Psychologie in unserem Leben

stuhlkreisMit der Psychologie verhält es sich ähnlich wie mit anderen wissenschaftlichen Disziplinen; ihre Ergebnisse können sowohl im Interesse der Menschheit und des Fortschritts als auch für die Vorbereitung und Führung des Krieges (psychologische Kriegführung) und besonders für den Antikommunismus ver­wandt werden. Weil sich die Psychologen bei der Erforschung der psychischen Tätigkeit des Menschen auch mit den Methoden beschäftigen, mittels derer in einer gewählten Richtung auf die menschliche Psyche eingewirkt werden kann, wird sie von den Antikommunisten als ein wichtiges Instrument ausgenutzt und mißbraucht.

Die Psychologie als Waffe

In einigen imperialistischen Staaten wurde eine spe­zielle „politische Psychologie“ geschaffen. Als aktuelle Pro­bleme der „politischen Psychologie“ nennt W. Jacobsen u.a.:

  • Werbepsychologie in der politischen Propa­ganda (rationale und irrationale, direkte und indirekte Beein­flussungspraktiken) ;
  • Demagogie (Arten und Wirkungen politischer Verführungstechniken, Bereitschaft, Un­glaubwürdiges zu glauben);
  • politisch-ideologische Infiltrationsmethoden und ihre Wirkungen. [7]

Mit Hilfe der Psychologie wird festgestellt, welche Me­thoden und Argumente bei den Massen wirken, welche Leit­bilder und Wunschträume sich für die antikommunistische Beeinflussung besonders eignen. Die imperialistische Massenpro­paganda stützt sich hierbei auch auf Erfahrungen der kapitalistischen Reklame, die beim Verkauf von Autos, Staub­saugern u.a. gesammelt wurden.

…abgestimmt auf die jeweilige Zielgruppe

Darauf beruht die Differen­ziertheit der antikommunistischen Propaganda, die sowohl in der Form als auch in der Wahl der Mittel auf die jeweilige Bevölkerungsschicht abgestimmt ist. Die Argumentation des Antikommunismus ist äußerst anpassungsfähig, und je nach den Erfordernissen und der Stoßrichtung werden abweichende und sogar entgegengesetzte, sich widersprechende Argumente benutzt.

Die Wirkung der Gefühle

Die einseitige Orientierung auf die emotionale Seite der menschlichen Persönlichkeit und der Mißbrauch psychologi­scher Mittel ergeben sich aus der Tatsache, daß der Antikorn­munismus nicht in der Lage ist, sich auf sachlicher, wissen­schaftlicher Ebene mit dem Sozialismus zu messen, und es unmöglich ist, den Marxismus-Leninismus zu widerlegen sowie die ökonomischen, politischen und kulturellen Erfolge der so­zialistischen Staaten zu leugnen.

Was ist das Ziel der emotionalen Orientierung?

Der Antikommunis­mus ist eine Ideologie des Hasses und der Vergiftung. Sein Ziel ist es, ein Vorurteil, eine unvernünftige, emotional negative Abneigung gegen den Kommunismus zu erzeugen, um die Menschen den sachlichen, verstandesmäßigen und wissenschaft­lichen Argumenten gegenüber unzugänglich zu machen. Der Mißbrauch menschlicher Gefühle ist ein Grundzug der imperia­listischen Massenpsychologie.

In seiner Schrift „Psychologie der Massen“ erklärt Le Bon: „Bei der Aufzählung der Faktoren, die imstande sind, die Menschenseele zu erregen, könnten wir uns die Erwähnung der Vernunft ersparen, wenn man nicht den negativen Wert ihres Einflusses aufzeigen müßte.“ [8]

Ideologische Verblödung… wie schon bei den Nazis

Die Nazis wandten die imperialistische Massenpsychologie in allen Bereichen der Massenarbeit und Propaganda an; es gelang ihnen, die Mehrheit der deutschen Jugend emotional dermaßen zu verseuchen, daß diese einer verstandesmäßigen Argumentation weitestgehend verschlossen war. Heute stützen sich die antikommunistischen Ideologen in Westdeutschland auf die imperialistische Massenpsychologie und die Erfahrun­gen aus der Nazizeit. Wir reden bei Diskussionen mit west­deutschen Bürgern oft an ihnen „vorbei“, weil sie häufig starke Vorurteile gegen unsere Gesellschaftsordnung, unsere Politik und gegen den Kommunismus überhaupt haben.

Warum so geringe Kenntnisse über Kommunismus?

Eine emotio­nal negative Einstellung zum Kommunismus hindert an der rationalen Erkenntnis. Diese Feststellung wird durch eine so­ziologische Untersuchung, die im Auftrage des „Arbeitskreises für politische Psychologie und Soziologie“ in verschiedenen Orten des Rhein-Ruhr-Gebietes über die „Kommunistische Infiltration“ durchgeführt wurde, bestätigt.[9] Als Ergebnis der Befragung wurde seinerzeit festgestellt, daß die Zahl derjenigen Personen, „die über eine mindestens zureichende Kenntnis des kommu­nistischen Systems“ verfügt, „verhältnismäßig gering ist“. [10]

Ein Bundesbeamter: „Die Leute sind dumm…“

Am Beispiel der Antworten einiger über „Vorstellungen von möglichen Abwehr- und Gegenmaßnahmen“ Befragter wird verdeutlicht, wie die emotional negative antikommunistische Einstellung vieler Bundesbürger zustande kommt. Ein höherer Beamter erklärte: „Die Leute sind dumm, man muß ihnen mit einfachen Beispielen kommen, die selbst so ein Arbeiter ver­steht … Wir werden alles Schlechte als kommunistisch be­zeichnen, dann begreifen die, was Kommunismus ist.“ [11] „Es ist unsere Aufgabe“, so äußerte ein Kulturpolitiker (!), „die Jugend und die breite Masse zu immunisieren, sie also über den Kommunismus aufzuklären. Das bedeutet, daß wir sorgsam abschirmen müssen, so daß sie nicht mit Kommunisten und mit kommunistischen Parolen in Berührung kommt.“ [12]

Ein Studienrat: „Der Kommunismus ist gefährlich!“

Ähnlich äußerte sich ein Studienrat: „Vor allem die Jugend müssen wir immunisieren; das müssen wir rechtzeitig tun, denn die Jugend ist anfällig für radikale Tendenzen. Das beste wäre eine streng abgeschlossene Erziehung und daß die Jugendlichen von allen kommunistischen Einflüssen weggehalten werden … Man muß ihnen einhämmern, daß der Kommunismus gefährlich und kein Umgang für einen wohlerzogenen und gebildeten Menschen sein kann. Und daß man sich vor jeder Berührung mit kommu­nistischen Gedanken schützen muß.“ [13]

Ein CDU-Funktionär: „Objektivität ist irreführend!“

Symptomatisch ist auch die Antwort eines CDU-Funktionärs: „Ihre Frage nach der Objektivität ist irreführend … Wer Objektivität zu suchen vorgibt, der führt etwas Schlechtes im Schilde. Mit solchen Phrasen will man das gesunde Volksempfinden zersetzen. Wir dürfen, um Himmels willen, doch nicht mit den Kommunisten ,objektiv‘ diskutieren, so arbeiten wir doch dem Kornmunis­mus in die Hände. Die dumme Masse versteht doch das nicht. Die läuft hinter jedem Dummkopf her, wenn der von Objektivi­tät redet. Der Kommunismus versucht doch über die Hintertür der sogenannten Objektivität einzubrechen, sich einzuschleichen, das war schon immer so.“ [14]

Erschreckend niedriges Niveau der „Elite“

Diese Außerungen verraten nicht nur ein erschreckend nied­riges geistiges Niveau von Leuten, die sich höchstwahrscheinlich zur „geistigen Elite“ der Bundesrepublik zählen, sie offen­baren vor allem, daß es ihnen nicht um eine sachliche Ausein­andersetzung mit den Kommunisten oder um eine Widerlegung des Marxismus- Leninismus geht. „Aufklärung“ ist für sie identisch mit „Abschirmung“ und „Immunisierung“. Es geht ihnen um die Erzeugung einer emotional negativen Grund­haltung gegenüber der marxistisch-leninistischen Weltanschau­ung und der kommunistischen Bewegung. Das Vorhandensein einer solchen Haltung bei weiten Kreisen der westdeutschen Bevölkerung muß in den Diskussionen mit Bundesbürgern unbedingt berücksichtigt werden.

Der Kommunismus erzieht zum eigenen Denken

Unsere Propagandatätigkeit ist im Gegensatz dazu auf die Förderung des politischen Denkvermögens der Bürger unserer Republik gerichtet. Das heißt jedoch nicht, daß wir die emotio­nale Seite des Erziehungsprozesses nicht beachten, Lenin er­klärte, „daß es ohne ,menschliche Emotionen niemals ein Suchen der Menschen nach der Wahrheit gegeben hat, gibt und geben kann“ [15]. Das Denken der Menschen ist immer – unterschied­lich stark – durch das Gefühl gefärbt. In den Gefühlen spie­gelt der Mensch seine Beziehungen zur Wirklichkeit in der Form des Erlebens wider, und diese können positiv oder nega­tiv sein. Eine emotional positive Einstellung wirkt sich auf die rationale Erkenntnis vorteilhaft aus, während die emotional negative Einstellung die rationale Erkenntnis hemmt.

Wichtig: emotional positive Einstellung!

Ferner müssen wir berücksichtigen, daß die emotional negative Ein­stellung mehr oder weniger stark erhalten bleiben kann, auch wenn der Betreffende die Richtigkeit des Marxismus-Leninis­mus und unsere gesamte Politik verstandesmäßig anerkennt, aber auf Grund der noch nicht restlos überwundenen emotio­nal negativen Einstellung noch Zweifel in sich trägt. Daraus wird deutlich, wie notwendig es ist, die emotionale Einstellung der Menschen in der politisch-ideologischen Arbeit zu berück­sichtigen. Dieses Problem ist für alle Propagandisten von gro­ßer Bedeutung.

Vorurteile und Irrtümer sind zählebig

Auch in der sozialistischen Gesellschaft existieren nach der Errichtung der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse für einen längeren Zeitraum kleinbürgerliche Schichten, und noch länger bleiben kleinbürgerliche Anschauungen und Denkweisen bestehen. [16] Vorurteile und alte Anschauungen sind äußerst zählebig, be­sonders, da die Gegner des Sozialismus versuchen, sie wachzu­halten und noch zu fördern. Das erschwert den Menschen, sich vom alten zu lösen und sich den Sozialismus im Denken und Fühlen anzueignen.

Achtung: Psychologische Kriegführung!

Der Antikommunismus war immer bestrebt, sein ideologisches Gift auf psychologisch geschickte Weise in unsere Republik einzu­schleusen. Das hat die SED in vielen Analysen nachgewiesen. Der Kampf hat besonders auf ideologischem Gebiet an Schärfe zugenommen. Die Imperialisten und ihre Massenmedien führen eine wütende Offensive gegen den Marxismus-Leninismus und verstärken die antikommunistische Hetze. Sie richten ihr be­sonderes Augenmerk darauf, mit ihrer Ideologie in die sozia­listischen Länder einzudringen, die Entwicklung des Sozialis­mus zu hemmen und Stützpunkte für konterrevolutionäre Ak­tionen zu schaffen. Die psychologische Kriegführung ist die gegenwärtige Hauptmethode des imperialistischen Kampfes ge­gen den Sozialismus.

Antikommunistische Leitideen

Der Funktion des Antikommunismus, ideologische Barrieren gegen den Marxismus- Leninismus zu errichten, dient ein gan­zes System imperialistischer und antikommunistischer Leitideen. Zu den wichtigsten in der BRD sind gegenwärtig zu zählen:
– die Totalitarismus-Doktrin;
– die Demagogie von Freiheit und Demokratie;
– die Abendland- und Europaideologie;
– der Revanchismus.

Nicht auf Psycho-Tricks und Dummheiten hereinfallen!

Verschiedene antikommunistische Ideologen bemühen sich, Theorien zu entwickeln, denen zufolge sich der Kapitalismus und der Sozialismus in der gleichen Richtung entwickeln, wo­bei der Sozialismus dem Kapitalismus und umgekehrt der Ka­pitalismus dem Sozialismus immer ähnlicher werden. (Beispielsweise versuchen manche Unternehmen mit „Home-Office“, einer „arbeitnehmerfreundlichen“ Atmosphäre und speziellen Events und Gratifikationen die Ausbeutungsverhältnisse zu verschleiern und die Werktätigen zu noch höheren Leistung anzuspornen. Da wird eine „Team“-Entwicklung propagiert, die tiefe Einblicke in die Privatsphäre der Mitarbeiter ermöglichen soll, um sie so beeinflußbar zu machen. Im Unterschied dazu gibt es → Kollektivität nur im Sozialismus!)

Quelle:
Hans Beyer: „Antikommunismus und Massenpsychologie“. In: Psychologie in unserem Leben, Dietz Verlag Berlin, 1969, S.462-467.

(7) W. Jacobsen: Was ist „politische Psychologie“? In: Politische Psychologie als Aufgabe unserer Zeit. Schriftenreihe: „Politische Psychologie“, Bd.1, Frankfurt a.M., 1963, S.16.
(8) G. Le Bon: Psychologie der Massen, S.93.
(9) H. Wolf: Vorstellungen über den Kommunismus. In: Politische Psychologie als Aufgabe unserer Zeit. S.63ff.
(10) ebd, S.83.
(11) ebd. S.74.
(12) ebd. S. 78
(13) ebd. S.78f.
(14) ebd. S.79.
(15) W.I. Lenin: Rezension zu N.A. Rubakin, Unter Büchern. In: W.I. Lenin, Werke Bd.20, S.257.
(16) Denken und Fühlen in unserer Zeit (Thesen). In: Psychologie in unserem Leben. Dietz Verlag Berlin, 1969, S.496.

Siehe auch:
Was ist eigentlich ein Kollektiv?
Ljubow Pribytkowa: Je zivilisierter, desto unmenschlicher…

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33 Antworten zu Psychologie in unserem Leben

  1. S. Erfurt schreibt:

    Fast ausnahmslos haben alle, die ich während meiner mehrmonatigen Klinikaufenthalte kennenlernen durfte erkannt, daß ihre psychosomatischen Störungen keine Persönlichkeitsstörungen sind, sondern daß deren Ursachen in der Gesellschaftsordnung, insbesondere in Ausübung der Arbeit zu finden sind. Stets ergab sich auch, egal, mit wem ich darüber redete, dasselbe Krankheitsbild, verbunden mit irreparablen psychischen Schäden und daraus folgender Erwerbsunfähigkeit.

    MFG!

    • sascha313 schreibt:

      Das dachte ich mir. Bei den Patienten, die z.B. in einer Tagesklinik sind, fragt man sich manchmal, warum sind die eigentlich hier – der meiste Streß und die Depressionen usw. haben ihre Ursachen im beruflichen Umfeld.

  2. Toby schreibt:

    Von meiner Mutter erfahre ich fast jeden Tag wie schlecht die kapitalistische Gesellschaftsordnung doch ist. Beruflicher Stress ohne Ende muss sie dort fast jeden Tag ertragen! Sie hat bereits in drei Unternehmen gearbeitet in den letzten paar Jahren, die man als „Sauladen“ einordnen kann. Während ich in meiner Ausbildungszeit so gut wie unterfordert war. Dann gibt es da draußen aber immer noch Leute, die entweder durch Glück oder durch Geburt zum Kapitalisten wurden und dann behaupten Sozialismus und Kommunismus sei was für Faulenzer. Wie lächerlich! Aber was will man von solchen Leuten denn nur erwarten?

    MFG

    • sascha313 schreibt:

      Ja, Toby, und das Schlimme dabei ist, diese Leute (die sich für was besseres halten), merken nicht mal, daß sie das Klassenbewußtsein der Kapitalistenklasse angenommen haben.

    • S. Erfurt schreibt:

      Ja, Toby, alles nachvollziehbar. Und letzendlich ist es auch egal ob man seine Angestellten bewusst psychisch zugrunde richtet oder ob sich das Mobbing aus den Arbeitsbedingungen spontan ergibt. So oder So ist die kapitalistische Produktionsweise die Ursache und ich kann Dir bestätigen, sowas hat es in der sozialistischen Produktion nicht gegeben, also daß Kollegen infolge Arbeit psychisch krank wurden.

      Sicher gab es da auch Kollegen die sich nicht riechen konnten, aber nie sind daraus irgendwelche Konflikte entstanden, vorausgesetzt man hat da als Vorgesetzter rechtzeitig und mit dem nötigen Feingefühl eingegriffen. Von solchen Dingen habe ich in meinen Therapiestunden oft erzählt, das meiste Interesse daran hatten die Mitpatienten während die Therapeuten (bis auf ein paar Ausnahmen) sowas gar nicht hören wollten. An einem gesunden Arbeitsklima, wo man miteinander statt gegeneinander arbeitet, hat ein Privatunternehmer nämlich überhaupt gar kein Interesse! MFG

      • „An einem gesunden Arbeitsklima, wo man miteinander statt gegeneinander arbeitet, hat ein Privatunternehmer nämlich überhaupt gar kein Interesse!“

        Jeder Unternehmer, der Menschen beschäftigt, hat das größte Interesse daran, daß ein gesundes Arbeitsklima, wo man miteinander statt gegeneinander arbeitet, herrscht, weil er weiß, daß nur gesunde Schweine ihm einen hohen Gewinn einbringen.

      • sascha313 schreibt:

        @ apropos „gesunde Schweine“
        Genau das erklären uns die bürgerlichen Unternehmensberater, Motivationstrainer und Psychologen auch immer. So schrieb schon einer der härtesten, kapitalistischen Ausbeuter aus den Anfangsjahren des USA-Imperialismus, Henry Ford, in seiner Autobiographie „Mein Leben und Werk“ (Lpz., 1923):
        „Das Wohl und Wehe eines Betriebes hängt davon ab, daß jedes einzelne Mitgleid – unbeschadet seiner Stellung – sich bewußt ist, daß alles, was zum Wohlergehen des Betriebes beiträgt, wenn es ihm zufällig unter die Augen kommt, seine eigne, höchst persönliche Sache ist.“ (S.110) … und an anderer Stelle: „Ein gemeinsames Ziel, an das man ehrlich glaubt, und das man aufrichtig zu erreichen wünscht, ist das allmächtige, einigende Prinzip.“ (S.310) – eine sozialistische Forderung? Nein, weit gefehlt! H.Ford war ein Ausbeuter durch und durch. Ihm lag nichts an einem gesunden Arbeitsklima, wie es in sozialistischen Betrieben, in den Arbeitskollektiven üblich war, sein bestimmendes Prinzip war der Profit. Dazu siehe auch: „DDR: Eine neuartige Arbeitsatmosphäre“ oder das heuchlerische verlogene „kon­struktive Arbeitsklima“ (wie Modrow es nannte) im Kapitalismus.
        …kranke Schweine werden eben beizeiten „ausgemustert“ oder geimpft. So funktioniert der Kapitalismus!

      • „Genau das erklären uns die bürgerlichen Unternehmensberater, Motivationstrainer und Psychologen auch immer.“
        Müssen die doch, sonst würde den Ausgebeuteten schließlich auffallen, daß sie ausgebeutet werden und sich erheben. Aber damit der Schein gewahrt bleibt, wird sich der Kapitalist daran halten. Unruhe unter Arbeiter, gar Streiks, sind nun einmal „schlecht fürs Geschäft“, schlecht für den Profit.

      • S. Erfurt schreibt:

        An einem gesunden Arbeitsklima, wo man miteinander statt gegeneinander arbeitet, hat ein Privatunternehmer nämlich überhaupt gar kein Interesse!

        Die behaupten natürlich das Gegenteil und dementsprechend wird in den Stellenausschreibungen gelogen was das Zeug hält. Ebenso ist das plumpvertrauliche „Du“ vom Geschäftsführer auch so eine psychiologisch geschickt eingefädelte Masche um den Anschein des Vertrauens zu erwecken. Kaffee, Mineralwasser und frisches Obst umsonst, ja sicher doch wissen wir daß man Affen mit Bananen fängt. Nachhaltig, ökologisch, kundenorientiert, klimatisiert, zukunftsorientiert … jaja, wer’s glaubt 😉

  3. Hanna Fleiss schreibt:

    Um auf die Psychologie zurückzukommen, mal nicht auf psychische Störungen: Ich weiß von einem Bekannten, der sich um einen Job als Verkäufer von Immobilien beworben hatte und deshalb einen Lehrgang besuchte, der zum Ziel hatte, zu erfahren, wie man die Leute über den Tisch zieht. Es sind ganz einfache psychologische Tricks, mit denen gearbeitet wird. Der Käufer rechnet im allgemeinen damit, dass man ihn als Kunden, d. h. König, behandelt. Einen größeren Irrtum kann er gar nicht begehen, aber damit wird vom Verkäufer gerechnet, und er erlebt das jedesmal. Dasselbe geschieht ja auch auf politischer Ebene, dort wird mit denselben Tricks gearbeitet. Die Psychologie, die heute gelehrt und angewendet wird, dient keinesfalls der Gesundheit der Bevölkerung, sondern letzten Endes immer dem Maximalprofit. Nicht zu vergleichen mit der Psychologie des Sozialismus.

    Die Naivität der Bevölkerung ist ungeheuer groß. Es kommt den Politikern darauf an, ihr die gegen die Bevölkerung gerichtete Politik „zu verkaufen“. An den Wahlergebnissen kann man ablesen, dass es der Politik immer noch gelingt. Wenn ich davon ausgehe, dass im Kapitalismus alles eine Ware ist, dann ist auch Poliik eine Ware. Das Merkel-Regime hat das Verkaufen von Politik bisher auf die Spitze getrieben, auch wenn etwa 20 Prozent der Bevölkerung die Sache durchschauen. Es müsste also in der Bevölkerung ein „Verkaufslehrgang“ öffentlich gemacht werden, so sehe ich es. Vorher werden wir weder Merkel noch den Kapitalismus los. Da sehe ich eine Aufgabe für jeden, der sich für uns alle verantwortlich fühlt, jedenfalls einen ersten Schritt zur Aufklärung der Bevölkerung.

  4. Renate Casper schreibt:

    Leider weiß ich nicht, wie ich die Antwort unter den Kommentar bekomme, daher Zitat:

    „Das (berufliche und/oder soziale) Umfeld ist nicht die Ursache – höchstens ein Grund oder ein Auslöser, bzw. ein Verstärker. Die Ursache für Depressionen sind bio-chemischer Natur: Es sind Stoffwechselstörungen, die ihre Ursache in einem Zuviel oder Zuwenig an bestimmten Botenstoffen – etwa Dopamin oder Serotonin – in den Nervenzellen haben. Selbst ein gutes soziales und berufliches Umfeld kann die Ursache nicht beseitigen, sondern maximal die Auswirkung – nämlich die durch eine Stoffwechselstörung ausgelöste Depression ein wenig lindern.“

    Da ist die Forschung aber schon viel weiter. Mittlerweile ist klar, dass Stress und Angst sich auf den Stoffwechsel und natürlich auch den Hirnstoffwechsel auswirken. Extremer Stress und Angst (Trauma) können sich sogar auf epigenetische Vorgänge auf Zellebene auswirken und sogar vererbt werden:

    https://www.mpg.de/431776/forschungsSchwerpunkt

    Das hätten gewisse Leute nämlich gerne, dass sich daran nichts ändern lässt, Depressionen und sonstige Störungen allein im Individuum zu verorten. Dann kann man sich an Medikamenten und Therapien dumm und dusselig bereichern und am System muss nichts geändert werden.

    Man sollte sich dazu auch klarmachen, was die weltweiten Traumata durch Kriege gerade anrichten, entsprechend der Forschung wirkt es sich nämlich nicht ausschließlich auf die Psyche, sondern auf den gesamten Körper aus, u.a. im Bereich Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und diese Störungen werden sogar vererbt!

    Aber auch im Kleinen: Seit ich weiß, dass meine „Panikattacken“ durch eine Neigung zu Blut-Unterzucker hervorgerufen werden, empfinde ich solche Attacken nicht mehr als Panik und bin sämtliche dadurch ausgelösten Ängste los. Bin aber ohne ärztliche „Hilfe“ drauf gestoßen, sonst würde man immer noch suchen.

    • sascha313 schreibt:

      Danke für den Hinweis! – Und natürlich können Krankheiten mehrere Ursachen haben. Je tiefer man in die Materie eindringt, desto mehr stößt man auf ungelöste Fragen.

      (P.S. falls ich was korrigieren kann, dann will ich das gerne tun – so ist’s schon i.O. – ich hab den Kommentar mal verlinkt.)

      • Renate Casper schreibt:

        Ich hatte Mitte der 90er Sozialpädagogik studiert und unser Prof. für Psychologie sagte damals, dass gerade ein Rollback von „Umwelt-/Umfeldbedingt“ zu „vererbte Anlage“ vonstatten geht. Und er hat recht behalten, daher versuche ich das möglichst zu korrigieren, wo möglich.

        Das mit der „Vererbung“ stimmt zwar schon, aber wenn das davor liegende Trauma der (vor allem) Mütter nicht beachtet wird, kommt man bei einem nicht gerechtfertigten Fatalismus heraus. Psychische Traumata lassen sich übrigens ganz gut behandeln, aber trotzdem (deswegen?) ist schwer an gute Therapien heranzukommen – ist wohl nicht erwünscht. Gut therapiert gehen soweit ich weiß sogar die epigenetischen „Fehlschaltungen“ wieder zurück. Bin nicht völlig auf dem neuesten Stand.

        Eine im Großen und Ganzen gesunde Bevölkerung ist nicht im Sinne des Kapitalismus, eine verschreckte, eingeschüchterte und leicht kränkliche ist leichter zu „lenken“.

      • sascha313 schreibt:

        Auch hier nochmal danke für die Ergänzung. Die meisten Krankheiten sind im Kapitalismus auf schädliche Umweltbedingungen – Natur und Gesellschaft – zurückzuführen; und vieles wäre leichter heilbar, wenn nicht die ärztliche Kunst auch noch ein Geschäft wäre, mit dem man Geld verdienen kann…

      • Hanna Fleiss schreibt:

        Renate Casper, da muss ich entschieden widersprechen, dass sich psychische Störungen bzw. Krankheiten einfach so vererben. Das hat meines Wissens die Psychologie im Sozialismus nicht gelehrt. Das hätten sie nämlich gern, die Herrschaften. Jeder Mensch hat eine Anlage zu einer psychischen Störung oder Krankheit, er muss nur in die entsprechenden Situationen gestellt werden, dann gibt es den Ausbruch. Anlagen dazu sind in jedem Menschen vorhanden, bei einem mehr, bei einem weniger. Da von Vererbung zu reden, scheint mir unwissenschaftlich. Und dann möchte ich noch auf Selbstheilungskräfte hinweisen. Sie, Renate Casper, haben begriffen, warum Sie Panikattacken haben, weil Sie Wissen dazu haben, Sie können sie regulieren. Das ist der Unterschied zu den Erkrankten, die dieses Wissen nicht haben und denen Vererbung zugeschrieben wird. Was aber geschieht mit den Menschen, die dieses Wissen um Ihre Erkrankung nicht haben? Wäre da nicht Aufklärung die allererste Aufgabe des Arztes?

      • „Wäre da nicht Aufklärung die allererste Aufgabe des Arztes?“

        Ja! … und wenn ein Arzt selber Vertrauen zu seinem Patienten hat, macht er das auch.

        Doch auch hier hat der Kapitalismus ganze Arbeit geleistet und das Vertrauen zwischen Arzt Patient weitestgehend zerstört. Es ist ja, wie Marx treffsicher prognostizierte, alles zur Ware geworden.

    • sascha313 schreibt:

      Wissenschaft ist kein Dogma. Und apodiktische Behauptungen müssen daher noch lange nicht wissenschaftlichen Prinzipien entsprechen. Meinungsstreit ist also immer nur dann produktiv, wenn er in eine progressive Richtung führt.

      Bürgerliche Wissenschaftler versuchen heute natürlich oft mit ihren reaktionären Theorien den Fortschritt aufzuhalten, Vorurteile werden gepflegt und Diskussionen sind emotional oft hochbelastet. Ich kann mich noch sehr gut an die Besserwisserei so mancher westdeutscher Beamter in den ostdeutschen Provinzen erinnern. Sie hatten am Ende unrecht, wollten das aber um keinen Preis der Welt eingestehen…

      Eine dialektisch-materialistische Weltanschauung ist die Voraussetzung dafür, unwissenschaftlichen Auffassungen und Irrtümern zu entgehen. Die Wahrheit ist immer konkret!

  5. S. Erfurt schreibt:

    Depressionen habe ich seit meiner frühesten Kindheit, von daher bin ich davon überzeugt daß die erblich bedingt sind. Meine Oma hatte sie, meine Mutter hat darunter gelitten und mein Cousin hat sich mit mit Anfang 20 das Leben genommen. Das ist jedoch kein Widerspruch zu dem bisher Festgestellten, daß das gesellschaftliche Leben unter kapitalistischen Bedingungen krank macht. Ganz im Gegenteil, Auslöser für die Selbstmorde meiner beiden ehemaligen Nachbarn in Karlsruhe sind zweifelsfrei im gesellschaftlichen und Abeitsumfeld zu finden (finanzieller Ruin und Existenzverlust).

    MFG

    • Hanna Fleiss schreibt:

      S. Erfurt, ich kann das nicht einschätzen bei dir, ich bin ja keine Psychologin oder Psychiaterin, aber ich möchte darauf hinweisen, dass die Nazis davon ausgingen, dass, wenn die Eltern oder ein Elternteil krank war, dann kann es nur erbkranken Nachwuchs geben. Und du weißt, was mit diesen Menschen geschehen ist, sie wurden entweder sterilisiert oder ins Gas geschickt. Ich glaube, schon aus diesem Grund muss mit dem Thema Vererbung psychischer Krankheiten oder Störungen sehr vorsichtig umgegangen werden. Das wird aber in der derzeitigen Psychologie und Psychiatrie nicht gemacht, soweit habe ich mich autodidaktisch informiert, sondern man beruft sich zwar nicht auf die Nazis, aber wie oben Renate Casper schreibt, geht die Lehrmeinung und auch die Praxis genau dahin.

      • sascha313 schreibt:

        Danke, Hanna, der Artikel der Max-Planck-Gesellschaft von Spengler bezieht sich auch ausdrücklich auf die unwissenschaftlichen Lehren von Sigmund Freud. Schon S.L.Rubinstein schrieb 1946:

        „Nach dem ersten Weltkrieg nahm die Krise (der Psychologie – N.G.) schärfere Formen an. Ebenso wie die Krise in der Physik (auf die Lenin in „Materialismus und Empiriokritizismus“ einging) in der Mathmatik usw., war auch diese eine methodologische Krise, die auf dem ideologischen Kampf um die methodologischen Grundlagen der Wissenschaft beruhte.“ – und weiter: „Der Schwerpunkt wurde von den höheren, historisch entstandenen Formen des Bewußtseins auf seine vorgeschichtlichen, primitiven „tiefenpsychologischen“ Grundlagen, vom Bewußtsein auf das Unbewußte, Instinktive verlegt. Das Bewußtsein wurde zu einem maskierten Mechanismus erniedrigt; es hätte keinen realen Einflußauf das Verhalten, das durch unbewußte Triebe gelenkt erschien (Freund). Außerdem nahm die mechanistische Auffassung krasse Formen an und leugnete völlig die Psyche und das menschliche Bewußtsein.“ (S.L.Rubinstein „Grundlagen der allgemeinen Psychologie“, Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin, 1963, S.86.)

        Darin besteht doch heute auch das ganze Dilemma der neueren bürgerlichen „Psychologie“.

      • S. Erfurt schreibt:

        Das eigentliche Problem ist, daß wir früher, also zu Lebzeiten meiner Oma nie über diese Dinge gesprochen haben. Und genau das hängt mit dem Schaden zusammen den der Hitlerismus mit seinen Pseudowissenschaften in den Köpfen der Menschen angerichtet hat. Es gibt nicht ein Foto auf dem meine Oma lacht, nicht einmal lächelt. Sie hat sich zuhause verkrochen und ist nie verreist. Solange ich meine Oma kannte, sie wollte immer nur sterben und in diesem Zustand ist sie fast 90 geworden. Also ich weiß was Depressionen sind, bei mir kommen die schubweise und besonders nach meinem Schlaganfall gab es ganz schlimme Phasen und auch Jahre vorher schon. Diese Art von Depressionen haben mit Sicherheit keine äußerlichen Ursachen, auch keine Gesellschaftlichen.

        Und wie schon gesagt, daß was heutige Arbeitsbedingungen mit den Menschen machen, ist etwas völlig Anderes, das erzeugt keine Depressionen sondern macht die Menschen einfach nur kaputt. Depressionen kann man nicht erzeugen, entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Auf jeden Fall jedoch war ich mit meinen Depressionen viel anfälliger gegen das was mir in meinen letzten Jahren in Sachen Arbeit unter kapitalistischen Bedingungen widerfahren ist und letztendlich zu meiner Erwerbsunfähigkeit geführt hat. MFG

      • Hanna Fleiss schreibt:

        S. Erfurt, wir alle, die wir schon einen gehörigen Teil des Lebens hinter uns gebracht haben, leiden an irgendwelchen Krankheiten. Ich stehe unverändert auf dem Standpunkt, dass Aufklärung das Wichtigste ist. Die Kranken müssen über ihre Krankheit aufgeklärt werden, dann kann der Wille überhaupt erst tätig werden. Nun will ich nicht sagen, dass Wille allein eine Krankheit überwinden kann. Sieh mal, als ich Nierenkrebs bekam, hat mir der Arzt allgemeinverständlich erklärt, wie sich das mit dem Krebs verhält, und das hat mir geholfen, mich nicht aufzugeben und mich nicht bereits als Tote zu sehen. Mit diesem Arzt hatte ich Glück, ich war ziemlich weit unten nach der Diagnose.
        Ich kann dir nur empfehlen, interessiere für entsprechende Literatur über deine Depressionen, ich bin ganz sicher, dass es dir helfen wird, deine Krankheit nicht zu erleiden, sondern zu beherrschen.

      • S. Erfurt schreibt:

        PS: Ich würde Depressionen nicht einmal als eine Krankheit bezeichnen und schon gar nicht als eine Krankheit die man heilen kann. Die Therapeuten und auch Ärzte mit denen ich zu tun hatte, konnten sich unter Depressionen gleich gar nichts vorstellen, schon gar nicht, daß die Betroffenen damit durch die Hölle gehen und nur noch im Freitod einen Ausweg sehen. Letztendlich ist das aber auch nichs Neues daß Heilpraktiker überhaupt keine Ahnung haben und wer sich heute in eine Therapie begibt, sollte seine Erwartungen nicht allzu hoch ansetzen, wie überhaupt Erwartungen in ein Gesundheitswesen unter kapitalistischen Bedingungen. MFG

  6. Renate Casper schreibt:

    Sorry, ich habe mir das von der mpg nicht durchgelesen, ich habe nur so ca. das erstbeste Suchergebnis genommen, darüber informiert hatte ich mich vor längerer Zeit an anderer Stelle. Es ging mir nur darum, das Konzept Epigenetik vorzustellen, da es die Flexibilität erklärt, sich schnell an geänderte Umweltbedingungen anzupassen, da das Warten auf genetische Mutation und Selektionzu lange dauern würde. Darum ist es auch nötig, dass solche Anpassungen vererbt werden. Die Natur treibt doch da keinen Unsinn

    Ich verstehe jetzt nicht, warum Marxisten darauf bestehen, dass Krankheiten „Schicksal“ sein sollen. Meine Intention wird hier völlig fehlinterpretiert.

    Mir ging es darum (so sehe ich das jedenfalls), wenn übelste Lebensumstände und Erfahrungen wie Krieg oder ausweglose Situationen dazu führen können, dass sich der (Hirn-)Stoffwechsel langfristig ändert. dann könnte man an den Ursachen was ändern. Das wollte ich herausstellen, das kapitalistische „Rattenrennen“ macht krank und muss auch deswegen abgeschafft werden.

    Das Gehirn ist übrigens „plastisch“, da ist nicht irgendwann für alle Zeit etwas festgelegt. So können auch Therapien, welche rein kognitiv arbeiten, im „emotionalen“ Bereich wirksam werden.

    Von der sozialistischen Psychologie habe ich leider keine Ahnung. Die zutiefst bürgerliche Psychoanalyse halte ich für Schrott, das Konglomerat um den „Ödipuskomplex“ funktioniert vielleicht im Bürgertum, trifft aber auf proletarische Lebensumstände gar nicht zu. Was einigermaßen brauchbar ist bei Freud sind m.E. die „Übertragungen“.

    OK. lange Story kurz, als „Proletarierkind“ waren mir im Westen die höheren Bildungsweihen verwehrt, mir blieb nur der 2. Bildungsweg und Autodidaktik. Bin mit >60 auch nicht mehr ganz so jung und ich schaffe es nicht mehr, mich um alles zu kümmern, was mich interessiert. Ich weiß nicht, nennt man es Eklektizismus, ich schaue, um mich schlau zu machen, halt auch beim Klassenfeind vorbei, und wenn ich was entdecke, das sich mit meinen Erfahrungen und bisherigem Wissen deckt, dann nehme ich das auch. Ich halte sturen Dogmatismus für kontraproduktiv.

    So, und jetzt besuche ich andere Plätze im www und verbreite antikapitalistische Propaganda, und zwar ganz subtil 😉

    • Hanna Fleiss schreibt:

      Aber Renate Caspar, niemand sieht sie hier bei Nazi-Ideologie verortet. Im Gegenteil, Sie haben ja darauf hingewiesen, dass die heutige Lehre die Einwirkungen der Umweltbedingungen auf den Menschen nicht mehr einbezieht, sondern die Erkrankung als endemisch (also aus dem Inneren kommend) entstanden sieht. Und dies ist zutiefst die Sicht der heutigen Psychologie und Psychiatrie – ohne dass sie darauf öffentlich Bezug nehmen – die Begründung der Nazis (und ihrer medizinischen Vorläuferpropagandisten) für die Euthanasie. Die BRD war aber schon einmal weiter, als nämlich noch die Umweltbedingungen in die Anamnese und Diagnose in die Begründung für die Erkrankung bzw. Störung einbezogen wurden. Insofern ist es natürlich völlig gerechtfertigt, wenn gesagt wird, dass Kapitalismus krank macht. Aber wie wird heute rangegangen? Genau diese Aussage wird negiert, die Ursache der Erkrankung wird allein im Inneren des Menschen verortet, das er als Veranlagung bei der Geburt mitbekommen hat. Und wenn dieses unwissenschaftliche Vorgehen benannt wird, hat das nichts mit Dogmatismus zu tun, sondern mit Wissenschaft. Ich als Nichtmedizinerin stehe auf dem Standpunkt, dass beides eine Rolle spielt – das Innen und das Außen des Menschen, beides Komponenten, die sowohl die Gesundheit als auch die Erkrankung beeinflussen. Und dies war noch in den siebziger/achtziger Jahren der Stand der BRD-Medizin. Ist es heute aber nicht mehr.

    • S. Erfurt schreibt:

      Ich verstehe jetzt nicht, warum Marxisten darauf bestehen, dass Krankheiten „Schicksal“ sein sollen.

      Wie kommst Du denn darauf? Ganz bestimmt sind Marxisten keine Fatalisten. Und ja, eine Krankheit zu bekommen, ist ein Schicksal. Aber hast Du es jemals erlebt, daß man im Sozialismus aus Schicksalen Profit geschlagen hat? Genau das erleben wir hier täglich und genau das ist die entscheidende Frage.

      Tonnenweise werden hier Psychopharmaka verabreicht, mit Nebenwirkungen die man besser nicht kennen sollte. Das ist ein Riesengeschäft!

      Weitermachen 😉

  7. Renate Casper schreibt:

    Nachtrag:
    Mein Beitrag bezog sich vor allem hier drauf:

    „Indirekt war sehr wohl vom „Seelischen“ die Rede, denn hier wurde behauptet, daß Depressionen gesellschaftliche Ursachen haben. Das haben sie aber nicht, weil es sich um eine Stoffwechsel-Erkrankung handelt, die weder ihren Grund und schon mal gar nicht ihre Ursache im gesellschaftlichen Sein hat, sondern rein natürlicher Ursache ist: Wenn die Neuronen im Gehirn zu wenig Serotonin produzieren, bekommt ein Mensch eben Depressionen, selbst wenn die Gesellschaft/das gesellschaftliche Sein ein Paradies wäre.“

    Dann kam die Antwort:

    „aber ich möchte darauf hinweisen, dass die Nazis davon ausgingen, dass, wenn die Eltern oder ein Elternteil krank war, dann kann es nur erbkranken Nachwuchs geben.“

    Wenn massiver Stress (Krieg, Misshandlungen u.ä.) dazu führt, dass „Schalter“ in der DNA umgeschaltet werden und diese Änderungen an folgende Generationen weitergegeben werden, hat das nichts mit der Nazi-Ideologie von „Erbkrankheiten“ zu tun. Im Gegenteil, die gingen ja davon aus, dass diese auf eine falsch angelegte DNA zurückzuführen seien. Epigenese bedeutet aber, dass die „Hardware“ DNA völlig in Ordnung ist, sondern durch den Stress quasi „umprogrammiert“ wurde. Die Nazi-„Lösung“ Euthanasie löst dann nämlich gar nichts, solange die Menschen weiter solchem Extrem-Stress ausgeliefert sind, das Problem wächst dann munter weiter nach.

    Kann es sein, dass ich mich zu unverständlich ausdrücke? Dass man meine Beiträge bei Nazi-Ideologie verortet sieht, stimmt mich etwas fassungslos. Eigentlich versuche ich ständig, deren Rassismus und Menschenverachtung zu widerlegen. Kann aber auch sein, dass man hier ein bisschen „um drei Ecken“ denken muss, um das zu verstehen. Ich weiß jetzt aber nicht, wie ich es klarer ausdrücken soll.

  8. S. Erfurt schreibt:

    @Hanna, ja die Aufklärung ist wichtig, das schrieb ich mehrfach. Und auch, daß man darüber redet. Was meine Depressionen betrifft, die habe ich mir über Jahrzehnte einfach weggesoffen. Mit dem Ergebnis daß ich meinen Körper damit ruiniert habe und die Depressionen geblieben sind. Aber auch den Alkoholismus habe ich schließlich selbst überwunden, ganz allein (!) und das schaffen nur Wenige. Von daher weiß ich auch, wie ich depressiven Schüben begegne und vor allem, woran ich ich sie erkenne.

    Und natürlich habe ich auch gelernt, zu erkennen, was Menschen und insbesondere mich von außen her krank macht, in erster Linie ist das unsere kapitalistische Gesellschaftsordnung. Siehst Du, Depressionen sind davon unabhängig, die hatte ich auch schon vorher, aber sie steigern eben die Anfälligkeit gegenüber dem was uns heute in unserem gesellschaftlichen Umfeld kaputt macht. Natürlich beschreibt der Griff zur Flasche den Weg des Geringsten Widerstandes, und natürlich braucht jeder seine Zeit zu erkennen, was daran falsch ist. Und natürlich hatte ich auch Freunde die sich totgesoffen haben, aber ich würde mir nie anmaßen zu sagen sie wären selbst daran schuld gewesen. Ich habe Hochachung vor jedem der seine Alkoholsucht überwinden konnte, mit oder ohne Hilfe. Von daher finde ich auch den Begriff „Trockener Alkoholiker“ herabwürdigend und menschenverachtend.

    Alkoholismus kann man überwinden, Depressionen nicht. Jemand der behauptet, daß Depressionen heilbar sind, halte ich für unglaubwürdig. Da will Jemand nur Psychopharmaka verkaufen oder dieser Jemand ist ein Quacksalber oder hat von Depressionen überhaupt keine Ahnung. Leider trafen all diese drei Dinge auf denjenigen zu dem ich mich jahrelang anvertraut hatte. Und auch das ist nur allzu typisch für ein Gesundheitswesen unter kapitalistischen Bedingungen. Der erste Schritt, dem zu begegnen ist, es zu erkennen!

    Und jetzt ab ind Bad, 1000 m Freistil 😉

      • Hanna Fleiss schreibt:

        Du Ärmster. Was aber Medikamente angeht, S. Erfurt, da bin ich anderer Ansicht als du. Welcherart deine Depressionen sind, weiß ich ja nicht. Manisch-Depressive benötigen ihr Leben lang Medikamente. Aber es gibt natürlich noch andere Arten von Depressionen, und sie sind durchaus heilbar, das hängt immer von der Disziplin des Erkrankten ab. Da solltest du nicht so misstrauisch sein. Ein wenig Vertrauen musst du den Ärzten schon entgegenbringen. Dass Alk nichts geholfen hat, hast du ja gemerkt. Jetzt hast du dir noch ein übles Laster zugelegt, jetzt darfst du dir noch nicht mal eine Kognakbohne essen, sonst gibt es einen Rückfall. Aber Sport ist eine gute Ablenkung. Aber eben nur Ablenkung. Mit dieser Haltung zu Medikamenten hätte dir das aber genausogut in der DDR passieren können, insofern hat es mit dem Kapitalismus nur bedingt zu tun. Aber red einer, wenn es keinen Gehörgang gibt, in den die Rede gehen kann.

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