tagtäg­lich durch ihre Taten, durch ihre Lei­stungen in der Produktion, beim Stu­dium und überall, wo sie lebt und arbeitet, aus.

„Durch die bewußte Tat für den Sozialismus beweist die junge Generation am besten, daß sie der bewährte und zuverlässige Mitstreiter der Partei der Arbeiterklasse ist und die Lösung der vor unserem Volk stehenden Aufgaben zu ihrer eigenen Sache macht.“ [8]

Die Bedürfnisse und Interessen verändern sich

Die Tatsache, daß ihre Bedürfnisse, ihre Interessen und ihr Geschmack sich in mancher Hin­sieht von dem unterscheiden, was vor zwanzig oder dreißig Jahren üblich war, beeinträchtigt das in keiner Weise. Im Gegenteil, die neuen Be­dürfnisse und Interessen sind ja meist erst aus den Bedingungen der moder­nen sozialistischen Gesellschaft ent­standen, und sie werden sich mit ihr zusammen weiter verändern.

Der Jugend vertrauen und ihr Verantwortung übertragen!

Daher bringt die Sozialistische Ein­heitspartei Deutschlands der Jugend der DDR volles Vertrauen entgegen. Sie ist davon überzeugt, daß die Ju­gend das begonnene Werk vollenden wird. Der Erste Sekretär des ZK der SED, Erich Honecker, konnte deshalb auf dem IX. Parlament der FDJ er­klären:

„Unsere Partei – das darf ich hier sagen – ist stolz auf die Jugend der Deutschen Demokratischen Re­publik, die sich die Politik unserer Partei der Arbeiterklasse zu eigen ge­macht hat und sie mit großer Initiative verwirklicht. Die Jugend der DDR erweist sich als reif und als fähig, die an sie gestellten Aufgaben immer besser zu meistern. Wir sehen darin vor allem einen Ausdruck des ge­wachsenen sozialistischen Bewußt­seins unserer Jugend, das letztlich die entscheidende Triebkraft ihres Handelns ist und gesellschaftliches Leistungsvermögen und Verhalten bestimmt.“ [9]

Das große Vertrauen, das die So­zialistische Einheitspartei Deutsch­lands und die Regierung der DDR der Jugend entgegenbringen, kommt in erster Linie im praktischen Leben zum Ausdruck, indem der Jugend schon früh große und verantwortliche Auf­gaben übertragen werden. Dadurch wächst die Jugend allmählich in die neuen Aufgabenbereiche hinein, ent­wickelt ihre Fähigkeiten, Talente und Schöpferkräfte und bereitet sich dar­auf vor, schließlich die Verantwortung für die ganze weitere Entwicklung der DDR zu übernehmen.


Der Sinn des Lebens im Sozialismus

Damit kommen wir wieder zum Ausgangspunkt zurück. Die Erkenntnis dieser Zusammenhänge des gesellschaftlichen Lebens gestattet es jedem Menschen; seinem Leben einen Sinn zu geben, seinen Lebensweg zielstrebig und im Einklang mit den Erfordernissen der Zeit zu gehen. Indem er aktiv an der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesell­schaft in der DDR teilnimmt trägt er dazu bei, für alle Menschen ein glück­liches Leben zu schaffen, und zu­gleich entfaltet und bewährt er dabei seine individuellen Schöpferkräfte. Nur durch diese Vereinigung der Per­sönlichkeit mit der sozialistischen Ge­sellschaft ist ein sinnvolles, erfülltes Leben möglich.

Verteidigung und Schutz des Sozialismus

Unser Leben ist – wie die gesamte Entwicklung der DDR – eingebettet in den revolutionären Prozeß der ge­genwärtigen Epoche und verläuft da­mit unter den Bedingungen des Klas­senkampfes zwischen Sozialismus und Imperialismus. Daraus erwächst jedem einzelnen von uns die unabwendbare· Verpflichtung, die sozialistischen Er­rungenschaften der DDR gegen alle Anschläge des Imperialismus zu ver­teidigen und seinen aktiven Beitrag zum militärischen Schutz unserer so­zialistischen Heimat zu leisten.

Der schädigende Einfluß des Imperialismus

Die beiden entgegengesetzten Gesell­schaftssysteme des Sozialismus und des Imperialismus stoßen in Gestalt der DDR und der BRD unmittelbar aneinander. Die Härte des Klassen­kampfes wird dadurch verschärft, daß die führenden Kräfte des Imperialis­mus der BRD über einen langen Zeit­raum mit allen Mitteln versuchten, die sozialistische DDR in ihrer Entwick­lung zu behindern, sie zu schädigen, zu unterminieren und schließlich zu beseitigen. Alle diese Versuche sind an der Stärke und der Lebenskraft des Sozialismus gescheitert.

Das internationale Kräfteverhältnis

Die Verände­rung des internationalen Kräftever­hältnisses zwischen Sozialismus und Imperialismus, die konsequente und beharrliche Friedenspolitik der Sowjet­union, der DDR und der ganzen sozialistischen Staatengemeinschaft hat die Regierung der BRD gezwun­gen, die unabhängige Existenz der sozialistischen DDR anzuerkennen und den Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der DDR und der BRD abzuschließen.

Die entscheidende nationale Frage

Aber einflußreiche Kreise des Im­perialismus der BRD haben ihre Ab­sicht, die sozialistische Gesellschaft der DDR zu beseitigen, keineswegs aufgegeben. Um diese, letzten Endes auf die Unterordnung und Annexion der DDR gerichtete Absicht zu be­mänteln, schieben die imperialisti­schen Politiker und Ideologen die Behauptung von der angeblich noch existierenden einheitlichen deutschen Nation vor. Weil die Menschen in der DDR und in der BRD dieselbe deut­sche Sprache haben und in der Ver­gangenheit eine gemeinsame Ge­schichte hatten, bestehe nach ihrer Ansicht die Einheit der Nation trotz Spaltung in zwei Staaten fort, und die staatliche Einheit müsse wieder hergestellt werden.

Die Aggressivität der imperialistischen BRD

Diese ganze Argumentation ist aller­dings ein durchsichtiges Betrugs­manöver, denn in Wirklichkeit gibt es eine solche einheitliche deutsche Nation schon lange nicht mehr. Das früher einheitliche – aber von scharfen Klassengegensätzen zerrissene Deutschland wurde von den deut­schen und ausländischen Imperialisten gespalten, nachdem das „Deutsche Reich“ im Feuer des von ihm ange­zettelten zweiten Weltkrieges unter­gegangen war. Die imperialistischen Kräfte schufen die BRD, um eine mögliche fortschrittliche, sozialistische Entwicklung in ganz Deutschland zu verhindern.

Was ist der Unterschied zwischen der BRD und der DDR?

Im Ergebnis der danach einsetzenden unterschiedlichen Ent­wicklung in der DDR und der BRD entstand in der DDR die sozialistische Nation, während in der BRD die alte kapitalistische Nation fortbesteht. Der Charakter einer Nation wird nicht durch die Sprache der Menschen bestimmt sondern durch die öko­nomischen, sozialen, politischen und ideologischen Grundlagen und Inhalte der nationalen Beziehungen der Men­schen.

Weil diese in der DDR und in der BRD diametral entgegengesetzt sind, gibt es keine einheitliche deut­sche Nation mehr, sondern eine so­zialistische deutsche Nation und eine kapitalistische deutsche Nation. Wären die Sprache und die vergangene Geschichte die entscheidende Grund­lage für die Existenz einer Nation, dann müßten auch die Bürger der Bundes­republik Österreich zu der angeblichen einheitlichen deutschen Nation ge­hören.

Die friedliche Koexistenz zweier unterschiedlicher Staaten

Der VIII. Parteitag der SED hat noch einmal unmißverständlich erklärt,

„daß zwischen unserer sozia­listischen Deutschen Demokratischen Republik und der imperialistischen BRD allein Beziehungen der fried­lichen Koexistenz entsprechend den Regeln des Völkerrechts möglich sind. Beziehungen anderer Art kann es zwischen Staaten mit gegensätzlichen Gesellschaftsordnungen nicht geben. Alles Gerede im Westen von der so­genannten ,Einheit der deutschen Nation‘ und. einem angeblich beson­deren Charakter der Beziehungen zwischen der Deutschen Demokrati­schen Republik Und der BRD soll offensichtlich jenen Vorschub leisten, deren Politik nach wie vor auf die Untergrabung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fundamente unserer Republik gerichtet ist.“ [10]

Für den Frieden in Europa!

Die Sicherung des Friedens in Europa erfordert, daß die BRD alle Pläne zur Beseitigung oder Unterord­nung der DDR endgültig aufgibt und auf der Grundlage des Berliner Ver­trages die Beziehungen mit der DDR entsprechend den Prinzipien des Völ­kerrechts entwickelt. Solche Beziehun­gen der friedlichen Koexistenz zwi­schen beiden deutschen Staaten sind ein wichtiger Beitrag zur Verminderung der internationalen Spannungen. Sie könnten nicht nur dem Frieden in Europa dienen, sondern auch Vor­aussetzungen für die Entwicklung einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen der DDR und der BRD schaffen.

Quelle: „Weltall – Erde – Mensch“. Zur Erinnerung an die Jugendweihe gewidmet vom Zentralen Ausschuß für Jugendweihe der Deutschen Demokratischen Republik. 22. bearbeiteteAuflage, Verlag Neues Leben, Berlin, 1974, S. 9-11. (Zwischenüberschriften eingefügt – N.G.)


Weltall – Erde – Mensch

Auch wenn Prof. Kosing sich beim Schreiben seines Beitrags sehr oft auf die offiziellen Formulierungen stützt, und auch wenn man oft den Eindruck hat, die Wortwahl und Sprache dieses Wissenschaftlers sei etwas „hölzern“, so ist doch festzustellen, daß eine exakte Ausdrucksweise zu klaren Erkenntnissen führt – ganz im Gegensatz zu heutigen, verschwommenen und mit Anglizismen durchsetzten Artikeln. Und nicht die Übernahme oft genutzter Floskeln und pseudointellektueller Redensarten (wie mit der künstlichen Intelligenz erzeugt) begründet eine wissenschaftliche Weltanschauung, sondern allein das lebendige, dialektische Denken und die Kenntnis der historischen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten. Das zu erreichen, war auch das Bestreben der Autoren dieses wunderbar aufklärerischen Buches. Allein auf dieser festen Grundlage ist eine bewußte, zielstrebige, menschenfreundliche und nutzbringende Gestaltung der Zukunft der Menschheit möglich.

Was allerdings schon in den einleitenden Ausführungen von Prof. Kosing aus heutiger Sicht ein wenig zu kurz gekommen ist, das ist die Bedeutung der wissenschaftlichen Weltanschauung des Proletariats. Jede Abweichung vom Marxismus-Leninismus, der als untrüglicher Kompaß unseren sozialistischen Entwicklungsweg bestimmt, sollte sich später – im Jahre 1990 – bitter rächen. Mit der Annexion der DDR und der Zerschlagung des Sozialismus im Weltmaßstab war der Aufbau des Sozialismus in der DDR vorerst beendet. Und das, wovor Stalin bereits 1926 Stalin gewarnt hatte, trat ein:

 

Quelle: J.W. Stalin, VII.erweitertes Plenum des EKKI, Werke, Bd.9, S.24.


Und hier einige Bilder aus der DDR:

Gera, Dr.-Rudolf-Breitscheid-Straße (wurde nach 1990 komplett abgerissen!)
Gera. Dr-Rudolf-Breitscheid-Strasse
Prenzlau (Uckermark) – (die Marienkirche wurde aufwendig restauriert!)
Prenzlau
Berlin, Hauptstadt der DDR (der Palast der Republik, als einzigartiges kulturelles und politisches Zentrum, ein „Haus des Volkes“ –  wurde nach 1990 vollständig abgerissen!)
Berlin - Hauptstadt der DDR. Marx-Engels-Brucke mit Dom und Palast der Republik
Suhl (südlichste Bezirksstadt der DDR), Wilhelm-Pieck-Straße (ebenfalls abgerissen!)
Suhl. Wilhelm-Pieck-Strasse
Weimar
Weimar_7
Neuruppin
Neuruppin
Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald (nach 1990 wahrheitswidrig verfälscht!)
Nationale Mahn - und Gedenkstatte Buchenwald_1

Hinweis: Am 11. April 1945 befreiten sich die Häftlinge des KZ Buchenwald von selbst. Der militärische Aufstand in Buchenwald war das Ergebnis eines mehrjährigen politischen Kampfes um die Herzen und Hirne tapferer Antifaschisten, die Krönung steter Solidarität, der Triumph des Humanismus und des pro­letarischen Internationalismus über die faschistische Barbarei.
Siehe: https://sascha313.wordpress.com/2020/04/06/selbstbefreiung-kz-buchenwald-gedenken-2020/

Der USA-General Patton läßt sich Zeit

Eine Abteilung der USA-Armee des Generals G. Patton kam erst zwei Tage später, um das Lager zu übernehmen. Zu ihrem großen Erstaunen wurden sie am Tor von einem internationalen Lagerkomitee begrüßt, dessen Vorsitzender ein deutscher Kommunist war. Sie konnten nicht fassen, daß es, obwohl 1.500 ehe­malige Häftlinge mit leichten und schweren Infanteriewaffen ausgerüstet waren, keine Zusammenstöße zwischen den Natio­nen und keine Tätlichkeiten gegen die deutschen Häftlinge ge­geben hatte. Dagegen wurden ihnen 220 von den Häftlingen gefangene SS-Leute unversehrt übergeben.
Ein Besuch der Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald gehörte zum Programm der Jugenweihestunden und war obligatorischer Bestandteil der Klassenfahrten in den Schulen der DDR.

Siehe auch: (ein interessanter Blog, der die „Kunst am Bau“ in der DDR dokumentiert!)
https://gedankenzurzeit.com/2020/03/28/weltall-erde-mensch-otto-schutzmeister-1969-2/
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12 Antworten zu Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Zeit, in der wir lebten…

  1. Wolfgang Schumann schreibt:

    Hast Deine Sache gut gemacht

  2. dersaisonkoch schreibt:

    Hat dies auf Der Saisonkoch rebloggt und kommentierte:
    Ich hatte das Buch. Habe es gehütet, wie einen Schatz. Komisch. Ich habe es nie gelesen und schreibe heute selbst Bücher.

  3. Pingback: Jugendweihe - Konfirmation

  4. Erfurt schreibt:

    Heute in der Fernsehwerbung: Möchten Sie wissen wie Ihr Essen sich auf Ihren Blutzuckerwert auswirkt? Dann greifen Sie zu …

    Also Leute, wie sich die Einnahme von Nahrungsmitteln auf den Blutzuckerwert auswirkt, das war in den Polytechnischen Oberschulen der DDR Stoff im Biologietunterricht der 8. Klasse. Passend zum Thema bzw. Buch „Weltall, Erde Mensch“.

  5. hb schreibt:

    Ich gehöre zur Generation der Berliner „Trümmerkinder“. Die Innenstadt sah so aus wie auf den Fernsehbildern heute, die wir aus den bombardierten Städten Syriens oder Iraks oder auch Dresdens 1945 kennen. Damit will ich sagen, dass es ein sehr schwieriger Anfang war mit dem zerstörten Deutschland. In der Schule begriff ich, dass es zwei Deutschlands gab, die 1. Klasse hatte ich in Westberlin erlebt, ab der 2. Klasse schulten mich meine Eltern in Ostberlin ein. In der Ostberliner Schule hatte ich viel nachzuholen, hier war man im Unterrichtsstoff schon viel weiter.

    Berlin war in die Sektoren der Besatzungsmächte geteilt, das Gebiet des sowjetischen Sektors war später die Hauptstadt der DDR. Wenn ich mich nicht irre, führte die DDR 1955 die erste Jugendweihe ein, ich nahm an der zweiten 1956 teil. Wir waren noch nicht sehr viele „Jugendweihlinge“, die meisten Schüler gingen zum Konfirmationsunterricht der Kirche. Um die Jugendweihe gab es damals von seiten Westberlins sehr viele niederträchtige Propaganda, die bis zu handgreiflichen Auseinandersetzungen unter den Schülern ging. Dass es Klassenkampf war, begriffen wir natürlich noch nicht. Die Polytechnische Oberschule gab es damals noch nicht, im Grunde nahmen alle Schüler nach der 8. Klasse Volks- bzw. Grundschule eine Berufsausbildung auf, zwei oder drei Jahre.

    Das Buch zur Jugendweihe „Weltall, Erde, Mensch“ las ich mir vollständig durch, verstand einiges überhaupt noch nicht, die Sprache war noch nicht so „hölzern“, aber eines begriff ich: Dass da ein Staat im Entstehen war, in dem es sich zu leben lohnte.

    Die ganze Verwandtschaft lebte in Westberlin, und wenn ich sie besuchte, fühlte ich mich wie eine Fremde in dieser fremden, schreiend bunten Umgebung. Selbst unsere Verwandten bedauerten uns, weil wir jetzt „unter dem russischen Joch“ leben mussten, während sie die „amerikanische Freiheit“ genossen. So gingen die Diskussionen der Erwachsenen. Ich erinnere mich an Auseinandersetzungen, die immer sehr laut waren. Und wenn Willy Brandt nach 1990 vom Zusammenwachsen sprach, hatte er seine Zeit wohl nicht ganz begriffen. Da wächst nichts zusammen, „was zusammen gehört“.

  6. uraniaverlag schreibt:

    Sehr gute Zusammenfassung.
    Ich hatte vor einiger Zeit bemerkt, daß wir mit den ab 82’er DDR Generationen und den späteren, speziell den »Nach-Wende-Generationen« eine gegenüber der DDR-Geschichte resistente Jugend haben. Diese neue einveramerikanisierte Generation ist mit nichts rückgängig zu machen. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern die Wahrheit beizubringen und sich dem faschistischen amerikanischen Schulsystem zu widersetzen.

    Es ist, kulturell gesehen, unsere Pflicht, unsere Heimat auch gedanklich zu vererben. Uns wurde die Heimat und jegliche menschliche Zukunftsperspektive weggerissen. Es ist unser Recht, unsere Heimat zu gestalten, wie wir es wollen und nicht wie der Amerikaner es gerne möchte. Es ist unsere Aufgabe, die völkerrechtswidrige Annektierung der DDR, den amerikanischen Granatsplitter, der unsere DDR-Gesellschaft zerrissen hat zu entfernen.

    • sascha313 schreibt:

      …ein wahres Wort! Doch, wie so oft, entgleiten uns unsere Kinder und werden von den für sie faszinierenden Medien und den vielfältigen Veranstaltungs- und Ver-Bildungsangeboten vereinnnahmt.

      Ich sah kürzlich ein Interview, das eine junge Ostdeutsche (nach 1990 geboren) mit einem westdeutschen Publizisten führte. Beide waren gleichermaßen zutiefst darüber beunruhigt, mit welcher eiskalten Berechnung die Machthaber in Berlin und Washington die deutsche Bevölkerung mehr und mehr entrechten und entmündigen. Aber keiner von beiden kam auf die Idee, daß es sich hierbei um Klassenkampf der Bourgeoisie gegen die lohnabhängige Bevölkerung (d.h. gegen die Arbeiterklasse) handelt, wobei man aber eben auch wissen muß, daß große Teile der Werktätigen zeitweilig gekauft werden, damit sie die Interessen der Bourgeoisie unterstützen.

      • uraniaverlag schreibt:

        … „daß große Teile der Werktätigen zeitweilig gekauft werden“
        Erwerb(s)-Fähigkeit ( … ) Das schicke Wort für Schulden-Sklaverei.
        etc.

      • sascha313 schreibt:

        …und das bindet an den „Job“, weil Alternativen rar sind und Erspartes kaum ausreichend vorhanden ist.

  7. ralfbielefeld schreibt:

    Ich kann das als „Wessie“ teilweise nachempfinden habe Anfang der de 80er Jahre
    bei einem Verwandtenbesuch ernsthaft mit den Gedanken gespielt von der BRD
    in die DDR überzusiedeln.

    • uraniaverlag schreibt:

      … mit dem Gedanken gespielt haben viele. Einige wie Max Maier zum Beispiel, durften, denen die BRD angestunken hatte, gleich »einfach mal so DDR-Bürger werden«. Ohne Röntgental. Durch einige »Röntgental-Rückkehrer« blieben viele gleich zurück im Westen. Nur sehr wenige konnten, nach ihrem dortigem Aufenthalt und Rückkehr in die BRD, eins und eins zusammenzählen. Viele sind teilweise noch heute perplex mit dem »warum Röntgental«.

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