Schwarz und Weiß – Die Traumata der kapitalistischen Ausbeutergesellschaft

MasereelKürzlich berichtete ein Lehrer, der noch in den 1970er Jahren in der DDR studiert hatte und jetzt schon seit zwei Jahren in Rente ist, über eine denkwürdige Begegnung mit einen seiner ehemaligen Schüler (Jg. 1967). Dieser habe schon den sechsten Herzinfarkt gehabt. Er habe den Streß mit der Arbeit nicht mehr aushalten können und auch seine Frau sei ihm „davongelaufen“… Tragisch! – Die jüngeren Kollegen jenes Lehrers meinten: „Sei froh, daß du jetzt in Rente gehst!“ In Thüringen fehlen übrigens 8.000 (achttausend!) Lehrer. – Wie oft hört man heute von Burn-out-Syndromen, und wieviele Menschen leiden heute unter Krankheiten, die es in der DDR nicht gab. Ganz ohne Zweifel lassen sich solche Erscheinungen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse zurückführen. Die Autoren des nachfolgenden Beitrags schrieben 1989 über derartige Zustände – allerdings aus der Perspektive einer sozialistischen Gesellschaft, in der es soziale Sicherheit und Geborgenheit gab…

Auch ein anderer Fall, der damit auf den ersten Blick nichts zu tun hat: Ein russischer Student, der zur Zeit in der deutschen Bundesrepublik studiert, erzählte von seinem Großvater, einem begabten Lehrer, der aber leider zunehmend dem Alkohol verfallen sei. Bei einer Meinungsverschiedenheit mit einem Nachbarn habe dieser ihm eine Flasche auf den Kopf geschlagen, wodurch der Großvater zum Pflegefall geworden und später daran gestorben sei. Alkoholismus ist ja bekanntlich oft ein Ergebnis von Ausweglosigkeit und Verzweiflung. Tragisch – auch das! So lassen sich endlos Geschichten finden, von Menschen, die im Sozialismus großgeworden sind, die nun aber im Kapitalismus leben und ebenso wie andere darunter leiden. Doch wie kam es dazu?

Nicht edel und nicht lobesam

Mit dem Zerfall und Untergang des römischen „Weltrei­ches“ beginnt in Europa die Entwicklung des Feudalis­mus, des Herrschaftssystems, das ein hierarchisch ge­gliedertes Abhängigkeitsverhältnis schafft, das sich über ein Jahrtausend hält. Adel und Heerführer erlan­gen als Lehnsherren der Zentralgewalt erbliches Verfü­gungsrecht über die bis dahin freien Bauern, die da­durch zu Hörigen bzw. Leibeigenen absinken und einen Teil ihrer Erträge als Abgabe entrichten sowie zusätzli­che Frondienste leisten müssen. In Europa hat sich die christliche Religion durchgesetzt und eine streng hierarchisch gegliederte und institutionalisierte Kirche aufgebaut. Sie wird schnell zum mächtigsten Besitzer von Land und Bauern. Als wirtschaftlich stärkste Macht tritt sie voll für die „gottgewollten“ Rechte der Feudal­herren ein, rechtfertigt sie und verspricht gehorsamen Untertanen das Himmelreich.

Lebensverhältnisse in der Feudalgesellschaft

Gegenüber der Sklaverei bietet das Feudalverhältnis der herrschenden Klasse beträchtliche Vorteile. Die leibeigenen und hörigen Bauern brauchen nicht ständig überwacht und zur Arbeit angetrieben zu werden. Sie arbeiten selbständig und entwickeln Initiative, da sie am Ertrag beteiligt sind. Auch für die Abhängigen ist die Feudalherrschaft günstiger als Sklaverei, da sie dem Herrn nicht mehr un­umschränkt gehören. Er kann sie nicht mehr einfach tö­ten, ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber Abgaben und Frondienste lassen ihnen meist nur ge­rade genug, um nicht zu verhungern.

Beraubt, gemartert und ermordet…

Bis zu einem gewissen Grad unabhängiger entwickeln sich in den Städten Handel und Gewerbe. Aber auch die Städter werden, ebenso wie die Bauern, zu­nehmend in die Machtkämpfe zwischen Kirche und Staat sowie zwischen den Fürsten untereinander hin­eingezogen. In endlosen Feldzügen werden sie be­raubt, gemartert und ermordet. Ihre Söhne werden als Rekruten weggeholt und teilweise sogar an fremde Machthaber verkauft. So lebt das Volk vielfach in einem Zustand erzwungener Kulturlosigkeit und unter Bedin­gungen des Gewaltmißbrauches am Rande der Ver­zweiflung. Krankheiten, für die es noch keine Heilung gibt, Feuersbrünste, Naturkatastrophen und andere Schicksalsschläge erscheinen wie das unverständliche Wirken höherer Mächte.

Was macht die Kirche?

Die Kirche nutzt Angst und Un­sicherheit der Menschen zur Stärkung ihrer Macht. So werden selbst die in diesen elenden Verhältnissen im­mer aufs neue aufflackernden Epidemien von den Kan­zeln als Strafe Gottes für Ungehorsam und Sittenlosig­keit proklamiert. Mit derartiger Erzeugung von Schuld­gefühlen und Angst wird Gefügigkeit immer wieder ver­stärkt.

Siehe auch: Die Kirche und der deutsche Staat


Die Neuzeit wird geboren: Kapitalismus…

Das Elend der Massen, die Unfähigkeit der Feudalher­ren, Handel und Gewerbe Freiraum zu gewähren, ge­schweige denn, sie zu fördern, Luxus und Wohlleben des Adels und der Priesterschaft und ihre Gefühllosig­keit gegenüber dem Leiden der einfachen Menschen wirkten immer stärker als Zündstoff. Der Sieg des Bürgertums, insbesondere natürlich sein unaufhörlich anwachsender Reichtum: Maschi­nen, Fabriken, Schiffe usw., kurz, seine materielle Macht, führte nach und nach in den bedeutendsten eu­ropäischen Ländern zur Abschaffung der Privilegien des Adels und der Geistlichkeit und zum Ende der Leib­eigenschaft. Gleichheit und Freiheit war die große Lo­sung.

Freiheit im Himmel, wie auf Erden?

Aber sehr bald zeigte es sich, daß die reichen Familien, Kaufleute und Besitzer der Produktionsstätten, eine besondere Freiheit und Gleichheit erstrebten, eine Freiheit, die die Unfreiheit und Abhängigkeit derjenigen bedeutete, die gezwungen waren, für sie zu arbeiten. Das „Himmelreich“, das das Bürgertum versprochen hatte auf der Erde zu errichten, war gewiß ein Fort­schritt, verglichen mit der Leibeigenschaft, aber nur zu bald zeigte es sich, daß die große Masse des Volkes nach wie vor in Not und Elend lebte. Doch das an die Macht gekommene Bürgertum war weder willens noch imstande, Heinrich Heines Rat zu befolgen, um die Hungernden und Entrechteten zu beschwichtigen:

„Im hungrigen Magen Eingang finden
Nur Suppenlogik mit Knödelgründen,
Nur Argumente von Rinderbraten,
Begleitet mit Göttinger Wurstzitaten.“

Eine mysteriöse, fremde Macht

In verhängnisvoller Weise wurde für die Schwierig­keiten und Kümmernisse der Gegenwart eine unsicht­bare Macht verantwortlich gemacht. Nicht wie die Geistlichkeit früherer Zeiten stellten sie „Gottes Willen“ als lenkendes Gesetz hin. Die bürgerliche Wissenschaft wies immer beredter auf eine neue mysteriöse Kraft hin, die mehr Macht auszuüben vermochte als Adel und Geistlichkeit früherer Zeiten.

Der Markt regiert…

Masereel2Dieses Mysterium, von dem sie bis in die heutige Zeit sagen, daß es selbst größte Finanzleute und millionenschwere Kapitalisten, ja sogar die internationalen Monopole und Kartelle wie ein Geistergehirn aus einem utopischen Roman lenkt, ist der sogenannte Markt. Zwar hatten Marx und Engels Anatomie und Physiologie des Marktes schon relativ früh bis in die letzten Einzelheiten enthüllt. Sie hatten insbesondere auch das Kraftzentrum des Marktes, das Wesen d€s Profits, genau analysiert, aber bis in die Ge­genwart sprechen die Medien der herrschenden Fi­nanzkreise, ihre Regierungen sowie ihre wissenschaft­lich verbrämten „Räte der Weisen“ so, als ob der Markt für den einzelnen unergründbar, unverständlich sei.

Einschüchterung der Volksmassen

Die ,,unergründlichen“ Gesetze des Marktes zwängen an­geblich größte Unternehmen, Staatsanleihen aufzu­nehmen, um weiter ihre Arbeiter beschäftigen zu kön­nen. Es sei das Wirken dieses geheimnisvollen Mark­tes, das Millionen Menschen arbeitslos mache, Ge­schäftszusammenbrüche verursache und Wirtschafts­krisen auslöse. So haben sich in zwei Jahrhunderten die gesellschaftlichen Hauptursachen der Angst radikal gewandelt.

Die Geschichte ist das Ergebnis der Klassenkämpfe

War noch zur Zeit Schillers und Goethes die angeblich gottgewollte Herrschaft der Fürsten und Prie­ster, ihre persönliche Machtausübung sichtbarer Aus­gangspunkt der Bedrohung und Unsicherheit des Un­tertans, seiner Familie und seiner Zukunft, so wird heute versucht, die Rolle des Kapitalisten zu verschlei­ern, den Klassenkampf zu leugnen und die Ursachen der Arbeitslosigkeit, der „neuen“ Armut, der Unsicher­heit am Arbeitsplatz, die massive Gefährdung von Mil­lionen Werktätigen anonymen Ursachen, wie z.B. der Technik, dem Markt und anderen, zuzuschreiben.

Die wahren Machthaber bleiben im Dunkeln

Während Sklaven und Leibeigene immerhin die Men­schen, von denen sie ausgebeutet und gequält wurden, persönlich kannten – und ihnen manchmal in verzwei­felter Wut zu Leibe gingen –, gab es im fortgeschritte­nen Zeitalter des Kapitalismus kaum noch eine personifizierte Gefahrenquelle. Mysteriösen Mächten – dem „Markt“, der „Weltwirtschaft“, den arabischen Erdöllän­dern (und neuerdings der „Politik“) – wurden alle Verhängnisse, die „den kleinen Mann“ trafen, angelastet.

Gesellschaftliche Gesetzmäßigkeiten wirksam verschleiert

Wenn Gefahren und Ängste in der modernen kapitali­stischen Gesellschaft auch völlig anderer Natur sind als zur Zeit der Sklaverei und des Feudalismus, so ist die überwiegende Mehrheit des Volkes auch gegenwärtig in einer komplizierten sozialen Situation und durch die Konfrontations- und Aufrüstungspolitik bedroht. Diese Lage wird noch dadurch besonders erschwert, daß wirkliche Einsicht in das Wirken gesellschaftlicher Ge­setzmäßigkeiten immer geschickter verschleiert wird.

Die gezielte Irreführung der Volksmassen

Gerade die Anonymität und Verschleierung der ver­hängnisvollen Triebkräfte und einflußreichen Mächte­gruppierungen dieser bürgerlichen Gesellschaft verwir­ren und verunsichern weite Kreise der von sozialem Ab­stieg unmittelbar Bedrohten und ruft bei ihnen starke unspezifische Ängste und ungerichtete Aggressionen hervor. Nur allzuleicht lassen sie sich manipulieren und bekämpfen dann gerade diejenigen, die ihnen Klarheit vermitteln und sie einigen wollen.

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Siehe hierzu auch: Verbrechen gegen Heimkinder in der BRD


Eine andere Welt ist möglich!

In einem großen Teil der Welt war das kapitalistische Wirtschaftssystem, vor allem dank dem beispiellosen Kampf des Sowjetvolkes, bereits abgeschafft worden. Und damit hatten sich die Le­bensbedingungen von Grund auf verändert. Existenz­angst und Massenarbeitslosigkeit als gesellschaftliche Gegebenheit – das kann man mit Sicherheit feststel­len – gab es in den sozialistischen Staaten nicht mehr.

Wie war das denn nun im Sozialismus?

Es gab jedoch auch in der sozialistischen Gesellschaft noch vielfältige individuelle Ängste. Zwischenmenschli­che Konflikte, Krankheiten und vielerlei Gefahren des täglichen Lebens (z.B. im Straßenverkehr) fordern unter sozialistischen wie unter kapitalistischen Bedingungen ihre Opfer. Umweltschäden und Schwierigkeiten der Umstellung auf die immer komplizierter werdenden Ma­schinen und Automaten fallen oft Menschen, die ande­res Arbeiten gewohnt sind, schwer. Doch konnten auch im Sozialismus Fehler und Schwächen der Leitungstätigkeit und büro­kratische Gedankenlosigkeit, bis sie korrigiert werden, Hilflosigkeit, Verbitterung und Enttäuschung hervorru­fen, Initiativen lähmen und Ängste wecken. Aber viele andere lebensbedrohende Gefahren, Massenelend, er­zwungene Unwissenheit und Roheit, die zum guten Funktionieren von Gesellschaften gehören, in denen die Produktionsmittel Privateigentum sind, wurden im sozialistischen Teil der Welt überwunden.

Quelle:
A.Katzenstein/E.Sitte: Angst. Wesen, Entstehung, Bewältigung. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1989, S.49-55.


Psychische Auswirkungen der Angst

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Was kann und muß die Arbeiterklasse tun?

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Siehe auch: Kapitalismus: Panik – Angst – Gewalt

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9 Antworten zu Schwarz und Weiß – Die Traumata der kapitalistischen Ausbeutergesellschaft

  1. Pingback: Kapitalismus: Panik – Angst – Gewalt… | Sascha's Welt

  2. Harry56 schreibt:

    Danke, Danke, ein äußerst lehrreiches Stück wirklicher Volksaufklärung.
    Sollte sich jeder kopieren zwecks unbedingter Weiterverbreitung!
    Leider werden die Massen der Schüler, Studenten, Arbeitenden von solcher Aufklärung im Kapitalismus geschickt und umfangreich abgehalten, abgelenkt.
    Unmengen an bezahlten , meist sehr gut bestallten Volksverdummern in zahlenlosen öffentlichen und privaten Institutionen produzieren rund um die Uhr Verwirrung, Angst, Panik, Verzweiflung, hetzen jeden gegen jeden auf (mit Ausnahme der reichen Oberschichten!), unterschlagen, lügen, diffamieren, definieren endlos zwischen „gut“ und „böse“.
    Es ist fast, alles wäre der vor-aufklärerische „Geist“ des Mittelalters wieder auferstanden.

    Bleiben wir daher alle wachsam und sachlich, nüchtern!

    • sascha313 schreibt:

      Richtig, Harry! Du siehst mal wieder, wie lange es braucht, um ein Volk zu „erziehen“. Den Mut zum eigenen Denken hat ja schon I.Kant (Aufklärung!) so schmerzlich vermißt! Untertanengeist und Kadavergehorsam waren immer eine Folge des Kapitalismus (resp. aller Ausbeutergesellschaften). Nun schon wieder 30 Jahre Kapitalismus in der Welt und alle Mühe war – scheint’s – für die Katz‘!

  3. Martin schreibt:

    Hallo Sascha,

    ich bin es nochmal (Frage zu Pro Stalin Lektüre). Ich bin auf der Suche nach einem Buch, das über die Machenschaften, Tricks, Täuschungen und die extreme Ausbeutung durch den Kapitalismus /Imperialismus in unserer heutigen Zeit aufklärt. Das Buch muss nicht unbedingt vor 20 Jahren geschrieben worden sein, sondern sollte schon aktuelle Beispiele und Fälle darstellen. Da deine vorangegangene Buchempfehlungen bezüglich J.W. Stalin wirlich sehr hilfreich gewesen sind, frage ich dich in dieser neuen Angelegenheit gern noch einmal nach deinem Rat.

    Solidarische Grüße
    Martin

    • sascha313 schreibt:

      Oh, das ist nicht so einfach zu beantworten. Die Täuschungen, Tricks und Fälschungen sind oft sehr subtil, nicht leicht zu erkennen. Sie wandeln ihre Erscheinungsform, ihr Äußeres, ganz unregelmäßig, passen sich der Umgebung an, mal bieder, mal dreist, mal naiv, mal besserwisserisch, mal subversiv, mal provozierend – kurzum: chamäleonhaft!

      Das einzige, was immer hilft, Richtiges vom Falschen zu unterscheiden, das ist ein klarer Klassenstandpunkt: Wem nützt es? Nützt es der Arbeiterklasse (also den Werktätigen, den ausgebeuteten Menschen, den aus dem Arbeitsprozeß Ausgestoßenen, den Degradierten – oder nutzt es der herrschenden (Ausbeuter-)Klasse, den Reichen, den Mächtigen?

      Wir hatten in der DDR das Glück, neben der naturwissenschaftlichen Bildung auch ein gesellschaftswissenschaftliches Grundwissen zu erwerben. Und was ich für ganz wichtig halte: Wir haben gelernt, die Arbeiterklasse zu achten, die produktive Arbeit anderer zu wertschätzen. Diese praktischen Erfahrungen und die Motive unserer Vorbilder haben uns gelehrt, auf der richtigen Seite zu stehen. Und das Wissen hat es uns ermöglicht, die Täuschungen zu durchschauen… Du schreibst es, Martin: Solidarität mit der Klasse der arbeitenden Menschen! Gerade das ist unsere Stärke!

      • Martin schreibt:

        Hallo Sascha,

        vielen Dank für die schnelle Antwort.
        DDR Literatur darüber habe ich bereits gelesen. Absolut hilfreich und aufklärend. Ich habe aber große Probleme Literatur über aktuelle Geschehnisse zu finden. Ich brauche etwas, dass die kapitalistischen Machenschaften aufdeckt. Der letzte Versuch war „Kapital und Macht im 21. Jahrhundert / Achim Szepanski“, bin mit seiner Einstellung und seiner zum Teil „Anti-Marx“ Haltung nicht einverstanden. Zudem finde ich das Buch zu wenig kritisch und Angriffslustig. Ich benötige etwas kämpferisches, etwas Aufklärendes, etwas, dass man der Arbeiterklasse in die Hand geben kann um sich über die aktuellen Zustände der Ausbeutung, Lohntreibersysteme, versteckte und offene Unterdrückung unserer Klasse. Es muss nicht zu einfach sein, sollte aber weniger mit Formeln und Phrasen spielen, als knallhart den Kapitalismus / Imperialismus angreifen.
        Sollte dir dazu was einfallen, freue ich mich von dir zu hören.
        Du kannst mir auch gern per E-Mail schreiben.

        Solidarische Grüße
        Martin

      • sascha313 schreibt:

        Danke, Martin! Ich werde mich mal umsehen, was es dazu gibt!
        Solidarische Grüße
        Sascha

    • S. Erfurt schreibt:

      @Martin, wie Sascha schon schrieb, die heutigen Tricks der Ausbeutung sind nicht immer gleich offen und sofort sichtbar. Man kann sie jedoch erkennen wenn man sich einfach mal damit befasst. Das beginnt z.b. damit, daß man jeden Satz der täglichen Propaganda kritisch betrachtet und sich jedesmal die Frage stellt, was eine jede Schlagzeile beim Leser bzw. Zuhörer bezwecken soll.

      Des Weiteren ist es so, daß sich das Auge viel leichter täuschen lässt als das Ohr! Gerade die Beiträge in der Sendung Weltspiegel zeigen Filme des Elend in einem entstellten und verfälschten Kontext, d.h., daß die Kommentare gar nicht zum Film passen. Wenn z.b. eine Näherin eines deutschen Betriebes gezeigt wird, die zweitausend Gesichtsmasken in fünf Stunden näht, sieht der Zuschauer ein glückliches Gesicht an einem modernen Arbeitsplatz bei bester Beleuchtung. Die Ausbeutung selbst sieht man nicht, wobei 400 Masken in einer Stunde zu nähen sowas schon andeutet. Was meinst Du, wieviele Masken ein Arbeiter in Bangladesch je Stunde näht und unter welchen Bedingungen!? Und wie lange der am Tag arbeitet, mit welcher sozialen Absicherung und wie der Rest seiner Familie überhaupt wohnt!?

      Lies das Kapital: Ein Mehrwert entsteht immer und zwar grundsätzlich da wo Arbeit gesellschaftlich eingebracht wird. Das können auch neumodische Begriffe wie Upcycling oder Downcycling nicht vertuschen. Selbst bei der Müllbeseitigung entsteht Mehrwert und auch wenn abgelaufene Nahrungsmittel in den nächsten Produktionszyklus eintreten wo der Pöbel unter menschenunwürdigen Umständen arbeitet.

      Und siehe auch meinen Beitrag zur heutigen Leibeigenschaft.

  4. S. Erfurt schreibt:

    Es gibt in Rheinland-Pfalz Weinbauern die behandeln ihre Angestellten wie Leibeigene. Sicher, bei meinem „Djen Dobre“ grüßen sie freundlich zurück und freuen sich, daß sich überhaupt man jemand die Mühe macht, 2 Worte auf Polnisch zu sagen. Aber sobald wir uns mal etwas länger unterhalten wollen, gucken sie ängstlich und drängen zurück zu ihrer Arbeit.

    Sicher auch, daß die heutigen Herren der einst adligen Landsitze ganz freundlich grüßen, und vor laufender Kamera über ihr Leid klagen, nämlich, daß an ihren Gutshöfen, Schlössern und Burgen soooo viel zu tun ist, daß das kaum zu schaffen ist. Dächer müssen neu gedeckt werden, Maurer-, Putz- und Malerarbeiten werden fällig, und natürlich auch die immense Arbeit im Weinberg. Sicher auch, daß man bei derartigen Dreharbeiten die Leibeigenen gar nicht erst zeigen tut. Und so ganz nebenbei, also in einem ganz anderen Zusammenhang, wird dann angemerkt, daß man landwirtschftliche Produkte (hier der Wein) gar nicht mehr bezahlen könne, wenn es die vielen Erntehelfer nicht geben würde.

    Da fragt man sich natürlich, wo bei Billigprodukten ein Gewinn ensteht und ist schon geneigt, mit den Weinbauern Mitleid zu haben. Erst recht heute, wenn aus hygienischen Gründen Konzerte auf den Gutshöfen ausfallen müssen. Genauso wie diesbezügliche Fernsehbeiträge in Szene gesetzt werden, genauso soll das bei unsereiner ankommen: Hier können gar keine Profite entstehen. Und ja, das ist sogar richtig, mit dem Verkauf einer Flasche Wein für 10 EUR wird tatsächlich kein Profit gemacht. Vielmehr entsteht der Profit an einer ganz anderen Stelle, nämlich mit dem was die Fernsehbeiträge nicht zeigen: Mit der Ausbeutung! Und ganz sicher ist das Ausbeutung, wenn Arbeiter 16 Stunden und mehr am Tage fürs Gut arbeiten, ohne Vertrag, unter dem Mindestlohn und ohne soziale Absicherung. Genau hier entsteht der Profit!

    Prost!

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