Ihre Stunden sind gezählt…

Auch wenn dieser Bericht aus einer Zeitung der DDR schon ein paar Jahrzehnte alt ist, so widerspiegelt er doch den Klassenkampf zwischen der Arbeiterklasse, die in der DDR die Macht übernommen hatte, und den westdeutschen Machthabern des Imperialismus in der BRD. Es war ein Kampf mit übelsten Methoden: Sabotage, Betrug, Spionage, ja sogar Mord im Auftrag westlicher Geheimdienste (KgU und des Rias Berlin) waren dabei an der Tagesordnung. Doch in der DDR gab es wachsame Sicherheitsorgane, die diese Schandtaten zu verhindern wußten…
Stunden.pngNEUES DEUTSCHLAND vom 24. Juni 1955

Es ist ein Zeichen der Schwäche der Imperialisten, daß sie sich zur Durchsetzung Ihrer aggressiven Ziele der abgefeimtesten Verbrecher bedienen müssen. Jeder anständige Deutsche ist zutiefst empört, wenn er von den ungeheuerlichen Anschlägen hört, die die jetzt vom Obersten Gericht verurteilten Banditen der KgU planten. Kraftwerke, Talsperren, Verkehrsanlagen, Fabriken und Wohnhäuser sollten in die Luft gejagt, Reisende durch Sprengstoffattentate getötet oder schwer verwundet und friedliebende Bürger meuchlings ermordet. Gemeinste Anschläge auf Leben und Sicherheit jedes einzelnen organisierten die fünf Agenten der sogenannten „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“.

Die Urteile des Obersten Gerichts, die im Namen des deutschen Volkes und aller friedliebenden Menschen der Welt ausgesprochen wurden, sind hart und gerecht. Wer das Leben von Tausenden Bürgern aufs Spiel setzt, kann nicht mit Gnade rechnen. Zugleich zeigen die Urteile die Stärke unserer Arbeiter-und-Bauern-Macht, die das Leben und die Sicherheit der friedliebenden Bürger vor Mordbanditen schützt.

Menschenleben spielen keine Rolle

Ober die Verbrechen der zum Tode verurteilten Benkowitz und Kogel, die u.a. die Saaletalsperre sprengen sollten, haben wir bereits in unserer gestrigen Ausgabe berichtet. Heute einiges über Ihre Mitverschworenen. Da saß der Agent Willibald Schuster auf der Anklagebank. Planmäßig hemmte er den Wagenumlauf bei der Reichsbahn, verursachte Zugverspätungen, indem er Signale und Weichen falsch stellte und Vorschriften, wie er selbst erklärte, „bewußt bürokratisch auslegte“. Von dem westberliner Mitarbeiter der KgU, Langer, erhielt er auch den Auftrag, ein Zugunglück „zu organisieren“. Schuster sagte dazu aus: „Als ich Langer darauf hinwies, bei solchen Sprengungen könnten Menschenleben in Gefahr kommen, antwortete er mir: ‚Bei euch in der Ostzone laufen genug Menschen herum, da kommt es auf ein paar mehr oder weniger nicht an.‘ “ Das zeigt die ganze Menschenfeindlichkeit der Agententenzentralen.

Dieser Agent erhielt als Judaslohn für seine jahrelange Schädlingsarbeit insgesamt 270 DM und 85 D-Mark von seinen Westberliner Auftraggebern ausgehändigt. Dabei hatte Schuster in der DDR kein schlechtes Leben. Auf dem Bahnnot Triptis hatte er sich vom Kohlenschipper zum Fahrdienstleiter und Aufsichtsführenden entwickeln können. An mehreren Lehrgängen konnte er teilnehmen, um sich beruflich zu qualifizieren. Auch diese Ausbildung, die er auf verschiedenen Bahnhöfen, zum Beispiel in Erfurt und Bad Schandau erhielt, nutzte er aus, um seinen Westberliner Auftraggebern umfangreiches Spionagematerial in die Hände zu spielen.

Mit dem Rias fing es an

Seinem Kumpan Schuster stand der Angeklagte Gerhard Kammacher, ebenfalls aus Triptis, nicht nach. Seit Mitte 1953 betrieb er sein schmutziges Handwerk. Angeworben von dem republikflüchtigen Reichsbahnangestellten Stein erklärte der Agent Kammacher vor Gericht: „Stein kannte meine politische Einstellung und machte mir das Leben


Prozeß gegen Rias-Agenten

Berlin (ADN). Heute, Freitag, den 24. Juni, beginnt vor dem I. Strafsenat des Obersten Gerichts der Deutschen Demokratischen Republik ein Prozeß gegen füf Agenten der berüchtigten Spionage– und Sabotagezentrale Rias. Angeklagt, sind: Joachim Wiebach, Richard Baier, Günther Krause, Willi Gast und Manfred Vogt.


in Westdeutschland schmackhaft – ich wurde ein Rias-Hörer.“ Das Spezialgebiet dieses Verbrechers war Wirtschafts- und Militärspionage. Er lehnte es ab, Zeitungen, die in unserer Republik erscheinen, zu lesen oder Nachrichtensendungen des demokratischen Rundfunks anzuhören, „Dazu hatte ich keine Zeit“, sagte er frech. Jede freie Minute nutzte er aber für die Erfüllung seiner Agentenaufträge.

Oberstaatsanwalt Krügelstein bezeichnete den Angeklagten Christian Busch als eine feige, erbärmliche und undankbare Kreatur. Er halle damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Busch studierte Veterinärmedizin an der Humboldt-Universität in Berlin. Im Plädoyer sagte der Oberstaatsanwalt: „Für Busch stand die Zukunft offen, die Werktätigen der Republik gaben ihm monatlich 150 DM zur Durchführung seines Studiums. Nur Wohltaten hat dieser Mensch von der DDR empfangen. Als Dank gab er sich dazu her, zu spionieren, ehrliche Bürger zu bespitzeln, gefälschte Lebensmittel-, Benzin- und Kohlenmarken zur Schädigung unserer Wirtschaft in den Verkehr zu bringen.“

Eine besondere Aufgabe, die Busch von der KgU übertragen wurde, war, Gelder an Agenten innerhalb der DDR auf dem Postwege zu versenden. Er besorgte auch Kopfbogen demokratischer Organisationen und beschaute sich Originalunterschriften führender Persönlichkeiten als Unterlagen für gemeine Fälschungen.

Aufschlußreich waren die Angaben der Zeugin Ruth Seiffert, die mit dem Angeklagten Schuster verlobt war. Sie fuhr mit ihm nach Westberlin, und Schuster sagte ihr, er habe etwas zu erledigen, sie solle auf der Straße warten. Da die Agenten-Unterhaltung zu lange dauerte, ging sie auf der Straße auf und ab und sah an einem Haus ein Schild mit der Aufschrift „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“. Sofort kam ein Stumm-Polizist auf sie zu und fuhr sie an: „Hier dürfen Sie nicht stehenbleiben, das ist verboten.“ Diese kleine Begebenheit beleuchtet die Stellung der Agentenzentralen in Westberlin, die sich des Schutzes von Stumm-Polizei und Senat erfreuen.

Im Interesse des Friedens

Die Bestrebungen und die Tätigkeit der Agentenorganisationen, darunter auch der KgU, dienen nichts anderem als der Vorbereitung eines neuen Krieges. Sie führen zur Vergiftung der Atmosphäre in den Internationalen Beziehungen. Deshalb richtet sich gegen sie der Protest und der Haß aller patriotischen Deutschen und der friedliebenden Menschen in der ganzen Welt, deshalb dienen die harten Schläge unserer Staatsorgane gegen Agenten imperialistischer Geheimdienste der Entspannung der internationalen Lage und dem Frieden, im Interesse ganz Deutschlands, vor allem aber im Interesse der Bürger Westberlins, muß deshalb die Forderung erhoben werden: Schluß mit der verbrecherischen Tätigkeit der Spionagezentralen in Westberlin! Ganz Berlin muß eine Stadt des Friedens und des Wohlstands werden.

Oberstaatsanwalt Krügelstein wies In seinem Plädoyer auf die Aussichten aller Agenten und Saboteure hin, als er sagte: „Die Agentenzentralen und ihre Handlanger können gewiß sein: Es ist dafür gesorgt, daß Ihre Bäume nicht in den Himmel wachsen, Ihre Stunden sind gezählt!“ W. Cz.

Quelle: NEUES DEUTSCHLAND vom 24. Juni 1955

Siehe auch:
Im Dienste der Unterwelt
Über die Juristin Dr.Hilde Benjamin


Und: Ja, den Klassenkampf gibt es auch heute noch! Vorläufig allerdings überwiegend „von oben“: Ausbeutung, Lohndumping, schlechtere Entlohnung der Frauen, Lohnbetrug in Drittländern, Entlassungen bei Krankheit (s.Post), befristete Arbeitsverträge,  kostenlose „Probearbeit“ und unbezahlte Einstellung von „Praktikanten“ usw. – auch Spionage und Abwerbung von Fachkräften wird nach wie vor praktiziert!

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7 Antworten zu Ihre Stunden sind gezählt…

  1. Weber schreibt:

    Die Ost-CDU Zeitung „Neue Zeit“ berichtete am 18. Mai 1957:
    Verbrechen der „Geheimen Front“ entlarvt
    Aufschlußreiche Ausstellung im Berolina-Haus — Dr. Nuschke und Propst Grüber unter den Besuchern

    Berlin (NZ). Das Ministerium für Staatssicherheit eröffnete am Freitag im Berolinahaus am Alexanderplatz eine Ausstellung, in der die Methoden und Mittel gezeigt werden. mit denen Westberliner, westdeutsche und ausländische Agenten- und Spionagezentralen den Kalten Krieg führen. [….]

    Wie sehr das Leben jedes einzelnen durch das schmutzige Handwerk der meist vom Ausland finanzierten Verbrecherorganisationen gefährdet ist, beweisen z. B. die Ballons, die von Westdeutschland und West-Berlin aus mit Flugblättern, Brandsätzen und Filmkameras aufgelassen werden. Die Ausstellung zeigt u. a. einen etwa 20 Meter langen Ballon- mit einer Flugblattrommel, die — etwa 90 Kilo schwer jedes Hausdach durchschlagen kann, wie es bereits im demokratischen Sektor von Berlin geschehen ist. Ein ähnlicher Ballon, vom Sender „Freies Europa“ aufgelassen, war es auch, der im Januar 1956 über der CSR ein Flugzeugunglück verursachte, bei dem 20 Menschen ums Leben kamen. […]

    Umfangreiches Dokumentenmaterial beweist die verbrecherischen Ziele des ..RIAS“ und des Senders „Freies Europa“, des „Ostbüros der SPD“, des ..Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen“, der „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ und anderer Organisationen. Drei Müllkästen enthalten übles Propagandamaterial dieser Stellen, das die Bevölkerung unserer Republik aufhetzen soll. […]

    Propst D. Heinrich G r ü b e r schrieb in das Buch: „Die Ausstellung hat mich wieder zutiefst erschüttert. Sie ist eine eindrucksvolle Illustration für das, was uns seit langem bekannt ist und wogegen wir immer gekämpft haben und nun noch energischer kämpfen werden. Wir wünschen, daß nicht nur alle Eltern, sondern alle, denen das Wohl junger Menschen am Herzen liegt, die Warnung, die hier ausgesprochen wird, verstehen. Wir wollen keinen Kalten Krieg, weil er zum blutigen Krieg führt.“
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    Die KgU wurde 1948 von Rainer Hildebrandt, Ernst Benda und anderen gegründet und erhielt am 23. April 1949 eine Lizenz der Alliierten Kommandantur als politische Organisation. Sie wurde wesentlich von US-Geheimdiensten finanziert.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kampfgruppe_gegen_Unmenschlichkeit
    Beachte: Ernst Benda war von 1971 bis 1983 Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
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    Entnommen aus dem Buch „Erinnerungen aus sieben Jahrzehnten“ von
    Probst Heinrich Grüber. Erschienen 1968 – Deutscher Bücherbund Stuttgart-Hamburg. Unter dem Kapitel „Politische Gefangene“ schreibt Probst Grüber:

    „Es war kaum verwunderlich, daß ein ohnehin wackliges Staatswesen sich in einer politisch vergifteten Atmosphäre mit drakonischen Maßnahmen zu erhalten versuchte, daß die Strafanstalten in Brandenburg, Bautzen und Waldheim, in Torgau und Hoheneck überfüllt waren. An dieser Selbstzerfleischung trugen besonders jene Gruppen schuld, die daran interessiert waren, die Kluft zwischen den Deutschen zu vertiefen, den politischen Haß zu schüren und dem Kalten Krieg solche Kräfte zu opfern, die einen Brückendienst leisten konnten. Auf westlicher Seite gehörte unter anderen die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit zu den Organisationen, die selbst oft jede Menschlichkeit vermissen ließen. Die Arbeitsmethoden dieser »Kampfgruppe« ließen Verständnis und Rücksichtnahme auch dann nicht erkennen, wenn wir gerade in ernsthaften Verhandlungen versuchten, das Schicksal der politischen Häftlinge zu erleichtern.

    In einem Brief, den ich am 20. Dezember 1951 an den damaligen Bundestagspräsidenten Dr. Hermann Ehlers richtete, beschwerte ich mich nachdrücklich über diese Organisation.

    Unsere Bemühungen um eine Amnestie für politische Häftlinge in der DDR seien durch die Methoden dieser Gruppe illusorisch geworden. Als Beispiel führte ich ein Rundschreiben der »Kampfgruppe« an, in dem Geld und Lebensmittel für die Gefangenen erbeten wurden, die unter eine mutmaßliche Amnestie fallen würden, damit ihnen nach ihrer Entlassung geholfen werden könne. Einer der Verantwortlichen dieser Organisation schrieb, die Gefangenen seien »die Vorkämpfer für eine Partisanenbewegung«. In diesem Zusammenhang kritisierte ich auch den damaligen Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen, Jakob Kaiser, in dessen Kompetenzbereich die »Kampfgruppe« gehörte. Ich verwies auf zahlreiche Flüchtlinge, die in seinem Ministerium den Ton angaben und dafür mitverantwortlich waren, daß sich die Lage ständig verschärfte. […]

    Auf einer Kundgebung des Christlichen Friedensdienstes im März 1952 nahm ich gegen die ständig wachsenden Versuche Stellung, die Jugend in die psychologische Kriegführung des Westens gegen den Osten und des Ostens gegen den Westen einzubeziehen. Anlaß dazu gaben mir Jugendliche, die im Auftrag in- und ausländischer Agenten in Ostberlin und der DDR Brandstiftungen an industriellen und landwirtschaftlichen Objekten verübt hatten, schließlich gefaßt und verhaftet worden waren. Pieck habe ich mehrmals die Not der inhaftierten Jugendlichen geschildert, die mir ja aus eigener Erfahrung bekannt war. Sie wurden durch eine lange Haft körperlich und moralisch ruiniert. Unter anderem machte ich den Vorschlag, sie in einem geschlossenen Bezirk zusammenzufassen, zum Beispiel auf der Ostseeinsel Poel. Ich bot mich an, als Erzieher oder Geistlicher mit ihnen zusammenzuleben. Pieck veranlaßte eine Amnestie für fünfhundert Jugendliche. Bald darauf wurden achtundsechzig von ihnen, die in den Westen entlassen worden waren, mit falschen Papieren ausgerüstet bei Sabotageakten und Spitzelarbeiten in der DDR wieder verhaftet. Alle weiteren Bemühungen für inhaftierte Jugendliche wurden dadurch unmöglich. […]

    Deshalb erbat ich mir für den 9. November, den Reformationssonntag, die Erlaubnis, in der Strafanstalt Waldheim Gottesdienste zu halten. Die Genehmigung wurde für drei Gottesdienste erteilt, anschließend sollte ich mit einigen Häftlingen sprechen dürfen. Als ich in einem der Gottesdienste darauf verwies, daß man nicht nur die Schuld der anderen, sondern auch die eigene sehen müsse, entstand unter den Häftlingen Unruhe. Sie wurde von mehreren ehemaligen Gestapo-Männern ausgelöst, die sich später noch in einem Mordprozeß zu verantworten hatten.

    In der Westpresse erschienen daraufhin Sensationsberichte, die davon wissen wollten, daß die Häftlinge insgesamt mit » Füßescharren, lautem Pfeifen und Zwischenrufen«, sogar mit dem Absingen des Reformationsliedes »Ein feste Burg ist unser Gott«, gegen meine Predigt protestiert hätten. Diese Darstellung war völlig absurd: sie bewies jedoch erneut,wie wenig gewisse politische Kreise davor zurückschreckten, den geistlichen Dienst zu diskreditieren und die trostlose Lage der Gefangenen für ihre Ziele auszuwerten.“

  2. Günter Hering schreibt:

    Lieber Sascha,
    nur durch Zufall fiel mir ein Blogbeitrag über das ab 25. Mai gültige Datenschutzgesetz in die Hände ( https://dasnuf.de/dsgvo-wordpress/). Es liest sich gruselig und ist bei näherem Hinsehen wohl eine mächtige (juristische) Waffe gegen alle, die (noch) eine eigene Meinung haben und die zudem im Internet publizieren. Ohne die Formalien „Impressum“ und „Datenschutzerklärung“ sind diese Renitenten nach dem 25.5. leicht zu erledigen. Das Parteibuch besitzt momentan weder Impressum noch Datenschutzerklärung. Muss ich mir Sorgen machen? Wenn Du nicht aufpasst, sind auch die Stunden Deines Blogs gezählt. Das wäre wirklich schade!
    Herzlich Günter Hering

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