Der Sport in der DDR

sportler1Im Vorwort zur Kleinen Enzyklopädie Sport der DDR von 1965 heißt es: „Im Zeitalter des Sozialismus, in dem durch die wissenschaftlich-technische und kulturelle Revolution neue Maßstäbe für die allseitige Bildung und Erziehung gesetzt werden, erhalten Körperkultur und Sport in wachsendem Maße eine neue, qualitative, soziale Funktion. Sie besteht vor allem darin, mit ihren Möglichkeiten und Mitteln die physische Vervollkommunung des Menschen zu gewährleisten, eine langwährende Gesundheit und Leistungsfähigkeitzu erreichen und den optimistischen Lebensstil des Menschen der sozialistischen Epoche mit zu gestalten.“ Alles zum Wohl des Menschen – Das war auch der Sinn der Sportbewegung, die sich entsprechend den Beschlüssen von Partei und Regierung der DDR bis 1990 so großartig entwickelt und zu begeisternden Welterfolgen geführt hat. Wer also heute beim Thema Sport in der DDR ausschließlich von „staatlichem Zwangsdoping“ und „militärischen Drill“ zu reden weiß, der versucht nur die DDR anzuschwärzen. Alle diese Lügen sind politisch motiviert.

Welche Sportmöglichkeiten gab es in der DDR?

In der DDR ist mit staatlicher Unterstützung und durch den aktiven Einsatz vieler Sportler und Jugendlicher eine breite Volkssportbewegung entstanden. In 206 Sport­stadien, auf 950 Sportplätzen, auf mehr als 8000 Spiel- ­und Übungsplätzen, in 24 Mehrzwecksporthallen, in 109 Sport- und 3360 Turnhallen, 54 Hallenbädern und 602 Schwimmstadien und auf über 300 Sprungschanzen wurde im Jahre 1963 Sport getrieben.

Bereits in den Kin­dergärten wurden die Kinder angehalten, sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Durch den Sportunterricht in der Schule und an den Universitäten erhielten alle Jugendlichen eine sportliche Grundausbildung und wurden an­geregt, darüber hinaus auch Mitglied einer Sportgemein­schaft zu werden. Viele Werktätige schufen sich in den Wohngebieten selbst Kleinsportanlagen, um ihren Kin­dern die sportliche Betätigung zu erleichtern und sich selbst bei Sport und Spiel zu entspannen.

Als sozialistische Massenorganisation aller Turner und Sportler bestand der Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB). Dem DTSB gehörten 37 Sportfachverbände ein­schließlich der angeschlossenen Verbände an. Seine Grundorganisationen waren die verschiedenen Sportklubs und Sportgemeinschaften mit ihren Sektionen in den Be­trieben, Hochschulen usw.


Wie war das Verhältnis zwischen Massen­- und Leistungssport?

Die Sportbewegung der DDR bemühte sich, möglichst viele Menschen dafür zu gewinnen, selbst Sport auszu­üben. Während der Vorbereitung des III. Deutschen Turn- ­und Sportfestes 1959 entstanden sogenannte Treffpunkte Olympia, auf denen bekannte Spitzensportler gemein­sam mit interessierten Jugendlichen Sport trieben und Trainingsanleitungen gaben. Der Vorsitzende des Staats­rates, Walter Ulbricht, der selbst auf einem dieser Treff­punkte mit Jugendlichen Volleyball spielte, prägte die seit dieser Zeit überall populäre Losung „Jedermann an jedem Ort – jede Woche einmal Sport“.

sportler2Insgesamt wurden bei den verschiedenen volkssportlichen Veranstaltungen im Jahre 1964 über 7 Millionen Teil­nehmer gezählt. Rund 1,8 Millionen Sportler gehörten 1964 den 7251 Sportgemeinschaften des DTSB an, 525.879. Bürger legten allein im Jahre 1964 die sport­lichen Bedingungen für das Sportabzeichen der DDR „Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung der Heimat“ ab. Eine große Anzahl aktiver Sportler bildet die Basis für die Entwicklung. des Leistungssportes. In den Sport­gemeinschaften und bei Volkssportveranstaltungen wur­den schon viele junge sportliche Talente entdeckt, die dann in den Sportklubs von Trainern und Sportlehrern betreut und zu Leistungssportlern entwickelt wurden.

So wurde zum Beispiel aus Eberhard Riedel, der bei den „Jungen Pionieren“ mit dem Sport in Berührung gekommen war, ein hervorragender alpiner Skiläufer und Teilnehmer der Olympischen Winterspiele in Innsbruck 1964. Die Leistungssportler der DDR übten ihren Sport nach den inter­national gültigen Amateurbestimmungen aus. Sie standen in einem ordentlichen Arbeits- bzw. Ausbildungsverhält­nis. Die Olympiasieger, Welt- und Europameister, wie zum Beispiel Gustav Adolf Schur und Ingrid Engel-Krä­mer, sind auch heute noch echte Vorbilder und Ideale der Jugend.

Internationale Anerkennung des DDR-Sports

Auf dem 50. Kongreß des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) 1955 in Paris wurde das Nationale Olym­pische Komitee (NOK) der DDR anerkannt. Fast alle Sportverbände des DTSB der DDR waren in den internationa­len Föderationen ordentliche Mitglieder. 1963 unterhielt die DDR zu 67 Ländern sportliche Beziehungen. In zu­nehmendem Maße wurde die DDR auch von den inter­nationalen Sportorganisationen beauftragt, internationale Meisterschaften auszurichten. Allein bis zum Jahre 1964 wurden 13 Weltmei­sterschaften und 20 Europameisterschaften in der DDR ausgetragen, so zum Beispiel die Weltmeisterschaften im Hallenhandball, in verschiedenen Radsportarten sowie die Europameisterschaften im Motorwassersport und Schwim­men.

sport_titel


Warum gab es keine normalen sportlichen Beziehungen zur westdeutschen Bundesrepublik?

Bis zum 13. August 1961 gab es vielfältige Begegnungen und Wettkämpfe zwischen den Sportlern der DDR und denen der Bundesrepublik. Jedoch waren die Beziehun­gen der Sportler ständig dadurch belastet, daß die Füh­rung des westdeutschen Sports nichts unversucht ließ, ihren rechtswidrigen Standpunkt durchzusetzen, die west­deutschen Sportorganisationen hätten das Alleinvertre­tungsrecht für ganz Deutschland. Bereits 1960 drohte der gesamtdeutsche Sportverkehr durch die Willkürmaßnah­men westdeutscher Behörden (Startverbot für DDR­-Sportler, Verbot für westdeutsche Sportler, in die DDR zu reisen, Verhaftung von DDR-Sportfunktionären) zum Erliegen zu kommen.

Westdeutsche Sportführung vom Haß gegen die DDR zerfressen…

Am l6. August 1961 entschied sich die westdeutsche Sportführung unter Mißachtung des Willens der west­deutschen Sportler für den vollständigen Bruch mit den Sportorganisationen der DDR und verbot den westdeut­schen Sportlern jeglichen Kontakt zur DDR. Gleichzeitig versuchte die westdeutsche Sportführung, eine internatio­nale Isolierung des DDR-Sportes zu erzwingen. Man setzte bei der NATO durch, daß DDR-Sportler keine Visa mehr für Europa- und Weltmeisterschaften erhielten, die in NATO-Ländern ausgetragen wurden. Die westdeut­sche Sportführung empfahl dem IOC, die Anerkennung des NOK der DDR rückgängig zu machen. Vorwand für all diese Behinderungen eines freien Sportverkehrs waren die Schutzmaßnahmen der Regierung der DDR vom 13. August 1961. Die internationale Sportwelt fand sich aber nicht bereit, diesen, dem olympischen Gedanken widersprechenden Forderungen zu folgen.

Mißachtung der Souveränität der DDR

Obwohl in Deutschland zwei selbständige Staaten und die selbständige politische Einheit Westberlin bestehen, hatte das IOC auch für 1964 die Regelung von 1956 und 1960 beibehalten, eine sogenannte gemeinsame deutsche Olympiamannschaft für Innsbruck und Tokio zu bilden. Die Mehrheit der Sportler beider deutscher Staaten ver­trat jedoch inzwischen den Standpunkt, der tatsächlichen Lage in Deutschland Rechnung zu tragen und wie zu den Welt- und Europameisterschaften zwei deutsche Mannschaften zu entsenden.

Diskriminierung der DDR-Sportler

Die komplizierten Verhand­lungen um das Zustandekommen dieser Olympiamann­schaft, die immer wieder durch völlig ungerechtfertigte Forderungen des NOK der Bundesrepublik zu scheitern drohten, sowie das Verhalten der westdeutschen Funktionäre bei den Ausscheidungskämpfen und in Innsbruck und Tokio zeigten, daß von tatsächlicher Gemeinsamkeit keine Rede sein konnte. Die von der Mehrheit der deutschen Sportler geforderte Herstellung normaler sport­licher Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten setzte aber voraus, daß die westdeutsche Sportführung die Beschlüsse vom 16. August 1961 aufhebt und die ständigen politischen Störaktionen und Diskriminierungen gegen die Sportler der DDR einstellt.

Quelle: DDR – 300 Fragen, 300 Antworten, Verlag Die Wirtschaft, Berlin 1964, S.271-275.

Bemerkung: Man sieht, die Hetze gegen die DDR und der Haß auf den ersten sozialistischen deutschen Arbeiter-und-Bauern-Staat war schon damals, und ist erst recht nach 1961, nach den Maßnahmen der DDR zur Sicherung der Staatsgrenzen, ein fester Bestandteil des politischen Umgangs mit allem, was nicht in das ideologische Raster des westdeutschen Staates paßte. Auch nunmehr fast dreißig Jahre nach der zeitweiligen Niederlage des Sozialismus ist kaum ein Ende dieser Haßpropaganda abzusehen. Im Gegenteil: Aus Furcht vor dem Wiedererstarken der unterdrückten Arbeiterklasse wird jegliche Regung, die auch nur andeutungsweise eine Sympathie mit dem Sozialismus durchblicken läßt, von der herrschenden Kapitalistenklasse aufs Äußerste bekämpft. So ist das leider auch im Sport.

sportler3  sportler4 sportler5  sportler6 sportler7  sportler8

Ein Blick in die reiche Vielfalt des sportlichen Lebens in der DDR

(Bilder: URANIA-Universum, Band 26)
Dieser Beitrag wurde unter Geschichte, Meine Heimat DDR veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Der Sport in der DDR

  1. Weber Johann schreibt:

    Lieber Sascha, vielen Dank, dass Du wieder auf den so erfolgreichen DDR-Sport zu sprechen kommst. Den DDR-Sport wollten alle Alt-BRD-Regierungen „vernichten“. Das Menschenrecht auf freie Ausübung des Sports, spielte für alle Alt-BRD-Regierungen keine Rolle.
    In der Kabinettsitzung vom 31.8.1966 eskalierte die Feindseligkeit gegen die DDR-Sportler. Bei den Europäischen Leichtathletikmeisterschaften in Budapest kam es zu Vorkommnissen, die das Bundeskabinett veranlassten bis aufs „Äußerste“ zu gehen. Die Absage der Olympischen Spiele 1972 in München stand zur Debatte. Lassen wir die Mitglieder des Kabinetts zu Worte kommen:
    „Der Stellvertreter des Bundeskanzlers setzt das Kabinett davon in Kenntnis, daß bei den Europäischen Leichtathletikmeisterschaften in Budapest zwei Sieger aus der SBZ (Anmerk: DDR) durch Hissen der Spalter-Flagge (Anmerk: DDR-Flagge) und Abspielen der Becher-Hymne (Anmerk: DDR-Staatshymne) geehrt worden seien. Er habe sofort den Bundeskanzler und Bundesminister Dr. Schröder sowie Bundesminister Lücke unterrichtet.
    Nach Bekanntwerden des Vorfalls sei sofort bei dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes, Daume, protestiert worden. Man habe Herrn Daume erklärt, daß diese Abweichung von den Madrider Beschlüssen nicht hingenommen werden könne und empfohlen, von einer weiteren Beteiligung deutscher Sportler an den Europäischen Leichtathletikmeisterschaften abzusehen. [..] Frau Dr. Schwarzhaupt befürchtet, daß Schwierigkeiten bei einer Olympiade in München überhaupt nicht auszuschließen seien. Deswegen bittet Sie, zu erwägen, ob man nicht auf die Durchführung der Spiele in München verzichten solle. Dies könne sehr leicht mit den bekannten finanziellen Schwierigkeiten begründet werden. [..] Bundesminister Dr. Dahlgrün erklärt, daß er gegen die Olympiade in München schon immer aus politischen Gründen gewesen sei. Er stellt die Frage, ob es nicht richtig wäre, den im Haushalt 1967 vorgesehenen Ansatz von 15 Mio. DM für die Olympiade zu streichen und nur einen Leertitel auszubringen. Bundesminister Dr. Gradl ist der Ansicht, daß für die Durchführung sportlicher Veranstaltungen oder die Teilnahme keine öffentlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden sollten, wenn nicht sichergestellt sei, daß die Madrider Beschlüsse beachtet würden. Dies müsse dem Deutschen Sportbund und den Sportverbänden deutlich gesagt werden.[..] Wenn die Weitergeltung der Madrider Beschlüsse nicht bejaht werde, dürfe die Olympiade in München nicht stattfinden. Bundesminister Niederalt unterstützt die Ausführungen von Bundesminister Dr. Gradl. Auch er hält es geboten, mit den Sportverbänden ein Grundsatzgespräch über diese politisch lebenswichtige Frage zu führen. Es sei unmöglich, daß die Bundesregierung Sportverbände unterstütze, wenn sie die Deutschlandpolitik sabotierten. [..] StSProf. Dr. Ernst[..] Er weist darauf hin, daß in seinem Hause eine Kabinettvorlage über die Behandlung der Flaggen-, Hymnen- und Embleme-Frage bei Sportveranstaltungen unter Beteiligung sowjetzonaler (Anmerk: DDR) Sportler vorbereitet werde, die an der bisherigen grundsätzlichen Haltung keinerlei Abstriche vorsehe.[..]
    Für die Presse soll erklärt werden, daß die Bundesregierung bei dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes gegen die einseitige und überraschende Verschlechterung der Madrider Beschlüsse zu Lasten der Bundesrepublik protestiert und dabei nachdrücklich zum Ausdruck gebracht habe, daß das Abspielen der Becher-Hymne und das Hissen der Spalter-Flagge bei internationalen Sportveranstaltungen nicht hingenommen werden könne. Die Bundesregierung werde die grundsätzlichen Fragen eingehend mit dem Deutschen Sportbund erörtern.[..[Außerdem soll wegen der Flaggen- und Hymnen-Frage mit den NATO-Partnern Verbindung aufgenommen werden.“
    http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0000/k/k1966k/kap1_2/kap2_34/para3_1.html
    Diese Protokolle sind für jeden einsehbar. Jeder Journalist hätte die Möglichkeit diese menschenverachtende Haltung der Alt-BRD-Regierungen gegenüber Sportlern aus der DDR ans Tageslicht zu bringen. Ich stelle mir die Frage, warum schweigen Sie? Ist die mit über 4 Milliarden Euro an Steuergeldern geförderten Akteure der DDR-Aufarbeitungsindustire so stark, dass sich keiner deren Auftrag „Delegitimierung der DDR“ zu widersetzen wagt?

    Hier noch ein Artikel des sehr bekannten DDR-Sportjournalisten Klaus Huhn, der den Breitensport in der DDR beschreibt:
    „Woher Geld für den SPORT nehmen?
    Ich werde versuchen, das an einem Beispiel darzulegen. Es muss 1992 gewesen sein, als man mich in die Universität Potsdam zu einem Zeitzeugengespräch lud. Versichert worden war, dass man just im Sinn hatte, was der Titel dieses Buches verspricht: Spuren aus der DDR in die Zukunft. Mir gegenüber saßen Prof. Teichler, der sich gern rühmt, die Geschichte des DDR-Sports aufzuarbeiten – was übrigens lange sehr gut honoriert wurde – und ein gewisser Giselher Spitzer, damals wohl noch Dozent in dem Institut für Zeitgeschichte des Sports. Man schaltete ein Tonbandgerät ein und begann Fragen zu stellen. Sachliche Fragen zunächst. Dann bellte Spitzer: „Und wo sind die Akten der Sportjournalistenvereinigung?“
    Ich antwortete wahrheitsgemäß: „Wir hatten kaum welche, weil wir uns nicht mal eine Sekretärin leisten konnten.“
    Spitzer blaffte: „Die werden wir bei Gauck schon finden.“ Ich ließ meine Gesprächspartner wissen: „Noch so ein Intermezzo und ich verschwinde grußlos.“[..]

    Wer diesen Artikel weiter lesen möchte, sehr empfehlenswert, der bekommt einen guten Einblick über den Breitensport in der DDR, der den Grundstein für die so erfolgreichen DDR-Sportler legte:
    http://www.spurensicherung.org/texte/Band6/huhn.htm

  2. Henk Gerrits schreibt:

    Interesant und Danke.fur diese wichtige information

  3. Pingback: „Ein großer Tag für Amerika!“ – Ein US-amerikanische Haß-Olympiade | Sascha's Welt

  4. Pingback: Johann Weber: Doping-Skandale made in BRD | Sascha's Welt

Hinterlasse einen Kommentar