Rosa Luxemburg – Heldenmut und Inkonsequenz einer bedeutenden Revolutionärin

mahnenGerne wird heute von den Demagogen der revisionistischen Linken Rosa Luxemburg zitiert. Und man beruft sich ausgerechnet auf das, was schon Lenin (ohne die Autorin zu kennen) in seiner Kritik der „Junius-Broschüre“ an der großen Revolutionärin bemängelt hatte: Junius wollte „offenbar etwas in der Art der menschewistischen ‚Stadientheorie‘ traurigen Angedenkens zustande bringen, er wollte das revolutionäre Programm durchführen, indem er mit dem ‚bequemsten‘, ‚populärsten‘, für die Kleinbourgeoisie annehmbarsten Programm begann. Eine Art Plan, ‚die Geschichte zu überlisten‘, die Philister zu überlisten.“ [1] Und genau das ist auch der revisionistische Standpunkt des „liquidatorischen Gesindels“, dieser charakterlosen Scheißkerle, die bereits im Januar 1912 auf der VI.Konferenz der SDAPR unter der Führung Lenins aus der Partei hinausgeworfen wurden. Weil die KPD gerade das versäumte, mußte die Novemberrevolution in Deutschland 1919 scheitern, und deshalb scheiterte auch die SED bei der Bekämpfung des modernen Revisionismus. Fred Oelßner hat sich ausführlich damit auseinandergesetzt. Im folgenden nun einige verkürzte Ausschnitte aus seinem Buch:

Einleitung

RL

Rosa Luxemburg (1871-1919)

Am 5. März 1951 feierten die revolutionären Arbeiter das Andenken an Rosa Luxemburg, die an diesem Tage 50 Jahre alt geworden wäre. Als sie am 15. Januar 1919 unter den brutalen Schlägen gedungener Mordbuben fiel, schied eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der europäischen Arbeiterbewegung aus dem Leben. Eine scharfsinnige Theoretikerin und Schriftstellerin des Marxismus, eine sensible Künstlerin mit starker Gestaltungskraft, eine schlagfertige Polemikerin, eine tiefhassende Feindin des Opportunismus, eine allzeit hilfsbereite Freundin der Ausgebeuteten und Unterdrückten, eine nimmermüde Agitatorin – das war Rosa Luxemburg. Sie war in gleicher Weise eng mit der polnischen und der deutschen Arbeiterbewegung verbunden und sprach zugleich ein gewichtiges Wort in allen Fragen der Sozialistischen Internationale.

Gegen die opportunistische Versumpfung

Dem deutschen Proletariat ist Rosa Luxemburg besonders teuer. Sie stand an der Spitze der kleinen Gruppe Linker in der deutschen Sozialdemokratie, die seit Anfang unseres Jahrhunderts unermüdlich den Kampf gegen die opportunistische Versumpfung führte. Niemand hat in der deutschen Sozialdemokratie dem Revisionismus so schonungslos und gründlich die Federn ausgerupft, niemand hat mit so beißender Ironie die Erscheinungen des Opportunismus und Reformismus in Deutschland entlarvt, und niemand war in Deutschland so heiß bemüht, neue Wege der Arbeiterbewegung in der Epoche des Imperialismus zu finden, wie Rosa Luxemburg.

An der Seite Karl Liebknechts gegen den Krieg

Sie war die erste, die nach dem furchtbaren Verrat der offiziellen deutschen Sozialdemokratie 1914 die Linken zum Widerstande sammelte, die die Ehre des deutschen Proletariats retteten. Rosa Luxemburg war es, die in ihrer „Junius-Broschüre“ den heuchlerischen Führern der Sozialdemokratie die Maske vom Gesicht riß, die in den „Spartakusbriefen die Aufgaben im Kampf gegen den Krieg formulierte. Rosa Luxemburg stand mit Karl Liebknecht an der Spitze des revolutionären Proletariats in der Novemberrevolution 1918, sie war die Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund),

Die Vorkämpfer für die Rechte der Arbeiterklasse

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht waren die von der Konterrevolution am meisten gehaßten Führer der revolutionären Arbeiter. Gegen sie richteten darum die Ebert-Scheidemann-Noske ihre abgefeimte Mordhetze, der die beiden selbstlosen sozialistischen Kämpfer zum Opfer fielen. Wie tief das Andenken an diese beiden Helden der Revolution in der deutschen Arbeiterklasse verwurzelt ist, das beweist alljährlich der sich am Tage ihrer Ermordung mit neuer Wucht vollziehende Aufmarsch der Berliner Arbeiterschaft an ihren Gräbern.

Die historische Wahrheit darstellen

Die jüngere Generation der sozialistischen Kämpfer kennt zwar die Namen dieser hervorragenden Arbeiterführer, nicht aber ihr Leben und Wirken. Es ist daher eine unaufschiebbare Pflicht, diese Kenntnis den Massen zu vermitteln. Es kann sich dabei. freilich nicht darum handeln, nach der kleinbürgerlichen Art „über die Toten nur Gutes zu sagen“. Unsere Pflicht besteht darin, das historische Wirken der geschichtlichen Persönlichkeiten in ihrer objektiven Wahrheit darzustellen, damit die heute kämpfende Generation die Lehren daraus zu ziehen vermag.

Dabei müssen uns die Worte Leitstern sein, mit denen Genosse Stalin 1907 einen Gedenkartikel einleitete. „Es ist in unseren Parteikreisen Sitte geworden, verstorbenen Genossen übermäßiges Lob zu spenden. Das Verschweigen der schwachen Seiten und die Übertreibung der positiven Seiten ist eine kennzeichnende Besonderheit der gegenwärtigen Nekrologe. Das ist natürlich eine unvernünftige Sitte. Wir wollen dieser Sitte nicht folgen.“ [1]

Irrtümer und Fehler nicht verheimlichen

Und wir dürfen dieser – auch in Deutschland üblichen – Sitte nicht folgen. Besonders nicht bei einer Skizze über das Leben Rosa Luxemburgs. Denn so groß Rosa Luxemburgs Verdienste um die deutsche Arbeiterbewegung waren, so sehr wir uns in Ehrfurcht vor ihrem kämpferischen Leben verneigen, so sehr wir Rosa wegen ihres schonungslosen Kampfes für die Sache der Arbeiter lieben, so dürfen wir nicht vergessen: groß waren auch ihre Irrtümer und Fehler, die die deutsche Arbeiterklasse auf falsche Bahnen lenkten. Wir dürfen vor allem die Augen vor der Tatsache nicht verschließen, daß es sich nicht um einzelne Fehler handelt, sondern um ein ganzes System falscher Auffassungen (den „Luxemburgismus“).

Ursachen für die Niederlage des Sozialismus

Diese Auffassungen waren eine der entscheidenden Ursachen für die Niederlagen der Kommunistischen Partei Deutschlands nach ihrer Gründung, für die Verfälschung der Rolle der Partei durch die Brandleristen, für die Unterschätzung der nationalen Frage und der Bauernfrage, die trotz der Bemühungen Ernst Thälmanns nicht überwunden wurde. Das System falscher Auffassungen Rosa Luxemburgs war aber zugleich auch der theoretische Ausdruck für die in der internationalen (besonders der westeuropäischen) kommunistischen Bewegung vorhandenen Überreste des Sozialdemokratismus.

Leichenschändung durch bürgerliche Opportunisten

Die kritische Überwindung der Fehler Rosa Luxemburgs ist heute um so dringender notwendig, als diese Fehler von erbärmlichen Renegaten und besonders von den sozialdemokratischen Ideologen zur Leichenschändung ausgenützt werden, die versuchen, den revolutionären Namen Rosa Luxemburgs für die Zwecke des amerikanischen Imperialismus zu mißbrauchen.

Für den Sieg des Sozialismus

Wir handeln ganz im Geiste Rosa Luxemburgs, wenn wir ihre schwachen Seiten nicht verschweigen, ihre positiven Seiten nicht übertreiben, sondern nur die Wahrheit sagen, wenn wir den Leser mit Rosa Luxemburg bekannt machen, wie sie wirklich war. Rosa Luxemburg war die letzte, die einen Anspruch auf Unfehlbarkeit erhob, ihr war die Erziehung der Massen zur Wahrheit stets die wichtigste Aufgabe. Indem wir diesen Versuch unternehmen, ehren wir am besten die große Kämpferin, deren Name immer mit der revolutionären Arbeiterbewegung verbunden sein wird.


EIN FEHLERHAFTES SYSTEM

(Der Luxemburgismus)

Die historischen Wurzeln

Auf den vorstehenden Blättern wurden die Irrtümer und Fehler Rosa Luxemburgs in einzelnen Fragen aufgezeigt und kritisiert. Es waren deren nicht wenige. Nun ergibt sich daraus die berechtigte Frage, ob dies einzelne, zufällige Fehler waren wie sie bei jedem Menschen vorkommen können, oder ob ein innerer Zusammenhang zwischen ihnen besteht, ob sie sich einer aus dem anderen ergeben. Eine genauere Überprüfung ergibt, daß es sich nicht um einzelne, isoliert voneinander stehende Fehler handelt, sondern um ein fehlerhaftes System, in dem die einzelnen Teile miteinander im Zusammenhang stehen.

Vertreibung des menschewistischen Gesindels

Eine Charakteristik dieser Fehler hat Genosse Stalin gegeben, als er schrieb, „daß die linken Sozialdemokraten trotz ihres Radikalismus sich noch nicht von dem menschewistischen Ballast befreit hatten“ [2]. Die deutschen Linken vermochten – trotz aller Versuche besonders Rosa Luxemburgs, den Marxismus auf die neuen Bedingungen anzuwenden – den revolutionären Gehalt der marxistischen Wissenschaft nicht ganz zu erfassen, und darum waren sie auch nicht fähig, sie unter den Bedingungen des Imperialismus weiterzuentwickeln. Allein die Bolschewiki; Lenin und Stalin, haben diese große Geistestat vollbracht und sind darum zu den Lehrern des internationalen Proletariats geworden.

Stalin hat in seinem Werke „Über die Grundlagen des Leninismus“ dargelegt, warum der Leninismus als die Fortführung des Marxismus in der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution gerade in Rußland geschaffen wurde. Er weist nach, daß mit der Entwicklung dieser Epoche Rußland zum Knotenpunkt der Widersprüche des Imperialismus wurde und das Zentrum der revolutionären Bewegung sich nach Rußland verschob. [3]

Sozialdemokraten versinken im Sumpf (immer noch!)

Die von Stalin aufgezeigten Tatsachen sind eine Ursache dafür, daß die deutschen Linken die jetzt auf die Tagesordnung gesetzten Fragen nicht für so unabweisbar, zwingend und entscheidend hielten und sie nicht so leidenschaftlich und gründlich behandelten wie die Bolschewiki. Die deutsche Sozialdemokratie, einst die angesehenste Partei in der Internationale, versank immer mehr im opportunistischen Sumpf.

Das dümmliche bürgerliche Wahltheater

Der Kampfwille der proletarischen Massen wurde immer mehr in die gesetzlichen Bahnen der parlamentarischen Wahlschlachten abgelenkt, an die Stelle der prinzipiellen Auseinandersetzungen um die großen Fragen des Klassenkampfes trat immer mehr die Verkleisterung der grundsätzlichen Differenzen. Die organisatorische Einheit der Partei, die Erhaltung der legalen proletarischen Organisationen wurden zum Selbstzweck, dem die prinzipiellen Klassenziele des Proletariats geopfert wurden.

Die Schwächen der Rosa Luxemburg

Dem Einfluß dieser muffigen Atmosphäre konnte sich auch Rosa Luxemburg nicht entziehen. So sehr sie die Notwendigkeit fühlte und verstand, unter den neuen Verhältnissen neue. Wege des Klassenkampfes zu suchen, sie legte doch immer den Maßstab der deutschen Sozialdemokratie an und blieb deshalb auf halbem Wege stecken. So scharf ihre Polemik oft war, sie blieb doch häufig – sei es auch unbewußt – von dem Milieu der Beziehungen beeinflußt, die sie mit den Opportunisten verbanden.

Stalin wies bereits im Jahre 1904 auf diesen Zusammenhang hin, als er in seinem zweiten „Brief aus Kutais“ schrieb: „Diese Herrschaften – Rosa, Kautsky, Plechanow, Axelrod, Wera Sassulitsch u.a. – haben offenbar als alte Bekannte irgendwelche Familientraditionen ausgearbeitet. Sie können nicht einander untreu werden, sie verteidigen einander so, wie die Mitglieder eines Klans patriarchalischer frisch und mobil geblieben und steht natürlich treu zur Fahne.“ [4]

Ach, diese Halbherzigkeit…

Rosa hielt es also durchaus für möglich, daß ihre Freunde „treu zur Palme“ standen und zugleich im okkupierten Gebiete die Funktionen eines Feldgendarmen ausübten; überhaupt zeigen die neuerdings veröffentlichten „Briefe an Freunde“, die Rosa Luxemburg zumeist während der Kriegszeit aus dem Gefängnis schrieb, wie in der Einsamkeit der Haft das Milieu der deutschen Sozialdemokratie besonders stark auf sie drückte. Andererseits haben wir gesehen, wie Rosa Luxemburg unter dem Einfluß der revolutionären Kämpfe 1905/1906 und 1918/1919 sich dem Einfluß dieses Milieus und der kleinbürgerlichen „Familientradition“ entzog und dann auch ihre diesem Milieu entsprossenen Anschauungen überwand.

Lenin: Das ist die Schwäche aller deutschen Linken!

Die entscheidende Charakteristik des Wesens Rosa Luxemburgs hat doch Lenin gegeben, als er – ohne die Autorin zu kennen – schrieb: „In der Junius-Broschüre spürt man den allein Dastehenden, der keine Genossen in einer illegalen Organisation hat, die gewohnt wäre, revolutionäre Losungen bis zu Ende zu durchdenken und die Masse systematisch in deren Geiste zu erziehen. Aber dieser Mangel – und es wäre grundfalsch, das zu vergessen – ist nicht ein persönlicher Mangel Junius‘, sondern das Resultat der Schwäche aller deutschen Linken, die von allen Seiten in das niederträchtige Netz der kautskyanischen Heuchelei, der Pedanterie, der Friedfertigkeit den Opportunisten gegenüber verstrickt sind.“ [5]

Die Kernfrage

Mit dieser Kernfrage – dem Fehlen der revolutionären Partei – hängt das ganze Wirken Rosa Luxemburgs, hängt auch das ganze fehlerhafte System ihrer Anschauungen ursächlich zusammen. Weil sie mit den Opportunisten und Zentristen in einer Partei verblieb, mußte sie den Kampf gegen sie als Partei genossen, nicht als Klassenfeinde führen. Darum konnte sie das „Milieu“ nicht überwinden, den menschewistischen Ballast nicht loswerden. Deshalb konnte sie Lenin und die Bolschewiki nicht ganz verstehen, deshalb war sie einem fehlerhaften System von Anschauungen verhaftet, das seinem Wesen nach halbmenschewistisch ist.

Die politische Blindheit der Rosa Luxemburg

Es wäre sehr verfehlt, in der Aufzeigung dieser historischen Wurzeln eine Rechtfertigung der Fehler Rosa Luxemburgs zu suchen. Denn zu derselben Zeit, da Rosa Luxemburg Stein auf Stein ihr fehlerhaftes System aufbaute, wurde in Rußland der Marxismus von Lenin und Stalin weiterentwickelt, auf die Höhe des 20. Jahrhunderts gebracht. Rosa Luxemburg war der russischen Sprache mächtig, sie war auch mit der russischen Arbeiterbewegung eng verbunden. Sie kannte alle grundlegenden Werke Lenins, sie nahm persönlich an der Revolution von 1905 teil. Sie wäre also die Berufenste gewesen, die theoretischen und praktischen Errungenschaften der revolutionären Arbeiterbewegung Rußlands der deutschen Arbeiterklasse zu vermitteln. Aber sie tat dies nicht. Mehr als das, sie führte in vielen Fragen einen aktiven Kampf gegen Lenin und die Bolschewiki und baute ihr eigenes System auf, das lange Zeit dem Eindringen des Leninismus in die deutsche Arbeiterbewegung im Wege stand.

Fehler, Irrtümer und eine unmarxistische Haltung

Im Nachstehenden soll versucht werden, dieses fehlerhafte System Rosa Luxemburgs, den Zusammenhang zwischen den einzelnen Fehlern und den Charakter der Fehler selbst, darzulegen und zu kritisieren. Es versteht sich von selbst, daß dabei logisch und nicht chronologisch vorgegangen werden muß. Rosa Luxemburgs Fehler traten zuerst in den neunziger Jahren in der nationalen Frage auf, sie fanden ihren vollendetsten Ausdruck in ihrer falschen Akkumulationstheorie 1912. Es ist jedoch klar, daß die Fehler in der nationalen Frage der falschen ökonomischen Grundkonzeption Rosa Luxemburgs entspringen und daß beide, wie alle anderen Fehler, ihre letzte Quelle in einer unmarxistischen Weltanschauung haben. Darum muß, soll der Zusammenhang klar und das System aufgezeigt werden, bei der Philosophie der Anfang gemacht werden.

Die philosophischen Anschauungen der Rosa Luxemburg

Es ist leider nichts darüber bekannt, ob sich Rosa Luxemburg jemals intensiv mit philosophischen Studien befaßt hat. Irgendwelche bedeutenden philosophischen Arbeiten liegen von ihr nicht vor. Es hat im Gegenteil den Anschein, als ob sie diesen Fragen aus dem Wege gegangen ist. In ihrer Polemik gegen Bernstein erwähnt sie nur kurz, daß dieser, indem er seine Pfeile gegen die Dialektik richtet, gegen die spezifische Denkweise des aufstrebenden klassenbewußten Proletariats ankämpft. Sie erklärt zwar, daß die Diskussion mit Bernstein zur Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen geworden ist, geht aber nicht näher auf diese Fragen ein. Im Jahre 1903 veröffentlichte sie im „Vorwärts“ einen (in seiner ganzen Anlage fehlerhaften) Artikel über „Stillstand und Fortschritt des Marxismus“.

Marx nur zur Hälfte gelesen…

Es wäre anzunehmen, daß sie darin auch auf das Schicksal der philosophischen Lehre von Marx und Engels eingegangen wäre. Dem ist jedoch nicht so. Sie stellt die falsche Behauptung auf, daß Marx nur seine ökonomische Lehre ausgearbeitet hätte, und springt, wo sie die philosophische Seite berührt, sofort auf den historischen Materialismus über, also auf eine Teilfrage der marxistischen Weltanschauung, auf ihre Anwendung auf das gesellschaftliche Leben, auf die Geschichte der Gesellschaft…

Die ökonomische Konzeption der Rosa Luxemburg

Den schwerwiegendsten Fehler auf ökonomischem Gebiet begeht Rosa Luxemburg mit ihrer Theorie über die Akku­mulation des Kapitals. Diese Theorie sollte „ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus“ sein. Auch hierbei geht Rosa Luxemburg von ihrer falschen Konzeption aus. Sie geht völlig an der Tatsache vorüber, daß Marx fast ein Drittel des ersten Bandes des „Kapitals“ dem Akkumulations­prozeß widmet, daß er gerade hier, vom Standpunkt des Pro­duktionsprozesses des Kapitals aus die „geschichtliche Ten­denz der kapitalistischen Akkumulation“ aufdeckt. Rosa Luxem­burg behandelt das Problem der Akkumulation des Kapitals nur vom Standpunkt des zweiten Bandes, des Zirkulations­prozesses, das heißt der Austauschbeziehungen des Kapitals. Für sie reduziert sich das ganze Problem auf die Frage der Realisierung des Mehrwertes, die im Austausch erfolgt. … Die fehlerhafte Tauschkonzeption hinderte Rosa Luxemburg auch, die Grundkategorien der politischen Ökonomie richtig zu verstehen.

Manuskript
Seite aus dem Manuskript „Einführung in die Nationalökonomie“. Im zweiten Abschnitt die falsche Definition der Nationalökonomie.

Ernst Thälmanns Kampf gegen die Überreste des Luxemburgismus

Der Hauptgrund für die ausführliche Behandlung der Fehler Rosa Luxemburgs liegt darin, daß die Feinde der Arbeiterklasse, die Trotzkisten, Brandleristen, die SAP-Leute und nicht zuletzt die sozialdemokratischen Ideologen, versuchten und bis auf den heutigen Tag versuchen, die falschen Auffassungen Rosa Luxemburgs für ihr niederträchtiges Handwerk auszunutzen, Ein ganzer Schwarm von Epigonen stürzte sich auf die Fehler der großen Revolutionärin, um aus ihnen Kapital zu schlagen, das sie heute bei den amerikanischen Monopolherren verzin­sen.

Das Lager der Mörder

Keine Frage, daß all diese literarischen Defraudanten kein Recht haben, auch nur den Namen Rosa Luxemburgs in den Mund zu nehmen. Denn sie stehen alle miteinander in dem Lager, aus dem die Mörder Rosa Luxemburgs stammen. Darum kann auch ihr schmutziges Bemühen das Andenken an Rosa Luxemburg nicht trüben. Sie war und bleibt eine der größten revolutionären Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Und wie die Arbeiterklasse ewig das Andenken dieser großen Per­sönlichkeit ehren wird, so wird sie auch aus ihren Fehlern ler­nen zu Nutz und Frommen der großen Sache, für die Rosa Luxemburg lebte, kämpfte und fiel.

Die Fehler Rosa Luxemburgs zusammengefaßt

Die Fehler Rosa Luxemburgs zusammenfassend, erklärte Genosse Thälmann: „Wir müssen also mit aller Klarheit aus­sprechen: in an den Fragen, in denen Rosa Luxemburg eine andere Auffassung als Lenin vertrat, war ihre Meinung irrig, so daß die ganze Gruppe der deutschen Linksradikalen in der Vorkriegs- und Kriegszeit sehr erheblich an Klarheit und revolutionärer Festigkeit hinter den Bolschewiki zurückblieb. Diese Erkenntnis gibt uns erst das Verständnis dafür, warum es in Deutschland verspätet zur Spaltung zwischen dem revolutionären Marxismus und den kleinbürgerlichen Opportunisten oder ihren zentristischen Helfershelfern innerhalb der Arbeiterbewegung kam. Rosa Luxemburgs Fehler in der Akkumulationstheorie, in der Bauernfrage, in der nationalen Frage, in der Frage des Problems der Revolution, in der Frage der proletarischen Diktatur, in der Organisationsfrage, in der Frage der Rolle der Partei beziehungsweise der Spontaneität der Massen – das alles ergibt ein System von Fehlern, die Rosa Luxemburg nicht zur vollen Klarheit eines Lenin aufsteigen ließen.“ [6]

„Aber trotz dieser ihrer Fehler war sie und bleibt sie ein Adler!“ (Lenin)

Quelle:
Fred Oelßner: Rosa Luxemburg. Eine kritische biographische Skizze. Dietz Verlag Berlin, 1951 (Es ist klar, daß hier bei weitem kein Überblick über sämtliche Irrtümer und Fehler der Rosa Luxemburg gegeben werden kann. Die zitierten Auszüge mögen aber beispielhaft dafür sein, wohin ein falsches Verständnis und eine unzureichende kenntnis der Lehren des Marxismus-Leninismus, einschließ der Lehren Stalins führen müssen: zum Untergang der Ideen des Sozialismus. Vielleicht regt dieser kurze Einblick in die kritische Biografie der Rosa Luxemburg von Fred Oelßner dazu an, sich wieder einmal mit den Lehren von Karl Marx zu befassen. Rosa Luxemburg war trotz allem eine große Revolutionärin! Zwischenüberschriften eingefügt – N.G.)

[1] W.I. Lenin, „Ausgewählte Werke“‘, Bd.5, S.266.
[2] J.W. Stalin, „Werke“, Bd. 2, Dietz Verlag, Berlin 1950, S.24.
[3] J. Stalin, „Fragen des Leninismus“, S. 431.
[4] Siehe J. Stalin, „Fragen des Leninismus“, S. 11ff.
[5] Rosa Luxemburg, „Briefe an Freunde“, S. 73.
[6] Ernst Thälmann, „Der revolutionäre Ausweg und die KPD“, Berlin 1932, S.71/72.

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