CIA: Lügen über Stalin als angeblicher „Diktator“ entlarvt

Foto-Stalin-5Am 2. März 1953, kurz nach der Ermordung Stalins, verfaßte die CIA ein Dossier („Information Report“) über die Führungsstrategie der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, das erst jetzt ans Licht der Öffentlichkeit gelangte. Diese Einschätzung ist insofern bemerkenswert, als sie die später über Stalin durch die USA und die westlichen imperialistischen Staaten verbreitete Propaganda als infame Lüge entlarvt. Stalin sollte angeblich ein „grausamer Diktator“ gewesen sein. Doch intern wußten die führenden Kreise des USA-Imperialismus sehr wohl, daß dies nicht der Wahrheit entspricht. In diesem CIA-Dokument wird klar gesagt, daß Stalin kein Diktator war, sondern daß Partei und Staat stets kollektiv geführt wurden.

Zugleich wird in dem Dokument berichtet, daß seine Nachfolger weder das Format von Lenin noch von Stalin haben. Es wurde gehofft, daß man es mit ihnen leichter habe und sie nicht so stählern seien wie Stalin. Man dürfe sie nicht so scharf angehen, sondern ihnen ein wenig nachgeben. Damit könne man den Prozeß der „Titoisierung“ fördern. Denn es gebe einen Kampf zwischen „Titoisten“ und „konservativen“ Kommunisten.

Information report 1953 CIA

Klar, daß die CIA dazu riet, diesen Prozeß nicht zu stören, sondern im Gegenteil zu fördern. Es war also der CIA auch bekannt, daß der Tito-Faschismus den Antikommunisten der Chruschtschow-Clique sehr gelegen kam. Hier nun die Übersetzung:

  1. Schon zu Stalins Zeiten gab es kollektive Führung. Die westliche Idee eines Diktators innerhalb der kommunistischen Einrichtung ist übertrieben. Mißverständnisse zu diesem Thema werden durch mangelndes Verständnis der tatsächlichen Natur und Organisation der kommunistischen Machtstruktur verursacht. Obwohl Stalin große Befugnisse innehatte, war er nur der Kapitän einer Mannschaft, und es scheint offensichtlich, daß Chruschtschow der neue Kapitän sein wird. Es scheint jedoch nicht, daß einer der gegenwärtigen Führer die Statur Lenins und Stalins erreichen wird,so dass es sicherer ist anzunehmen, dass die Entwicklungen in Moskau der sogenannten kollektiven Führung folgen werden, es sei denn, die westliche Politik zwingt die Sowjets, ihre Machtorganisation zu rationalisieren. Die gegenwärtige Situation ist die günstigste unter dem Gesichtspunkt der Störung der kommunistischen Diktatur seit dem Tod Stalins.
  2. Es wird keine dramatische Säuberung geben. In so viel wie die MVD bereits aufgeräumt wurde und die Partei und die Armee war nicht in den Händen von Malenkows Favoriten, da kann man erwarten, daß nur ein normaler Ersatz von Beamten bei der Reorganisation der obersten Verwaltung der Partei und der Regierung.
  3. Es ist schwer, eine Parallele zwischen den gegenwärtigen Ereignissen und denen der 1920er Jahre zu ziehen, als Stalin an die Macht kam. Es gibt jetzt keine organisierte Opposition innerhalb der Partei oder in der Sowjetunion im allgemeinen. Wie die kommunistischen Herrscher und offensichtlich auch das sowjetische Volk es sehen, gibt es eine ernsthafte Bedrohung von außen.
  4. Seit dem Tod Stalins und dem Schlag, der der Macht der Geheimpolizei versetzt wurde, befindet sich die innere Situation der Sowjetunion im Umbruch. Der sowjetische Neubeginn braucht Zeit für die Konsolidierung. Der Kampf zwischen national gesinnten „titoistischen“ Elementen in der sowjetischen Führung und denen, die in Bezug auf die orthodoxere internationale Linie denken, ist geht immer noch weiter.
  5. Eine Verbesserung der Ernährungssituation ist nicht zu erwarten. Die Versprechen Malenkows, die schlechten materiellen Bedingungen der Massen zu verbessern, wurden nicht eingehalten. Da die kommunistischen Führer dieses Versprechen nicht halten konnten, insbesondere wegen der beschleunigten Kriegsvorbereitungen, mußten sie einen Sündenbock finden, und so trat Malenkow zurück.
  6. Bulganin beeindruckte diejenigen, die mit ihm in der Staatsbank zusammengearbeitet hatten, einschließlich eines berühmten Bankexperten, mit seiner hohen Intelligenz, seinen milden Manieren und seiner Fähigkeit, in kürzester Zeit die besonderen und schwierigsten Probleme zu lernen.
  7. Es ist schwierig, einen Rückzug von der sowjetischen außenpolitischen Linie zu erwarten, es sei denn, es gibt Zugeständnisse des Westens hinsichtlich der Ratifizierung der Pariser Abkommen. Es besteht die Möglichkeit, daß eine Fortsetzung der Zwietracht unter den sowjetischen Führern zu einer Erweichung der sowjetischen Position und zu einer Anerkennung seiner Inkompetenz bei der Durchführung der Außenbeziehungen durch Molotow führen kann. Die sowjetischen Führer haben jedoch erkannt, daß sich das Kräfteverhältnis zugunsten des Westens geändert hat. Sie bemühen sich nun, dieses Gleichgewicht zu ändern, wie aus der Verlagerung zur beschleunigten Kriegsproduktion und den Versuchen hervorgeht, die westliche Einheit zu stören. Die Durchsetzungskraft der chinesischen Kommunisten kann auch ein Teil sein dieses Unterfangen. Eine stabile Position des Westens gegenüber der UdSSR begünstigt wahrscheinlich die Fortsetzung der Macht der stabileren Elemente in der sowjetischen Führung.

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Übersetzung: Florian Geißler (Kommunisten-online); Danke an Ulrike Spurgat für den Hinweis!

Siehe auch:
Die faschistische Tito-Clique in Jugoslawien
Kurt Gossweiler: Fragen und Antworten zum Revisionismus in der kommunistischen Bewegung des 20. Jahrhunderts
Georgi Dimitroff und der Kampf gegen den Tito-Faschismus.

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Eine Antwort zu CIA: Lügen über Stalin als angeblicher „Diktator“ entlarvt

  1. Hanna Fleiss schreibt:

    Zum CIA-Report: Das ist doch klar, dass sie intern anders als in ihrer Propaganda auftreten müssen, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Da wird sachlich und an Hand von gesammelten Fakten eingeschätzt. Alles natürlich unter dem Gesichtspunkt, den Gegner Sowjetunion zu erledigen. Diese internen Einschätzungen dürfen natürlich nicht nach draußen dringen, denn sonst wüssten die Völker, was die Wahrheit ist. Für mich ist das insofern nichts Neues. Wer weiß schon, was in eingeweihten Kreisen heutzutage diskutiert wird? Aber auch diese Diskussionen werden eines Tages ans Licht kommen. Zu dumm, dass es keine Aufklärer in diesen Kreisen gibt. Eines aber bestätigt uns dieser Report: Sie wissen ganz genau, was sie lügen. Sie wissen, dass sie uns dummhalten müssen, damit wir folgsam sind. Und darin liegt ihre Macht begründet. Mit diesem Wissen müssen wir nur noch selbst aktiv werden. Wir sind doch nicht dümmer als diese Bande!

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